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1. Theil 4 - S. 225

1880 - Stuttgart : Heitz
Bekämpfung durch die Oestreicher und Franzosen. 225 wurde, bis nach der Unterwerfung Oberitaliens unter Oestreich der volkstümliche Mazzini, das längst anerkannte Haupt des „jungen Italiens", mit neuen Vchaaren nach Rom kam und den demokratischen Enthusiasmus aufs höchste zu steigern wußte. Rom sollte als Bollwerk der italienischen Freiheit behauptet und von da aus ganz Italien wieder revolutionirt werden. Da vereinigten sich die europäischen Mächte zur Wiedereinsetzung des Papstes in seine verlorene Gewalt: Oestreicher, Neapolitaner und selbst ein Heer der französischen Republik unter dem Oberbefehl des Generals Oudiuot rückten gegen Rom heran und letzterer schickte sich nach vergeblichen Unterhandlungen mit der republikanischen Regierung sofort an, die Stadt zu erstürmen. Ein erster Angriff mißlang und Ondinot zog sich aus Meer zurück, um Verstärkungen abzuwarten, während dessen Garibaldi die Neapolitaner au^ dem Kirchenstaat zurückschlug. Bald aber rückte Oudiuot mit seiner ganzen Expeditionsarmee zu einem neuen Sturm heran, und obwohl die Römer sich tapfer und geschickt vertheidigten, so wurde doch die Stadt genommen, und Garibaldi, Mazzini nebst ihren thätigsten Anhängern mußten die Flucht ergreifen (3. Juli 1849). Die Aber sein Corps zerstreute sich bei dem Anrücken der Oestreicher und Garibaldi mußte, nur von wenigen Getreuen begleitet, fliehen. Im November trat er im Toscanischen wieder auf und rief neue Frei-schaaren zusammen, welche er nach Rom führte. Siegreich focht er hier gegen Franzosen und Neapolitaner; als aber Rom gefallen war, entwich er mit seiner Schaar und unternahm kühne Streifzüge nach dem Toscanischen, auf welchen ihn sein heldenmüthiges Weib Anita Loreta, welche er in Amerika geheirathet hatte und die ihm schon früher in seinen dortigen Feldzügen gegen Rosas eine treue Gefährtin gewesen war, begleitete. Am 31. Juli 1849 bei Monte Maggiore von den Oestreichern überfallen, rettete er sich in die Apenninen. ‘ Sein Versuch, auf vereinzelten Fahrzeugen durch das östreichische Blockadegeschwader nach Venedig zu entkommen, scheiterte; er begab sich, nachdem sein treues Weib zuvor in einer Bauernhütte am Meeresstrande den Strapazen erlegen war, von Ancona nach Genua. Der Aufenthalt in Tunis, wohin er auswandern wollte, wurde ihm verweigert; hierauf lebte er eine Zeitlang auf der kleinen Insel Maddalena an der Nordküste Sardiniens, dann nöthigte ihn die Regierung, sich nach Gibraltar zu begeben, und auch hier nicht aufgenommen, ging er nach Marokko. Endlich schiffte er sich wieder nach Nordamerika, ein und lebte in den- Vereinigten Staaten theils von dem Gewinn seiner Betheiligung an einer Kerzenfabrik, theils von Küstenschifffahrt. Später hielt er sich in Peru auf. 1854 kehrte er nach Europa zurück und lebte bis 1858 mit Landwirthschast beschäftigt auf der kleinen Jiisel Caprera. Der Ausbruch des Krieges zwischen Oestreich und Sardinien führte ihn wieder auf den Waffenschauplatz zurück; er wurde zum sardinischen General und Anführer eines Freicorps ernannt. Weltgeschichte für Töchter. Iv. 16. Aufl. 15

