83
fen, auf kurze Zeit. Denn schon unter des Letztem
Bruder Waldemar Ii. zerfiel die Macht unwieder-
bringlich; und nachdem in der Folge Waldemar Iii.
(1340 —1376) sein Reich von der gänzlichen Auflö-
sung gerettet hatte, unterwarf seine Tochter Marga-
rethe, Königin von Norwegen und von Damen, auch
Schweden 1389, und suchte alle 3 Reiche durch die
Union von Cal mar 1397 auf immer zu verbinden,
welcher Plan mühsam auszuführen war und zuletzt
(1324) ganz aufgegeben wurde.
122. Die Oströmer.
In dem Byzantinischen Reiche waren auf die Zei-
ten der Bilderstürmer Bedrängnisse von Seiten der
Bulgaren gefolgt, die 888 Macedonien eroberten, und
erst 1019 von Basilius Ii. unterworfen wurden.
Kreta und einige Besitzungen in Kleinasien hatte man
den Arabern wieder entrissen. Allein der Verfall des
Reichs, die Feigheit und Jämmerlichkeit des Volkes
wurde immer sichtbarer, wenn auch während der Kreuz-
zügcgute Regenten, wie die Comnenen Alexius, Jo-
hann und Manuel, die Gewalt noch einige Zeit zu
halten und zu heben schienen. Bald siel die feste .
Hauptstadt in die Gewalt entschlossener Abendländer, ^
die hier ein lateinisches Kaiserthum stifteten 1204,
das bis 1261 bestand, wo die Paläologen aus
Nicäa zurückkehrten.
123. Nachtheilc der Wahlverfassung für
Deutsch land.
Von anderer Art war der Verfall im Reich der
Deutschen, das jetzt so gut als ohne Oberhaupt war,
daher die Macht der Fürsten ungebührlich wuchs.
Nach Friedrichs Ii. Tode (1250) hatte dessen Sohn
6*
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Extrahierte Personennamen: Waldemar_Ii Waldemar_Iii Basilius Alexius Manuel Friedrichs
146.
146.
84 Geschichte der alten Welt.
anrückenden Achäer in zwei Schlachten, mußte aber die Vollendung des Kriegs
seinem rohen Nachfolger Mummius überlassen, der das reiche Korinth er-
stürmte und niederbrannte. Die Einwohner wurden theils erschlagen, theils
in Knechtschaft abgeführt, die Kunstschätze zerstört oder nach Rom gebracht und
Griechenland unter dem Namen Achaja zur römischen Provinz um -
gewandelt. Unter den „Ruthen und Beilen" Roms und unter dem Druck
der Besteuerung schwand bald der Wohlstand der einst blühenden Staaten und
von dem Freiheitssiun und der Vaterlandsliebe früherer Jahrhunderte erlosch
jeder Funken. Die Spartaner setzten als Söldner ihr rauhes Kriegshandwerk
fort, während die Athener als Künstler und Gelehrte, als Schauspieler und
Tänzer, als Dichter und Schöngeister von den Römern zur Unterhaltung ge-
sucht, aber wenig geachtet wurden.
§. 124. Indessen war Karthago wieder zu einigem Wohlstand aufgeblüht.
