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Peter, wallfahrtet- im Jahre 1093 nach Jerusalem.
Die Abgabe, welche die Pilger beim Eintritte bezahlen
mußten, und die Bedrückungen, worunter die Christen
in Palästina litten, empörten sein reizbares Gemüth.
Als er zu Jerusalem in schwärmerischer Andacht betete,
glaubte er eine himmlische Erscheinung zu sehen, und
entschlossen, die Christen im Abendlande zur Befreiung
des heiligen Landes zu bewegen, kehrte er heim nach
Europa.. Mit Briefen von dem Patriarchen zu Jeru-
salem wunderte Peter der Einsiedler noch Rom
und erschien vor dem Papste Urban Ii, den er durch
seine Beredsamkeit und seine rührenden Schilderungen
von der jage der Christen im Mvrgenlande für seinen
großen Entwurf gewann. Der Papst gab dem begcister-
ten Einsiedler seinen Segen, und trug ihm auf, durch
Italien und Frankreich zu wandern und die Menschen
zur Eroberung Palastina's zu ermahnen. So zog nun
Peter, ein kleiner, häßlicher Mann, mit entblößtem
Haupte und barfuß, in einer langen Mönchskutte von
dunkler Farbe, mit einem großen Stricke umgürtet,
und mit dem Bilde des Gekreuzigten in der Hand,
durch alle Städte. Sein strenges Leben, seine Ent-
haltsamkeit von Brod und Fleisch, und die harten Buß-
übungen und Selbstquälungen, die er sich auflegte,
gewannen ihm Anhänger unter allen Ständen der Men-
schen, und Alle ehrten ihn als «inen Heiligen, als
einen Boten des Himmels; ja der Unsinn deö Volkes
ging so weit, daß man selbst den Esel, worauf der
Einsiedler ritt, verehrte; man riß dem Thiere die Haare
aus und bewahrte sie als Heiligthümcr. Binnen einem
Jahre hatte Peter einen großen Theil von Europa
durchstrichen und durch feine Predigten, durch seine
Schilderungen von dem heiligen Lande, bereitete er
alle Gemüther zu dem Unternehmen vor, jenes Land
den Türken zu entreißen. Als der Papst Nachricht
von dem glücklichen Erfolge erhielt, den Peters Predig.
*
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Extrahierte Personennamen: Peter Urban Peter Brod Peter Peters_Predig
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Palästina Europa Rom Italien Frankreich Europa
218
dke Ordensritter auch durch Waffenthaten sich aus.
Nach dem Untergänge der christlichen Herrschaft in
Palästina ging der Orden nach der Insel Cypern,
wurde eine, den Muhammedanern furchtbare Seemacht,
eroberte (I. ize«-) die Insel Rhodus, nach deren
Verluste (1522) Kaiser Karl V ihnen Malta im mit-
telländischen Meere (1530) einräumte, das sie gegen
die Türken mit herrlichem Heldenmuthe verkheidigten.
Ihr Ordenszeichcn war ein weißes Kreuz auf schwarzem
Kleide. — Nicht lange nach der Errichtung des
Johanniter - Ordens, entstand (inz) der Orden
dertempelherrn, welcher den Nahmen von seinem
ersten Wohnsitze in Jerusalem, der auf der Stelle des
ehemahligcn Tempels Salomo's lag, erhielt. Die
Ritter dieses Ordens übernahmen die Pflicht, zum
Beßten der Pilger für die Sicherheit der Straßen zu
sorgen. Sie zeichneten sich während der Kreuzzüge vor
allen andern durch Heldenmuth aus, machten sich aber
schon früh durch Uebermuth und üppiges Leben verhaßt,
und je reicher der Orden wurde, desto mehr verlor sich
sein guter Ruf. Diese Reichrhümer reizten endlich den
König von Frankreich, Philipp Iv., sich mit dem
Papste zur Zerstörung der Tempelherrn zu verbinden.
