Das Flachland. 107
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vvr uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschaft, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstein in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Neinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läszt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schiniedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit anf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wnrden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter auf einem freien
Platze liegen.^ Ehe sie zur Bereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie auf eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eine feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiucheu ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Schmiedeberg
Extrahierte Ortsnamen: Kemberg Wittenberg Eilenburg S.
Lutherstein Dübener_Heide Schiniedeberg Schmiedeberg_Moorbadeeinrichtungen
108
8. Das Land zwischen ^aale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder aufgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarein Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberq.
in den großen Ferien hier in den Waldungen"zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Die weiht (flfter.
Die Quelle der Weißen Elster liegt auf dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen fließt sie nach N. durch das Vogt- und das
Osterland. Ihr tiefes Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlause eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittelläufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, vou Zeitz
au, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
Das Flachland. 121
den 200 m hohen Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm. Vor uns liegt
mit ihrem Zauber die herrliche Waldlandschast, die wir heute durchwandert
haben. Unsere Blicke reichen bis zu den Kirchtürmen von Kemberg und
Wittenberg im N. und bis zu den Türmen von Düben und Eilenburg im S.
Lutherstem in der Dübener Heide.
4. Schmiedeberg als Badeort.
Wir besuchen die Badeanstalt. In jeder Badezelle steht eine Wanne
für das Moorbad und eine zweite Wanne für das Reinigungsbad.
Der Bademeister macht ein Bad zurecht, indem er in die Badewanne 50 kg
feingemahlene Moorerde schüttet und diese durch Wasserdampf erhitzt.
Er läßt dann so lange kaltes Wasser zulaufen, bis der gewünschte Wärme-
grad vorhanden ist.
Woher ist die Moorerde genommen?
Der Boden in der Umgegend von Schmiedeberg enthält unerschöpfliche
Moorlager, die in den Dienst der Heilkunde gestellt werden. Nachdem
ein Arzt in früherer Zeit auf die Heilkraft des Moores hingewiesen hatte,
wurden in Schmiedeberg Moorbadeeinrichtungen hergestellt. Im Herbste
wird die Moorerde gestochen und bleibt dann im Winter aus einem freien
Platze liegen. Ehe sie zur Vereitung des Moorbades gebraucht wird,
schüttet man sie aus eine besondere Mühle. Durch das Mahlen wird sie
in eilte feine, gleichmäßige Masse verwandelt, die nun frei von Wurzeln
und Steiuchen ist.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
122
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
Von welchen Kranken werden diese Moorbäder ausgesucht?
50 kg Moorerde enthalten 3,5 kg' Salze; infolgedessen wirkt das
Moorbad beruhigend auf die Nerven. Wer Solbäder genommen hat,
kann sich diese angenehme Wirkung vorstellen. Besonders solche Kranken,
die an Rheumatismus und Gicht leiden, suchen hier Heilung. So mancher,
der gefahren werden mußte oder nur an Krücken langsam gehen konnte,
hat hier gesunde Beine wieder erlangt. Mit dankbarem Herzen hat er
Schmiedeberg gesund und frisch verlassen. Das Landstädtchen, das nur
3000 Einwohner hat, wird im Sommer von ungefähr 3000 Kurgästen
besucht. Auch die Kinder der Ferienkolonien aus Leipzig und Halle sind
Moorhalde bei ^chmiedeberg.
in den großen Ferien hier trt den Waldungen zu treffen. Frisch und
rotbäckig kehren sie heim. Der Name „Schmiedeberg" erinnert an Eisen-
werke, die früher in der Heide lagen und das Eisenvitriol der Moore
ausbeuteten. Der Name des Gasthauses „Eisenhammer" erinnert gleich-
falls daran.
B. Gewässer.
1. Sic weihe Elster.
Die Quelle der Weißen Elster liegt aus dem Elstergebirge. In
zahlreichen Krümmungen stießt sie nach N. durch das Bogt- und das
Osterland. Ihr tieses Tal ist durchweg breit und fruchtbar. In ihrem
Oberlaufe eilt sie an dem Badeorte Elster und der Fabrikstadt Plauen
vorüber, im Mittellaufe an Greiz und Gera. Im Unterlaufe, von Zeitz
an, bewässert sie eine äußerst fruchtbare Ebene, die Aue. Getreidefelder
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Schmiedeberg Leipzig Greiz Gera Zeitz
— 36 •—
enthält Eisen und Salz; es wird znm Trinken und Baden benutzt und leistet
vor allen Bleichsüchtigen, Blutarmen und Nervenleidenden die besten Dienste.
