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1. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 131

1794 - Gotha : Ettinger
\ Ix. Italien. 131 ix. Italien. A. Allgemeine Geschichte desselben. 1. Italien wird größtentheils von deutschen Völkern unterjocht. Westgothen unter dem Manch bis 412. Heruler unter demodoacher 476. Ostgvthen unter Dietrich dem Großen 495. Residenz zu Ravenna. Griechische Kaiser seit 552. Die Ostgothett wurden vom K. Iustinian verdrängt. Exar- chen zu Ravenna. Longobarden seit 56z. Ursprung der neuern Italiener und ihrer Sprache. 2. Italien kömmt unter die Herrschaft der Ca- rolinger. Schon Pipin bekriegte die Longobarden, und 7^4 nahm ihnen das Exarchat weg. Karl der Große zwang den longobardischendie- 771 trich, ein Mönch zu werden. Auch stellte er die abendländische Kaiserwürde wieder her. Nach Karls Tode wurde sein Enkel Bernhard 814 König von Italien. Diesem ließ sein Onkel Kaiser Ludwig der Fromme die Augen aus- 8l7 stechen. Durch den Vertrag zu Verdun wurde Italien 84z dery ältesten Sohne Ludwigs des Frommen, dem Kaiser Lothar, zu Th?il. Dieser hatte I - wie-

2. Bd. 2 - S. 285

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 285 Einschnitte aus den Stammen und erhärtet an der Sonne. Der beste ist durchsichtig, der geringere undurchsichtig, weich, trocken schwer und erweicht bei der geringsten Hitze wieder. Im Handel kommt der Mastix in erbsengroßen Kornern vor, sieht weißgelb aus, riecht sehr gut, erweicht beim Kauen und bat einen gewürzhaften Geschmack. Die vornehmen Türken kauen ihn gern, um sich dadurch einen wohl- riechenden Athem und weiße Zahne zu verschaffen. Außerdem wird er auch zum Raucherpulver und zu Firnissen gebraucht. Der Baum selbst gehört zu der Gattung der Pistazienbaume und wachst nicht allein auf Chios, sondern auch in Cypern und andern Gegenden des Mor- genlandes, selbst im südlichen Europa. Er wird mäßig hoch, hat ge- fiederte immer grüne Blatter, schwarze, den Wachholderbeeren ähnliche Früchte, aus welchen ein brauchbares Ol gepreßt wird. Das fein ge- aderte, balsamisch riechende, gelbliche Holz des 12 F. hohen Stammes nimmt eine gute Politur an, und man verfertigte sonst Zahnstocher daraus, welchen man eine die Zahne gesund erhaltende Kraft zuschrieb. Die Insel Ehios war eine der blühendsten des Griechischen Ar- chipels und von 110—120,000 Menschen, meistens Griechen bewohnt, die sich durch Bildung, Industrie und Handelstätigkeit auszeichneten und im Besitze großer Freiheiten und eines bedeutenden Reichthumes waren. Die Hauptstadt von gleichem Namen wie die Insel hatte 30.000 E., die unter andern schöne Seidenzeuge verfertigten, und eine Griechische Akademie hatten, worin in mehreren Wissenschaften Unter- richt ertheilt wurde. Allein das Jahr 1822 vernichtete diesen glück- lichen Zustand der Hauptstadt und der Insel, indem die Griechischen Bewohner an dem allgemeinen Aufstand der unter Türkischer Herrschaft lebenden Griechen Antheil nahmen, die auf Ehios sich befindenden Türken überfielen und ermordeten, worauf bald darnach der Kapudan Pascha mit der Türkischen Flotte erschien und, mit 25,000 Türken hier landete. Nun ward jedes Haus, jeder Garten ein Mordplatz. Blühende Jünglinge und Jungfrauen, ehrwürdige Greise und Matro- nen, Weiber, Kinder, Säuglinge lagen verstümmelt unter einander. Die scheußlichsten Greuel wurden an den Jungfrauen verübet. Der größte Theil derselben ward geschändet und dann zerhauen. Gegen 40.000 Menschen wurden gemordet. Viele Frauen und Kinder wur- den zu Sklaven gemacht und fortgeführt. Sobald keine Menschen mehr zu schlachten waren, richtete sich die Wuth gegen die Hauser, 'worin man Schatze zu finden hoffte; kein Stein blieb auf dem Andern. Nur die Katholiken, die Juden und die Bewohner der Mastixdörfer blieben verschont. Von den übrigen Bewohnern der Insel aber ent- gingen nur wenige dem allgemeinen Morden oder der Sklaverei. Nach dieser schrecklichen Metzelei waren im I. 1823 noch 14 bis 16,000 Menschen auf der ganzen Insel vorhanden. In neuesten Zeiten jedoch soll ihre Zahl sich wieder vermehrt und überhaupt die Insel sich wie- der zu erholen angefangen haben.

