123
verteidigen, sondern er sucht ihm durch Entwässerung den Raub
früherer Zeiten wieder zu entreißen und dadurch fruchtbares Erd-
reich zu gewinnen. — Die Nordküste der Niederlande wird von
den friesischen Inseln begleitet, den Resten des vom Meere im Laufe
der Jahrhunderte hinweggerissenen Landes.
Iii. Die Niederlande sind so reich bewässert wie kein anderes
europäisches Land. Außer den drei großen Flüssen Rhein, Maas
und Schelde durchschneidet noch ein weitverzweigtes Kanalnetz das
ganze Land.
Iv. Das Klima der Niederlande ist feucht und nebelig. Der
Boden ist sehr fruchtbar und wird vortrefflich angebaut, haupt-
sächlich mit Handelsgewächsen, wie Tabak, Hanf, Flachs,
Hopfen, Färbepflanzen, Blumen und Gemüse. Getreidebau wird
weniger betrieben. — Vortrefflich ist die holländische Viehzucht
und Milchwirtschaft (Holländer Käse!). Von großer Bedeutung
ist die Fischerei (Heringe). — Arm ist das Land an Waldung
und an Mineralien. Es werden nur Torf und Thon gegraben.
Das fehlende Holz wird aus waldreichen deutschen Ländern, wie
auch aus Rußland und Skandinavien eingeführt.
Unter den holländischen Industriezweigen ragt der Schiffs-
bau hervor. — Der niederländische Handel, welcher an Ausdeh-
nung einst sogar den englischen übertraf, ist noch immer sehr be-
deutend und erstreckt sich über alle Teile der Erde, besonders aber
nach den reichen holländischen Kolonieen.
V. a. Die Niederlande haben auf einem Flächeninhalte von
33000 qkm Millionen Einwohner, so daß auf 1 qkm
131 Menschen treffen. Demnach sind unter den europäischen Staaten
nur Sachsen und Belgien noch dichter bevölkert.
d. Die Holländer sind rein germanischen Stammes.
o. Vs der Bewohner sind protestantisch, an 2/5 — vorzugsweise
in den südlichen Provinzen — katholisch.
ä. Die Holländer stehen — wie alle Völker germanischen
Stammes — auf hoher Bildungsstufe. Für Volksschulen ist treff-
lich gesorgt. Außerdem bestehen viele Mittelschulen und vier Uni-
versitäten.
6
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214
gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme
des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht verwaltet.
— Hauptort ist das gewerbereiche Fes, zugleich wichtigster Handels-
platz des Innern, mit 100—150 000 Einwohnern. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko mit 50 000 Einwohnern liegt prächtig am Fuße
des schneebedeckten Atlas. — Tanger (20000 Einwohner), unfern
der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste See-Handelsplatz
Marokkos.
West- und Südafrika.
Größere Staaten fehlen an der westafrikanischen Küste durch-
weg; doch finden sich an ihr zahlreiche europäische Besitzungen, in
denen mit den Eingeborenen ein ziemlich lebhafter Tauschhandel
getrieben wird (Palmöl und Elfenbein gegen Baumwollenwaren,
Pulver, Branntwein rc.). — Das Klima ist fast ausnahmslos
sehr ungesund.
Von der Mündung des Senegal an ist die Küste südwärts
unter dem Namen S e n e g a m b i e n größtenteils in französischem
Besitze. Die nun folgende Küste von Oberguinea ist in den
wichtigsten Punkten von den Engländern besetzt. Hier liegen
auch die deutschen Kolonieen Togoland und Kamerun. Die Küste
von Niederguinea ist bis zur Mündung des Kongo franzö-
sisch, von hier ab portugiesisch. Nun folgt vom 18. 0 südl.
Breite bis zum Oranje-Fluß das deutsche südwestafrikauische
Küstengebiet mit dem Hinterlande Damara und Namaqna.