Dies weckte aufs Neue den Neid der Römer und gab den Reden Cato's, „daß
man Karthago zerstören müsse", Nachdruck. Im Vertrauen auf römischen Schutz
vergrößerte der Numidierkönig Masinisfa sein Gebiet auf Unkosten der Kar-
thager und reizte diese durch wiederholte Grenzstreitigkeiten und ungerechte
Uebergriffe zuletzt so sehr, daß sie zu den Waffen griffen und ihr Land verthei-
drgten. Dies galt in Rom für einen Friedensbruch und führte eine Kriegser-
klärung herbei. Die Karthager flehten uni Schonung und lieferten auf Ver-
langen der Römer zuerst 300 angesehene Geiseln, dann ihre Waffen und Schiffe
aus. Als aber der Ausspruch erfolgte, Karthago sollte niedergerissen werden
und den Einwohnern nur vergönnt sein, sich mindestens zwei Meilen vom
Meere entfernt aufs Neue anzubauen, da beschlossen sie, sich lieber unter den
Mauern ihrer Häuser zu begraben, als den geliebten Boden der Vaterstadt,
„die altgewohnte theure Meeresheimath" aufzugeben. Ein kühner Geist, ein
vaterländischer Sinn ergriff alle Stände und Geschlechter. Die Stadt glich
einem Kriegslager, Tempel wurden in Waffenschmieden verwandelt und Alles
mußte dem hohen Ziel, Rettung des Vaterlandes, dienen. Solcher Begeiste-
rung vermochten selbst die kriegsgeübten Legionen der Römer nicht zu wider-
stehen. Mehrmals zurückgeschlagen, geriethen sie in eine bedenkliche Lage, bis
der jüngere Scipio, der talentvolle Sohn des Paullus Aemilius, der von
der Seipionischen Familie an Kindesstatt angenommen worden war, vor dem
gesetzlichen Alter die Consulwürde mit dictatorischer Gewalt erhielt. Diesem
erst gelang die Eroberung der von Hunger und Seuchen schrecklich gepeinigten
Stadt nach der verzweifeltsten Gegenwehr und nach einem sechstägigen mörde-
rischen Kampfe in den Straßen. Die Wuth der ergrimmten Krieger und ein
furchtbarer Brand brachten der Mehrzahl der Bevölkerung einen elenden Tod.
Eine entschlossene Schaar römischer Ueberläufer, die mit dem Feldherrn Has-
drubal und dessen Gattin und Kindern den Tempel des Heilgottes, den höch-
sten Gipfel der Burg, besetzt hielt und aufs Aeußerste vertheidigte, warf, an
der Rettung verzweifelnd, den Feuerbrand in das Gebäude und suchte deu Tod
in den Flammen. Aber Hasdrubal theilte nicht den Heldensinn der Gattin.
Er entfloh und flehte die Gnade der Römer an. 50,000 Einwohner, die das
Schwert verschont, wurden sodann von dem Sieger, der fortan den Beinamen
des jüngern Afrikaners führte, in Selaverei geschleppt und theils verkauft,
theils zum langsamen Verschmachten in Haft gebracht. Hierauf befahl der
Senat die Stadt Karthago dem Erdboden gleich zu machen, über die öde Stätte
den Pflug zu führen und Grund und Boden auf ewige Zeiten mit einem Fluch
zu belegen. Ein 17tägiger Braüd verwandelte die stolze Beherrscherin des
Mittelmeeres in einen Schutthaufen, und „wo die fleißigen Phönizier ein hat-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Korinth Rom Griechenland Achaja Roms Karthago Karthago Numidierkönig_Masinisfa Rom Karthago Paullus_Aemilius Karthago
92
Geschichte der alten Welt.
zuziehen; nachdem sie aber zwei römische Heere, die ihnen den Weg verlegten,
besiegt hatten, wurden sie mit der Hoffnung erfüllt, die römische Herrschaft zu
stürzen und sich für die Mißhandlungen zu rächen. Groß war die Gefahr der
Römer. Aber Mangel an Kriegszucht und Eintracht führte eine Trennung der
Selaven und planlose Streifzüge herbei, wodurch es dem Cónsul M. Crassus
71 glückte, die schlecht bewaffneten Schaaren am Bergwalde Sila abzuschließen
und einzeln zu besiegen. Zwar glückte es dem Führer selbst mit einem Theil
des Heeres nach Lucanien durchzubrechen; aber die blutige Schlacht am Flusse
Silärus (Sele), in welcher Spartacus nach heldenmüthigem Kampfe fiel,
brach ihre Macht auf immer. Alle Gefangenen starben eines martervollen To-
des; einzelne zersprengte Ueberreste retteten sich nach Oberitalien, wo sie von
Pompejus vollends vernichtet wurden. Die Consulwürde fürs nächste Jahr
war der Lohn der beiden Sieger, die durch freigebige Spenden wetteifernd um
die Gunst des Volkes buhlten.
