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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 88

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
f 88 52. Der Kaufmann. — 53. Der Handschuh. 52. Der Kaufmann. Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer, Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn. Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde, In bewirtender Bucht rausch' ihm ein trinkbarer Quell! Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an. Schiller. 53. Der Handschuh. Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz Und ilm ihn die Großen der Krone Und rings auf hohem Balköne Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auftut sich der weite Zwinger Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt Und sieht sich stumm Rings um Mit langem Gähnen Hub schüttelt die Mähnen Und streckt die Glieder Und legt sich nieder. Und der König winkt wieder; Da öffnet sich behend Ein zweites Tor, Daraus renllt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor. Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif Und recket die Zunge

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 381

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
381 wissen; auch Herr Jörg, der vielweise und gelehrte Magister der Medizin und pfalzgräsliche Leibarzt, kann solche Notwendigkeit nicht begreiflich finden. Ruders die edlen Junker. Gar gedankenvoll schaut zum Him- mel Ztephan von Venningen, neben ihm, in Rbschiedsweh versunken, Jungherr Karl Boos von Waldeck,' sogar der Edle Heinrich von Schwar- zenberg, ob er gleich nicht hab und Gut noch Weib und Kind hinter sich gelassen, ist ernster Rhnung voll. schmerzlichsten Zinnes aber sieht in den lachenden Lenz des Herzogs Zekretarius, Johannes von Meisenheim. Frau Eva hat er daheimgelassen, sein eheliches Weib, und zwei liebe, herzige Kinder, den Dewald und die Hanna. Wird er sie wiedersehen oder wird er, Johannes, das Opfer sein müssen, das die Westricher begraben gehen im Lande des Herrn? Rus seinen Zinnen erwacht Johannes, der Zekretär, auf seines Fürsten Ruf; er eilt zu ihm, der mit einem wehmütigen, fast träume- rischen Blick aus seelenvollem Rüge sein Gefolge überschaut. Gb der Pfalzgraf auch schon die Zage weiß von dem Mannesopfer? Bleicher als sonst scheint das von einem schwarzen Vollbart umrahmte pocken- narbige und doch anziehende Gesicht; müde lehnt die schmächtige Gestalt des 33jährigen Wittelsbachers im Zattel. Doch über seine Lippen kommt keine Klage. Während sie durch Rigenote (Einöd), pirrbach (Bierbach), Leuteskirchen (Lautzkirchen) ziehen, erkundet Rle- xander von seinem Zekretär die Kirchen und heiltümer (Reliquien), die man zunächst zu besuchen habe. Über Zt. Ingebrecht erreichte man am gleichen Tag Zaarbrücken, wo sich der schon genannte Zchwager mit Gefolge anschloß. Dann wallten die Zcharen südwärts zur Mosel, zum Rhein, zum Po; in Padua nahmen sie den Vetter-Bischof auf, dann gings über Meer und Wüste, Tausende von Meilen, bis sie erreicht den teuren Boden. Was sie hier erlebt, muß ich ein andermal erzählen. Jetzt kann ich nur kurz erwähnen, daß die Westricher Herren wirklich am Grabe ihres Erlösers knien konnten. Nachher ging es wieder heim, langsam, schneckenlangsam; denn verrat und Betrug umstellte sie bei Türken und Rrabern, Griechen und venetianern. In Kerkersbanden und Räubersgewalt fielen die Waller. Der Pfalz- graf hungerte und dürstete, ertrug Nässe und Ungeziefer, strandete und litt Zchiffbruch. Und dann — kam der Tod, der sein Opfer wollte, damit die Zage Recht behalte. Das Fieber schlich ins Zchiff der Westricher und raffte dahin — Rntoine von Erop, den Bischof von Therouan, den Vetter unseres Pfalzgrafen. Ruf Tppern begrub man ihn. Da war das Opfer gebracht und Zickingen wurde zuversichtlich;

3. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 264

1913 - Leipzig : Hahn
264 gurrst geworden, obgleich sich doch alle vor ihm hätten schämen sollen als vor ihrem leibhaften bösen Gewisien, welches ihnen wie ein Spiegel, nur im verkehrten Bilde, die eigenen Mängel vorhielt. Keiner zwar zupfte sich an der eigenen Nase, sondern ein jeder seinen Nebenmann, und es gab ein babylonisches Gewirr, in welchem das Lob des Schmiedes mit den gegenseitigen Vorwürfen der einzelnen zusammenfloß. Nun fand sich's auch urplötzlich, daß es in der Rüstkammer fehle und im Proviantgewölbe; denn alle hatten geredet, keiner gerüstet, alle gezecht, keiner gehandelt, den Leimsieder ausgenommen, der sein Hans bestellt hatte für jeden Fall, während er ganz füll seinem Tagewerk und seiner Liebschaft nachging. So endete er auch jetzt den greulichen Tumult, indem er seinen Harnisch zeigte, der gefestet und blau? geputzt, und sein Schwert, das scharf geschliffen war, und sich erbot, dem Dachsburger selber in der Waldschlucht zu Leibe zu gehen, wofern ihn nur zwölf tüchtige Burschen begleiten wollten. Die fanden sich bald, und die Befehlshaber redeten auch kein Wort wider das Wagnis; denn sie fürchteten schon, der Leim- sieder möge ihnen allen über den Kopf wachsen; werde er etwa vom Ritter geduckt, so sei es gerade kein Unglück. Am anderen Morgen zog Michael zum Tor aus, nicht mit zwölf, sondern mit dreißig Genossen; denn Tatkraft lockt zur Tat. Ein größerer Hause marschierte in der Richtung der Klosterwiese, um mit Vermeidung eines Gefechts die dort sich versammelnden anderen Ritter zur Seite zu locken, daß sie nicht etwa dem Dachsburger entgegenritten. So hatte es der Leimsieder schon längst im stillen ausgedacht. Lautlos strich er mit seiner Schar in der frühen Dämmerung durch den Wald und stellte in der Schlucht die Zünftler ins Versteck hinter die Bäume und Felsstücke. Ju der Rechten hielt er den wuchtigen Schmiede- hammer, das Schwert ruhte in der Scheide, über der Rüstung trug er den Bauernkittel, in welchen er sich so oft zu ganz anderen Abenteuern verhüllt hatte. „Sonnenschein auf Lichtmeß!" war der Feldruf der Städter an diesem Tage. Als eben die späte Februarsonne hellglänzend durch die landloses Wipfel aufstrahlte, nahte sich der Ritter, sorglos den engen, steinigen Pfad herabreitend; die Knechte folgten ihm einer hinter dem anderen; denn der Weg bot nicht Raum für zwei. Der Harnisch des Dachses glühte im goldenen Licht, und der Schatten von Roß und Mann fiel langgestreckt vor ihm her. Da trat aus zwölf Schritt der Schmied aus dem Gebüsch entgegen. „Sonnenschein aus Lichtmeß" ries er. „Herr Ritter, ihr macht ein Sprichwort zu Schanden. Der Dachs sieht seinen Schatten, aber er kehrt nicht mehr in seinen Bau zurück!" Und bei diesen Worten warf er den Hammer im Bogen dem geharnischten Mann entgegen — er hatte den Wurf oft daheim geübt, während die anderen auf dem Rathaus Reden übten. Der Hammer sauste dem Gegner an den Kopf; doch schlug ex ihm nur bett Helm herab, welcher lose und bequem aufgesetzt gewesen. Allein das Roß scheute, bäumte, und ehe der erschrockene Reiter des er--

4. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 265

1913 - Leipzig : Hahn
265 schrockenen Tieres Meister ward, stürzte es im Gestein des abschüssigen Pfades. Mit dem Sturz aber kamen dem kampfgewohnten Manne die Sinne wieder; im Nu war er aus den Bügeln, auf den Beinen, zog das Schwert und sprang dem Schmied entgegen, der kaum rasch genug sein eigen Schwert aus der Scheide reißen konnte. Sie prallten beide gleich- zeitig aneinander. „Sonnenschein auf Lichtmeß!" schrie der Leimsieder und hämmerte in fürchterlichen Naturhieben auf des Gegners Harnisch, als hätte er glühendes Eisen auf dem Amboß. „Ich will dir den Sonnenschein auf ewig verdunkeln", erwiderte der Ritter und gab ihm zugleich die Hiebe kunstgerechter, doch nicht minder kräftig heim. „Sonnenschein und Sturm zugleich!" rief der Michel. „Wenn's auf Lichtmeß stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt!" und schlug dem Ritter einen Querhicb ins Gesicht, daß das Blut die Backen herunterkam. Nun kam auch dem Dachs der Humor: „Lichtmeß hell, gerbt dem Bauer das Fell!" entgegnete er und zog dem Michel einen Hieb über die linke Schulter, daß er dachte, er habe den Bauer durch und durch gespalten. Aber der Harnisch, an welchem der Leimsieder gehämmert, während seine Mitbürger Stroh gedroschen, fing den Streich auf, und nur der Bauernkittel, in Fetzen geschlagen, fiel von der Schulter, daß der Schmied plötzlich in blanker Rüstung wie ein Junker vor dem Ritter stand. „Lichtmeß dumper*), macht den Bauer zum Junker!" donnert Michel nun, die richtige zweite Halbstrophe zu der eben gesprochenen ersten des Ritters fügend. „Wird der Bauer zum Junker, geht die Welt unter!" ries der Dachs mit entsprechendem Streich. „Für dich geht sie unter heut auf ewig!" antwortete der Leimsieder mit entsprechendem Gegenstreich, und mit der Losung: „Sonnenschein auf Lichtmeß!" fiel er immer wütender den Ritter an. „Auf Lichtmeß sieht der Bauer lieber den Wolf in der Herde als die Sonne am Himmel!" brüllte der Ritter. „Ihr sollt den Wolf haben und die Sonne zugleich!" und schwang sein Schwert gewaltig über Mchels Kopf. Der Ritter behielt das letzte Wort. Der Schmied wußte keinen Wetterspruch von Lichtmeß mehr, aber er behielt den letzten Hieb. Denn kaum hatte der Dachsburger jenes Wort gesprochen, so spaltete ihm der Leimsieder den Schädel und rief: „Schweigen ist auch eine Antwort!" Der Fall des Führers entschied den Tag. Des Schmiedes Genossen hatten leichtes Spiel mit den Knechten des Ritters. Roß und Rüstung, welche dieser: im offenen Felde so oft den Sieg verschafft über die Städter, wurden in der engen Felsschlucht ihr eignes Verderben. Als sie vollends den Herrn fallen sahen, wandten sie sich zur Flucht. Doch wurden etliche niedergemacht und einige gefangen. *) (Oberdeutsch) düster, dunkel.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 266

