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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 435

1839 - Wesel : Bagel
43 5 beleidigen. Er starb schnell in einem Alter von 57 Jahren und setzte den August zum Erben ein. Virgilius Maro, der ausgezeichnetste epische Dichter der Römer, war zu Andes bei Mantua geboren. Im 30sten Jahre kam er nach Rom, um die Zurückgabe seiner Güter, welche' in Folge des Befehls der Triumvirn, wie die so vieler Anderer, in Besitz genommen worden waren, zu bewirken. Pollio, Tribun, führte ihn bei Oktavian ein und bald gewann sich der talentvolle junge Mann Mäcens Gunst. Schon wollte er in das ihm zugesagte rechtmäßige Eigenthum einziehen, als der jetzige Besitzer sich weigerte, es herauszugeben. Er mußte eine zweite Reise nach Nom machen. Sein Gedicht vom Laudbau, die Georgika und die Hirtengedichte, Eklogen, sind frühere, die Aeneis oder Aeneide die letzte Arbeit von ihm. Er starb, 52 Jahre alt, kurz nach der Rückkehr aus Griechenland, und wurde bei Neapel begraben. Auf seinem Sterbelager befahl er, die Aeneide, als ein mangelhaftes Werk, zu verbrennen, ein Beweis seiner Bescheidenheit. Im Umgang war er sanft, ohne alle Anmaßung, und in der Freundschaft treu. Unter den Dichtern seines Zeitalters wird ihm die erste Stelle eingeräumt. Seine Kunst des Ausdrucks ist bcwundernswerth, und von den einfachsten und sanftesten Emvfindungen steigt er unbemerkt bis zur Darstellung des Erhabensten hinauf. Publius Ovidius Naso, aus ritterlichem Geschlechte, war in Sulmo geboren. Wenn nicht an Tiefe und Erhabenheit, so doch an Leichtigkeit und Gewandtheit übertraf er andere Dichter seines Zeitalters. Er war oum Dichter geboren und Alles, was er schrieb, wurde zum Vers. Sein Hang zum Vergnügen und sinnlichen Genusse, dem er sich bei blnen: ansehnlichen Vermögen hingeben konnte, verhinderte ihn, etwas vollendetes zu erzielen. Sein vorzüglichstes Gedicht sind die Metamor- phosen oder Verwandlungen, ein bunter Kranz von Erzählungen, welcher p'e Entwicklung aller Ereignisse von der Schöpfung des Weltalls an ^ auf Julius Cäsar enthält. In seinen Fasti, Kalender, ist die ^"gewebte Geschichte von der Lukretia gelungen. Auch als Sänger ^ Liebe kennen wir ihn, doch nicht der himmlischen, sondern der rein änlichen. . Bis in sein 50steö Jahr hatte Ovid in angenehmen Verhältnissen 111 Nom gelebt und war bei Hofe und in Gesellschaften gern gesehen, ^il er die Gabe feiner und leichter Unterhaltung in hohem Grade Auf einmal wölkte sich sein Himmel. Er wußte um ein Vcr- ^"tuiß, das August nahe betraf, wahrscheinlich gieng es die Julia an, 28»

