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1. Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 105

1889 - Leipzig : Freytag
105 4. Das Konzil zu Konstanz. 14141418. Konstanz, damals freie Reichs-ftabt, vermochte die Menge von Besuchern, deren Zahl zeitweise mehr als 100000 betragen haben soll, nicht zu fassen, und deshalb entstand auerhalb der Mauern eine weithin sich erstreckende Zeltstadt voll bewegten Lebens und lustigen Treibens. Aus allen christlichen Lndern waren nicht nur Geistliche, Fürsten und Gesandte der Universitten, sondern auch Abenteurer, Possenreier, Gaukler und Gauner erschienen; man hrte an 30 Sprachen. Zunchst handelte es sich darum zu entscheiden, wer Papst sein solle. Man bestimmte, da nicht nur Bischfe und bte, sondern auch Doktoren der Theologie und beider Rechte, Fürsten und Abgesandte, sowie alle Priester abstimmten, und zwar nicht nach Kpfen, sondern nach den vier Nationen der Deutschen, Franzosen, Englnder und Italiener, zu welchen 1416 die Spanier als fnfte hinzukamen. Johann Xxiii., der allein erschienen war, aber ans Furcht vor einer Untersuchung verkleidet die Flucht ergriffen hatte, wurde bei Schaffhausen erkannt und zurckgebracht, ab-gesetzt und fnf Jahre gefangen gehalten. Der andere Papst dankte freiwillig ab, und der dritte, welcher die ganze Welt in Bann that, hielt sich mit geringem Anhange noch einige Jahre in Spanien, starb aber, 90 Jahre alt, 1424. Hierauf whlte man Martin V., einen fein gebildeten, aber auch entschlossenen und gewandten Italiener, zum Papste. Dieser schlo mit den ein-zelnen Nationen besondere Vertrge (Konkordate) und versprach, kirchliche bel-stnde zu beseitigen; dann erklrte er die Kirchenversammlung (1418) fr geschlossen. Als er in golddurchsticktem Megewande und weier Mitra (Insul s. Fig. 43) Konstanz verlie, fhrte der Kaiser sein weies Pferd, drei hohe Reichsfrsten hielten die Zipfel der Scharlachdecke, und vier Grafen trugen einen Baldachin (Traghimmel). 5. Hus und die Hustten. Bereits 1415 hatte man das Urteil der Hus gefllt. Kaum war er wenige Wochen in Konstanz, so wurde er. trotz des Geleits-briefs, verhaftet. Sigismund wollte anfangs sein Wort halten, lie sich aber belehren, da er einem Ketzer gegenber dazu nicht verpflichtet sei. Hus. der in dem ungesunden Kerker von schleichender Krankheit ergriffen wurde, lie sich nicht zum Widerrufe bewegen; darauf wurden zuerst seine Bcher, und dann er selbst verbrannt (6., nach heutigem Datum 14. Juli 1415). Seine Asche warf man in den Rhein, damit sie bei seinen Anhngern, den Hustten, nicht zu einem Gegenstande der Verehrung werde. Im nchsten Jahre litt auch sein Freund Hieronymus, der anfangs Widerruf geleistet, denselben aber in Reue und Scham zurckgenommen hatte, an der nmlichen Stelle den Feuertod. Das Schicksal des Hus rief bei seinen Anhngern in Bhmen die heftigste Erbit-terung hervor, und es entbrannte ein grausamer Religionskrieg, derhnsiten-krieg 14191436, durch welchen auer Bhmen auch Bayern, Franken, Brandenburg und andere Teile Deutschlands verheert wurden. Endlich gestand man ihnen auf der Kirchenversammlung zu Basel ihre Hauptforderungen

2. Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 69

1889 - Leipzig : Freytag
69 gedachte er, seinem Eide gem, das Recht zu strken und das Unrecht zu mindern, das Reich allzeit zu mehren und zu schirmen". Aber seine beste Kraft mute er in sechs Zgen nach Italien und im Kampfe gegen die mchtigen lombardischen Städte und gegen den Papst verzehren; somit blieb wenig Zeit und Kraft fr Deutschland brig. 2. Friedrichs Kmpfe in Italien. 11541186. In der Lombardei waren viele Städte durch Handel zu blhendem Wohlstande und zu Macht gelangt und suchten nun, wie von Bischfen und Fürsten, so auch vom Kaiser als Ober-Herrn vllig frei zu werden. Sie whlten ihre Konsuln, Brgermeister, Ratsherren und Schffen selbst und verwalteten ihr Gemeinwesen allein. Besonders trotzig trat Mailand auf, das dem Kaiser sogar eine Geldsumme fr den Verzicht auf seine Rechte anbot und die kaisertreuen Städte schwer bedrngte. So zog Friedrich zunchst 1154 der die Alpen, lie sich im April in Pavia die lombardische K-nigskrone und im Juni 1154 in Rom die Kaiserkrone aufsetzen. Dies erlangte er freilich nur durch Unterwrfigkeit gegen den Papst Hadrian Iv. und die Auslieferung des Arnold von Breseia (s. 20, 2), welcher sofort verbrannt wurde. Krankheiten und Angriffe der Italiener trieben ihn aber heim. Der zweite Zug (115862) galt dem stolzen Mailand. Nach vierwchentlicher Belagerung mute es sich ergeben, und nun lie Friedrich auf den R o n f a l i s ch e n Feldern (am Po) durch Rechtsgelehrte seine kaiserlichen Hoheitsrechte feststellen. Als er sie aber geltend machte, fand er heftigen Widerstand, besonders vonseiten der Städte, des besorgten Papstes und der Normannen. So belagerte er Mailand zwei Jahre und zwang es (1162) sich zu ergeben. Sein Befehl lautete nun: Mailand wird bis auf den Grund zerstrt; seine Be-wohner siedeln sich in vier offenen Flecken an". Gerne fhrten die feindlichen Nachbarn binnen sechs Tagen den grausamen Spruch aus; nur die Kirche, wenige Palste und Kunstwerke blieben erhalten. Entsetzt beugten sich die 24. Friedrich Barbarossa. Nach Lessing, im Rmer" zu Frankfurt a. M.

3. Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 101

1889 - Leipzig : Freytag
101 brachte Holland. Seeland, Friesland und Hennegau an sich (1345). Damit verletzte er staatliche und kirchliche Rechte und erregte Ha und Neid der Fürsten und des Papstes, soda sie einen Gegenknig in Karl von Bhmen, dem Enkel Heinrichs Vii., whlten. 1346 erhielt dieser in Rense gegen unwrdige Bedingungen die Stimmen von fnf Kurfrsten, fand aber erst Anhang, als Lndwig 1347 pltzlich auf einer Brenjagd bei Mnchen vom Schlage getroffen wnrde und starb. Er ist der letzte gebannte Kaiser und ist beigesetzt in der Frauenkirche zu Mnchen, in der sein prchtiges Grabdenkmal steht. Nun gelangte das Haus Luxenburg auf den Thron (13471437). 27. Die lurenlmrgischen Kaiser. Das Konzil zu Konstanz. 1. Die lurenburgischen Kaiser. Sari Iv. (13471378) vergrerte seine bhmische Hausmacht, indem er die Shne Lud-wigs des Bayern aus Brandenburg verdrngte und auch die Lausitz, den grten Teil von Schlesien und die Oberpfalz erwarb. Am meisten that er fr Bhmen, das er wie ein Vater regierte, während er des Heiligen R-mischen Reichs Erzstiefvater" war. Er fhrte in Bhmen den Weinbau ein, verschnerte Prag durch herrliche Bauten, namentlich den Dom. und grndete daselbst die Universitt nach dem Muster der Pariser. Das Wichtigste, was er fr Deutschland that, war die in Metz erlassene goldene Bulle (bulla = Kapsel fr das Siegel), d. h. ein Gesetz der die Kaiserwahl. Darnach sollte die Wahl von den sieben Kur-frsten. drei geistlichen (den Erzbischsen von Kln. Mainz und Trier) und vier weltlichen (dem Könige von Bhmen und den Kurfrsten von Sachsen, Brandenburg und der Pfalz) vor-genommen werden; zugleich erhielten diese Kurfrsten als Grundsulen des Heiligen Rmi-schen Reiches" solche Hoheitsrechte, da sie that- schlich vom Kaiser unabhngig waren. Karls Iv. Sohn und Nachfolger Wenzel (1378 1400) konnte den Landfrieden, welchen er angeordnet hatte, nicht aufrecht erhalten; namentlich wtete unter ihm der Stdtekrieg; so kmpst der schwbische Stdtebund gegen den Grafen Eberhard von Wrttemberg und besiegte denselben zuerst. Darauf aber schlug Eberhard und die mit ihm verbndete Ritterschaft die Stdter bei Dffingen, westlich von Stuttgart. Da 51. Denkmal Karls Iv. in Prag.

