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industrielle Leben während der Kreuzzüge nahm, mehrte den Reichthum der Bürger und erweckte in ihnen die Liebe zur Freiheit. Allmählich kauften die städtischen Gemeinden von ihren Stadtherren be-ftimmte Privilegien ab wie die selbständige Verwaltung und (Berichts-tun feit, die Besuguiß bei der Einsuhr von Waaren Zölle zu erheben und das Recht eigene Münze zu schlagen. Im 12. und 13. Jahrhundert gab es auch feine Unfreie in den Städten mehr, so daß der Grundsatz galt: Stadtluft macht frei. Nicht immer wurde jedoch die städtische Autonomie aus friedlichem Wege errungen, es kam, besonders in den bischöflichen Städten, nicht selten zu blutigen Kämpfen, wobei die Kaiser, am meisten Heinrich Iv. und Friedrich Ii., die Städter in ihrem freiheitlichen Streben unterstützten.
4. Handel. Aus dem gesteigerten Verkehr Europas mit dem Orient zogen die Seestädte Italiens beit größten Nutzen. Wurden im frühen Mittelalter die Waaren Indiens über das kaspifche Meer durch Rußland und über die Ostsee dem westlichen Europa zugeführt, so war mit den Kreuzzügen das Mittelmeer die Verkehrsstraße geworden, auf der veuetianifche, genuesische und pisanische Schiffe den Austausch der Produete vermittelten. Am geschicktesten wußten die Venetianer die veränderte Richtung des Handels für sich auszubeuten, indem sie an den Küsten Kleinasiens ein wohlgeordnetes Colonialsystem gründeten und während des Bestehens des lateinischen Kaiserthums sogar die Herrschaft auf dem schwarzen Meere erlangten. In Deutschland wurden Augsburg, Nürnberg und Erfurt die Stapelplätze des südlichen Handels für den Norden, während der Westen Europas vornehmlich von Cöln ans versorgt wurde, das in der Hohenstaufenzeit das glänzendste Bild deutschen Städtelebens bot. Zahllos sind die Erzeugnisse, mit denen das geöffnete Morgenland den Luxus und die Genußmittel der Abendländer bereicherte. Die Seidenstoffe verdrängten die Pelzwaaren, in Venedig ahmte man die Glaswaaren von Tyrns nach, die Goldschmiedekunst sand neue Muster. Die Abendländer erfreuten sich jetzt an bisher unbekannten edlen Gewürzen und an dem Geschmack des Zuckers. Das Zuckerrohr, welches die Kreuzfahrer in Tripolis kennen lernten, wurde noch vor der Mitte des 12. Jahrhunderts in Sicilien angebaut und später von den Spaniern über Madeira nach Westindien weiter verbreitet. — Da die geschätzten Waaren des Südens nur gegen Austausch gewon-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Europas Italiens Indiens Europa Kleinasiens Deutschland Nürnberg Erfurt Europas Venedig Tripolis Sicilien Westindien
seinem Tode, der ihn plötzlich auf einer Bärenjagd ereilte 1347.*) Der tapfere Graf Günther von Schwarzburg, den die bairische Partei zum Gegenkaiser Karls Iv. erhob, starb wenige Monate nach seiner Krönung in Frankfurt an Gift, das ihm seine Feinde beigebracht halten 1349. Jetzt wurde Karl von Luxemburg einstimmig als Kaiser anerkannt.
In dieser Zeit, wo kriegerische Wirren und Gesetzlosigkeit die Sicherheit gefährdeten und das Faustrecht wieder übermächtig wurde, kam durch ein furchtbares Sterben die schwerste Heimsuchung über Deutschland 1348. Die Pest, von den Deutschen „schwarzer Tod" genannt, wurde gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich von genuesischen Schiffern aus der Levante eingeschleppt und verbreitete sich bald über fast alle Länder Europas, so daß in einzelnen Städten mehr als die Hälfte der Bewohner hinstarb. Zu gleicher Zeit wurden die Juden, welche das Volk für die Seuche verantwortlich machte, weil sie die Brunnen vergiftet hätten, aus das Grausamste verfolgt. Damals blühten auch die Geißler-Vereine (Flagellanten), die unter harten Kasteiungen von Ort zu Ort zogen, um ohne Vermittlung der Kirche durch selbstthätige Buße die Gnade des Himmels zu erwerben. Wegen dieser ketzerischen Ansicht wurden die Flagellanten mit Bann und Inquisition verfolgt.
