Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
f
88 52. Der Kaufmann. — 53. Der Handschuh.
52. Der Kaufmann.
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn.
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rausch' ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
Schiller.
53. Der Handschuh.
Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz
Und ilm ihn die Großen der Krone
Und rings auf hohem Balköne
Die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auftut sich der weite Zwinger
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt
Und sieht sich stumm
Rings um
Mit langem Gähnen
Hub schüttelt die Mähnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.
Und der König winkt wieder;
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus renllt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
381
wissen; auch Herr Jörg, der vielweise und gelehrte Magister der Medizin
und pfalzgräsliche Leibarzt, kann solche Notwendigkeit nicht begreiflich
finden. Ruders die edlen Junker. Gar gedankenvoll schaut zum Him-
mel Ztephan von Venningen, neben ihm, in Rbschiedsweh versunken,
Jungherr Karl Boos von Waldeck,' sogar der Edle Heinrich von Schwar-
zenberg, ob er gleich nicht hab und Gut noch Weib und Kind hinter
sich gelassen, ist ernster Rhnung voll. schmerzlichsten Zinnes aber
sieht in den lachenden Lenz des Herzogs Zekretarius, Johannes von
Meisenheim. Frau Eva hat er daheimgelassen, sein eheliches Weib,
und zwei liebe, herzige Kinder, den Dewald und die Hanna. Wird
er sie wiedersehen oder wird er, Johannes, das Opfer sein müssen,
das die Westricher begraben gehen im Lande des Herrn?
Rus seinen Zinnen erwacht Johannes, der Zekretär, auf seines
Fürsten Ruf; er eilt zu ihm, der mit einem wehmütigen, fast träume-
rischen Blick aus seelenvollem Rüge sein Gefolge überschaut. Gb der
Pfalzgraf auch schon die Zage weiß von dem Mannesopfer? Bleicher
als sonst scheint das von einem schwarzen Vollbart umrahmte pocken-
narbige und doch anziehende Gesicht; müde lehnt die schmächtige
Gestalt des 33jährigen Wittelsbachers im Zattel. Doch über seine
Lippen kommt keine Klage. Während sie durch Rigenote (Einöd),
pirrbach (Bierbach), Leuteskirchen (Lautzkirchen) ziehen, erkundet Rle-
xander von seinem Zekretär die Kirchen und heiltümer (Reliquien),
die man zunächst zu besuchen habe.
Über Zt. Ingebrecht erreichte man am gleichen Tag Zaarbrücken,
wo sich der schon genannte Zchwager mit Gefolge anschloß. Dann
wallten die Zcharen südwärts zur Mosel, zum Rhein, zum Po;
in Padua nahmen sie den Vetter-Bischof auf, dann gings über Meer
und Wüste, Tausende von Meilen, bis sie erreicht den teuren Boden.
Was sie hier erlebt, muß ich ein andermal erzählen. Jetzt kann ich
nur kurz erwähnen, daß die Westricher Herren wirklich am Grabe
ihres Erlösers knien konnten. Nachher ging es wieder heim,
langsam, schneckenlangsam; denn verrat und Betrug umstellte
sie bei Türken und Rrabern, Griechen und venetianern. In
Kerkersbanden und Räubersgewalt fielen die Waller. Der Pfalz-
graf hungerte und dürstete, ertrug Nässe und Ungeziefer, strandete
und litt Zchiffbruch. Und dann — kam der Tod, der sein Opfer
wollte, damit die Zage Recht behalte. Das Fieber schlich ins Zchiff
der Westricher und raffte dahin — Rntoine von Erop, den Bischof von
Therouan, den Vetter unseres Pfalzgrafen. Ruf Tppern begrub man
ihn. Da war das Opfer gebracht und Zickingen wurde zuversichtlich;
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Boos_von_Waldeck,' Karl Heinrich_von_Schwar- Heinrich Johannes_von
Meisenheim Eva Dewald Hanna Johannes Johannes
264
gurrst geworden, obgleich sich doch alle vor ihm hätten schämen sollen als
vor ihrem leibhaften bösen Gewisien, welches ihnen wie ein Spiegel, nur
im verkehrten Bilde, die eigenen Mängel vorhielt. Keiner zwar zupfte
sich an der eigenen Nase, sondern ein jeder seinen Nebenmann, und es
gab ein babylonisches Gewirr, in welchem das Lob des Schmiedes mit
den gegenseitigen Vorwürfen der einzelnen zusammenfloß.
