224
Die Skatk-
tiatterschafr
von Req»c-
sens, von Don
Johann von
Destreich und
des Herzoge
Alexander n.
Parma. Phi-
lipps Ii.
Krieg mik
England.
Schon wähnte Alba seine Aufgabe gelöst, deß Königs Feinde unter-
drückt zu haben, da erhoben sich neue, furchtbare Gegner. Kühne
Männer der Nordprovinzen hatten leichte Schiffe ausgerüstet und be-
mannt, vertrieben aus den kleinen Küstenstädten die spanischen Besatzun-
gen und thaten als Freibeuter den Spaniern vielen Schaden. Die Dü-
nen an den Küsten Hollands hatten für die flach gebauten Fahrzeuge
nicht die Gefahr, der die ihnen nachsetzenden spanischen Galeeren selten
entgingen. Durch die Einnahme des an der Maas gelegenen Städtchens
Briel (1572) wurde den Unternehmungen ein fester Mittelpunkt gege-
den. Wassergeusen nannten sich diese kühnen Männer. Vergeblich
versuchten die Spanier sie wieder aus Briel zu vertreiben, vielmehr ge-
lang es den von dem Prinzen von Oranien geleiteten Geusen, ihre
Macht immer weiter auszubreiten. Die meisten Städte in Holland und
Seeland und viele Plätze in Geldern, Oberyffel und Friesland gingen
zu ihnen über. Muth und Vertrauen wuchsen mit der Macht und der
von Oranien geleiteten Ordnung. Nach den von Gewässern durchschnit-
tenen Nordprovinzen, wo Alba sich weder seiner Reiter, noch seiner
schweren Schiffe bedienen konnte, kehrten die Geflüchteten racheglühend
aus der Fremde zurück. Freudig setzten sie ihr Leben gegen die Bedrücker
ihres Landes auf's Spiel, und wie das Verlangen nach Rache ihr gan-
zes Herz erfüllte, so kannten sie keine Schonung gegen die ergriffenen
Spanier und die katholischen Geistlichen, denen sie das Unglück ihres
Vaterlandes zuschrieben.
Wilhelm von Oranien wurde 1572 von dem Adel und den
Städten, die es mit ihm hielten, zu Dordrecht für den rechtmäßigen
königlichen Ststthalter in Holland, Seeland und Utrecht er-
klärt. Mit der Liebe zur Freiheit war das Bewußtsein der Kraft erwacht.
Der Aufstand gewann immer mehr an Bedeutung. Oraniens schöpferi-
scher Geist, von der Liebe und Treue der Bürger unterstützt, kämpfte
gegen den Herrn von Spanien, Italien und der neuen Welt. Freudig
opferten die Bürger was der Väter Fleiß erspart hatte, Oranien ver-
pfändete sein Erbe, borgte, ließ in Deutschland Söldner werben und
suchte Frankreich zum Bunde gegen Spanien zu bewegen. Aber auch
Alba erhielt aus Italien und Spanien immer neue Söldnerschaaren.
Der Krieg bestand hauptsächlich in Belagerungen. Harlem wurde
sieben Monate lang belagert, als es sich endlich ergab und 250,000 Gul-
den zahlte, um von der Plünderung befreit zu werden, ließ Alba 300
der heldenmüthigen Bürger paarweise ins Meer werfen. Von 4000 Ein-
wohnern des Städtchens Ne erden entkamen nur 60 einem schmählichen
Tode. Während eines Zeitraums von sechs Jahren ließ Alba 18,000
Menschen durch Henkershand hinrichten. Philipp Ii. selbst wurde end-
lich zweifelhaft, ob er durch Alba zum Ziele gelangen würde und rief
ihn ab. Alba verließ die Niederlande 1573.