Die Südspitze Afrikas wird von der englischen Kafikolonic
eingenommen. Hanptort derselben ist die Kapstadt (Fig. 36)
mit 45 000 Einwohnern, wichtig als Ausfuhrplatz für die Pro-
dukte des Landes: Kapwein, Wolle, Weizen, Straußenfedern,
Diamanten u. s. w.
Nördlich von der Kapkolonie liegen die zwei von ausgewan-
derten niederländischen Bauern (Boeren) gegründeten Freistaaten:
die Oranje - und die Transvaal-Republik, welche ausgedehnte
Nindviehzucht betreiben.
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184
sächlich Thee, Seide und Seideuwaren, Tabak, Baumwolle, Reis,
Rhabarber, Porzellan und Papier.
Die Chinesen, neben den Japanesen das vornehmste Volk der
mongolischen Rasse, sind begabt, arbeitsam, friedfertig, höflich und
mäßig, dabei aber auch betrügerisch und voll hochmütiger Ver-
achtung gegen alles Fremde. Unter den noch bestehenden Kultur-
völkern sind die Chinesen das älteste. Viele der wichtigsten Er-
findungen kannten sie schon lange vor den Europäern. Aber auf
der einmal erreichten Stufe sind die Chinesen seit Jahrhunderten
stehen geblieben, weil sie in blinder Verehrung zur Vergangenheit auf-
schauten und in dünkelhafter Selbstüberschätzungsich bis in die neueste
Zeit von allen anderen Völkern abschlössen. Erst seit 1842 ist China
teilweise den Ausländern geöffnet. Unaufhaltsam dringen nunmehr
europäische Einrichtungen im Lande ein. Die Erbauung von Eisen-
bahnen ist nur noch eine Frage der Zeit.
Herrschende Religion ist die heidnische. Infolge rastloser
Thätigkeit besonders katholischer Missionäre zählt China jetzt schon
trotz vielfacher Verfolgung weit über 1 Million Christen.
China ist ein unumschränktes Kaiserreich. Der Herr-
scher, „der Sohn des Himmels", vereinigt in sich die höchste weltliche
mit der höchsten geistlichen Gewalt. — Das Land wird in 18 Pro-
vinzen eingeteilt, welche unter fast ganz selbständigen Statthaltern stehen.
Das eigentliche China soll angeblich über 60 Städte mit mehr
als V2 Million Einwohnern zählen; doch ist die Bevölkerungsangabe
sehr schwankend. Gewiß ist, daß das Mündungsgebiet der beiden
Hauptströme so dicht bevölkert ist, wie kein anderes Land der Erde.
Ein Teil der Bewohner lebt hier ständig auf Flößen im Wasser.
Bei solcher Übervölkerung treten trotz der Fruchtbarkeit des Bodens
oft Hungersnot und Seuchen auf. Viele Chinesen wandern deshalb
nach Indien, Amerika und Australien aus.
Die wichtigsten Städte Chinas sind:
Peking (mit über l4/a Millionen Einwohnern) ist die nörd-
liche Haupstadt.
Tientsin (mit fast 1 Million Einwohnern) ist die Hafen-
stadt für Peking.
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Extrahierte Ortsnamen: Japanesen China China China China Indien Amerika Chinas Peking Tientsin Peking
198
Arabien und die Sinai-Halbinsel.
Arabien, die größte asiatische Halbinsel, ist sehr wenig gegliedert.
Das Innere, eine öde Hochfläche, wird von räuberischen Beduinen (d. h.
Kinder der Wüste) durchzogen. Nur das Küstenland ist anbaufähig.
Produkte sind: Kaffee, Weihrauch, Gummi, Kamele, edle Pferde.
Die fast ausnahmslos mohammedanische Bevölkerung
wird auf etwa 2 Millionen geschätzt.
An der Westküste, die unter türkischer Herrschaft steht, liegen
die heiligen Städte Mekka (45000 Einwohner) und Medina
(20 000 Einwohner) mit ihrem Hafenorte Dschidda (30000 Ein-
wohner). — Mekka, der Geburtsort des Propheten, ist der religiöse
Mittelpunkt aller mohammedanischen Völker. Im Vorhofe der Hanpt-
moschee steht die Kaaba, ein würfelförmig erbautes Heiligtum, in
welchem ein abgöttisch verehrter schwarzer Stein eingemauert ist.
