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1. Bürgerkunde - S. 8

1907 - München : Gerber
8 Wirtschaftsgemeinden können also sehr groß und sehr klein sein. Im allen Germanien bestanden viele kleine Wirtschaftsgemeinden; das neue Deutsche Reich stellt eine große Wirtschaftsgemeinde dar. Schon im kleinen Aquarium herrscht weise Ordnung. Jedem Fischlein, jeder Wasserpflanze hat der Schöpfer eine bestimmte Ausgabe, eine Arbeit zugewiesen. Die Wasserpflanze zersetzt im Lichte die Kohlensäure in Kohlenstoff und Sauerstoff und gibt den letzteren an das Wasser ab. Der Fisch nimmt diese „Lebens- lust" in dem Wasser aus und gibt dafür Kohlensäure ab ic. Tier und Pflanze fragen sich gleichsam: „So viel biete ich Dir — was gibst Du mir?" Sie sind aufeinander angewiesen, voneinander abhängig. Auch die Bewohner des Teiches, des Sees, des Meeres re. sind voneinander abhängig. Ähnlich ist es in jeder Wirtschaftsgemeinde. Auch hier hat jeder Mensch eine bestimmte Aufgabe. Er ist entweder als Land- mann oder als Handwerker, als Kaufmann oder als Richter re. tätig. Der Bäcker bedarf des Müllers, dieser des Landmanns. Der Bauer braucht wiederum den Sattler, den Schneider re., manchmal auch den Richter. Auch der Kaufmann, der Gelehrte, der Fürst re. kann des Landmanns und des Handwerkers nicht ent- behren. An Hunderten von Beispielen kann man zeigen, daß ein Glied unserer Wirtschaftsgemeinde die übrigen Glieder braucht, wie das Fischlein im Aquarium der Wasserpflanze benötigt. Jeder Arbeiter gibt sein Erzeugnis gegen die Erzeugnisse anderer hin. Wenn in ein kleines Aquarium mit einer bestimmten un- veränderten Wassermenge wenige Wasserpflanzen und recht viele Fischlein gesetzt würden, so würde ein Teil der Fische rasch zu- grunde gehen. Welche Folge müßte es haben, wenn in unserem heutigen Deutschland 4/s aller Bewohner sich vom Handel ernähren wollten? Ein großer Teil derselben müßte verhungern, wenn er sich nicht dazu entschließen wollte, sich dem Gewerbe und der Landwirtschaft zuzuwenden. Die ganze Wirtschaftsgemeinde käme in große Gefahr. Die Glieder einer Wirtschaftsgemeinde tauschen also ihre Er- zeugnisse gegenseitig aus und sind daher aufeinander angewiesen. — Wir wollen einige Wirtschastsgemeinden kennen lernen, wie sie sich im Zeitlaufe der deutschen Geschichte entwickelt haben.