Der Großmeister de,s Ordens und mehre Ritter wurden
(1312) grausam verbrannt, und der Orden ward
durch'einen Ausspruch des Papstes aufgehoben. Das
Ordenszeichen war ein rothes Kreuz auf weißem Ge-
wände. — Achtungswürdig in seinem Ursprünge und
Fortgange war der Orden der teutschen Ritter,
welcher aus einem, für teutsche Pilger und Kranke
gestifteten, Gasthause und aus einer ähnlichen Stif-
tung Bremischer und Lübeckischer Kaufleute während der
Belagerung von Ptolemais (1190) entstand. Dieser
Orden hatte, schon vor dem Verluste der morgenlän-
dischen Eroberungen, sichere Besitzungen Ln Europa
erworben, wohin er sich zurück ziehen konnte. Im
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Philipp_Iv. Philipp_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Cypern Malta Jerusalem Frankreich Europa
118 Fünfte Periode.
Werbfleißes und des Handels zu dämmern begann, konnte
der Glaubenszwang nicht langer besiehe«, der die Vernunft
jn ewige Fesseln legen sollte. Der bessere Geist eines jungem
Zeitalters zeigte bald seinen hohem Einfluß; der Bannstrahl
der Papste blieb ohne Wirkung, und Fürsten und Völker
faßten richtigere Begriffe über das Verhaltniß der Kirche
zum Staate. Hauptsächlich war die Milderung der
Leibeigenschaft ein Hauptgewinn für die niedern Stan-
de, die nun zu einem bessern menschlichen Daseyn gelang-
ten.
Der in den Zeiten der Kreuzzüge geweckte Rittergeist
bewirkte im zwölften Jahrhunderte die Stiftung dreier
Ritterorden: des Tempel Herr Nordens, des Johan-
niterordens und des teutschen Ordens. Obgleich
die ursprüngliche Bestimmung der beiden letzter» nicht mili-
tärisch, sondern die Verpflegung kranker und verlassener Pil-
geimme war; so wurden doch auch diese beiden, wie der
Oroen der Tempelherren, bald Institute, deren Mitglieder
sich durch Tapferkeit im Kampfe mit den Ungläubigen aus-
zeichnen sollten. Der Orden der Tempelherren erhielt
seinen Namen von seinem ersten Wohnsitze in der Nahe des
Tempels Salomonis zu Jerusalem. Er stritt mit ausge-
zeichnetem Muthe gegen die Saracenen, und bekam, nach-
dem Palästina für die Christen verloren ging, ansehnliche
Besitzungen in den europäischen Landern, bis er im Jahre
ig 14, hauptsächlich durch die Feindschaft des Königs Phi-
lipp von Frankreich gegen denselben, vertilgt wurde. —
Der I 0 hanniter 0 rden, nach dem Hospitale Johannis
des Täufers zu Jerusalem, in welchem er die Pilgrime ver-
pflegen sollte, genannt, zog, nach dem Verluste von Palä-
stina, zuerst nach Cypern; von da nachrhodus. Durch
die Osmanen von hier (152») vertrieben, wies ihm Kaiser
Karl 5 im Jahre die Insel Maltha zum Wohnsitze
an, von welcher Insel er auch den Namen Maltheser-
erden führte. Von dieser Insel ward er aber 1798 von
den Franzosen verdrängt; die Insel selbst ging 1802 durch
Kapitulation an die Engländer über. — Der teutsche
Orden endlich, der auch in Palästina gestiftet wurde, er-
hielt von dem Herzoge Friedrich von Schwaben, aus dem
Hohenstauftschcn Geschlechte, seine m i l i t ä r i sch e Einrichtung.
Verdrängt aus Palästina, ward er im dreizehnten Jahr-
hunderte zur Bekehrung der heidnischen Völker an der Ostsee
gebraucht. Er erkämpfte sich in Preußen feste Wohnsitze,
und behauptete sich im Besitze dieses Landes, bis, im Zeit--
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Extrahierte Personennamen: Johannis Karl Karl Friedrich_von_Schwaben Friedrich
40 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation.