Der Nachfolger Alba's in der Statthalterschaft der Niederlande war
Don Luis de Requesens y Zuniga, der als Statthalter von Mai-
land durch Weisheit und Festigkeit sich ausgezeichnet hatte und der
durch Vereinigung von Milde und Kriegserfahrung geeignet schien, den
gänzlichen Abfall der Niederlande zu verhüten. Die Spanier gewannen
1574 eine Schlacht auf der Mookerhaide, in welcher zwei Brüder
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
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Extrahierte Personennamen: Don
Johann_von
Destreich Johann Alexander Alexander Wilhelm_von_Oranien Wilhelm Philipp_Ii Philipp Luis_de_Requesens_y_Zuniga
Extrahierte Ortsnamen: England Hollands Maas Städtchens
Briel_( Holland Seeland Friesland Holland Seeland Utrecht Spanien Italien Deutschland Frankreich Spanien Italien Spanien Niederlande Niederlande Niederlande
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kalt wird, zieht er mit seiner Herde in wärmere Landschaften. Wo die
Ebene angebaut ist, liefert sie reichlich Weizen und Mais, des Volkes Haupt-
nahrung. Mitten in der weiten Ebene, von allen Küsten gleich weit ent-
fernt, liegt Madrid, die Hauptstadt, in der Ferne ringsum von blauen
Gebirgen umgeben. Der Spanier nennt sein Vaterland das Angesicht
Europas. Er hat es so lieb, daß er es äußerst ungern verläßt. Er ist
stolz, ernst und feierlich, gastfrei, und so nüchtern und mäßig, daß als der
ärgste Schimpfname das Wort Trunkenbold gilt. — Ehemals war das
schone Land viel reicher als jetzt.
Auch Portugal ist sehr heruntergekommen. Seine Hauptstadt ist Lissa-
von. Sie ist eine der am schönsten gelegenen Städw. Der Portugiese,
der freilich sonst gerne prahlt, sagt doch hier ohne Übertreibung im Sprich-
wort: „Wer Lissabon nicht gesehen hat, hat nichts gesehen." Das Innere
der Stadt aber ist nicht erfreulich-, die Straßen sind eng, krumm, schmutzig
und voll herrenloser Hunde.
Die Bewohner beider Länder bekennen sich zur römischen Kirche. Es
leben unter ihnen viele Zigeuner, deren liebste Länder die spanische Halb-
insel und Ungarn sind. Flügge.
43. Frankreich.
Obwohl Frankreich seinen Namen von einem berühmten deutschen
Volksstamme, den Franken, führt, welche einige Jahrhunderte nach unsers
Heilandes Geburt einen großen Theil dieses Landes einnahmen und sich
darin festsetzten, so ist dennoch von deutscher Art dort nichts zu finden.
Wie das von den Franken besiegte Volk beschaffen war, so sind auch die
heutigen Franzosen: flüchtig und leichtsinnig, veränderlich und immer neuen
Dingen nachjagend, übermütig und daneben freilich auch tapfer. Sie er-
finden alle Tage neue Moden, die dann leider auch in Deutschland bald
nachgeahmt werden.
Frankreich wird von seinen Bewohnern, „das schöne" genannt. Es
hat auch eine sehr günstige Lage. Im Süden ist es von Spanien durch
die Pyrenäen geschieden, welche nach Frankreich mit kurzen, schönen, an
wilden Waldströmen reichen Thälern abfallen. An ihrem Fuße liegt ein
wasserreiches Tiefland und in diesem die Städte Toulouse und Bor-
deaux. Im Südosten erfüllen zahlreiche und hohe Arme der Alpen die
Landschaft; an ihnen windet die Rhone in ihrem warmen Thalesich vor-
bei und geht bei der großen Seestadt Marseille ins Mittelmeer.
Da liegt an den Sevennen ein herrliches Südland mit mildem,
schönem Klima, wo der Ölbanm gezogen wird und der Seidenbau gut ge-
deiht. Aufwärts im Rhoncthal liegt Lyon, seit der alten Zeit der Kirche
weit bekannt geworden durch die Treue, welche die dortige Christengemeinde
in der Verfolgung bewies; heutzutage sind ihre Seidenwaaren, Gold- und
Silberarbeiten berühmt. In dem Gebirgslande westlich vom Rhoncthal
haben einst resormirte Christen unter Ludwig Xiv. ihren Glauben gegen
ihre Peiniger lange tapfer vertheidigt. Von diesen Landschaften aus senkt
sich der Boden allmählich gen Westen und Norden zum atlantischen Meere;
die Küste nähert sich im Nordwcstcn England bis auf eine Entfernung von
vier Meilen. Dieser ganze Boden ist über Hügel und Flüsse leicht gang-
bar, weshalb Straßen und Eisenbahnen nach allen Richtungen hin führen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Europas Portugal Lissabon Ungarn Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Spanien Frankreich Toulouse Marseille Rhoncthal Lyon Nordwcstcn_England
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
295
Wenn die Missionare non Amsterdam und Rotterdam, von Bremen oder
Hamburg aus nach Süd-Afrika fahren, so brauchen sie gewöhnlich 2 Monate.
