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war Preußen trotz der vorher erwähnten Mißklänge sofort bereit, sich mit
Österreich zu gemeinsamem Handeln zu verbinden. Die Sache verhielt sich so:
Herzog von Holstein und Schleswig war zwar der König von Däne-
mark; aber diese Länder gehörten nicht zum dänischen Staate, sondern
bildeten nach altem Rechte selbständige miteinander verbundene Staaten, die
nach eigenen Landesgesetzen regiert werden sollten. Dennoch sing die dänische
Regierung schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts an, das her-
gebrachte Recht der Herzogtümer zu verdunkeln. Friedrich Vii. gab ihnen
sogar zu Anfang des Jahres 1848 eine gemeinsame Verfassung mit Däne-
mark und suchte sie auf immer mit Dänemark zu vereinigen. Das war eine
schwere Verletzung der Rechte Holsteins und Schleswigs, und da sich in
ganz Deutschland eine große Teilnahme für das deutsche Bundesland
Holstein geltend machte, so hatte der damalige König von Preußen, Friedrich
Wilhelm Iv., zum Schutze der Herzogtümer eine Armee unter Wrangel
hingesandt. Dieser schlug am 23. April 1818 die Dänen bei Schleswig und
besetzte die große, dänische Halbinsel bis zur äußersten Spitze von Jütland.
Aber England und Rußland nötigten Preußen, die Herzogtümer sich selbst zu
überlassen, und so endete durch den Frieden von 1850 der erste schleswig-
holsteinsche Krieg.
Die Dänen aber erfüllten nicht, was ihnen zur Bedingung des Friedens
gemacht worden war, sondern, behandelten die Herzogtümer wie dänisches Land;
sie besetzten die kirchlichen Ämter mit dänischen Geistlichen, stellten in den
Schulen dänische Lehrer an, vergaben die verschiedenen Stellen der Landes-
verwaltung an dänische Beamte und suchten deutsche Sitte und die deutsche
Sprache allmählich ganz aus dem Lande zu verdrängen. Das arme Volk
seufzte; aber der dänische Übermut stieg immer noch höher. Im März 1863
sonderte zwar Friedrich Vii. Holstein und Lauenburg von dem dänischen
Staate ab, jedoch Schleswig riß er von beiden los, um es Dänemark
einzuverleiben. Das ging den Schleswigern und Holsteinern, deren Losung
ist: „Up ewig ungedeelt," wie ein Schwert durchs Herz, und dieser Gewalt-
streich erweckte auch in ganz Deutschland den heftigsten Unwillen. Österreich
und Preußen verbanden sich nun miteinander, um den König von Dänemark
mit Gewalt zu zwingen, seine widerrechtlichen Absichten aufzugeben. Noch
ehe die Feindseligkeiten begannen, starb der dänische König. Es folgte ihm
Christian Ix. aus dem Geschlechte der Herzöge von Glücksburg. Auch er
gab den Dänen Gehör, deren Losung war: „Fort mit dem Deutschtum aus
Schleswig und mit der Zeit auch aus Holstein!" Solchem Trotz gegenüber
kam es nun zum zweiten schleswig-holsteinschen Kriege.
