26
Ruf hat die im Jahre 1694 gegründete Universität. In welchen
Städten unserer Provinz befanden sich früher noch Universitäten?
— Die zu Wittenberg hörte 1817 auf und wurde mit der in
Halle vereinigt. Seitdem führt diese auch den Namen „Vereinigte
Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg." — Die schönste Kirche
in Halle ist die vom Erzbischos Albrecht erbaute, mit 4 Türmen
versehene Marienkirche. Sie liegt mitten in der Stadt an dem
Marktplatze. Auf demselben stehen auch das altertümliche Rat-
haus, der 86 m hohe Rote Turm, ein Denkmal des Komponisten
Händel (er wurde 1685 in Halle geboren) und ein Kriegerdenk-
mal. Zu den Sehenswürdigkeiten von Halle gehören auch die
Ruinen der alten Mo ritz bürg, die den Erzbischösen von Magde-
bürg längere Zeit als Wohnung diente, im 30 jährigen Kriege
aber zerstört wurde. — Am meisten ist wohl Halle durch die
großartigen, in der Vorstadt Glaucha gelegenen Stiftungen
August Hermann Franckes berühmt. Dieselben bestehen aus
einem Waisenhause und mehreren höheren und niederen Schulen.
Im Jahre 1714 wurden hier 1075 Knaben und 700 Mädchen von
108 Lehrern unter Franckes Leitung unterrichtet; und als dessen 200 jähriger
Geburtstag im Jahre 1863 gefeiert wurde, belief sich die Zahl sämtlicher Schüler
und Schülerinnen auf 3000. Mit diesen Schulen und Erziehungsanstalten sind
noch eine Apotheke, die Cansteinsche Bibelanstalt, eine Buchdruckerei und Buch-
Handlung verbunden. 1829 erhielt August Hermann Francke (gestorben 1727)
innerhalb seiner Stiftung ein ehernes Denkmal.
Eine halbe Stunde unterhalb Halle erhebt sich hart am Ufer
der Saale ein Felsen, auf dem die Ruinen der alten Bergfeste
Giebichenstein liegen. Dieselbe diente im Mittelalter häusig als
Gefängnis für fürstliche Personen.
„Bei Halle hebt sich steil und jäh
Und steigt mit einem male
Hoch, hoch hinauf in Wolkenhöh'
Ein Felsen aus der Saale.
Drauf stand die Zwingburg wohlbemannt,
Davon das Sprüchlein ging im Land:
Wer kommt nach Giebichensteine,
Kommt selten wieder Heime!"
So wnrde auch vom deutschen König Heinrich Iv. zu Ende
des 11. Jahrhunderts der Landgraf Ludwig der Springer von
Thüringen hier gefangen gehalten. Der soll dann, so erzählt die
Sage, durch einen kühnen Sprung in die Saale sich die Freiheit
wieder verschafft haben.
Das Dorf Giebichenstein ist mit seinen 15 000 Einwohnern
das größte Dorf in unserer Provinz. Dicht dabei liegt das viel-
besuchte Solbad Wittekind.
Weiter abwärts kommt die Saale an Wettin vorbei, in dessen
Nähe sich nicht unbedeutende Steinkohlenbergwerke befinden.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht August Hermann_Franckes Franckes August Hermann_Francke Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_der_Springer Ludwig
Vorwort,
vorliegenden Büchlein wird den Schulen der Provinz
Sachsen ein Leitfaden für den Unterricht in der Heimatskunde dar-
geboten. Derselbe soll die Kinder in den Stand setzen, das in der
Schule Durchgenommene zu Hause zu wiederholen und dem Ge-
dächtnis einzuprägen.
Für die Reihenfolge der Betrachtungen ist das Flußnetz der
Elbe, soweit es der Provinz angehört, zu Grunde gelegt. Dadurch
wird die ganze Provinz in einzelne Teile zerlegt, die sich bei der
Behandlung leicht aneinander reihen. Diese Anordnung des Stoffes
schien mir für die konstruierende Methode (die, wie überhaupt für
den ganzen geographischen Unterricht, so ganz besonders für den
Unterricht in der Heimatskunde die größte Beachtung verdient) die
vorteilhafteste zu sein.
Die dem Büchlein beigegebene Karte soll der Anschauung, die
ja auch bei der Repetition nicht wohl entbehrt werden kann, zu
Hilfe kommen. Dieser Zweck wird um so mehr erreicht werden,
als auf der Karte einzig und allein das für das Buch Ausgewählte
zur Darstellung gebracht wird. Von den Ortsnamen ist nur der
Anfangsbuchstabe angegeben, damit die Karte auch im Unterrichte
und selbst noch bei Wiederholungen in der Schule mit Vorteil be-
nutzt werden kann.