3. Bd. 2 - S. 253

1837 - Eisleben : Reichardt
I Osmanisches Reich. 253 Frieden gelebt hatte, aber ähnlich den Juden, wie sie durch große Er- innerungen dem Kindesalter der Welt befreundet, wie sie viele Jahr- hunderte weit und breit zerstreut, haben sie stets in Asien unter despo- tischen Regierungen gestanden, duldeten sie in der Türkei und in Per- sien unter Herren von verschiedenen Religionen, die nur ihren Leidenschaf- ten und ihrer Willkühr folgten. Verschwendung und Prachtliebe hat- ten ihre Zwingherren nur zum Raube verleitet, daher hausten sie Schatze im Verborgenen und geizten mit ihrer Habe. Ein einziges freies Wort, eine einzige unzeitige Handlung konnte sie verderben, deshalb wurden sie verschwiegen, versteckt und kriechend. Dankbarkeit gegen ge- stürzte Wohlthäter konnte sie ins Verderben stürzen, daher erscheinen sie zuweilen undankbar und treulos. Da ihnen Ämter und Ehren- stellen unzugänglich blieben, wurde der Gewinn Triebfeder ihrer Hand- lungen. Aus derselben Quelle der langen Unterjochung und der Be- schränkung auf Geschäfte des häuslichen und bürgerlichen Lebens fließt auch ihr Mangel an Muth und ihre Untauglichkeit zum Kriegsdienste. Am liebsten beschäftigen sie sich, gleich den Juden, mit Handelsunter- nehmungen; daher sind auch in den Türkischen Städten die angesehn- sten und reichsten Bankiers und Handelsleute Armenier oder Juden. Außer dem Handel beschäftigen sie sich auch mit der Heil- und Wund- arzneikunst, oder sind auch Goldschmiede, Backer, Baumeister, Tischler, Drechsler, Schlosser, Lastträger, Wasserträger, Fischer, Seidenweber, Färber, Turban- und Zeltmacher. Ackerbau und Viehzucht sind nicht nach ihrem Geschmacke, und sie betreiben diese Gewerbe, wo sie, wie in ihrer ursprünglichen Heimath, das Bedürfniß dazu nöthigt, ziemlich nachläßig. In dem häuslichen Leben der Armenier herrscht noch viel Patri- archalisches. Wie zur Zeit Abrahams und Jakobs ist der Erstgeborne nach dem Vater das Haupt und der Erbherr des Hauses. Die nach- geborenen Söhne sind ihm unterworfen und seine Schwestern nicht viel mehr als seine Sklavinnen. Söhne und Töchter sind voll Ehrerbie- tung gegen den Vater und setzen sich selten in seiner Gegenwart. Sie sind seine treuesten Diener, und der älteste Sohn bedient auch die Gäste des Vaters bei der Mahlzeit. Ein Reisender, der einen Ar- menier besuchte, dem er empfohlen war, erzählt von seiner Aufnahme Folgendes: „Bei meiner Ankunft umarmte mich der Armenier wie einen alten Bekannten, führte mich in ein Zimmer, ließ mir ein Bad zurichten, einen Hammel schlachten und lud seine Freunde zum Feste ein. Man fühlte sich ganz in die Patriarchenzeit der Kindheit der Welt versetzt, wo die Menschen desto gastfreundlicher waren, je näher noch die Völker mit einander verwandt waren." —■ In der Kleidung und Lebensweise kommen die Armenier viel mit den Türken überein, doch machen Stadt und Land manche Unterschiede. Die Frauen der Städ- ter zeigen sich in den Straßen ebenfalls verhüll^ und nur die Farbe des Firidschi oder der über den Rücken hinabhängenden Kappe,