Schon vor 600 Jahren sollen die Quellen zu Elster bekannt gewesen
sein. Reiche Kaufleute aus der berühmten, einst mächtigen Stadt Venedig
sollen damals zu ihuen gekommen sein. Doch werden dieselben wohl nur
nach den herrlichen Elsterperlen gesucht haben, die zu jeuer Zeit uoch iu
großer Meuge in dem Elsterflusse gefunden wurden. Gewiß wissen wir aber,
daß im Jahre 1669 ein Arzt aus Plauen (Namens Leißner) eine leidende
Frau mit Hilfe dieses Qnellwassers gesund machte und in einem Büchlein
die Quellen rühmte. Wohl wurden sie nun öfter aufgesucht, doch geschah
das immer nur von einzelnen Leidenden. Im Jahre 1848 wurden sie unter
König Friedrich August Ii. vou Sachsen Staatseigentum. Die Quellen
wurden uuu besser gefaßt; an Stelle des alten hölzernen Badehanses führte
man ein steinernes Gebäude auf, legte Spazierwege an und rief geschickte
Ärzte herbei. Der Ort wurde immer bekannter und hob sich zusehends.
Schon nach zehn Jahren besuchten ihn über elfhundert Badegäste; aus dem
armen Weberdorfe Elster mit seinen unscheinbaren Häuschen wurde eiu weit-
bekaunter Badeort mit schönen stattlichen Wohnhäusern. Heute gilt Bad
Elster wegen seiner vortrefflichen Quellen und seiner schönen Umgebung für
eins der besten und lieblichsten Bäder in Deutschland.
Der Glanzpunkt des Ortes ist der herrliche K urplatz. An ihm steht
das schöne, trefflich eingerichtete Badehans. Eine Wandelbahn mit freund-
licher Umgebung, geschmackvolle Trinkhallen und reichansgeftattete Berkaufs-
hallen umgeben deu Platz. Hier herrscht fast immer ein reges Leben. Täg-
lich durchschallt am frühen Morgen liebliche Musik das Thal. Eiu feierlicher
Choral eröffnet das Morgenkonzert. Die Kurgäste sind erschienen und lassen
sich ans den Quellen von den sauberen, schmuck gekleideten Brunnenmädchen
den heilspendenden Trank reichen, den man mit Glasröhren aus schönen
Bechern trinkt. Darnach durchwandelt mau bei den Klängen der Musik die
weitausgedehuten, schönen Parkanlagen mit ihren prächtigen Wiesen, Herr-
lichen Baumgruppen, bunten Teppichbeeten und dem vielbewuuderten Meister-
werke unseres sächsischen Bildhauers Hultsch, das die Göttin der Gesund-
heit darstellt.
So, wie- am Morgen, ermuntert anch am Nachmittage fröhliche Musik
die Gemüter der Kurgäste; nnr in der Mittagsstunde ist es still. Da sitzt
man gern in gemütlicher Unterhaltung vor den schmucken Wohnhäusern, von
denen eiu jedes mit einem Garten gleich einem Kranze umzogen ist und
seinen besonderen Namen trägt, wie Edelweiß, Vergißmeinnicht, Daheim,
Paradies u. a.
Wie in den meisten Badeorteu hilft auch iu Bad Elster die schöue
Lage des Ortes die Kranken mit heilen. Die Luft, die das Thal durch-
weht, ist zwar frischer als iu den benachbarten böhmischen Bädern, aber
milder als sonst im Vogtlande. Gegen die starken Winde bilden die im
Osten und Norden aufsteigenden Höhenzüge eine gute Schutzmauer, während
die warmen Südwinde leicht hereinströmen können.