4. Erzählungen aus der Neuzeit - S. 126

1889 - Leipzig : Freytag
126 schdigt, und zwar durch Skularisation (d. i. Verweltlichung oder Einziehung geistlicher Gter), Verminderung der freien Reichsstdte auf sechs und Mediatisiernng (d. i. Unterord-nung vieler Reichsfrsten unter die greren Landesherren). Auch mit Rußland, der Trkei und England machte Bonaparte Friede. Die so erkmpfte Ruhe des Siegers bentzte er zur Verbesserung der Ver-Hltnisse Frankreichs im Innern; er ordnete mit dem Papste Pius Vii. die kirchlichen Fragen, stellte die Schulen wieder her, verbesserte oder baute Straen und Kanle und brachte Ordnung in die Verwaltung. Dafr wurde er am 2. August 1802 durch Plebiseit, d. i. Volksabstimmung zum Konsul auf Lebenszeit ernannt. Er schrieb sich von nun an mit seinem Vornamen Napoleon, stiftete auch den Orden der Ehrenlegion zur Be-lohnung bedeutender Verdienste um Staat und Volk und hatte somit eine Art kniglicher Machtbefugnis. 5. Napoleon als Kaiser (18041814). Als im Februar 1804 eine Verschwrung gegen den Konsul entdeckt und vereitelt wurde, erklrte ihn der Senat (Mai 1804) zum erblichen Kaiser der Franzosen. Am 2. Dezember 1804 lie er sich mit Josephine von Pius Vii. in der Kirche Rotte Dame Zu Paris salben und setzte dann sich und ihr die Kaiserkrone selbst auf. Am 26. Mai 1805 krnte er sich auch mit der Eisernen Krone zu Mailand und sprach dabei: Gott gab sie mir; wehe, wer sie antastet!" Nun gab es wieder einen Hofstaat, glnzende Uniformen, Titel und Orden prunkende Feste und frhliches Leben. Da aber England und Rußland den neuen Kaiser nicht anerkannten, kam es wieder zum Kampfe. (Dritte Koalition von England, Rußland, sterreich und Schweden.) Preußen blieb zu seinem eigenen Unglcke unbeteiligt (neutral); Bayern, Wrttem-berg" und Baden hielten zu Napoleon. Dieser rckte in Eilmrschen vor, nahm am 14. Oktober den sterreichischen General Mack mit 23000 Mann bei Ulm gefangen, zog ohne Kampf in Wien ein, siegte am. 2.. Dezember, seinem Krnungstage, bei Austerlitz (sdstlich von Brnn in Mhren) der die Kaiser Alexander und Franz (daher Dreikaiserschlacht") und zwang die Russen sofort abzuziehen und sterreich im Frieden zu Preburg (26. Dezember 1805) groe Gebiete in Italien abzutreten. Die Kurfrsten von Bayern und Wrttemberg wurden Könige, der vvn Baden Groherzog. Am 12. Juli 1806 sagten sich 16 deutsche Fürsten vom deutschen Kaiser und Reiche los und traten unter Napoleons Protektorate ((Schutzhoheit) zum Rheinbunde zusammen. Damit war das Deutsche Reich nach eintausendjhrigem Bestnde ausgelst. Franz Ii. legte die Krone nieder und nannte sich seitdem als Kaiser von sterreich Franz I. Zur See sicherte freilich die Niederlage der franzsischen Flotte bei dem spanischen Vorgebirge Trasalgar am 25. Oktober 1805 Englands bergewicht auf Jahrzehnte.