4. Bd. 2 - S. 294

1837 - Eisleben : Reichardt
294 Asien. ^ Die Bucharen, auch Tadschicks und Sarten *) genannt, gehören keineswegs, wie man gewöhnlich annimmt, zu dem Türkischen Volksstamm, sondern zu dem Persischen; auch ist ihre Muttersprache die Persische. Sie sind unter allen Turkestan bewohnenden Völker- schaften die industriöseste und civilisi'rteste, in Städten und Dörsern ansaßig, und treiben Ackerbau, Gewerbe, vorzüglich aber Handel. Jeder Buchare ist geborner Kausman. Er handelt und schachert, wo es ihm nur möglich ist. Civil- und Militarbeamten, selbst die die Person des Khans umgeben, machen Komissionare, Speditöre, Agenten und erstre- cken ihre Handelsspekulationen bis an die Gränzen; die Landleute beschäftigen sich bei ihren Ackergeschaften mit dem Handel; die in den Städten wohnenden Bucharen sind Kramer, Wechsler und Handelsleute im Großen und Kleinen, und unternehmen die weitesten Handelsreisen. Ja sie leben als Handelsleute zerstreut auch in den großen Städten Sibiriens, Jnnerasiens und in den Hauptstädten Chinas. Sie zeigen vielen Sinn für Kunstgewerbe und Handwerke, doch ist die Seiden- und Baumwollenspinnerei bloß das Geschäft ihrer Weiber. Die Mehr- zahl von ihnen kann lesen und schreiben und sie bilden die gebildeteste Einwohnerklasse Turkestans. Dabei aber sind sie betrügerisch, listig, falsch, habsüchtig, geldgierig, zeigen in ihrem Gesichte Sanftmuth und Gelassen- heit und erscheinen dem, der sie nicht genauer kennt, als gutmüthig,'recht- lich, gefällig und demüthig. Im Unglück und Elend sind sie zu jeder Niederträchtigkeit fähig, wenn sie nur etwas dadurch erlangen können, im Glück und Wohlstand aber stolz und gebieterisch; übrigens größten- theils reich oder doch wohlhabend, Auf Vertage mit ihnen ist bei ihrer falschen Denkungsart nicht zu bauen. Alles was ihren Eigen- nutz nicht berührt, ist ihnen gleichgültig. Übrigens sind sie feig, ohne Kenntniß und Übung der Waffen und haben, so lange sie hier woh- nen, stets eine leidende, gehorchende Nolle gespielt, ohne daß jemals einer von ihnen sich zu einem Oberhaupte emporgeschwungen hatte. So thätig und arbeitsam der Buchare bei seinen Handels- und andern Geschäften ist, so sehr zeigt er sich als Müssigganger in seinem Harem, unter seinen Frauen und Beischläferinnen; hier überlaßt er sich allen möglichen Arten von Genüssen. Weingenuß und Hazardspiel verbietet ihnen der Islam, denn sie sind Muhamedaner, allein zu Hause und im Geheimen macht er den Trinker und Spieler und wagt oft ansehn- liche Summen. Im Allgemeinen sind die Bucharen von mittlerer Statur, wohl- gebildet, haben Europäische Gesichtszüge, große, schwarze und sprechende Augen, eine Habichtsnase, schwarze Haare und eine helle Hautfarbe, die viel weniger braun als bei den Persern ist, und zeigen in ihrer *) Den Namen Sarten haben sie von den Türkischen Völkern erhalten, indem das Wort Sarti einen Kaufmann bezeichnet, weil die Bucha- ren allein in Turkestan Handel treiben.

