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1. Teil 2 - S. 45

1912 - Leipzig : Freytag
45 burtstag des deutschen 4^ationalgesühls genannt. Zugleich offenbart er uns in König Otto einen großen, gewaltigen Heerführer, der nicht bloß Schlachten schlagen, sondern auch kühne Pläne erdenken konnte. 5. Otto stützt sich aus die Kirche und wird Kaiser. Nach der Besiegung der Ungarn suchte sich 'Otto in der K i r ch e eine Stütze zu verschaffen. Da er das Recht hatte, die hohen Geistlichen einzusetzen, so vergab er die geistlichen Ämter an Personen, die ihm treu ergeben waren. So wurde sein Bruder Brun Erzbischof von Köln, sein Sohn Wilhelm bekam Mainz, und Trier übergab er einem anderen Verwandten. Zugleich stattete er die Kirchen und Klöster planmäßig mit großen Ländereien aus, wodurch Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte auch zu weltlichen Fürsten erhoben wurden. Außerdem gab er der hohen Geistlichkeit das Recht, Münzen zu prägen, Zölle zu erheben und Märkte abzuhalten ; sie wurden von der Oberhoheit der Herzöge, Fürsten und Grafen befreit und unmittelbar unter den König gestellt. Sie standen also jetzt neben den weltlichen Fürsten. Dafür mußten die geistlichen Herren schwere Leistungen übernehmen; sie mußten dem Könige und dem Reiche Vasallen stellen und jederzeit bereit seiu, dem Könige persönliche Dienste zu leisten. Er verwandte sie als Ratgeber, Gesandte und sogar als Heerführer. So trat also das deutsche Königtum in ein inniges Verhältnis zu der Kirche. — Die deutschen Bischöfe und Äbte waren aber als geistliche Fürsten zugleich vom Papste abhängig, und die deutsche Kirche war nur ein Teil der römischen Kirche. Wollte Otto demnach immer über die Geistlichen nach seinen: Willen verfügen, so mußte er danach trachten, den Papst in Rom in seine Gewalt zu bekommen. Das konnte er aber nur, wenn er das römische Kaisertum erneuerte. — Im Jahre 961 zog Otto zum zweitenmal über den Brenner nach Italien. Der Papst selbst hatte ihn zu Hilfe gegen Berengar und gegen die römischen Adeligen geruseu. Markgraf Berengar hatte die Gewalt, die ihm Otto gegeben hatte, mißbraucht; er wurde besiegt, seines Amtes entsetzt und nach Deutschland gesandt, wo er nach einigen Jahren in der Gefangenschaft starb. Dann wandte sich der König nach Rom; zu Anfang des nächsten; Jahres hielt er daselbst einen glänzenden Einzug. Er befreite den Papst ans den Händen des römischen Adels und bestätigte ihn in dem weltlichen Besitztum, das er einst von den Karolingern erhalten hatte. Dafür salbte ihn der Papst zum Kaiser. Kaum aber hatte Otto Rom verlassen, so brach daselbst gegen die Deutschen ein Aufstand aus, au dem sich auch der Papst beteiligte. Der Kaiser kehrte sofort um, bestrafte die Empörer, fetzte den Papst ab, ließ einen neuen wählen und zwang die Römer zu schwören, keinen Papst ohne Einwilligung des Kaisers auf den Stuhl Petri zu fetzen. Somit hatte Otto fein Ziel erreicht; als Nachfolger der römischen Kaiser war er Herr der römischen Kirche und ihres Oberhauptes. Damit hatte er absolute Gewalt über die deutsche Kirche und ihre Würdenträger. Das Reich, das Kaiser Otto damit fchuf, nannte man das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, weil man es als Fortsetzung des römischen Weltreiches ansah, das von einem deutschen Könige beherrscht wurde.

