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andere Kind, welches mit ihr unbekannt ist. Daraus ergibt sich die
Notwendigkeit des Anschauung s- und Sachunter-
richts. Hall glaubt auch, die Gefahr der Bücher und des Wort-
krams durch den Mangel an objektivierten Anschauungen beweisen
zu können. 2. Als beste Vorbereitung für eine gute Schulbildung
empfiehlt er das Bekanntmachen der Kinder mit den Natur-
Objekten. Er wünscht, daß die Kleinen vor dem Beginn der
Schulpflicht in Kindergärten gefchickt werden. 3. Der Lehrer, der
eine neue Klasse übernimmt, sollte sich mit dem Vorstellungskreise der
Klasse genau bekannt machen. 4. Endlich stellt er einen gewissen
Parallelismus zwischen der Häufigkeit und der Verständlich-
keit des Begriffes auf. „Die Begriffe, welche bei Kindern einer be-
stimmten Örtlichkeit am häufigsten auftreten, sind auch die am
frühesten erworbenen, während sich die seltensten Begriffe später ein-
stellen." Alle diese Versuche, soviel man auch kritisch gegen sie sagen
mag, zeigen dennoch zur Genüge, daß der Umfang des Vor-
st e l l u n g s k r e i s e s der Schulneulinge vielelücken hat. Aber
es ist kaum möglich, diesen Umkreis für eine ganze Gruppe von
Kindern genau zu begrenzen. Es gibt soviel Abänderungen
und Ergänzungen, als es einzelne Kinder gibt. Nicht bloß
solche geographischer und völkerpsychologischer Art fallen in die Augen,
auch schon der Charakter der heimatkundlichen Natur wirkt unbedingt
auf die Gestaltung des kindlichen Vorftellungs- und Gefühlslebens
ein. Das Großstadtkind denkt und fühlt anders als das Kind
vom Lande. Es hat viele Vorstellungen, die das Landkind nicht hat
und haben kann. Es ist beweglicher, weil es vielseitiger angeregt
wird; aber es ist auch oberflächlicher, weil die Vorstellungen zu
massenhaft auf das Kind eindringen und ihrer Art nach zu mannig-
faltig und verschieden sind, weil dem kindlichen Geiste häufig Dinge
entgegentreten, die ihm psychologisch fernliegen, für die es also kein
Verständnis erringen kann, die unter Umständen eine unheilvolle
Wirkung ausüben, so daß sie sein Empfinden abstumpfen. So kann
es kommen, daß Großstadtkinder wie mit geschlossenen Augen durch
die Straßen der Stadt und durch die Landschaft schweifen; sie sehen
die Einzelheiten der Umgebung nicht, weil ihr psychologisches Bedürf-
nis nach neuen Eindrücken nicht unter dem Zwang innerer
Aufmerksamkeit steht. Es ist auch für das Gefühlsleben nicht
so gleichgültig, ob das Kind in einem stillen abgelegenen Walddorfe,
am rauschenden Meer, in der stillen öden Heide, oder in den Wäl-
dern des Gebirges aufwächst. Jede Landschaft prägt ihren typischen
Charakter ihren Bewohnern auf.
Ebenso bedeutungsvoll für Art und Entwickelung des Kindes
ist der E i n f l u ß d e r näheren Umgebung. Wenn das Kind
aus einer Familie stammt, die in annehmlichen sozialen Verhältnissen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
103
Ansichtskarten (vom Bahnhof, vom Parkhaus, vom Museum,
vom Tivoli, vom Stadttheater, vom Dom, vom Rathause usw.)
mit Stecknadeln an die Wandtafel befestigt, und dann haben
wir zusammen die Anordung an der Tafel, die Lage der
einzelnen Gebäude zueinander überlegt. (Siehe die Skizzen.)
Die Straßen zwischen den einzelnen Gebäuden wurden dann
durch ein paar Kreidestriche angedeutet. So entstand eine
Karte an der Wandtafel, die viele Ähnlichkeit hatte mit den
mittelalterlichen Karten, auf welchen bekanntlich die Pro-
dukte und Tiere eines Landes in Bildern eingezeichnet wurden.
(Tine Karte von Afrika zeigt dann zum Beispiel den Umriß
dieses Erdteils, und im Innern das Bild eines Elefanten,
einer Giraffe, eines Urwaldes usw.) Damals waren die
Karten nur zur Hälfte Karten und zur anderen Hälfte Bilder.