Magdeburg, im Oktober 1885.
W. Dobert.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
14
Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt.
Ballenstädt* 4850 Ew., mit Schloß und herrlicher Umgebung. Hoym.3033 Ew., mit
Schloß. Gernrode, durch seine vom Markgrafen Gero 960 gestiftete schöne Kirche in romani-
schem Baustil bekannt, liegt am Fuße des Stufenberges. Harzgerode 3250 Ew. Alexis-
badundbictorshöhe sind vielbesuchte Orte, ebenso der M ä g d e s p r u n g; hier Eisenhütte
und Gießerei.
V. Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen.
\. Abriß der Geschichte.
Eine Geschichte der Provinz Sachsen giebt es erst seit 1815, denn in
diesem Jahre ist sie aus alten preußischen und den neu erworbenen sächsischen
Gebieten gebildet worden. Nach diesen hat die Provinz ihren Namen „Sachsen"
erhalten.
Der R.-B. Magdeburg enthält den ältesten Bestandteil des preußischen
Staates, die Altmark (Albrecht d. Bär). Das Herzogtum Magdeburg und das
Fürstentum Halberstadt, beide vorher geistliche Gebiete, erwarb der Große
Kurfürst beim westfälischen Friedensschluß 1048, doch konnte er in Magdeburg
erst 1680 die Regierung antreten. Das Erzbistum Magdeburg ist von Otto I.
968, das Bistum Halberstadt schou von Karl d. Gr. gestiftet. Die Grafschaft
Wernigerode wurde schon 1449, die Abtei Quedlinburg 1892 durch den Reichs-
deputations-Hauptschluß, die Grafschaft Barby mit Gommern erst 1815 er-
worben. Die übrigen von den letztgenannten Gebieten verlor Preußen zeitweilig
durch den Tilsiter Frieden bis auf die beiden rechtselbischen Jerichowschen Kreise.
Der R.-B. Merseburg umfaßt größtenteils früher kursächsisches Gebiet,
darunter den alten Kurkreis mit der Hauptstadt Wittenberg. Merseburg
und Naumburg-Zeitz waren früher Bistümer, später nebst Weißenfels
Residenzen selbständiger sächsischer Herzöge, deren Linien aber alle im vorigen
Jahrhundert ausstarben, worauf ihre Länder an Kurfachsen zurückfielen. Der
Saalkreis mit Halle gehörte früher zum Erzstift Magdeburg, die Graf-
schaft Mansfeld nur zum Teil zu Sachsen. — Von Kriegen ist diese Ge-
gend am meisten heimgesucht worden, und namentlich die Ebene zwischen Merse-
bürg und Leipzig könnte man einen „Tanzplatz des Kriegsgottes" nennen.
Von den ältesten Zeiten bis in die neusten sind hier entscheidende Schlachten
geliefert worden! Keuschberg, Homburg, Lützen, Roßbach, Groß-Görfchen.
Der R.-B. Erfurt ist zum größten Teil infolge des Reichsdeputatious-
Hauptschlusses 1892 erworben worden (Nordhausen, Mühlhausen, Erfurt
und Eichsfeld). Erfurt, früher Universität und Festung, gehörte kurze Zeit
zum Kaiserreich Frankreich. Die Grafschaft Hohenstein, früher halberstädtisch,
ist der älteste preußische Besitz in diesem R.-B. 1815 kamen einige sächsische Ge-
biete hinzu, darunter auch die Kreise Ziegenrück und Schleusingen (Grafschaft
Henneberg).
Besondere Bedeutung hat die Provinz dadurch, daß aus ihren jetzigen Grenzen die
Reformation ausging. Als Lutherstädte sind zu nennen: Eis leben, Mansfeld, Magde-
bürg, Erfurt, Wittenberg und Torgau. Die großen Religionskriege sind hier hauptsächlich
ausgefochten worden, und mehr als einmal ist Magdeburg der Mittelpunkt der europäi-
scheu Politik gewesen (1551. 1631). Der siebenjährige Krieg berührte nur den früher
sächsischen Süden, während die napoleonischen Kriege auch den Norden hart mit-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Gero Albrecht_d Albrecht Otto_I. Karl_d Karl Keuschberg
Landschaftskunde.