§. 137. Mehr noch als in diesen Kämpfen verherrlichte Pompejus seinen
67 Namen in Asien, wo er den Seeräuberkrieg und den zweiten Mithrida-
74-6r». tischen Krieg zu Ende führte. In den unfruchtbaren Gebirgsländern des süd-
lichen Kleinasiens wohnten kühne Freibeuter, die das ganze Mittelmeer durch
Seeräuberei beunruhigten, Inseln und Küsten mit Raub und Verwüstung heim-
suchten, vornehme Römer als Gefangene fortschleppten, um hohes Lösegeld zu
erpressen, und Handel und Wandel störten. Da erhielt Pompejus eine Kü-
67 sten- und Seedictatur über alle Meere, Inseln und Küstenländer mit der
unbeschränktesten Vollmacht. Mit Truppen und Schiffen aufs Beste aus-
gerüstet säuberte er in 3 Monaten das ganze Mittelmeer von den Seeräu-
bern, eroberte in ihrem eigenen Lande die festen Burgen und Städte und sie-
delte die Gefangenen in der cilieischen Stadt S o li, die fortan den Namen
Pompejopölis führte, an. Kaum hatte Pompejus durch Vernichtung die-
ses Piratenwesens Roms Seeherrschaft aufs Neue befestigt, so erlangte er durch
das Manilifche Gesetz auch den Oberbefehl im zweiten Mithrid ati -
schen Krieg.
§. 138. Mittlerweile hatte nämlich Mithridates, ermuntert durch
Roms innere Zerrüttung, seine früheren Eroberungs- und Befreiungspläne
wieder ausgenommen. Er belagerte bereits die reiche, den Römern befreundete
Jnfelstadt Kyz ikuö, als ihn Lucullus angriff und ihm eine solche Niederlage^
beibrachte, daß er eilig in sein Königreich Pontus zurückkehrte, und, als auch
dieses dem Sieger zufiel, Schutz und Hülfe bei seinem Schwiegersöhne Ti-
69 granes, König von Armenien, suchte. Lucullus schlug jedoch auch das
ungeheure Heer des armenischen Königs bei dessen Hauptstadt Ti grano-
certa und traf schon Anstalten, das ganze Königreich zu unterwerfen und das
römische Gebiet nach Parthien hin auszudehnen, als die Legionen dem Feld-
herrn den Gehorsam versagten. Lucullus kehrte hierauf zu seinen Reichthümern
und Lustgarten zurück, während Pompejus den Oberbefehl über das armenisch-
pontische Heer mit seinen übrigen Würden verband. Er besiegte Mithridates,
der neue Streitkräfte an sich gezogen, in einer nächtlichen Schlacht am Eu-
66 phrat, brachte den armenischen König zur Unterwerfung und Huldigung und
machte dann der Herrschaft der Seleuciden in Syrien ein Ende
(§. 89). Mithridates, seiner meisten Länder beraubt und an einem glücklichen
Ausgang verzweifelnd, gab sich selbst den Tod. Nachdem Pompejus die erober-
ten Länder in Asien eigenmächtig geordnet, so daß das römische Reich um
drei Provinzen vergrößert und einige entlegenere Länder zinspflichtigen
Königen übergeben wurden, kehrte er nach Rom zurück, wo er einen zweitägi-
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Extrahierte Personennamen: Lucullus Lucullus
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Asien Seeräu- Roms Roms Armenien Syrien Asien Rom
1095.
1096.
