Die Niederungen. 27
losen . . . Der Elbdeich ist bald darauf wiederhergestellt worden. Die
Bewohner der Wische jedoch werden diese Zeit der Not nie vergessen,
auch nicht der Hilfe, die ihnen von seiten der Kgl. Negierung und wohl-
tätiger Menschen zuteil geworden ist. Gott schütze ihre Heimat! (Eine
lesenswerte Beschreibung finden wir in „Die Eldüberschwemmung der alt-
märkischen Wische im Jahre 1909". Von Maltesen, Werben-Elbe.)
2. Wie ist dieses Überschwemmungsgebiet der Elbe in früherer
Zeit für den Ackerbau gewonnen worden?
Die Elbe bildete ehemals der Havelmündung gegenüber ein großes
Sumpfland. (Überschwemmungsgebiet des alten Elbtals.) Da kamen vor
etwa 800 Jahren (um 1160) niederländische Ackerbauer und gewannen in
harter Arbeit dem Wasser ein Stück Land nach dem andern ab. Sie
deichten die Elbe ein, zogen Gräben und leiteten das Wasser zur Elbe
und zum Alandflüßchen. Der Aland sowie Der Unterlauf der Uchte und
Biese bezeichnen noch heute das alte Elbbett. So entstanden herrliche
Wiesen und Ackerflächen. Die fleißigen Einwanderer, „Kolonisten", ver-
standen aus Ton und Lehm steine zu brennen, woraus sie sich stattliche
Häuser an den hochgelegenen Stellen erbauten. Aber sie wohnten einzeln.
Jedes Gehöft war von den dazu gehörigen Äckern und Wiesen umgeben
und von einem Eichen- oder Ulmenkampe umgrenzt.
3. Wie ist der Boden der Wische beschaffen, und wie muß er
bearbeitet werden?
Der feuchte Boden besteht aus schwerem Lehm und Ton, vermischt
mit Humuserde und Elbschlick. Er ist dann fruchtbar und ertragreich,
wenn er sachgemäß bearbeitet wird. Im Frühling, wenn der Schnee
schmilzt, wenn es dazu noch viel regnet, kommt der Fußgänger auf den
schlüpfrigen Wegen und Stegen nur mit der größten Anstrengung vorwärts.
Dringt sogar das Hochwasser der Elbe durch die Deiche, so bleibt der
Acker im Frühjahr lange naß, und der Bauer muß lange warten, bis er
pflügen, eggen und säen kann. Um die feuchten Landflächen zu entwässern,
muß jedes Ackerstück einen gewölbten Rücken haben. Trotzdem steht in
nassen Jahreszeiten selbst zur Zeit der Ernte noch das Wasser in den
tieferliegenden Furchen. Um den dichten „Kleiboden" umzupflügen, müffen
oft mehr als zwei Paar Pferde vor einen Pflug gespannt werden. Der
zähe Boden eines frischgepflügten Ackers besteht aus lauter einzelnen
Zusammenhängenden Erdwällen. Zur trockenen Jahreszeit wird dann
dieser Boden hart und bekommt große Risse und Sprünge, so daß er
fchwer zerkleinert werden kann. Gefrieren die Erdschollen im Winter,
kommt zur rechten Zeit im Frühjahr ein Regen, so zerbröckeln die
großen Erdmassen und fallen auseinander. Diese Zeit benutzt der
Landmann sehr gern, um seinen Acker zu eggen, um dann den Samen
hineinstreuen zu können.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
34 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentume bekehrt
(800). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark fest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich I. und
Otto I. (Hermann Billung) und später unter dem Markgrafen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sick mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wische)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre 1415 kam Friedrich I-,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Allmark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altinark ist das «Ätammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegen, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schrecklichen 30jährigen Krieges (1618 —48) hatte die Altmark
von den Kaiserlichen und den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sich die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon I. hatte unser Vaterland erobert und bildete aus deu
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues fran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
(x. Sagen.