Geleit bis weit vor die Stadt. In allen Dörfern, durch welche der Zug kam, standen die Bauern der Gegend in ihren Feierkleidern, um dem hochverdienten Manne die letzte Ehre zu erweisen; alle Glocken läuteten. So kam der Zug nach Halle, um 5 Uhr Abends. Eine unzählige Menge von Einwohnern war herausgeströmt, die Leiche zu empfangen. Am Thore standen die Geistlichen und der Magistrat, und die Lehrer mit den Schülern zogen vor dem Leichenwagen mit Gesängen einher, unter so entsetzlichem Gedränge, daß der Wagen oft anhalten mußte und fast zwei Stunden zubrachte, ehe er die Marktkirche erreichte. Hier wurde die Leiche niedergesetzt und Trauerlieder gesungen oder vielmehr geschluchzt; so allgemein und tief war die Betrübniß der treuen Hallenser. Am folgenden Tage begleitete man die Leiche mit denselben Ehren wieder vor das Thor, und am 22. Februar, Montags, traf sie erst in Wittenberg ein und zog durch dasselbe Thor, vor welchem Luther einst die päpstliche Bulle den Flammen übergeben hatte. Nichts von der allgemeinen Trauer der Bürger, der Frauen und Kinder! Nichts von den Feierlichkeiten des Leichenbegängnisses! Er wurde eingesenkt in eine Gruft vor dem Mare der Schloßkirche; eine schöne große Metallplatte verschließt die Gruft und zeigt den Ort, wo seine Asche ruht. Erst 14 Jahre nach ihm starb auch der edle Melanchthon. Wie er im Leben neben Luther lehrte und wirkte, so ruht er auch im Tode neben ihm. Luthern ist am 31. Oktober 1821 vom König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen ein kunstvolles Denkmal auf dem Marktplatze zu Wittenberg errichtet worden. Auf einem mächtigen, herrlich geschliffenen Granitblocke steht seine Bildsäule, in mehr als menschlicher Größe von Metall gegossen. Er hält in der Linken die aufgeschlagene Bibel, auf welche er mit der Rechten hinweist. Ueber ihm ist eine Decke von Eisen mit hohen Spitzen, ruhend auf vier eisernen Säulen, welche auf dem Granitblocke aufstehen. Später . ist auch ein Standbild Melanchthons aufgerichtet worden.*)
*) Ein großartiges Resormationsdenkmal besitzt seit 1868 die Stadt Worms. Um die in der Mitte sich erhebende Colossalstatue Luthers stehen die Statuen Melanchthons, Reuchlins, Friedrichs des Weisen und Philipps von Hessen. An den Ecken des Postaments der Lutherstatue sind die Gestalten der Vorläufer der Reformation zu schauen: Petrus Waldus, Wikless, Huß, Savonarola. Die Städte Speier, Augsburg, Magdeburg sind als sitzende Frauengestalten dargestellt. Das Ganze erhebt sich auf einem Granitmauerbau. —
Unter den hier genannten Vorläufern der Reformation ist von Savonarola
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrichs Philipps Petrus_Waldus Savonarola
Karl V. Luther im päpstlichen Bann.
17
sich in alle Zeiten schicken. In Gesellschaft ist er lustig, scherzhaft, lebhaft und immer heiter, immer muntern und fröhlichen Gesichts, ob ihm die Widersacher noch so sehr drohen, daß man schwerlich denken kann, daß der Mann ohne Gott solche wichtige Dinge vornehme!"