7
S.o. nach der Saale, während der S.w. gegen das Thüringische Hügelland
:md der N.o. gegen das Tiefland scharf abgeschnitten sind. Das Gebirge bildet
ein großes Hochland, dessen obere Platte sich allmählich in seiner ganzen Län-
genausdehnung von N.w. nach S.o. sehr beträchtlich senkt. Dieser Umstand
hat die gewöhnliche Scheidung in Ober- und Unterharz herbeigeführt, in-
dem das Gebiet westlich vom Brocken dem Oberharz (Flußgebiet der Weser;
Nadelholz überwiegend), östlich davon dem Unterharz (Flußgebiet der Elbe)
zugerechnet wird. Hier überwiegt das Laubholz. In dieses Hochlaud sind die
Thäler der Bäche tief eingeschnitten, während gewaltige Berge auf demselben
emporragen. Am höchsten ist der Bro cken (Blocksberg), nahe dem Nordrande
mit 1141 m über dem Meeresspiegel über die Grenze des Baumwuchses auf-
steigend, der höchste Berg Mitteldeutschlands; er bildet mit einigen kleineren
Bergen eine besondere Gruppe. Der Ramberg (Viktorshöhe) ebenfalls im
Unterharz, 537 m, besteht wie der Brocken aus Granit, während sonst das Ge-
birge meist aus Grauwacke besteht. Auch der Auersberg (Josephshöhe) ist
ein Granitkegel von 575 in Höhe.
Überschreiten wir von dem S.o.-Abhänge des Harzes ans die fruchtbare
Thalebene der Helme, die goldene Aue, so kommen wir in das aus Trias
(Buntfandstein, Muschelkalk, Keuper) bestehende Thüringische Hügelland,
eine wellenförmige Senkung zwischen Harz und Thüringer Wald. Den nord-
westlichen Teil bildet die rauhe Hochplatte des Eichsfeldes, welches der
waldreiche Düu in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt zerlegt. Vom
Eichsfelde aus laufen 5 Höhenzüge mit einer Durchschnittshöhe von 162 bis
227 m, unter sich und mit dem Harz und Thüringer Walde parallel bis zur
Saale, welche bald eine festgeschlossene Kette bilden, bald nur einen losen
Zusammenhang haben und vielfach von Flüssen durchbrochen sind. Die be-
dentendsten dieser Züge sind der von Mühlhausen ausgehende, 470 in errei-
chende Hainich, der bei Erfurt der Steiger (345 rn) heißt. Die Hainleite
zwischen Wipper und Helbe, über 30 km lang und bis 461 m ansteigend,
nimmt nach dem Durchbruch der Unstrnt (Sachsenburger Pforte) den Namen
die Schmücke (326 m) an und heißt später die Finne (470 m) bis zur Saale
bei Naumburg. Der dem Harz am nächsten liegende Zug, die Windlaite, hat
feine höchste Erhebung im Kisfhäufer (470 m). Zwischen diesen Höhen-
zügen find Mulden und Becken, mit Lehm und humusreichem Schlamm bedeckt,
eingesenkt, von denen das thüringische Zentralbecken nördlich von Erfurt am
Zusammenfluß der Gera und Unstrnt das bedeutendste ist. Erfurt verdankt
der Lage in dieser weiten fruchtbaren Niederung zum großen Teil seine Be-
deutung als Hauptort von Thüringen. Außerdem sind noch besonders frucht-
bar die Unstrnt-Niederung bei Artern und die goldene Aue an der Helme.
In den S.o.-Zipfel der Provinz, den Kreis Zeitz, sendet das sächsische
Bergland seine letzten Ausläufer.
Das ganze Gebiet östlich der Saale und nördlich vom Harz gehört dem
Tieflande an, welches, wie der meist nach N.w. gerichtete Lauf der Flüsse
beweist, sich in dieser Richtung senkt. Aus diesem ragen nur vereinzelte kleine
Erhebungen hervor, wie die Porphyrfelfen an der Saale bei Halle (135 in),
die Höhen bei Wettin (174 m), am höchsten der Petersberg bei Halle (240 in
Seehöhe). Auf dem rechten Elbufer zieht ein Teil des Südlichen Land-
rückens, der rauhe i ud wasserarme Rücken des Flä-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
- 5 —
-B. Grlwte drs Haiisrs »ni> Fandts Juürttnnliirg.
1. Die Grafschaft Württemberg (1241-1495).
Durch den Untergang des hohenstansischen Geschlechts hatte sich das Herzog-
tnm Schwaben in viele kleine Gebiete aufgelöst, deren Herren die Verwirrung und
Unordnung im Lande benützten, um ihre eigene Macht zu vergrößern und sich
unabhängig zu machen.