— Nördlich von Mekka liegt Medina mit dem Grabe Moham-
meds. Beide Städte sind alljährlich das Ziel vieler Tausende von
Wallfahrern, welche selbst aus den entlegensten Ländern hierher pil-
gern, um dadurch ein Gebot des Koran zu erfüllen. Das Zusammen-
strömen so großer Menschenmassen bewirkt besonders in Dschidda
einen lebhaften Handelsverkehr, ist aber auch häufig die Ursache zur
Verbreitung gefährlicher Krankheiten (besonders der Cholera).
In der südlich von Mekka gelegenen Landschaft Jemen, der
fruchtbarsten Region der Halbinsel, wird besonders Kaffee gebaut.
Ausfuhrhafen hierfür ist Mokka (Mokka-Kaffee!). — Unfern der
Südwestspitze Arabiens liegt die britische Stadt Aden (23 000 Ein-
wohner), der wichtigste Handelsplatz der ganzen Halbinsel, von großer
Bedeutung außerdem als Kohlenstation für die Dampfschiffahrt.
Die Ostküste Arabiens gehört teils dem Sultanat Oman
mit der Hauptstadt Maskat, teils der durch Perlenfischerei be-
rühmten türkischen Provinz El Asa an.
Die Halbinsel Sinai liegt im Nordwesten Arabiens zwischen
den Busen von Suez und Akaba. Das 2600 m hohe Sinaische
Gebirge ist für ewige Zeiten eine Stätte des Heiles; denn ans ihm
empfing Moses die zehn Gebote Gottes.
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249
Brasilholz (wovon das Land seinen Namen hat), den Kautschuk
und verschiedene Farbhölzer. Von größter Wichtigkeit ist die Land-
wirtschaft. Das hervorragendste Produkt ist der Kaffee.
Brasilien erzeugt hiervon mehr als die Hälfte des Bedarfes der
ganzen Erde (im Jahre 1884/85 um ungefähr 350 Millionen
Mark). Außerdem sind noch wichtige Produkte: Tabak, Zucker,
Baumwolle, Vanille, Kakao, alle Getreidearten, auch Wein und
Obst. — In den Ebenen wird großartige Viehzucht getrieben.
Die Industrie ist noch sehr belanglos. — Der Han-
del gewinnt durch die Ausländer immer mehr an Bedeutung.
Ausgeführt werden die Naturerzeugnisse, eingeführt zur Zeit noch
sämtliche Industrie- und Luxuswaren.
Die Bevölkerung des Riesenreiches ist ganz gering; auf einem
Flächenraum von 8 337 000 qkm (15mal mehr als Deutschland)
wohnen nur 13 Millionen Einwohner; es treffen also auf
1 qkm nicht einmal zwei Menschen. — Der Abstammung nach
sind ungefähr 5 Millionen Europäer (darunter viele Deutsche),
2 Millionen Neger, welche zum Teil noch Sklaven sind, 1v2 Million
wilde Indianer (bekannt die Botokuden) und 4 Millionen Misch-
linge. — Mit Ausnahme der Indianer sind sämtliche Bewohner
katholisch.
In neuerer Zeit ist Brasilien vielfach das Ziel der Auswan-
derung geworden. Neben manchen verfehlten Ansiedelungsversucheu
verdienen besonders die deutschen Kolonieeu in Südbra-
silien Erwähnung, da dieselben bisher gut gediehen sind.