85. Karl V., 1519—56.
Alles dies geschah noch zu Lebzeiten des Kaisers Maximilian I. Aber 1519 starb er. Wen sollten die Deutschen nun zum Kaiser wählen? — Anfangs schwankten sie; denn zwei mächtige Fürsten bewarben sich um die hohe Ehre. Der eine war Maximilians Enkel, Karl I., seit 1516 König von Spanien,*) und der andere Franz I. von Frankreich, seit 1515. Schon hatten die Kurfürsten Lust, keinen von beiden, sondern lieber den ehrwürdigen Friedrich den Weisen zu wählen; dieser aber schlug die Ehre aus. „Wir brauchen einen mächtigen Kaiser," sprach er; „ich kenne aber keinen, der darin dem König von Spanien gleichkäme." Und so wurde denn dieser mächtige Herr, damals erst 19 Jahre alt, zum deutschen Kaiser gewählt. Als solchen nannte man ihn Karl V. Dieser Kaiser hatte gegen den Kurfürsten von Sachsen eine besondere Ehrfurcht und Dankbarkeit, und das war für Luther nachmals von großem Nutzen. Doctor Eck war nach Rom gereist und hatte da Lutheru so arg geschildert, daß endlich der Papst eine Bannbulle gegen Luther ausfertigte, die Eck, voll Freuden, mit derselben seinen Feind ganz zu Boden zu schmettern, mit nach Deutschland nahm und überall eilfertig bekannt machte! Es wurde darin befohlen, Luthers Schriften überall zu verbrennen, ihn selbst aber, wenn er nicht binnen 60 Tagen widerrufe, mit allen seinen Anhängern nach Rom zu schicken. Luther selbst verachtete den Bann, weil er wußte, daß er unter Gottes Schutz stehe. „Ich weiß," sprach er, „daß der, welcher im Himmel sitzt und von Ewigkeit her alle Dinge leitet, auch den Ansang, Fortgang und Ausgang dieser Sache vorausgesehen hat. Diesen Ausgang erwarte ich, und wie auch das Loos falle mich wird es nicht bewegen. Kein Baumblatt fällt ohne den Willen unsers Vaters auf die Erde; um wie viel weniger werden wir fallen, außer wenn er uns will fallen lassen." Im südlichen Deutschland,
*) Er ist in dem Abschnitt „Hernandez Cortez" mehrmals genannt worden. Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 2
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Extrahierte Personennamen: Karl_V._Luther Karl_V. Karl_V. Karl_V. Maximilian_I. Maximilians Maximilians Karl_I. Karl_I. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Friedrich Friedrich Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Sachsen Rom Deutschland Luthers Rom Deutschland
Friedrich der Große als Kronprinz.
309
schäften und ein tüchtiger Soldat. Kein Heer war so trefflich exercirt als das preußische. Die Gelehrten konnte Friedrich Wilhelm durchaus nicht leiden. Er pflegte sie Tu nkleckser zu nennen, und wo er konnte, hängte er ihnen etwas an; aber freilich waren auch die damaligen Gelehrten steife Pedanten. Das waren seine schwachen Seilen. Aber auf der andern Seite verdiente er alle Achtung. Sein Hof blieb unberührt von dem aus Frankreich herüber kommenden Sittenverderben anderer deutscher Höfe jener Zeit; sein Familienleben war ein Vorbild der Treue und des strengsten Pflichtgefühles. Er war ein nach seiner Weise s.ommer Mann und hat viele treffliche Anstalten gestiftet. Das Cadetten-hans in Berlin, das große Waisenhaus für Soldatenkinder in Potsdam und die berliner Charite hat er gegründet. Potsdam, bis dahin ein von Sümpfen umgebenes Dorf, verdankt ihm recht eigentlich seine Entstehung. Auch nahm er fremde (Monisten, die anderwärts der Religion wegen vertrieben waren,*) mit Vergnügen in sein Land ans und machte außerdem eine Menge guter Einrichtungen, die zum Theil noch bestehen. Zu bedauern ist, daß er den großen Geist seines ältesten Sohnes erst spät zu würdigen verstand und daher den armen Fritz entsetzlich hart behandelte.