5. Teil 2 - S. 45

1912 - Leipzig : Freytag
45 burtstag des deutschen 4^ationalgesühls genannt. Zugleich offenbart er uns in König Otto einen großen, gewaltigen Heerführer, der nicht bloß Schlachten schlagen, sondern auch kühne Pläne erdenken konnte. 5. Otto stützt sich aus die Kirche und wird Kaiser. Nach der Besiegung der Ungarn suchte sich 'Otto in der K i r ch e eine Stütze zu verschaffen. Da er das Recht hatte, die hohen Geistlichen einzusetzen, so vergab er die geistlichen Ämter an Personen, die ihm treu ergeben waren. So wurde sein Bruder Brun Erzbischof von Köln, sein Sohn Wilhelm bekam Mainz, und Trier übergab er einem anderen Verwandten. Zugleich stattete er die Kirchen und Klöster planmäßig mit großen Ländereien aus, wodurch Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte auch zu weltlichen Fürsten erhoben wurden. Außerdem gab er der hohen Geistlichkeit das Recht, Münzen zu prägen, Zölle zu erheben und Märkte abzuhalten ; sie wurden von der Oberhoheit der Herzöge, Fürsten und Grafen befreit und unmittelbar unter den König gestellt. Sie standen also jetzt neben den weltlichen Fürsten. Dafür mußten die geistlichen Herren schwere Leistungen übernehmen; sie mußten dem Könige und dem Reiche Vasallen stellen und jederzeit bereit seiu, dem Könige persönliche Dienste zu leisten. Er verwandte sie als Ratgeber, Gesandte und sogar als Heerführer. So trat also das deutsche Königtum in ein inniges Verhältnis zu der Kirche. — Die deutschen Bischöfe und Äbte waren aber als geistliche Fürsten zugleich vom Papste abhängig, und die deutsche Kirche war nur ein Teil der römischen Kirche. Wollte Otto demnach immer über die Geistlichen nach seinen: Willen verfügen, so mußte er danach trachten, den Papst in Rom in seine Gewalt zu bekommen. Das konnte er aber nur, wenn er das römische Kaisertum erneuerte. — Im Jahre 961 zog Otto zum zweitenmal über den Brenner nach Italien. Der Papst selbst hatte ihn zu Hilfe gegen Berengar und gegen die römischen Adeligen geruseu. Markgraf Berengar hatte die Gewalt, die ihm Otto gegeben hatte, mißbraucht; er wurde besiegt, seines Amtes entsetzt und nach Deutschland gesandt, wo er nach einigen Jahren in der Gefangenschaft starb. Dann wandte sich der König nach Rom; zu Anfang des nächsten; Jahres hielt er daselbst einen glänzenden Einzug. Er befreite den Papst ans den Händen des römischen Adels und bestätigte ihn in dem weltlichen Besitztum, das er einst von den Karolingern erhalten hatte. Dafür salbte ihn der Papst zum Kaiser. Kaum aber hatte Otto Rom verlassen, so brach daselbst gegen die Deutschen ein Aufstand aus, au dem sich auch der Papst beteiligte. Der Kaiser kehrte sofort um, bestrafte die Empörer, fetzte den Papst ab, ließ einen neuen wählen und zwang die Römer zu schwören, keinen Papst ohne Einwilligung des Kaisers auf den Stuhl Petri zu fetzen. Somit hatte Otto fein Ziel erreicht; als Nachfolger der römischen Kaiser war er Herr der römischen Kirche und ihres Oberhauptes. Damit hatte er absolute Gewalt über die deutsche Kirche und ihre Würdenträger. Das Reich, das Kaiser Otto damit fchuf, nannte man das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, weil man es als Fortsetzung des römischen Weltreiches ansah, das von einem deutschen Könige beherrscht wurde.