Es rückten die Österreicher und die Preußen unter den: alten Feldmarschall
Wrangel, der die Dänen schon 1818 einmal aus Schleswig herausgejagt
hatte, in Holstein ein, und am 1. Februar 1861 gingen die verbündeten
Truppen über die Eider. Ihr Ziel war das berühmte „Dannewerk", ein
durch Wälle und Gräben, durch Schanzen und Türme befestigter Danun, an
dem die Dänen seit 1850 gebaut hatten, und von dem sie glaubten, es werde
ihn kein Feind erstürmen können. Diese Festungsanlagen sollten die Grenze
zwischen Schleswig und Holstein sichern. Während dessen ging ein preußisches
Corps unter dem tapferen Prinzen Friedrich Karl der Ostseeküfte näher
nach Norden und Begann am 2. Februar eine Kanonade auf die Schanzen
von Missunde an der Schlei. Obgleich dichter Nebel auf dem Schnee-
gefilde lag, machten die preußischen Kanoniere ihre Sache doch so gut, daß
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vii Friedrich Friedrich
Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Vii Friedrich Christian_Ix Friedrich_Karl_der_Ostseeküfte Friedrich Karl
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Schleswigs Deutschland Holstein Schleswig England Holstein Lauenburg Deutschland Glücksburg Schleswig Holstein Schleswig Holstein Schleswig Holstein
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wurde am 14. August 1865 durch die Übereinkunft von Gastein einiger-
maßen beigelegt. Auf Grund derselben wurde das Herzogtum Lauenburg
für eine Geldentschädigung von Millionen Mark, welche Preußen an
Österreich zahlte, dem Könige von Preußen überlassen; die Regierung der
beiden Herzogtümer aber, welche seither gemeinschaftlich geführt worden war,
sollte fortan so geschehen, daß Österreich dieselbe in Holstein, Preußen dagegen
in Schleswig übernahm. Aber auch dieser Ausweg half nicht für die Dauer
über alle Uneinigkeiten hinweg, vielmehr kamen zu den früheren Zwistigkeiten
bald neue und noch ernstere hinzu. Um nun eine endliche Bestimmung über
die Zukunft der Herzogtüiner herbeizuführen, hatte die österreichische Regierung
am 1. Juni 1866 den deutschen Bund als Richter über Schleswig-Holstein
angerufen und gleichzeitig die Einberufung der holsteinschen Stände für den
11. Juni angekündigt. Beides erklärte Preußen für einen Bruch des
Gasteiner Vertrages und glaubte zu der vor jenem Vertrage bestandenen
gemeinsamen Verwaltung beider Herzogtümer zurückkehren zu müssen.
Der preußische General von Manteuffel erhielt dann auch Befehl, mit seinen
Truppen aus Schleswig wieder in Holstein einzurücken und mit dem öster-
reichischen Statthalter eine gemeinschaftliche Regierung einzurichten. Der
österreichische Statthalter lehnte indes seine Mitwirkung ab und zog sich
unter Protest gegen Preußens energisches Verfahren mit seinen Truppen nach
Österreich zurück. An demselben Tage, an dem sich die Österreicher anschickten,
Holstein zu verlassen, am 11. Juni, stellte Österreich, das Preußens Vor-
gehen als Vertragsbruch bezeichnete, beim deutschen Bunde den Antrag,
„die Mobilmachung des ganzen Bundesheeres, mit Ausschluß des
preußischen Teiles, anzuordnen," und gegen Preußen einzuschreiten.
Wie sehr nun auch dieser Antrag mit dem Bundesgesetze im Widersprüche
stand, und wie lebhaft der preußische Bnndestagsgesandte gegen die Ver-
handlungen über einen so bundeswidrigen Antrag protestierte, so schritt man
in der Sitzung am 14. Juni 186 6 dennoch zur Abstimmung über denselben.
Es wurde der österreichische Antrag mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen.
Gegen Preußen stimmten: Österreich, Bayern, Sachsen, Württemberg,
Hannover, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Nassau und einige kleinere Staaten.
Unmittelbar nach der Abstimmung erklärte der preußische Bnndestagsgesandte,
daß Preußen den bisherigen Bund als gebrochen ansehe, und daß
es ihn als erloschen betrachten und behandeln werde. Hiermit
verließ der Gesandte die Sitzung, und bald darauf eröffnete die preußische
Regierung den europäischen Mächten, daß der bisherige deutsche Bund
am 14. Juni aufgehört habe zu bestehen.
Nachdem der verhängnisvolle Beschluß in Frankfurt gefaßt war, bot der
König von Preußen am 15. Juni durch seine Gesandten den nächsten Nachbarn,
nämlich Sachsen, Hannover, Knrhessen und Nassau unter Zusicherung
ihres Besitzstandes noch die Hand zum Frieden, wenn sie bis zum Abende
desselben Tages die Erklärung abgäben, daß sie bei dem gegen Preußen
beschlossenen Kriege neutral bleiben würden. In demselben Augenblicke, in dem
dieser Auftrag an die betreffenden Gesandten erging, erhielten die militärischen
Befehlshaber in der nächsten Nähe jener Staaten die Anweisung, im Falle
einer Ablehnung der gemachten Anträge sich auf die Benachrichtigung seitens
der Gesandten sofort nach den Gebieten jener Staaten in Marsch zu setzen.