1913 - Leipzig : Hahn
266 Die Bundesgenossen auf der Klosterwiese harrten bis Mittag ihres Freundes, da meldete ihnen gleichzeitig das Jubelgeschrei und Glocken- geläute von der Stadt herüber und ein versprengter Knecht, der aus der Schlucht entronnen war, des Dachsburgers Schicksal. Sie gingen für diesmal auseinander und kamen so bald nicht wieder. Die Bürger aber in der Schlucht, welche von Stund an die „Dachs- falle" hieß, luden die Leiche des Ritters samt Schwert und Rüstung auf sein Pferd und führten dieses Siegeszeichen zur Stadt; Michael der Leim- sieder ging mit dem Hammer an der Spitze des Zuges. Als sie an dem Hause des Söldnerbauern vorbeikamen, nahm er den Alten zur Rechten und die Gertrud zur Linken. Den zerfetzten Bauernkittel trug der jüngste Lehrjunge der Schmiedezunst ganz hinten auf einem Spieße wie ein er- beutetes Banner. So schritt die abenteuerliche Rotte zum Tore herein. Am Markt- platz machte man Halt und legte die Leiche des Ritters auf dem Stein vor der Schmiede wie auf einem Paradebett aus, daß jeder sich über- zeugen konnte, es sei auch wirklich der Dachsburger und kein anderer, den Michael gefällt. Es zeigte sich, daß der Ritter aufs Haar so lang war, wie der Stein, nämlich sieben Fuß, gleich als sei der Stein, der schon seit undenklicher Zeit dort lag, eigens für ihn zurechtgehauen worden. Das alte zweihändige Ritterschwert, wie es damals schon kein Mensch mehr zu führen pflegte, ward zu ewigem Gedächtnis im Rathaus aufbewahrt. Es kam von da der Brauch auf, neu eiugeschworenen Bürgern dieses Schwert zu zeigen, damit sie im Andenken an Michael den Leim- sieder erkennen möchten, daß wenig reden und viel handeln die erste Bürgertugend sei. Als Lösegeld für den gefangenen Metzger, Schuster und Schneider schickte man die Leiche des Dachsburgers seiner Familie zurück. Er hatte bekanntlich die Gefangenen gegen Mastochsen, Mast- schweine und junge Geisböcke ausliefern wollen. Ein Mönch im Städtlein fand diese Wendung so bedeutsam, daß er am nächsten Sonntag sehr er- baulich darüber predigte. Michael heiratete seine Gertrud ohne Einsprache, wie sich von selbst versteht. Seine Freunde behaupteten noch lange nachher, nie im Leben, nicht einmal an seinem Hochzeitstage, sei er so gesprächig gewesen wie in der Dachsfalle, als er mit Hieben gewettert und mit Wetterregeln drein- gehauen habe. Und doch sei er auch dort das letzte Wort schuldig ge- blieben, nicht aber den letzten Hieb. Der Spitzname des Leimsieders ward, wie das damals so oft geschah, zum Familiennamen. H. W. Riehl. 114. Protokoll über eine Sitzung der Stadtverordneten ;u £., den 25. Sept. *900. Den Vorsitz führt der Vorsteher, Herr Rechtsanwalt Itc. Am Ratstische sind anwesend die Herren Bürgermeister Itc. G, Stadträte L-, Itc. Sch., Dr. Ed., £., R, $. Eingegangen ist eine Eingabe vom Vorstande des Vftvorstädtischbn

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 88

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
88 52. Der Kaufmann. — 53. Der Handschuh. 52. Der Kaufmann. Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer, Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zin Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde, In bewirtender Bucht rausch' ihm ein trinkbarer Quell! Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an. Hchillk». 53. Der Handschuh. Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König Franz Und um ihn die Großen der Krone Und rings auf hohem Balköne Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auftut sich der weite Zwinger Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein Löwe tritt Und sieht sich stumm Rings um Mit langem Gähnen Und schüttelt die Mähnen Und streckt die Glieder Und legt sich nieder. Und der König winkt wieder: Da öffnet sich behend Ein zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor. Wie der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif Einen furchtbaren Reif Und recket die Zunge

7. Lesebuch für die Sonntagschulen der Pfalz - S. 381

1910 - Zweibrücken : Kranzbühler
381 1 wissen; auch Herr 3örg, der vielweise und gelehrte Magister der Medizin und pfalzgräsliche Leibarzt, kann solche Notwendigkeit nicht begreiflich finden. Nnders die edlen Junker. Gar gedankenvoll schaut zum Him- mel Stephan von Venningen, neben ihm, in Nbschiedsweh versunken, Sungherr Karl Boos von waldeck; sogar der Edle Heinrich von Schwar- zenberg, ob er gleich nicht hab und Gut noch lveib und Kind hinter sich gelassen, ist ernster Nhnung voll. Schmerzlichsten Sinnes aber sieht in den lachenden Lenz des Herzogs Sekretarius, Johannes von Meisenheim. Frau Gva hat er daheimgelassen, sein eheliches lveib, und zwei liebe, herzige Kinder, den Dewald und die Hanna. Ivird er sie wiedersehen oder wird er, Johannes, das Opfer sein müssen, das die lvestricher begraben gehen im Lande des Herrn? Nus seinen Sinnen erwacht Johannes, der Sekretär, auf seines Fürsten Nuf; er eilt zu ihm, der mit einem wehmütigen, fast träume- rischen Blick aus seelenvollem Nuge sein Gefolge überschaut. Ob der Pfalzgraf auch schon die Sage weiß von dem Mannesopfer? Bleicher als sonst scheint das von einem schwarzen Vollbart umrahmte pocken- narbige und doch anziehende Gesicht,' müde lehnt die schmächtige Gestalt des 33jährigen lvittelsbachers im Zattel. Doch über seine Lippen kommt keine Klage, während sie durch Nigenote (Einöd), pirrbach (Bierbach), Leuteskirchen (Lautzkirchen) ziehen, erkundet Nle- xander von seinem Sekretär die Kirchen und heiltümer (Reliquien), die man zunächst zu besuchen habe. Über St. Ingebrecht erreichte man am gleichen Tag Saarbrücken, wo sich der schon genannte Schwager mit Gefolge anschloß. Dann wallten die Scharen südwärts zur Mosel, zum Nhein, zum Po,' in Padua nahmen sie den Vetter-Bischof auf, dann gings über Meer und wüste, Tausende von Meilen, bis sie erreicht den teuren Boden, was sie hier erlebt, muß ich ein andermal erzählen. Setzt kann ich nur kurz erwähnen, daß die Westricher Herren wirklich am Grabe ihres Erlösers knien konnten. Nachher ging es wieder heim, langsam, schneckenlangsam; denn verrat und Betrug umstellte sie bei Türken und Nrabern, Griechen und venetianern. Sn Kerkersbanden und Näubersgewalt fielen die Waller. Der Pfalz- graf hungerte und dürstete, ertrug Nässe und Ungeziefer, strandete und litt Schiffbruch. Und dann — kam der Tod, der sein (Opfer wollte, damit die Sage Necht behalte. Das Fieber schlich ins Schiff der westricher und raffte dahin — Nntoine von Troy, den Bischof von Therouan, den Vetter unseres pfalzgrafen. Nuf Eppern begrub man ihn. Da war das Opfer gebracht und Sickingen wurde zuversichtlich; M