Eine unschätzbare Zierde des Ortes, ein wahrer Segen für die Bade-
gäste, ist der Brunnenberg. Er erhebt sich wohl 100 m über den Kur-
platz. Die schattigen Wege, die zu ihm und über ihn führen, sein duftender
Nadelwald, feine schönen Aussichtspunkte bleiben jedem Besucher uuver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Venedig Plauen Sachsen Deutschland
— 35 —
fallen kann. Das Grün der Wiesen und Felder zur Sommerszeit gewährt
dem Auge einen wohlthueudeu Eindruck, und die gefiederten Sänger ergötzen
vom frühen Morgen bis zum sinkenden Abende das Ohr durch ihre munteren
Lieder. Auch sind die Orte wohl geschützt vor rauhen Winden. Was aber
beide Bäder vor vielen anderen voraus haben, ist ihr Reichtum an eisen-
haltiger Moorerde. Diese ist in fast unerschöpflicher Menge vorhaudeu und
gilt als die beste im Vogtlande; sie wurde in früheren Zeiten selbst bis nach
deni berühmten Karlsbad versendet. Man mischt die Erde mit dem Badewasser
und erhöht dadurch die Heilkraft der Quellen, die für Nervenleidende und
Gichtgelähmte besonders wohlthätig ist. Oft erfolgt die Heilung zusehends
schnell. Meiu Freund erzählte mir von einem seiner Bekannten, der dort
Heilung suchte. Dieser Manu war gelähmt von der schlimmen Gicht. Wie
ein hilfloses Kind mußte er sich von Ort zu Ort heben, tragen oder fahren
lassen. Nach 14 Tagen schon zeigte sich an ihm die Kraft des Bades.
Mit Hilfe eines Stockes war es ihm möglich, langsam umherzugehen. Nach
drei Wochen aber war er vollständig geheilt. — Und wer mehr solche Bei-
spiele kennen lernen will, der blicke nur einmal in die Badelisten, in die
alle Bädegäste ihre Namen eintragen. Da ist den Geheilten gar oft das
Herz vor Dankbarkeit aufgegangen. Ihre Segenswünsche für das Gedeihen
der Bäder zeugen davon.
2. Im Osten unserer vogtländischen Heimat, nicht weit von der Stadt
Auerbach, treffen wir das hochgelegene Bad
Reiboldsg rü n.
Das ist ein herrliches Fleckchen Erde! Von dem Kurhause aus schweift
der Blick über den dunkeln Wald hinweg nach dem mächtigen Auersberge
und seinen stattlichen Nachbarn. Zahlreiche Spazierwege durchkreuzen den
duftigen Wald und bieten liebliche Ausschau in die Ferne. Von der „Gol-
denen Höhe" aus gewährt der weithin sichtbare „Karlsturm" einen treff-
lichen Blick auf das westliche Erzgebirge und das Vogtland bis zu den
fernen Bergen am User der Saale. Die Leidenden, die an diesen Ort
kommen, suchen in seiner reinen, gesunden Lnft Heilung für ihre kranke Lunge.
In der Nähe des Bades finden wir eine Volksheilstütte für Lungenkranke.
Sie wnrde 1897 von dem Verein für Volksheilstätten eröffnet und führt
nnserm König Albert zu Ehren den Namen Albertsberg.
3. Im Süden des Vogtlandes endlich liegt im Thale der jungen Elster
das größte und schönste Bad Sachsens:
Bad Elster.
Weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus ist es bekannt und wird
jährlich von mehr denn 6000 Badegästen besucht. Österreicher und Schweizer,
Russen und Engländer, ja selbst Amerikaner weilen jedes Jahr neben An--
gehörigen aller deutschen Staaten in Bad Elster. Es ist aber auch dieses
reichen Besuches wert; denn es ist eine wahre Perle unter den Bädern.