2. Teil 2 - S. 90

1912 - Leipzig : Freytag
90 vor einen Reichstag und verlangte von ihm die Herausgabe der deutschen Länder, die er während der Zwischenzeit an sich gerissen hatte. Ottokar erschien nicht. Da sprach der König über ihn die Reichsacht aus und sammelte sogleich ein kleines Heer, um den Widerspenstigen zu bestrafen. Ottokar ließ es jedoch nicht auf eine Entscheidung der Waffen ankommen, denn der Adel in den vier deutschen Ländern verließ seine Fahnen; außerdem war er der Treue seiner eigenen Vasallen nicht sicher. Er unterwarf sich deshalb, gab die deutschen Länder heraus und leistete für seine beiden Erbstaaten, Böhmen und Mähren, den Vasalleneid. Rudolf war mit den Erfolgen zufrieden, entließ teilweise sein Heer und schickte sich an, den Osten wieder zu verlassen. Da traf ihn die Nachricht von Ottokars Empörung. Dieser hatte es nicht überwinden können, daß er sich gedemütigt hatte. Auf dem Marchfelde kam es im Jahre 1278 zur Entscheidungsschlacht. Ottokar focht mit großer Tapferkeit; aber seine Scharen wurden überall geschlagen, er selbst fand den Tod. Seine Länder wurden geteilt; sein Sohn Wenzel erhielt Böhmen und Mähren und mußte eine Tochter Rudolfs zur Gemahlin nehmen. Österreich, Steiermark und Krain erhielt dagegen mit Zustimmung der Reichsfürsten Rudolfs Sohn Albrecht. Damit war der Grund zu der habsburgischen Hausmacht gelegt; noch heute regieren Rudolfs Nachkommen, die Habsburger, in Österreich. Mit dem Siege über den stolzen Böhmenkönig hatte Rudolf zugleich feine und des Reiches Macht hergestellt. 4. Rudolf stellt Ordnung im Reiche her. Nun konnte Rudolf an die Ausführung seiner anderen Aufgaben gehen; er war bedacht, den Landfrieden im Reiche herzustellen. Deshalb erließ er scharfe Verordnungen gegen das Fanstrecht und gegen das Raubritterwesen. Aber er wußte auch, daß mit Gesetzen allein nicht zu helfen war; er griff zum Schwerte und führte die Bestimmungen durch. So soll er in Franken und am Rhein in einem Jahre 70 Burgen zerstört haben, und in Thüringen sollen 60 Raubnester gefallen fein. Die Raubritter wurden hingerichtet oder erhängt. So zog nach und nach wieder Ordnung und Ruhe ein. Der Bauer bestellte feine Felder, und der Kaufmann zog mit feinen Waren von Markt zu Markt. Die Macht der Fürsten wagte Rudolf jedoch nicht zu beschränken, ja, er mußte den Kurfürsten das Recht einräumen, ohne ihre Zustimmung über freigewordenes Reichsgut keine Verfügung zu treffen. Nur dadurch lebte er mit den Fürsten in Frieden. 5. Sein Ende. Rudolf von Habsburg war ein biederer und einfacher Mann. Seine Soldaten und fein Volk verehrten ihn; feine Gerechtigkeitsliebe wurde sprichwörtlich. Von ungerechten Fürsten sagte man später: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht." Noch heute werden von ihm Geschichten und Sagen erzählt, die uns seine Beliebtheit beim Volke zeigen. — Seine Bemühungen, seinem Sohne Albrecht die Königskrone zu verschaffen, blieben ohne Erfolg. Er starb im Jahre 1291 zu Germersheim am Rhein und liegt neben Philipp von Schwaben im Dome zu Speyer begraben.