8. Teil 1 - S. 171

1891 - Essen : Bädeker
171 I). Aus der deutschen Geschichte. 79. Die alten Deutschen. Groß, stark und schön waren die alten Deutschen. Wie Riesen blickten sie über andere Menschen hin. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut; in üppiger Fülle floß das goldgelbe — blonde — Haar bei Männern und Frauen hernieder, und aus den großen, blauen Augen blickten Mut und edler Freiheitsstolz. Das Leben in der freien Natur war ihr Element; Krieg und Jagd trieben die Männer, Ackerbau und Viehzucht überließ man den Sklaven und Weibern. Freiheit war ihnen das höchste Gut, und wer hatte sie diesen Männern entreißen mögen, die immer mit Wildheit in den Freiheitskämpfen erschienen; die mit Ungestüm in die Schlacht, wie zum Tanze sprangen; die ihre Jugend so lange mit einem Schändlichen behingen, bis sie einen Feind erschlagen hatten; die auf dem Schilde über die Gletscher und Eisberge rutschten, Ströme ableiteten zum Grabe ihrer Köuige, Flüsse mit ihren Schilden aufzuhalten suchten. Doch lag bei aller ungebändigten Naturkraft in den Germanen tiefer, einfacher Sinn, ein kindlich sittliches Leben, die größte Zucht und unbefleckte Keuschheit. „Dort lächelt niemand", sagt der ernste Römer Tacitus, „über das Laster; bei ihnen vermag die gute Sitte mehr als in Rom das strengste Gesetz." Die Fülle der Kraft galt unsern Urvätern so hoch, daß sie kranke Kinder lieber töteten als zu Krüppeln heranwachsen ließen, und daß die Alten, wenn sie sich für nichts mehr tüchtig hielten, sich selber den Tod gaben. Deshalb wurde die Kraft des Leibes auch frühzeitig gestählt; das neugeborene Kind in kaltes Wasser getaucht, das Heranwachsende durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die Jagd oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit den Wellen. Der Jüngling sprang nackr zwischen nackten Schwertern und Lanzenspitzen einher, und der Beifall des Volkes lohnte die Kecksten und Geschicktesten. Verstand der Jüngling die Waffen zu führen, konnte er Löwen- und Wolfsfell, die Hörner des Ur als Triumphzeichen aufweisen, dann hatte er das Ziel langen Strebens erreicht: er ward tüchtig befunden, in die Zahl der Männer aufgenommen zu werden. Die Edelsten des Stammes gürteten ihn mit dem Schwert, reichten seiner Linken den Schild und drückten ihm den Speer in die Rechte. Seine liebste Lust war dann, mit dem Feinde sich zu niesten oder das riesige Wild zu erlegen. Das Mädchen hingegen lernte Sitte und Zucht bei der keuschen und treuen Mutter. Die Jungfrau gab nur dem Tapfersten ihr Herz. Der Mann beschenkte als Bräutigam die Braut mit einen: Ringe und mit niedrigen Schuhen, durch deren Anlegung sie in die Gewalt des Mannes trat; er brachte dem Weibe zum Wittuu: Waffen und Roß. Die Verlobte brachte den: Manne zur Mitgift außer dem Rindergespann auch wohl ein Schlachtroß, den Schild und die Waffe; im Frieden wie im Kriege wollte sie mit ihm leben und sterben. Hochgeehrt von ihren: Gatten führte die Frau im Hause die ununffchränkte Oberherrschaft; sie gebot über die dienende Schar und erzog die Kinder, sie besorgte Haus und Feld. In der Frauen Gegenwart setzte sich niemand, und wenn die Hausfrau das Wort nahm, so schwieg alles und lauschte der Rede; denn eine kluge Frau wurde als Seherin verehrt, die, dem Wodan und der Hertha näher stehend, einen

9. Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens - S. 316

1878 - Braunschweig : Vieweg
316 Natur- und Culturleben. den Raub erspähend, Nacht und Tag. So hielt er, wie der Höllendrache, am Fuß des Gotteshauses Wache; und kam der Pilgrim hergewallt und keuchte in die Unglücksstraße, hervorbrach aus dem Hinterhalt der Feind und trug ihn fort zum Fraße. Den Felsen stieg ich jetzt hinan, eh' ich den schweren Strauß begann; hin kniet' ich vor dem Christuskinde und reinigte mein Herz von Sünde. D'rauf gürt' ich mir im Heiligthum den blanken Schmuck der Waffen um, bewehre mit dem Spieß die Rechte, und nieder steig' ich zum Gefechte. Zurücke bleibt der Knappen Troß; ich gebe scheidend die Befehle und schwinge mich behend auf's Roß, und Gott empsehl' ich meine Seele. Kaum seh ich mich im eb'nen Plan, flugs schlagen meine Doggen an, und bang beginnt das Roß zu keuchen und bäumet sich und will nicht weichen; denn nahe liegt, zum Knäul geballt, des Feindes scheußliche Gestalt und sonnet sich auf warmem Grunde. Auf jagen ihn die flinken Hunde; doch wenden sie sich pfeilgeschwind, als es den Rachen gähnend theilet und von sich haucht den gift'gen Wind und winselnd wie der Schakal heulet. Doch schnell erfrisch ich ihren Muth; sie fassen ihren Feind mit Wuth, indem ich nach des Thieres Lende aus starker Faust den Speer versende: doch machtlos wie ein dünner Stab, prallt' er vom Schuppenpanzer ab, und eh' ich meinen Wurf erneuet, da bäumet sich mein Roß und scheuet an seinem Basiliskenblick und seines Athems gist'gem Wehen, und mit Entsetzen springt's zurück, und jetzo war's um mich geschehen. — Da schwing' ich mich behend vom Roß, schnell ist des Schwertes Scheide bloß; doch alle Streiche sind verloren, den Felsenharnisch zu durchbohren. Und wüthend mit des Schweifes Kraft hat es zur Erde mich gerafft; schon seh' ich seinen Rachen gähnen, es haut nach mir mit grimmen Zähnen, als meine Hunde, wuthentbrannt, an seinen Bauch mit grimm'gen Bissen sich warfen, daß es heulend stand, von ungeheurem Schmerz zerrissen. Und eh' es ihren Bissen sich entwindet, rasch erheb' ich mich, erspähe mir des Feindes Blöße und stoße tief ihm in's Gekröse, nachbohrend bis an's Heft den Stahl. Schwarzquellend springt des Blutes Strahl; hin sinkt es und begräbt im Falle mich mit des Leibes Riesenballe, daß schnell die Sinne mir vergeh'». Und als ich neugestärkt erwache, seh' ich die Knappen um mich steh'n, und todt im Blute liegt der Drache." — Des Beifalls lang gehemmte Lust befreit jetzt aller Hörer Brust, so wie der Ritter dies gesprochen; und zehnfach am Gewölb' gebrochen wälzt der vermischten Stimmen Schall sich brausend fort im Widerhall. Laut fordern selbst des Ordens Söhne, daß man die Heldenstirne kröne, und dankbar im Triumphgepräng' will ihn das Volk dem Volke zeigen; da faltet seine Stirne streng der Meister und gebietet Schweigen. Und spricht: „Den Drachen, der dies Land verheert, schlugst du mit starker Hand; ein Gott bist du dem Volke worden — ein Feind kommst du zurück dem Orden, und einen schlimmern Wurm gebar dein Herz, als dieser Drache war. Die Schlange, die das Herz vergiftet, die Zwietracht und Verderben stiftet, das ist der widerspenst'ge Geist, der gegen Zucht sich frech empöret, der Ordnung heilig Band zerreißt; denn der ist's, der die Welt zerstöret. Muth zeiget auch der Mameluck, Gehorsam ist der Christen Schmuck; denn wo der Herr in seiner Größe gewandelt hat in Knechtesblöße, da stifteten, auf heil'gem Grund, die Väter dieses Ordens Bund, der Pflichten schwerste zu erfüllen: zu bändigen den eignen Willen. Dich hat der eitle Ruhm bewegt; d'rum wende dich aus meinen Blicken! Denn wer des Herren Joch nicht trägt, darf sich mit seinem Kreuz nicht schmücken."