Kaiser aus dem Hause Luxemburg 1347—1437.
Pelzel, Kaiser Karl Iv. und Könift Wenceslaus. Aschbach, Gesch. Kaiser Sigismunds, 4 Bde.
§ 45. K st r I Iv.
Karl Iv. 1347—1378, mehr Slave als Deutscher, war ein gelehrter und kluger Herrscher, der aber den hohen Sinn seines Großvaters nicht geerbt hatte und vor Allem auf Vermehrung seiner Einkünfte bedacht war. Um sich Geld zu erwerben, verkaufte er einen Theil seiner Reichsgüter und Reichsrechte an Fürsten und Städte und fertigte gegen Geld Adelsbriefe aus (Anfang des Briefadels). Ebenso war Karl Iv. auf Erweiterung feiner Hausmacht bedacht, indem er Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz mit der Mark Branbenburg vereinigte, welche er 1373 durch Kauf an sich brachte.
*) Ludwig war der letzte deutsche Kaiser, den ein Papst mit dem Bann belegte.
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Frankfurt Deutschland Europas Luxemburg Wenceslaus Aschbach
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§ 54. Rückblick.
Im Mittelalter war die Kirche die Trägerin aller Cultur; sie bezähmte den Trotz und die Leidenschaft der damals in ihrer Jugend-kraft stehenden Menschheit, sie erweckte und nährte in ihr den Enthusiasmus für das Hohe und Heilige.
Das Hauptvolk des Mittelalters sind die Deutschen. Nachdem das weströmische Reich unter ihren Angriffen zusammengestürzt war, bildeten sich aus seinem Boden einzelne germanische Staaten, unter denen aber der fränkische allein eine längere Lebensdauer besaß. Das Frankenreich setzte den Eroberungen der Araber in Europa ein Ziel, erstarkte in seinen politischen Formen und wuchs schließlich durch die Kraft seiner Herrscher zu einer Ilniversalmonarchie empor. Allein das staatliche Ideal Karls d. Gr. durch Centralisation die feste römische Staatsordnung wieder aufzurichten, entsprach der Freiheitsliebe der Germanen nicht. Sie zersprengten die Bande dez Einheitstaates
und setzten an seine Stelle eine Menge persönlicher Verhältnisse, die
ihren Halt im Vasallenthum hatten. Die Treue gegen den Lehnsherrn schuf die Grundlage des mittelalterlichen Staates. An der Spitze desselben standen der Kaiser und der Papst, damit die christlichgermanische Welt unter dem doppelten Schutze weltlicher und geistlicher Macht gedeihe. Als aber päpstliche Anmaßung in die Rechte der obersten weltlichen Gewalt eingriff, begann zwischen dieser und
der Hierarchie der Streit um die Weltherrschaft, in welchem das
Kaiserthum schließlich unter den Stößen des deutschen Particularis-mus und des pfäffifchen Ehrgeizes zusammenbrach. Dennoch umfasste die Zeit der Kämpfe zwischen Papst und Kaiser die Blütheperiode des Mittelalters. Damals erreichte das Ritterthum die Höhe seiner Entwickelung und übernahm die Bekämpfung des Islam, um das Grab des Erlösers aus den Händen der Ungläubigen zu befreien. Die Pforten des Orients wurden gesprengt; Asien und Europa tauschten mit einander die Producte ihrer Industrie und ihrer Geistesarbeit wobei das Abendland am meisten gewann.
Seit den Kreuzzügen erbleicht der Glanz mittelalterlicher Herrlichkeit. Bei dem Mangel an einer festen Staatsverwaltung nahmen die ^ehden überhand und zwangen die Schwachen mehr als je durch Vereinigung ihrer Kräfte sich den nöthigen Schutz zu verschaffen. Am wirksamsten trat das Associationsprincip in dem Bürgerthume
Gehrke, Grunlr. d. Weltgesch. Ii. 9"'
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Extrahierte Personennamen: Karls Gehrke
Extrahierte Ortsnamen: Heilige Europa Karls Asien Europa
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bemüht, die Ergebnisse der Naturwissenschaften practisch zu verwerthen. Böttcher in Meißen entdeckte 1709 das Porzellan; das von dem Holländer Drebbel erfundene Thermometer wnrde durch Fahrenheit und Reaumur verbessert, Franklin erfand den Blitzableiter, der Frauzose Moutgolfier 1782 den Luftballon. Das ^hier- und Pflanzenreich wurde vou Buffon und Sinne systematisch geordnet, des 1789 entdeckte Galvanismus öffnete dem Forschungstriebe ein neues Gebiet; die Himmelskunde bereicherte sich durch Herschels
Auffindung des Uranus 1781.