2. Bürgerkunde - S. 10

1907 - München : Gerber
10 Hausfleiß. Zweckmäßige Verteilung der Arbeit. Gewerbliche-) Arbeit als Neben- beschäftigung. jedoch nicht dazu hergestellt, um vielleicht nachher verkauft oder auch nur vertauscht zu werden; sie sollten nur den Bedarf der Wirtschaftsgemeinde decken. Während der besseren Jahreszeit mußte das Feld bestellt und Wiese und Wald gepflegt werden. Die Herstellung der Werk- zeuge geschah daher hauptsächlich im Winter. Die Werkzeuge waren natürlich höchst einfach; aber doch müssen wir die vielseitige Geschicklichkeit dieser Naturmenschen be- wundern. Sie bauten ihre Hütten, fertigten ihre Werkzeuge, waren ihr eigener Gerber, Schuster, manchmal auch Schmied und Wagner. Alle Arbeit hatte nur den einen Zweck, die Bedürfnisse des eigenen Hauses zu befriedigen. Sämtliche Kleidungsstücke und Werkzeuge wurden im Hause von den Bewohnern desselben hergestellt. s Eigenwirtschaft.) Diese Art gewerblicher Tätigkeit heißt H a u s f l e i ß oder H a u s w e r k. Noch heute findet sich das Hauswerk in abgelegenen armen Gegenden. C. A. Romstorfero erzählt: „Im kleinen Kreise der Familie oder doch innerhalb der engen Dorfgrenzen besorgt der Bukowinaer Landbewohner sich alle seine Lebensbedürfnisse selbst. Beiin Ball des Hauses versteht der Mann in der Regel die Arbeiten des Zimmermanns, Dachdeckers n. dergl. zu versehell . . . Bon dem Anbau der Gespinst- pflanzen oder von der Aufzucht des Schafes all bis zur Fertigstellung der Bett- ^und Kleidungsstücke aus Leinen, Wolle oder Pelzwerk, Leder, Filz oder Strohgeflecht erzeugt ferner das Bnkowiilaer Landvolk alles, selbst die Farbstoffe aus eigens gezogelien Pflanzen sowie die nötigen, aller- dings höchst primitiven Handwerkszeugs. Und so ist es iln allgemeinen auch mit der Nahrung. Mit Aufwand ziemlich bedeutender Mühe pflegt der Bauer sein Maisfeld, stellt er ans der Handinühle das Kukuruzmehl her, das er zum Backen feiner Hauptkost, die der Polenta ähnlich ist, ver- lvendet . . . Nur die Bearbeitung des Eisens, welches Material die eingeborene Bevölkerung in äußerst geringen Mengen verbraucht, überläßt er im allgemeinen den im Lallde zerstreut lebenden Zigeunern." — Es ist sehr zweckmäßig, daß im Aquarium jede Pflanze, jedes Tier eine vom Schöpfer bestimmte Aufgabe zu er- füllen hat. Der Nutzen entsprechender Verteilung der Arbeit hat auch die Sippe bestimmt, jedes Glied der Wirtschafts- gemeinde dort zu verwenden, wo es am brauchbarsten war. Neben der landwirtschaftlichen Arbeit, die alle Personen beschäftigte, wurden diejenigen gewerblichen Arbeiten, die bedeutende Körper- b „Die Hausindustrie Österreichs." (Weil Literaturnachweise für den Schüler wertlos sind, wurde darauf verzichtet, sie in Anmerkungen genau anzugeben; die benüßte Literatur ist am Schlüsse des Büchleins angeführt. Anm. d. Vers.) 2) ___________Gewerbe ____________ Handwerk Industrie. Handwerk (mit der Hand wirken) ist der gewerbliche Kleinbetrieb; Hilfs- mittel: einfache Werkzeuge. Industrie ist der gewerbliche Großbetrieb; Hilfsmittel: Maschinen.

3. Bürgerkunde - S. 12

1907 - München : Gerber
12 P. K. Rosegger*) erzählt: „Der Bauernhandwerker, als der Schuster, der^Schneider, der Weber, der Böttcher, anderwärts auch der Sattler,^der Schreiner sind in manchen Alpengegenden eine Art Nomaden- bolk. Sie Haben wohl irgend eine bestimmte Wohnung, entweder im eigenen Häuschen oder in der gemieteten Stube eines Bauernhofes, wo ihre Familie lebt, wo sie ihre Habseligkeiten bergen und wo sie ihre Sonn- und Feiertage zubringen; am Montagmorgen aber nehmen sie ihr Werk- zeug ans den Rücken oder in die Seitentasche und gehen ans die Stör, d. i). sie gehen ans Arbeit aus und heimsen sich im Bauerhause, wohin sie bestellt sind, so lange ein, bis sie die bestimmte Arbeit, den Hans bedarf, verfertigt haben. Dann wenden sie sich zu einem andern Hof." ^Arbella^ Durch das Wandern ging oft viel Zeit verloren. Ferner Hauptberuf, traf es oft zu, daß der Störer bald viel bald gar keine Arbeit hatte. Um seine Familie ernähren zu können, war er daher ge- zwungen, neben seiner eigentlichen Arbeit auch Landwirtschaft zu treiben. Oer L'ronhof als Wirtschaftsgemeinde. Neben den freien Bauern bestand der freie Adel?) Der ger- manische Adel setzte sich ans jenen angesehenen Familien zusammen, aus welchen die Herzöge gewählt wurden. Jede Adelsfamilie hatte ein Gut, das sich von dem Vater auf den Sohn, von diesem auf den Enkel ic. vererbte. Der Adel ging also von einem Ge- schlechte auf das folgende über; darum wird dieser Adel als Geschlechts- oder Geburtsadel bezeichnet. Der erwählte Herzogs war im Kriege der Führer der ade- ligen und nichtadeligen Grundbesitzer. Er erlangte immer mehr Macht. Aus den: Herzogtum entstand nach und nach das Königtum. Der König bedurfte verschiedener Diener, der Beamten. Diese königlichen Beamten bildeten im fränkischen Reiche den Dienstadel. Mit der Zeit verschmolzen Geschlechts- und Dienstadel zu einem Stande, dem freien Adels- oder Ritterstande. Die germanischen Könige eroberten von den besiegten Römern große Ländereien. Sie konnten daher die Dienste ergebener Adeliger dadurch belohnen, daß sie diesen große, bisher unbebaute Grundstücke schenkten. So wurden die Adeligen Großgrundbesitzer, die „weltlichen Grundherren". Auch die Geistlichen wurden mehrmals von den Königen mit Ländereien beschenkt. Auf diese Weise wurden manche Klöster zu „g erstlich en Grundherrschaften". — Die Grundherren suchten ihren Besitz zu vergrößern, ihre Macht zu vermehren. *) „Aus meinem Handwerkerleben". 2) Adel — Geschlecht auf dein Erbgut. 'h Herzog -- - Heerführer, der das Heer (nach sich, zieht, d. h. führt.