6. Teil 2 - S. 55

1912 - Leipzig : Freytag
oo auf einem Rheinschiffe nach Köln und von da nach Lüttich, wo er bei dem kaisertreuen Bischof eine freundliche Aufnahme fand. Bon hier aus widerrief der Kaiser seine aufgezwungene Abdankung. Darauf brachten die kaiserfreuud-lichen Rheinstädte ein Heer zusammen. Es schien zwischen Vater und Sohn zu einem offenen Kampfe kommen zu sollen. Aber der Tod verhinderte den neuen Bürgerkrieg; Kaiser Heinrich starb im August 1106 zu Lüttich. Sein Leichnam aber fand keine Ruhe; er wurde auf einer Maasinsel in nngeweihter Erde bestattet. Von hier ans wurde er nach Speyer gebracht. Endlich im Jahre 1111 • wurde der Bann von dem toten Kaiser genommen; nun konnte der Leichnam der Kaisergruft im Dome zu Speyer übergeben werden. 7. Äaiser Heinrich V. Unter Kaiser Heinrich V. kam es mit dem Papste wegen der Investitur zu neuen Streitigkeiten. Heinrich zwang sogar den Papst, auf jedes Belehnungsrecht der Geistlichen zu verzichten. Kaum aber hatte Heinrich Rom verlassen, so widerrief der Papst den Vertrag, weil er ihm aufgezwungen worden sei. Endlich kam es im Jahre 1122 zum Wormser Konkordat; es wurde bestimmt: die Bischöfe und Äbte werden unter Beisein des Kaisers oder seines Gesandten von den Domherren gewählt; daraus belehnt sie der Papst mit dem geistlichen Amte, indem er ihnen Ring und Stab überreichen läßt. Nun erst erhalten sie vom Kaiser den weltlichen Besitz durch Überreichung des Zepters. Damit war die Reichsverfassung, wie sie Otto der Große geschaffen hatte, wesentlich geändert. Die enge Verbindung zwischen Krone und Geistlichkeit war zerrissen; der Papst war vollständig unabhängig vom Kaiser geworden. Die Macht der weltlichen Fürsten war naturgemäß gestiegen, sie gewannen entscheidenden Einfluß bei der Verwaltung des Reiches. 9. Die Kreuzzüge. 1. Der erste Äreuzzug 1096—1099. a) Veranlassung und Vorbereitung des Zuge s. Schon in den ersten Jahrhunderten nach der Geburt Christi zogen viele fromme Christen nach dem Heiligen Lande, um an den Stätten, cm denen ihr Herr und Heiland gelebt und gelitten hatte, zu beten. Mit einem langen, dunkeln Kleide angetan, mit einem Kreuze versehen, mit einer Tasche und einem Stabe ausgerüstet, wanderten die Pilger entweder an der Donau entlang, um von Konstantinopel aus den Boden Palästinas zu betreten, ober sie überschritten die Alpen, bestiegen in Pisa ober Genua ein Schiff, burchfuhren das Mittelmeer und lanbeten in einem Hasen an der Küste Kanaans. Anfangs fanben die Wallfahrer freundliche Aufnahme; die Kaiser von Byzanz unterstützten sogar die Züge, weil sie einsahen, daß ihre Untertanen davon einen erheblichen Vorteil hatten. Im siebenten Jahrhundert geriet zwar das Land der Verheißung in die Hände der mohammedanischen Araber, aber die Behanblung der Christen blieb dieselbe. Sie hatten freien Zutritt zu allen heiligen Stätten, sie konnten gehen und kommen, wie sie wollten. Das wurde aber anders, als die T ü rke n, die ursprünglich in Mittel-