3. Teil 2 - S. 60

1912 - Leipzig : Freytag
60 Heeres dahin. — Unterdessen fiel ganz Palästina den Türken in die Hände; 1291 erstürmten sie Akkon und brachten damit den letzten festen Platz der Christen in ihre Gewalt. Die Epoche der Kreuzzüge, die fast 200 Jahre gedauert hatte, war zu Ende; das Christentum hatte nicht vermocht, gegen den Islam Erfolge zu erringen. 3. Folgen der Äreuzziige. Wenn auch die Kreuzzüge ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, so sind sie doch von weittragender Bedeutung gewesen. Sie erweiterten das Gebiet des Handels und verursachten ein Emporblühen nicht nur der italienischen Städte, wie Genua und Venedig, sondern auch der süddeutschen, wie Augsburg, Ulm und Konstanz. Das Abendland erhielt allerlei Erzeugnisse der Natur, wie Rohrzucker, Mais und Aprikosen, und Erzeugnisse des Gewerbefleißes, wie feine Gewebe, seidene Stoffe und kunstvolle Waffen. Dafür gingen nach dem Orient kostbare Pelze und Leinenstoffe. — Auch für das staatliche Leben waren die Kreuzzüge von großer Bedeutung. Sie erweiterten die Hausmacht vieler Fürsten, indem diese die erledigten Lehen derjenigen Vasallen einzogen, die von einem Kreuzzuge nicht wieder zurückkehrten. Zugleich stärkten die Kreuzzüge die Macht des Papstes, der sie oftmals veranlaßte und auch indirekt leitete; damit ging freilich ein Sinken der Kaisermacht Hand in Hand. Den Kreuzzügen verdankt ferner das R i t t e r t n m seine Ausbildung und Veredelung. Die Ritter erkannten, daß es etwas Hohes sei, für den Glauben das Schwert zu führen. Der aufblühende Handel' hauchte dem Bürger st an de neues Leben ein; mit dem zunehmenden Reichtume wuchs seine Macht und sein Ansehen. Auch dem Bauernstande brachten die Kreuzzüge Vorteile. Sie förderten das Emporkommen des freien Bauern, da jeder Leibeigene frei wurde, wenn er das Kreuz sich anheften ließ. Mancher Fronbauer erkaufte sich auch die Freiheit, indem er seinem Herrn das nötige Geld zu einer Kreuzfahrt übergab. — Die Kreuzzüge förderten auch die Macht der Kirche und erweiterten ihren Besitz; denn viele Kreuzfahrer schenkten oder verkauften ihre Güter der Kirche. Zugleich brachte der Handel mit Reliquien aus dem Heiligen Lande der Kirche unendliche Summen ein. — Die Kreuzzüge hatten aber auch nachteilige Folgen. Das Abendland verlor viele Menschen und unermeßliche Geldsummen und wurde seitdem von ekelhaften und ansteckenden Krankheiten heimgesucht, so z. B. vom Aussatz. Außerdem entfesselten die Kreuzzüge alle niedrigen Leidenschaften, wie Habsucht, Haß, Eifersucht, Grausamkeit, Unsittlichkeit, Aberglauben und Wundersucht. 10. Friedrich I. Barbarossa 1152-1190. 1. Seine Vorgänger. Nach dem Aussterben der fränkischen Kaiser wählten die deutschen Fürsten einen sächsischen Großen zum König; er hieß Lothar vonsupplinburg. Er war ein schwacher Herrscher; nach seiner Wahl bat er den Papst um Bestätigung seiner Würde. Er erhielt sie gegen Verzicht auf feine Rechte bei der Einsetzung der Bischöfe und Äbte. Somit hatte der Papst mit einem Schlage erreicht,