Ich denke mir, daß auch die Klasse diesen Entwickelungsweg
gehen muß, da ja immer der einzelne nach einem Natur-
gesetze die Hauptphasen der Weltentwicklung wieder zu durch-
laufen hat.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
86
fixiert zu werden brauchen und ich würde vielleicht die Ge-
schichte eines jungen Menschen erzählen, der, nachdem er aus-
gelernt hat, als Handwerksbursche auf die Reise geht und
Deutschland nach den verschiedensten Richtungen hin durch-
streift. Und ich zweifle gar nicht, auch auf diesem Wege die
Rlasse eine lange Zeit fesseln und energisch zur Mitarbeit
heranziehen zu können. Das eigentlich systematische mag
dann bei Wiederholungen und am Jahresabschlüsse noch hinzu-
kommen.
Uber das alles ist nun noch Neuland und manche Er-
fahrung wird noch erst nötig sein, um das richtige Maß der
Mischung von Erzählung und geographischen Stoff heraus-
zufinden. Uber wer sich da guten Mutes auf fein Rüge und
das stille Beobachten der Wirkung seiner Worte verläßt, der
wird leicht sich selbst ein halt zurufen können, wenn er nach
der einen oder andern Seite hin zu weit gegangen ist.
wie in der Geographie, so muß es natürlich auch ver-
sucht werden, auch in anderen Fächern Umrahmungen und
Ideen zur Verbindung heterogener Stoffgebiete zu finden.
Für die Weltgeschichte habe ich zunächst an „Rhasverus" ge-
dacht. wenn diese Idee den Rindern nicht so sehr fern läge
und wenn sie nicht so märchenhaft wäre, würde sie sicher mit
Glück zu gebrauchen sein. Doch sagte ich mir schließlich, das
Rind kann die Geschichte unseres Volkes nur anschauen in der
Geschichte eines Einzelwesens. Es ist noch nicht imstande,
eine ganze Ration als Einheit, als Individuum anzusehen.
Die Geschichte des deutschen Volkes kann dem Rinde nur ge-
boten werden in der Geschichte der Heimat und auch diese nur
im Rahmen der Geschichte eines Dinges. (Personen sind ja
wegen ihrer kurzen Lebensdauer von vornherein ausge-
schlossen.) Die tausendjährige Eiche im hasbruch, unser Ro-
land auf dem Markte, der Dom, der viele hundert Jahre alt
ist, das Teufelsmoor bei Lilienthal, das sind Dinge, die „Ge-
schichte" erlebt haben, sie allein können auch den Ausgangs-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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87
punît für den Geschichtsunterricht bilden, wenn die Gluck-
henne am Bremer Rathaus erzählen könnte, was sie alles
gesehen hat, wenn sie berichten könnte von den Ereignissen,
die sich im Laufe der Jahrhunderte auf unserm Markte ab-
spielten und die das Echo der großen weltgeschichtlichen Vor-
gänge da draußen in der Welt waren!
Nber auch das ist Neuland, und wie alle Pfadfinder-
arbeit ist auch diese zunächst mühsam und unerquicklich. Nber
die Mühen werden geringer von Tag zu Tag. Man glaubt
es ja gar nicht, was man alles lernt, wenn man mit irgend
einem schönen Plane hineinfällt.
wie es aber in der Geographie und Geschichte möglich
ist, so auch in jedem anderen Fache. Ruch im Nnschauungs-
unterricht und in der Heimatskunde. Ja, in diesen Fächern
erst recht. ;
So habe ich mir zum Beispiel den gesamten heimatskund-
lichen Stoff vorgestellt aus dem Gesichtskreis heraus, den
ein etwa fünfjähriger Junge hat, und habe den Rindern
beinahe ein ganzes Jahr lang erzählt von Galli Behrens,
einem frischen, gesunden fünfjährigen Jungen, der den ganzen
Tag draußen herumkapert und infolgedessen vielerlei zu sehen
bekommt. Das Ganze hat sich etwa in folgender weise ab-
gewickelt:
Sch erzählte zu Nnfang des Jahres das Nachfolgende
und wo sich Gelegenheit fand, auf ein Sachgebiet zu sprechen
zu kommen, habe ich die Gelegenheit beim Schopfe genommen,
wurde der Stoff zu langweilig, gab ich der Geschichte wieder
einen Ruck vorwärts und umgekehrt, wurde mir die Blasse
zu lebendig infolge der rasch fortschreitenden, interessanten
Handlung, suchte ich schnell wieder einen Seitenweg, um die
Rinder mitzulocken in ein Lehrplankapitel des eigentlichen
„Stoffes".
