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1. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 76

1902 - Leipzig : Poeschel
76 Europa. Nach seiner Bodenbildung zerfällt Mitteleuropa in sechs Haupt- abschnitte: das Alpenland, das Deutsche Mittelgebirgsland, das Deutsche Tiefland, das Karpatenland, das Ungarische Tiefland und das Bosnisch-Dalmatische Gebirgsland. § 44. A. Das Alpen! and. Die Alpen erscheinen nur aus der Ferne (vom Mailänder Dom, Weißenstein :c.) als eine Kette von Berggipfeln der verschiedensten Form und Höhe. In der Nähe betrachtet (vom Rigi, Faulhorn, Schafberg ?c.) stellen sie sich dem flüchtigen Blick als ein regelloses Gewirr wild durcheinander geworfener Felsmassen und Talformen, dem gründlichen Studium aber als ein großartiges Gebäude dar, dessen Architektur und dessen Leben von großen Gesetzen beherrscht ist. Mm: kann darin vom kultur- und wirtschaftsgeographischen Standpunkte vier übereinander liegende Regionen unterscheiden: 1. Die Hügelregion, bis gegen 750 m, im allgemeinen mit sanften Gehängen (Steigungswinkeln von weniger als 10°). Der Straßen- und Eisenbahnbau ist hier noch leicht, meist setzen lockere Massen (Kies, Sand, Lehm, Ton) die Hügel zusammen, und nur in der Tiefe oder an Fluß- und Seeufern stößt man aus anstehenden Fels (Kalkstein, Nagelfluhe, Sandstein, Schiefer). Die geschützte Lage bringt meist eine milde Luft mit sich, und dadurch, sowie durch den großen Wasserreichtum sind auch die übrigen Lebens- bedingungen eines reichen Pflanzen-, Tier- und Menschen- lebens gegeben. Inmitten ausgedehnter Weinberge finden sich Kastanien- und Walnußwäldchen, Gärten mit edlen Obstsorten (an der Südseite der Alpen sogar mit Orangen, Zitronen, Granatäpfeln), die weniger günstig gelegenen Gehänge aber sind von Getreidefeldern und Wiesen, sowie hie und da von Laub- und Nadelwaldungen ein- genommen. Die Welt der größeren Tiere ist nur durch Haus- tiere (Rinder, Pferde :c.) vertreten, da auf dem sorgfältig kulti- vierten Boden kein Raum für wilde Tiere geblieben ist. Die Volksdichtigkeit ist eine bedeutende, und alle größeren Städte des Alpenlandes liegen in dieser Region (Genf 406 m über dem Meere, Zürich 559, Luzern 438, St. Gallen 676, Innsbruck 574, Salzburg 409, Graz 348, Klagenfurt 439). 2. Die Bergregion, bis 1500 m, häufig mit Anstiegwinkeln über 10 und 20°, so daß der Mensch ost nicht mehr im stände ist.

2. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 114

1902 - Leipzig : Poeschel
114 Europa. der im Vereine mit dem Bundesrat (den Vertretern der einzelnen deutschen Regierungen) und dem Reichstag (den erwählten Vertretern des deutschen Volkes) alle gemeinsamen Angelegenheiten leitet. Außer- dem Gesandtschafts-, Konsnlar- und Verteidigungs- wesen gehört zu diesen gemeinsamen Angelegenheiten namentlich auch das Handels- und Verkehrswesen (Münze, Maß, Gewicht, Zölle, Post und Telegraphen) und das Rechts wesen. — Den ein- zelnen Staaten (26) und Stämmen bleibt innerhalb der Reichsver- sassung aber noch ziemlich viel Spielraum zur Geltendmachung ihrer Sondereigentümlichkeiten und Sonderinteressen. Außer Preußen haben nur sechs deutsche Einzelstaaten mehr als eine Million Einwohner (Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen), sechs aber weniger als 100 000. Städte mit über 100 000 Einwohnern zählt das Reich 33 (Frankreich 15, England 39). § 60. c) Produktionsverhältnisse. Während zur Zeit des Ta- citus Urwälder sast ganz Deutschland bedeckten, wird heute der größte Teil (68 °/o) der Bodenfläche landwirtschaftlich benutzt, und nur 26 °/o sind Waldland, nur 0,5 °/o aber Unland geblieben. Ziemlich die Hälfte (gegen 49°/o) ist eigentliches Ackerland, 16 °/o Wiese und Weide und etwa 3 °/o Garten- und Weinbergsland. Die pflanzliche Pro- duktion beruht hiernach in erster Linie im Baue von Feldsrüchten. Der Roggen (im Jahresdurchschnitte gegen 120 Mill. hl) ist die Hauptbrotfrucht. Auch hinsichtlich der Hafer- und Gersteproduktion (155 bezw. 46 Mill. Iii jährlich) sowie der gesamten Getreide- Produktion (370 Mill. hl) wird Deutschland aber in Europa nur von Rußland übertroffen, und hinsichtlich der Kartoffelproduktion (270 Mill. hl) ist es das erste Land der Erde. Weizen baut es nur 46 Mill. hl. Trotz des starken Getreidebaues bedars es etwa sür 30 Tage Zufuhr (England für 220 Tage). Zuckerrüben, Öl- früchte und Flachs werden auch viel gebaut. Wein (2,4 Mill. hl) wächst vorzugsweise in der Rhein-, Mosel-, Neckar- und Maingegend, aber auch an der Saale (Naumburg), Elbe (Meißen) und Oder (Grünberg). Obst gedeiht überall, und durch vorzügliche Apfelforten sind noch berühmt Gravenstein in Schleswig und Stettin. Tabak und Hopfen baut namentlich Süddeutschland. — Der deutsche Wald ist fast ausschließlich Kulturwald, und nur in den Alpen, im Böhmer- wald und im Glatzer Gebirge finden sich noch Urwälder. Laubwald

3. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 166

1902 - Leipzig : Poeschel
166 Europa. Seit 1868 bildet die Monarchie einen Doppelstaat, der diesseits der Leitha als Kaiserreich, jenseits der Leitha als Königreich bezeichnet wird. Außer dem Monarchen sind beiden Reichshälsten gemeinsam: die äußeren Staatsangelegenheiten, das Verteidigungs- wesen, das Zoll- und Handelswesen, das Münzwesen u. s. w. In Cisleithanien teilt der Monarch das Gesetzgebungsrecht mit dem sogenannten Reichsrate, in Ungarn mit bent Reichstage, über die gemeinsamen Angelegenheiten aber entscheidet der Kaiser mit den sogenannten Delegationen (den Vertretern des Reichsrats und Reichstags). § 84. Die Urproduktion der Monarchie ist eine sehr reiche, könnte aber durch intensivere Wirtschaft zum Teil noch erheblich ge- steigert werden. Die Getreideernte (Weizen 75 Mill. dl, Roggen 48 Mill. hl, Hafer 45 Mill. hl, Mais 50 Mill. hl) gestattet in der Regel eine beträchtliche Ausfuhr. In Cisleithanien ist auch der Kartoffelbau (gegen 200 Mill. hl) sowie der Zuckerrüben- bau bedeutend. Bei dem dichten Wald kleide (29 °/o der Landfläche) erzeugt die Monarchie auch viel Holz. Der Weinbau (5 Mill. hl) blüht in Ungarn, Niederösterreich, Böhmen, Südtirol (Trentino!) und Dalmatien; ebendaselbst auch der Obstbau, und Dalmatien und Jstrien kultivieren sogar Südfrüchte und Oliven. — Durch Flachs- bau sind Schlesien, Mähren, Böhmen, durch Hanfbau Ungarn, durch Gemüsebau Niederösterreich, durch Hopfenbau Böhmen, durch Tabakbau Ungarn und Südtirol ausgezeichnet. Die Bergwiesen Cisleithaniens sowie die Pußten Transleithaniens begünstigen auch sehr die Viehzucht (4 Mill. Pferde, 15,5 Mill. Rinder, 13 Mill. Schafe und 11 Mill. Schweine). Hinsichtlich der Pferde, Schafe und Schweine hat Ungarn, hinsichtlich der Rinder und Ziegen Österreich das Übergewicht. Die Seidenraupenzucht blüht im ganzen Süden. An Jagdwild sind Böhmen, Mähren, die Alpen und Karpaten reich, und die Fischerei steht namentlich an der Küste und an der Theiß im Schwünge. An K oh len (Förderung 38 Mill. Tonnen) ist besonders Böhmen reich und an guten Eisenerzen zahlreiche Kronländer, die Roheisen- sörderung (1,4 Mill. Tonnen) würde aber selbst in Steiermark umfaug- reicher sein können, wenn neben dem Eisen auch Kohlen vorhanden wären. — Salz (12 Mill. Ztr.) gewinnt man besonders in Galizien,

4. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 170

1902 - Leipzig : Poeschel
170 Europa. Tie Universitär- und Landeshauptstadt Graz (138000 E), in einer Talweitung der Mur und in der Mitte der Heerstraße von Wien über den Semmering nach Trieft sowie nahe bei ergiebigen Braunkohlen- und Erz- lagern, ist zugleich eine beträchtliche Industrie- und Handelsstadt, nament- lich hinsichtlich des Maschinen-, Eisen-, Woll- und Seidenzweiges. Seiner Naturschönheiten wegen ist es auch ein Lieblingsaufenthalt von Pensio- nären. Bruck, an der Mur, ist Eisenbahnkreuzungspunkt (Semmering- bahn!); Leoben, Vordernberg, Eisenerz und Judenbürg Berg- städte mit Eisenhütten und Eisenindustrie, ersteres und letzteres sowie Köflach auch mit Braunkohlengruben; Aussee, Salinenstadt und Kurort; Marburg (25 000 E.), an der Drau, Maschinenfabrik- und Holzhandelsstadt. 5. Das Herzogtum Krain ist bis auf die große Talebene an der Save Alpenland, vielfach Unland, großenteils aber dicht be- waldet, und besonders Holz, Wein- und Quecksilber erzeugend. Laib ach (37 000 E), an der Save und Laibach und an den Haupt- Verkehrslinien, treibt Produktenhandel; Jdria Quecksilberbergbau und Spitzensabrikation. 6. Das Küstenland (Görz mit Gradiska, Trieft und Jstrien) ist meist wüstes und ödes Bergland (Karst). Da das Klima, abgesehen von der rauhen „Bora", warm ist, so erzeugt es aber Wein, Seide, Feigen, Mandeln, Oliven, und sein Handel ist bedeutend. Trieft (179 000 E), die wichtigste Hafenstadt Österreich-Ungarns, hat vor Venedig die größere Tiefe und bequemere Zugänglichkeit seiner Meeres- bucht voraus. Die Sicherheit der Schiffe gegen Sturm und Wogen ebenso wie die bequeme Verbindung mit dem Hinterlande mußten aber erst durch gewaltige technische Anstrengungen (Molen, Bergstraßen, Tunnels) gefchaf- fen werden. Hieraus und aus der Produktenarmut des nächstgelegenen Hinterlandes (Karst) erklärt es sich auch, daß Trieft erst in der Neuzeit zu einem wichtigen Hafen emporgeblüht ist (Schisfahrtsbewegung 4,3 Mill. Tonnen). Sein Verkehr richtet sich besonders auf England, die Mittelmeer- länder, Amerika und Indien, und die wichtigsten Handelsartikel sind Getreide, Zucker, Kaffee, Petroleum, Olivenöl, Rauchwaren. Eapo d'jstria sowie Pirano sind durch Seesalinen, Rovigno durch Wein- und Olivenkulturen, sowie durch Thun- und Sardellenfischerei wichtig; Pola (45 000 E.), nahe der Südspitze Jstriens, durch seinen Kriegshasen; Lussin Pieeolo auf der Insel Lussin, mit vorzüglichem Hafen, durch Schiffsbau und Küftenhandel; Görz (25 000 E.), als schön gelegenes „österreichisches Nizza" und durch Wein-, Obst-, Oliven- und Seidenraupenkultur. 7. Das Herzogtum Kärnten, größtenteils rauhes Alpenland, und nur in den Tälern sruchtbar, ist hervorragend durch Blei- und Eisenproduktion sowie durch Viehzucht und Metallindustrie.

5. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 171

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Die Österreichisch-Ungarische Monarchie. 171 Klagenfurt (24 000 E.), an der Glan, die mit der Gnrk die günstigste Verkehrslinie nach Steiermark und Österreich bildet, 'treibt Bleiweiß-, Tuch-, Leder-, Papier- und Maschinenfabrikation und Handel in Landesprodnkten und Metallen; Hüttenberg, St. Leonhard, Gmünd, Wolfsberg und Prävali Eisenbergbau und Eisenverhüttung; Villach, an der Drau, Handel in Landesprodukten und Metallen; Bleiberg, Bergbau auf Blei (50 Gruben und über 20 Schmelzöfen!). 8. Tirol mit Vorarlberg ist großartiges Alpenland mit Vieh- zucht (Sennwirtschaft) und Forstkultur sowie in den süd- lichen Tälern mit Wein-, Oliven-, Feigen-, Mandel- und Seidenraupenkultur. Der Handel ist durch die Brenner- und Arlbergbahn von Bedeutung. Innsbruck (27000 E.), an der Vereinigung von Inn und Wipp (Arl- berg- und Brennerbahn!) ist der Hauptstraßenkreuzungspunkt des Landes, mit starkem Transithandel; Hall, Salzbergbaustadt; Bozen, an der Ver- einignng von Etsch und Eisack, Meßstadt; Meran Kurort; Trient (25000 E.), an der Etsch, Seidenbau- und Grenzhandelsstadt; Roveredo Seiden- industriestadt; Bregenz Bodenseehasen mit Getreide-, Vieh- und Holzhandel; Dornbirn und Bludenz Baumwollindustriestädte; Feldkirch Holz- industriestadt. § 86. 9. Das Königreich Böhmen, zum größten Teil Berg- und Hügelland, fällt fast ganz in das Gebiet der Elbe und ist das reichste unter den österreichischen Kronländern. Es erzeugt so- wohl an Holz, Getreide, Hopfen und Obst, als auch an Pferden und Wollschafen, an Blei, Silber, Eisen, Zinn und Kohlen bedeutende Mengen. Daher und weil es die besten Verbindungen mit Deutschland besitzt, ist es auch das erste Land bezüglich der Industrie, und sein Handel und Verkehr sind eben- falls außerordentlich lebhaft. Prag (226 000 E.), an der Moldau und nahezu in der Mitte des Landes, ist der Hauptkreuzungspunkt der Verkehrsstraßen, und die Täler der Moldau, Beraun, Elbe, Jfer und Sazawa zeichneten den Kunststraßen und Eisenbahnen ihre Richtung auf Prag vor. Infolgedessen ist die Bedeutung der Stadt — als Landeshauptstadt, Universitätsstadt (mit einer deutschen und einer tschechi- fchen Universität!), Erzbischosssitz und Brennpunkt des Handels — eine sehr hohe. Die Kohlenlager des benachbarten Kladno haben auch seine Industrie zu hoher Entfaltung gebracht, besonders in Maschinen, Baumwolldruck, Leder (Handschuhen), Musikinstrumenten, Vier und Zucker. — Kladno treibt Stein- kohlenbergbau und Eisenverhüttung; ähnlich Rakonitz und Schlan; Mel- nik, an der Elbe und Moldau sowie Ezernosek, an der Elbe, Weinbau; Leitmeritz Bierfabrikation sowie Produktenhandel und Dampfschiffahrt;

6. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 160

1902 - Leipzig : Poeschel
Europa. im allgemeinen sehr groß ist, wechselt mit der Lage der Gehänge und mit der Höhe. Die Ströme der Schweiz — Rhein mit Aar (nebst Saane, Zihl, Reuß und Limmat), Rhone, Ticino und Inn —, jahraus, jahrein sehr wasserreich, leisten dem Verkehre im allgemeinen nur durch die Täler, welche sie ausgegraben haben, und durch die Seen, zu denen sie sich erweitern, erheblichen Vorschub. Sie gewähren aber an vielen Orten sehr ausgiebige Wasserkraft, was namentlich im Zeitalter elektrischer Kraftübertragung von großem Vorteil für die Industrie ist. Abgesehen von den zahlreichen Fremden, ist die Bevölkerung des Staates in vier Nationalitäten gespalten. In der Mehrzahl sind die Deutschen (reichlich 71°/o), während die Franzosen nur 22°/», die Italiener (im Kanton Tessin) reichlich 5°/o, und die Rhato- Romanen (in Graubünden) l°/o der Bevölkerung bilden. — Die Spaltung der Konfessionen — 60°/o Reformierte und 40°/o Katholiken — fällt nicht mit der Spaltung in Nationalitäten zusammen, und streng katholisch sind nur die Hochgebirgskantone. Die Verwaltung des Post-, Telegraphen- und Zoll- wesens sowie Münze, Maß und Gewicht sind für die 22 Kantone einheitlich und unterstehen ebenso wie das Verteidigung^ wesen (ohne stehendes Heer) und die äußeren Staatsange- legenheiten der Zentralregierung in Bern (der Bundesver- samm lung). § 81. Die Urproduktion der Schweiz ist weit stärker durch Viehzucht als durch Ackerbau. Kaum 16 % des Bodens ist Acker- land, 36 °/o dagegen Wiesen-und Weideland, und die Getreide- Produktion deckt den Brotbedars der Bevölkerung kaum zur Hälfte, der Rinderbestand (1,3 Mill.) — ein Hauptreichtum der Schweiz — gestattet dagegen bedeutende Aussuhr. Die Käseproduktion (reichl. 30 Mill. M.) ist am bedeutendsten in Freiburg („Greyerzer"), im Jura, im Emmental, im Maderanertal u. s. w. Auch die Ziegen- zu cht ist bedeutend. Pferde besitzt die Schweiz dagegen wenig (114 000). Weinbau wird mit besonders gutem Erfolge am Genfer und Neueuburger See sowie in Unterwallis betrieben (1,5 Mill. Iii), ähnlich Obstkultur („Schweizer Äpfel", „Schweizer Birnen"), in Tessin sogar Olivenkultur und Seidenraupenzucht. — Die Wälder

7. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 183

1902 - Leipzig : Poeschel
Die peripherischen Staaten: Die französische Republik. 183 Der Weinbau gewährt 2 Mill. Menschen Beschäftigung und liefert im Jahre bis 50 Mill. dl, und mehr als des erzeugten Getränkes wird ausgeführt. Burgund, die Champagne, das Bordelais, die Charente-Gegend, Languedoc und das Rhonetal sind die namhaftesten Weingegenden. Die berühmte französische Obstkultur blüht durch den Pariser Konsum in Jsle de France, Tonraine und Normandie am höchsten und hat eine bedeutende Konserveindustrie im Gefolge; die Feigen-, Mandel- und Olivenkultur (30 Mill. kg Öl!) in der Provence. Trüffeln werden am Lot, an der Dordogne und in den Voralpen kultiviert, Kastanien in den südlichen Zentral- Provinzen. Tabakbau gestattet das Staatsmonopol nur im Ga- rönne- und Rhonegebiete sowie im Norden, Krapp erzeugen die Voralpen, Flachs, Ölfrüchte, Zuckerrüben und Kartoffeln (130 Mill. dl) der Norden. Die besten Weiden und Wiesen finden sich an den nördlichen Küsten und in den Gebirgsgegenden. Die Pferdezucht (3,5 Mill.) ist am bedeutendsten in Flandern und in der Normandie und Bretagne, die Esel- und Maultierzucht im Süden, die Rinderzucht (13,6 Mill.) in den Küstenländern und im Westen der Hauptgebirge. Die Käseproduktion ist berühmt bei Brie, Neuchatel, Roquefort ?c. Schafe (23 Mill.) werden vorwiegend in den Zentralprovinzen und in der Champagne gezüchtet; Geflügel in den nördlichen Departements und im Garonnegebiete; Bienen in der Bretagne und in Languedoc. In Languedoc und der Provence steht auch die Seidenraupenzucht in hoher Blüte. Sehr be- deutend ist endlich die Seefischerei und Austernkultur sowie die künstliche Fischzucht in den süßen Gewässern. Die Mineralproduktion ist zwar eine sehr beträchtliche, steht aber weit hinter der englischen und deutschen zurück. An edeln Metallen ist Frankreich arm. Die jährliche Kohlensörderung beträgt nur 33 Mill. Tonnen (nicht ganz */4 der deutschen) und ist am bedeutendsten bei Valenciennes, St. Etienne und Alais. Die Roheisenproduktion (26 Mill. Tonnen) beträgt etwa 73 der deutschen. Steinsalz findet sich nur in Lothringen, und daher giebt es viele Seesalinen. Sonst wird namentlich noch Zink, Blei, Porzellanerde und Marmor gefördert. § 94. Die industrielle Produktion (im Werte von 12 Milli- arden Mark jährlich) hat in zahlreichen Zweigen ihresgleichen in der

8. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 222

1902 - Leipzig : Poeschel
222 Europa. gegen Rußland (800 km). Da Österreich-Ungarn unter den Nach- barstaaten der kultivierteste ist, so ist die Verkehrsbewegung dahin die stärkste. Die Donaumündung und Pontusküste (250 km), obwohl sie nicht sehr gut zugänglich sind, besähigen Rumänien aber zugleich zu einem lebhaften Seehandel nach den Mittelmeerländern. Das Land ist meist Tiesebene und der Boden vorzugsweise aus Löß, Lehm und „Tschernosem" zusammengesetzt und sehr fruchtbar. Die stark bewaldeten Transsilvanischen Alpen (bis 2300 m hoch) fallen rasch zu niederen Vorbergen ab, die Weinreben und Obstpflanzungen tragen. Ihre Mineralschätze (Silber, Blei, Kupfer, Eisen, Kohlen, Steinsalz und Petroleum) sind noch wenig benutzt. Das Klima ist sehr kontinental, im Sommer heiß (daher Reis- bau!), im Winter kalt (mit andauernder Eisdecke der Ströme!). Die Donau ist in Rumänien ein Schiffahrtsstrom von hoher Qualität, (vgl. § 56), von ihren extravaganten rumänischen Reben- slüssen ist aber nur der Pruth schiffbar. Abgesehen von 300 000 Juden, 200 000 Slav en und 200 000 Zigeunern ist die Bevölkerung einheitlich in Sprache und Religion (griechisch-katholisch). Bezüglich der Bildung besteht ein ähnlicher Gegensatz zwischen den höheren Ständen und dem gewöhn- lichen Volke wie in Rußland. Bezüglich der Produktion bildet das Land trotz mangelhafter Bewirtschaftung eine der ersten Kornkammern Europas, die besonders viel Mais und Weizen (20 Mill. dl) erzeugt. Wein gewann man 1891 3,1 Mill. kl. Auch der Viehbestand ist ein bedeutender (0,9 Mill. Pferde, 2,6 Mill. Rinder, 5,7 Mill. Schafe und 1,1 Mill. Schweine). Die Industrie ist wenig belangreich, und der Handel bewirkt vorwiegend den Austausch von inländischen Rohprodukten und Halbfabrikaten gegen ausländische Jndustrieartikel (Handelsbewegung 520 Mill. M., Eisenbahnnetz 3300 km, Telegraphennetz 7000 km). Bukarest (282 000 E.), an der Dimbowicza und in der Mitte der „Großen Walachei", ist aus einer orientalischen Stadt rasch eine glänzende europäische Hauptstadt und der eigentliche Schwerpunkt des politischen, geistigen, indu- striellen und kommerziellen Lebens der Rumänen geworden, mit beträchtlicher Industrie in Ackerbaumaschinen und Konsum- und Luxusartikeln, sowie mit bedeutendem Handel in Getreide, Vieh, Rauchwerk, Leder, Wein und Manu- sakten. — Giurgewo (25 000 E.) ist sein Donauhafen; Turnseverin Dampferstation und Grenzhandelsstadt; Krajowa (45 000 @.), am Schyl,

9. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 190

1902 - Leipzig : Poeschel
190 Europa. Lyonnais und Auvergne, vorwiegend rauhes Bergland, sind außer durch Weiden auch durch Kohlen, Eisen, Kupfer, Blei sowie durch mannigfaltige Industrie wichtig. Lyon (453 000 E.), an der Rhone und Saone und an den natürlichen Straßen von Marseille, Turin, Genf, Belfort, Paris und Orleans, war be- reits in der keltischen Zeit einer der wichtigsten Handelsplätze Frankreichs. In der Seidenindustrie und im Seidenhandel ist es heute die erste Stadt der Erde und ähnlich in der Färberei. Aber auch seine Maschinen- und Kurz- warenindustrie, seine Hut-, Bier- und Likörfabrikation und Buchdruckerei sind bedeutend. St. Etienne (147 000 E.), an einem Nebenflusse der Loire und in einem großen Bergbaurevier, ist durch Seidenband- und Atlasweberei, durch Eisen- und Stahlindustrie, durch Waffen- und Maschinenfabrikation und durch Glasindustrie bedeutend; Roanne (35000 E.), an der Loire, durch Baum- Wollindustrie; Clermont (52 000 E.), die Hauptstadt der Auvergne, am Rande der fruchtbaren Limagne, durch Getreide- und Weinhandel und Kautschuk- Industrie; Le Puy durch Spitzenindustrie; Thiers durch Messerfabrikation. § 102. Burgund nebst Franche Comtv ist eine der gesegnetsten Provinzen, die berühmte Weine, viel Getreide sowie auch Forst- und Viehzuchtprodukte, Kohlen und Eisen liefert. Le Creuzot (31 000 E-), in der Nähe bedeutender Kohlen- und Eisen- gruben, besitzt die gewaltigste Maschinenwerkstätte Frankreichs (Schneider): M äcon, an der Saone, treibt Weinhandel; Chalonsfursaone (20 000 E.), am Anfangspunkte der Saonedampffchiffahrt und an einer wichtigen Eisen- bahnkreuzung, Handel in Getreide, Holz und Wein; Dijon (70 000 E.), die alte Hauptstadt von Burgund, an der Cote d'or, ein wichtiger Eisenbahn- kreuzungspunkt, Getreide-, Wein- und Produktenhandel und Senffabrikation. Nahe dabei die Weinorte Cham bertin, Vougeot, Nuits, Volnay.— Befantzon (55000 E.), am Doubs, vor mehreren Jurapässen und vor der Burgundischen Pforte, starke Festung, treibt Uhrenindustrie und Grenzhandel. Lothringen ist auf seinem Hügelboden reich an Obst, Wein, Getreide, Wald, Weide, Kohlen, Eisen und Steinsalz. Nancy (102 000 E-), die alte Hauptstadt, an der Meurthe, am Rhein- Marne-Kanale und vor dem Zabernpaffe, ist durch Grenzhandel und Industrie in Wolle, Baumwolle, Maschinen und Chemikalien wichtig; Luneville durch Glas-und Steingutfabrikation (Baecarat); Epinal, an der Mosel, durch Bildschnitzerei; die starke Festung Berdun durch Zuckerwaren. Die Champagne ist nur teilweise fruchtbar („Champagne pouil- leuse!"), erzeugt aber viel Wein, Wolle und Eisen. Rheims (108 000 E.), zwischen Rebenhügeln und am Aisnekanale, ist Mittelpunkt des Champagnerhandels, durch die Schafzucht der Champagne aber auch zugleich ein Hauptplatz für Wollhandel und Wollindustrie.

10. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 196

1902 - Leipzig : Poeschel
196 Europa. meist bigotte Katholiken, die Engländer und Schotten aber meist Protestanten sind. Von den 41,6 Mill. Bewohnern Britanniens sind etwa 7,5 Mill. katholisch. Sehr schross ist auch die Spaltung der Bevölkerung in Besitzende und Proletarier, und in Irland sind die großen Grundbesitzer vorwiegend Engländer, die Pächter und Arbeiter dagegen Iren. Die Volksbildung steht namentlich in Irland aus niedriger Stufe. Hervorstechende Züge des britischen Nationalcharakters sind: Unternehmungsgeist, kühle Berechnung, Energie und Ausdauer, was der britischen Handelsmacht sehr zu gute gekommen ist. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist namentlich im eigentlichen England eine sehr große (wie in Belgien?), und kein Staat besitzt so viele Großstädte (39). Die Bevölkerungszunahme ist eine sehr starke, und hieraus ergiebtsich ein starker Auswanderer- ström nach den transozeanischen Ländern. Dadurch ist die englische Sprache die Muttersprache von etwa 130 Mill. Menschen geworden — dem britischen Handel und Verkehre ebenfalls zu hohem Vorteile. (Das Russische ist die Muttersprache von 80 Mill., das Deutsche von 75 Mill., das Spanische von 50 Mill., das Französische von 45 Mill.). In Irland nimmt die Bevölkerung ab. § 109. Die Urproduktion aus dem Pflanzenreiche ist eher eine arme als eine reiche. Obwohl künstliche Düngemittel und Maschinen im größten Umfange angewendet werden, erzeugt der Boden kaum ein Drittel der Feld fruchte (25 Mill. hl Weizen), die die Be- wohner nötig haben. Der Wald ist ebenfalls dünner als in jedem anderen Lande Europas (2va °/° der Landfläche), und nur in Schott- land giebt es noch schöne Fichtenbestände. — Der Weinstock meidet den grauen Himmel der britischen Inseln, die gewöhnlichen Obst- sorten gedeihen aber bis in den Norden Schottlands. Der Süd- osten Großbritanniens liefert auch Hopfen; Irland und Schottland Flachs. Der Wiesenwuchs ist durch die vielen Regen und Nebel allenthalben, besonders aber in Irland („Smaragdinsel"!) ein sehr reicher. Dadurch hat die Viehzucht vorzügliche Bedingungen, namentlich die Pferdezucht (2 Mill.; Rennpferde? Brauerpferde!), die Rinderzucht (11 Mill.; Chesterkäse!) und die Schafzucht (34 Mill.). Der Fleisch- und Wollbedarf wird aber bei weitem nicht dadurch gedeckt. Die Fischerei (namentlich von Schottland und Irland aus) ergiebt 190 Mill. M. jährlich.
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