Brasilien ist ein konstitutionelles Kaiserreich, das in
20 Provinzen eingeteilt wird.
Die Hauptstadt Rio de Janeiro (mit den Vororten über
400 000 Einwohner) liegt überaus malerisch am schönsten Hafen
Südamerikas und ist der wichtigste Ausfuhrplatz für Kaffee und
Zucker. — Bahia (140000 Einwohner), die zweite Handels-
stadt Brasiliens. — Pernambuco (130 000 Einwohner) ver-
mittelt hauptsächlich den Export von Brasilholz, das nach dieser
Stadtauch Pernambucholz genannt wird. — Para (40000 Ein-
wohner) betreibt vorzugsweise den Handel mit Kautschuk. — Porto
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Südamerikas Bahia Brasiliens Pernambuco
165
— Sehr lebhaft ist der Handel mit den germanischen Nachbar-
ländern. Ausfuhrartikel sind: Fische, Roheisen, Eisen- und Stahl-
waren, Kupfer, Holz und Holzwaren, Butter und Käse.
V. a. Skandinavien ist unter allen europäischen Ländern am
schwächsten bevölkert. Auf der großen Fläche von 776000 girrn
leben über 6^/2 Millionen Menschen, nur wenig mehr als in
dem kleinen Belgien. Auf 1 girrn treffen 8 Bewohner.
b. Der größte Teil der Bevölkerung ist germanischer Ab-
kunft. Im Norden leben einige Tausend Finnen und Lappen,
welche der mongolischen Rasse angehören.
o. Die lutherische Konfession ist im ganzen Lande
alleinherrschend.
ä. Der öffentliche Unterricht wird sorgsam gepflegt.
Die Kinder von Bewohnern zerstreut liegender Gehöfte werden durch
eigens angestellte Wanderlehrer unterrichtet. Für höhere Bildung
bestehen zahlreiche Mittelschulen und drei Universitäten.
Die Skandinavier sind von großer, starker Gestalt und
werden als religiös, gastfreundlich, treuherzig und vaterlands-
liebend geschildert.
6. Die skandinavische Halbinsel umfaßt die zwei voneinander
ganz unabhängigen konstitutionellen Königreiche Schweden und
Norwegen, welche nur durch Personalunion verbunden sind,
d. h. einen gemeinsamen Herrscher haben.
Schweden.
Der nördliche Teil Schwedens — Norrland — ist wenig
bebaut und sehr schwach bevölkert. — In Swealand, dem mitt-
lern Teile, liegt die Haupt-und Residenzstadt Stockholm prächtig
am Abfluß des Mälarsees (216 000 Einwohner). Erster Handels-
platz der Halbinsel. — Upsala (20000 Einwohner), Universität
mit berühmter Bibliothek. — Nördlich davon liegen die großen
Eisenbergwerke von Danemora und die Kupfergruben von Fa-
lun. — In Gotland, dem südlichen Teile Schwedens, ist die
lebhafte Handelsstadt Göteborg (deutsch Gotenburg) mit 91000
Einwohnern. — Malmö (45000 Einwohner) und Ystad sind
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M
— 170 —
Edelsteine und schöne Marmorarten. Auch hat Rußland mächtige,
noch wenig benützte Steinkohlenlager und ergiebige Petroleumquellen
(letztere am Kaspischen Meere).
Trotz so reicher natürlicher Hilfsquellen steht die russische In-
dustrie noch weit hinter der westeuropäischen zurück. Von Be-
deutung ist nur die Baumwollen-, Wollen- und Leinenweberei, die
Lederfabrikation (Juchten) und Branntweinbrennerei. In neuerer
Zeit geschieht sehr viel zur Hebung der Industrie.
Der Handel Rußlands ist jetzt schon von großer Wichtigkeit
und dabei noch in steter Ausdehnung begriffen. Zur Ausfuhr ge-
langen vornehmlich: Getreide, Hanf, Flachs, Holz, Talg, Wolle,
Rindvieh, Schweine, Pelzwerk und Leder. Dagegen müssen fast
sämtliche Luxus- und ein großer Teil der Industrie-Artikel noch ein-
geführt werden.
V. a. Obwohl das europäische Rußland 87l/2 Millionen
Einwohner zählt, so ist es doch unter allen europäischen Län-
dern nach Skandinavien am schwächsten bevölkert; denn auf 1 qkm
treffen nur 16 Meuschen. Wäre Rußland so dicht wie z. B.