138 Geschichte des Mittelalters.
gläubigen vorzubereiten. Wunderbar war die Bewegung, welche die Schilde-
rungen des beredten Pilgers mit dem abgehärmten Gesichte in allen Ländern
hervorriefen. Als daher der Papst in einer zu Clermont im südlichen Frank-
reich abgehaltenen Versammlung, der viele Bischöfe, Herren und eine zahl-
lose Menge Volks aus allen Ständen beiwohnten, das Abendland gegen das
Morgenland unter die Waffen rief und seine feurige Rede mit der Ermahnung
schloß: „daß Jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz auf sich nehme, damit
er Christum gewinne," so ertönte aus allen Kehlen der Ruf: „Gott will
es!" und Tausende knieten nieder und begehrten sogleich in die Zahl der hei-
ligen Streiter ausgenommen zu werden. Sie hefteten sich ein rotheskreuz auf
die rechte Schulter, woher die neue Verbrüderung den Namen Kreuzfahrer
erhielt. Alles eilte das Wort des Herrn zu erfüllen: Wer nicht sein Kreuz
trägt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht werth! Völliger Ablaß der Sün-
den und ewiger Lohn im Himmel wurde den Ziehenden verheißen. Somit be-
gann -er erste Kreuzzug von 1096—1099.
§. 219. Eine mächtige Begeisterung erfaßte alle Gemüther; kein Stand,
kein Alter, kein Geschlecht wollte Zurückbleiben. Die Rüstungen der Fürsten
dauerten den Aufgeregten zu lange, daher zogen schon mit dem Beginne des
Frühlings ungeordnete und schlechtbewehrte Schaaren, unter der Leitung Pe-
re r s von Amiens und eines französischen Ritters, Walther ohnehabe,
durch Deutschland nach Ungarn gen Constantinopel. Als man ihnen in Bul-
garien die Lebensmittel verweigerte, erstürmten sie Belgrad und füllten das
Land mit Raub und Mord. Da fielen die Einwohner über sie her und erschlu-
gen sie zu Tausenden. Die Uebrigen mit den Führern erreichten Constantino-
pel, fanden aber bis auf wenige in Klcinasien ihren Untergang durch dieseld-
schukken. Nicht besser erging es den ungeordneten Schaaren, die nach einer blu-
tigen Judenverfolgung in den rheinischen Städten (Straßburg, Worms,
Mainz u. A.) unter der Leitung des Priesters Gottschalk und des Grafen
Emiko von Leiningen ausgezogen waren.
§. 220. Hunderttausend Menschen waren bereits umgekommen, als der
hochsinnige Gottfried von Bouillon, Herzog von Lothringen, mit seinen
Brüdern und einer großen Zahl wohlgerüsteter Ritter auf demselben Wege nach
Constantinopel zog, indeß Hugo von Vermandois, der Bruder des Königs
von Frankreich, und der normännische Fürst Boemund von Unteritalien mit
seinem ritterlichen Neffen Tancred zur See dahin abgingen. Nachdem sic dem
byzantinischen Kaiser Alexius dem Komnenen die Rückgabe aller früher zum
oströmischen Reiche gehörigen Städte versprochen, wurden sie nach Asien übcr-
gesetzt. In einer Ebene unweit Nicäa fand die Musterung statt; man zählte
100,000 Reiter und 300,000 streitbare Fußgänger. Die angesehensten Führer
waren außer den genannten: Robert von der Normandie, Sohn Wil-
helm des Eroberers (§. 207.) ; Stephan von Blois, der so viele Burgen
zählte als Tage im Jahre; der reiche und mächtige Graf Raimund von Tou-
louse u. A. Die Belagerung und Eroberung von Nicäa war die erste bedeu-
tende Waffenthat der Kreuzfahrer. Von hier aus ging der Zug südoftwärts
durch das Gebiet des Sultans von I coni um. Die Seldschukken erlitten
in der Schlacht bei Doryläum eine Niederlage. Allein das Christenheer ge-
rieth durch den Mangel an Lebensmitteln bald in große Noch, so daß Viele
heimzogen, Andere sich vom Heere trennten und unabhängige Herrschaften in
der Fremde gründeten. So Balduin, Gottfrieds Bruder, in Edesja am
Euphrat. Endlich traf das Heer in der reizenden Gegend von Antiochia ein.