7. Teil 2 - S. 60

1912 - Leipzig : Freytag
60 Heeres dahin. — Unterdessen fiel ganz Palästina den Türken in die Hände; 1291 erstürmten sie Akkon und brachten damit den letzten festen Platz der Christen in ihre Gewalt. Die Epoche der Kreuzzüge, die fast 200 Jahre gedauert hatte, war zu Ende; das Christentum hatte nicht vermocht, gegen den Islam Erfolge zu erringen. 3. Folgen der Äreuzziige. Wenn auch die Kreuzzüge ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, so sind sie doch von weittragender Bedeutung gewesen. Sie erweiterten das Gebiet des Handels und verursachten ein Emporblühen nicht nur der italienischen Städte, wie Genua und Venedig, sondern auch der süddeutschen, wie Augsburg, Ulm und Konstanz. Das Abendland erhielt allerlei Erzeugnisse der Natur, wie Rohrzucker, Mais und Aprikosen, und Erzeugnisse des Gewerbefleißes, wie feine Gewebe, seidene Stoffe und kunstvolle Waffen. Dafür gingen nach dem Orient kostbare Pelze und Leinenstoffe. — Auch für das staatliche Leben waren die Kreuzzüge von großer Bedeutung. Sie erweiterten die Hausmacht vieler Fürsten, indem diese die erledigten Lehen derjenigen Vasallen einzogen, die von einem Kreuzzuge nicht wieder zurückkehrten. Zugleich stärkten die Kreuzzüge die Macht des Papstes, der sie oftmals veranlaßte und auch indirekt leitete; damit ging freilich ein Sinken der Kaisermacht Hand in Hand. Den Kreuzzügen verdankt ferner das R i t t e r t n m seine Ausbildung und Veredelung. Die Ritter erkannten, daß es etwas Hohes sei, für den Glauben das Schwert zu führen. Der aufblühende Handel' hauchte dem Bürger st an de neues Leben ein; mit dem zunehmenden Reichtume wuchs seine Macht und sein Ansehen. Auch dem Bauernstande brachten die Kreuzzüge Vorteile. Sie förderten das Emporkommen des freien Bauern, da jeder Leibeigene frei wurde, wenn er das Kreuz sich anheften ließ. Mancher Fronbauer erkaufte sich auch die Freiheit, indem er seinem Herrn das nötige Geld zu einer Kreuzfahrt übergab. — Die Kreuzzüge förderten auch die Macht der Kirche und erweiterten ihren Besitz; denn viele Kreuzfahrer schenkten oder verkauften ihre Güter der Kirche. Zugleich brachte der Handel mit Reliquien aus dem Heiligen Lande der Kirche unendliche Summen ein. — Die Kreuzzüge hatten aber auch nachteilige Folgen. Das Abendland verlor viele Menschen und unermeßliche Geldsummen und wurde seitdem von ekelhaften und ansteckenden Krankheiten heimgesucht, so z. B. vom Aussatz. Außerdem entfesselten die Kreuzzüge alle niedrigen Leidenschaften, wie Habsucht, Haß, Eifersucht, Grausamkeit, Unsittlichkeit, Aberglauben und Wundersucht. 10. Friedrich I. Barbarossa 1152-1190. 1. Seine Vorgänger. Nach dem Aussterben der fränkischen Kaiser wählten die deutschen Fürsten einen sächsischen Großen zum König; er hieß Lothar vonsupplinburg. Er war ein schwacher Herrscher; nach seiner Wahl bat er den Papst um Bestätigung seiner Würde. Er erhielt sie gegen Verzicht auf feine Rechte bei der Einsetzung der Bischöfe und Äbte. Somit hatte der Papst mit einem Schlage erreicht,