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 771

1839 - Wesel : Bagel
771 kleine Oper: „Der Dorfwahrsager", wozu er die Musik selbst compo- nirte, fand vielen Beifall. Da er aber einen tadelnden Brief über die französische Musik schrieb, so fiel Alles so über ihn her, daß er es für gerathen fand, Paris zu verlassen, und begab sich nach Genf, wo er in alle Rechte eines freien Bürgers eintrat. Rach Savoyen gegangen, schrieb er in Chambery seine Abhandlung über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen, die wiederum großes Aufsehen erregte. Voltaire (Woltär) widerlegte ihn auf witzige Weise. In Montmorency, wo er in glücklicher Einsamkeit lebte, schrieb er seinen Contract social oder Gesellschaftsvertrag, die neue Heloise und seinen Emil, Werke, die mit ausgezeichnetem Beifall aufgenommen wurden und mächtig auf sein Zeitalter einwirkten. Viele jedoch geben ihm Schuld, durch einige seiner Werke zu dem Ausbruche der schauderhaften französischen Revo- lution mitgewirkt zu haben. Indessen wurde sein Ruhm immer mehr verbreitet, ob er sich gleich auch durch sein freies, gar oft den herr- schenden Ansichten völlig widersprechendes Urtheil so manche Feinde zuzog. — Die neue Heloise, ein Roman, worin zwei Liebende am Fuße der Alpen geschildert werden, machte überall großes Aufsehen. Die vorzüglichste Aufmerksamkeit aber erregte sein Emil, ein vortreffliches ' Werk über Erziehung. Rousseau hatte von einer Haushälterin, die er später noch zur Frau nahm und die sich in seine Launen gut zu fügen wußte, fünf Kinder, die er indessen, sonderbar genug, alle in ein Findlingshaus schickte, oder in eine solche Anstalt, wo ausgesetzte Kinder aufgenommen werden, was ihm später große Gewissensbisse verursachte. Diesen Fehler zu verbessern, sagte er, habe er den Emil geschrieben. Obgleich seine über die Bibel darin, wie in der Julie oder neuen Heloise, ent- haltenen Aeußerungen nach den Fortschritten und aufgeklärteren Begriffen unserer Zeit manches Treffende enthalten, so wurde er doch von der Geistlichkeit verfolgt und sein Emil selbst in Genf verbrannt. In einem kleinen Dorfe bei Neufchatel fand er Aufnahme und bekannte sich hier zur protestantischen Kirche. Auch von hier sich zu entfernen genöthigt, lebte er einige Monate auf der Petersinsel am Bielersee, wo er sich besonders der Botanik oder Kräuterkunde widmete, deren Kenntniß er auch der Jugend besonders empfahl. Doch man trieb ihn fort und in Paris wurde er von den Philosophen so von Spott begeifert, daß es ihm erwünscht seyn mußte, wenn ein Hume, als Philosoph und Geschichtschreiber bekannt, ihn mit sich nach England nahm. Zwar wurde er hier mit Begeisterung empfangen; allein Humes Kälte stach sehr ab gegen Nousseaus Wärme und der geistvolle Franzose trennte 49»

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 772

1839 - Wesel : Bagel
772 sich von dem Engländer und kehrte nach Paris zurück, wo er Noten schrieb, Kräuter sammelte, ein musikalisches Lexikon und ein Melodrama verfaßte, auch viele einfache, aber rührende Melodien componirte. Mit zunehmendem Alter nahm sein grämliches Wesen zu, er zog sich zurück und, erst 66 Jahre alt, starb er auf Ermenonville, dem Landgute eines Marquis, der sein Gönner war (1778). Er wurde innerhalb des Parks auf der Pappelinsel beigesetzt und über seiner Gruft ist ein sechs Fuß hohes Grabmal errichtet. Voltaire, als Dichter, Philosoph und Geschichtschreiber bekannt, war 1694 in der Nähe von Paris geboren und als Kind sehr schwächlich. Zwar sollte er Advokat werden; da aber seine Neigung zur Dichtkunst vorherrschend war, so wandte er dem verhaßten Stande den Rücken zu. Bald trat seine Henriade an's Licht, in dem er Heinrich lv., wie das Gedicht, schwach und stark, feierte. Da er aber eine Hinneigung zur Satire zeigte, so wurden mehrere Stellen seiner Schriften so anzüglich gefunden, daß er einige Zeit in die Bastille wandern mußte. Er sollte sogar auf einige Zeit Frankreich verlassen und gieng nach England, wo indessen sein beißender Witz nicht gefiel. Er kehrte nach Frankreich zurück und wenn sein Brutus weniger gefiel, so ärndtete dagegen seine Zaire ungetheilten Beifall. Bald folgte sein Mahommct und andere Stücke, besonders später Irene, welche mit unbegränztem Beifall aufgenommen wurde, eben so wie mehrere seiner philosophischen und geschichtlichen Werke, wie Candide und Carl Xll. Im Jahr 1750 nach Potsdam berufen, erwarb er sich die Gunst Friedrichs Ii. in hohem Grade. Er erhielt aber, weil er sich in einen Streit berlinischer Gelehrten einließ, seine Entlassung und Voltaire schickte dem König den erhaltenen Kammerherrnschlüssel und das Ordens- kreuz zurück. Er wünschte nun wieder in Paris zu leben; aber seine Jungfrau von Orleans hatte wegen zweideutiger Stellen so mißfallen, daß er zuerst nach Colmar gieng und darauf ein Landgut in der Nähe von Genf kaufte. Nachdem er Rousseau, der sich ihm nähern wollte, durch eine spöttische Bemerkung beleidigt und wegen einiger religiösen Streitigkeiten mit vielen Angesehenen in Genf zerfallen war, kaufte er sich das Landgut Ferney am Genfersee, wo er mit einer Nichte bequem lebte, da er sich früher durch verschiedene glückliche Spekulationen ein ansehnliches Vermögen erworben. Seine Vertheidigung des guten Jean Calas (Schahng Kala), eines Kaufmanns in Toulouse, der von dem obersten Gerichtshöfe in Paris zum Tode verurtheilt worden war, gereicht ihm zu großer Ehre. Als einst der Präsident desselben, nachdem seine Unschuld