Die Antworten fielen in der That ablehnend ans, da sich die österreichische
Beeinflussung zu wirksam erwiesen hatte, und deshalb rückten schon am
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sie vom Prinzen den Ehrennamen „Kanoniere von Missunde" erhielten. Am
3. und 5. Februar rückten die Österreicher gegen die Dannewerke vor und nahmen
einen Teil derselben ein. Inzwischen setzte Prinz Friedrich Karl unterhalb
Missunde über die Schlei, um den von den Österreichern schon stark bedrohten
Dänen in den Rücken zu fallen. Als es diese merkten, machten sie sich bei
Nacht und Nebel auf und flohen unter Zurücklassung von Festungsgeschütz,
von Munition und Lebensmitteln nach Nordein Ein Teil setzte sich in den
Düppeler Schanzen fest, ein anderer aber wurde bis nach Fridericia in
Jütland getrieben. Nach einer längeren Beschießung der Düppeler Schanzen
erfolgte am 18. April der denkwürdige Sturm auf dieselben. Die Dänen
räumten nun nicht bloß Fridericia, sondern ganz Jütland und setzten sich auf
Alsen fest. Diese Insel ist von der Halbinsel, auf welcher Düppel liegt,
durch den 800 bis, 1000 Schritt breiten Alsensund getrennt, dessen reißende
Strömung einen Übergang über denselben außerordentlich schwierig macht.
Der preußische General Herwarth von Bittenfeldt wußte, daß er Truppen
von erprobtem Unternehmungsgeiste und von kaltblütiger Unerschrockenheit ein
kühnes Unternehmen zumuten dürfe, und früh 2 Uhr am 29. Juni begann
er auf 160 flachgehenden Kähnen den Übergang über den Alsensund, ein
Wagnis, das in der Geschichte einzig dasteht. Alle Anstrengungen der Dänen
blieben gegenüber der heldenmütigen Tapferkeit der Preußen ohne Erfolg;
an allen Punkten geschlagen, retteten sie sich endlich auf ihre Schiffe und
überließen den Siegern die Insel und die in Flammen stehende Festung Sonder-
burg, welche sie beim Abziehen in Brand gesteckt hatten. Preußen und Öster-
reich waren nun Herren der Herzogtümer. Im Wiener Friedensschluffe, den
30. Oktober 1864, mußte dies Dänemark anerkennen.
95. Z>er deutsch-österreichische Krieg.
Die schleswig-holsteinsche Angelegenheit war zwar den Dänen gegenüber
durch die Einigkeit der deutschen Großmächte abgethan; ihre weitere Ent-
wickelung aber führte dazu, daß der alte Gegensatz zwischen Preußen und
Österreich von neuem zum Ausbruch und schließlich zur Entscheidung kam.
Österreich, das auf den Mitbesitz der von seinen Staaten sehr fern gelegenen
Herzogtümer einen geringen Wert legte, schlug im November 1864 vor, die
von ihm im Verein mit Preußen erworbeneil Rechte an den Erbprinzen
Friedrich von Augustenburg abzutreten, der früher Anspruch auf die
Herzogtümer erworben hatte. Preußen widersprach dem nicht geradezu, er-
klärte aber (im Februar 1865) in den sogenannten „Februar-Bedingungen",
daß es als natürlicher Beschützer der Nordgrenze Deutschlands von dem zu-
künftigen Fürsten der Herzogtümer eine innige Verbindung der gesamten
Wehrkraft der Herzogtümer mit dem preußischen Heere und der
preußischen Flotte — die Befugnis zur Anlegung von Kriegs-
häfen im Lande — die Befugnis zur Anlegung eines Nord-Ostsee-
Kanals — den Beitritt der Herzogtümer zum deutschen Zollverein
verlangen müsse. Der Prinz von Augustenbnrg glaubte, auf diese Forderungen
nicht eingehen zu können, und darum lehnte Preußen den Vorschlag Österreichs
ab. Inzwischen traten die Anhänger des Prinzen von Augnstenburg immer
dreister in Schleswig-Holstein auf, und da der österreichische Civil-Kommissarius
dieses Treiben zu begünstigen schien, kam es zu ernstlichen Verhandlungen
zwischen den Bevollmächtigten der beiderseitigen Regierungeil. Der Streit
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