8. Teil 2 - S. 64

1912 - Leipzig : Freytag
64 trat zu seinen Feinden über, weil er eine Ausdehnung der kaiserlichen Herrschaft auch über Mittel- und Süditalien befürchtete. Auf seinen Rat hin schlossen sich die Städte zu dem lombardischen Städtebunde zusammen und bauten das zerstörte Mailand wieder auf. Es entstand sogar eine neue Stadt, die man dem Papst Alexander zu Ehren Alexandria nannte. Der Kaiser mußte einen neuen Zug nach Italien unternehmen. Sein streitbarer Kanzler Rainald von Dassel, der Erzbischof von Köln, führte das Heer nach Rom, besiegte die Römer, nahm die Tiberstadt ein und vertrieb Alexander. Plötzlich aber wurden alle Erfolge vernichtet; in dem deutschen Heere brach eine furchtbare Pest aus, die die meisten Ritter in wenigen Wochen dahinraffte. Unter den Toten befand sich auch der Kanzler, der den Kaiser in seinem Ziele kräftig unterstützt hatte. In fluchtähnlichem Rückzüge verließ der Kaiser Italien und wäre beinahe in Susa meuchlings ermordet worden, wenn sich nicht der treue Ritter Hermann von Siebeneichen, der dem Herrscher an Gestalt sehr ähnlich war, in dessen Bett gelegt hätte, während der Kaiser selbst verkleidet aus der Stadt entfloh. Friedrich mußte den unglücklichen Schlag zu verwischen suchen; er sammelte ein Heer um sich und zog abermals über die Alpen. Er zerstörte den Ort Susa und führte dann feine Ritter gegen die Festung Alexandria; diese aber belagerte er vergebens. Der lombardische Städtebund rüstete nun auch ein Heer aus, um dem Kaiser in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Diese vermied aber Friedrich weil er eingesehen hatte, daß seine Streitkräfte zu gering waren. Er wanbte sich beshalb an die beutfchen Fürsten und bat sie um Unterstützung. Jeboch der mächtigste unter ihnen, Heinrich derlöwe, der Herzog von Sachsen und Bayern, weigerte sich, seine Basallen nach dem Süden zu führen. So mußte Friedrich mit schwachen Kräften wieber nach Italien gehen. Bei Segnano kam es im Jahre 1176 unerwartet zur Schlacht. Die Deutschen fochten mit der alten Tapferkeit und Zähigkeit. Doch sie vermochten gegen die Übermacht nichts auszurichten. Die Schlacht ging verloren; der Kaiser selbst stürzte mit dem Rosse und rettete sich nur durch eine abenteuerliche Flucht. Erst nach einigen Tagen kam er wieber zu dem geschlagenen Heere. Die letzten Ereignisse hatten Friedrich belehrt, daß seine Mittel nicht ausreichten, um den Papst und den lomlmrbischen Stäbtebunb niederzukämpfen. Deshalb tat er einen schlauen Schachzug; er versöhnte sich mit dem Oberhaupt der Kirche und trennte so seine Feinde. Es kam zum Frieden znvenedig; Barbarossa erkannte Alexander als rechtmäßigen Papst an und wurde dafür vom Banne gelöst. Mit dem lombardischen Städtebund kam es vorläufig zu einem sechsjährigen Waffenstillstand. 1183 kam endlich der Friede zu Konstanz zustande; die Städte wurden freie Reichsstädte und erhielten das Recht der Selbstverwaltung. Dafür kannten sie die Oberhoheit des Kaisers cm und versprachen, ihn auf feinen Römerzügen mit Geld und Lebensrnitteln zu unterstützen. Damit enbigte der Kampf, der viel beutsches Blut gesorbert hatte, und der boch von Ansang an aussichtslos gewesen war; benn Kaiser und Kanzler wollten eine vorgeschrittene Kultur gewaltsam aushalten.