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Ii. Mparaiiomn ju dcn biblischen Geschichten des
vierlen Lchuljahres.
Bearbeitet von E. Wagner und H. Würzberg.
Methodische Einleitung.
Wurden den Kindern der Unterstufe im biblischen Geschichtsunterrichte nur
einzelne „Geschichten" dargeboten, so gestaltet sich nach unserem Plane von dein
vierten Schuljahre an dieser Unterricht derartig, das; diese „Geschichten" zu einer
„Geschichte" werden. Wurden bisher nur Geschichten ausgewählt, wie sie den ein-
zelnen Altersstufen der Kinder entsprachen, um dadurch den Boden der kleinen
Gemüter zu lockern, so ist nun wohl der kindliche Geist fähig genug, den geistigen
Samen aufzunehmen und entwickeln zu lassen, weshalb wir voir jetzt ab die Ge-
schichten in chronologischer Reihenfolge darbieten. Wenn aus naheliegenden Grün-
den auf den vorhergehenden Stufen manche Geschichte ausgeschlossen werden mußte,
so darf von jetzt ab keine der überhaupt zu behandelnden Historien fehlen, die für
„die Geschichte des Reiches Gottes" bedeutungsvoll ist; denn in den nun folgenden
Schuljahren sollen die Kinder ein zusammenhängendes Bild der „Geschichte des
Reiches Gottes" an der Hand einzelner Lebensbilder, besonders des größten, unseres
Erlösers, erhalten. Vor allen Dingen kommt es jetzt darauf an, das große Liebes-
werk Gottes, die Erlösung durch seinen Sohn, den Kindern klar und deutlich vor
die Augen zu stellen. Darum leuchtet vom Sündenfall an, wie ein roter Faden
im geflochtenen Kranze, dieses Ziel Gottes, welches er in den Führungen „Seiner-
Männer" und später „Seines Volkes" verfolgt, in den einzelnen Geschichten hin
durch. In der Anlage der gebotenen Lektionen hoffen wir das Richtige zur Er-
langung dieses Zieles getroffen zu haben.
l. Vorbereitung. Waren die Vorbereitungen in den drei er-sten Schul-
jahren vielfach darauf berechnet, teils als verbindendes Glied der einzelnen Ge-
schichten zu dienen, teils als Wort- und Sacherklärung in das Verständnis der
Geschichte einzuführen, so gehen unsere Vorbereitungeil von jetzt ab auf den sittlich
religiösen Inhalt der Geschichten ein. Wir heben, wenn dieses ohne Zwang
möglich ist, die wichtigste Lehre aus der Geschichte heraus, suchen durch geeignete
Fragen die Gedanken der Kinder auf dieselbe zu lenken, um dadurch zugleich das
Interesse zu wecken, lind gehen dann ohne weitere Umschweifungen zur Dar-
bietung über.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
6
Ii. Geschichte des Anschauungs-Prinzips und -Unterrichts.
1) Pestalozzi hat das Anschauungsprinzip als ein fundamentales für
den Unterricht zur Geltung gebracht, doch liegt es in der Natur der Sache,
daß dasselbe schon lange vor ihm nicht ganz verborgen bleiben konnte.