1. Der Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhauer vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, wie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dom und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über deu weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dem Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstaunt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reichs-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier uicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn nur uicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Hermann_Billung Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I- Friedrich Friedrichs Napoleon_I. Roland Roland Roland Roland Roland Roland
Das Flachland. 49
getrocknet, und sodann in Fabriken weiter verarbeitet wurden. Die
Industrie ist weiter abhängig von den Bodenschätzen, die
sich int Innern der Erde finden. In Schönebeck, Staßsurt, Westeregeln
und Aschersleben, wo wir große Steinsalz- und Kalisalz lag er
haben, werden die in den Schächten gewonnenen Rohprodukte in die
Räume der chemischen Fabriken gebracht. Hier werden sie durch Mühlen
zerkleinert oder zu Handelswaren umgearbeitet. Eine große Fabriktätigkeit
entfaltet sich in den Kohlenlagern zwischen Kalbe und Schönebeck, in
Staßsurt, Egeln und Oschersleben.
Da nun Maschinen der verschiedensten Art für die Landwirt-
schaft, für die Zuckerfabriken, für den Bergbau notwendig wurden,
so bildete sich im Elbtal, namentlich in Magdeburg und seinen Vororten
elbaufwärts bis Schönebeck, die Eisenindustrie aus. Für die Land-
Wirtschaft bauten die Maschinenfabriken Drill-, Mäh-, Dresch- und Häcksel-
Maschinen; selbst Lokomobile und Dampfpflug fehlten nicht. Man lieferte
ferner Maschinen für die Zuckerfabriken, Bergwerke und den Schiffsverkehr
usw. Die Bedingungen für die Einrichtung von Fabriken
waren vorhanden. Aus den nahen Braunkohlengruben holte man
die Brennstoffe, die infolge der geringen Entfernung nicht fo teuer
waren. Die Umgegend bildete ein gutes Absatzgebiet. Auf dem Elbe-
ström und sechs Eisenbahnlinien verschickte man die hergestellten Maschinen.
So wurde die Magdeburger Eisenindustrie allmählich in der ganzen Welt
bekannt. (Vergleiche die Zahl der Eisenbahnen, die nach der West-
elbischen Gegend führen, mit der Zahl derjenigen, die nach dem Osten
führen!)
4. Bewohner der Börde.
a) Wohlhabenheit. Durchwandern wir die Bördedörfer, fo
merken wir sehr bald, daß die Bauern und Gutsbesitzer begüterte
Leute sind. Wir besichtigen einen größeren Bauernhos. Durch den
schmalen Eingang gelangen wir von der gepflasterten Straße in den
Hof, der die Form eines großen Vierecks hat. Links von uns liegt das
zweistöckige Wohnhaus, dessen breite Seite nach der Straße liegt.
Rechts erblicken wir die breite Einfahrt für die Wagen und landwirt-
schaftlichen Maschinen. Wir treten noch ein Stück weiter vor. Rechts
von uns liegen die geräumigen Ställe mit den Futterböden. Der
Gutsbesitzer zeigt uns schwere Pferde, gutgenährte Kühe und Kälber, mit
Eisen beschlagene Zugochsen. Links liegt der Schuppen, in dem die
schweren Wagen, die Ackergeräte und Maschinen untergebracht sind. An
den Schuppen schließen sich noch Ställe für die gutgenährten Schweine
und Schafe an. Allen Tieren sehen wir es an, daß sie keine Not leiden.
In der Mitte des Hofes liegt die Düngergrube, vor uns die lange
Scheune. Durch die Scheune führt der Zugang zum Obst- und
Gemüsegarten, der durch eine Mauer eingeschlossen ist. Sämtliche
Gebäude sind aus Bruchsteinen (Grauwacke, Porphyr) und Ziegelsteinen,
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 4
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
18 1. Das Land östlich oder rechts von der Elbe.
Wohnorte hatten meist die Endung 010, itz, z. B- Jerichow, Rathenow, Buckow,
Steinitz usw. Die Endung ow hat sich heute vielfach in au verwandelt, z. B.
Cracau, Buckau . . .
Die Weuden wurden im S. durch Markgraf Gero, im N. durch Albrecht den
Bären und die Mönchsorden (Klöster, z. B. Leitzkau) nach und nach zum Christen-
tum bekehrt. Zur Zeit der Reformation nahmen die Bewohner den evangelischen
Glauben an. Auch breiteten sich unter ihnen deutsche und fremde Einwanderer,
besonders Flamländer, aus und vermischten sich mit den Wenden; so entstand im
Laufe der Zeit der jetzige Menschenschlag.