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 773

1839 - Wesel : Bagel
773 entdeckt worden war, zu seiner Vertheidigung sagte: Ein gutes Pferd strauchelt auch bisweilen! so entgegnete Voltaire: Ja wohl, aber ein ganzer Stall voll Pferde! Freiheit und Selbstständigkeit waren sein Ziel und seine zahlreichen Schriften, die er in diesem vom Geräusche der Welt entfernten Aufenthalte herausgab, bewähren dieses. Die erste vollständige Ausgabe seiner Werke versöhnte ihn mit Friedrich dem Großen. Auch die russische Kaiserin Katharina beehrte ihn mit prächtigen Geschenken. Indessen konnte er das abgezogene Leben nicht ertragen und kehrte wieder nach Paris zurück, wo ihn auch Franklin besuchte, wie er denn überhaupt mit Ehrenbezeugungen überhäuft wurde. Man stellte seine Büste neben die von Corneille und Racine und über- reichte ihm im Theater einen Lorbeerkranz. — Voltaire starb 1778, 85 Jahre alt. Der Erzbischof von Paris verweigerte ihm ein christ- liches Begräbniß; allein 1791 wurden seine Ueberreste in dem Pantheon, der ehemaligen Genovefenkirche, neben denen Rousseaus beigesetzt. Daß er oft eitel, ehrgeizig und sogar bösartig gewesen sey, wird allgemein angenommen. Einfachheit und Klarheit zeichnen seine überall einen richtigen Blick verrathenden Schriften aus. Seine dramatischen Arbeiten sind die vorzüglichsten. 133. Finne und Putton. Wie sehr Aeltern irren können, wenn sie hartnäckig auf der ihren Söhnen bestimmten Lebensart beharren, mag uns Linnes Geschichte lehren. Dieser berühmte Naturforscher, der sich herrliche Verdienste, besonders um die Kräuterkunde, erworben und dessen botanisches System noch jetzt hochgeschätzt wird, ob auch seit dieser Zeit manches Neuere entdeckt wurde, war, 1707 in Smaland geboren, von seinem Vater, einem Landpfarrer, ebenfalls dem geistlichen Stande gewidmet worden nud wurde im zehnten Jahre auf die Schule in Weriö geschickt. Da er aber seiner Neigung, Pflanzen aufzusuchen, zu sehr nachhieng und lhm das Hebräische und andere Fächer entleideten, so führten die Lehrer ^lage über ihn und der Vater beschloß, ihn einem Schuhmacher in die ^rhre zu geben. Ein Arzt indessen, der das seltene Talent des jungen Menschen zur Naturkunde erkannte, riech seinen Aeltern, ihn dem