Aber die feste, reichlich versehene Stadt bot den im Belagern ungeübten Rittern
1097.
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Griechenlands Freiheitskampf. 373
6. Griechenlands Frei Heils Kampf.
§. 553. Als die öffentliche Lebensthätigkeit der europäischen Völker voll
der heiligen Allianz in festen Banden gehalten wurde, erzeugte die Kunde von
Griechenlands Erhebung gegen die Türken eine mächtige Begeisterung und
weckte in den erschlafften Völkern ein neues politisches Interesse. Alerander
Upsilanti, ein in russischen Kriegsdiensten stehender moldauischer Edelmann,
trat in seinem Vaterlande zuerst als Befreier auf und erließ, mit Hinweisung
auf russischen Schutz, an die Hellenen einen Aufruf, das türkische Joch abzu-
schütteln. Ein weitverzweigter Bund, Hetäria, dessen geheimer Zweck Los-
reißung von der Türkei war, kam dem Beginnen zu Statten. In Kurzem stan-
den Morea (Peloponnes), Livadien (Hellas), Theffalien und die griechischen
Inseln unter den Waffen. Aber die erwartete Hülfe Rußlands blieb aus. So
gerne auch Kaiser Alerander aus religiösem Mitgefühl und aus politischem In-
teresse die Erhebung begünstigt hätte, der Einfluß Metternichs, welcher auf
dem Congreß von Laybach den Aufstand der Hellenen in eine Linie stellte
mit den gleichzeitigen demokratischen Bewegungen in Italien und Spanien,
hinderte jede Unterstützung der Griechen. — Die Türken schäumten vor Wuth
und nahmen blutige Rache. Der Patriarch vonkonstantinopel, dasoberhaupt
der griechischen Kirche, wurde am Ostertag durch die christenfeindlichen Moham-
medaner vom Hochaltar gerissen und mit seinen Bischöfen an dem Hauptthore
seiner Kirche ausgehängt; die meisten griechischen Familien (Phanarioten) der
Hauptstadt starben eines gewaltsamen Todes oder mußten als Bettler in die
Verbannung wandern. Die heilige Schaar der Griechen unter Upstlanti's
Führung unterlag der türkischen Uebermacht in der Walachei und würde in dem
Verzweiflungskampse bei Dragaschan, wo sie mit dem Heldenmuth eines
Leonidas focht, gänzlich aufgerieben. Upsilanti flüchtete sich nach Oestreich,
mußte aber Jahre lang in einer ungarischen Festung schmachten. Der Fall der
hochherzigen Streiter bewies, daß sie von einem andern Geiste beseelt seien, als
die spanischen und italienischen Freiheitskämpfer.
h. 554. Ein furchtbarer Nationalkrieg brach jetzt in allen Gegenden des
griechischen Landes aus. In Morea waren die wilden streitbaren Main öl-
ten des Taygetus aufgestanden unter der Anführung M a u r o m i ch a l i 'S und
Kolokotroni's; bald folgten die übrigen Bewohner des Peloponnes, von
Demetrius Upsilanti, Alexanders Bruder, zu planmäßiger Kriegführung
angehalten. Zugleich stritten die Griechen in Livadien und auf den Inseln
mit Ruhm und Erfolg; ihre Tapferkeit erinnerte an diethaten dervorfahren,
so wenig hellenisches Blut auch in den Adern der Neugriechen fließen mag.
Theilnehmend blickten die europäischen Völker auf den Riesenkampf im Osten
und eilten, durch Philhellenen-Vereine Geldmittel und Streitkräste zu
sammeln, um den Muth der Kämpfer, die sich im Anfang des Jabrs 1822 un-
lerdem. U psil anti und Maurokordato zu einer republikanischen Staats-
form geeinigt, aufrecht zu erhalten. Galt es doch, Cultur und Christenthum
gegen rohe Barbaren zu schützen. Während die Fürsten des heiligen Bundes
aus Liebe zur Ruhe ein christliches Volk den Streichen ungläubiger Mordban-
den blosstellten, zogen Schaaren fremder Philhel lenen unter Normann's
u. A. Führung in das alte Vaterland europäischer Gesittung. Der englische
Dichter Byron widmete sein Talent, sein Vermögen und seine Thatkraft der
«Lache Griechenlands, wo Klima und Anstrengung ihm bald den Tod gaben.