Nun fand sich's auch urplötzlich, daß es in der Rüstkammer fehle
und im Proviantgewölbe; denn alle hatten geredet, keiner gerüstet, alle
gezecht, keiner gehandelt, den Leimsieder ausgenommen, der sein Hans
bestellt hatte für jeden Fall, während er ganz füll seinem Tagewerk und
seiner Liebschaft nachging.
So endete er auch jetzt den greulichen Tumult, indem er seinen
Harnisch zeigte, der gefestet und blau? geputzt, und sein Schwert, das
scharf geschliffen war, und sich erbot, dem Dachsburger selber in der
Waldschlucht zu Leibe zu gehen, wofern ihn nur zwölf tüchtige Burschen
begleiten wollten. Die fanden sich bald, und die Befehlshaber redeten
auch kein Wort wider das Wagnis; denn sie fürchteten schon, der Leim-
sieder möge ihnen allen über den Kopf wachsen; werde er etwa vom
Ritter geduckt, so sei es gerade kein Unglück.
Am anderen Morgen zog Michael zum Tor aus, nicht mit zwölf,
sondern mit dreißig Genossen; denn Tatkraft lockt zur Tat. Ein größerer
Hause marschierte in der Richtung der Klosterwiese, um mit Vermeidung
eines Gefechts die dort sich versammelnden anderen Ritter zur Seite zu
locken, daß sie nicht etwa dem Dachsburger entgegenritten. So hatte es
der Leimsieder schon längst im stillen ausgedacht.
Lautlos strich er mit seiner Schar in der frühen Dämmerung durch
den Wald und stellte in der Schlucht die Zünftler ins Versteck hinter die
Bäume und Felsstücke. Ju der Rechten hielt er den wuchtigen Schmiede-
hammer, das Schwert ruhte in der Scheide, über der Rüstung trug er
den Bauernkittel, in welchen er sich so oft zu ganz anderen Abenteuern
verhüllt hatte. „Sonnenschein auf Lichtmeß!" war der Feldruf der
Städter an diesem Tage.
Als eben die späte Februarsonne hellglänzend durch die landloses
Wipfel aufstrahlte, nahte sich der Ritter, sorglos den engen, steinigen Pfad
herabreitend; die Knechte folgten ihm einer hinter dem anderen; denn der
Weg bot nicht Raum für zwei. Der Harnisch des Dachses glühte im
goldenen Licht, und der Schatten von Roß und Mann fiel langgestreckt
vor ihm her. Da trat aus zwölf Schritt der Schmied aus dem Gebüsch
entgegen. „Sonnenschein aus Lichtmeß" ries er. „Herr Ritter, ihr macht
ein Sprichwort zu Schanden. Der Dachs sieht seinen Schatten, aber er
kehrt nicht mehr in seinen Bau zurück!" Und bei diesen Worten warf er
den Hammer im Bogen dem geharnischten Mann entgegen — er hatte
den Wurf oft daheim geübt, während die anderen auf dem Rathaus Reden
übten. Der Hammer sauste dem Gegner an den Kopf; doch schlug ex
ihm nur bett Helm herab, welcher lose und bequem aufgesetzt gewesen.
Allein das Roß scheute, bäumte, und ehe der erschrockene Reiter des er--
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
265
schrockenen Tieres Meister ward, stürzte es im Gestein des abschüssigen
Pfades. Mit dem Sturz aber kamen dem kampfgewohnten Manne die
Sinne wieder; im Nu war er aus den Bügeln, auf den Beinen, zog das
Schwert und sprang dem Schmied entgegen, der kaum rasch genug sein
eigen Schwert aus der Scheide reißen konnte. Sie prallten beide gleich-
zeitig aneinander.
„Sonnenschein auf Lichtmeß!" schrie der Leimsieder und hämmerte
in fürchterlichen Naturhieben auf des Gegners Harnisch, als hätte er
glühendes Eisen auf dem Amboß.
„Ich will dir den Sonnenschein auf ewig verdunkeln", erwiderte der
Ritter und gab ihm zugleich die Hiebe kunstgerechter, doch nicht minder
kräftig heim.