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 841

1839 - Wesel : Bagel
841 Geographie las er ausgezeichnet. In seinen drei Hauptwerken, seiner Kritik der reinen Vernunft, seiner Kritik der praktischen Vernunft und seiner Anthropologie hat er einen Schatz von Ideen niedergelegt. Der Weise starb 1804. Eine Büste von carrarischem Marmor, in der Halle der Domkirche des Orts seines Wirkens, ehrt sein Andenken. Auf Kants System baute Fichte fort, entfernte sich aber indessen immer mehr von ihm, so daß er endlich Gründer einer ganz neuen Schule wurde. Mit ungemeiner Kraft und Stärke des Geistes drang er in die Tiefen des menschlichen Wissens und immer war sein edles Streben auf das Höhere gerichtet. Er wollte den Geist über die Sinnlichkeit erheben und das Gemüth zur höchsten Reinheit entflammen. Dabei besaß er einen Heldenmuth und war ein Muster aufopfernder Menschenliebe. Von seiner Liebe zum deutschen Vaterlande zeugen seine Reden an die deutsche Nation. Er lebte besonders in Jena und Berlin und wurde 1814 von einem Nervenfieber dahingerafft. 149. Schiller, Göthe, Wieland und Herder. Diese vier Namen wird in der Nachwelt der ewige Ruhm des Dichtertalents umstrahlen. Friedrich von Schiller, 1759 zu Marbach in Würtemberg geboren, ist als Dichter, Geschichtschreiber und Philosoph allgemein bekannt. Sein Vater, zuletzt Hauptmann und Inspector auf dem von Herzog Earl gebauten Lustschlosse Solitude, einer Baumschule, war ein biederer und wissenschaftlich gebildeter Mann, welch Letzteres er auch durch ein schätzbares Werk, die Baumzucht im Großen betitelt, bewährte. Seine Mutter, von bürgerlicher Abkunft, war eine gemüth- liche Frau von gesundem natürlichen Verstände und liebte ihren Sohn Zärtlich. Schiller zeigte schon als Knabe eine feurige Einbildungskraft, dabei aber neben großer Lebhaftigkeit ein frommes, kindliches Herz und eine entschiedene Abneigung gegen schlechtes Treiben und Vorur- therle in Betreff des Standes. Nachdem er in Lorch seine erste erhalten, zogen seine Aeltern nach Ludwigsburg, wo er bis 1 ie lateinische Schule besuchte. Sein erstes Gedicht arbeitete er

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 843

1839 - Wesel : Bagel
843 Verdienen noch besonders bemerkt zu werden: Wallenstein, die Jungfrau von Orleans, Maria Stuart und die Braut von Messina. Unter seinen vielen Gedichten sind besonders die Glocke, der Taucher, der Ritter Toggenburg und der Gang nach dem Eisenhammer allbekannt. Wie jeder in Beziehung auf Geist und Gemüth reich begabte Mensch, gab sich Schiller oft auch der Freude und dem Vergnügen hin, immer aber auf eine edle Art. Leicht wurde er zu Solchen hingezogen, welche aufrichtig und herzlich waren. Innig rührte ihn der Reiz der Natur. Oft folgte er im leichten Kahne dem Laufe des Stroms, wenn Stürme die Wellen durchbrausten und ein schwarzes Gewitter um ihn her krachte und flammte. Wenn er die Elemente selbst im Kampfe miteinander erblickte, da fühlte er Harmonie in seiner eigenen Brust. Er arbeitete viel bei Nacht. Wenn das verworrene Treiben der Außenwelt schwieg, dachte er klarer und freier, und oft traf ihn die lichte Morgenröthe noch bei seinem Pulte. Wie die Gaben seines Verstandes, so die seines Herzens, das von tiefem Haß gegen das Falsche und Rechtswidrige glühte, aber von warmem Eifer für das Wahre und Schöne brannte. Osten und redlich in seinen Hand- lungen und Worten, war er zugleich frei von aller Anmaßung. 3war war er von hagerer Statur und magerem, bleichem Gesichte; über aus seinen blauen Augen leuchtete ein geistvolles Feuer, oie gewölbte, freie Stirne verkündete den Dichter und Denker und sobald er zu sprechen anfieng, war eine angenehme Nöthe und eine unbeschreib- liche Anmuth über sein Gesicht verbreitet. Seine Gebeine ruhen in Weimar; im Mai 1839 aber, an seinem Todestage, wurde ihm zu Stuttgart in der Nähe der Stiftskirche und des alten Schlosses ein ehrendes Denkmal errichtet, wozu der berühmte dänische Bildhauer Thorwaldsen das Modell lieferte. Die Statue ist 13 Fuß hoch, Nacken und Haupt senken sich etwas zur Brust herab und ein dichter Lorbeerkranz schwebt um die über Rücken und Schultern hinabwallenden Locken. Das moderne Untergewand ist fast ganz von einem Mantel bedeckt, der durch die rechte Hand gehalten wird, wäh- rend des Dichters Linke mit eingeschlagenem Finger ein Buch hält. Das Fußgestell ist mit seinem Namen und passenden Basreliefs geschmückt. ^ Während Schillers Richtung mehr subjectiv war, während er als Idealist mehr zeigte, wie die Welt seyn sollte, sehen wir bei einem andern Dichter mehr die objective Richtung, indem er mehr die Welt darstellte, wie sie ist. Johann Wolfgang von Göthe wurde 1749 zu Frankfurt geboren, a ferne Aeltern in glücklichen Vermögensverhältmssen lebten, so ließ