4. Teil 2 - S. 64

1912 - Leipzig : Freytag
64 trat zu seinen Feinden über, weil er eine Ausdehnung der kaiserlichen Herrschaft auch über Mittel- und Süditalien befürchtete. Auf seinen Rat hin schlossen sich die Städte zu dem lombardischen Städtebunde zusammen und bauten das zerstörte Mailand wieder auf. Es entstand sogar eine neue Stadt, die man dem Papst Alexander zu Ehren Alexandria nannte. Der Kaiser mußte einen neuen Zug nach Italien unternehmen. Sein streitbarer Kanzler Rainald von Dassel, der Erzbischof von Köln, führte das Heer nach Rom, besiegte die Römer, nahm die Tiberstadt ein und vertrieb Alexander. Plötzlich aber wurden alle Erfolge vernichtet; in dem deutschen Heere brach eine furchtbare Pest aus, die die meisten Ritter in wenigen Wochen dahinraffte. Unter den Toten befand sich auch der Kanzler, der den Kaiser in seinem Ziele kräftig unterstützt hatte. In fluchtähnlichem Rückzüge verließ der Kaiser Italien und wäre beinahe in Susa meuchlings ermordet worden, wenn sich nicht der treue Ritter Hermann von Siebeneichen, der dem Herrscher an Gestalt sehr ähnlich war, in dessen Bett gelegt hätte, während der Kaiser selbst verkleidet aus der Stadt entfloh. Friedrich mußte den unglücklichen Schlag zu verwischen suchen; er sammelte ein Heer um sich und zog abermals über die Alpen. Er zerstörte den Ort Susa und führte dann feine Ritter gegen die Festung Alexandria; diese aber belagerte er vergebens. Der lombardische Städtebund rüstete nun auch ein Heer aus, um dem Kaiser in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Diese vermied aber Friedrich weil er eingesehen hatte, daß seine Streitkräfte zu gering waren. Er wanbte sich beshalb an die beutfchen Fürsten und bat sie um Unterstützung. Jeboch der mächtigste unter ihnen, Heinrich derlöwe, der Herzog von Sachsen und Bayern, weigerte sich, seine Basallen nach dem Süden zu führen. So mußte Friedrich mit schwachen Kräften wieber nach Italien gehen. Bei Segnano kam es im Jahre 1176 unerwartet zur Schlacht. Die Deutschen fochten mit der alten Tapferkeit und Zähigkeit. Doch sie vermochten gegen die Übermacht nichts auszurichten. Die Schlacht ging verloren; der Kaiser selbst stürzte mit dem Rosse und rettete sich nur durch eine abenteuerliche Flucht. Erst nach einigen Tagen kam er wieber zu dem geschlagenen Heere. Die letzten Ereignisse hatten Friedrich belehrt, daß seine Mittel nicht ausreichten, um den Papst und den lomlmrbischen Stäbtebunb niederzukämpfen. Deshalb tat er einen schlauen Schachzug; er versöhnte sich mit dem Oberhaupt der Kirche und trennte so seine Feinde. Es kam zum Frieden znvenedig; Barbarossa erkannte Alexander als rechtmäßigen Papst an und wurde dafür vom Banne gelöst. Mit dem lombardischen Städtebund kam es vorläufig zu einem sechsjährigen Waffenstillstand. 1183 kam endlich der Friede zu Konstanz zustande; die Städte wurden freie Reichsstädte und erhielten das Recht der Selbstverwaltung. Dafür kannten sie die Oberhoheit des Kaisers cm und versprachen, ihn auf feinen Römerzügen mit Geld und Lebensrnitteln zu unterstützen. Damit enbigte der Kampf, der viel beutsches Blut gesorbert hatte, und der boch von Ansang an aussichtslos gewesen war; benn Kaiser und Kanzler wollten eine vorgeschrittene Kultur gewaltsam aushalten.