4. Bürgerkunde - S. 17

1907 - München : Gerber
17 Mittelalterliche Städte entstanden also a) aus Römerstädten, b) aus Burgen zur Verteidigung gegen äußere Feinde. Die Bewohner einer Burg wurden zahlreicher. Der Boden innerhalb der Burg konnte nicht mehr alle Bewohner ernähren. Deswegen wurden von den Bewohnern der Burgen oder Städte neben landwirtschaftlichen Arbeiten auch gewerbliche verrichtet. Die Gebrauchsgegenstände sollten jedoch, nicht bloß dem eigenen Bedarfe sondern auch dem der benachbarten Lehensgüter dienen. Das Handwerk kann auf gleichem Raume mehr Personen ernähren als die Landwirtschaft. (Beispiele in unserer Zeit!) Die Städter verlegten sich mit der Zeit immer mehr auf die Erzeugung von Gebrauchsgegenständen und überließen die Beschaffung von Lebens- mitteln den außerhalb der Stadt wohnenden Bauern. Die Hufner gerieten aber in immer größere Abhängigkeit von den Grundherren. Auch die Abgaben an den Fronhof wurden immer drückender. Lohnwerker und Hufner wanderten deshalb in die entstehenden Städte. „Stadtluft macht frei!" Auch jene Handwerker, die sich in den Klöstern ihre Handgeschicklichkeit er- worben, wollten in den Städten ihr Brot erwerben. Diese Um- stände begünstigten die Entstehung und Entwicklung der Städte. Der Lohnwerker oder Störer, der nur Werkzeuge, aber keine : Werkstätte hatte, konnte auch iu der Stadt, wie „auf dem Lande", seine Tätigkeit fortsetzen. Es entsprach jedoch der städtischen Siedelung mehr, wenn der gewerbliche Arbeiter nicht nur über Werkzeuge sondern auch über eine eigene Arbeitsstätte verfügte. Derjenige gewerbliche Arbeiter, lvelcher in seiner Werkstätte aus Bestellung arbeitet, heißt Handwerker. (Der Handwerker schafft oder wirkt hauptsächlich mit der Hand, daher sein Name.) An die Stelle des Lohnwerkers trat daher vielfach der Handwerker. Der Besteller lieferte den Rohstoff; auch wenn er das Leder selbst erst erwerben mußte, brachte er es dem Schuhmacher oder Sattler mit. Das Handwerk verdrängte das Lohnwerk nicht ganz. Mancher Handwerker war sogar zugleich Lohnwerker. Dies können wir heute noch bei manchen Bäckern auf dem Lande beobachten. Der Bäcker stellt dort Weißbrot in seiner Backstube auf seine Rechnung her; als solcher ist er Handwerker. Er ist aber nicht selten zu- gleich auch Lohnbäcker; bald erhält er von dem Kunden das Mehl nebst dem Holz zum Heizen des Backofens und liefert aus je 3 'U Mehl 4 & Brot; bald hat er in der Wohnung des Kunden den Teig zu bereiten und zu formen; bald knetet und formt die Hausfrau den Teig selbst, während der Bäcker nur das Backen zu besorgen hat. Ii. Teil. Bürgerkunde. 9 2. Stadl und Land. Zug nach der Stadt. 3. Entstehung des Handwerks.