5. Bd. 2 - S. 380

1837 - Eisleben : Reichardt
380 A sien. Dolch im Gürtel, dessen Griff mit Diamanten und andern Edelsteinen besetzt war, vollendete den schönen Anzug der Amirs." „Von allen Dingen, fahrt Burkes in seiner Erzählung weiter fort, welche die Aufmerksamkeit eines Sind besuchenden Reisenden aus sich ziehen können, erregt nichts mehr die Bewunderung, als die herrlichen Juwelen- und Waffen-Sammlungen der Amirs. Ein großer Thñl ihrer Reichthümer besteht in Rubinen, Diamanten, schönen Perlen, Smaragden, womit ihre Dolche, Schwerter und Flintenschlösser in groß- ßer Menge verziert sind, und die sie zum Theil als Ringe und Agraf- fen an verschiedenen Kleidungsstücken tragen. Kaufleute mit Edelstei- nen kommen aus allen Theilen Asiens nach Sind, wo sie in Hydra- bad einen gewissen Absatz ihrer Waaren finden, und einige Persische Künstler im Dienste des Hofes, arbeiten in Email und wenden ihre ganze Kunst auf, um den Diamanten durch die Art der Fassung den größten Glanz zu geben. Die Kunst, Goldverzierungen auf Stahl zu legen, hat man hier auf den größten Grad der Vollkommenheit gebracht. Die Amirs senden Agenten nach Persien, der Türkei und Palästina, um daselbst Pistolen und Degen zu kaufen. Ich halte es für unmög- lich, an irgend einem andern Orte eine so kostbare Waffen-Sammlung zu finden, als die dieser Fürsten ist. Diese Sammlung enthalt zugleich Schwerter von fast allen Fürsten, die in der Geschichte Asiens einige Berühmtheit haben. Ich habe hier Schwerter von Abbas dem Gro- ßen, von Nadir-Schah und von mehreren andern berühmten Personen in meinen Handen gehabt. Alle Klingen waren mit Inschriften in goldenen Buchstaben geziert, die, wenn sie einem Mitgliede aus der Familie des Schahs gehört hatten, ein kurzes Gebet enthielten; bei andern waren es Stellen aus dem Koran oder Verse irgend eines Persischen Dichters. Diese Schwerter schienen mir nicht schwerer zu seyn, als unsere gewöhnlichen Englischen Sabel, ihre Krümmung aber ist verschieden. Ich sah einen jungen Prinzen ein großes Schaf mir einem Hieb in 2 Stücke spalten. Es gehört aber dazu ein Vortheil, der große Übung und Geschicklichkeit erfordert." Ostindien. Indien war schon in uraltesier Zeit, weit früher als Europa, ein hochgebildetes Land; seine alterthümliche Religion, die gut eingerichtete Staatsverfassung, die Sitten und Gebrauche, die sich fast ganz unver- ändert erhalten haben, die schon früh vorhandene Kasteneinrichtung, die uralten in einer völlig erloschenen Sprache (Sanskrit) geschriebe- nen Urkunden des Indischen Götterdienstes, die großen Prachttempel, welche man an vielen Orten in Indien antrifft und welche die jetzigen Hindus zu erbauen schwerlich im Stande waren, der schon früh aus eine hohe Stufe gestiegene Gewerbfleiß — alles dies beweist das hohe Alterthum der Indischen Nation. Wie und woher aber diese so frühe