Vor allen wußten die Grafen von Württemberg durch weise Spar-
samkeit. reiche Heiraten, kluae Ausnützuuq der Zeitverhältnisse und durch Mutans
von Gütern 6enach'bar?er "öder untergehender Geschlechter ihre Macht und ihr An-
sehen unter den schwäbischen Fürsten zu heben.
Die Stammburg unseres Regentenhauses „Württemberg" stand
noch bis zum Jahre 1818 auf dem zwischen Eßlingen und Cannstatt
sich erhebenden Rotenberg, dem westlichen Ausläufer des Schur-
Waldes. Woher der Name, der in den ältesten Zeiten Wirtineberg oder
Wirtemberg geschrieben wurde, kommt, ist nicht mit Sicherheit festzustellen;
nur das ist gewiß, daß eiu Konrad von Beutelsbach auf dem Roten-
berg eine Burg „Wirtineberg" hatte, deren Erbauer er wohl selbst ist.
Die Kapelle der Burg wurde im Jahre 1083 durch Bischof Adalbert
von Worms eingeweiht. In einer Urkunde vom Jahre 1092 wird als
Besitzer der Burg Konrad von Wirtenberg genannt. Einer seiner Enkel,
Ludwig (1135—1158), ist der
erste, der Graf war.
Die eigentliche Geschichte
Württembergs beginnt jedoch
erst mit Graf Ulrich I mit
dem Daumen (1241--1265).
Er wird auch „der Stifter"
genannt, weil er das Stift
Beutelsbach, das Erbbegräbnis
seiner Familie, wieder herge-
stellt haben soll. Seine Be-
fitzungen bestanden aus dem
Schlosse auf dem Rotenberg,
aus den Gebieten von Cann-
statt, Stuttgart, Schorndorf,
Beutelsbach, Neckarrems und
Leonberg. Als ein Fürst von
ausgezeichneter Geistes- und
Thatkraft wußte er die Zeit-
umstände zur V er große-
ruu g seiner Macht und seines
Besitzes, wenn auch uicht immer
mit ehrlichen Mitteln, trefflich Ulrich I, der Stifter,
zu benützen.
Infolge seiner berechnenden Klugheit hielt er es immer mit der Partei, die
ihn für seine Hilfeleistung am besten entschädigte. Als das hohenstaufifche Gefchlecht
fernem Untergange entgegeneilte und nicht mehr viel zu verschenken hatte, wurde er
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_von_Beutelsbach Konrad Konrad_von_Wirtenberg Konrad Ludwig_( Ludwig Ulrich_I Ulrich_I
_ 4 —
Auf dem Bodensee und aus dem Neckar wird Schis fahrt getrieben.
Bis zum Jahre 1899 wurden der Neckar und die größeren Schwarz-
Waldflüsse noch mit Klößen befahren.
Für die Mitdung des Volkes wird umfassende Sorge getragen.
In fast allen Orten des Landes sind Volksschulen, in vielen Städten
außerdem Mittel- (Bürger-), Latein- und Realschulen, höhere
^ ö ch t e r s ch u l e n, Seminare für Lehrer und Lehrerinnen, 6 niedere
theologische Seminare (4 evangelische und 2 katholische), ein katholisches
Pr i e st erse minar, 1 Universität, 1 technische Hochschule (Poll)-
techniknm), 1 Baugewerk-, 1 Tierarznei- und mehrere M it s i k-
s ch u l e u, darunter das Konservatorium, 1 landwirtschaftliche Akademi e,
4 Ackerb auschuleu, verschiedene Handels- und Franenar beits-
schulen, H a n s h a l t u u g s s ch u l e u, Blinde u- und Taub st u in ni e n-
an st alten u. s. f.
Der Kchwardald.
Der Schwarzwald ist ein Gebirge. Er liegt an der Westgrenze
von Württemberg und hat seinen Namen von den düstern Tannenwäldern,
mit denen er bewachsen ist. Er wird begrenzt im Osten von der Hoch-
ebene von Oberschwaben, von der Alb und von dem Ebenen- und Hügel-
land vou Niederschwaben und Franken, im Norden von der Pfinz und
im Westeu und Süden von dem Rheinthale.
/ Der Schwarzwald ist von Basel bis Durlach 170 km lang. Seine
mittlere Amte beträgt 45 km und sein Alächeninhalt 90 Quadratmeilen
(etwa 495 Ocx^ ha). Sein Abfall ist gegen Westen, dem Rheinthale zu,
sehr steil; gegen Norden und Osten verflacht er sich allmählich.