6. Der Handel und das Gewerbe Deutschlands litten in dieser Periode noch schwer unter den Nachwehen des dreißigjährigen Krieges. Am meisten arbeitete sich Kursachsen empor, da man hiei die Bewirtschaftung des Sandes und den Bergbau ebenso eisrig betrieb wie die Fabrikation in Tuch- und Leinenwaaren. Leipzig wurde eine blühende Handelsstadt. Preußen hob sich durch die Einwanderung fremder Kolonisten und die unermüdliche Sorge Friedrichs Ii. für den Wohlstand seiner Unterthanen. Auch Joseph Ii. that viel sür die wirtschaftliche Entwickelung seines Landes. vsn Norddeutschland wurde Hamburg Welthandelsstadt, seitdem mit der Unabhängigkeit der nordamerikanischen Colonien der Handel mit diesen Staaten freigegeben worden war. Der Verkehr zwischen dem nördlichen und südlichen Deutschland vermittelte Frankfurt a. M.
Der Vorrang im Welthandel gehörte im Anfange dieses Zeitraumes noch den Holländern. Seit der Navigationsacte ging Hollands Handelsprincipat allmählich auf die Engländer und auf die Franzosen über, welche unter Colberts Verwaltung eine bedeutende Handelsmacht erlangt hatten. Eine Zeitlang hielt Frankreich die Concurrenz mit England aus, musste diesem aber zuletzt den Vortritt lassen, nachdem es im Seekriege seine nordamerikanischen Besitzungen an die Engländer verloren hatte. Die ungeheuren Eroberungen der englischen Compagnie in Ostindien stchertett Großbritannien die erste Stellung unter den handeltreibenden Staateil. London wurde Haupthandelsplatz in der Welt. Von nun an gaben die Handelsinteressen in der englischen Politik den Ausschlag.
Der Handelsbetrieb im vorigen Jahrhundert war trotz des Aufschwunges, den er nahm, ein vielfach gebundener. Die Bevormundung des Staates trat besonders drückend bei der Ertheilnng von Privilegien hervor, womit einzelne Handels gesellschasten bedacht
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Extrahierte Ortsnamen: Drebbel Deutschlands Leipzig Friedrichs Norddeutschland Hamburg_Welthandelsstadt Deutschland Frankfurt Hollands Frankreich England Ostindien London
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waren die Anuectirungsgelüite des sardinischen Königs nicht befriedigt. Er bemächtigte sich der päpstlichen Romaana und besetzte Toscana. Parma und Modena.
, .Em künstlich erregter Aufstand in Neapel und Sizilien brachte den jungen König Franz Ii. um seinen Thron. Nachdem Garibaldi mit seinen Scharen Neapel eingenommen (7. Sept. 1800), uni) ein piemontefifcheg Heer die päpstlichen Znaven unter ßamoriciere bei Castetsidardo geschlagen hatte, nahm Victor Emmanuel im Februar 1861 Neapel und Sicilien in Besitz und nannte sich König von Italien. Franz Ii. flüchtete sich mit seiner Familie nach Rom.
Garibaldi machte wiederholte Versuche, Rom zu erobern, wurde aber auf Betreiben Frankreichs bei Aspromonte (1862) und bei Mentana (1867) geschlagen. Obwohl die österreichische Flotte bei Lissa (1866) und das österreichische Heer bei Custo zza siegreich war, mußte Kaiser Franz Joseph doch, um den Frieden zu erkaufen, Venetien an Italien abtreten. Damit wurde Pins Ix., der Frankreich nie recht trauen konnte, seiner letzten Stütze beraubt. Das Jahr 1870 brachte den Rest des Kirchenstaates widerrechtlich in die Hände Victor Emmanuels, welcher 1871 Rom zur Hauptstadt seines Reiches erklärte.