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 845

1839 - Wesel : Bagel
845 geboren. Sein Talent entwickelte sich frühe: schon im 13ten Jahre drang er in den Geist eines Virgil und Horaz tief ein und machte eine Menge von Versen. In einem Alter von 14 Jahren bezog er die Schule zu Klosterbergen bei Magdeburg, wo er sich in den klassi- schen Studien noch weiter auszubilden Gelegenheit hatte, so daß er nun, überreich ausgerüstet, 1750 die Universität Tübingen beziehen konnte. Bald gab er mehrere Schriften heraus, welche zeigten, welchen Gewinn er durch das Lesen griechischer, lateinischer, englischer und französischer Werke gezogen habe. Schöne Darstellung, feiner Witz und ein Neichthum des Ausdrucks sind darin nicht zu verkennen. Da Frömmigkeit ein Grundzug seines Wesens war, so wirkte auch Klopstocks Messias mächtig auf ihn. Einige Jahre nach seinem Aufent- halte in Tübingen gieng er wieder in seine Vaterstadt zurück, wo seine Geliebte weilte, und von da nach der Schweiz zu Bodmer, wo er mit mehreren ausgezeichneten Männern bekannt wurde und auch Mehreres herausgab. Nachdem er Bodmers Haus verlassen und einige Zeit in Zürich und Bern verlebt hatte, trat er in die Umgebung des Grafen von Stadion zu Warthausen, unweit Biberach. Da dieser ein sehr fein gebildeter Mann war und eine vortreffliche Bibliothek besaß, hatte Wieland alle Gelegenheit, sich noch freier auszubilden, und seine Uebersetzung der Werke Shakespeares, schon früher begonnen, zu vollenden, auch noch andere eigene Dichtungen zu liefern, welche indessen thcilweise ziemlich sinnliche Schilderungen enthalten. Seinen Ruhm begründeten übrigens vorzüglich sein Agathon und sein Musarion. Im Jahr 1769 wurde er .als Professor nach Erfurt berufen, vor- nehmlich durch Verwendung des Freiherrn von Dalberg, eines warmen Freundes der Musen. Doch schon im Jahre 1772 gieng er nach Weimar ab, wohin ihn die Herzogin Amalie als Erzieher ihrer Prinzen abberufen hatte. Bald kam er in die Gesellschaft ausgezeich- netcr Männer und gab auch seinen deutschen Merkur heraus, dem er viele Sorgfalt widmete. Sein Oberon mehrte seinen Ruhm und die Uebertragung der Werke des Horaz und Lucian wurde mit Beifall aufgenommen. Durch die bedeuteude Einnahme, die ihm seine Werke verschafften, wurde er in den Stand gesetzt, das Gut Osmannstädt zu kaufen, wo er längere Zeit in heiterer Muße verlebte. Doch verkaufte er das Gut im Jahr 1803 wieder und begab sich nach Weimar, wo er noch die meisterhafte Uebersetzung von Cicero's Briefen lieferte. Nachdem ihm die Herzogin und viele edle Freunde vorangegan- gen , starb er im Januar 1813, 81 Jahre alt. Der Kaiser von Rußland und Napoleon hatten ihn ausgezeichnet. Seine irdischen