Im Schweiße des Angesichts suchten unsere Voreltern dem wenig fruchtbaren
Boden durch Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft das tägliche Brot abzuringen:
aber anch der Fischfang und der Handel mußten dazu beitragen. Da kam der
30jährige Krieg, in dem sich die Katholiken und die Evangelischen der Religion
wegen bekämpften. Er verwandelte das Land in eine Wüste. Die Dörfer und
Städte waren zerstört; die Äcker lageil wüst da; die meisten Bewohner waren
getötet. Unter der segensreichen Regierung der Hohenzollern erholte sich das Land
wieder. Besonders machten sich der Große Kurfürst und Friedrich der Große nin
diese Gegend verdient. Letzterer ließ die Sümpfe (Fiener) entwässern und legte den
Planer Kanal an.
Der südliche Teil des rechtselbischen Gebietes wurde erst im Jahre 1815
unserem Heimatlande einverleibt.
G. Sage.
Die Kutterjungfer auf dem Marktplätze in Zerbst.
In einer Zeit, in der noch der Stärkere allein herrschte, hatten die Grasen von
Lindau die Zerbster gezwungen, ihnen einen Zoll auf alle Nahrungsmittel, die nach
Zerbst gebracht wurden, zu zahlen. Weil die Grafen den Zoll nach Willkür
erhöhten, wurden die Landlente, die nach Zerbst Butter, Eier, Gemüse lieferten,
hart betroffen. Die Zerbster konnten die Waren kaum bezahlen. Mit Herzleid
nierkten die Bauer», daß der Verkauf täglich geringer wurde. Um nicht zu ver-
armen, führten die Landleute die Waren nicht mehr in die Stadt, fondern richteten
vor dem Heidetore, am Bntterdamm, einen förmlichen Markt ein. Nun konnten
zwar die Hausfrauen Butter, Eier, Geflügel billiger einkaufen, hatten abei einen
weiten und beschwerlichen Weg zurückzulegen. Um die Stadt von der drückenden
Stener zu befreien, ging eine edle Jungfrau zum Grafen von Lindau und bat ihn,
gegen eine Abfindungssumme den Zoll zu erlassen. In seinem Übermute forderte
der Graf so viel Goldstücke, als man auf dem Wege vom Heidetore bis zum
Markte dicht nebeneinander legen könnte. Er hoffte, niemand würde die Summe
bezahlen. Aber die wohltätige Jungfran willigte ein. Sie opferte alle ihre Schätze
und brachte die Summe wirklich zusammen- — Aus Dankbarkeit seyte man der
Jungfrau ein Standbild. Es ist eine vergoldete weibliche Figur, die auf einer 7 m
hohen Säule steht. Der Volksmund nennt sie knrz die Bntterjungfer.
H. Ortsltunde.
a) An der Elbe. Mtthlberg (3)*). Schiffahrt, Holz- und Getreidehandel,
Fischfang, Korbflechterei. (Schlacht, Kaiser Karl V. siegt über Jobann Friedrich
den Großmütigen 1547.)
Wittenberg (22), d. h. weißer Berg; Sandbügel? Umgebung fruchtbar: Gemüse-
bau- Fabriken: Tnch. Brauereien: Bier. Brennereien: Branntwein. Fischerei.
Die Reformation hat Wittenberg zu einer berühmten Stadt gemacht. Durch
De Martin Luther nahm sie hier ihren Anfang am 31. 10. 1517. Die 95 Glaubens-
*) Die eingeklammerten Ziffern geben die Einwohnerzahlen der Orte in
Tausenden an.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Steinitz Gero Albrecht Friedrich_der_Große Friedrich Mtthlberg Karl_V. Karl_V. Friedrich Friedrich Martin_Luther
26
2. Das Land zwischen Elbe und Ohre,
im Jahre 1675 in die Mark einfielen, da rotteten sich die Bauern der
Drömlingsdörfer zusammen und versuchten, den Feind zu vertreiben. Noch
heute finden wir in den Kirchen von zwei Dörfern zwei Fahnen aus dieser
Zeit. Jede trägt einen roten Adler in grünem Kranze und die Inschrift:
„F. W. 1675. Wir Bauern von geringem Gut dienen unserem gnädigen
Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut."
Frömmigkeit, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit und Tapferkeit
sind schätzenswerte Eigenschaften unserer Drömlingsbewohner.
b) Die Wische.
1. Die Wische zur Zeit der Überschwemmung im Februar und
März 1909.
a) Wie gelangen wir zur Wische?