Deutschland bewohnt, so müßte es ans seinem Flächenraum von
fast 5 390000 qkm ungefähr 460 Millionen Einwohner haben;
aber große Bodenstrecken Rußlands sind des kalten Klimas wegen
sehr schwach bevölkert. So hat der Bezirk Archangel, der Deutsch-
land an Größe weit übertrifft, nur etwa 300000 Bewohner. —
Die dichteste Bevölkerung findet sich in der Mitte Rußlands, be-
sonders in der industriereichen Gegend um Moskau. — Nur zehn
Städte des ungeheuren Reiches haben mehr als 100000 Ein-
wohner.
b. Bezüglich der Abstammung herrscht in der Bevölkerung
Rußlands ebenso große Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit wie
in derjenigen Österreich-Ungarns und der Türkei. Doch ist in
Rußland der slavische Stamm so stark vorherrschend, daß
ihm mehr als 3/4 der Gesamtbevölkerung angehören. Unter den
verschiedenen Völkern des slavischen Stammes bilden die Russen
(65 Millionen) weitaus die Mehrzahl gegenüber den Polen
(8 Millionen). Außerdem leben in Rußland:
Hl
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Skandinavien Deutschland Moskau Polen Rußland
250
Alegre (40 000 Einwohner) ist der Hafen für die deutschen Kolo-
nieen in Südbrasilien.
Die Republik Bolivia.
Diese nach Bolivar, dem Befreier Südamerikas, benannte Re-
publik ist durchweg Binnenland, das gebirgsreichste und höchst-
gelegene Amerikas. — Die Bewohner (2y3 Millionen auf
1 139 000 qkm) sind größtenteils Indianer und Mischlinge. Sie
bekennen sich ausschließlich zur katholischen Religion. Bolivia ist
durch seinen Mineralreichtum, besonders an Silber, Kupfer und
Zinn, bekannt. Infolge eines unverständigen Betriebes, sowie fort-
währender Kriege und der herrschenden Unsicherheit ist aber der Bergbau
stark zurückgegangen. Auch Industrie und Handel sind gering.
Hauptstadt ist Sucre mit 12000 Einwohnern. — Der
größte Ort ist La Paz (26 000 Einwohner), unfern des Titicaca-
sees. — Potosi mit 11 000 Einwohnern war einstmals seiner
reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die meisten
derselben verlassen. — Cochabamba ist nunmehr die gewerb-
reichste Stadt.
Die Republik Argentina
hat 2 836 000 qkrn und 3 Millionen zumeist katholische Einwohner,
unter denen 3/4 Millionen eingewanderte Europäer sind. Der größte
Teil des Gebietes ist eine ungeheure, grasreiche Ebene (die
Pampas), auf der das ganze Jahr über große Herden von den in
früheren Jahrhunderten aus Europa eingeführten Haustieren weiden.
Man schätzt die Zahl der Pferde und Esel auf 5 Millionen,
die der Rinder auf 18 Millionen, der Schafe auf 75 Millionen.
Die Viehzucht bildet denn auch die Hauptbeschäftigung der Be-
wohner und liefert für den Handel die wichtigsten Ausfuhrartikel.
Obenan steht hierin seit neuerer Zeit die Schafwolle (jährlich
durchschnittlich um 140 Millionen Mark), außerdem das Fleisch
der geschlachteten Rinder, das frisch, trocken, eingesalzen, konser-
viert, als Extrakt u. s. w. versandt wird, ferner Häute (80 Mil-
lionen Mark), Knochen, Talg und andere tierische Produkte. —
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Extrahierte Personennamen: Südamerikas Potosi
Extrahierte Ortsnamen: Südbrasilien Bolivia Bolivar Amerikas La_Paz_( Cochabamba Europa
459
Afrika — das Kapland.
arbeiten, sind hart gegen Feinde, doch den Freunden tren. Die einzelnen
Stämme oder Ama's haben erbliche Oberhäupter, nicht immer gleich Homers
Völkerhirten mit einem Rath der Vornehmsten zur Seite; denn bei den Zulahs
gilt der König grade wie in Dahome, für den Herrn über Leben und Tod,
und kann, wenn seine Natur dahin neigt, gar leicht zum blutdürstigen Tyrannen
werden*). Die Hottentotten, auch aus mehreren Stämmen (Griquas,
Koranas, Namaqnas rc.) bestehend, sind blos Hirtenvölker und ihre Kraals oder
Dörfer aus beweglichen Zelthütten zusammengestellt. Musik und Tan; liebend,
sind sie dennoch überaus trag und geistiger Bildung schwer zugänglich-, ein
Gürtel und eine Thierhaut als Kroß oder Mantel genügt ihnen zur Kleidung.