5. Theil 4 - S. 300

1880 - Stuttgart : Heitz
300 Neueste Geschichte. 3. Periode. wollenden Wesens. Sein Andenken wird aus dieser tragischen Nebenpartie der Zeitgeschichte immer rein hervorstrahlen. Nach dem unglücklichen Ende des Kaiserthumes fiel die Republik Mexico bald in die früheren Zustände zurück. Juarez behauptete sich bis zu seinem Tode, 1872, als Präsident in der wiedergewonnenen Hauptstadt, aber die Ausstände, die nicht selten in bloße Raub- und Plünderungszüge ausarteten, dauerten in den Provinzen fort. Wir schließen diesen Abschnitt mit einem Blick auf die Insel Haiti (siehe Abschnitt 116). Es bestanden auf dieser zwar nicht größten, aber blühendsten Insel Westindiens bis zur Revolution zwei Colonien: eine größere französische, eine kleinere spanische. Aus beiden bildeten sich, wie oben erwähnt ist, Republiken; dort Haiti, hier St. Domingo. Unter der Herrschaft des Negers Christoph (Heinrich I.) war Haiti ein Königreich. Darauf vereinigte Pethion, Präsident von Domingo, und nach ihm Boper beide Staaten. 1844 trennte sich die Republik St. Domingo wieder von Haiti, wo sich ein noch als Sklave geborener Neger, Son-louque, zum Präsidenten emporschwang und darauf als Faustin I. sich zum Kaiser krönen ließ. Das Ceremoniel bei dieser Krönung, sowie die Eiquette dieses Kaiserhofes waren Nachäffungen solcher Dinge am Hofe Napoleon I. Soulouque umgab sich mit einem Hofstaat aus neuernannten Fürsten, Herzogen, Grafen, Baronen und Rittern, denen er seltsame Namen gab. Da waren Herzoge von Marmelade, von Limonade, von gefrorenen Bonbons, Grafen vom Diamanten, von der Spritze u. s. w. Dieser thörichte Pomp, die Verschwendung, wie die, Habgier des Negerkaisers, die Kosten des Heeres, welches er hielt, häuften eine große Schuldenlast auf das Land, und die despotische Weise seiner Regierung machten Fanstin-Sonlouque verhaßt. Es brach im December 1858 ein Aufstand gegen ihn aus, der ihn zwang, das Land zu verlassen. Die Republick wurde wieder hergestellt, aber auch hier ließen die immer wiederkehrenden Aufstände den Staat nicht zu Festigkeit und Gedeihen kommen. — Die Republik St. Domingo machte 1861 den Versuch, unter die Herrschaft Spaniens zurückzukehren. Allein die spanische Regierung konnte den wiedererlangten Besitz nicht behaupten; sie gab 1865 Domingo wieder auf; die Republik wurde hergestellt.

6. Theil 2 - S. 269

1880 - Stuttgart : Heitz
Eroberung Constanünopels. 269 das erste Werk, welches den Namen der Drucker und die Jahreszahl (1457) trägt, nur noch in sechs oder sieben Exemplaren. Fust starb endlich in Paris, wohin er gegangen war, um seine Bibeln zu verkaufen, an der Pest. Uebrigeus waren die ersten Bibeln noch sehr theuer. Fust nahm für eine 100—200 Gülden, welchen Preis man damals für sehr gering hielt. Keiner ärgerte sich mehr über ihn und die neue Erfindung, als die Mönche, die nun den Gewinn, den sie aus dem Abschreiben gelöst hatten, ganz verloren; denn man konnte nun die Bücher mehr als zehn Mal so wohlfeil kaufen. Natürlich hatten sich die Erfinder alle Mühe gegeben, ihre Kunst geheim zu halten. Es glückte ihnen nicht lange. 1462 wurde die Stadt Mainz irt einer Fehde erobert; die Druckergehülfen zerstreuten sich fliehend und trugen ihre Kunst an andere Orte. Um 1500 waren schon in allen großen Städten Europas Druckereien angelegt. 77. Eroberung Constantinopels durch die Türken, 1453. Schon seit 476 war das abendländische römische Kaiserthum umgestürzt worden. Das griechische oder morgenländische dauerte noch immer fort, aber ohne Kraft und Ruhm. Der Geist der alten Griechen war aus den Bewohnern des alten Griechenlands fast ganz gewichen; es war ein feiges, lasterhaftes, verweichlichtes Volk, und seine Kaiser waren so, wie das Volk es verdiente: grausam, tyrannisch, stolz, lasterhaft und feige. Selten zeichnete sich unter ihnen einmal ein kräftiger Mann aus. Dabei waren beständige Unruhen. Viele Kaiser wurden ermordet, oft von ihren eigenen Verwandten. So war es denn kein Wunder, wenn es endlich den Angriffen der Türken unterlag. Dieses Volk, das ums Jahr 1300 aus den Seldschucken hervorgegangen war, indem Osman in den Bergen des Taurus einen kriegerischen Haufen sammelte, hatte sich nach und nach Klein-Asiens bemächtigt, war dann nach Europa übergegangen, und hatte hier und da schon Stücke von Griechenland an sich gerissen. Sultan Mnrad machte Adrianopel zur Residenz (1360). Man erschrack in ganz Europa über die nahende Gefahr, und in der That waren die Türken damals so kriegerisch und zugleich so eroberungssüchtig, daß das Schlimmste zu befürchten war. Vergebens bat der griechische Kaiser (Johannes) die Fürsten des Abendlandes, namentlich den Papst (Urban V.) um Hülse. Dieser erbot sich dazu, wenn