Friedrich der Große — das war dieser Sohn— wurde 1712 geboren. Gleich nach der Geburt wurde er einer sehr würdigen Frau, einer Französin, übergeben. Sie war die Wittwe eines französischen Obersten von Roconlles und in Folge der Aufhebung des Edicts von Nantes aus Frankreich ausgewandert. Schon seinen Vater, Friedrich Wilhelm I., hatte sie bis ins siebente Jahr erzogen; eben so lange behielt sie den Kronprinzen Friedrich und wußte sich seine Achtung für ihr ganzes Leben zu erwerben. Daß man dem Prinzen eine französische Erziehung gab, war nach
*) Die evangelischen Gemeinden, die in Salzburg lebten, hatten den Erzbischof, Freiherrn von Firmian, flehentlich um freie Religionsübung gebeten. Aber er versagte ihnen sogar häuslichen Gottesdienst und verbot ihnen zugleich die Auswanderung. Er ließ die, welche nicht katholisch werden wollten, ins Gefängniß werfen und nahm ihnen die Kinder, die nun in katholische Schulen gesteckt wurden. Vergebens verwandten sich mehrere Fürsten, an die sich die Salzburger gewandt hatten, für sie; Firmian antwortete ihnen nicht einmal. Endlich bewirkten die Fürsten doch so viel, daß er ihnen die Auswanderung erlaubte. Sie verließen mit schwerem Herzen das geliebte Vaterland 1731, die wenigen Habseligkeiten tragend, die sie fortbringen konnten; alles Uebrige mußten sie zurücklassen. So verlor Salzburg mehr als 20,000 fleißige Unterthanen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Roconlles Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Berlin Potsdam Potsdam Nantes Frankreich Salzburg Salzburg
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Neueste Geschichte. 2. Periode. Preußen.
135. Preußen und Deutschland; Rußland, Italien und die
Schweiz.
In Preußen wurden die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Iii., welcher bei feinem Volk bis zu feinem Tode in seltener Liebe und großer Achtung stand, durch ernste Streitigkeiten mit der katholischen Kirche gestört. Wiewohl der König den Katholiken eine Rücksichtnahme zu Theil werden ließ, wie sie dieselben in keinem andern Staate genießen, so war doch ein Theil der Geistlichkeit bemüht, ihre Rechte ans Kosten der andern Consessionen noch mehr zu erweitern, und es wurde hierdurch der Frieden unter den beiden christlichen Consessionen, welchen des Königs milder, echt christlicher Sinn so gern erhalten hätte, leider auf lange Zeit hinaus gestört. Der Streit entbrannte besonders Über die sogenannten gemischten Ehen, d. H. Ehen zwischen Protestanten und Katholiken. Ein neues päpstliches Breve wollte die Schließung solcher Ehen dadurch hindern, daß von dem nicht-katholischen Theil vor der Einsegnung das Versprechen gefordert werden sollte, alle Kinder in der katholischen Religion erziehen zu lassen. Die preußische Regierung verständigte sich mit den rheinischen Bischöfen Über eine mildere Ausführung dieser Vorschrift, und der zum Erzbischof von (5öln ernannte Droste zu Vischering hatte vor seiner Ernennung ein gleiches Versprechen gegeben. Sobald er aber den erzbischöflichen Sitz eingenommen hatte, gebot er seiner Geistlichkeit, sich streng an das päpstliche Breve zu halten und keine Ehe ohne das Versprechen katholischer Kindererziehung einzusegnen. Gleichzeitig trat er mit großer Strenge gegen eine Anzahl katholischer Geistlichen auf, welche den gemäßigten katholischen Grundsätzen eines Professor Hermes anhingen (H ernte fi an er), und verbot seiner gefammten Geistlichkeit, Befehle von der weltlichen Obrigkeit ohne seine Zustimmung anzunehmen. Die preußische Regierung ließ den Erzbischof zuerst nur an fein Versprechen erinnern und drohte ihm mit Amtsentfetzung, da er aber in seinem Eifer sich immer weiter fortreißen ließ, so wurde er plötzlich verhaftet und nach der Festung Minden abgeführt (1837). Darüber entstand unter den eifrigen Katholiken eine große Aufregung und es entbrannte ein langer Kampf zwischen der preußischen Regierung und dem römischen Stuhl. Die katholische Geistlichkeit verfocht den Grundsatz der gänzlichen Unabhängigkeit der Kirche vom Staat, und stand dabei
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Hermes
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
rief er mit lauter Stimme: „O es giebt im Himmel einen gerechten Richter, den der Unterdrückte nicht vergebens anrufen darf. Vor diesen fordere ich dich, römischer Papst, binnen 40 Tagen. Und du, Philipp, o mein König! ich verzeihe dir zwar; aber vergebens! Dein Leben ist verwirkt; binnen Jahresfrist finde ich dich vor Gottes Throne!" — Und wirklich, ehe noch 40 Tage entschwunden waren, starb der Papst, der in die Aufhebung des Ordens gewilligt' hatte, mit bitterer Reue über die gegen den Orden verübte Gewaltthat, und König Philipp lebte nur noch ein Jahr. Er siechte seit Molai's Verbrennung dem Tode entgegen, ohne daß die Aerzte die Quelle des Uebels entdeckt hätten. Ein anderer Bericht sagt, er sei auf der Jagd mit dem Pferde gestürzt; dies habe ihn noch eine Strecke fortgeschleift und furchtbar zerrissen nach Fontaineblau gebracht, wo er seinen Geist aufgegeben.