2. Theil 4 - S. 102

1880 - Stuttgart : Heitz
102 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. dem verbündeten Heere: „Der wichtige Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt, bereitet euch zum Streite! Russen, Preußen, Obstreicher, ihr kämpft für eine Sache! kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit eurer Staaten, für die Unsterblichkeit eurer Namen — Alle für Einen! Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen männlichen Rufe eröffnet den heiligen Kampf! Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stunde und der Sieg ist euer!" Am 16. October begann die gewaltige Schlacht, in welcher die Völker, die von den fernen Grenzen Asiens, von dem mittelländischen und vom atlantischen Ocean herangezogen waren, auf einem Punkte zusammentrafen, um über das Schicksal Europas endlich die blutige Entscheidung herbeizuführen; mit Recht wird sie daher die Völkerschlacht bei Leipzig genannt. Die hart bedrohte Stadt, welche den Mittelpunkt dieser großen kriegerischen Handlung bildete, hörte drei Tage hindurch den Donner, welcher aus 1400 Feuerschlünden dröhnte. Auf drei Seiten zugleich entbrannte der fürchterliche Kampf: das große Heer der Verbündeten kämpfte im Südosten der Stadt bei Wachau u. f. w., ein anderer Theil gegen Bertrand im Westen von Leipzig bei L i n d e n a n, Blücher endlich schlug im Norden eine besondere Schlacht bei Möckern. Mit unerhörter Anstrengung und rühmlichem Heldenmuth wurde von beiden Seiten der Kampf geführt, und niemand soll den Franzosen den wohlverdienten Ruhm schmälern, welchen sie durch ihre Tapferkeit und ihre Ausdauer auch bei Leipzig bewiesen haben. Am. Nachmittag des 16. October schien es, als sei der Kampf zu ihren Gunsten entschieden und schon hatte Napoleon eine Siegesbotschaft an den König von Sachsen geschickt; aber es zeigte sich bald, daß er zu zeitig triumphirt hatte, und als sich die Sonne neigte, standen die Heere bei Wachau fast eben so wie bei dem Beginn des furchtbaren Kampfes, wogegen Blücher bei Möckern die größten Vortheile erfochten hatte. Dort hatten die Preußen, besonders die York'sche Abtheilung, dm blutigsten Kamps des ganzen Krieges zu bestehen; dreimal mußten sie das Dorf.im Sturm nehmen und dreimal wurde es ihnen wieder entrissen, aber zuletzt behielten sie dennoch den Sieg, welcher freilich durch den Tod einer ungemein großen Anzahl muthiger Jünglinge und Männer erkauft war. — Am 17. October versuchte Napoleon noch einmal, die Oestreich er durch lockende Versprechungen zum Abfall von den Verbündeten zu bestimmen; aber der Kaiser Franz wollte davon

3. Theil 2 - S. 142

1880 - Stuttgart : Heitz
142 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. Ausbildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel überhaupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und gerade die wildesten nach dem heiligen Lande und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größern Reichthnme, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalsi hervorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freundschaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Genueser und Pisaner wurden zwar auch von den Griechen begünstigt, aber die Venetianer behielten doch eine Zeitlang das Uebergewicht. Eben solche Freiheiten erhielten die Venetianer in den von den Kreuzfahrern eroberten Ländern in Asien, so daß jene Zeit für sie eine recht eigentlich goldene war. Ihre Handelsschiffe bedeckten alle Theile des mittelländischen Meeres, und indem sie für schweres Geld Pilgrime von Frankreich und Italien nach Palästina übersetzten und dafür die Produkte Asiens zurückführten, verdienten sie ansehnliche Summen. Um nun den Handel mit dem Morgenlande bequemer treiben zu können, legten sie bei Constantinopel, auf Candia, Corfu, Morea und an andern Küsten Colonien an; sie befuhren das schwarze Meer, erbauten eine Stadt an der Mündung des Don, das jetzige Asow, und holten von hier die Waaren, die dahin aus dem mittleren Asien auf Kameelen gebracht

4. Theil 2 - S. 282

1880 - Stuttgart : Heitz
282 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt. Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage, was er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Und dies geschieht noch bis heute. Diese beiden Prinzen find noch darum merkwürdig, weil von ihnen die beiden noch jetzt regierenden sächsischen Linien abstammen: das erixeftinifche und das albertinische Haus. Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr gethan als zugeschaut, und hat so den Namen des Kaisers 54 Jahre geführt, bis er 1493 starb. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund (1467—77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der oben bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp hatte noch 37 Jahre nach der Verbrennung jenes Mädchens (bis 1467) gelebt und galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und Bourgogne in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hansgeräthe und den künstlichsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb. Täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, mit edlen Weinen gefüllt. Alle feine Länder und Reichthümer hatte fein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht feine Herzensgüte. Karl war ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der zwar nur 10 Jahre regiert hat, aber in dieser Zeit nie zur Ruhe gekommen ist, weil er, wie die Reichen so oft, statt das ihm verliehene Glück froh zu genießen, sich an feinen Schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihm, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte

5. Theil 2 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. jetzt sieht man auf manchen alten Schlössern und in Kunstkammern die großen Humpen und Deckelgläser, aus denen unsere Vorfahren tranken. Sie sind manchmal so groß, daß sie mehrere Liter enthalten, und wurden doch wohl mehrmals geleert, besonders wenn es viele Gesundheiten zu trinken gab. Manche hatten wohl im Glase gewisse Abtheilungen, und bei jeder Gesundheit wurde ein Sprosse weiter getrunken; daher auch wohl das Sprüchwort entstanden sein mag; „Er hat einen Sparren zu viel im Kopf." — Daß es aber auch mitunter kreuzbrave, fromme und mäßige Ritter gab, ist nicht zu leugnen; nur war bei der allgemeinen Hinneigung des Zeitalters zur Ungebundenheit nicht zu verwundern, daß jede Leidenschaft stärker hervortrat. Da damals die Obrigkeiten noch nicht so genau auf die Einzelnen Acht gaben, so konnten auch die Ritter thun, was sie wollten. Bei der kleinsten Veranlassung fielen sie übereinander her, nahmen einander gefangen, warfen den gefangenen Feind ins enge Burgverließ, aus dem Mancher nie wieder befreit wurde, oder thaten einander sonst allen möglichen Schaden. Kurz, jeder suchte sich selbst zu helfen. Das nennt man das Faust recht, und so viele Mühe sich auch einsichtsvolle Kaiser gaben, es abzuschaffen, so vermochten sie doch nicht die gesetzliche Ordnung eher herzustellen, als zu Ende des 15. Jahrhunderts. Es gab Ritter, die ein eigenes Gewerbe daraus machten, Andere zu berauben. Auf ihren Burgen oder auf hohen steinernen Thürmen, die sie sich auf irgend einer Anhöhe erbaut hatten, lauerten sie, bis sie einen friedlichen Kaufmann oder einen andern Ritter des Weges ziehen sahen. Dann stürzten sie herzu, überfielen den Wehrlosen und führten die Beute auf ihre Burg, auf deren Festigkeit sie trotzten. Solche Ritter wurden Raubritter genannt. Manche solche Raubnester sind jetzt noch in wilden Ruinen zu sehen. Dadurch wurde alle Sicherheit gestört, und kaum wagte man in manchen Gegenden von einer Stadt zur andern ohne starke Bedeckung zu reisen. Doch ist dabei zu erinnern, daß dieser Unfug erst später stattfand (im 11. bis 13. Jahrhundert) und nicht unter allen Kaisern gleich arg war. Eine schönere Richtung hatte das Ritterwesen in Frankreich genommen, in Deutschland erhielt dieselbe dann auch Eingang. Dort hatten Dichter schon früh die Thaten der großen Helden, die im Kampfe mit Ungeheuern oder Sarazenen oder Räubern Ruhm erworben hatten, besungen und diese Thaten ins Uebertriebene ausgemalt. Durch diese Gesänge entstand in dem Herzen der jungen

6. Theil 1 - S. 107

1880 - Stuttgart : Heitz
Krösus und Solon. 107 hinzufügen können, daß es schändlich sei, eines Unglücklichen zu spotten. Cyrus war nun Herr von Medien und zugleich von Persis. Nach diesem kleinen Ländchen nannte er nachher das ganze große Reich, welches er sich unterwarf, Persien. Er heißt also mit Recht der Stifter des persischen Reichs, welches über 200 Jahre sich erhalten hat. Er regierte von 560—529 v. Chr. In einer Folge glücklicher Kriege bezwang er alle benachbarten Völker und Länder: Assyrien, Babylonien, Kleinasien und andere, streifte bis an Aegyptens Grenze und drang bis an den Archipel vor. Ehe er das aber konnte, mußte er erst den König Krösus (Kroisos) von Lydien in Kleinasien bezwingen. Dieses Reich stand damals in der Blüthe seiner Macht; unermeßliche Schätze waren in der Königsburg zu Sardes aufgehäuft; Krösus konnte sich für den reichsten Mann seiner Zeit halten. Als er von Cyrus und seinen Fortschritten hörte, gedachte er, ihm Einhalt thun zu können. Bevor er aber den Krieg anfing, fragte er das delphische Orakel um Rath, ob er glücklich sein würde? Um den Apollo recht zu gewinnen, schickte er ihm übermäßige Geschenke, die uns einen Begriff von seinem ungeheuern Reichthums geben. Es waren 117 Goldplatten, so groß und dick wie Ziegelsteine, von denen jede über 2000 Thlr. werth war, ein goldener Löwe, ein großes goldenes und ein silbernes Trinkgeschirr, vier silberne Fässer, ein goldenes und silbernes Gießbecken, zwei goldene Schüsseln, eine goldene Bildsäule und das Halsband und der Gürtel seiner Frau. Außerdem opferte er ihm zu Hause auf einmal 3000 Stiere. Das Orakel antwortete ihm: „Wenn du die Perser angreifst, so wirst du ein großes Reich zu Grunde richten." Eine meisterhaft zweideutige Antwort; denn wer sagte ihm, ob das große Reich Persien oder Lydien sei? Aber Krösus merkte das nicht, sondern freute sich sehr, daß er Persien bezwingen werde. Er beschenkte in seiner Freude alle delphische Priester und fragte bei der Gelegenheit die Pythia: ob er sich lange in seiner Herrschaft behaupten würde? Auch hieraus antwortete sie ihm sehr zweideutig: „So lange, bis ein Maulthier einmal die Meder beherrscht." — „Nun," sprach er, „dann bin ich sicher; ein Maulthier wird doch nicht König von Medien werden?" — Aber das Orakel meinte den Cyrus, welcher der Sohn einer Mederin und eines Persers war, also mit einem Maulthiere verglichen werden konnte. Geschwind rüstete nun Krösus sein Heer und zog bis ins Land der Perser, Alles verwüstend.