Der edle Pius Ix., der stets zu den größten Päpsten gezählt werden wird, ertrug die über ihn verhängten Leiden mit ruhiger Ergebung und starb im Vatikane im Februar 1878 (Erklärung des Dogmas von der Unbefleckten Empfäng-niß Mariä, 20. allgemeines Concilium, Unfehlbarkeit des Papstes bei Glaubensentscheidungen).
Victor Emmanuel war schon vor ihm in's Grab gestiegen. Seit 1878 regiert sein Sohn, König Hu mb er t.
Auf den großen Pius Ix. folgte wenige Wochen später Leo Xiu., der frühere Cardinal Joachim Pecei.
Mrkei und Griechenland.
Die Türken, ein asiatisches Volk, das Muhammeds Lehre bekennt, wurden von den Mongolen unter Dschin-giskhan (13. Jahrh.) und Tamerlan (f 1407), hart bedrängt und wandten sich deshalb nach Europa. Unter O s-man (f 1326) und Murab I. (f. 1389) hatten sie schon einen großen Teil der Balkanhalbinsel erobert und in Adrianopel ihren Sitz aufgeschlagen.
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Extrahierte Ortsnamen: Modena Neapel Sizilien Neapel Neapel Sicilien Italien Rom Rom Frankreichs Venetien Italien Frankreich Griechenland Europa Adrianopel
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bürg 1308—1313. Er vermählte seinen Sohn Johann mit Elisabeth von Böhmen, wodurch dieses schöne Land an sein Haus kam. In Italien wüteten noch immer die Parteien der Guelphen und Ghibellinen. Heinrich wollte die Streitigkeiten schlichten, wurde mit Jubel empfangen und von Italiens größtem Dichter Dante in einem Hymnus besungen. Er starb aber plötzlich und wurde von den trauernden Italienern in Pisa begraben.
Bei der neuen Königswahl entstand Parteiung. Drei Kurfürsten wählten Friedrich den Schönen von Oesterreich, die vier übrigen Ludwig von Baiern. Der Adel hielt es vorzugsweise mit Friedrich dem Schönen, das Volk dagegen stand auf Ludwigs Seite, voran die Schweizer. Leopold, Friedrichs Bruder, wollte die Schweizer züchtigen, erlitt aber eine blutige Niederlage bei Morgarten 1315.
Nach achtjährigem Kampfe errang Ludwig über seinen Gegner den Sieg bei Müh ldorf oder Ampfing 1322 und nahm Friedrich gefangen. Er verdankte den günstigen Ausgang der Schlacht einer List Schweppermanns, der eine Abteilung Baiern in österreichische Uniform steckte, dadurch den Feind irre führte und von beiden Seiten angriff.
Friedrich wurde auf dem Schlosse Trausnitz gefangen gehalten. Papst Johannes Xxii. verwandte sich für ihn, und als seine Ermahnungen fruchtlos blieben, wurde Ludwig aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen, und über Deutschland das Interdikt verhängt. Diese harte Strafe führte eine Aussöhnung der beiden Könige herbei: Friedrich erhielt die Freiheit wieder, mußte aber auf die Krone Verzicht leisten. Als jedoch seine Partei sich damit nicht einverstanden erklärte, stellte er steh, seinem Eide getreu, wieder als Gefangener. Ludwig, gerührt von solcher Treue, behandelte ihn fortan als Freund. Friedrich starb 1330 auf dem Schlosse G n 11 e n-st e i n. Ludwig war nun Alleinherrscher; leider versäumte er, mit der Kirche sich auszusöhnen. Um seine Hausmacht zu vergrößern, löste er willkürlich die Ehe der Margaretha Maul-t asch von T y r o l mit Heinrich von Böhmen ans und vermählte dieselbe mit seinem Sohne Ludwig, den er mit der Mark Brandenburg belehnte. Neue kirchliche Strafen waren die notwendigen Folgen dieser That.
Während der Streitigkeiten Ludwigs mit den Päpsten erklärten die Kurfürsten 1338 auf dem Kurverein zu Reuse a. Rh., daß die Königswahl auch ohne päpstliche Bestätigung Giltigkeit haben sollte.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Italiens Oesterreich Friedrichs Deutschland Brandenburg
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eins fei in der Schüssel zurückgeblieben. Der König habe dieses Schweppermann gegeben mit den Worten: „Jedem Mann ein Ei dem tapfren Schweppermann aber zwei."