Zu einem dritten Orden noch gaben die Kreuzzüge Veranlassung, zum deutschen Orden. Unter den vielen Klöstern und Krankenhäusern, die in Jerusalem angelegt waren, befand sich auch eins für deutsche Pilger. Die Gesellschaft, welche sich zu dieser wohlthätigen Stiftung vereinigt hatte, nannte sich die Brüderschaft des deutschen Hauses unserer lieben Frauen zu Jerusalem. Mit diesem Vereine verband sich nachher eine ähnliche Anstalt, die von einigen Kaufleuten und Pilgern aus Lübeck und Bremen bei der Belagerung von Acre gestiftet war, und hieraus entstand nun aber erst 100 Jahre juch dem ersten Kreuzzuge — ein Ritterorden, der sich der deutsche Orden nannte, und auch reiche Geschenke an Gütern, besonders in Deutschland, erhielt. Nachdem die Ritter aus Palästina verdrängt worden und nach Deutschland zurückgekehrt waren, fehlte ihnen Beschäftigung. Da kam ihnen der Antrag eines Herzogs im heutigen Polen (Konrad von Ma-sovien) sehr gelegen, der dem damaligen Großmeister, Hermann von Salza, vorschlug, ihm gegen die heidnischen Preußen seine
Gehör und sprach, als Richter und Volk in erwartungsvoller Stille auf ihn blickten, mit fester Stimme: „Auf der Schwelle des Todes, wo auch die leiseste Lüge schwer wiegt, gestehe ich im Angesichte des Himmels und der Erde, daß ich eine große Sünde begangen, weil ich. mein Leben zu retten und dem Uebermaße der Martern zu entgehen, zugleich durch Schmeichelworte des Königs und des Papstes verlockt, gegen meinen Orden mich erhoben habe. Jetzt aber, obgleich ich weiß, welches Loos meiner harrt, will ich keine neue Lüge zu der alten häufen, und indem ich erkläre, daß der Orden sich stets rein von Schandthaten erhalten hat, verzichte ich freudig auf mein Leben."
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Philipp Philipp Konrad_von_Ma-sovien Konrad Hermann_von_Salza
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Bremen Deutschland Palästina Deutschland
188
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
quicken. Da begegnete ihr der Landgraf; er fragte sie trotzig (was doch ganz gegen seine Art war), was sie in dem Korbe habe? Erschrocken wagte sie nicht die Wahrheit zu sagen und antwortete: „Blumen!" und als er mißtrauisch den Deckel aufhob, waren wirklich Blumen darin; es war ein Wunder geschehen, damit sie nicht Lügen gestraft würde.
Als sie noch auf der Wartburg lebte, verschenkte sie oft von ihren Kleidungsstücken an arme Leute; aber siehe da, Engel ersetzten diesen Verlust sogleich und ihr Kleiderschrank wurde nicht leerer.
Als sie einst zu Pfingsten nach der Kirche gehen wollte, sprach ein Bettler sie an. Um sich nicht aufzuhalten, gab sie ihm einen ihrer Handschuhe. Ein Ritter kaufte ihn dem Bettler ab, steckte ihn an seinen Helm und wurde dadurch in jedem Kampfe unverwundbar.
Einmal hatte sie für das am Fuße der. Wartburg gestiftete Hospital eine Menge Töpfe, Tiegel, Schüsseln und Teller gekauft und sandte sie hinab. Unterwegs hatten die Träger die Ungeschicklichkeit, das zerbrechliche Geräth gegen einen Felsen zu stoßen, und glaubten, alles sei zertrümmert. Aber siehe! kein einziges Stück war zerbrochen.