Trotz der großen Kälte im März besteigen wir den Zug und fahren
Tion Magdeburg über Wolmirftedt nach Stendal, einein Kreuzuugs-
punkte mehrerer Eisenbahnen. Unser Zug fährt sodann mehrmals über
die Uchte, einem Nebenflüßchen der Biese. In Osterburg hält er;
wir steigen aus. Der Zug fährt fodann am Aland entlang über See-
Hausen, braust über eine große Elbbrücke dahin und niacht in Witten-
berge halt. In Osterburg befinden wir uns am Südende einer feuchten
Niederung, die den Namen Wische, d. h. Wiese, führt.
b) Welche Gestalt hat die Wische?
Sie hat die Form eines Dreiecks, das sich in der Richtung von
S.o. nach N.w. erstreckt. Die beiden Längsseiten liegen im O. und W.
Die Ostfeite wird von dem Elbbogen, die Westseite von dem Aland
und dem Unterlause der Biefe gebildet. Die Südseite erhalteu wir, wenn
wir uns auf der Karte eine Linie von Osterburg nach Sandau oder
Werben gezogen denken. Die Spitze des Dreiecks liegt da, wo der
Aland in die Elbe mündet. Von der Grundlinie des Dreiecks bis zur
Spitze würden wir 8 Std. (40 km) zu wandern haben.
c) Wie sah die Wische zur Zeit der Überschwemmung aus?
In den Monaten Februar und März des Jahres 1909 ist die
Wische überschwemmt. Der Elbdamm ist an zwei Stellen durch die
Wasser- und Eismassen durchbrochen, und die Fluteu des Elbstromes
-rauschen bis nach Osterburg und Seebausen. Die Felder und Wiesen,
die Höfe, die Häuser, die Ställe der Dörfer fteheu unter Wasser. Die
Menschen müssen flüchten; das Bieh wird in den Orten, die höher liegen,
untergebracht. Kein Weg, kein Steg ist mehr zu sehen; überall schaut
unser Auge nur Wasserflächen und Eisinaffen. Selbst der Kronprinz und
unsere Kaiserin lasfen es sich nicht nehmen, das Überschwemmungs-
gebiet zu besichtigeu. Sie spenden Geld den Armen, Trost den Hilf-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Die Höhen. 39
sie in zwei einzelnen Höhen, den Gegensteinen. Die Bode und die Selke
durchbrechen die Teufelsmauer. Von den Gegensteinen erzählt die Soge:
Ein Bauer fuhr einst sein Getreide zum Verkauf nach Quedlinburg. Während
er in der Schoßkelle schlief, kamen die Pferde vom rechten Wege ab; und als er
erwachte, hielt der Wagen vor einer großen Höhle im dichten Walde. Nachdem
das Bäuerlein sich vom ersten Schreck erholt hatte, ging es in die Höhle, um sich
darin umzuschauen. Hier sah es zu seinem Erstaunen einen Kessel von blinkendem
Golde und daneben eine Peitsche. Diese nahm der Bauer zuerst, dann wollte er
die Taschen voll Gold füllen. Allein ein großer Hund mit glühenden Augen
bewachte den Kessel. Als aber der Bauer sah, daß das Tier ruhig blieb, griff er
dreist zu. Doch jetzt erwachte in ihm der Geiz. Zum ersten Male, zum zweiten Male
füllte er die Taschen und leerte sie draußen auf seinem Gefährt; als er aber zum
dritten Male kam, erhob der Hund ein fürchterliches Geheul und fletschte die Zähne.
Der Geizhals ließ vor Schreck die Hand voll Gold fallen und stürzte aus der Höhle.
Hier sank er ohnmächtig zu Boden. Unterdessen tat sich die Erde aus, Feuer sprühte
hervor, und aus der Tiefe wuchsen zwei mächtige Felsen, „die Gegensteine". Als
das Bäuerlein erwachte, sah es, wie der große Hund in Teufelsgestalt in den einen
Felsen kroch. Hier foll er noch heute sitzeu und die Vorübergeheuden äffen und ver-
spotten, indem er ihnen ihre Worte als Echo nachruft. Als das Bäuerlein nach
feinem Golde auf dem Wagen sah, fand es nur Kieselsteine; und betrübt fuhr es
weiter.
2. Der Regenstein,
a) Name.