Gegen Vieh tauschen sie Brantewein und Tabak ein, ihre höchsten Genüsse; sonst
haben sie nichts weiter zu erstreben. Dabei sind sie aber gastfrei, wie die Kaffern
auch. Die sogenannten Buschmänner (holländisch: Bosjesmans), die auf
thierische Weise in Wäldern und Wildnisien hausen, gehören auch zur Raße der
Hottentotten; man meint, sie seien Abkömmlinge derer, die im 17. Jahrhundert
von den Europäern ihres Viehes beraubt und verjagt worden.
Es hat lange gewährt, ehe sich eine europäische Seemacht zu Niederlassungen
an der Südküste Afrikas entschloß. Es war kein Goldland, die Portugiesen also
eilten stets daran vorüber, um nach Sofala und weiter zu gelangen. Höchstens
wurde nur so lange verweilt, bis frisches Wasser eingenommen und Vieh geraubt
war. Erst später begriff >nan die Wichtigkeit einer dortigen sichern Station für
die Jndienfahrer, und als der holländische Wundarzt Ribbek sich von den Hotten-
totten ein Stück Land am Kap um etwas Leinwand erhandelt hatte, folgte die
Regierung seinem Beispiel und kaufte einen beträchtlichen Strich Südküste ilm
15000 fl., die sie in allerlei Waaren bezahlte. So entstand im Jahr 1652 die
Kolonie Kap land, die sehr bald eine große Bedeutung erhielt. Europäisches
Getreide, Obst, Wein, Südfrüchte gediehen nach Wunsch. In neuester Zeit hat
man noch Baumwolle, Kaffee, Thee, Bambus und sogar den Brodbaum dahin
verpflanzt rmd macht Versuche mit der Seidenzncht. Die Kolonie kann als
Keim einer Kultur betrachtet werden, die sich im nächsten Jahrhundert über ganz
Südafrika ausbreiten wird. Bis 1806 blieb sie holländisch. Seitdem gehört sie
den Engländern, welche damals, als Holland dem Willen Napoleons gehorchen
mußte, sich des Kaps bemächtigten und es im Friedenschluß 1814 behielten.
Das ganze Gebiet, wozu jetzt das schöne Küstenland Natal gehört, umfaßt
gegenwärtig 10000 Qm. und hat über 300000 Bew., nämlich 60000 Weiße,
meist Holländer, 50000 Neger (gewesene Sklaven) und Malaien. Die übrigen
sind theils Hottentotten, deren viele das Christenthum angenommen und sogar
Ackerbau treiben, theils Kaffern, besonders Betschnanen, deren großer Hauptort
*) ist noch nicht lange, daß die Völker in der Nähe des Kaschangebirgs
Beispiele davon erlebten. Die Zulahs wurden Eroberer, ihr Herrscher aber,
in fast wahnsinniger Blutgier, ging aufs Morden aus und suchte ganze Stämme,
die sich schon unterworfen hatten, auszurotten. Man sieht jetzt weite, vorder
zahlreich bewohnte Landstrecken völlig menschenleer.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Ribbek Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Dahome Afrikas Sofala Südafrika
576
Deutscher Bund — Preußen.
um so bedeutender sein. sie liefert indeß nur wenig über 205 Millionen Quart *),
während man fast eben so viel Branntwein fertigt, dessen verderblicher Gebrauch
sich leider im Uebermaß besonders an der Ostsee und in Posen verbreitet hat.