Einst kam ein Kranker nach der Wartburg und bat um ein Gericht Fische, zu denen er einen ganz besonderen Appetit habe. Da aber gerade keine auf der Burg waren, so sprach Elisabeth zu einer Magd: „Geh nach dem Brunnen unten am Berge, schöpfe mit dem Stalleimer Wasser und bringe es herauf!" Und siehe! das Wasser wimmelte von Fischen. Der Kranke aß davon und wurde von Stund an wieder gesund. — Theilte sie unter die Kranken Lebensmittel aus, und waren mehr Menschen da, als sie erwartet hatte, so vermehrten sich die Speisen unter ihren Händen so, daß alle gesättigt werden konnten. Wenn sie manchmal unter freiem Himmel betete und sich ein heftiger Regen ergoß, so blieben ihre Kleider ganz trocken, und wie oft wurden nicht Blinde, Taube und andere Kranke durch ihre Berührung gesund!
70. Franciscaner. — Dominicaner. — Inquisition.
Ehe wir ganz die Zeit der edeln Hohenstaufen verlassen, muß hier noch einiger kirchlicher Einrichtungen erwähnt werden. Wie und wann die ersten Klöster entstanden, ist schon erzählt worden (siehe Abschnitt 49). Die meisten Mönche und Nonnen lebten
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Johann Huß in Kostnitz.
Morgen gekehrt sterbe. Wirklich machten sie den guten Mann wieder los, und banden ihn auf die Abendseite an. Um seinen Hals legten sie noch eine alte schwarze Kette. Huß lächelte dazu. „Mein Heiland," sprach er, „ist mit einer viel drückendem Kette um meinetwillen gebunden worden." — Während dessen legte man zwei Reisigbündel um seine Füße und häufte um ihn herum bis an seinenen Hals Stroh auf, um ihm die lange Todesqual zu ersparen. Noch einmal ritt der Pfalzgraf zu ihm heran und forderte ihn auf, sein Leben durch Abfchwörung seiner Jrrthümmer zu retten. „Ich rufe Gott zum Zeugen," rief hier Huß laut aus, „daß alle meine Lehren und Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Gewalt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode besiegeln." Es winkte der Pfalzgraf, und die Knechte zündeten das Feuer an. Die hochlodernden Flammen entzogen ihn bald dem Anblicke der schaulustigen Menge, aber zwei Mal hörte man ihn die Worte rufen: „Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, der du von der Jungfrau Maria geboren bist, erbarme dich mein!" Als er dieselben Worte zum dritten Male anfing, trieb ihm ein plötzlicher Windstoß die Gluth ins Gesicht, so daß er nicht vollenden konnte. Aber noch einige Minuten lang sah man ihn das Haupt bewegen; dann erstickte ihn die Gluth. Nachdem das Feuer verloschen war, mußten die Henker die Ueberreste seines Körpers zerschlagen und die Asche und die Gebeine in den Rhein werfen, damit nichts von ihm übrig bleibe, was seine Anhänger als Reliquie verehren könnten. Noch erzählt man, ein Bauer habe, als Huß schon auf dem Holzstoße angebunden gestanden, ein Scheit Holz herzngetragen, um auch sein Theil zur Verbrennung dieses seiner Meinung nach schändlichen Mannes beizutragen. Huß habe ihn mitleidig lächelnd angeblickt und ausgerufen: „O du heilige Einfalt!" — Doch erzählen dies andere von dem Hieronymus von Prag.
An dem Scheiterhaufen des redlichen Huß zündeten nun die Böhmen eine Kriegsfackel an, die viele Jahre hindurch die rings um Böhmen herumliegenden Länder verheerte. Als die Nachricht von seiner Verbrennung nach Prag kam, geriethen seine zahlreichen Anhänger in Zorn. Ein gleich darauf einlaufender Brief, durch welchen das Concilium den Böhmen das Geschehene meldete, machte die Sache eher schlimmer als besser; denn es hieß darin: Huß habe sich selbst die Todesstrafe zugezogen durch sein Beharren auf
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huß Johann Maria Maria Gluth