Wer Sinn für Naturschönheiten und Verständnis für geschichtliche
Merkwürdigkeiten besitzt, versäumt nicht, aus einer Harzreise den Regenstein
zu besuchen. Wir schauen von dem Berge, auf dem das Schloß Blanken-
bürg liegt, über die am Abhänge liegende Stadt hinweg. Dort im N.
erhebt sich stolz 295 rn über dem Meeresspiegel der Regenstein. Er liegt
nördlich vom Harz allein, noch ein Stück von der Teuselsmauer entfernt,
wodurch er jedem Harzbesucher gleichsam in die Augen fällt. Sein Name
Regenstein kommt her von dem altdeutschen Wort ragin = hochragend;
und frei erhebt er sich 100 m (so hoch wie der Magdeburger Dom) über
die Ebene. Ein Regenstein ist er mit Recht, denn hoch übereinander-
geschichtete Sandsteinblöcke bilden einen 2 km langen Felskamm, der
besonders auf der Nordfeite so schroff in die Höhe steigt, „daß nicht eine
Katze hinaufklettern kann". Der erste Bewohner soll auch Graf von Regen-
stein geheißen haben.
b) Was erinnert uns noch an die alte Ritterburg und die Festung?
In einer guten halben Stunde wandern wir von Blankenburg
hinauf nach dem Regenstein, der nur von dieser Seite allmählich ansteigt.
Nachdem wir uns auf dem herrlichen Platze vor dein Gasthaufe aus-
geruht und gestärkt haben, folgen wir dem Führer. Wir sehen auf dem
Bilde sofort, daß die Burg aus einem tiefer und einem höher gelegenen
Teile besteht. Auf dem höheren Teile lagen in früherer Zeit noch die
Gebäude des Burgbewohners. Im Vordergrunde sehen wir den Bergfried.
Er ist nur uoch 6 m hoch; früher war er höher. Wir lassen unsern
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
50
3. Das Land zwischen Ohre, Elbe, Saale und Harz,
Oo^l'uiid Cu
emccjejl
■tei
arten
Wirtschaft}
<jebiuc/e.
Stalle
Schafe
Sctj weine
\Sdjeune
die aus der Börde stammen, hergestellt und mit Ziegeln gedeckt. Die
Gehöfte liegen nicht einzeln, sondern nebeneinander, so daß sie Straßen-
züge bilden.
b) Dichtigkeit der Bevölkerung, Städte. Die Magde-
burger Börde gehört zu den d i ch t b e v ö l k e r t st e n L a u d e s t e i l e n nicht
nur unserer Provinz, sondern auch unseres Vaterlandes. In der Börde
sind die Landstriche, in denen hauptsächlich Ackerbau getrieben wird, uicht so
dicht bevölkert (doch gibt es Bördedörfer von 3000—4000 Einwohnern)
als die Gegenden, in denen Industrie, Haudel und Verkehr
herrschen und in denen Lager von Kalisalzen und Kohlen vorhanden
sind'. Die meisten Menschen
^ ^ wohnen mithin da, wo sich die
ausgiebigsten Erwerbsquellen
sinden. Das ist der Fall am
westlichen User der Elbe,
au der Saale, Bode und Ohre.
In diesen Teilen liegen die größten
Siedlungen (Städteund Dörfer).
Die Zeichnung veranschaulicht uns,
wie die Eisenbahnen und Land-
straßen nach Magdeburg und auch
Schönebeck laufen, um die Erzeug-
nisse der Landwirtschaft mit den
Erzeugnissen der Industrie und
des Gewerbes auszutauschen. Da
das Fortschaffen der Waren auf
der Elbe billiger ist als auf den
Eisenbahnen, so wird man besonders
bei großen Ladungen den Wasser-
weg bevorzugen (Staßsurter Kali-
salze). Tausende von Menschen
verdienen durch die Schissahrt und den Schisfb an ihr tägliches
Brot. Auch die iu der Nähe Magdeburgs gelegenen Dörfer sind groß,
wie Barleben, Olvenstedt, Niederndodeleden, Groß-Ottersleben (7). Als
Maurer, Zimmerleute, Bauarbeiter und besonders Fabrikarbeiter sinden
diese Dorfbewohner in Magdeburg Beschäftigung. Da die Wohnungen
in diesen Vororten billiger sind als in der Stadt, so wohnen diese
Arbeiter in den benachbarten Dörfern und fahren abends und morgens
mit der Eisenbahn oder dem Fahrrad hin und zurück.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung in der Börde ist demnach
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens, von den Boden-
schätzen des Erdinnern (Steinsalz, Kalisalze und Brankohlenlager), von
den Fabriken, die im Dienste der Industrie arbeiten, von den
Einrichtuugen, die dem Handel dienen, von der Lage zur Elbe
und dem Eisenbahnnetze.