Von den alten griechischen und römischen Weisen, die über Erziehung und
Unterricht geschrieben haben, findet es sich bereits mit mehr oder weniger
Bewußtsein ausgesprochen, und sicher hat mancher schon in früheren
Jahrhunderten unbewußt nach ihm die Kinder gebildet. Die klassischen
Schriften der Griechen und Römer sind uns heute noch ein Muster inbezug
auf anschauliche Darstellung. Dasselbe gilt auch von der Bibel. Die
höchsten Wahrheiten kleidet sie nicht selten in ein sinnliches Gewand, um
sie recht faßlich zu machen; unerreicht in ihrer auschaulichen Lehrweise
sind vor allen Dingen die Gleichnisse Jesu. Leider wurde der lebensvolle
Inhalt der heiligen Schrift im Mittelalter durch scholastische Spitzfindig-
keiten verdeckt und konnte daher auf das Volksgemüt nur wenig veredelnd
und erhebend wirken. Wie für die religiösen Wahrheiten, so wurde der
Blick auch für die Betrachtung der N atur getrübt. Was der Grieche
Aristoteles und der Römer Plinius der Ältere vor Jahrhunderten an
naturkundlichem Wissen in ihren Schriften niedergelegt hatten, das wurde
gelesen und gelernt, an ein eigenes Sehen und Beobachten der Objekte
und Erscheinungen dachte man nicht; daher schleppte sich eine Menge von
Unwahrem und Fabelhaftem „wie eine ewige Krankheit" von Geschlecht
zu Geschlecht fort. Was Goethe den Faust sagen laßt, war Wirklichkeit
bei Lehrern und Schülern:
„Statt der lebendigen Natur,
Da Gott die Menschen schuf hinein,
Umgiebt in Rauch und Moder nur
Dich Tiergeripp und Totenbein".
Bezeichnend hat K. v. Raumer diese Richtung „verbalen Realismus"
genannt. Ein Franziskaner, Roger Baco (von 1214—1294), wurde
sogar als Zauberer verklagt, weil er sich nicht an Aristoteles, sondern an
die Urquelle, die Natur, wandte, um sich unterrichten zu lassen. Aber
seine Stimme war wie die Stimme eines Predigers in der Wüste. Selbst
der Geist, der durch den Humanismus hervorgerufen wurde, brachte
zunächst noch nicht das Anschauungsprinzip zur Geltung. War man doch
viel zu sehr an Wortgelehrsamkeit gewöhnt, als daß man durch die
längst vergessenen, jetzt aber mit neuen Zungen zu dem Geschlechte jener
Tage redenden klassischen Schriften des Altertums an die reale Welt sich
gewiesen gesehen hätte.
2) Erst der Reform ation gelang es, eine neue Weise des Denkens
und Forschens zum Durchbruche zu bringen; kam diese auch zunächst auf
religiösem Gebiete zur Anwendung, so mußte sie sich doch auch im Laufe
der Zeit für die Naturforschung und den Unterricht Geltung verschaffen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Pestalozzi Goethe Roger_Baco Aristoteles
23
in seinen Dienst nehmen. Freilich ist nicht ein Ort so wie der
andere von Dichtung und Sage umrankt, und nicht überall hat
die Geschichte gleich in die Augen fallende Spuren hinterlassen.
Allein es hat doch jeder Ort seine Geschichte, und meist leben
Zeugen von vergangenen Tagen in der Gemeinde fort. Da
vermag das altersgraue Kirchlein, der Friedhof mit seinen Denk-
steinen von längst vergangenen Tagen zu erzählen. Wie viele
Orte unsres Vaterlandes bergen noch Denkmäler ans mittelalter-
licher Zeit! Von wie vielen Bergen schauen noch Trümmer ritter-
licher Zeit hernieder! Durch wie viele Gegenden sind die Kriegs-
ftürme gebraust und haben Spuren hinterlassen! Kriegerdenkmäler,
binden und Eichen vermögen jetzt fast in jedem Dorfe den
Kindern von großer Zeit, von deutscher Treue und Tapferkeit,
von großen Männern ihres Volkes zu erzählen. — Auch die
Sage hat manchen Berg, manchen Hain, manchen Quell, manches
Wahrzeichen, manche Ruine und manches düstre Gemäuer unsres
Landes umsponnen. Welch' eine Fülle von Sagen birgt allein
unser Sachsenland!* Freilich ist nicht jede Sage geeignet, in
das Kindesgemüt hineingepflanzt zu werden; manche würde
verderblich wirken, bei den Kindern Furcht und Aberglauben
nähren. Der Lehrer hat also vorsichtig zu wählen. —
Will der Lehrer im heimatkundlichen Unterrichte Geschichte
und Sage mit reden lassen, so setzt das selbstverständlich voraus,
daß er Geschichte und Sage seines Ortes mit Liebe aufgesucht
hat. Solche Lehrer, die in einer Gemeinde bloß ein Eintagsleben
berechtigt ist (z. B. Institute, die mit der Geschichte des Vaterlands ver-
wachsen sind), im Dünkel seiner reformatorischen Weisheit durch willkürliche
Maßregeln äußerlich oder innerlich zerstört, sie von ihrem geschichtlichen
Boden loßreißt, überhaupt die Pietät gegen Stiftungen der Altvordern
irgendwelchem Gelüste oder Wahne opfert. Eine Regierung z. B., die, was
ein Ort auf dem Lande an Merkwürdigkeiten, Monumenten, Instituten n. s. w.