^Die höchsten Merge des Schwarzwaldes befinden sich in seinem
südlichen Teile, welcher höher ist als der nördliche. Es sind der Feldberg
(1495 m), der Selchen, der Blauen u. a. m.; die höchsten Punkte des
nördlichen Schwarzwaldes sind die badische Hornisgrinde (1l63 m)
mit dem württembergischen Katze nkops (1151 m) und der Kniebis bei
Freudenstadt. Auf der Horuisgrinde hat man eine prachtvolle Aussicht.
Das Gestein des Schwarzwaldes ist Granit und Gneis und oben ans diesem
roter und bunter Sandstein. Der Schwarzwald ist ein Urgebirge. Der bnnte
Sandstein bei Neuenbürg liefert Eisenerz; bei Flnorn und Dornhan findet sich im
Muschelkalk Bohnerz. Diese Erze wurden früher in dem Hochofen zu Friedrichsthal
verschmelzt und zu Sichelu, Sensen, Pfannen u. dergl. verarbeitet.
^ Verschiedene Mineralquellen entspringen auf dem Gebirge. Auf
dem württembergischen Schwarzwalde sind die wichtigsten: Wildbad,
T ei nach und Liebenzell; im badischen Teil Baden-Baden und
R i p p o l d s a u.
Die Luft des Schwarzwaldes ist rein, sehr gesund und stärkend
(Luftkurorte), oft auch sehr scharf und kühl. Es wehen häufig starke Winde.
Der Wiuter dauert vou November bis Mai und ist sehr schneereich. Die Ernte
ist 8—14 Tage später als in Niederschwaben. Wein und Obst giebt es auf der Hoch-
fläche des Gebirges nicht, dagegen an den niederen Bergabhängen und in den einzelnen
Thälern. Diese sind weniger rauh und kalt, ja im Sommer herrscht in manchen der-
selben, besonders in den dem Rheine zugekehrten, drückende Hitze. In denselben gedeihen
Wein, Mandeln und zahme Kastanien.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
] 1 —
Die Aiii.
Von Südwesten nach Nordosten zieht mitten durch Württemberg die
M. Sie beginnt mit dem Dreifaltigkeitsberge bei Spaichingen und
endet mit dem Jpf bei Bopfingen. Die Entfernung dieser beiden Berge
von einander, also die Länge der Alb, beträgt 160 km. Ihre Breite
wechselt zwischen 30—40 km. Ihr Itächeninkatt beträgt 100 Quadrat-
meileu (etwa 550 0cnkha). -
Sie wird begrenzt im Nordwesten von dem Ebenen- und Hügel-
-lande von Niederschwaben und Franken, im Südosten von der Hochebene
von Oberschwaben. Ihr Abfall' ist gegen das Neckarthal (gegen Nieder-
schwaben) sehr steil, gegen Oberschwaben verflacht sie sich allmählich. Wenn
man die Alb erstiegen hat, befindet man sich auf einer weiten, wellen-
förmigen Hochfläche.
Den Steilabfall bilden stattliche, weithin sichtbare Merge, welche
man Bor berge der Alb nennt. Die bedeutendsten derselben sind: der
Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen (982 m), der Lemberg bei
Gosheim, der höchste Punkt der Alb (1014 in), der Oberhohenberg
bei Deilingen (1010 m), der Plettenberg (1004 m), der Schafberg
(998 m) und die Lochen (964 m) bei Balingen, der Hohenzollern bei
Hechingen (855 m), der Farrenberg bei Wössingen (794 m) der Roß-
berg bei Gönningen (873 m), die Achalm bei Reutlingen (705 m), der
Hohen Neuffen bei Neuffen (742 m), die Teck bei Kirchheim (774 m),
der Hohenstaufen bei Göppingen (683 m), der Rechberg (706 m)
und der Stnif en (756 m) bei Gmünd, der Rosen st ein bei Heubach
(698 m) und der Jpf bei Bopfingen (667 m).
Die Gipfel mehrerer dieser Berge waren früher mit Burgen geschmückt. Auf
dem Hohenstaufen stand das Stammschloß der berühmtesten Kaiser Deutschlands,
der Hohenstaufen. Anf dem Hohenzollern, der Wiege des jetzigen Kaiserhauses,
erhebt sich majestätisch die in den Jahren 1850—56 neuerbaute Burg Hohenzollern. Auf
der Achalm, dem Hoheu-Neuffen, der Teck und dem Rechberg, sowie auf dem Hohen-
stansen finden sich nur noch Überreste der früheren Schlöffer.