/Jo r/sirasse,
Bauernhof in der Börde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Die Niederungen.
41
losen . . . Der Elbdeich ist bald darauf wiederhergestellt worden. Die
Bewohner der Wische jedoch werden diese Zeit der Not nie vergessen,
auch nicht der Hilse, die ihnen von seiten der Kgl. Regierung und wohl-
tätiger Menschen zuteil geworden ist. Gott schütze ihre Heimat! (Eine
lesenswerte Beschreibung finden wir in „Die Elbüberschwemmung der alt-
märkischen Wische im Jahre 1909". Von Wollesen, Werben-Elbe.)
2. Wie ist dieses Überschwemmungsgebiet der Elbe in früherer
Zeit für den Ackerbau gewonnen worden?
Die Elbe bildete ehemals der Havelmünduug gegenüber ein großes
Sumpfland. (Überschwemmungsgebiet des alten Elbtals.) Da kamen vor
etwa 800 Jahren (um 1160) niederländische Ackerbauer und gewannen in
harter Arbeit dem Wasser ein Stück Land nach dem andern ab. Sie
deichten die Elbe ein, zogen Gräben und leiteten das Wasser zur Elbe
und zum Alandflüßchen. Der Aland sowie der Unterlans der Uchte und
Biese bezeichnen noch heute das alte Elbbett. So entstanden herrliche
Wiesen und Ackerflächen. Die fleißigen Einwanderer, „Kolonisten", ver-
standen aus Ton und Lehm steine zu brennen, woraus sie sich stattliche
Häuser an den hochgelegenen Stellen erbauten. Aber sie wohnten einzeln.
Jedes Gehöst war von den dazu gehörigen Äckern und Wiesen umgeben
und von einem Eichen- oder Ulmenkampe umgrenzt.
3. Wie ist der Boden der Wische beschaffen, und wie muß er
bearbeitet werden?
Der feuchte Boden besteht aus schwerem Lehm und Ton, vermischt
mit Humuserde und Elbschlick. Er ist dann fruchtbar und ertragsreich,
wenn er sachgemäß bearbeitet wird. Im Frühling, wenn der Schnee
schmilzt, wenn es dazu noch viel regnet, kommt der Fußgänger auf den
schlüpfrigen Wegen und Stegen nur mit der größten Anstrengung vorwärts.
Dringt sogar das Hochwasser der Elbe durch die Deiche, so bleibt der
Acker im Frühjahr lange naß, und der Bauer muß lange warten, bis er
pflügen, eggen und säen kann. Um die feuchten Landflächen zu entwässern,
muß jedes Ackerstück einen gewölbten Rücken haben. Trotzdem steht in
nassen Jahreszeiten selbst zur Zeit der Ernte noch das Wasser in den
tieferliegenden Furchen. Um den dichten „Kleiboden" umzupflügen, müssen
oft mehr als zwei Paar Pferde vvr einen Pflug gespannt werden. Der
zähe Boden eines frischgepflügten Ackers besteht aus lauter einzelnen
zusammenhängenden Erdwällen. Zur trockenen Jahreszeit wird dann
dieser Boden hart und bekommt große Risse und Sprünge, so daß er
schwer zerkleinert werden kann. Gefrieren die Erdschollen im Winter,
kommt znr rechten Zeit im Frühjahr ein Regen, so zerbröckeln die
großen Erdniassen und fallen auseinander. Diese Zeit benutzt der
Landmann sehr geru, um seinen Acker zu eggen, um dann den Samen
Hineinstrenen zu können.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Die Niederungen. 47
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
slur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dem Herde erhebt sich der gewaltige Rauchsaug, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kammern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöfte lagen die Wohn- und Wirtschafts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wischeorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Im Ratlebenschen Dom, da steit 'ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom terdrücken.*)
Der Hansjochenwinkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf eiuem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehend»» Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
48 2. Das Land zwischen Elbe und Ohre.
F. Geschichtliches.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren Deutsche oder Germanen. Sie
waren zuerst Heiden und wurden durch Karl den Großen zum Christentums bekehrt
(tioo). Er nannte unser Land die Nordmark. Später erhielt diese den Namen
Altmark.