— Trotz der Zwietracht und Selbstsucht der griechischen Führer war bis zum
Jahr 1825 der Sieg größtentheils mit den hellenischen Waffen. Da erlangte
die Pforte eine mächtige Stütze in Mehemet Ali, der als Pascha von
März
1821.
19. Juni
1821.
19. April
1824.
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
C. Das Römerreich.
95
dieser Stadt näherte, über das ionische Meer nach Ep i rus. Cäsar verfolgte
ihn nicht, sondern zog zurück nach Rom, wo er sich des Staatsschatzes bemäch-
tigte, und begab sich dann nach Spanien. Hier nöthigte er die Heere des
Pompejus zu einem Vertrag, in Folge dessen die Anführer und Offiziere ent-
lassen wurden, während die Gemeinen großentheils zu dem Sieger übergingen.
Nachdem Cäsar auf dem Rückweg noch M asi lia, das neutral (parteilos)
bleiben wollte, nach harter Belagerung zur Unterwerfung gebracht und an Gut
und Freiheit schwer gezüchtigt hatte, zog er wieder nach Rom, ließ sich zum
Di etator und fürs folgende Jahr zum Cónsul wählen und traf mehrere wohl-
thätige Einrichtungen. Dann setzte er über das ionische Meer, um dem Pom-
pejus die Spitze zu bieten. Bald ereignete sich in Thessaliens Ebenen die ent-
scheidende Schlacht von Pharsälus, wo Cäsars kampfgeübte Truppen einen 48.
glänzenden Sieg über das mehr als doppelt so starke feindliche Heer davon
trugen. Mit wenigen Getreuen floh Pompejus über Kleinasien nach Aegypten,
fand aber hier statt gastlicher Aufnahme Tod durch Meuchelmord. Ptolemäus,
in der Hoffnung, Cäsar's Gunst zu erlangen, ließ ven besiegten Pompejus bei
seinerlandunginpelusiumtödtenund den Leichnam unbeerdigtan'sufer werfen.
§. 143. Cäsar's Siegeslauf. Bald nachher traf Cäsar ebenfalls in
Aegypten ein. Er vergoß Thränen des Mitleids über Pompejus' Ausgang
und versagte dem Urheber des Mords die gehoffte Belohnung. Als er nämlich
zum Schiedsrichter in dem Thronstreit zwischen Ptolemäus und seiner schönen
Schwester Kleopätra erwählt ward, entschied er zu Gunsten der letztern, ge-
rieth aber dadurch mit dem König und dem ägyptischen Volke in einen Krieg,
der ihn neun Monate lang in Alexandria festhielt und in große Gefahr brachte.
Als die Königsburg, wo er sich mit wunderbarer Kunst vertheidigte, sammt ei-
nem Theil der herrlichen Bücherschätze in Flammen aufging, machte er die nahe
Insel Pharus zu seiner Schutzwehr. Erst als ihm neue Truppensendungen zu-
gekommen und Ptolemäus nach einem unglücklichen Treffen im Nil ertrunken
war, konnte er die Verwaltung von Aegypten der Kleopatra (deren Reize ihn
gefesselt) übergeben und zu neuen Kämpfen ausziehen. Der schnelle Sieg, den
er durch den Schrecken seines Namens über Mithridateö' Sohn davon trug, ist
durch die merkwürdige briefliche Nachricht darüber: ich kam, sah,siegte
(veni, vidi, vici) verewigt worden. Nach einem kurzen Aufenthalt inrom setz-
te er nach Afrika über, wo die Freunde der republikanischen Verfassung und die
Anhänger des Pompejus mit großer Heeresmacht standen. Hier siegte Cäsar
in der blutigen Schlacht von Thapsus, wo die Hoffnungen der Republikaner 4«.