besitzt, der modernen Zentralisativnsneigung znlieb alles in die Residenz
zieht, um deren Glanz zu erhöhen, säet selber den Samen der Revolution
aus; die Pietät, die man für sich fordert, zerstört man in des Volkes Herzen
mit eigener Hand. Also: Lassen wir jene Zerstörungslust beim Kinde nicht
auskommen, pflanzen wir ihm Respekt ein vor dem, was ist, was eine Ge-
schichte hat, lehren wir es auch geringe Werte doch als Werte behandeln,
so thun wir damit etwas für gesunde, politische Bildung Ersprießliches". —
Gewiß hat das Haus besonders die Pflicht, den rechten Sinn für die Heimat
in den mindern zu pflegen; aber die Schule soll und kann helfen.
* Dr. Gräße, I. n. Ii. Dresden. Schönfelds Verlagsbuchhandlung.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
40
Vi. Der Wohnort. Aufzeichnung.
Am Pfiugstfeste. Während wir den heimatlichen
Himmel angeschaut, die Himmelsgegenden aufgesucht, das Schul-
zimmer aufgezeichnet und (in der Naturgeschichte) Blumen und
Tiere in unsern Gärten aufgesucht haben, ist das Pfingstfest
herangekommen. Da legt unser Dorf ein Festgewand au —?
Was macht die Mutter im Hause vor dem Fest? Der Bauers-
mann im Hofe? Der Schlosser, Tischler in der Werkstätte? —
Welchen besonderen Schmuck geben wir zu Pfingsten unsern
Häusern? Da holen 'wir den grünen Wald — die Maien —
herein ins Dorf und schmücken Stube und Flur damit. Diese
Sitte stammt aus gar alter Zeit: sie rührt von unsern Vätern
her, die lange, lange vor uns lebten.* Wir freuen uns über
die wunderherrliche Frühlingspracht, die ansgegossen ist über die
Gärten, über Wiese und Feld, über Wald und Flur — gerade
so wie unsre Väter (Naturfest). — Aber die Glocken mahnen
uns zu Pfingsten noch an etwas anderes — ? Ihr werdet in
diesem Jahre aus der biblischen Geschichte hören, das; der liebe
Gort einstmals zu dieser Zeit uns Menschenkindern viel Liebe
erwiesen hat. Dafür danken wir ihm in der Kirche und singen
ihm ein Loblied aus vollem Herzen (kirchliches Fest). — Nach-
mittags, nach dem Gottesdienst, — am 2. Feiertage — werden
luftige Klänge durchs Dorf klingen. Was wird geschehen? Die
Schützen werden durchs Dorf ziehen hinaus auf die Wiese. Was
* I),-. Pfalz, Bilder aus dem deutschen Städteleben im Mittelalter, Ii,
lf>0: „Die echten bürgerlichen Frühlingsfeste waren die Maifeste. Sie treten
unter sebr verschiedenen Formen auf, aber sic haben immer ein charakteristisches
Merkmal; den Zug in den grünen Wald. Es scheint, das; diesem schönsten
und am weitesten verbreiteten mittelalterlichen Volksfeste ein alter heidnischer
Mythus zu Grunde liegt. Der Riese Winter soll überwunden und der holde
Knabe Frühling hereingeführt werden. Der Gebrauch, den Mai zu holen, war
mit den vom Lande Einwandernden in die Städte gezogen, und die Bürger
hinter ihren dicken Mauern und in ihren engen Straßen batten Grund, den
holden Frühling hereinzurufen. Wenn sie aus dem Walde heimkehrten, brachten
sie grüne Maien mit und wählten einen Maigrafen, dem zu Ehren sie bis
zlim sinkenden Abende schmausten und zechten . . . Wir haben den Rachklang
des alten Festes noch in dem Maienhvlen und Maiensetzen am Pfingst-
morgen" ... Zu Pfingsten fanden auch ritterliche Übungen statt. „Manche
Zünfte veranstalteten zur Pfingstfeier den altgermanischen Schwertertanz".
Es wurden Schützenfeste abgehalten.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]