Die schwäbische Alb zerfällt in 6 Sauptteite. Dieselben sind:
1. Der Heuberg, zwischen Prim und Eyach.
2. Die Hardt, zwischen Beera und Schmiecha.
3. Die rauhe Alb, bis zur Bahnlinie Geislingen—ulm.
4. Das Hochstraß, zwischen Donau, Blau und Schmiecheu.
5. Der Aalbuch, bis zur Brenz und zum Kocher.
6. Das H ä r d t f e l d , bis zur Eger.
Die Gesteinsart der Alb ist Jurakalk. (Unterer oder schwarzer, mittlerer
oder brauuer und oberer oder weißer Jura.) Die Alb ist ein Flötzgebirge.
In dem Gestein finden sich nicht nur viele Versteinerungen — Ammoniten (sogen.
Ammonshörner), Belemniten, Muscheln, Schnecken, Fische, Saurier (Riesen-Eidechsen)
u. s. f. — sondern auch eine größere Anzahl von Höhlen. Manche derselben sind
teilweise mit Wasser gefüllt, welches durch das löcherige Gestein durchsickert, wie die
Friedrt cf)§hö hle bei Halingen und die Falkenjtet nerhöhlebei Urach; andere
zeichnen sich durch prächtige Tropfsteinbildungen aus, wie die Nebelhöble bei
Psulliugeu, die Karischöhle bei Erpfingen, die Olgahöhle bei Hönau, die Linken-
boldshlchle bei Onstmettingen, die Ch arlo ttenh ö hle bei H'ürben, die Guten-
berger Höhle u. a. m. Auch findet sich in dein Gestein etwas'eisen-und Bohnere
l
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
25 —
Heere von 14 00v Mann, das ihm Oberst Phil. Heinr. Rieger auf die
gewaltthätigste Weise zusammengebracht hatte, gegen Preußen teilnahm.
Diese Armee wurde nun auch nach dem Kriege zum großen Verdruß
der Landschaft und des Volkes beibehalten und kostete viel Geld.
Unwürdige Räte, Montmartin, Wittleder u. a. m., scheuten
sich, um das nötige Geld aufzubringen, auch vor den verwerflichsten
Mitteln nicht. Die Landschaftskasse wurde mit Gewalt weggenommen
und der fromme Landschaftskonsuleut Joh. Jak. Moser, welcher
sich dem widersetzte, auf Hohen twi el fünf Jahre lang gefangen ge-
setzt. (Ev. Lesebuch Ii, Nr. 188).
Verfassungswidrige Steuern wurden dem Volke auferlegt, der Taba k-
und Salzverkauf sowie die Münze wurden verpachtet; das Lotteriespiel
wurde eingeführt und die Unterthanen zur Teilnahme daran gezwungen; der
Dien st Handel wurde auf die schamloseste Weise betrieben. Jedes Amt konnte
man um Geld kaufen. Die Unzufriedenheit mit der Regierung des Herzogs wurde
endlich so groß, daß das Land sich beim Kaiser beschwerte, aus dessen Betreiben
1770 ein Vergleich zu staude kam, nach welchem Karl sein Heer aus 4000 Mann
verminderte, auch seine sonstigen Ausgaben beschränkte und die alten Rechte und
Freiheiten des Landes wieder herstellte.
In seinem 50. Jahre ging eine gänzliche Veränderung mit
ihm vor. In einer Bekanntmachung, welche von allen Kanzeln verlesen
wurde, legte er ein reumütiges Bekenntnis seiner Fehler ab und
versprach eine bessere Zukunft. Zu dieser Sinnesänderung trug feine
zweite Gemahlin Franziska viel bei. Sie suchte seinen Sinn für Volks-
bildung und Volkswohl zu nähren und ist dadurch, wie durch ihre Frei-
gebigkeit gegen die Armen, eine Wohlthäterin für Württemberg geworden.
Karl richtete jetzt seinen
ganzen Eifer auf das Er-
ziehuugsweseu und die
Pflege der Wissenschaft.
Im Jahre 1770 hatte er auf
der Solitüde ein Waisenhaus
für Soldatenkinder errichtet,
das aber schon innerhalb zwei
Jahren sich zu einer Akademie
erweiterte, die 17 7 5 nach Stutt-
gart verlegt und nochmals
erweitert, „hohe Karls-
schule" genannt und vom
Kaiser 1781 zur Universität
erhoben wurde. Dieselbe er-
hielt bald auch im Auslande
einen großen Ruf. Jünglinge
aus fast allen Ländern Euro-
Pas suchten hier ihre Bildung.