vernichtet wurden. Tausende deckten die Wahlstatt; von den Ueberlebenden
tödteten sich Viele mit eigener Hand, darunter der hochherzige Cato, der
sich in Utica mit ruhiger Fassung den Tod gab. Ein prachtvoller viertägiger
Triumph erwartete den Sieger nach seiner Rückkehr in Rom, das er jedoch
bald wieder verließ, um seine letzten Feinde, die sich um die Söhne des Pom-
pejus geschaart, in Spanien anzugreifen. In der furchtbaren Schlacht bei 4s-
Munda, wo Alle mit dem Muthe der Verzweiflung stritten, wurden die letz-
ten Reste der Pompe jan er und Republikaner vernichtet. Der eine der
Söhne wurde auf der Flucht getödtet, der überlebende führte fortan ein See-
räuberleben, bis er zehn Jahre später durch Mörderhand starb.
§. 144. Cäsar s Ausgang. Nunmehr kehrte Cäsar als Herr nud
Gebieter des römischen Reichs nach der Hauptstadt zurück, wo er als „Vater
des Vaterlandes" begrüßt und auf Lebenszeit zum Dietator erwählt wurde.
Er suchte Soldaten und Volk durch Freigebigkeit und die Vornehmen durch
Aemter zu gewinnen; er beförderte Handel und Ackerbau, verschönerte die
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
Wilhelm der Eroberer.
99
Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen.
Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!"
Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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Extrahierte Ortsnamen: Englands England England England
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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
nichtsnutzigen Gesindels; denn dieses Volk halte keine großen Vorbereitungen zu machen gehabt und nur auf die ersten Strahlen der Frühlmgssonne gewartet, um fortzuziehen. Der edle Gottfried erschrak, als er den ungeschlachten Haufen sah. Mit solchen Leuten mochte er nicht ziehen. „Geht nur voran!" rief er ihnen zu, „ich bin noch nicht bereit. Bald komme ich nach. Vor den Thoren von Constantinopel treffen wir wieder zusammen!" — Peter ließ es sich gefallen; jubelnd zog die Schaar ab. Aber sie war so groß, daß Peter sie theilte. Zwanzigtausend der Ungeduldigsten zogen voran unter Anführung eines Ritters aus Burgund, den man seiner Armuth wegen Walther Habenichts nannte.
Um nach Constantinopel zu gelangen, mußten die Kreuzfahrer durch Deutschland, Ungarn und Bulgarien ziehen. Die Ungern, ein zwar nun schon christliches, aber doch noch sehr rohes Volk, ließen den Walther mit seiner Horde zwar ein, und ihr König Kolomann versprach auch, die nöthigen Lebensmittel gegen Bezahlung zu liefern. Aber um Ordnung zu halten, war das Gesindel nicht ausgezogen. Sie zerstreuten sich im Lande, plünderten — und wurden zum Theil todtgeschlagen. Noch schlimmer ging es ihnen im Lande der Bulgaren, so daß nur ein kleines Häufchen bei Constantinopel ankam, welches froh war, daß der griechische Kaiser Alexius Comueuus ihm die Erlaubniß gab, bis zur Ankunft Peters ein Lager vor den Thoren aufschlagen zu können.