„Sonnenschein und Sturm zugleich!" rief der Michel. „Wenn's
auf Lichtmeß stürmt und tobt, der Bauer sich das Wetter lobt!" und
schlug dem Ritter einen Querhicb ins Gesicht, daß das Blut die Backen
herunterkam.
Nun kam auch dem Dachs der Humor: „Lichtmeß hell, gerbt dem
Bauer das Fell!" entgegnete er und zog dem Michel einen Hieb über
die linke Schulter, daß er dachte, er habe den Bauer durch und durch
gespalten. Aber der Harnisch, an welchem der Leimsieder gehämmert,
während seine Mitbürger Stroh gedroschen, fing den Streich auf, und nur
der Bauernkittel, in Fetzen geschlagen, fiel von der Schulter, daß der Schmied
plötzlich in blanker Rüstung wie ein Junker vor dem Ritter stand.
„Lichtmeß dumper*), macht den Bauer zum Junker!" donnert
Michel nun, die richtige zweite Halbstrophe zu der eben gesprochenen ersten
des Ritters fügend.
„Wird der Bauer zum Junker, geht die Welt unter!" ries der
Dachs mit entsprechendem Streich.
„Für dich geht sie unter heut auf ewig!" antwortete der Leimsieder
mit entsprechendem Gegenstreich, und mit der Losung: „Sonnenschein auf
Lichtmeß!" fiel er immer wütender den Ritter an.
„Auf Lichtmeß sieht der Bauer lieber den Wolf in der Herde als
die Sonne am Himmel!" brüllte der Ritter. „Ihr sollt den Wolf
haben und die Sonne zugleich!" und schwang sein Schwert gewaltig über
Mchels Kopf.
Der Ritter behielt das letzte Wort. Der Schmied wußte keinen
Wetterspruch von Lichtmeß mehr, aber er behielt den letzten Hieb. Denn
kaum hatte der Dachsburger jenes Wort gesprochen, so spaltete ihm der
Leimsieder den Schädel und rief: „Schweigen ist auch eine Antwort!"
Der Fall des Führers entschied den Tag. Des Schmiedes Genossen
hatten leichtes Spiel mit den Knechten des Ritters. Roß und Rüstung,
welche dieser: im offenen Felde so oft den Sieg verschafft über die Städter,
wurden in der engen Felsschlucht ihr eignes Verderben. Als sie vollends
den Herrn fallen sahen, wandten sie sich zur Flucht. Doch wurden etliche
niedergemacht und einige gefangen.
*) (Oberdeutsch) düster, dunkel.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
266
Die Bundesgenossen auf der Klosterwiese harrten bis Mittag ihres
Freundes, da meldete ihnen gleichzeitig das Jubelgeschrei und Glocken-
geläute von der Stadt herüber und ein versprengter Knecht, der aus der
Schlucht entronnen war, des Dachsburgers Schicksal. Sie gingen für
diesmal auseinander und kamen so bald nicht wieder.
Die Bürger aber in der Schlucht, welche von Stund an die „Dachs-
falle" hieß, luden die Leiche des Ritters samt Schwert und Rüstung auf
sein Pferd und führten dieses Siegeszeichen zur Stadt; Michael der Leim-
sieder ging mit dem Hammer an der Spitze des Zuges. Als sie an dem
Hause des Söldnerbauern vorbeikamen, nahm er den Alten zur Rechten
und die Gertrud zur Linken. Den zerfetzten Bauernkittel trug der jüngste
Lehrjunge der Schmiedezunst ganz hinten auf einem Spieße wie ein er-
beutetes Banner.
So schritt die abenteuerliche Rotte zum Tore herein. Am Markt-
platz machte man Halt und legte die Leiche des Ritters auf dem Stein
vor der Schmiede wie auf einem Paradebett aus, daß jeder sich über-
zeugen konnte, es sei auch wirklich der Dachsburger und kein anderer,
den Michael gefällt. Es zeigte sich, daß der Ritter aufs Haar so lang
war, wie der Stein, nämlich sieben Fuß, gleich als sei der Stein, der
schon seit undenklicher Zeit dort lag, eigens für ihn zurechtgehauen
worden. Das alte zweihändige Ritterschwert, wie es damals schon kein
Mensch mehr zu führen pflegte, ward zu ewigem Gedächtnis im Rathaus
aufbewahrt. Es kam von da der Brauch auf, neu eiugeschworenen Bürgern
dieses Schwert zu zeigen, damit sie im Andenken an Michael den Leim-
sieder erkennen möchten, daß wenig reden und viel handeln die erste
Bürgertugend sei. Als Lösegeld für den gefangenen Metzger, Schuster
und Schneider schickte man die Leiche des Dachsburgers seiner Familie
zurück. Er hatte bekanntlich die Gefangenen gegen Mastochsen, Mast-
schweine und junge Geisböcke ausliefern wollen. Ein Mönch im Städtlein
fand diese Wendung so bedeutsam, daß er am nächsten Sonntag sehr er-
baulich darüber predigte.
Michael heiratete seine Gertrud ohne Einsprache, wie sich von selbst
versteht. Seine Freunde behaupteten noch lange nachher, nie im Leben,
nicht einmal an seinem Hochzeitstage, sei er so gesprächig gewesen wie in
der Dachsfalle, als er mit Hieben gewettert und mit Wetterregeln drein-
gehauen habe. Und doch sei er auch dort das letzte Wort schuldig ge-
blieben, nicht aber den letzten Hieb. Der Spitzname des Leimsieders ward,
wie das damals so oft geschah, zum Familiennamen. H. W. Riehl.
114. Protokoll über eine Sitzung der Stadtverordneten ;u
£., den 25. Sept. *900.
Den Vorsitz führt der Vorsteher, Herr Rechtsanwalt Itc.
Am Ratstische sind anwesend die Herren Bürgermeister Itc. G,
Stadträte L-, Itc. Sch., Dr. Ed., £., R, $.
Eingegangen ist eine Eingabe vom Vorstande des Vftvorstädtischbn
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Michael Gertrud Michael Michael Schuster Schneider Michael Gertrud H._W._Riehl Itc
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
88
52. Der Kaufmann. — 53. Der Handschuh.
52. Der Kaufmann.
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zin
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rausch' ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
Hchillk».
53. Der Handschuh.
Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz
Und um ihn die Großen der Krone
Und rings auf hohem Balköne
Die Damen in schönem Kranz.
Und wie er winkt mit dem Finger,
Auftut sich der weite Zwinger
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt
Und sieht sich stumm
Rings um
Mit langem Gähnen
Und schüttelt die Mähnen
Und streckt die Glieder
Und legt sich nieder.
Und der König winkt wieder:
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor.
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif
Und recket die Zunge
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
381
1
wissen; auch Herr 3örg, der vielweise und gelehrte Magister der Medizin
und pfalzgräsliche Leibarzt, kann solche Notwendigkeit nicht begreiflich
finden. Nnders die edlen Junker. Gar gedankenvoll schaut zum Him-
mel Stephan von Venningen, neben ihm, in Nbschiedsweh versunken,
Sungherr Karl Boos von waldeck; sogar der Edle Heinrich von Schwar-
zenberg, ob er gleich nicht hab und Gut noch lveib und Kind hinter
sich gelassen, ist ernster Nhnung voll. Schmerzlichsten Sinnes aber
sieht in den lachenden Lenz des Herzogs Sekretarius, Johannes von
Meisenheim. Frau Gva hat er daheimgelassen, sein eheliches lveib,
und zwei liebe, herzige Kinder, den Dewald und die Hanna. Ivird
er sie wiedersehen oder wird er, Johannes, das Opfer sein müssen,
das die lvestricher begraben gehen im Lande des Herrn?
Nus seinen Sinnen erwacht Johannes, der Sekretär, auf seines
Fürsten Nuf; er eilt zu ihm, der mit einem wehmütigen, fast träume-
rischen Blick aus seelenvollem Nuge sein Gefolge überschaut. Ob der
Pfalzgraf auch schon die Sage weiß von dem Mannesopfer? Bleicher
als sonst scheint das von einem schwarzen Vollbart umrahmte pocken-
narbige und doch anziehende Gesicht,' müde lehnt die schmächtige
Gestalt des 33jährigen lvittelsbachers im Zattel. Doch über seine
Lippen kommt keine Klage, während sie durch Nigenote (Einöd),
pirrbach (Bierbach), Leuteskirchen (Lautzkirchen) ziehen, erkundet Nle-
xander von seinem Sekretär die Kirchen und heiltümer (Reliquien),
die man zunächst zu besuchen habe.
Über St. Ingebrecht erreichte man am gleichen Tag Saarbrücken,
wo sich der schon genannte Schwager mit Gefolge anschloß. Dann
wallten die Scharen südwärts zur Mosel, zum Nhein, zum Po,'
in Padua nahmen sie den Vetter-Bischof auf, dann gings über Meer
und wüste, Tausende von Meilen, bis sie erreicht den teuren Boden,
was sie hier erlebt, muß ich ein andermal erzählen. Setzt kann ich
nur kurz erwähnen, daß die Westricher Herren wirklich am Grabe
ihres Erlösers knien konnten. Nachher ging es wieder heim,
langsam, schneckenlangsam; denn verrat und Betrug umstellte
sie bei Türken und Nrabern, Griechen und venetianern. Sn
Kerkersbanden und Näubersgewalt fielen die Waller. Der Pfalz-
graf hungerte und dürstete, ertrug Nässe und Ungeziefer, strandete
und litt Schiffbruch. Und dann — kam der Tod, der sein (Opfer
wollte, damit die Sage Necht behalte. Das Fieber schlich ins Schiff
der westricher und raffte dahin — Nntoine von Troy, den Bischof von
Therouan, den Vetter unseres pfalzgrafen. Nuf Eppern begrub man
ihn. Da war das Opfer gebracht und Sickingen wurde zuversichtlich;
M
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Stephan_von_Venningen Karl_Boos Karl Heinrich_von_Schwar- Heinrich Johannes_von
Meisenheim Gva Dewald Hanna Johannes Johannes
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
Geschlecht (WdK): koedukativ
171
I). Aus der deutschen Geschichte.
79. Die alten Deutschen.
Groß, stark und schön waren die alten Deutschen. Wie Riesen blickten
sie über andere Menschen hin. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut;
in üppiger Fülle floß das goldgelbe — blonde — Haar bei Männern und
Frauen hernieder, und aus den großen, blauen Augen blickten Mut und
edler Freiheitsstolz. Das Leben in der freien Natur war ihr Element; Krieg
und Jagd trieben die Männer, Ackerbau und Viehzucht überließ man den
Sklaven und Weibern. Freiheit war ihnen das höchste Gut, und wer
hatte sie diesen Männern entreißen mögen, die immer mit Wildheit in den
Freiheitskämpfen erschienen; die mit Ungestüm in die Schlacht, wie zum
Tanze sprangen; die ihre Jugend so lange mit einem Schändlichen behingen,
bis sie einen Feind erschlagen hatten; die auf dem Schilde über die Gletscher
und Eisberge rutschten, Ströme ableiteten zum Grabe ihrer Köuige, Flüsse
mit ihren Schilden aufzuhalten suchten. Doch lag bei aller ungebändigten
Naturkraft in den Germanen tiefer, einfacher Sinn, ein kindlich sittliches
Leben, die größte Zucht und unbefleckte Keuschheit. „Dort lächelt niemand",
sagt der ernste Römer Tacitus, „über das Laster; bei ihnen vermag die
gute Sitte mehr als in Rom das strengste Gesetz." Die Fülle der Kraft
galt unsern Urvätern so hoch, daß sie kranke Kinder lieber töteten als zu
Krüppeln heranwachsen ließen, und daß die Alten, wenn sie sich für nichts
mehr tüchtig hielten, sich selber den Tod gaben. Deshalb wurde die Kraft
des Leibes auch frühzeitig gestählt; das neugeborene Kind in kaltes Wasser
getaucht, das Heranwachsende durch jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe
ging mit dem Vater auf die Jagd oder warf sich bei Sturm und Wetter
in den Strom und rang mit den Wellen. Der Jüngling sprang nackr
zwischen nackten Schwertern und Lanzenspitzen einher, und der Beifall des
Volkes lohnte die Kecksten und Geschicktesten. Verstand der Jüngling die
Waffen zu führen, konnte er Löwen- und Wolfsfell, die Hörner des Ur als
Triumphzeichen aufweisen, dann hatte er das Ziel langen Strebens erreicht:
er ward tüchtig befunden, in die Zahl der Männer aufgenommen zu werden.
Die Edelsten des Stammes gürteten ihn mit dem Schwert, reichten seiner
Linken den Schild und drückten ihm den Speer in die Rechte. Seine liebste
Lust war dann, mit dem Feinde sich zu niesten oder das riesige Wild zu
erlegen. Das Mädchen hingegen lernte Sitte und Zucht bei der keuschen
und treuen Mutter. Die Jungfrau gab nur dem Tapfersten ihr Herz.
Der Mann beschenkte als Bräutigam die Braut mit einen: Ringe und mit
niedrigen Schuhen, durch deren Anlegung sie in die Gewalt des Mannes
trat; er brachte dem Weibe zum Wittuu: Waffen und Roß. Die Verlobte
brachte den: Manne zur Mitgift außer dem Rindergespann auch wohl ein
Schlachtroß, den Schild und die Waffe; im Frieden wie im Kriege wollte
sie mit ihm leben und sterben. Hochgeehrt von ihren: Gatten führte die
Frau im Hause die ununffchränkte Oberherrschaft; sie gebot über die dienende
Schar und erzog die Kinder, sie besorgte Haus und Feld. In der Frauen
Gegenwart setzte sich niemand, und wenn die Hausfrau das Wort nahm,
so schwieg alles und lauschte der Rede; denn eine kluge Frau wurde als
Seherin verehrt, die, dem Wodan und der Hertha näher stehend, einen
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
316
Natur- und Culturleben.
den Raub erspähend, Nacht und Tag.
So hielt er, wie der Höllendrache,
am Fuß des Gotteshauses Wache;
und kam der Pilgrim hergewallt
und keuchte in die Unglücksstraße,
hervorbrach aus dem Hinterhalt
der Feind und trug ihn fort zum Fraße.
Den Felsen stieg ich jetzt hinan,
eh' ich den schweren Strauß begann;
hin kniet' ich vor dem Christuskinde
und reinigte mein Herz von Sünde.
D'rauf gürt' ich mir im Heiligthum
den blanken Schmuck der Waffen um,
bewehre mit dem Spieß die Rechte,
und nieder steig' ich zum Gefechte.
Zurücke bleibt der Knappen Troß;
ich gebe scheidend die Befehle
und schwinge mich behend auf's Roß,
und Gott empsehl' ich meine Seele.
Kaum seh ich mich im eb'nen Plan,
flugs schlagen meine Doggen an,
und bang beginnt das Roß zu keuchen
und bäumet sich und will nicht weichen;
denn nahe liegt, zum Knäul geballt,
des Feindes scheußliche Gestalt
und sonnet sich auf warmem Grunde.
Auf jagen ihn die flinken Hunde;
doch wenden sie sich pfeilgeschwind,
als es den Rachen gähnend theilet
und von sich haucht den gift'gen Wind
und winselnd wie der Schakal heulet.
Doch schnell erfrisch ich ihren Muth;
sie fassen ihren Feind mit Wuth,
indem ich nach des Thieres Lende
aus starker Faust den Speer versende:
doch machtlos wie ein dünner Stab,
prallt' er vom Schuppenpanzer ab,
und eh' ich meinen Wurf erneuet,
da bäumet sich mein Roß und scheuet
an seinem Basiliskenblick
und seines Athems gist'gem Wehen,
und mit Entsetzen springt's zurück,
und jetzo war's um mich geschehen. —
Da schwing' ich mich behend vom Roß,
schnell ist des Schwertes Scheide bloß;
doch alle Streiche sind verloren,
den Felsenharnisch zu durchbohren.
Und wüthend mit des Schweifes Kraft
hat es zur Erde mich gerafft;
schon seh' ich seinen Rachen gähnen,
es haut nach mir mit grimmen Zähnen,
als meine Hunde, wuthentbrannt,
an seinen Bauch mit grimm'gen Bissen
sich warfen, daß es heulend stand,
von ungeheurem Schmerz zerrissen.
Und eh' es ihren Bissen sich
entwindet, rasch erheb' ich mich,
erspähe mir des Feindes Blöße
und stoße tief ihm in's Gekröse,
nachbohrend bis an's Heft den Stahl.
Schwarzquellend springt des Blutes Strahl;
hin sinkt es und begräbt im Falle
mich mit des Leibes Riesenballe,
daß schnell die Sinne mir vergeh'».
Und als ich neugestärkt erwache,
seh' ich die Knappen um mich steh'n,
und todt im Blute liegt der Drache." —
Des Beifalls lang gehemmte Lust
befreit jetzt aller Hörer Brust,
so wie der Ritter dies gesprochen;
und zehnfach am Gewölb' gebrochen
wälzt der vermischten Stimmen Schall
sich brausend fort im Widerhall.
Laut fordern selbst des Ordens Söhne,
daß man die Heldenstirne kröne,
und dankbar im Triumphgepräng'
will ihn das Volk dem Volke zeigen;
da faltet seine Stirne streng
der Meister und gebietet Schweigen.
Und spricht: „Den Drachen, der dies
Land
verheert, schlugst du mit starker Hand;
ein Gott bist du dem Volke worden —
ein Feind kommst du zurück dem Orden,
und einen schlimmern Wurm gebar
dein Herz, als dieser Drache war.
Die Schlange, die das Herz vergiftet,
die Zwietracht und Verderben stiftet,
das ist der widerspenst'ge Geist,
der gegen Zucht sich frech empöret,
der Ordnung heilig Band zerreißt;
denn der ist's, der die Welt zerstöret.
Muth zeiget auch der Mameluck,
Gehorsam ist der Christen Schmuck;
denn wo der Herr in seiner Größe
gewandelt hat in Knechtesblöße,
da stifteten, auf heil'gem Grund,
die Väter dieses Ordens Bund,
der Pflichten schwerste zu erfüllen:
zu bändigen den eignen Willen.
Dich hat der eitle Ruhm bewegt;
d'rum wende dich aus meinen Blicken!
Denn wer des Herren Joch nicht trägt,
darf sich mit seinem Kreuz nicht
schmücken."
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
21
Geschichte des Mittelalters.
„Seht, wenn er reitet auf mächtigem Gaul,
ein Aefflein auf hohem Kamele,
reicht just sein Helmbufch dem Marschall an's Maul;
doch ist er auch klein, so ist er nicht faul
zu trotzigem, stolzem Befehle."
Und wohl vernimmt's der wackre Pipin,
bemerkt, wie die Grollenden flüstern,
mit Murren folgend gen Welschland zieh'n,
ihm säumig gehorchen und frevelhaft kühn
sich mürrischer täglich verdüstern.
Und stark im Geiste, gewaltig und klug,
erwägt er's mit weisen Gedanken.
„Sei heut' des Weges, der Mühen genug,
gehemmt der Scharen gewaltiger Zug;
errichtet zum Fechtspiel die Schranken!
„Herbeigebracht der gewaltige Leu!
Den Kämpfer will ich ihm stellen!" —
Wohl seltsam scheint die Bestellung und neu,
und mit Neugier murmeln, es murmeln mit Scheu
die trotzigen stolzen Gesellen.
Rings wird der Platz mit Gittern umhegt,
dahinter die Sitze der Ritter,
erhaben des Königs Balcon. — Da frägt
wohl jeder, zu Unmuth und Sorgen erregt:
„Wie schwach doch, wie schwankend das Gitter!
„Ein Ruck mit der mächtigen Tatz' und es fällt,
und das Ungethüm sitzt uns im Nacken.
Doch der dort oben, der winzige Held,
wohl hat er sich trefflich sicher gestellt,
zu schau'n, wie die Krallen uns packen!"
Und der Leu wird gebracht im vergitterten Haus,
an der Schranke geöffnet das Pförtchen.
Und der Thiere König, er schreitet heraus,
und die Ritter erfaßt nun Schrecken und Graus,
und keiner redet ein Wörtchen.
Und zweifelnd sieht sich der Löwe befrei'n,
und reckt in der Freiheit die Glieder
und schreitet getrost in die Schranken hinein
und zeigt der Zähne gewaltige Reih'n,
laut gähnend, und strecket sich nieder.
Vom Balcon ruft Pipin mit donnerndem Laut:
„Ihr männlichen, trotzigen Krieger,
da schau't ein Kampfspiel, ein würdiges, schaut!
Wer sich zu messen mit diesem getraut,
den nenn' ich den ersten der Sieger!"
Und ein Zischen, ein Murmeln, ein Murren erklingt,
dumpf nur im Beginnen und leise.
Bald, wie wenn, stärker und stärker beschwingt,
mit wogendem Fluten die Windsbraut ringt,
so sauset's und brauset's im Kreise.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]