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 846

1839 - Wesel : Bagel
846 Ueberreste ruhen zu Osmannstädt und ein einfaches Denkmal ziert sein Grab. Noch erwähnen wir Herders, eines der eigenthümlichsten und geistreichsten Schriftstellers der Deutschen. Er wurde zu Morungen in Ostpreußen geboren und war der Sohn eines unteren Schullehrers. Ob ihn gleich die ihn umgebenden Verhältnisse nicht begünstigten, so brach er sich doch selber Bahn, und nachdem er durch Fürsorge einiger Männer, welche sein Talent erkannten, eine Lehrerstelle in Königsberg erhalten hatte, welche ihm erlaubte, sich noch weiter auszubilden, so entschied er sich für die Theologie, mit welcher er tiefes Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie verband. Im Jahr 1765 wurde er als Nector der Domschule nach Riga berufen, eine Stelle, mit welcher zugleich daö Predigtamt verbunden war. Nachdem er hier lange segensreich gewirkt, sollte er mit einem Prinzen von Holstein eine Reise nach Frankreich und Italien machen; allein durch ein heftiges Augenübel zu Straßburg festgehalten, lernte er hier Göthe kennen, der ihm, nachdem er Hofprediger in Bückeburg gewesen, den Ruf als Oberconsiftorialrath nach Weimar verschaffte. Hier bot sich ihm als geistlicher Redner und in mancher andern Beziehung ein reiches Feld dar, sein Talent zu entfalten und seine Wirksamkeit zu zeigen. Er glänzte mit Andern als Stern erster Größe an Weimars Himmel, der als das deutsche Athen betrachtet wurde. Er starb im December 1803. Für die Geschichte, Philosophie, Sprachkenntniß, Alterthums- kunde, Gottesgclehrsamkeit und Schönheitslehre hat er viel geleistet, und auch als Dichter Proben herrlichen Talents gegeben. Sein Hauptwerk sind seine Ideen zur Philosophie der Geschichte der Mensch- heit. Seine darin ausgesprochenen Ideen sind schön, rührend und erhaben.

9. Dichtung des Mittelalters - S. 15

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
A. Epos. I. Das Volksepos. 15 selbst Dichter, übten und pflegten die edle Kunst, wo immer nur Gelegen- heit sich bot. 4. Die Anregung zur Poesie seitens der Troubadours (z. B. Vertrau de Born (Uhland)) in der Provence, wo schon früh die lyrische Poesie in Darstellung von Liebe und Galanterie zu kunstreicher Ausbildung gelangt war, und seitens der Trouvöres* im nördlichen Frankreich, welche vorzugsweise epische Stoffe behandelten und in diesen den deutschen Epikern reiches Material boten. Gepflegt wurden in dieser Periode: A. Epos; B. Lyrik; C. Didaktik. A. Kp o s. 8 7. Das Epos tritt in zwei Gestaltungen ans, als Volksepos und als Kunstepos, welche nach Inhalt, Quelle und Behandlung desselben und nach der äußeren Form wesentliche Verschiedenheiten zeigen. I. Das Dolksepos. 8 8. Der Volksgesang wird geübt aus Markt und Straßen von Volks- sängern, sogenannten fahrenden (reisenden) Leuten, die bisweilen auch Spielleute oder nach dem begleitenden Instrumente Fiedeläre heißen. Die- selben nehmen ihre Stoffe aus der heimatlichen Heldensage, die sich in alten Liedern viele Jahrhunderte hindurch erhalten hatte. Der Inhalt dieser Heldensage ist rein menschlicher Art, schmucklos, einfach und naturwahr, daher nicht selten derb und roh; er trägt ganz das Gepräge der altheidnischen Germanenzeit. Bemächtigen sich Dichter dieser Stoffe, um aus ihnen ein Epos zu gestalten, so stehen sie den- selben objektiv gegenüber, ohne irgendwelche Äußerungen ihres eigenen Empfindens einzufügen. Sie lassen die Sache durch sich selbst wirken und die Handlung sich entwickeln aus dem Charakter und den Leiden- schaften der auftretenden Personen. Auch die äußere Form, welche mit der Melodie des Volksgesanges eng zusammenhing, ist eigenartig, die Form der sogenannten Nibelungen- strophe. Diese besteht aus 4 paarweise stumpf gereimten Zeilen, die jede durch eine starke Cäsur in 2 Hälften geteilt sind. Die erste Hälfte enthält 3 Hebungen und schließt klingend; die zweite enthält gleichfalls 3 He- 1 1 Beide Wörter von trouver (trondor und trobar) — erfinden.