Aus elf Quellen strömt der leidenden Menschheit das gottgesegnete
Heilwasser entgegen. Alle Quellen sind sauber iu Stein gefaßt, und die
meisten sind nnt schönen Hallen Überbant. Die Königs-, Marien-, Albert-,
Moritz- und Salzquelle sind die vorzüglichsten unter ihnen; sie können an
Heilkraft mit den Quellen des nahen Franzensbad wetteifern. Das Wasser
3*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
— 101 —
und ausgeschüttet. Die Leute sind sehr beschädigt und teils tot. Heute
befahl der Obrist Adelshofen ernstlich, daß die Stadt hinfüro gauz ohne
Thor fein sollte, und er hat selbst durch die Soldaten die Palisaden von
dem Nenndorfer und Brückenthor einhauen und verbrennen lassen; die
andern sollten durch die Bürger niedergeworfen werden. Wenn aber die
Stadt wieder zugehalten würde, wollte er sie in Brand stecken und sollten
alle Einwohner niedergehauen werden. Dreimal ist auch Feuer ausge-
krochen; zu Mitternacht in des Obersten Quartier, und als er heute aus
der Stadt zog, beim alten Sommer und seinem Nachbar."
Endlich ereilte die Strafe die, welche das große Verderben herbeigeführt
hatten. In Holks Heer brach auch die Pest aus. Das Lager glich einem
Lazarett. In jeder Hüttenreihe lagen Kranke und Sterbende. Gegen diese
Krankheit vermochte kein Regimentsarzt, kein Kompagniefeldfcherer zu helfen!
Überall sah man hohläugige, abgezehrte Gesichter; denn zu der Pest gesellte
sich auch das bleiche Gespenst des Hungers. So rächte sich jetzt die Ver-
Wüstung der Landschaft furchtbar am Heere selbst! Da umklammerte die
Pestilenz auch deu General Holk und warf ihn — den „Schinder des armen
Vogtlands", wie ihn Kurfürst Johann Georg nannte — auf das Sterbebett.
Zu seinen körperlichen Schmerzen kamen die Qualen des Gewissens! Vor
seiner Seele stand seine Vergangenheit mit all ihren Übelthaten. In seinen
Fieberträumen hörte er das Blut der Erschlagenen um Rache schreien, scholl
ihm das Wimmern der Elenden, die ihn vergeblich ans den Knieen um Gnade
angesteht hatten, in das Ohr, brannten ihm die Flammen, mit denen er
einst in teuflischer Lust Hab und Gut der geüugstigten Einwohner vernichtet
hatte, wie das höllische Feuer in die Seele. Holk zitterte vor der Rechen-
fchaft, die feiner wartete. In seiner Angst schickte er nach einem Geistlichen,
dem er seine Schuld beichten, mit dem er beten wollte. 600 Thaler bot
er dem, der ihm einen solchen bringen würde; allein fünf Stunden im Um-
kreise suchten die ausgesaudteu Reiter vergeblich. Endlich fanden sie tief im
Walde versteckt einen protestantischen Geistlichen und führten ihn zu ihrem
Herrn. Doch zu fpät! Holk war bereits eine Leiche.
19. Aus einem Berichte des Amtsfchöffers Iteffa in Htsnitz an
Kurfürst Johann Georg I. aus dem Jahre 1632.
---„Dienstag, den 14. August, zogen eine Eompagnie Erabaten
aufs Schloß, deren Rittmeister sich Johann Caspar Budor schrieb, darauf
alsbald der Haber, so noch vorhanden gewesen, aller weggekommen. Donners-
tags zog nicht allein die Eompagnie zu Roß, sondern auch die Dragoner
alle zugleich aus dem Schloß und ließen dasselbe ledig stehen, nahmen
aber zween Inwohner am Berg, Stephan Schnltessen und Joseph Keile,
mit sich. Nicht lange nach solchem marschierte ein Lieutenant vom Pieeolo-
minischen Regimeute mit etlichen 30 Pferden dnrch Vogtsberg und ohuge-
achtet der Erabaten Rittmeister Caspar Budor mir einen Sicherheitsbrief
gelassen, nahm er mich nichts desto weniger gefangen vom Schlosse hinweg,
und als mir mein Weib mit meinen kleinen Kindern folgte, und mich die
Soldaten auf eine halbe Meile Weges vom Schlosse nach Oberlosa brachten,
zogen sie mich (wie wohl ihnen mein Weib ihren Trauring vollends dargab)
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Holk Kurfürst_Johann_Georg Johann Holk Holk Johann August Johann_Caspar_Budor Johann Stephan_Schnltessen Joseph_Keile Caspar_Budor
r
— 125 —
worden sein. Der Vogtländer ist mißtrauisch gegen Leute, die er nicht
kennt, ebenso gegen neue Einrichtungen. In der Volks- und Viehzählung,
in sonstigen statistischen Erhebungen, im Besuche eines Beamten, in einer
leicht hingeworfenen Bemerkung eines solchen und dergl. wittert er Verrat
und ist vorsichtig und zurückhaltend. „Jech sog net e su, und iech sog net
e su, aß's net hintennooch haaßt, iech Hütt' e su oder e su gesogt", ist eine
seiner Redensarten.