_ e) Fast vier Jahre saß Friedrich auf dem Schlöffe Trausnitz. Seine blonden Locken ergrauten, und seine edle Gemahlin Elisabeth, eine aragonische Königstochter, weinte um ihn bei Tag und bei Nacht so viele Thränen, daß sie zuletzt erblindete.
Unterdessen kämpfte Leopold für seinen gefangnen Bruder weiter. Bald verfeindete sich Ludwig mit dem Papste, und dieser sprach über ihn den Bann und über Deutschland das Interdikt aus. Das Interdikt war eine furchtbare Strafe. Es konnte wegen schwerer kirchlicher Vergehen auf Städte, Gegenden oder Länder gelegt werden. Dann verstummten die Glocken, die Kirchen wurden geschloffen, kein Geistlicher folgte mehr dem Sarge der Verstorbenen, und keine Ehen wurden mehr eingesegnet. In dieser Not ritt Ludwig zu seinem Jugendfreunde Friedrich nach Trausnitz, um sich mit ihm auszusöhnen. Dieser war sehr erstaunt über den Besuch Ludwigs; noch mehr aber wuchs sein Erstaunen, als er ihm sagte: „Du sollst frei sein, wenn du mir versprichst, dich zu unterwerfen und deine Brüder und Verwandten zu einer Versöhnung mit mir veranlassest. Gelingt bir die Versöhnung nicht, so mußt bu bich auf den nächsten Johannistag roieber zur Haft stellen." Friedrich versprach, was Ludwig gesorbert. Darauf nahmen beibe das heilige Abenbrnahl. Der Geistliche teilte die heilige Hostie zwischen ihnen zur Weihe des Friedens. Nach herzlicher Umarmung gelobten sich beide Treue bis zum Tode, und Friedrich ritt nach Wien ab. Hier fanb er alles ganz anders, als er geglaubt hatte. Sein Bruder Leopolb verschloß allen Bitten sein Ohr und erklärte mit seinen Brübern, daß sie Ludwig nie als König anerkennen würden. Friedrich that, was er konnte. Er verzichtete auf den Königstitel und machte seine Unterwerfung bekannt. Unterdessen roar die Zeit gekommen, daß er sich wieder zur Hast stellen sollte. Da seine Bitten und die Bitten und Thränen seiner Frau von keinem Erfolge waren, reiste er um Johannistag nach München und stellte sich freiwillig zur Haft. Diese Treue rührte Ludwig so, daß er ihn an sein Herz drückte und nicht als seinen Gefangenen, sondern als seinen Freund hielt. Er schloß mit ihm (1325) einen Vertrag, in welchem sie sich zu einer Art gemeinschaftlicher Regierung vereinigten, die von den Kurfürsten freilich nicht gebilligt wurde. Beide hießen römische Könige, beide stellten Urkunden aus, beide führten ein gemeinschaftliches Siegel, feie teilten zusammen, wie in glücklicher Knabenzeit, Woh-nung, Tisch und Lager. Friedrich starb, von seinen Leiden gebeugt, im Jahre 1330 auf seinem Bergschloffe Gutenstein. Nach seinem Tode regierte Ludwig noch siebzehn Jahre. Das Streben, seine Hausmacht
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der Maske der Heuchelei trat der ruchlose Sohn zu Koblenz vor seinen Vater, bat um Verzeihung für die Kränkungen und Widersetzlichkeiten, die er demselben zugefügt, und versprach ihm, mit nach Mainz zu gehen, um bei den versammelten Fürsten Fürbitte für ihn einzulegen. Der Vater glaubte dem Sohn, entließ sein Heer und sprach: „Mein Sohn, Gott sei Zeuge zwischen mir und dir, wenn du Schlimmes vorhast!" Der Sohn lockte nun den arglosen Vater auf die Burg Böckelheim und machte ihn zum Gefangenen. Um ihn zur Abdankung zu bewegen, ließ er ihn Mangel leiden. Zu Ingelheim, im Palaste Karls des Großen, zwang der unnatürliche Sohn den Vater zum Bekenntnis seiner Schuld und zur Abdankung. Es gelang dem alten Kaiser jedoch, nach Lüttich zu entfliehen, wo er bald vor Gram starb (1106).
b) Zur Regierung gelangt, vergab Heinrich V., wie sein Vater, die Sitze der Bischöfe und Äbte für Geld, und, zum Zeichen seines Rechtes, belehnte er die Gewählten mit Ring und Stab. Darüber entstand neuer Streit zwischen König und Papst.