10. Dichtung des Mittelalters - S. 117

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 12. Dichtungen der vorbereitenden Zeit des Kunstepos, von 1150—1180. 117 sorgsame und richtige Behandlung des Reimes und namentlich die Rein- heit der Sprache1 fehlten. Als bedeutendste Dichtungen gehören dieser Borbereitungszeit au: 1. Das Annolied, ein Lobgesang in hohem Schwünge auf den hl. Anno, Erzbischof von Köln (ch 1075), welches biblische Geschichte, Sage und Profangeschichte zwar bunt durcheinander mengt, aber dennoch gute Anordnung bei lebhafter Schilderung und inniger Gefühlstiefe fast nirgends vermissen läßt. 2. Das Alexanderlied vom Pfaffen Lamprecht, eine der schönsten Dichtungen des Mittelalters, in kräftiger und oft volkstümlich lebendiger Darstellung, welche neben manchen lieblichen Schilderungen von poetischer Kraft auch ernste und große Gedanken in sich birgt. In dem ersten, mehr historischen Teile werden in mittelalterlicher, durch die Kreuzzüge beein- flußter Anschauung die Jugendjahre und die Eroberungszüge des großen Weltbeherrschers dargestellt; in dem zweiten, mehr romantischen Teile, in welchem Alexander bis an das Ende der Welt vordringt, beschreibt er in einem Briefe an seine Mutter und seinen Lehrer Aristoteles die Abenteuer und Wunder seiner Fahrt (vgl. folgende Probe). Im Übermut dringt er vor bis zu des Paradieses Pforten, um auch dieses zu erobern, aber hier muß er umkehren; die Nichtigkeit alles Irdischen erkennend, befleißigt er sich nun der Mäßigung und Milde bis zu seinem Tode „und behielt nichts mehr für sich — von alledem, was er errang — als Erde, sieben Fuß lang, — wie's der ärmste Mann erhält, ■— der je kam in diese Welt". Ocr Iaubcrwatd. Als wir hinzogen an dem Meere, Da ritt ich außer meinem Heere Mit dreientausend Mannen. Darauf huben wir uns von bannen Und gedachten Wunder zu sehen; Da sahen wir fern von bannen stehen Einen großen, prächtigen Wald. Das Wunder, das war mannigfalt, Das wir da vernahmen. Als hinzu wir kamen, Da hörten wir wohl in ihm Manche wunderschöne Stimm', Lyren- und Harfenklang Und den süßesten Gesang. — Der herrliche, der alte Wald War wunderbarlich schön gestalt', Wir konnten's all genau gewahren. Stattlich hoch die Bäume waren, Die Zweige waren breit und dicht, Nur Wahrheit gibt euch mein Bericht. Das war eine große Wonne. Da konnte nicht die Sonne Hindurch bis zrir Erde scheinen. Ich und die Meinen, 1 Man nennt die Sprache, in welcher diese Dichtungen geschrieben sind, als Zwischenstufe zwischen dem Althochdeutschen der Vorzeit und dem Mittelhochdeutschen der Blütezeit, die mitteldeutsche, in welcher die thüringisch-hessische Mundart vorwiegende Geltung hat.
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