;,i: Friedrich Schiller, der
Bildhauer Dannecker und viele
andere berühmte Männer, Ge-
lehrte, Künstler, Geschäftsmänner
und Krieger waren Schüler der- Herzog Karl Laugen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Rieger Moser Karl Karl Franziska Karl Karl Friedrich_Schiller Friedrich Dannecker Karl Karl
19 —
7. Di e Ellwang er Berge zwischen der Bühler und oberen Jagst.
Hohenberg 569 in. S ch ö n enb erg 516 m. Burg berg 534 m.
8. Di e Hohenloher Ebene nördlich von den Waldenburger- Lim-
purger- und Ellwanger Bergen.
9. Der Taubergrund, die Gegend von Creglingen bis Tauberbischofsheim.
Welches sind die Ebenen links und rechts vom Neckar? Welche Hngelznge
finden sich auf der westlichen, welche auf der östlichen Hülste?
Während die Berge des Schwarzwaldes aus Granit, Gneis und rotem Sand-
stein und die der Alb aus Jurakalk gebildet sind, besteht das Gestein der Berge und
Hügelzüge des Ebenen- und Hügellandes größtenteils aus Keuper (Keupermergel
und Leberkies, und Keupersaudstein mit Gipslagern). Der Flächengürtel zwischen
Alb und Neckar, ein Teil des Schur- und Welzheimerwaldes, Schönbuch und Filder
zeigen uns schwarzen Jura oder Lias (Liassaudstein, der Eisenerz enthält,
Liaskalk und Liasfchiefer; dieser mit versteinerten Fischeidechsen ?c.). Das
Gestein im oberen und unteren Gäu, im Enz- und unteren Neckarthale (von Cann-
statt an), sowie im Hohenloheschen und Fränkischen ist Muschelkalk, so genannt,
weil in demselben viele Versteinerungen vorkommen.
In den Ebenen Niederschwabens sind große und gesegnete Arucht-
fetder; in den Thälern und an den Thalabhängen giebt es reiche Obst-
gärten und Weinberge. Das Hügelland erzeugt sehr viel Kotz. Der
Schönbuch hat besonders Laubholz, der Welzh eimerwald Haupt-
sächlich Nadelholz. In der Erde findet man Satz, vornehmlich bei
Heilbronn, Kochendorf, Clemenshall, Niedernhall, Schwenningen, Sulz
und Rottenmünster.
Wein wird gebaut im mittleren und unteren Neckarthal und in
seinen Neben thälern, sowie im Tauberthal. Die besten Weine
sind die von Uhlbach, Untertürkheim, Eßlingen, Fellbach,
Schnaith, Besigheim, Mundelsheim, Lauffeu, Heilbronn,
Weinsberg, Neckarsulm und Markelsheim.
Auch hat das Ebenen- und Hügelland bedeutende Mineratqnelten.
Schwefelquellen sind zu Boll und Sebastiansweiler. Sauerquellen
sind in Niedernau, Jmnau, Cannstatt, Berg, Göppingen und Mergentheim.
Zwischen dem Schwarzwald, der Alb und dem Welzheimerwald
wohnen die Aiederschwaben. In der Hohenloher Ebene sowie im
Taubergrund wohnen die Iranken. Die Bevölkerung beträgt über
eine Million Seelen. Nenn Zehntel derselben sind evangelisch, und
ungefähr ein Zehntel ist katholisch. Die Leute beschäftigen sich mit
Acker- Obst- und Weinbau, mit der Verarbeitung von Wolle und
Baumwolle, Leder und Leinwand. Gewerbe finden sich hauptsächlich in
den Städten; Viehzucht, Acker- und Weinbau werden mehr von der Land-
bevölkerung getrieben. Jedoch gewinnt die F abrikth äti gkei t immer
größere Ausdehnung.
Große Baumwollspinnereien sind in Brühl-Eßlingen, Unterboihingen-
Nürtingen, Kuchen-Geislingen, Unterhausen-Pfullingen, Reichenbach-Göppingen u. a. O.
Die größten Wollspinnereien sind in Eßlingen, Bietigheim, Öthlingen-Kirchheim,
Salach-Göppingen. Viele Gerber sind in Backnang, Reutlingen, Göppingen, Kün-
zelsan u. a. O. Gold- und Silberfabriken haben Gmünd, Stuttgart, Heilbronn.