In der Capstadt steigen sie an's Land. Die Capstadt ist der Sitz der englischen
Regierung, welche das ganze Capland beherrscht. Es ist dies aber eine große
Ecke, fast so groß wie ganz Deutschland. Darin wohnen ein gut Theil Chri-
sten, die aus Holland, England, Frankreich und Deutschland dorthin gewandert
sind. Aber es wohnen dort noch viel mehr Heiden und auch etliche Muhame-
daner. Die Heiden sind entweder rabenschwarz, und das sind die Neger,
oder sie sind schmutziggelb, und das sind die Hottentotten. Unter den
Schwarzen und Gelben wirken unsere Missionare nun schon über 30 Jahre.
In der Nähe der Capstadt, in einem großen Dorfe Stellenbosch, haben sie
den Anfang gemacht, haben den Schwarzen gepredigt, sie unterrichtet, getauft
und Gemeinden gesammelt. Auf den etwas entfernten Dörfern Tulbagh
und Worcester haben sie es fortgeführt. Jetzt sind die Leute dort alle
Christen, haben Kirchen und Schulen, Glocken und Orgeln, überhaupt alles,
was bei uns eine wohlgeordnete Gemeinde auch hat.
An andern Stellen im Capland haben es die Missionare mehr mit den
Gelben zu twn, oder mit den Mischlingen, die von europäischen Vätern
und heidnischen Müttern abstammen. Das ist ein unstätes, wandersüchtiges
Volk. Die Missionare haben alle Kunst aufbieten müssen, um sie nur einmal
festzuhalten bei dem gepredigten Gotteswort. Sie haben kleine Höst (Institute)
angekauft oder sich schenken lassen und geben jedem Heiden, der sich dort bei
ihnen niederlassen will, ein Stückchen Land, daß er sich einen Garten anlegen
kann, und helfen ihm ein Häuschen bauen. Dabei werden sie nicht müde, ihn
zu unterrichten und ihm zu predigen, ob er sich bekehren wolle zu dem leben-
digen Gott. Solche Institute sind Saron, Steinthal, Wupperthal,
Eben-Ezer, Commagas, und auch Stein köpf und Pella sind nicht
weit davon. Hier ist kaum noch ein Mensch zu finden, der nicht die Haupt-
lehren des Christenthums wüßte. Die meisten sind schon getauft und haben
auch schon wieder getaufte Kinder, aber etliche sind immer noch da, die ihre
Bekehrung gerne aufschieben möchten.
Alle diese Stationen liegen ziemlich nahe an der Meeresküste. Tiefer im
Innern des Landes liegen die reichgesegneten Stationen Am andelboom und
Schiet so nt ein. Auch dort wohnen Schwarze und Bastards. Die Schwar-
zen sind aber von anderem Schlage, als die in der Nähe von Capstadt. Es
sind Kaffern, und die hält man für die edelsten unter allen Negervölkern.
Die Gemeinden bestehen aus eben erst bekehrten Heiden, aber wenn diese ihr
Missionsfest feiern, so bringen ihrer 1000 Festgenossen eine größere Festcollecte
zusammen, als bei uns 4000 oder 5000 weiße Missionsfreunde. Prediger und
Lehrer halten sie selbst, Kirchen und Schulen bauen sie aus eigenen Mitteln.
Das _ englische Gebiet ist gegen Norden abgegrenzt durch den großen
Oranje ström oder Gariep; die Leute nennen ihn auch wohl den Groß-
fluß. Jenseit dieses Stromes breiten sich an der Meeresküste entlang sandige
und steinige Wüsten aus, in denen nur etliche Tausend Menschen leben. Auch
denen wird von unsern Missionaren das Evangelium verkündigt. Dort sind
8 Stationen gegründet. Auf den meisten ist eine große Menge Heiden getauft,
aber das Heidenthum ist hier noch zum Theil ungebrochen und gar mächtig.
In Afrika hat die Rheinische Mission 20 Stationen, auf Borneo hatte
sie 10. Die Holländer haben ein gut Stück der Insel unter ihre Herrschaft
gebracht, und ihre Hauptstadt heißt Banjermassing. Sie liegt ganz in Sumpf,
und die Häuser haben auf Pfählen aus dem Sumpfe herausgebaut werden
müssen. Dort wohnt auch jetzt ein muhamedanischer Sultan, der ein weites
Reich auf der Insel hat. Er ist aber den Holländern unterthänig, und sein
Reich ist nach und nach ein Schattenreich geworden. Unter den Muhamedanern
dürfen unsere Brüder auf Borneo das Evangelium nicht predigen. Bei denen
ist nicht viel zu machen. Auch haben es die Holländer verboten. Aber zur
Seite des muhamedanischen Reiches ist ein großes weites Heidenland. Da
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Extrahierte Ortsnamen: Amsterdam Rotterdam Bremen Hamburg Süd-Afrika Deutschland Holland England Frankreich Deutschland Stellenbosch Steinthal Commagas Afrika Borneo Borneo
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
Auflagennummer (WdK): 28
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
Geschlecht (WdK): koedukativ
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6. Bald fleucht des Winters trübe Nacht,
Die Lerche fingt, das Korn erwacht.
Derlenz heißt Bäum'undwiesen blüh'n
Undschmücktdasthalmitsrischemgrün.
7. Voll krauser Aehren, schlank und schön,
Muß nun die Halmensaat ersteh'n,
Und wie ein grünes stilles Meer
Im Winde wogt sie hin und her.
114,
8. Dann schaut vom hohen Himmelszelt
Die Sonne auf das Aehrenfeld;
Die Erde ruht in stillem Glanz,
Geschmückt mit gold'nem Erntekranz.
9. Die Ernte naht, die Sichel klingt,
Die Garbe rauscht, gen Himmel dringt
Der Freude lauter Jubelsang,
Des Herzens stiller Preis und Dank.
F. A. Krummacher.
Räthsel.
Ich lieg' im Thurm mit manchem Ziinmer
Und werde drin schwarz, wie ein Mohr;
Und nie schau' ich des Tages Schiinmer,
Sprengt nicht ein schneidend Schwert das Thor.
War dort mein Kerker klein und enge.
Doch wünsch' ich noch ein finst'rer Haus.
Dort grab' ich unterird'sche Gänge
Und komm' als grüner Zwerg heraus;
Bald streckt der Zwerg sich in die Länge,
Am Ende wird ein Riese d'raus.
115. Kannitverstarr.
Der Mensch hat wohl täglich Gelegenheit, Betrachtungen über den
Unbestand aller irdischen Dinge anzustellen, wenn er will, und zufrieden
zu werden mit seinem Schicksale, wenn auch nicht viel gebratene Tauben
für ihn in der Luft herumfliegen. Aber auf dem seltsamsten Umwege
kam ein deutscher Handwerksbursche in Amsterdam durch den Irrthum
zur Wahrheit und zur Erkenntniß. Denn als er in diese große
und reiche Handelsstadt voll prächtiger Häuser, wogender Schisse und
geschäftiger Menschen gekommen war, fiel 4hm sogleich ein großes und
schönes Haus in die Augen, wie er auf seiner ganzen Wanderschaft
von Tuttlingen bis nach Amsterdam noch keines erlebt hatte. Lange
betrachtete er mit Verwunderung dies kostbare Gebäude, die Kamine
auf dem Dache, die schönen Gesimse und die hohen Fenster, größer als
an des Vaters Hause daheim die Thür. Endlich konnte er sich nicht
enthalten, einen Vorübergehenden anzureden. „Guter Freund," redete
er ihn an, „könnt ihr mir nicht sagen, wie der Herr heißt, dem dies
wunderschöne Haus gehört, mit den Fenstern voll Tulipanen, Sternen-
blumen und Levkojen?" — Der Mann aber, der vermuthlich etwas
Wichtigeres zu thun hatte, und zum Unglück gerade so viel von der
deutschen Sprache verstand, als der Fragende von der holländischen,
nämlich nichts, sagte kurz und fchnauzig: „Kannitverstarr" und schnurrte
vorüber. Dies war ein holländisches Wort oder drei, wenn man's
recht betrachtet, und heißt auf deutsch so viel, als: ich kann euch nicht
verstehn. Aber der gute Fremdling glaubte, es sei der Name des
Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das muß ein grundreicher Mann
sein, der Herr Kannitverstan, dachte er, und ging weiter. Gast' aus,
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— 73 —
steigert sich ins Gewaltige. Immer dichter wird das Netz von Eisenbahnen, das die deutschen Lande überzieht. Kaum vermögen sie die wachsenden Gütermassen zu befördern; künstliche Wasserstraßen, Kanäle, baut man zu ihrer Entlastung.
Der deutsche Handel umspannt alle Länder, und unsere Handelsflotte ist die bedeutendste nächst der englischen; auf allen Meeren flattern ihre Wimpel, und deutsche Schiffahrtsgesellschaften von Hamburg und Bremen sind bereits die größten der Welt. Das Ansehen des deutschen Kaufmanns ist groß bei allen Völkern.
In hoher Blüte steht auch die deutsche Landwirtschaft, denn ihre Einrichtungen sind viel besser als früher. Fruchtbare Felder und Fluren erblickt das Auge, wo einst Moor und Heide waren, und der Acker spendet reichen Segen. Je mehr Menschen jetzt in unserem Vaterlande leben, desto mehr gewinnt an Bedeutung der Bauernstand. Und das ist recht so; denn er ist der wichtigste Stand im Volke, und von seinem Gedeihen hängen alle anderen Stände ab.
Auf dem Gebiete der Bildung steht unser Vaterland hinter keinem Lande der Welt zurück. Kein noch so entlegenes oder kleines Dorf gibt es, wo nicht eine Schule ist. Durch das Gesetz sind alle Eltern verpflichtet, ihre Kinder vom sechsten bis zum vierzehnten Lebensjahre in den Unterricht zu schicken, und die Obrigkeit achtet sorgsam darauf, daß die Kinder etwas Tüchtiges lernen, damit sie sich später im Leben zu helfen wissen.
Alle Wissenschaften und Künste werden in unserem Volke von jeher eifrig gepflegt, und die meisten großen Erfindungen, z. B. Telegraph und Fernsprecher, sind von deutschen Männern gemacht worden.
So steht unser geeintes Vaterland groß und kräftig und blühend da, und voll Liebe zu Kaiser und Reich lassen wir in unserm Herzen des Dichters Wort wiederklingen:
„Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!"
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93
Und gieb uns reebien, deutschen Muth,
Dass wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein! E. M. Arndt.
33 Deutschland
Die weiten Fluren, die sich, mannichfaltig durchschnitten, von
den höchsten Alpen über dem mittelländischen und dem adriatischen Meere,
in unbestimmten Grenzen, westlich an den Ufern der Maas und Schelde
hinab bis zur Nordsee Hinbreiten, und östlich von der March hinüber
zur Oder bis zu dem Ausflusse der Weichsel sich erstrecken, nennen
wir Deutschland.
Dieses Land, in dieser Ausdehnung, gehört zu den schönsten Län-
dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem ewigen Laufe. Unter einem
gemäßigten Himmel, unbekannt mit der sengenden Luft des Südens,
wie mit der Erstarrung nördlicher Gegenden, zeigt es die größte Ab-
wechselung, die reichste Mannichfaltigkeit, köstlich für den Anblick, er-
heiternd und erhebend für das Gemüth, und bringt Alles hervor, was
der Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne
ihn zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig
zu jeglichem Anbau. Hier scheint sich die befruchtende Kraft gesammelt
zu haben, die dort versagt ward Unter dem bleibenden Schnee der
Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt
belebt, die an jenem wirkungslos vorüberging. An der kahlen Fels-
wand zieht sich ein üppiges Thal hinweg. Neben Moor und Haide,
nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt, und
menschlichem Fleiße nichts gewährend, als die magere Frucht des Buch-
weizens oder des Hafers, erfreuen das Auge des Menschen die kräf-
tigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den herr-
lichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Fruchtbäume prangen in uner-
meßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren Holzapfel bis zur
lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes erhebt unter Buchen
und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor und
blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den köstlichsten Wein
erzeugen, die Freude der Menschen.
Kein reißendes Thier schreckt, kein giftiges Gewürm droht, kein
häßliches Ungeziefer quält. Aber Ueberfluß gewährt das Land an nütz-
lichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen Arbeit,
Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Gespinnst,
der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das Pferd
geht tüchtig einher im Fuhrwerke, prächtig vor dem Wagen der Großen,
und stolz als Kampsroß unter dem Krieger, hier ausdauernd und dort.
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze.
Aus vielen und unerschöpflichen Ouellen sprudelt sie freiwillig den Men-
schen Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Der?fleißigen Berg-
mann belohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Muth Arndt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Nordsee Deutschland
140
Wie wird das Bild der alten Tage
Durch eure Traume glänzend weh'n!
Gleich einer stillen, frommen Sage
Wird es euch vor der Seele steh'n.
Der Bootsmann winkt! — Zieht hin in Frieden!
Gott schütz euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden,
Und euren Feldern Reis und Mais!
Fr ei li g ra 1h.
87. Berlin.
Die Hauptstadt des preußischen Staates ist von der für kleine
Fahrzeuge schiffbaren Spree durchflossen und steht dadurch mit der Elbe
und Oder in fahrbarer Berbindung. Dazu kommen die Eisenbahnen
nach Hamburg, Stettin und Leipzig, wodurch sie der Nord- und Ost-
see, sowie dem Innern von Deutschland nahe gerückt ist. Doch ist
Berlin nur insoweit Handelsstadt, als seine Größe (450,000 Einwohner)
und seine Wichtigkeit als Hauptstadt eines ganzen Landes es schon mit
sich bringt. Denn wo Viel verzehrt wird, da muß auch viel Handel
sein, und wo viel Fremde einkehren, da kann Kauf und Verkauf nicht
ausbleiben. Aber Berlin hat auch nicht das altmodische Aussehen der
alten Handelsstädte. Nur wenige seiner Straßen sind enge und krumm,
manche bestehen aus lauter großartigen Häusern, eine ist sogar über
eine Viertelstunde lang, schnurgerade und dabei von ansehnlicher Breite.
Eine andere nicht viel kürzere ist mit einer Lindenallee besetzt und bietet
also herrliche Gelegenheit zum Spazierengehen innerhalb der Stadt.
Berlin ist reich an schönen Gebäuden aller Art. Der königliche
Palast ist zwar zum Theil alt, zum Theil neu, aber dennoch sehens-
werth. An die Stelle des abgebrannten Opernhauses ist ein neues,
schöneres gebaut worden. Selbst einige Thore sind mit großer Kunst
und bedeutenden Kosten erbaut worden. Was aber der Stadt vorzüg-
lich zur Zierde gereicht, find die Standbilder der großen Helden des
preußischen Staates. Aus den öffentlichen Plätzen stehen diese mar-
mornen Bildsäulen und rufen den Vorübergehenden die Erinnerung an
die Männer zurück, welche im 7jährigen und in dem französischen Be-
freiungskriege Preußen vom Untergange retteten. In dem Zeughause
befinden sich zugleich die in den Kriegen erbeuteten merkwürdigen Fahnen,
Kanonen und sonstigen Waffen. Daß man auch den gemeinen Sol-
daten jetzt mehr Anerkennung zu Theil werden läßt, als vordem, wo
die Invaliden nach dem Kriege betteln gehen mußten, beweis't das von
mehr als 1000 Personen bewohnte Jnvalidenhaus, worin für die hülf-
losen, im Kriege verstümmelten Soldaten Sorge getragen wird.
Doch gedeihen in Berlin die Künste des Friedens noch besser.
Von Fabriken wollen wir nur an die vortreffliche Eisengießerei erinnern,
«orin nicht blos Brücken mit Bogen und Geländern, sowie Maschinen
und Maschinenteile der verschiedensten Art, sondern auch herrliche Bild-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Hamburg Stettin Leipzig Deutschland Berlin Berlin Berlin Berlin
Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
352
65. Der Rhein.
3. Dr sieht ihr alle Tage
mit neuer Liehe zu
und scheut nicht Fleiss und Plage,
sie lässt ihm keine Ruh’.
4. Die mächtigen Geschichten
der längstverflossnen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.
5. Der Yorwelt heil’ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew’ges Licht.
6. Er trifft auf allen Avegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.
7. Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
thun ihre Schätz’ ihm auf.
8. Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.
9. Zwar reicht er treu dem König
den glückbegabten Arm,
doch fragt nach Macht er wenig
und bleibt mit Freuden arm.
10. Sie mögen sich erwürgen
am Fuss um Gut und Geld:
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr der Welt.
N o valis.
65. Der Rhein.
^^er Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein; nicht auf seine
Größe, viele andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn weit an
Länge, Breite, Wasserfülle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber
ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige
Entwickelung; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise Kunst und
Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem
erhabensten und herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengiirtels hängen an him-
melhohen Felsgipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dem Rheine ihre vollen,
tobenden Gewässerzusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen
sich die ungestümen Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seeen,
unergründlichen, smaragdnen Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt,
dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie
das Meer. Krystallhelle Fluten entströmen diesen Seeen in raschem, doch schon
ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und
friedlich dahin durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern, hohen Domen,
kunstreichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe
Waldgebirge winken lang hin aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem
herrlichen Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem»
Schoße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich
dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des
Rheines erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, an seinen
Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerb-
fleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten
Länder und Meere beschissen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom,
der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mündungen hätte,
den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Landschaften führte?
Haben andere größere Wasserfülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer
volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hin-
reichend für Floß und Schiff, für allen Verkehr der Völker, und doch nicht so
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297
300»
4. Lob g es an g.
Herr, unser Gott, Dich loben wir, der uns den Sieg be-
scbieden! Herr, unser Gott, wir danken Dir, der uns geschenkt
den Frieden! Du Schlachtengott, Du Friedensgott, Dein ist
die Macht, Du hast' s vollbracht; Dein Name sei
gepriesen!
300. Die weite Welt.
i.
Unser Vaterland ist ein großes Land; aber was ist es gegen
die weite Welt? Im Norden und Süden, im Osten und Westen
ist es noch von andern Ländern umgeben, und alle diese Länder
machen doch nur einen Teil des festen Landes auf der Erde aus,
den Erdteil Europa. Da liegt jenseit des Rheines Frankreich mit
der Hauptstadt Paris, über welches bis 1870 ein Kaiser herrschte;
dann auch noch die Königreiche Belgien und Holland mit den
Hauptstädten B r ü s s e l und Amsterdam. Alle drei Länder stoßen
ans Meer, an den atlantischen Ocean, an die Nordsee und an den
Kanal, der beide verbindet. Noä) weiter im Westen, ganz vom
Meere eingeschlossen, liegt das mächtige Jnselreich, das aus den drei
verbundenen Königreichen England, Schottland und Irland
besteht und dessen Hauptstadt London die größte Stadt der Welt
ist. Nach Norden, zwischen der Nordsee und Ostsee hin, erstreckt
sich von Deutschland aus eine lange Halbinsel, die mit mehreren
zur Seite liegenden Inseln das Königreich Dänemark mit der
Hauptstadt Kopenhagen ausmacht. Dänemark bildet gleichsam
eine Brücke nach der viel größern skandinavischen Halbinsel
hinüber, die sich aus dem hohen Norden nach Süden zieht und
wie ein breiter Wall die zwei Meere scheidet. Sie besteht aus den
beiden Königreichen Schweden und Norwegen, die jedoch nur
einen König haben, der in Stockholm wohnt. Im fernen Osten,
jenseit Königsberg, breitet sich das ungeheure russische Reich aus,
dessen mächtiger Herrscher in Petersburg seinen Sitz hat. Eben
so berühmt ist die frühere Hauptstadt Moskau im Innern des
Landes. Vom kalten Eismeer, von dem ein Teil das weiße Meer
heißt, erstreckt es sich bis zum schwarzen und zum kaspischen Meere,
denen mächtige Ströme zufließen. Fast das ganze Land ist eine
Ebene, aber es ist von drei hohen Gebirgen eingeschlossen; von dem
Uralgebirge im Osten, von den Karpathen im Westen und
von dem Kaukasus im Süden. Das von der Weichsel durch-
flossene Königreich Polen mit der Hauptstadt Warschau, welches
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Extrahierte Personennamen: Dänemark
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rheines_Frankreich Paris Belgien Holland Amsterdam Nordsee England Schottland Irland London Nordsee Ostsee Deutschland Königreich_Dänemark Kopenhagen Schweden Norwegen Stockholm Königsberg Petersburg Moskau Kaukasus Polen Warschau
Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
Auflagennummer (WdK): 9
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
352
65. Der Rhein,
3. Er sieht ihr alle Tage
mit neuer Liebe zu
und scheut nicht Fleiss und Plage,
sie lässt ihm keine Ruh’.
4. Die mächtigen Geschichten
der längst verflossnen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.
5. Der Vorwelt heil’ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew’ges Licht.
6. Er trifft auf allen Wegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.
7. Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
thun ihre Schätz’ ihm auf.
8. Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.
9. Zwar reicht er treu dem König
den glückbegabten Arm,
doch fragt nach Macht er wenig
und bleibt mit Freuden arm.
10. Sie mögen sich erwürgen
am Fuss um Gut und Geld:
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr- der Welt.
N ovalis.
65. Der Rhein.
'Jvr Deutsche mag wohl auf seinen Rheinstrom stolz sein; nicht aus seine
— Größe, viele andere Ströme-, selbst europäische, übertreffen ihn weit an
Länge, Breite, Wasserfülle, an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht einem aber
ist ein so edles Ebenmaß beschieden, so richtige Verhältnisse, so vollständige
Entwicklung; nicht einer sieht an seinen Ufern aus gleiche Weise Kunst und
Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart vereint. In dem
erhabensten und herrlichsten Gebiete des mächtigen Alpengürtels hängen an him-
melhohen Felsgipfeln mehr als 300 Gletscher, welche dein Rheine ihre vollen,
tobenden Gewässer zusenden. Wo sie aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen
sich die ungestümen Alpensöhne in etwa 15 der größten und schönsten Seeen,
unergründlichen, stnaragdnen Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt,
dort von Rebenhügeln und grünen Matten umkränzt, einer fast unabsehbar wie
das Meer. Krystallhelle Fluten entströmen diesen Seeen in raschem, doch schon
ruhigerem Laufe. Bald in einem Bette vermischt, wogen sie mächtig und
friedlich dahin durch lachende Fluren, an stattlichen Schlössern, hohen Domen,
kunstreichen, belebten Städten vorbei, denen sie reiche Lasten zuführen. Hohe
Waldgebirge winken lang hin aus blauer Ferne, spiegeln sich dann in dem
herrlichen Strome, bis er die weite, schrankenlose Ebene betritt und nun dem
Schoße des Meeres zueilt, ihm mächtige Wasserspenden zu bringen und sich
dafür in seinem Gebiete ein neues Land zu erbauen. An den Wiegen des
Rheines erklingen die Gesänge armer, aber freier und froher Hirten, an seinen
Mündungen zimmert ein ebenso freies, dabei reiches, kunstsinniges, gewerb-
fleißiges, unternehmendes Volk seine schwimmenden Häuser, welche die fernsten
Länder und Meere beschiffen und einst beherrscht haben. Wo ist der Strom,
der eine Schweiz an seinen Quellen, ein Holland an seinen Mündungen hätte,
den seine Bahn so durch lauter fruchtbare, freie, gebildete Landschaften führte?
Haben andere größere Wassersülle und Breite, so hat der Rhein klare, immer
volle, sich fast gleich bleibende Fluten, so ist seine Breite gerade die rechte, hin-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]