7. Theil 1 - S. 138

1880 - Stuttgart : Heitz
138 Alte Geschichte. 2. Periode. Griechen. der Karte mir das Gebiet von Attika aufsuchen?" — „Warum nicht? hier ist es." — „Aber auch die Stadt Athen?" — „O ja, hieri" — „Wo stehen aber deine großen Landgüter?" — Alci-biades stutzte und sah ihn groß an. „Ja, die sind nicht da." — „So?" sagte Sokrates; „also bist du stolz auf dein Stückchen Land, das nicht einmal einen bemerkbaren Theil der Erde ausmacht? Wohin dachtest du doch, Alcibiades?" Dieser schlug die Augen nieder und prahlte in seiner Gegenwart nicht wieder. Als Alcibiades das erste Mal vor dem Volke auf öffentlichem Markte eine Rede halten sollte, gestand er dem Sokrates ein, er sei doch sehr ängstlich. „Würdest du dich wohl fürchten," antwortete ihm dieser, „mit einem Schuhmacher zu reden?" — „Behüte." — „Aber mit einem Kupferschmied?" — „Ei, eben so wenig!" — „Aber wohl mit einem Kaufmann?" — „Ich dächte gar!" — „Nun also," fuhr Sokrates fort; „sieh! aus solchen Leuten besteht das ganze Volk. Vor dem Einzelnen fürchtest du dich nicht und doch hast du Scheu vor ihnen, wenn sie versammelt sind!" Seine Schüler waren so begierig nach seinem Unterricht, daß weder weite Entfernung ihrer Wohnung, noch böses Wetter sie abhalten konnte, zu ihm zu kommen. Einer war darunter, Art-thifthenes, der alle Tage eine Meile zu ihm zur Stadt wanderte. Dieser Anthisthenes war ein sonderbarer Mensch; er setzte eine Ehre darein, sein Aenßeres ganz zu vernachlässigen, wusch sich selten und ging in einem zerrissenen Mantel einher. „Gewiß," dachte er, „werden die Leute nun denken, du seiest ein recht gelehrter und weiser Mann, der sich nicht die Mühe nimmt, auf solche Kleinigkeiten zu sehen." — Aber die Leute nannten ihn einen — Narren. Als Sokrates den guten Mann einst mit seinem zerlöcherten Mantel einherstolziren sah, rief er ihm schalkhaft zu: „Mein lieber Anthisthenes, ich sehe aus den Löchern deines Mantels deine Eitelkeit Herausgucken." — Anthisthenes hat späterhin selbst Schüler angenommen, welche die Nichtachtung alles äußern Anstandes noch weiter trieben und sich auf der Straße Alles erlaubten, was man sonst nur zu Hause thut. Man nannte diese Philosophen daher Cyniker oder hündische Philosophen. Ein anderer Schüler des Sokrates war Euklid es, nachher ein nicht unberühmter Philosoph. Er wohnte vier Meilen weit von Athen, doch kam er alle Wochen, um seinen geliebten Lehrer zu hören, und als einmal die Athener in einem Kriege bei Todes-