Im Jahre 1110 zog der König in Begleitung seines Kanzlers und vertrautesten Ratgebers Adelbert nach Italien. Er erschien in Rom mit einem Heere von 30,000 Mann, welchem mehrere Gelehrten folgten, die die Rechte des Königs beweisen sollten. Als der Papst sich weigerte, die Krönung vorzunehmen, bis der König auf die Belehnung mit Ring und Stab (Investitur) verzichtet, erhob sich ein großer Streit, bei welchem mehr als 1000 Mann erschlagen wurden. Darauf ward der Papst samt den Kardinälen gefangen weggeführt. Endlich kam ein Vertrag zu stände, der von 13 Kardinälen und 13 Fürsten beschworen wurde. In dem Vertrag war ausbedungen, daß der Papst das Geschehene vergesse, das Recht der Belehnung des Kaisers anerkenne und verspreche, den Kaiser nie mehr in den Bann zu thun. Nun erfolgte die Krönung.
c) Adelbert I. fiel bald in die Ungnade des Kaisers, weil er den Vertrag, als erzwungen vom Papste, ungültig erklärte. Dieses erregte den Zorn des Kaisers aufs höchste. Als Adelbert von der Einweihung eines Klosters (Katlenburg) zurückkehrte, wurde er überfallen, gefangen genommen und in die Burg Trifels bei Anweiler gebracht. Hier saß er drei Jahre in enger und harter Kerkerhaft. Der sonst so blühende Mattn wurde in dieser Zeit ein Bild des Jammers. Im Jahre 1114 feierte Heinrich feine Hochzeit mit Mathilde, der Tochter des Königs von England, in Mainz. Die Bürger der Stadt ließen diesmal den Kaiser in Frieden. Als er aber auf Allerheiligen des nächsten Jahres wieder nach Mainz kam, um einen Reichstag zu halten, bewaffnete sich das Volk, umringte unter Anführung des Stadtgrafen Arnold seinen Palast und verlangte unter Androhung
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Burg_Böckelheim Italien Rom Katlenburg England Mainz Mainz
o2 Karl d. Gr. Kaiserkrönung.
hatten. Da sie die fränkischen Ostgrenzen unaufhörlich beunruhigten, so beschloß Karl einen Vertilgnngskrieg gegen sie. In sieben Feldzügen wurden sie vernichtet (791--799). Das Land zwischen der Donau, Drau und Sau überließ Karl deutschen Pflanzern zum Anbau und errichtete die sogenannte Markgrafschaft Osterland (Österreich).
Karls letzte Feldzüge waren gegen die Slaven und Dänen gerichtet. Der Krieg gegen die Dänen endete (810) mit einem Frieden, in welchem die Eider als Grenzfluß zwischen Franken und Dänen anerkannt wurde. So erstreckte sich denn das Reich Karls des Großen vom Ebro im Westen bis zur Raab im Osten, von der Eider im Norden bis nach Benevent (in Italien) im Süden.
4. Karls Kaiserkrönung (800).
Nach dem Tode des Papstes Hadrian I. hatte Leo Iii. den päpstlichen Stuhl bestiegen. Dieser ward einst bei einem Umzuge von den Anhängern einer ihm feindlichen Partei überfallen , mit Stößen und Schlägen mißhandelt und gefangen in ein nahes Kloster geschleppt. Ein getreuer Kämmerling rettete ihn noch in derselben Nacht nach Spoleto. Der gekränkte Papst sandte Boten an Karl mit der Bitte um Hilfe und begab sich (799) persönlich über die Alpen nach Paderborn, wo der König gerade Reichstag hielt. Karl versprach ihm Genugthuung und sandte ihn unter ehrenvoller Begleitung nach Rom zurück, wo er vom Volke im Triumphe nach St. Peter geleitet wurde. Die Häupter der Verschwörung wurden durch Karls Seudboteu zum Tode verurteilt, die Vollstreckung aber bis zur Ankunft des Königs verschoben. Im folgenden Jahre (800) ging derselbe mit einem Heere über die Alpen. Nach seinem Einzug in die Hauptstadt der Christenheit hielt er zu Rom ein feierliches Gericht über die Aufrührer, welche auf Bitten des Papstes zur Verbannung begnadigt würden.