9. Teil 2 - S. 95

1912 - Leipzig : Freytag
zulegen. Das waren alles Rechte, die in anderen Staaten den: Kaiser zustanden. — Während der Erledigung des Thrones hatte der Pfalzgraf bei Rhein den südlichen Teil und der Herzog von Sachsen-Wittenberg den nördlichen Teil des Reiches zu verwalten. Der Erzbischof von Mainz hatte die Wahl vorzubereiten; sie fand immer in Frankfurt statt. Aachen blieb Krönungsstadt. Den Städten war die Goldene Bulle nicht hold: sie durften keine Pfahlbürger mehr aufnehmen, auch wurde ihnen das Abschließen von Bündnissen untersagt. Von einer Bestätigung der Kaiserwahl durch den Papst war nicht mehr die Rede. Karl Iv. starb 1378. Seine Hausmacht hatte er geteilt. Sein ältester Sohn Wenzel wurde Kaiser und bekam Böhmen und Schlesien, und Sigismund, sein zweiter Sohn, erhielt Brandenburg und die Lausitz. 18. Sigismund 1411-1437. Sigismund war vor seiner Wahl zum Kaiser auch König von Ungarn geworden. Nach dem Tode seines Bruders erbte er noch Böhmen. Bei solcher Machtfülle konnte er es wagen, die herrschenden Mißstünde in der Kirche zu beseitigen. Hauptsächlich auf sein Betreiben trat 1414 ein allgemeines Konzil zu Konstanz zusammen. Es war die glänzendste Kirchenversammlung des Mittelalters; denn an ihr nahmen viele weltliche Fürsten, über 500 geistliche Herren und Vertreter aller Universitäten teil. 1. Das Konzil zu Konstanz 1414—1418. a) Welche Aufgaben hat e s z u lösen? Seit dem Jahre 1378 gab es zwei Päpste; der eine hatte seinen Sitz in Rom und der andere zu Avignon in Frankreich. Der römische Papst herrschte über Italien, Deutschland und England, der französische über Spanien und Frankreich. Der Kirchenspaltung oder dem Schisma wollten endlich die Kardinäle ein Ende machen; sie beriefen ein Konzil nach Pisa, setzten die beiden Päpste ab und wählten einen neuen. Da die beiden ihr Amt aber nicht niederlegten, hatte man drei Päpste. Nnr ein Konzil, dessen Beschlüsse von einem machtvollen Kaiser ausgeführt werden konnten, konnte dem Zwiespalt ein Ende bereiten. Im kirchlichen Leben waren mancherlei Mißstände zutage getreten. Deshalb traten Männer auf, die eine „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern" erstrebten. Zu diesen gehörte der Tscheche Johannes Hus. Er war Professor an der Prager Universität und Prediger an der Bethlehemskapelle. In schonungsloser Weise bekämpfte er die Priesterherrschaft, den Ablaß, die Ohrenbeichte, die Ehelosigkeit der Geistlichen und die herrschende Abendmahlslehre. Seine Predigten entfachten in Böhmen eine religiöse Begeisterung und Erregung. Zugleich rief Hus auch eine nationale Bewegung hervor. Er suchte den Einfluß der Deutschen an der Hochschule zu beseitigen und dem Tschechentnm die herrschende Stellung zu ver-

10. Theil 2 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Eroberung Constanünopels. 269 das erste Werk, welches den Namen der Drucker und die Jahreszahl (1457) trägt, nur noch in sechs oder sieben Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wohin er gegangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Uebrigeus waren die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100—200 Gülden, welchen Preis man damals für sehr gering hielt. Keiner ärgerte sich mehr über ihn und die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn, den sie aus dem Abschreiben gelöst hatten, ganz verloren; denn man konnte nun die Bücher mehr als zehn Mal so wohlfeil kaufen. Natürlich hatten sich die Erfinder alle Mühe gegeben, ihre Kunst geheim zu halten. Es glückte ihnen nicht lange. 1462 wurde die Stadt Mainz irt einer Fehde erobert; die Druckergehülfen zerstreuten sich fliehend und trugen ihre Kunst an andere Orte. Um 1500 waren schon in allen großen Städten Europas Druckereien angelegt. 77. Eroberung Constantinopels durch die Türken, 1453. Schon seit 476 war das abendländische römische Kaiserthum umgestürzt worden. Das griechische oder morgenländische dauerte noch immer fort, aber ohne Kraft und Ruhm. Der Geist der alten Griechen war aus den Bewohnern des alten Griechenlands fast ganz gewichen; es war ein feiges, lasterhaftes, verweichlichtes Volk, und seine Kaiser waren so, wie das Volk es verdiente: grausam, tyrannisch, stolz, lasterhaft und feige. Selten zeichnete sich unter ihnen einmal ein kräftiger Mann aus. Dabei waren beständige Unruhen. Viele Kaiser wurden ermordet, oft von ihren eigenen Verwandten. So war es denn kein Wunder, wenn es endlich den Angriffen der Türken unterlag. Dieses Volk, das ums Jahr 1300 aus den Seldschucken hervorgegangen war, indem Osman in den Bergen des Taurus einen kriegerischen Haufen sammelte, hatte sich nach und nach Klein-Asiens bemächtigt, war dann nach Europa übergegangen, und hatte hier und da schon Stücke von Griechenland an sich gerissen. Sultan Mnrad machte Adrianopel zur Residenz (1360). Man erschrack in ganz Europa über die nahende Gefahr, und in der That waren die Türken damals so kriegerisch und zugleich so eroberungssüchtig, daß das Schlimmste zu befürchten war. Vergebens bat der griechische Kaiser (Johannes) die Fürsten des Abendlandes, namentlich den Papst (Urban V.) um Hülse. Dieser erbot sich dazu, wenn
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