8. Theil 1 - S. 163

1880 - Stuttgart : Heitz
Coriolan. 163 wollen nicht!" hinein, und gleich war der Beschluß ungültig. — So war also der Friede wenigstens für einige Zeit wieder hergestellt. Ein großer Theil der Patricier war jedoch unwillig, daß die Plebejer jetzt Theil an der Regierung haben sollten und lauerten nur auf eine Gelegenheit, ihrem Unwillen Luft zu machen. Es lebte damals in Rom ein Patricier, C. Mar eins, der von der Eroberung der volskischen Stadt Corioli den Beinamen Corio-lanus führte. Vornehme Geburt, Reichthum und Kriegsruhm machten ihn so stolz, daß Wenige so glühend die Plebejer haßten wie er. Nun entstand um diese Zeit (489) eine große Hungersnoth in Rom. Das Volk fing an zu murren, schob alle Schuld auf die Patricier, und es verbreitete sich das Gerücht, daß diese Getreide genug in ihren Häusern hätten, es aber nicht herausgeben wollten. Einigermaßen beruhigte sich zwar das Volk, als der Senat einige Schiffe nach dem kornreichen Sicilien schickte und dort auf öffentliche Kosten Getreide aufkaufen ließ. Die Schiffe kamen reichbeladen zurück, und das Volk sah begierig der Austheilung entgegen. Nur wie man dabei verfahren wollte, darüber wurde noch im Senat berathschlagt. Die Vernünftigeren meinten, man solle das Korn dem armen Volke entweder ganz schenken, oder doch nur einen ganz geringen Preis setzen. Da sprang der stolze Coriolan unwillig auf und rief: „Will das Volk von unserm Getreide essen, so mag es auch uns dienen und die Tribunenwürde aufgeben. Gefällt es ihm bei uns nicht, so ziehe es aus; der heilige Berg und jeder andere steht ihm frei. Glaubt mir, nur Elend und Noth kann das Volk bei seiner Pflicht erhalten!" Diese Worte erfuhr das Volk bald wieder; es gerieth in Wuth, und wenig fehlte, daß es nicht die Versammlung gestürmt und den Coriolan zerfleischt hätte. Er wurde vor den Richterstuhl der Tribunen berufen und, da er nicht erschien, auf Betrieb der Plebejer aus Rom verbannt. Mit stolzem Selbstgefühl riß er sich aus den Armen seiner Mutter, seines Weibes und seiner Kinder und, furchtbare Drohungen ausstoßend, verließ er die Stadt. Dann begab er sich zu den Volskern, damals dem furchtbarsten Feinde der Römer, und bewog sie, den Römern den Krieg anzukündigen. Sie stellten ihn mit Freude an ihre Spitze. Alles ging, nach Wunsch; er nahm den Römern einen Platz nach dem andern weg, verheerte alle dem gemeinen Volke gehörenden Felder und rückte endlich selbst bis Rom vor. Die Römer erschraken; denn Alles

9. Theil 1 - S. 173

1880 - Stuttgart : Heitz
Gallier in Rom. Camillus. 173 jeder gemeine Soldat seinen Antheil an der Beute bekommen hatte. Ja, seine Feinde waren so weit gegangen, daß sie ihn förmlich vor dem Volke verklagt hatten, welches durch seinen Stolz schon gegen ihn erbittert war. Camillus hatte eingesehen, daß er gewiß verbannt werden würde, und daher den Gerichtstag nicht erst abgewartet, sondern war freiwillig nach Ardea in die Verbannung gegangen, indem er die Götter bat, sie möchten doch verleihen, daß die Römer recht bald bereuten, ihn so undankbar behandelt zu haben. Dieser Wunsch nun schien jetzt schon in Erfüllung gehen zu sollen. Er munterte die Ardeaten auf, die Waffen zu ergreifen, führte sie einmal in einer dunkeln Nacht auf einen Haufen Gallier los, als diese sorglos im tiefsten Schlafe lagen, und hieb fast alle nieder. Das Gerücht von diesem Siege verbreitete sich schnell in der ganzen umliegenden Gegend, und nun kam eine Menge der geflüchteten Römer herbei und bat ihn, er möchte sie doch auch anführen gegen den Feind. „Nein, liebe Landsleute," antwortete er ihnen, „das kann ich nicht ohne die Erlaubniß des Senats thun." — „Aber," erwiederten sie, „wenn es nun der Senat erlaubt?" — „Ja," sagte Camillus, „dann könnt ihr auf mich rechnen." — Nur war die Schwierigkeit die, wie man den Willen des Senats erfahren könnte; denn der war ja auf dem Capitol eingeschlossen. Endlich fand sich ein Mann, der die Botschaft zu übernehmen versprach. Er kannte in und um Rom alle Wege, und wußte, daß die Gallier nur die Ausgänge zum Capitol besetzt hatten; aber da wo der Berg steil war, stand keine Wache, weil sie da jeden Ausweg für unmöglich hielten. Jener treue Bote aber schwamm in einer dunkeln Nacht über den Fluß, die Tiber, schlich sich durch die öden Gassen bis an den Fuß des Capitols und kletterte die Felswand hinan. Glücklich kam er bis an die Schildwache, die ihn einließ; er richtete seinen Auftrag aus, der Senat bewilligte Alles, ernannte den Camillus gar zum Dictator, und noch in derselben Nacht kehrte der Bote auf demselben Wege zurück. Aber am andern Tage bemerkten die Gallier die Spuren menschlicher Fußtritte in dem Rasen, der die Felswand bedeckte. „Wenn da Jemand hat hinaufklettern können," dachten sie, „so wird es für uns auch nicht unmöglich sein!" — und eine Schaar ausgesuchter Leute machte sich in einer der folgenden Nächte auf, um von dieser Seite das Capitol zu überfallen. Sie erreichten glücklich die Höhe; nur über die letzte Mauer brauchten sie noch zu klettern. Sie horchten, ob oben Jemand Wache stände. — Alles