Am Weihuachtsseste wohnte Karl dem Gottesdienst in der Kirche des Hl. Petrus bei. Die Hl. Messe war zu Ende, und Karl kniete im Festgewande eines römischen Patricins am Altar zum Gebet nieder. Da trat plötzlich der Papst vor und setzte dem Könige eine goldene Kaiserkrone ans, wobei das versammelte Volk in den Jnbelrns ansbrach: „Carolo Angusto, dem von Gott gekrönten, großen und sriedenbringenden Kaiser der Römer, Leben und Sieg!" Dreimal erscholl dieser Zuruf; daun berührte Leo mit der einen Hand den Mund, mit der andern die Hand des Gekrönten, salbte ihn zum Kaiser und verbeugte sich gegen ihn.
Karl soll zwar geäußert haben, wenn er das gewußt hätte,
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Pseudosynode zu Worms. Excom. des Königs. 129
insofern schwer, als derselbe das mißbräuchliche Verfahren in niedrigen Absichten angewandt hatte; andererseits aber war es auch wieder günstig, daß gerade Heinrich Iv. Gregors Gegner war; denn das Verfahren, das der Papst bekämpfte, war zu augenfällig, um nicht alle, denen das Wohl der Kirche am Herzen lag, alle, die sich durch Frömmigkeit und Wiffenschaft auszeichneten, auf die Seite Gregors Zu führen.
Heinrich, der wiederholt alles Gute versprochen, aber in trotzigem Uebermute nie Wort gehalten hatte, wurde nun nach Rom gerufen, um sich vor einer Synode, gegen die über ihn angebrachten zahlreichen und schweren Verbrechen zu verantworten. Für den Fall, daß Heinrich nicht erscheine, wurde ihm Excommnnication angedroht. Dieser fuhr indessen fort, sich um die ernsten Mahnungen des Papstes nicht zu kümmern, ja er ließ sogar zu Worms, wo das Oberhaupt der Kirche unglaublicher Verbrechen beschuldigt wurde, von einigen Bischöfen feiner Partei, ein Absetzungsurteil über Gregor ausfertigen und solches nach Rom senden. Wegen dieses Angriffes auf die Kirche belegte der Papst auf einem Concil in Rom den König nebst diejenigen unter den Bischöfen, die sich am stärksten vergangen hatten, mit dem Banne, wovon eine notwendige Folge war, daß er ihm auch die Fortsetzung der Regieruugsgefchäfte untersagte. — So hatte demnach zuerst Heinrich Iv. mit feinen Bischöfen den Papst abgefetzt, dann erst hatte der Papst auf einem großen Concilium den König excommuniciert.
Nachdem die Sache so weit gekommen war, gestalteten sich die Verhältnisse in Deutschland auf einmal ganz anders. Heinrichs Übermut hatte die Gemüter aller Besseren von ihm abgewandt; die Sachsen, sowie die weltlichen Fürsten klagten laut über Treubruch, Meineid, unerträglichen Druck und gesetzlose Willkür. Heinrich wollte auf einer abermaligen Versammlung von Bifchöfeu zu Worms einen neuen Papst ernennen, mußte aber davon abstehen, da ein Teil der gebannten Bischöfe sich auf die von dein Papste gestellten Bedingungen durch den Legaten desselben vom Banne lösen ließ. Dagegen versammelte sich ohne Berufung des Königs ein Reichstag zu Tribur. Nur dem Wirken des päpstlichen Legaten war es hier zuzuschreiben, daß man nicht zu einer neuen Königswahl schritt, vielmehr den Papst zu einem Reichstage nach Augsburg einlud und dem Könige auftrug, wenn er feiner Würde nicht verlustig gehen wolle, in Jahresfrist feine Lösung vom Banne zu erwirken.
Heinrich wußte indes wohl, daß feine zahlreichen und mächtigen Feinde seine Aussöhnung mit dem Papste nicht ernstlich
§0 ff mann, Weltgeschichte rc. Ii. 9
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