6. Bd. 2 - S. 433

1837 - Eisleben : Reichardt
Ostindien. 433 fungen mancher Schriftsteller hervorgerufen, welche nur von demjenigen Theile des Volkes, unter welchem sie eine Reihe von Jahren zugebracht haben, sich ein Urtheil bilden konnten: der eine Theil erhob die Hin- dus bis zu den Wolken und stellte sie als Muster jeder Tugend, dis den Menschen schmücken kann, aus — der andere schilderte sie als eine sklavische, lügenhafte, grausame, verräterische, unzuverläßige und un- dankbare Nation. Die Wahrheit liegt, wie in den meisten andern Fallen, in der Mitte; sie besitzen gute, aber auch schlechte Eigenschaf- ten und sind von Natur ein sanftes, gefälliges und verständiges Volk, mäßig, sparsam, und wo sich die Gelegenheit darbietet, betriebsam und beharrlich. Vor starken Getränken haben sie einen natürlichen Abscheu. Ruhe und Sanstmüthigkeit ist der herrschende Zug in ihrem Charakter; heftige Ausbrüche von Zorn und andern Leidenschaften sind selten und werden von ihm mit Erstaunen und Widerwillen als eine Art von Rausch betrachtet. Ihre Energie äußert sich hingegen in einer stand- haften Anhänglichkeit an alten Gewohnheiten; in Andachtsübungen zeigen sie die nämliche Beharrlichkeit wie in mechanischen Beschäftigun- gen; in allem, auch bei Mißhandlungen eine kalte, unbogränzte Ge- duld, in ihrem Verhältnisse zu den Mächtigern Feigheit und Sklaven- sinn, in Politik und Handel Schlauheit und Feinheit. Die schlechten Seiten ihres Charakters sind theils Folge des Klimas, der Religion und des Kastengeistes, theils des Despotismus, unter welchem sie sehr lange geschmachtet haben und zum Theil noch schmachten. Seit Verbreitung der Brittischen Herrschaft ist mancher Fortschritt zum Bessern geschehen; so z. B. ist die sklavische Abhängigkeit der untern Klassen von den höhern sehr vermindert, die Menschenopfer sind abgeschafft, dem Kindermorde Schranken gesetzt und die furchtbare Sitte, die Wittwen zu verbrennen- gänzlich aufgehoben worden, wiewohl man dabei gewaltigen Widerstand zu überwinden hatte. Seit den ältesten Zeiten theilen sich die Hindus in Kasten ab, die aufs innigste in ihre Verfassung verwebt sind. Keiner, der zu einer Kaste gehört, darf in die andere einheirathen oder zu einer andern Kaste übergehen, sondern muß stets der seinigen angehören. Es giebt 4 edle Kasten oder Stände, die Braminen, die Tschetris oder K sch a t- trias, die Waischis oder W assi er und die Schubers oder Sud ras. Außer diesen 4 edlen Kasten, die alle noch eine große Menge Unterabtheilungen haben, giebt es eine unedle oder verachtete Kaste, die der Parias. Die vornehmste aller Kasten sind die Bram inen, welche für so heilig gehalten werden, daß ihnen jedermann die tiefste Ehrerbietung erweist. Auch kann kein Bramine in peinlichen Fällen mit dem Tode bestraft werden. Eben so wenig darf ein Bramine mit jemanden aus einer andern Kaste unter einem Dache seyn, in seiner Nachbarschaft wohnen, mit ihm essen und trinken oder auch nur Speisen und Ge- tränke zu sich nehmen, die ein Nichtbramine zubereitet hat. Die Bra- Cannabich'ö Hülssbuch. Ii. Band. 28

7. Bd. 2 - S. 504

1837 - Eisleben : Reichardt
504 Asien. kein Mann dadurch von der Ehe mit einem solchen Mädchen abge- schreckt wird. Hat sich ein Mädchen aber einmal verehelicht, so ifts mit seiner Freiheit zu Ende und die strengste Beobachtung der Keusch- heitsgesetze tritt nun ein. Der Ehehruch gilt als ein entehrendes Verbrechen worauf für beide Theilnehmer der Tod steht, der jedoch oft in schwere körperliche Strafe verwandelt wird. Die Frauen der Ana- miten, unter denen es viele giebt, die hübsch, ja recht schön sind, und auch ein angenehmes Benehmen zeigen, werden zwar nicht wie in den meisten Landern des westlichen Asiens eingesperrt, aber doch mit Harte und Verachtung behandelt. Ein Ehemann darf gesetzlich seine Frau aufs Härteste züchtigen, wenn sie nur nicht daran stirbt, ohne, daß er zu irgend einer Rechenschaft gezogen werden darf. Auch müssen die Weiber einen großen Theil der Arbeiten verrichten, welche in andern Landern dem männlichen Geschlechte allein zukommt. Sie pflügen, eggen, erndten, tragen schwere Lasten, führen den Handel in den Kauf- laden und sind Trödler und Geldwechsler. Ja in den meisten dieser Geschäfte gelten sie für erfahrner und einsichtsvoller als die Männer, und man sieht hier häufig, daß der Mann durch die Arbeit der Wei- der erhalten wird. Ihrem Charakter nach sind die Anamiten ein sanftes, gutmü- thiges, freundliches, höfliches, gelehriges Volk. Obgleich Diebstahl bei ihnen häufig ist, so ist das Verbrechen des Mordes doch beinahe unbe- kannt. Gegen Fremde sind sie gesprächig, freundlich, aufmerksam und nachgiebig und in ihrem ganzen Benehmen zeigen sie einen Grad von angeborner Höflichkeit und Feinheit, den man in den übrigen Theilen Indiens beim großen Haufen vergeblich sucht. Die niedern Klassen zeichnen sich durch ihre Lebendigkeit aus. Man sieht sie immer spre- chen und lachen, meistens in einer muntern und lustigen Stimmung und sehr geneigt sich der Freude hinzugeben, so daß man sie für die lustigsten unter allen Asiaten halten muß. Aber eben so gewöhnlich ist auch bei ihnen der Übergang zur Betrübniß und zu andern widrigen Gemüthsbewegungen. Die höhern Klassen *) nehmen hingegen die ernsthafte und feierliche Haltung der Chinesen an. Sieht man das lustige und fröhliche Wesen der Anamiten, so sollte man glauben, daß sie unter einer der mildesten und wohlthätigsten Regierung in der Welt lebten, wahrend sie doch die Sklaven eines höchst despotischen Monar- chen sind; denn sie haben im Grunde nichts, was sie ihr Eigenthum nennen könnten, nicht einmal das Leben. Diese despotische Regierung, unter deren beständigem Druck die Anamiten seufzen, äußert auf den moralischen Character dieses Volks und auf die Erniedrigung ihres Geistes den nachtheiligsten Einfluß, und hat sie verschmitzt, furchtsam, *) Es giebt eigentlich 2 Klassen unter den Anamiten, nämlich das Volk und den Adel, oder die Mandarinen. Oer Adel ist persönlich und erblich.