5. Bürgerkunde - S. 19

1907 - München : Gerber
19 Später schlossen sie sich zum Zwecke gegenseitiger Hilse sogar zu „ländlichen S ch u tz g i l d e n" *) zusammen. Auch die Handwerker in den Städten vereinigten sich zu Gilden. Die Handwerkergilden umfaßten gewöhnlich nur Mit- glieder eines einzelnen Handwerkes einer Stadt. Die meisten Handwerkergilden entstanden aus Bruderschaften. Die Mitglieder eines Handwerks verehrten einen Heiligen als gemeinsamen Schutzpatron, die Schuhmacher z. B den hl. Crispin. Mehrmals im Jahre fanden festliche Zusammenkünfte statt; das Hauptfest war das Fest des Schutzpatrons. Es begann mit einer kirchlichen Feier und endete mit geselliger Unterhaltung. (Vergl. die religiösen Handwerkervereine in unserer Zeit!) Die Bruderschaften verpflichteten ihre Mitglieder zu Werken der Nächstenliebe: Hilfe- leistung bei Krankheit, Unterstützung der Hinterbliebenen eines verstorbenen Mitgliedes re. In Bremen hatten die Schuster be- reits zu Anfang des 13. Jahrhunderts dem deutschen Orden ein Krankenhaus gebaut. Mit der Zeit änderten sich die Bestrebungen der Zünfte insofern, als sie in erster Linie auf Förderung des Handwerks bedacht waren. Aus den religiösen Vereinigungen wurden gewerbliche Z ü n f t e?) Einige Zünfte waren auch aus 2. Zünfte. Vereinigungen der Handwerker auf den Fronhöfen entstanden. Hauptziel jeder Zunft war: Förderung des Handwerks. Die Zünftler erkannten, daß hiezu tüchtige Handwerker und recht- schaffene Männer notwendig seien; sie empfanden, daß die Hebung des Handwerks nur durch gewerbliche, geistige und sittliche Hebung der Handwerker möglich sei. Dieser gesunde Grundsatz der Selbst- hilfe durch Selbstzucht kam in der ganzen Einrichtung der Zünfte zum Ausdruck. . Der Vorstand der Zunft, die gewöhnlich nur Mitglieder ^ Zunst- eines Gewerbes umfaßte, war der Zunftmeister; die Ausschuß- um im0' Mitglieder waren die Altmeister. Die Versammlungen wurden in der Zunftstube, der Herberge, die sich meist in einem Wirtshause befand, abgehalten. Ein Schrein in der Zunftstube, die Lade, diente zur Aufbewahrung der Vereinsgesetze (Statuten, Satzungen), des Siegels und des Zunftvermögens. Bei den Zunftversamm- lungen wurde über Zunftangelegenheiten beraten und beschlossen. Die Zünftler verfolgten außer gewerblichen Zwecken auch allgemeine. Sie fühlten sich als eine große Familie. Die älteren suchten die jüngeren, die so leicht dem Genusse und der Ver- suchung verfallen, durch Beispiel, Gewöhnung und Überwachung vor Müßiggang und Laster zu bewahren, sie zu Fleiß und Tüchtigkeit zu erziehen. Kranke Mitglieder der Zunftfamilie 9 Gilde — zahlende Vereinigung. _ ,2) Zunft von ziemen — geziemen, schicken; Zunft, eigentlich Zumft, — Schicklichkeit, Regel, Genossenschaft mit bestimmten Regeln. 2*