10. Theil 1 - S. 175

1880 - Stuttgart : Heitz
Gallier in Rom. Camillus. 175 Mann an die Wage, den die Römer sogleich für — Camill erkannten. „Was giebt es hier?" fragte er schnell, und da er den Zusammenhang der Sache erfahren hatte, rief er: „Fort mit dem Golde! Zurück damit aufs Capitol! Die Römer, ihr Gallier, erkaufen ihre Freiheit nicht mit Golde, sondern mit Eisen! Heraus mit den Schwertern!" — Brennns wollte nun noch viel reden und meinte, der Vertrag sei ja einmal abgeschlossen und er wolle ja mit dem Golde zufrieden sein; aber Camill erklärte, ohne ihn, dm Dictator, sei kein Vertrag gültig, winkte seiner mitgebrachten Schaar, hieb auf die Gallier ein und drängte sie fechtend aus Rom hinaus. Die Römer vom Capitol eilten nun auch herbei und schlugen wacker darauf los, und bald war kein Gallier mehr weder in Rom, noch in der Umgegend zu sehen. Auf dem Rückwege erlitten sie eine zweite Niederlage, bei der Brennus gefangen genommen wurde. Er wurde in Rom hingerichtet, indem man ihm die Worte: „Wehe dem Besiegten!" höhnisch zurief. Ergrimmt kehrten die Gallier in ihr Land zurück und hatten keine Lust wieder nach Rom zu kommen. Camill hielt nun einen herrlichen Triumph. Er stand, so war es gewöhnlich, auf einem zweirädrigen Wagen, den vier weiße Pferde zogen, war bekränzt mit Palmenzweigen, vor ihm her ging schallende Musik, hinter ihm schritten alle die Römer, welche sich in die benachbarten Städte geflüchtet hatten, her, auch die Priester mit den Bildsäulen der Götter und dem heiligen Geräthe. Jauchzend kamen dem Zuge alle Die entgegen, welche die Belagerung aus dem Capitol ausgehalten hatten, und umarmten mit Entzücken die langentbehrten Freunde. Nun ging es ans Bauen, und da so oiele rüstige Hände arbeiteten, so stand Rom bald wieder da, aber so unregelmäßig wie oorher. Auch nachmals hat der treffliche Camill seinem Vaterlande noch manchen Sieg über benachbarte Feinde erfochten, und sich stets als einen ehrenhaften, strengrechtlichen Mann gezeigt. Nur ein Beispiel davon. Als er noch vor dem gallischen Kriege (394) eine Stadt, Falerii, belagerte, ließ sich bei ihm ein Turnlehrer aus der Stadt mit den ihm anvertrauten Kindern melden. Um sich eine gute Belohnung zu verdienen, hatte dieser schändliche Mensch die Kinder der vornehmsten Einwohner aus der Stadt geführt, als wolle er mit ihnen körperliche Uebungen anstellen, und lieferte sie nun dem Camill aus. Wie erschrak er aber, als Camill ihn mit folgenden Worten anfuhr: „Glaubst du, Schurke, daß ich ein Mann deines Gelichters bin? Sieh! deine Mitbürger sind zwar
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