Ire bedeutendsten Hrte sind:
1. Im Neckarthale: 3
Schwenningen, großes Pfarrdorf mit über 1^000 Einw. Uhren-
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Infolge seiner Beteiligung an dem Kriege Österreichs, Rußlands
und Englands (1799—1801) gegen Frankreich hatte er nicht nur
sehr große Lieferungen und Kriegssteuern an seine eigenen Bundesgenossen
zu leisten, auch die eindringenden Feinde bürdeten dem Lande ungeheure
Lasten auf. Durch Verrat fiel die Feste Hoheutwiel (1800) in die
Hände der Franzosen, die sämtliche Werke schleiften. Durch den Frieden
von Luvte Dille (1801) wurde dem Herzog die Grafschaft Mömpelgard
samt den linksrheinischen Besitzungen weggenommen; aber die Regens-
burger Beschlüsse brachten ihm (1803) neben der Kurfürsten-
würde eine mindestens doppelte Entschädigung an Land und freien
Reichsstädten („Neuwürttemberg"), nämlich die Probstei Ellwangen, die
Abtei Zwiefalten, die Stifte und Klöster Comburg, Oberstenfeld, Rottenmünster,
Heiligkreuzthal, Margrethaufen, Schönthal und Dürreumettstetten, ferner die Reichs-
städte Weil, Reutlingen, Eßlingen und Rottweil, Giengen a. 23., Aalen, Gmünd
Hall und Heilbronn, zusammen 40 Ouadratmeilen mit etwa 125 000 Einwohnern.
Der Kriegsfchadeu, welchen Württemberg von 1792—1801 erlitten hatte, belief sich
auf etwa 70 Mill. Mark.
Im Jahre 1805 brach ein neuer Krieg zwischen Frankreich und
Österreich aus, in welchem der Kurfürst unbeteiligt bleiben wollte. Allein die
Erklärung Napoleons im Schloß in Ludwigsburg: „Wer nicht für mich ist, der ist
wider mich!" ließ ihm keine andere Wahl, als sich Napoleon mit 8000 Maun anzu-
schließen. Dessen Siege bei Ulm und Austerlitz und der F r i e d e von P r e ß b u r g
(1805), mit welchem das deutsche Reich thatfächlich aufhörte, brachten dafür dem
Lande auch eine namhafte Gebietserweiterung und dem Fürsten die
Königs kröne. Württemberg erhielt die Grafschaft Hohenberg, die Landvogtei
Altdorf (Weingarten), die Landgrasschaft Nellenbnrg, Stadt und Herrschaft Ehingen
und die Donanstädte Munderkingen, Riedlingen, Mengen, Saulgau, die jetzt
badischen Städte Villingen und Bräunungen und die Herrschaft Triberg, die
Grafschaft Bouudorf, die Ämter Gnndelsheim, Heilbronn, Heuchlingen, Neckarsulm
und viele Rittergüter mit zusammen 150000 Einwohnern.
3. Württemverg ats Königreich (seit 1806).
Friedrich l (1806—1816). Die Freude über die dem Volke am
1. Januar 1806 feierlich verkündigte Annahme der Königswürde wurde
verbittert durch die Aufhebung der alten Landesverfassung und der
Landstände. Das Kirchengut wurde eingezogen, Neuwürttemberg mit
Altwürttemberg vereinigt und durch sechs Ministerien verwaltet; das
ganze Königreich wurde iu 12 Kreise eingeteilt und dem katholischen
Glaubensbekenntnis gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt.
Das Volk hatte von da an unter des Königs Willkür und Härte, unter
rücksichtslosen Truppenaushebungen, erhöhten Steuern und drückenden
Jagdfronen schwer zu leiden. Doch brachte er andererseits Ordnung und
Klarheit in den Staatshaushalt und rottete alte Mißbräuche aus; auch
verdanken wir diesem willensstarken, thatkräftigen Fürsten nicht allein
die Erhaltung sondern auch die Vergrößerung Württembergs in diesen
schweren Kriegszeiten.
Durch die Stiftung des Rheinbundes (1806), zu dessen
Beschützer sich Napoleon aufwarf und dem auch Friedrich beitrat, wurde
das deutsche Reich nach looojährigem Bestände aufgelöst. Friedrich
mußte Napoleon 12 000 Soldaten stellen und erhielt dafür aufs neue
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Extrahierte Personennamen: Württemberg_von_1792—1801 Napoleons Napoleon Württemberg Württemverg Friedrich Friedrich Altwürttemberg Napoleon Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon