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1. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 52

1902 - Leipzig : Poeschel
52 Das feste Land. Durch ihre ungeheure Volksdichtigkeit und Volkszahl sowie durch ihre große Ergiebigkeit und ihren Reichtum und durch ihre hohe Kultur sind namentlich Europa, China (nebst Japan), Indien und Nordamerika sozusagen Hauptprovinzen des Welt- Handels. In diesen Erdräumen sind sowohl die Produktion als auch der Verbrauch der Güter auf das allerhöchste gesteigert. Was Nordamerika betrifft, so ersetzt daselbst die Maschinenarbeit in großem Umsange die noch fehlende Volkszahl, und die fertig dahin verpflanzte Kultur aus Europa macht dieses Land in der Produktion wie im Konsum den anderen sehr ebenbürtig. China aber wird wahr- scheinlich nach der vollkommeneren Überwindung seines Abschließungs- systems allmählich noch eine viel größere Rolle im Welthandel spielen. Zwischen den vier genannten Erdräumen liegen notwendigerweise die Welthandelsstraßen bezw. die Welthandelsstraßen- züge ersten Ranges. Soweit die Welthandelsstraßen Seewege sind, sind sie unter dem Abschnitt „Ozean" besprochen worden. Es ist dort auch betont worden, daß die Seewege als Welthandelsstraßen in der Gegenwart vor den Landwegen den Vorzug haben. Auch die Landwege oder Überlandwege (Transkontinentalwege) müssen aber gewürdigt und kultiviert werden, denn nur wenn sie den ihnen gebührenden Rang erhalten, können sich die einzelnen Erdräume als Welt- Handelsprovinzen in der wirksamsten Weise ergänzen. Zwischen Europa und Indien, zwischen Europa und China und zwischen Indien und China sind die Überlandwege die geraden, also die kürzesten Wege, und schon deshalb verdient ihre Benutzbar- keit genau untersucht zu werden. Zwischen Nordamerika und Europa und zwischen Nordamerika und China-Indien ist zwar der Seeweg der gerade Weg, aber der Westen Nordamerikas hat nach Europa, und der Osten Nordamerikas nach Indien und China ebenfalls ein beträchtliches Stück geraden Landweg zur Verfügung. Hieraus ergeben sich als Überland-Straßenzüge ersten Ranges: 1. Der Überland-Straßenzng von Europa nach Indien, durch Kleinasien, Persien und Afghanistan, oder durch Kleinasien und Mesopotamien (Bagdadbahn! Im letzteren Falle durch den Seeweg ergänzt);

2. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 112

1902 - Leipzig : Poeschel
112 Europa. Gewächse ebenso wie die Flüsse den Regenmangel am schwersten em- pfinden würden. Der regenarme Herbst, der das ostdeutsche Binnen- land auszeichnet, kommt der Wein- und Obstkultur sowie dem Hopfen- bau dieser Gegend sehr zugute. Der größte Teil der Ströme des Deutschen Reichs gehört dem Gebiete der Nord- und Ostsee, der kleinere dem Gebiete des Schwarzen Meeres an. Zu dem Eutwässerungsgebiete der Nord- see gehören — durch Rhein, Ems, Weser, Elbe und Eider — etwa 55°/o seiner Fläche, zu dem Entwässerungsgebiete der Ostsee — durch Trave, Warnow, Oder, Persante, Weichsel, Pregel, Memel — 35°/o, und zu dem Entwässerungsgebiete des Schwarzen Meeres durch die Donau nur 10°/«. Dadurch, daß über die Hälfte seines fließenden Wassers der Nordsee zugeht, wird das Deutsche Reich durch einen weiteren bedeutsamen Faktor in das Welt- verkehrsleben größten Stils hineingezogen. Von den größeren Stromgebieten gehören nur diejenigen der Weser und Ems dem Reiche allein. Die Gebiete des Rheins, der Elbe, der Oder und des Pregel gehören ihm aber zum größten Teile. (Vergl. § 54 ff.) Die Schiffahrtsstraßen des Reiches haben eine Gesamtlänge von 12 500 1cm (ziemlich so viel als diejenigen Frankreichs, aber kaum ein Drittel von denjenigen Rußlands und nur etwa drei Achtel von denjenigen des Mississippi-Systems!). § 59. b) Bevölkerungsverhältnisse. Von den 56,4 Mill. Be- wohnern des Reichs sprechen nahezu 53 Mill. (94°/°) das Deutsche als ihre Muttersprache, die Bevölkerung ist also hinsichtlich ihrer Nationalität eine ziemlich einheitliche. Polen giebt es in Schlesien, Posen und Preußen etwa 3 Mill. (einschließlich Ma- snren und Kassuben); Franzosen, namentlich bei Metz, 250 000; Dänen, in Nordschleswig, 140 000; Litauer, in Ostpreußen, 120 000; Wenden, in der Lausitz, 70 000; und Tschechen, in den Sudeten, 20 000. Die Zahl der Juden, die nur bei ihrem Kultus eine fremde Sprache gebrauchen, beträgt ungefähr 620 000. Ausländer halten sich gegen 500 000 im Reiche auf. Der Gegeufatz zwischen Oberdeutschen und Niederdeutschen ist bei weitem kein so scharf ausgesprochener wie der zwischen Nord- und Südfranzosen, Großrussen und Kleinrussen oder Engländern und Schotten. Noch mehr aber gehen die niederdeutschen Stämme der

3. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 114

1902 - Leipzig : Poeschel
114 Europa. der im Vereine mit dem Bundesrat (den Vertretern der einzelnen deutschen Regierungen) und dem Reichstag (den erwählten Vertretern des deutschen Volkes) alle gemeinsamen Angelegenheiten leitet. Außer- dem Gesandtschafts-, Konsnlar- und Verteidigungs- wesen gehört zu diesen gemeinsamen Angelegenheiten namentlich auch das Handels- und Verkehrswesen (Münze, Maß, Gewicht, Zölle, Post und Telegraphen) und das Rechts wesen. — Den ein- zelnen Staaten (26) und Stämmen bleibt innerhalb der Reichsver- sassung aber noch ziemlich viel Spielraum zur Geltendmachung ihrer Sondereigentümlichkeiten und Sonderinteressen. Außer Preußen haben nur sechs deutsche Einzelstaaten mehr als eine Million Einwohner (Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen), sechs aber weniger als 100 000. Städte mit über 100 000 Einwohnern zählt das Reich 33 (Frankreich 15, England 39). § 60. c) Produktionsverhältnisse. Während zur Zeit des Ta- citus Urwälder sast ganz Deutschland bedeckten, wird heute der größte Teil (68 °/o) der Bodenfläche landwirtschaftlich benutzt, und nur 26 °/o sind Waldland, nur 0,5 °/o aber Unland geblieben. Ziemlich die Hälfte (gegen 49°/o) ist eigentliches Ackerland, 16 °/o Wiese und Weide und etwa 3 °/o Garten- und Weinbergsland. Die pflanzliche Pro- duktion beruht hiernach in erster Linie im Baue von Feldsrüchten. Der Roggen (im Jahresdurchschnitte gegen 120 Mill. hl) ist die Hauptbrotfrucht. Auch hinsichtlich der Hafer- und Gersteproduktion (155 bezw. 46 Mill. Iii jährlich) sowie der gesamten Getreide- Produktion (370 Mill. hl) wird Deutschland aber in Europa nur von Rußland übertroffen, und hinsichtlich der Kartoffelproduktion (270 Mill. hl) ist es das erste Land der Erde. Weizen baut es nur 46 Mill. hl. Trotz des starken Getreidebaues bedars es etwa sür 30 Tage Zufuhr (England für 220 Tage). Zuckerrüben, Öl- früchte und Flachs werden auch viel gebaut. Wein (2,4 Mill. hl) wächst vorzugsweise in der Rhein-, Mosel-, Neckar- und Maingegend, aber auch an der Saale (Naumburg), Elbe (Meißen) und Oder (Grünberg). Obst gedeiht überall, und durch vorzügliche Apfelforten sind noch berühmt Gravenstein in Schleswig und Stettin. Tabak und Hopfen baut namentlich Süddeutschland. — Der deutsche Wald ist fast ausschließlich Kulturwald, und nur in den Alpen, im Böhmer- wald und im Glatzer Gebirge finden sich noch Urwälder. Laubwald

4. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 123

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 123 Saßnitz u.a., auf Rügen, sind beliebte Seebäder, letzteres mit lebhaftem Dampferverkehr nach Stettin. 3. Westpreußen, 26 000 qkm und 1,6 Mill. E., eine der kleinsten Provinzen, ist vorwiegend Ackerland, mit starkem Pferde- bestände, aber ohne Mineralproduktion und mit schwacher Industrie. Die Lebhaftigkeit des Verkehrs dankt sie ihrem Weichsel- ströme und der Küste. Das Eisenbahnnetz ist dünn, jedoch wird die Provinz von einer europäischen Hauptbahn (Berlin-Petersburg) durchschnitten. Regierungsbezirke (2) und Städte: a) Danzig: Die Festung Danzig (141000 (£.), an dem zugänglichsten Weichselarme und an der Motlau, die Schiffe von 4 in Tiefgang zuläßt, die natürliche Ausgangspforte des Weichselgebiets, hatte bereits im frühesten Mittelalter hohe Bedeutung. Später war es ein Vorort des Hansabundes, und daß es Jahrhunderte lang den Zankapfel zwischen dem deutschen Orden, Polen, Pommern und Brandenburg bildete, vermochte seine Handelsblüte nicht zu hemmen. Im modernen Verkehre ist es einer der ersten Ostseehäfen (Schiffahrtsbewegung einschließlich derjenigen seines Vorhafens Neu fahr- w äff er 1,3 Mill. Tonnen). Hauptartikel des Handels (namentlich nach England) sind Getreide, Holz und Kolonialwaren. Die Industrie ist hervor- ragend in Schiffsbau, Schiffsbedarf und Müllerei- Von der alten Handels- blüte zeugen originelle Bauten (Artushof, Marienkirche, Rathaus), die an Nürnberg erinnern. — Elbing (53000 E.), an der Mündung der Elbing und des Oberländischen Kanals in das Frische Haff, treibt Seehandel in Getreide, Holz, Pferden sowie Schiffsbau (Schichauwerste!), Maschinen- und Tabakindustrie. — Die alte Residenz der Hochmeister des deutschen Ordens Marienburg (11000 E.) an der Nogat, mit ihrem schönen Schlosse, ist wichtig als Stromübergang und Eisenbahnkreuzung; ebenso Dirschau (13000 E.), an der Weichsel, mit berühmter Eisenbahnbrücke. b) Marienwerder: Graudenz (33 000 E.) ist ebenfalls durch feine Weichselbrücke (1200 in lang) ausgezeichnet und desgleichen Th orn (30000 E.), unterhalb der Drewenzmündung und an der russischen Grenze; beide Städte auch durch Stromschiffahrt und Produkten- bezw. Grenzhandel. 4. Ostpreußen, 37 000 qkm und nahezu 2 Mill. E., ist ebensalls vorwiegend Acker- und Viehzuchtland mit 16 °/o von den Pferden Preußens. An Mineralien gewinnt man nur Bernstein (int Samlande). — Die Fischerei ist bedeutend, steht aber hinter der pommerschen zurück. In der Industrie (Textil- industrie) steht die Provinz über Westpreußen, im Handel und Ver- kehr aber infolge des russischen Abschließungssystems darunter.

5. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 125

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 125 und „Unland" besitzt es sehr wenig. Zur Bergbauproduktion Preußens trägt es fast 25 °/o bei (besonders Kohlen und Zink). Hierdurch und durch den Reichtum an Wasserkräften ist Schlesien eine der gewerbtätigsten Provinzen, die in der Textil- induftrie sogar Brandenburg übertrifft. Die starke eigene Produktion sowie die Lage an der schiffbaren Oder und an den Hauptverkehrs- straßen nach Österreich - Ungarn und Rußland ruft auch ein reges Handels- und Verkehrsleben hervor. Das Eisenbahnnetz ist sehr dicht. Regierungsbezirke (3) und Städte: a) Breslau: Bresl au (423 000 E.), die viertgrößte Stadt des Deutschen Reiches, liegt in der Mitte der Provinz und in einer fruchtbaren Ebene zu beiden Seiten der in mehrere Arme geteilten Oder, die hier für größere Fahr- zeuge schiffbar wird. Die Stadt ist seit alten Zeiten ein wichtiger Verkehrs« brennpunkt des östlichen Mitteleuropa, das trotz wiederholter Zerstörung (im Mongolenkriege 1241; durch Feuersbrünste!) seine Bedeutung beständig ge- steigert hat. Es wurde einer der ersten deutschen Eisenbahnknotenpunkte^ neben Verlin der bedeutendste deutsche Wollmarkt und ein Hauptmarkt für Getreide (aus Schlesien, Österreich-Ungarn und Rußland!), Ölfrüchte, Säme- reien', Flachs, Hüttenprodukte, Kohlen und Holz. Seine Industrie erzeugt Maschinen, Möbels, Pianosortes, Gewebe, Chemikalien, Genußmittel. — Brieg (24000 E.), in fruchtbarer Oderebene, fertigt Leder, Maschinen, Zucker; Schweidnitz (28 000 E.), an der Weistritz, Wollwaren und Hand- fchnhe; Waldenburg (15 000 E.), ein Mittelpunkt des schlesifchen Berg- baues (namentlich auf Kohlen), Porzellan und Glas; die Festung Gl atz (15 000 E), an der Neiße, Maschinen und Bier. Das Bad Reinerz ist durch Glasfchleiferei und Bleicherei, das Dorf Langenbielau (19 000 E.), zwischen Glatz und Schweidnitz, als Hauptsitz der schlesifchen Leinweberei wichtig. b) Oppeln: Die Festung Reiffe (24 000 E.), treibt Leinweberei; Opp eln (30000 E), an der Oder, Zementfabrikation; Leobfchütz(13000 E.) Woll-, Leinen- und Glasindustrie; Ratibor (25 000 E.), an der Oder, Handel mit Acker- und Bergbanprodukten und Zucker-, Papier- und Maschinen- induftrie; Gleiwitz (52000 E.), am Klodnitzkanal und am Rande des großen oberfchlesifchen Vergbaurevieres, Eisen- und Zinkverhüttung, Eisen- gießerei, Maschinen-, Draht- und Glasfabrikation; und ähnlich auch Katto- witz (32000 E.), Zaborze (23000 E.), Königshütte (58000 E.), Laura- Hütte, Veuthen (51000 E), Nikolai 2c. c) Liegnitz: Liegnitz (55000 E.), in fruchtbarer Ebene an der Katz- bach, ist bedeutend durch Maschinen-, Handschuh- und Zuckerfabrikation und Getreidehandel; die Festung G log au (22 000 E.) durch Landkartenverferti- gung; Grünberg (21000 E.) durch Weinban, Champagner-und Konserven- fabrikation; Neufalz durch Hanfindustrie; Sagan (13 000 E.), am Bober,

6. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 131

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 131 Johannisberg, Winkel, Rauental, Markobrunn, Hattenheim, Erbach, Hochheim, Ostrich, Eltville 2c. mit bedeutender Kelterei und Schaumweinsabrikation forote Weinhandel. 11. Westfalen, 20 000 qkm und 3,2 Mill. E., gehört dem Tief- lande ebenso wie dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Weserberg lande an und trägt zur Ernte Preußens wenig bei, sehr viel dagegen zur Bergwerksprodnktion (25%), ganz besonders zur Steinkohlenproduktion (33°/o) und zur Eiscnproduktion. In der Metallverarbeitung wird die Provinz nur von Rheinland erreicht, und auch in der Textilindustrie zählt sie zu den ersten. Handel und Verkehr sind lebhaft, obwohl geringer als in den Nachbarprovinzen, die mehr von natürlichen Hauptstraßen durchkreuzt werden. Ihre Schiffahrtsstraßen sind Lippe und Ruhr, erstere durch den 2,5 m tiefen und 271 km langen Dortmunder Kanal mit der Ems ver- bnnden, und ihr Eisenbahnnetz ist das dichteste inpreußen. Regierungsbezirke (3) und Städte: a) Arnsberg: Siegen (22000 E.), an der Sieg, hat zahlreiche Hoch- ösen, Puddel- und Walzwerke, Eisenhämmer und Eisengießereien in seiner Nähe. Der Regierungssitz Arnsberg, an der Ruhr, erzeugt Papier; Lüdenscheid (26 000 E.) sowie Altena, an der Lenne, Metallwaren. — Iserlohn (27000 E.) ist berühmt durch Näh- und Stecknadeln sowie durch Bronze-, Neusilber-, Britannia- und Messingartikel; Hagen (51000 E.) durch Eisen-, Stahl- und Kupferwaren sowie durch Tuch. Tie „Enneperstraße", südwestwärts davon, ist gefüllt mit Eisenwerken und Schmieden, die ungeheure Menge von Sensen, Sicheln, Klingen und Werkzeugen in alle Welt senden. — Hattingen, an der Ruhr, treibt Eisenindustrie und Weberei; Witten (34000 E.), ebenfalls an der Ruhr, Gelsenkirchen (37000 E.) und Bochum (66 000 E.) großartige Gußstahlindustrie und Zinkgießerei sowie Bergbau auf Kohlen und Eisen. — Dortmund (142 000 E.), die uralte Hauptstadt West- salens und angesehenes Mitglied der Hansa, bildet durch seinen Kohlen- und Eisenbergbau nach seiner Verödung durch den dreißigjährigen Krieg noch immer den Brennpunkt des Handels- und Verkehrslebens sowie den Haupt- eisenbahnknoten der Provinz. Sein Handel erstreckt sich besonders auf Kohlen, Eisen, Landesprodukte und auf die Produkte seiner bedeutenden Industrie in Maschinen, Dampfkesseln, Werkzeugen, und ist durch seinen Kanal nach der Ems mächtig gefördert worden. — Hörde (25000 E.), besitzt zahlreiche Kohlen- und Eisengruben und große Eisenwerke (Hermannshütte); ähnlich Unna und Schwerte. — Hamm (31000 E.), an der Lippe, die hier schiffbar wird, und Soest (17 000 E.), am Fuße des Haarstrang, in der besten Getreide- gegend Westfalens, treiben neben Getreidehandel ebenfalls beträchtliche Eisen- industrie. 9*

7. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 140

1902 - Leipzig : Poeschel
140 Europa. und ein dünnbevölkerter Landwirtschaftsstaat, wird von den Eisen- bahnlinien Berlin-Stralsund und Stettin-Lübeck durchschnitten. Der Bahnkreuzungspunkt Neubrandenburg und die Residenz Neu- strelitz handeln mit Landesprodukten. Die Freie Stadt Lübeck, 298 qkm und 97 000 E., besitzt meist ausgezeichnetes Marschland. Lübeck (82 000 E.), an der Trave, durch die künstliche Vertiefung des Flusses Seeschiffen von 4 m Tiefgang nahbar, spielte in den Zeiten, wo der Schwerpunkt des deutschen Kulturlebens in der Westhälfte des gegenwärtigen Reichs lag, und wo die Gestadeländer der Ostsee ein freies und ergiebiges Kolonisationsfeld bildeten, eine ähnliche dominierende Rolle unter den deutschen Hasenstädten, wie heute Hainburg (als Haupt des Hansabundes!). Für den transozeanischen Handel ist es durch die geringe Tiefe feines Hafens und durch die Entlegenheit vom offenen Ozeane weniger geeignet, und da die wirt- schaftliche Blüte Deutschlands sich mittlerweile auch über den Osten ausgebreitet hat, so ist es sogar auch von Stettin, Danzig, Königsberg-Pillau und Kiel be- züglich seiner Schiffahrtsbewegung (1,1 Mill. Tonnen) überflügelt worden. Einen großen Teil seiner Beziehungen zu Dänemark, Schweden und Rußland hat es sich aber erhalten. Seine Industrie bezieht sich auf Schiffsausrüstung, Ma- fchinen, Tabak, Leder; sein Handel auf Getreide, Wein, Eisen, Kohlen, Zünd- Hölzer. Seine alte Blüte bekunden die schöne Marienkirche und das alte Rathaus. Der Vorhafen ist Travemünde. § 70. Die Freie Stadt Hamburg, 415 qkm und 768 000 E., steht bezüglich ihrer Volkszahl noch vor dem Großherzogtum Mecklen- bnrg-Schwerin, und ihr Gebiet ist meist fruchtbares Marschland (die Vierlande!). Die Handelsflotte der Freistadt (602 000 Tonnen) ist viel bedeutender als diejenige Preußens und macht gegen 30 °/o von der ge- samten Reichsslotte aus. Hamburg (mit Vororten 706 000 E.) hat für einen Welthandelsplatz ersten Ranges eine ungemein günstige Lage. Die Elbe hat sich bei Hamburg in die Norder- und Süderelbe und in mehrere Nebenarme geteilt, und wäh- rend sie ober- und unterhalb von Marschen (früher häufig überschwemmtes Sumpsland) eingesäumt ist, tritt hier die „hohe Geest" der Lüneburger Heide und des holsteinischen Landrückens unmittelbar an den Strom heran. Dadurch war ein bequemer Übergang, zugleich aber auch guter Baugrund sür Harburg und Hamburg gegeben. Hamburg wurde als Bollwerk und Bistumsitz durch Karl den Großen mit einer wichtigen kulturhistorischen Mission bei der Unter- werfung Holsteins betraut. Der in zahlreiche Arme geteilte Strom, der in dem heutigen Stadtgebiete Hamburgs noch die — ebenfalls in mehrere Arme gespaltenen — Nebenflüsse Bille und Alster aufnimmt, begünstigte aber auch das Gedeihen einer zahlreichen Fischer- und Seefahrerbevölkerung. Als Hansastadt nahm Hamburg neben Lübeck und Bremen eine hervorragende Stelle ein,

8. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 107

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 107 Beute seines Nachbarn zu werden. Natürlich mußte dies die wirt- schaftliche Entwickelung des Reiches sehr beeinträchtigen. In anderer Beziehung aber ist diese Lage auch wieder eine unge- mein günstige, und seit seiner festen politischen Organisation hat Deutschland durch dieselbe die meisten seiner Nachbarn bezüglich des Handels und Verkehrs sowie bezüglich des gesamten Kulturlebens leicht überflügeln können. Selbst die Lage des britischen Jnselreiches ist für den europäischen Verkehr kaum eine so günstige, und hin- sichtlich des Weltverkehrs hat Deutschland vor ihm die engere Ver- bindung mit dem übrigen Europa voraus. Wenn England durch seine Handels- und Verkehrsbewegung das Deutsche Reich tatsächlich doch übertrifft, so ist dies mehr durch andere Verhältnisse zu erklären: durch die ungestörtere politische Entwickelung, die gegenwärtige Vor- Herrschaft der Seewege, den gewaltigen Kolonialbesitz, den größeren Steinkohlenreichtum ?c. Den Kulturströmungen von allen Seiten (von Griechenland, Italien, Frankreich, England) ist Deutschland in leichtester Weise zugänglich gewesen, und die europäische und außer- europäische Handelsbewegung muß sich zu einem großen Teile durch sein Gebiet vollziehen, weil durch den Mittelpunkt die geraden und kürzesten Straßen zur Verbindung der peripherischen Teile führen. Mit der Verkehrsbewegung zwischen Frankreich und Rußland, zwischen Dänemark und Italien, zwischen Holland, Belgien und England einerseits und Österreich- Ungarn und den südosteuropäischen Staaten anderseits ist das letztere tatsächlich in vielen Beziehungen der Fall, und ein weiterer Ausbau des europäischen Eisenbahn- und Straßennetzes, sowie eine feste deutschnationale Wirtschaftspolitik — die infolge des politischen Ver- falles lange Zeit vollkommen mangelte — wird schwerlich verfehlen, die angegebenen Vorteile mehr und mehr zur Geltung zu bringen. Beachtenswert ist auch, daß im Osten Deutschlands Staatsgebiete liegen, die sich mehr durch gewaltige Rohproduktion, im Westen dagegen solche, die sich durch hochentwickelte In- dustrie auszeichnen. Das wechselseitige Ergänzungsbedürfnis dieser Staaten schafft dem Deutschen Reiche einen bedeutenden Zwischen- Handel. Von ganz hervorragender Bedeutung ist schließlich auch die Lage Deutschlands an der Nordsee und Ostsee (vergl. § 9 und 10),

9. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 142

1902 - Leipzig : Poeschel
142 Europa. Die Freie Stadt Bremen hat 257 qkm und 225 000 E. Bremen (163000 E.), zu beiden Seiten der Weser, ist von der Mün- düng des Flusses etwa 80 km entfernt, und während das Überschreiten und Überbrücken des Flusses bei der Stadt noch leicht ist, so können auch nach der neuerlich erfolgten künstlichen Vertiefung nur flachgehende Seeschiffe (3 in tiefe) an sie herangelangen. Nur während des Mittelalters und als Hansa- stadt war Bremen deshalb ein hervorragender Hafenplatz, mit dem europäischen Norden als seiner Handelsdomäne. Nach dem 30jährigen Kriege geriet es in argen Verfall, von dem es sich erst durch die Begründung von Bremerhaven (1830) wieder erholt hat. Heute nimmt es aber durch seine wirtschastlich-politische Verbindung mit Bremerhaven und sein vorzügliches Hinterland (Weser-, Main- und Donaugebiet) im Welthandel wieder eine sehr hervorragende Stelle ein (Handelsbewegung 2150 Mill. M., Schiffsverkehr 1,6 Mill. Tonnen). Hauptein- fuhrartikel sind: Baumwolle, Wolle, Tabak, Petroleum, Reis, Kaffee, Tee, Ge- treide; die wichtigste Dampfschiffahrtsgesellschaft der Nord- deutsche Lloyd — die zweitgrößte der Erde. Auch die Reederei Bremens ist bedeutender als diejenige der preußischen Häsen zusammengenom- men. Die Industrie erstreckt sich auf Tabak, Schiffs- und Maschinenbau, Seilerei, Segelmacherei, Zuckersiederei. — Seine alte Blüte zeigen Dom, Rathaus, Schütting (Haus der Kaufmannschaft), Krameramthaus; seine neue Blüte Börse, Hauptpost, Freihafenanlagen, Handelsmuseum u. f. w. — Vegesack treibt Schiffahrt und Schiffsbau.— Bremerhafen (20 000 E.), 66 km unterhalb Bremen, rechts der Weser, in die bis hierher die größten Seeschiffe gelangen, besitzt großartige Hafenanlagen und hat vor Hamburg die größere Freiheit von Wintereis voraus. Seine Schiffahrtsbewegung beträgt 2,6 Mill. Tonnen und seine Berkehrsverbindungen sind besonders rege mit Nord- und Süd-Amerika sowie mit Ostasien und Australien. Gleich Hamburg ist es wichtiger Auswan- dererhasen. Seine Industrie bezieht sich auf Schiffbau, Segelverfertigung und Schiffsverproviantierung. e) Die süddeutschen Staaten. § 71. Das Königreich Bayern, ziemlich 76 000 qkm und 6,2 Mill. E., umfaßt außer der Bayrischen und Oberpfälzischen Hoch- ebene die nordöstlichen Teile des Juragebirges und des Fränkischen Stufenlandes sowie das Fichtelgebirge und die deutschen Anteile am Böhmerwald und an den Alpen. Die Rheinpfalz ist seine große, am Haardt und in der Rheinebene gelegene Exklave. Die kleinere Nord- westhälste des Hauptlandes gehört zum Gebiete des Rheins, die größere Südosthälfte zu demjenigen der Donau, und dieselbe ist da- durch bezüglich des Handels und Verkehrs ein Vermittler zwischen Nordwestdeutschland und Österreich-Ungarn. Produktiv ist es vor allen Dingen durch Getreide-, Wald- und Weinbau und durch

10. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 109

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 109 An der Grenze gegen Holland (750 km) und Belgien (110 km) bilden nur ausgedehnte Sümpfe (Bourtanger Moor, Grenzmoor, Peel) an einzelnen Stellen natürliche Verkehrshindernisse. Wenn Belgien und Holland aber unter den Landnachbarn Deutsch- lands bezüglich des Handels und Verkehrs zusammen genommen fast ebenso bedeutend sind als Österreich und Rußland, so muß man bedenken, daß sie durch ihre Lage an der Nordsee und vor den deutschen Rheinlanden einen Teil des überseeischen Handels für das Deutsche Reich zu vermitteln haben, sowie daß sie durch die beste europäische Schiffahrtsstraße (den Rhein) mit Deutschland verbunden sind. Belgien und Holland sind in wirtschaftlich-kommerziellem Sinne bis zu einem gewissen Grade niederrheinische Provinzen Deutschlands. Auf der Grenze gegen Frankreich (350 km) wird dem Verkehre zwischen beiden Ländern durch das Vogesengebirge, das mehrere gute Paßübergänge besitzt, nur ein geringes Hindernis be- reitet. Ostfrankreich steht auch durch die Mosel in enger Verbindung mit den Rheinlanden. Die hohe Kultur beider Länder und die Ver- schiedenartigkeit ihrer Produktion ruft aber zwischen ihnen einen regen Güteraustausch hervor, umsomehr als Deutschland zugleich einen großen Teil des französischen Handels und Verkehrs nach Österreich-Ungarn und Rußland zu vermitteln hat. Die Grenze gegen die Schweiz (350 km) ist eine ganz offene. Der Rhein dient in wenig strenger Weise als Scheidelinie, da das Schweizer Gebiet bei Basel und Schaffhausen aus die rechte (deutsche) Seite, das deutsche Gebiet aber bei Konstanz auf die linke (schweizerische) übergreift. Die kleine Schweizer Republik ist ein sehr bedeutendes Produktionsgebiet durch ihre Industrie, zugleich aber auch ein wichtiges Durchgangsland nach den Mittelmeerländern (Gott- hardbahn!) und ein wichtiges Getreideimport-Land. Die d eutsch-dänische Grenze (90 km) ist die kürzeste und eine rein willkürliche (Königsau!). Da Dänemark der kleinste Nach- barstaat Deutschlands und in seinen Produktionsverhältnissen den angrenzenden deutschen Gebietsteilen nahe verwandt ist, ist der dänisch- deutsche Landverkehr trotz der vollkommenen Abwesenheit natürlicher Verkehrshindernisse nicht bedeutend. Über 1900 km (reichlich ein Viertel der Grenzlinie) sind Küstenlinie, gegen 1450 km Ostseeküste und mehr als 450 km Nordseeküste. Dies
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