Nun kam Peter mit 40,000 nach, die nicht viel besser als des Walthers Leute waren. Doch ging anfangs alles gut. Die Ungern hielten Friede, weil Peter Ordnung hielt. Schon war dieser säst an die letzte Grenze gekommen, da hörte er, daß in einer vor ihm liegenden Stadt (Semlin) 16 Kreuzfahrer von Walthers Haufen, weil sie geplündert hatten, von den entrüsteten Einwohnern erschlagen worden wären. Dies hören und die Stadt stürmen lassen, war eins. Die armen Einwohner, die meist an jener That ganz unschuldig waren, wurden fast alle ermordet, die Stadt fünf Tage lang geplündert und ein entsetzliches Blutbad angerichtet. Das that der heilige Peter. Freilich mußte er nun eilen, daß er über die ungarische Grenze kam; denn schon war der König im Anzuge, die Greuelthat zu rächen. Auch in Bulgarien benahm sich Peter so unklug, daß er sich mit den Einwohnern ganz überwarf. Er erlitt eine ungeheuere Niederlage; der vierte Eheil seiner Leute lag blutend auf dem Wahlplatze, und sein ganzes Gepäck und eine Menge mitgezogener Weiber, Kinder, selbst Nonnen, fielen in die
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Friedrich Ii. Gregor Ix.
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zurück nach ihren Steppen. Auf der Stelle, wo Heinrich gefallen war, wurde Kloster Wahlstatt erbaut, noch heute ein weit zu sehendes Wahrzeichen für die Bewohner jener weiten Fläche.
Zu dieser Zeit nun regierte in Deutschland, wie schon erwähnt, Kaiser Friedrich Ii. von 1212—50. Friedrich Ii. war ein schöner Jüugling, von mehr zartem als kräftigem Körperbau. Sein schönes, blondes Haar, das ihm in Locken die Schultern umwallte, erinnerte an seinen Großvater Friedrich den Rothbart, und das Feuer, das ihm aus den blauen Augen strahlte, an seine italienische Mutter. Er besaß außer der deutschen Kaiserkrone auch noch Neapel und Sicilien, ein paar herrliche Länder, die er vorzugsweise liebte, und in der That sind auch beide seit dieses Friedrichs Tode nie wieder so blühend gewesen und so gut regiert worden. Aber er hatte das Unglück, sich mit dem Papste zu veruneinigen, der ihn in den Bann that, und wir wissen schon aus der Geschichte Heinrichs Iv., wie übel es war, wenn man den Papst zum Fem^ß hatte. Zwar war Friedrich kein Heinrich, aber trotz aller Anstrengungen während der 38 Jahre, die er regierte, hat er endlich unterliegen müssen. Zuerst veruneinigte er sich mit dem Papste wegen eines Kreuzzuges. Friedrich hatte versprochen nach Palästina zu ziehen, schob aber die Sache von einem Jahre zum andern auf, weil er Wichtigeres zu thun habe.- Das nahm aber der Papst sehr übel; denn das heilige Grab war immer noch in den Händen der Ungläubigen, weil die bisher dahin geführten Haufen nicht geeignet waren, es mit den tapfern Muhamedanern aufzunehmen. Es waren ja sogar knrz vorher, angeregt durch die Reden eines französischen Hirtenknaben, welcher vorgab, himmlische Erscheinungen zu haben, 7000 Knaben nach dem Morgenlande aufgebrochen und bald darauf gar 30,000 Knaben und Mädchen eben deßhalb zu Schiffe gegangen; aber jene hatten sich schon in Italien zerstreut und diese waren durch einen Sturm nach der afrikanischen Küste geworfen worden, wo die Sarazenen sie theils niederhieben, theils zu Sklaven machten. Wenige kehrten in ihre Heimath zurück. Da nun der Papst Gregor Ix., ein mehr als achtzigjähriger, aber schöner, kräftiger Greis von unbezwingbarer Hartnäckigkeit, immer aufs neue auf den Kreuzzug drang, so ging der Kaiser endlich zu Schiffe; doch schon nach drei Tagen stieg er bei Otranto wieder ans Land, weil eine" Seuche auf der Flotte eingerissen war. Der Papst war darüber sehr entrüstet, schrie, das sei ein bloßer Vorwand, und that den Kaiser in den Bann. Dieser, um dem Gregor seinen guten
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Gregor_Ix Gregor Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrichs_Iv. Heinrichs_Iv. Friedrich_kein_Heinrich Friedrich Heinrich Friedrich Friedrich Gregor_Ix. Gregor_Ix. Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Neapel Sicilien Palästina Italien