6. Bürgerkunde - S. 27

1907 - München : Gerber
27 Nation verglichen, hat man keine Ursache, die italienische der deutschen vorzuziehen. Denn Deutschland scheint mir eine neue Gestalt bekommen zu haben und seine Städte scheinen mir seit ehegestern gebaut zu sein." Zur Hebung des Bürgerstandes und zum Wohlstand des Landes trug aber noch ein Umstand besonders bei: der Handel. 4. Der Handel im Mittelalter. Der Lohnwerker erhalt für seine Arbeitsleistung eine Ent- schädigung in Naturalien, der Handwerker verlangt einen Preis. Auch beim eigentlichen Handel wird ein Preis verlangt. Wenn ich, um 4 Pfund Fleisch zu erhalten, 20 Pfund Brot geben muß, so ist der Tauschwert des Fleisches fünfmal so groß als der des Brotes. Dafür kann ich auch sagen, der Preis des Fleisches ist fünfmal so hoch als der des Brotes. Jeder Gegenstand hat einen Tauschwert oder Preis. Der Tauschhandel ist aber mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil jeder Gegenstand einen andern Tauschwert hat. Wenn ein Schuh- macher seine Ware gegen Mehl und ein Bäcker die seine gegen Leinwand anbieten würde, so würden wir dies sehr unpraktisch finden. Eine Ware hingegen, die einen festen und unabänderlichen Maßstab für den Tauschwert aller Gegenstände bilden würde, eine Ware, die ferner teilbar, transportfähig und leicht aufzube- wahren wäre, müßte sich für den Handel sehr vorteilhaft erweisen. Der Handel im Mittelalter führte dieses Tanschmittel ein; es ist das Geld. Das Geld besitzt neben den gewünschten Eigenschaften auch noch andere willkommene: es ist bequem mitzuführen und nützt sich wenig ab. Das Geld wurde daher diejenige Ware, die zur Vergleichung der Tauschwerte aller Handelsgegenstände benützt wurde. Der Wert jeder Ware wurde nun auf den Wert des Geldes zurückgeführt. Die Naturalwirtschaft zur Zeit des ab- hängigen Handwerks wurde von der Geldwirtschaft zur Zeit des zünftigen Handwerks abgelöst. Der Tausch mit Geld bedingt Kauf und Verkauf; er kann zufällig und absichtlich vor sich gehen. Der absichtliche Tausch mit Geld geschah im Mittelalter auf dem Markte Die Märkte waren anfangs mit religiösen, geistlichen oder kriegerischen Zu- sammenkünften verbunden. Zu diesen erschienen die Kaufleute') und boten ihre Waren zum Schmucke der Kirche, zu Kriegs- rüstungen re. feil; der doppelte Sinn des Wortes „Messe" erinnert noch heute an den Markt vor der Kirche. Später wurden die Märkte ausschließlich zu dem Zwecke abgehalten, Waren zu ver- h Kaufmann — ursprünglich der Kaufende, spater der Händler. Preis. Geld. Markt.

7. Bürgerkunde - S. 31

1907 - München : Gerber
Über den Vollzug derselben erzählt Barthold: „Ein Haufen Spanier hatte vom Kaiser den Auftrag erhalten, am 6. August 1548 die Acht zu vollziehen. Die Bürger widersetzten sich mutig. Schon hatten die überlegenen Feinds die Vorstadt erobert und wollten über die Rhein- brücke in die innere Stadt eindringen, als ein Zunftgenosse sich auf der Brücke mit den beiden ersten heranstürmenden Spaniern in ein Hand- gemenge einließ, sie schließlich mit riesiger Kraft ^umfaßte und sich mit ihnen, laut die Gnade Gottes anflehend, in den Strom stürzte, der ihn und seine beiden Feinde in sein nasses Wellengrab aufnahm. Diese Heldentat verschaffte dem Zunftheere Zeit, die Tore der L-tadt zu sperren, den Gegnern erfolgreich Widerstand zu leisten und dieselben zum Abzüge zu zwingen." Der Kaiser übertrug nun die Achtsvollziehung den: Könige Ferdinand, dem sich Konstanz am 5. Oktober 1548 ergeben mußte. Aus der Reichsstadt wurde eine Landstadt des Hauses Habsburg. Die nächste Folge war, daß die Zünfte das Stadtregiment ab- treten mußten. Manche Städte hieltet: es für notwendig, sich den Fürsten anzuschließen und deren Schutz gegen ihre Selbständigkeit einzu- tauschen. Die Fürsten fingen an, durch Förderung des Ackerbaues, Verbesserung der Straßen re. die Einnahmen ihrer Untertanen zu erhöhen. Zum Sinken der Hansamacht und damit zum Rückgänge des Gewerbes trugen die Erfindung des Kompasses, die Auffindung des Seeweges nach Indien sowie die Entdeckung Amerikas bei. Es nahmen infolgedessen die Handelsstraßen des Mittelmeeres und der Ostsee an Bedeutung ab, während der atlantische Ozean der Brennpunkt des Handelsverkehrs zu lverden anfing; aber diese Änderung vollzog sich nur langsam. Noch 1666 steckten drei Viertel des Kapitals des Amsterdamer Geldmarktes, des ersten in Europa, im Ostseehandel. Zum Niedergänge der Hansa trugen besonders auch die steigende Macht der Landesfürsten in Deutschland und die Er- starkung nordischer und westeuropäischer Reiche bei. Es tvar ein neues Europa entstanden. Die Hansa hatte aber gleich den Zünften nicht verstanden, sich in die neue Zeit zu schicken. Deshalb war für sie kein Platz mehr. Wo sie einst befohlen, mußte sie jetzt bitten. Sie hatte keine Stütze mehr in ihren: Volke. Es fehlte ihr der kaiserliche Schutz. Unter dem Einflüsse der mächtigen Landesfürsten fiel eine Stadt nach der andern vom Hansabunde ab. Nur Lübeck, Bremen und Hamburg behaupteten ihre Unab- hängigkeit und Reichsfreiheit. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts umgab die Hansa nur noch der Schein des alten Glanzes. Der 30jährige Krieg vernichtete den letzten Rest der Be- deutung der Zünfte. Zwar blieben die Zünfte bestehen, viele retteten sich sogar ins 19. Jahrhundert hinüber; aber die un- c) Fürsorge der Landes- herren. d) Erfindun- gen und Ent- deckungen. 8) Schwäche der Hansa. k) Der 30sährige Krieg.

8. Bürgerkunde - S. 33

1907 - München : Gerber
Die Zunftehre, die so hoch gehalten worden war, war gegen Ende des 16. Jahrhunderts ganz verschwunden. Fälschung der Waren war etwas Gewöhnliches. Das Meisterstück, früher der Prüfstein für den tüchtigen Handwerker, wurde reine Äußerlichkeit. Die Meisterprüfung hatte nur den einen Zweck, jungen Männern die Niederlassung möglichst zu erschweren oder unmöglich zu machen. Sie gab nicht mehr Zeugnis von der Geschicklichkeit. „Die Müller mußten als Meister- stück ein Sechseck vorzeichnen." „Essen und Trinken war die Hauptsache bei allen Meisterprüfungen." Das schlimme Beispiel der Meister wurde auch von den Gesellen nachgeahmt. In der Blütezeit der Zünfte waren die Gesellen wichtige Glieder der Zunftfamilie. Nun strebten sie dahin, selbst Vereine zu gründen, die nur Mitglieder ihres Standes, also nur Gesellen, umfassen sollten. So entstanden die Gesellenverbindungen. Diese waren zuerst geheim; später wurden ihre Vorschriften oder Statuten von der Obrigkeit genehmigt. Es erwachte in den unselbständigen Arbeitern das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die Zunftmeister widersetzten sich zwar zunächst der Bildung von Gesellenverbindungen, mußten ihnen aber zuletzt doch zustimmen. Die Gesellenverbindungen waren bestrebt kürzere Arbeitszeit und höheren Lohn zu erlangen. Wurden ihre Wünsche nicht erfüllt, so legten sie die Arbeit nieder; sie schritten zum Ausstand oder, wie sie sagten, zum „Aufstande" (in England „Streik"). Arbeitswillige, die sich dem „Aufstande" nicht anschließen wollten, galten als Verräter und wurden beschimpft und, wenn man sie erwischen konnte, „gebeutelt". Konnten oder wollten die Zunft- meister die Forderungen der Gesellen nicht erfüllen, so wanderten diese aus der Stadt und schimpften auf die ganze Ortszunft. Kein reisender Geselle durfte bei den Meistern einer „gescholtenen" Zunft Arbeit nehmen, wenn er nicht aus der Gesellenverbindung ausgeschlossen werden wollte. 1727 erließen die „aufständigen Schuhknechte" in Augsburg gegen die Stadt folgenden „Treibebrief" durch ganz Deutschland: „Liebe Brüder, wir haben einen Abschied machen müssen, mit diesemx), daß wir unsere Alte Gerechtigkeit behalten, und berichten Euch, daß keiner nacher Augs- burg reisen thut, was ein braver Kerl ist, oder gehe er hin und arbeitet in Augsburg, so lvird er seinen verdienten Lohn schon empfangen, was aber, das wird er schon erfahren." Nur selten aber erreichten die „Aufständigen" ihr Ziel; der Hunger machte sie meistens gefügig. Der wochenlange Müßiggang trug natürlich nicht zur Besserung der Sitten bei. Der Geist der „alten deutschen Ver- brüderung in Zunft und Ehre" war ausgestorben. *) *) mit diesem — deshalb. Ii. Teil. Bürgerkunde. 3 o) Gesellen- verbin- dungen. aa) Ent- stehen. ljb) Ziele. cc) Aus- schreitungen.

9. Bürgerkunde - S. 34

1907 - München : Gerber
34 Iii. Folgen des Nieder- ganges. 1. Ungenü- gende Arbeit 2. Annut. Selbst Einrichtungen, die früher segensreich gewirkt hatten, wurden nun mißbraucht, um dem Leichtsinn und der Arbeitsscheu zu dienen, so z. B. der bei vielen Gewerbeir eingeführte Brauch des „Geschenkes" an die wandernden Gesellen. Das Geschenk sollte früher dazil dienen, die Ge- sellen auf der Wanderschaft vor Bettel und Landstreicherei zu bewahren. Es war deshalb bei den Gewerben Sitte, den ankommenden Gesellen des gleichen Handwerks einige Tage kostenlos zu verpflegen, ihm freies Nacht- lager zu geben und, wenn er im Orte keine Arbeit gefunden, ihn mit einem kleinen Taschengeld, dem „Zehrpfennig", für die Reise zum nächsten Ziele zu entlassen. Diese Einrichtung benützten nun faule Gesellen, auf Kosten ihrer Kameraden im fremden Orte einige Tage tüchtig zu zechen, ohne Arbeit zu suchen, um dies hierauf in den nächsten Orten zu wiederholen. Die Aufnahme eines Gesellen in die Verbindung gab oft Anlaß zu wüstem Zank, zu widerlicher Schwelgerei uttd zu blutigen Schlägereien. Diese „Feste" dauerten oft mehrere Tage; kein Geselle durfte in die Werkstätte gehen, ehe der Altgeselle die Fest- lichkeit geschlossen hatte. Mancher Jüngling holte sich dabei den Keim zu langem Siechtum. Schon im 16. Jahrhundert verlangten die Gesellen, daß der Montag wenigstens als halber Feiertag freigegeben werde. Am Montag Mittag legten die Gesellen die Arbeit nieder. Eher ent- heiligten sie den Sonntag, als daß sie der Montagsfeier entsagt hätten. Ortloff erzählt über den „blauen Montag": „In den Fasten wurden die meisten deutschen Kirchen blau ausgeschmückt. Zu eben dieser Zeit fingen die Gewerbetreibenden an, die Fasten über den Montag in Schwelgereien aller Art zu verbringen, und führten das Sprichwort: „Heute ist blauer Freßmontag" ein. Die Erlaubnis, welche die Gesellen in der Fastenzeit bekamen, nahmen sie sich im Lause der Zeit auch an den übrigen Montagen." Äußere und innere Gründe trugen also zum Niedergänge des Handwerks bei. Justus Möser sagte in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts: „Fast alle deutsche Arbeit hat zu unserer Zeit etwas Unvollendetes, dergleichen wir an keinem alten Kunststück und gegenwärtig an keinem echt englischen Stück mehr antreffen.... Die einzige Aufmunterung kommt jetzt von den Höfen; aber was sollen einige wenige mit Besoldung angelockte Hofarbeiter gegen Handwerker, die während des hanseatischen Bundes für die ganze Welt arbeiteten!" Und der Zunftfreund Weiß, ein gelernter Handwerker, stimmt Möser zu: „Die Leute liefern elende Arbeit, darum nimmt ihnen niemand ettvas ab und sie verderben." Der Handwerkerstand mußte infolgedessen immer mehr ver" armen. Weiß erzählt in einer preisgekrönten Schrift, daß unter 21 Menschen in Deutschland sich in jener Zeit nur einer befand, der sein vollständiges Auskommen hatte; 10 dagegen mußten

10. Bürgerkunde - S. 37

1907 - München : Gerber
37 freistehen, einen gewerblichen Beruf zu wählen, ein Geschäft zu gründen und zu betreiben, ohne dazu der Erlaubnis einer Zunft zu bedürfen. Nicht Gewerbeschutz durch veraltete Zünfte, sondern Gewerbefreiheit! Freiheit wird das heimische Gewerbe wieder heben! Die Zünftler hörten diese zuversichtlichen Rufe nach Gewerbe- freiheit allerdings mit Unlust. Sie ahnten, daß ihre künstlich er- haltene Herrschaft über das Gewerbe gleich wie das Königtum in Frankreich fallen werde. Aber sie konnten die Armut und die Ungeschicklichkeit mancher Handwerker nicht ableugnen. Sie konnten auch die Verwendung von Maschinen und den Aufschwung des Verkehrs nicht hemmen. Sie mußten deshalb ihre allmähliche Entthronung geschehen lassen. Das 19. Jahrhundert kann das Jahrhundert der Gewerbe- ^-^ntwick- freiheit genannt werden. In Frankreich waren die Zünfte schon freien Hand- während der Revolution gänzlich abgeschafft worden. Das deutsche Dauern. Gewerbe hingegen nahm die Zunftordnung ins 19. Jahrhundert, um sie erst im 7. Jahrzent vollständig zu beseitigen. Für Bayern a) öon war das Gewerbegesetz vom 11. September 1825 wichtig. Durch dieses Gesetz wurden die Rechte der Zünfte eingeschränkt. Es bestimmte, daß zur selbständigen Ausübung eines Gewerbes die Erlaubnis der Obrigkeit notwendig sei. Die Genehmigung wurde nur erteilt, wenn der Handwerker nachweisen konnte, daß er sein Gewerbe erlernt hatte. Dem gelernten Handwerker durfte nicht verweigert werden sich selbständig zu machen. Den Zünften war damit das Recht entzogen, die Zahl der Handwerker eines Ortes zu bestimmen. Als Aufgabe der Zünfte bezeichnete das genannte Gesetz: 1. Verbreitung nützlicher Gewerbekenntnisse, 2. Erleichterung der Ausbildung in den Gewerben, 3. Aufsicht über Lehrlinge und Gesellen, 4. geordnete Verwaltung und nützliche Verwendung des Vereinsvermögens, 5. Unterstützung dürftiger Gewerbe- angehöriger. Die Gewerbeordnung von 1825 konnte jedoch den Wohlstand der Kleinmeister nicht heben. Im Gegenteil! Mancher Meister hatte wenig Arbeit und mußte seinen Gehilfen entlassen. Der Gehilfe hatte nachgewiesen, daß er sein Handwerk erlernt hatte; er konnte sich also nach der neuen Bestimmung als Meister nieder- lassen. Er hatte nichts zu verlieren; also versuchte er wenigstens sein Glück und wurde Meister. Fanden er und gleich ihm ver- schiedene Kameraden Beschäftigung, so jammerten die bisherigen Meister über „Übersetzung des Handwerks"; hatte er keine Arbeit, so klagte auch er.über „die schlechten Zeiten". Für alles Übel machten die Handwerker die Gewerbefreiheit ^Zw^ng- verantwortlich; sie erwarteten daher eine Besserung nur von der Handwerker Aufhebung derselben und der Wiederherstellung der mittelalter- ls4s iichen Zunfteinrichtungen. 116 Handwerksmeister aus 24 deutschen
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