10. Für allgemeine Fortbildungsschulen mit besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse des gewerblichen Lebens - S. 21

1878 - Braunschweig : Vieweg
21 Geschichte des Mittelalters. „Seht, wenn er reitet auf mächtigem Gaul, ein Aefflein auf hohem Kamele, reicht just sein Helmbufch dem Marschall an's Maul; doch ist er auch klein, so ist er nicht faul zu trotzigem, stolzem Befehle." Und wohl vernimmt's der wackre Pipin, bemerkt, wie die Grollenden flüstern, mit Murren folgend gen Welschland zieh'n, ihm säumig gehorchen und frevelhaft kühn sich mürrischer täglich verdüstern. Und stark im Geiste, gewaltig und klug, erwägt er's mit weisen Gedanken. „Sei heut' des Weges, der Mühen genug, gehemmt der Scharen gewaltiger Zug; errichtet zum Fechtspiel die Schranken! „Herbeigebracht der gewaltige Leu! Den Kämpfer will ich ihm stellen!" — Wohl seltsam scheint die Bestellung und neu, und mit Neugier murmeln, es murmeln mit Scheu die trotzigen stolzen Gesellen. Rings wird der Platz mit Gittern umhegt, dahinter die Sitze der Ritter, erhaben des Königs Balcon. — Da frägt wohl jeder, zu Unmuth und Sorgen erregt: „Wie schwach doch, wie schwankend das Gitter! „Ein Ruck mit der mächtigen Tatz' und es fällt, und das Ungethüm sitzt uns im Nacken. Doch der dort oben, der winzige Held, wohl hat er sich trefflich sicher gestellt, zu schau'n, wie die Krallen uns packen!" Und der Leu wird gebracht im vergitterten Haus, an der Schranke geöffnet das Pförtchen. Und der Thiere König, er schreitet heraus, und die Ritter erfaßt nun Schrecken und Graus, und keiner redet ein Wörtchen. Und zweifelnd sieht sich der Löwe befrei'n, und reckt in der Freiheit die Glieder und schreitet getrost in die Schranken hinein und zeigt der Zähne gewaltige Reih'n, laut gähnend, und strecket sich nieder. Vom Balcon ruft Pipin mit donnerndem Laut: „Ihr männlichen, trotzigen Krieger, da schau't ein Kampfspiel, ein würdiges, schaut! Wer sich zu messen mit diesem getraut, den nenn' ich den ersten der Sieger!" Und ein Zischen, ein Murmeln, ein Murren erklingt, dumpf nur im Beginnen und leise. Bald, wie wenn, stärker und stärker beschwingt, mit wogendem Fluten die Windsbraut ringt, so sauset's und brauset's im Kreise.
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