8. Bd. 2 - S. 524

1837 - Eisleben : Reichardt
524 Asien. und haben ihre Gemeindevorsteher behalten; aber die letztem stehen unter Brittischen Beamten und diese unter den Oberbehörden zu C o- lombo, der Hauptstadt und dem Sitze des Gouverneurs. Seitdem geschieht von der Brittischen Regierung vieles zu einer großem Ver- breitung der Kultur des Landes und der Bewohner, die sich zur Budd- histischen Religion bekennen, aber von denen auch seit dieser Zeit viele zum Christenthums bekehrt worden sind. Die Singhalesen sind Hin- dus und gleichen in Sitten und Gebrauchen, in Gestalt, in Sprache den Hindus auf dem Festlande Ostindiens. Auch findet bei ihnen die Kasteneintheilung' Statt, nur daß sie etwas beschrankter ist und weni- ger unmittelbaren Einfluß auf den Volkscharakter hat, als bei den ei- gentlichen Hindus. Doch giebt es die zwei ersten Hauptkasten, die kö- nigliche und die priesterliche nicht mehr, sondern bloß noch die zwei letzten, wovon die eine in Z Unterabtheilungen die Kaufleute, Bauern und Hirten und die andere die 60 niedrigen Unterkasten begreift, wozu unter andern die Fischer, die Handwerker rc. gehören. Noch giebt es zwei Abtheilungen Singhalesen, welche zu keiner Kaste gerechnet wer- den und mit denen im Verkehr zu steben für Verunreinigung gilt, nämlich die der Gattarus und der Rodis oder Gasmundos, welche in einem höchst erbärmlichen Zustande, von aller Gemeinschaft mit den übrigen Kasten gänzlich ausgeschlossen leben; sie essen, was ihnen vorkommen, selbst krepirte Thiere und dürfen nicht in ordentlich gebauten Häusern, sondern in bloßen Schuppen, die von einer Seite ganz offen sind, wohnen. Noch müssen wir mit wenigen Worten die Weddahs bemerken, welche von Einigen zu den Singhalesen gerechnet, von Andern für einen ganz von denselben verschiedenen Volksstamm gehalten werden. Vielleicht machen sie den ursprünglich auf Ceylon verbreiteten Volks- stamm aus, der hernach von den spätern Einwanderern in die wilde- sten Gegenden der Insel verdrängt wurde, wo er jetzt vorzüglich die Waldungen am äußersten Ende der südöstlichen Küste bewohnt. Man kann diese Weddahs füglich in 2 Klassen eintheilen, in Dorf- und Wald-Weddahs. Die erstem haben zwar mit ihren wildern Stamm- genossen der Wald-Weddhas viel Ähnlichkeit, leben aber in geselliger Verbindung mit einander in Hütten und treiben Ackerbau, doch liefert auch ihnen der Wald die meisten Bedürfnisse. Die Wald-Weddahs hingegen leben einzig vom Ertrage der Jagd und von wilden Früch- ten und treiben durchaus keinen Ackerbau, besitzen keine Hütten, son- dern schlafen gewöhnlich unter Bäumen, welche sie, wenn sie ihrer Sicherheit wegen besorgt sind, erklettern; sie bedienen sich der Bogen und Pfeile und schleichen sich, ehe sie schießen, dicht an ihr Wild; verwunden sie dasselbe nur, so gehen sie der blutigen Spur nach, bis sie ihm wieder so nahe sind, daß sie einen zweiten Schuß thun können. Da es in den Wäldern viel Roth- und anderes Wild giebt, so haben sie Lebensmittel vollauf, und manche derselben kommen zuweilen in