Mit dem Mißtrauen aufs engste verbunden ist die Wortkargheit
des Vogtländers. Niemand spricht den Fremden an, der im Wirtshause
Einkehr hält; mißtrauisch wird er und sein Thun betrachtet: „M'r waß
derweeng net, was su a Kerl is und wos er will. Wenn er nix wött, kam
er net z'uus", so heißt es. Freilich ist er dann auch um so mitteilsamer,
wenn sein Mißtrauen sich als unberechtigt erwiesen hat.
6. Das Vogtland war früher als ein ziemlich rauhes, unfruchtbares
und armes Land verschrieen, und, was besonders das letztere betrifft, jeden-
falls nicht ganz mit Unrecht. Aber sein Rnf hat sich gebessert. In den
letzten Jahrzehnten hat es sich außerordentlich entwickelt. Eine ausgedehnte
Industrie und ein lebhafter Handel sind entstanden. Mit den Reichtümern,
welche dadurch in die Städte flössen, hob sich auch die Landwirtschaft und
damit die Wohlhabenheit auf den Dörfern. Doch seine Genügsamkeit und
Einfachheit hat sich der Vogtländer bewahrt. Dies zeigt sich besonders au
der ausgiebigen Verwendung eiuer Kulturpflanze, die früher das Haupt-
Nahrungsmittel war und jetzt noch eine große Rolle im Haushalte des
Vogtländers spielt, der Kartoffel. In ihrem Anbau ist das Vogtlaud allen
übrigen Gegenden Sachsens vorangegangen. Ein Zimmergeselle aus Unter-
Würschnitz — mau zeigt dort sein Haus heute uoch — mit Namen
Hans Wolf Löwe, genannt Kummer oder Kummerlöw, der in London ge-
arbeitet hatte, brachte diese Feldfrucht zu Eude des 17. Jahrhunderts von
dort mit nach Hause und pflanzte sie zuerst in seines Vaters Garten an.
Der Versuch gelaug und weckte bald viele Nachahmer. Im Meißnischen
aber lachten die Bauern über die vogtläudischeu Knollen, wie sie die neue
Frucht verächtlich nannten, verspotteten die Prediger, welche zum Anbau
derselben ermahnten, und schalten ihre wohlgemeinten Ermahnungen sogar
Knollenpredigten, führten aber doch am Ende die Frucht ein und dankten
Gott und ihrem Pfarrer dafür. Im Vogtlande und Erzgebirge genoß man
anfangs die Kartoffeln wie Butter zum Brote; aber bald wurden sie für die
Bewohner das wichtigste Nahrungsmittel und haben ihnen manche durch
Mißraten des Getreides entstandene Teuerung überstehen helfen. Die Vogt-
länderin weiß aber auch schier zahllose Kartoffelgerichte herzustellen. Ein
vogtländisches Städtchen bewirtete einen sächsischen Prinzen einmal mit einem
Mittagessen von vielen Gängen, deren jeder die Kartoffel in anderer Gestalt
als Hauptbestandteil enthielt, und die Gerichte sollen dem durch den Hofkoch
verwöhnten Gaumen des hohen Herrn ganz prächtig gemundet haben.
Außer den gewöhnlichen Kartoffeln in der Schale und den geschmorten
kennt das Vogtland gebratene, gebackene, eingeschnittene Erdäpfel, Erdäpfel-
suppen verschiedener Art, Erdäpselbrei, Erdäpfelknchen, Erdäpfeltorte und
vor allem „Bambus" und Klöße. Letztere, welche in zwei Sorten, als
gewöhnliche und als „grüne" oder „grüngeniffte" auftreten, fehlen in Stadt
und Land fast bei keinem Sonntagsbraten.
fci
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Hans_Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Unter-
Würschnitz London