Zur Zeit Karls des Großen drangen slavische Völker, die Wenden, von O. über
die Elbe vor und setzten sich in der Altmark sest. Zwischen ihnen und unseren Vor-
fahren entbrannten heiße Kämpfe, und Jahrhunderte schien es, als sollten die Heid-
nischen Fremdlinge Sieger bleiben. Allein unter den Kaisern Heinrich 1. und
Otto I. (Hermann Billuug) und später unter dem Markgrasen Albrecht dem Bären
und seinen Nachfolgern wurde die Macht der Wenden gebrochen. Die zurück-
bleibenden Wenden wurden Christen und vermischten sich mit den Deutschen. Unter
Albrecht dem Bären, aber auch später, wanderten Holländer, Flamländer und
Franken (Pfälzer) ein. Diese trugen viel zur Urbarmachung öder Gegenden (Wuche)
bei, hoben den Ackerbau und die Fabriktätigkeit. Im Jahre J415 kam Friedrich I.,
der erste Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern, in den Besitz der Alimark, und den
Hohenzollern gehört sie heute noch. Die Altmark ist das ^tammland oder die Wiege
Preußens. Salzwedel, Stendal, Gardelegeu, Tangermünde waren die Hauptstädte.
Während des schreckliche,? 30 jährigen Krieges (1618 —4hatte die Altmark
von den Kaiserlichen lind den Schweden arg zu leiden, so daß nach dem Kriege die
meisten Orte verödet dalagen. Unter der segensreichen Regierung der Hohen-
zollernfürsten, besonders Friedrichs des Großen, erholte sicb die Altmark wieder.
Aber am Ansänge unseres Jahrhunderts kam ein neues Unglück über die Mark.
Der Franzosenkaiser Napoleon 1- hatte unser Vaterland erobert und bildete aus den
Ländern links von der Elbe, wozu also auch die Altmark gehörle, ein neues sran-
zösisches Reich, das Königreich Westfalen. So waren die Altmärker französische
Untertanen geworden. Allein schon im Jahre 1814 gelang es, die Franzosen zu
vertreiben. Die Altmark war wieder frei und gehört seitdem in alter Liebe und
Treue zum Hohenzollernhause.
G. Sagen.
1. per Roland in Stendal.
Am Anfange des 16. Jahrhunderts stellte sich ein Fremdling dem Stendaler
Rate als weitgereister Bildhaner vor. Er lobte die herrlichen Bauten, die aus-
gezeichneten Schnitzwerke und die kostbaren Bilder, ivie sie allenthalben die Bürger-
Häuser, die Stadttore, der Dam und das Rathaus zeigen. Die Ratsherren hörten
mit Stolz die Lobsprüche und ehrten den großen Künstler. Als dieser am Fenster
lehnte und über den weiten Marktplatz blickte und den steinernen Roland betrachtete,
meinte er: „Der ehrwürdige Roland hat zwar eine recht ansehnliche Gestalt; aber
leider ist sie für die große Umgebung noch viel zu klein. Wenn der hochedle Rat
meiner Kunst vertrauen möchte, so wollte ich bald einen viel längeren Roland her-
stellen." Die Ratsherren waren diesem Angebot zwar nicht abhold, entgegneten
dein Künstler aber nach ernstlicher Beratung: „Der Roland war für unsere Väter
lang genug, so ist er's auch für uns; überdies würde die Veränderung viel Geld
kosten; kurz, wir wollen ihn nicht länger haben." Argerlich über diesen Bescheid
entfernte sich der Künstler und beschloß, dem Rate einen Streich zu spielen. Er
erzählte den Bürgern, daß der Rat den ehrwürdigen Roland nicht länger haben
wolle. Die Bürger waren darob nicht wenig erstannt und mißgestimmt, daß das
schon von ihren Vätern so hoch verehrte Wahrzeichen der Gerichtsbarkeit und Reicks-
freiheit beseitigt werden sollte. Bald versammelte sich viel Volks vor dem Rat-
Hause und wollte Rechenschaft fordern. Der weise Rat wußte schier nicht, wie
ihm geschah. Umsonst war alles gütliche Zureden. Die tobende Menge versteht
nicht die Worte des Rates, „wir wollen ihn mir nicht länger haben". Schon mischt
sich in das wilde Schreien das Klirren der Fensterscheiben, da verwandelt sich mit
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karls Heinrich Otto_I. Hermann_Billuug Albrecht Albrecht Albrecht Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrichs Napoleon Roland Roland Roland Roland