9. Bd. 2 - S. 702

1837 - Eisleben : Reichardt
702 Asien. prachtvoll eingerichtet sind, wie fürstliche Pallaste. In Nangasacki, einer Stadt von 70,000 Einwohner, sind 700 Theehäuser oder öffent- liche Hauser, deren Bewohnerinnen jedoch, nach einer gewissen Zeit die Aufnahme in die Gesellschaft rechtlicher Leute gestattet ist, und sie sollen, wie man sagt, exemplarische Gattinnen und Mütter werden. Ein Mann darf zwar den Gesetzen nach nur eine Frau nehmen; aber sie verbieten ihm nicht, neben derselben noch so viel Kebsweiber zu hal- ten, als es ihm beliebt und als d ernähren kann, doch übersteigt die Zahl derselben selten zwei. Die erste und rechtmäßige Gemahlin leidet darunter nicht immer, und häufig sieht man sie recht freundschaftlich mit den andern Weibern ihres Gatten leben, die sie wie Schwestern behandelt. Der Hausherr tragt übrigens Sorge, daß seiner Gattin von seinen Kebsweibern, über die sie eine entschiedene Obergewalt übt, und die ihr zu dienen verpflichtet sind, mit gebührender Unterwürfig- keit begegnet werde. Die Heirathen werden in den Tempeln mit vie- len Feierlichkeiten geschlossen. Bei der Bewerbung um ein Mädchen, so wie bei der Verlobung und Hochzeit finden viele sonderbare und zum Theil lächerliche Gebrauche Statt. Die Vornehmen zwar halten ihre Frauen in den innern Gemachern ihres Hauses verschlossen, wo nur die nächsten Verwandten Zutritt haben; doch bei den andern Stan- den haben die Frauen mehr Freiheit, dürfen ihre Verwandten und Freunde besuchen und sich in den Straßen und an öffentlichen Orten mit unverhülltem Gesichte zeigen. Überhaupt sind die Japaner bei Weitem nicht so eifersüchtig, wie andere Asiatische Völker, und die Japanesischen Frauen behaupten dieselbe Stellung in der bürgerlichem Gesellschaft wie die Europäischen; sie haben bei Festen' den Vorsitz und sind die Zierde des häuslichen Mahles. Die Kunst, die Samsie oder die Guitarre zu spielen, macht einen wesentlichen Theil der weiblichen Erziehung aus; ein Griff in ihre Saiten giebt das Zeichen, daß alle Förmlichkeit bei Seite zu setzen sey, und daß nun Thee, Sacki und gesellige Heiterkeit an die Reihe kommt. Der hervorstechende Charakterzug der gesellschaftlichen Ordnung in Japan ist die erbliche Natur aller Ämter, Gewerbe und aller Verhält- nisse des Lebens. Die Bevölkerung theilt sich nämlich in folgende 8 Klassen: Fürsten, Adel, Priester, Soldaten, Civilbeamten, Handelsleute, Handwerker und endlich Ackerbauer. Unter allen diesen Klassen befin- det sich nur ein Gewerbe, welches gleich den Parias (f. Band Ii. S. 436) in Ostindien das Brandmal der öffentlichen Verachtung tragt, und dies ist das der Gerber, mit denen aller Umgang verboten ist, und unter denen jedesmal ausschließlich die Scharfrichter ausgewählt werden. Die Fürsten oder D ñ m j o s der verschiedenen Provinzen von Japan waren in frühern Zeiten Souveräne in ihren Gebieten, heuti- ges Tages sind nur noch 4, welche als unabhängig betrachtet werden können. Alle andern sind Gouverneure, welche die ihnen anvertrauten Distrikte verwalten. Diese Fürsten haben so wie auch der Adel ihre