Die unfrnchtbarsten Landstriche sind auf der Eifel und aus dem Hunsrück.
Rindviehzucht wird möglichst gepflegt, doch zählt man kaum 5 Mill. Stück;
die benachbarten Küstenländer Mecklenburg, Holstein und die altfriesischen Mar-
schen sind reicher daran. Das gleiche ist mit der Pferdezucht der Fall. An
Schafen, zum Theil veredelten, zählt man 12 Mill., also im Verhältniß mehr
als in Oestreich. Die in den wärmsten Gegenden versuchte Seidenzncht
liefert den Fabriken einen Zuschuß von etwa 50000 Pfund Cocons. Preußen
hat keine Schätze edeln Metalls. Die Ausbeute an Silber ist gering, an Kupfer
schon etwas mehr, Eisen und Steinkohlen aber gewinnt man in hinreichen-
der Masse, besonders in Oberschlesien, und in den Flußgebieten der Sieg, Ruhr
und Saar. Salz ist genug, selbst zur Ausfuhr.
So mäßig die natürliche Produktion, so bedeutend ist die Betriebsamkeit
der Bewohner Berlin, Magdeburg, Breslau, Düsseldorf, Elberfeld, Aachen und
andere Städte machen der deutschen Industrie Ehre; die Länder Berg und Cleve
mahnen an England. Den Nationalwohlstand zu heben ist man überall bemüht,
wo Natur und politische Verhältnisse es irgend erlauben. Schade, daß für den
fernen Osten, für die Provinz Preußen nämlich, in dieser Hinsicht sich wenig
thun läßt, da man zwar den Unterlauf der Weichsel besitzt, aber das 1793 er-
worbene Warschau wieder verloren hat, und nun durch die Mauthen des zu
weit vorgeschobenen russischen Reichs von Polen abgeschnitten ist; und was den
Westen betrifft, so fehlen hier die Seehäfen. Zum Glück sind die Ströme und
mehrere ihrer Nebenflüsse schiffbar, und konnten durch Kanäle (zwischen Weichsel,
Oder, Havel und Spree, zwischen Münster und Nordholland, zwischen Rhein
und Maas) in Verbindung gebracht werden. Die Zahl der Dampsboote ver-
mehrt sich, und wie für Heerstraßen selbst in der sandigen Mark, und für Posten
vorzüglich gesorgt wird, so hat auch ein System von Eisenbahnen begonnen, das
bereits die Punkte Berlin, Stettin, Magdeburg, Leipzig, Breslau, Cassel, Düssel-
dorf und bis Belgien verknüpft. Dies und der Zollverein, dessen Erhaltung der
preußischen Regierung sehr am Herzen liegt, verheißt dem innern Verkehr eine
noch glänzendere Zukunft. Der Seehandel kann der Natur der Sache nach
nur beschränkt sein, da die Häfen (Königsberg, Danzig, Stettin u. a.) nur am
baltischen Meere liegen, und sich deshalb mit Hamburg und Triest nicht messen
können; doch zählt man 1000 Seefahrzeuge, und die Vergleichung dessen, was
der gesammte Staat zu Land und Wasser ein - und ausführt, ist erfreulich. Was
nämlich Fabrikate betrifft, so ist die Ansfuhr größer, an Naturprodukten aber
die Einfuhr, und zwar nicht an Nahrungsmitteln, denn Getraide hat man
*) Nach Verhältniß der Population wird in England fast 4mal so viel Bier
gebraut; in Sachsen trinkt man doppelt, in Wirtemberg mehr als 3mal so viel
Bier als in Preußen. Als Hauptland der Bierbrauerei ist Baiern bekannt, es
verfertigt 5'/zmal so viel, folglich nach Verhältniß mehr als England.
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Extrahierte Personennamen: Cassel
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Posen Holstein Oestreich Oberschlesien Berlin Magdeburg Breslau Elberfeld Aachen England Warschau Nordholland Rhein Maas Berlin Stettin Magdeburg Leipzig Breslau Belgien Königsberg Danzig Stettin Hamburg England Sachsen Wirtemberg Baiern England