10. Bd. 2 - S. 750

1837 - Eisleben : Reichardt
750 Afrika. wird der Salmiak künstlich gewonnen, und man erhielt ihn sonst bloß aus Asien und Afrika, besonders aus Ägypten, und die Bereitung desselben blieb lange ein Geheimniß, bis erst im vorigen Jahrhunderte entdeckt würde, daß man ihn aus dem Ruß des verbrannten Kameels- mistes, den man dort gewöhnlich zur Feuerung gebraucht, durch die Sublimation *) erhalte. Jetzt wird derselbe auch in mehrern Landern Europas, in chemischen Fabriken, namentlich in Großbritannien, Frank- reich, Deutschland, Italien rc. ' bereitet.- Der reine Salmiak ist ein sehr weißes, halbdurchsichtiges Salz, von einem unangenehmen, stechend salzigem Geschmack, erzeugt beim Auflösen im Wasser Kalte, und wird vorzüglich von Goldschmieden und andern Metallarbeitern, von Schei- dekünstlern, Färbern und vielfach auch in der Arzneikunst gebraucht. Den zahlreichsten Theil der Bevölkerung machen die Araber aus, die sich in herumziehende und in ansaßige theilen. Erstere heißen Be- duinen, welche die Wüsten Ägyptens bewohnen und eine herum- wandernde Lebensart führen, so wie die Beduinen in Arabien; daher wir unsere Leser auf den Ii. Bd. S. 3j 9 verweisen, wo sich eine Beschreibung derselben findet. Die ansaßigen Araber haben sich ent- weder in Städten niedergelassen und treiben bürgerliche Gewerbe oder in Dörfern und beschäftigen sich mit Ackerbau. Diefe Ackerbauer heißen Fellahs und leben unter dem größten Druck, der sich unter der ge- genwärtigen Herrschaft noch vermehrt hat. „Ich halte, sagt ein Rei- sender, einen Ägyptischen Fellah für das elendeste aller Wesen. Er duldet alle Leiden und Plagen der Knechtschaft, ohne etwas zu haben, was ihm einige Vergütung gewahrte. 9iur zweierlei scheint er zu ken- nen, was ihm einige Freude schafft, Wasser genug, seinen Durst zu löschen und Ruhe des Nachts. Der Nil und die untergehende Sonne sind gewiß das Einzige, woran er ohne Sorgen denkt." Die Fellahs müssen sich mit den gröbsten Nahrungsmitteln ihr Leben fristen. Ihre Wohnungen bestehen aus kleinen Lehmhütten, gewöhnlich von kreisrunder Form, mit einer roh gezimmerten Thüre oder statt derselben, mit einem bloßen Loche, und die Möbeln aus et- was Stroh und einigen irdenen Töpfen. In den Landstädten sind die bessern Häuser aus Backsteinen gebaut, welche man aus dem Nil- schlamme formt, den man mit Stoppeln vermischt und an der Sonne trocknet. Sehr viele Kinder beiderlei Geschlechts tragen keine Klei- dung bis sie ein Alter von 8—10 Jahren erreicht haben, wo sie dann, aber auch nicht allgemein, eine Art von Gewand anlegen. Die Kleidung der armern Fellahs besteht in weiten blauen oder weißen Beinkleidern von baumwollenem Zeuge; und ein langes blaues Hemd ist des Landmanns Staatskleidung. Auf dem Kopfe tragen sie ein *) Sublimation ist diejenige Operation, wo ein fester Körper durch die Hitze in Dampf oder Dunst verwandelt wird, welcher sich bald als ein lockeres Pulver, bald als dichtere Masse (Sublimat) in dem dazu gebrauchten Apparate anlegt.
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