7. Teil 1 u. 2 - S. 166

1913 - Leipzig : Freytag
166 burtstag des deutschen Nationalgefhls genannt. Zugleich offenbart er uns in König Otto einen groen, gewaltigen Heerfhrer, der nicht blo Schlachten schlagen, sondern auch khne Plne erdenken konnte. 5. Otto sttzt sich auf die Kirche und wird Kaiser. Nach der Besiegung der Ungarn suchte sich Otto in der K i r ch e eine Sttze zu verschaffen. Da er das Recht hatte, die hohen Geistlichen einzusetzen, so vergab er die geistlichen Amter an Personen, die ihm treu ergeben waren. So wurde sein Bruder Brun Erzbischos von Kln, sein Sohn Wilhelm bekam Mainz, und Trier bergab er einem anderen Verwandten. Zugleich stattete er die Kirchen und Klster planmig mit groen Lndereien aus, wodurch Erzbischse, Bischfe und Abte auch zu weltlichen Fürsten erhoben wurden. Auerdem gab er der hohen Geistlichkeit das Recht, Mnzen zu prgen, Zlle zu erheben und Mrkte abzu-halten; sie wurden von der Oberhoheit der Herzge, Fürsten und Grafen befreit und unmittelbar unter den König gestellt. Sie standen also jetzt neben den welt-lichen Fürsten. Dafr muten die geistlichen Herren schwere Leistungen bernehmen; sie muten dem Könige und dem Reiche Vasallen stellen und jederzeit bereit sein, dem Könige persnliche Dienste zu leisten. Er verwandte sie als Ratgeber, Gesandte und sogar als Heerfhrer. So trat also das deutsche Knigtum in ein inniges Verhltnis zu der Kirche. Die deutschen Bischfe und Abte waren aber als geistliche Fürsten zugleich vom Papste abhngig, und die deutsche Kirche war nur ein Teil der rmischen Kirche. Wollte Otto demnach immer der die Geistlichen nach seinem Willen verfgen, so mute er danach trachten, den Papst in Rom in seine Gewalt zu bekommen. Das konnte er aber nur, wenn er das rmische Kaisertum erneuerte. Im Jahre 961 zog Otto zum zweitenmal der den Brenner nach Italien. Der Papst selbst hatte ihn zu Hilfe gegen Berengar und gegen die rmischen Adeligen gerufen. Markgraf Berengar hatte die Gewalt, die ihm Otto gegeben hatte, mibraucht; er wurde besiegt, seines Amtes entsetzt und nach Deutschland gesandt, wo er nach einigen Jahren in der Gefangenschaft starb. Dann wandte sich der König nach Rom; zu Anfang des nchsten Jahres hielt er daselbst einen glnzenden Einzug. Er befreite den Papst aus den Hnden des rmischen Adels und besttigte ihn in dem weltlichen Besitztum, das er einst von den Karolingern erhalten hatte. Dafr salbte ihn der Papst zum Kaiser. Kaum aber hatte Otto Rom verlassen, so brach daselbst gegen die Deutschen ein Aufstand aus, an dem sich auch der Papst beteiligte. Der Kaiser kehrte sofort um, bestrafte die Emprer, setzte den Papst ab, lie einen neuen whlen und zwang die Rmer zu schwren, keinen Papst ohne Einwilligung des Kaisers auf den Stuhl Petri zu setzen. Somit hatte Otto sein Ziel erreicht; als Nachfolger der rmischen Kaiser war er Herr der rmischen Kirche und ihres Oberhauptes. Damit hatte er absolute Gewalt der die deutsche Kirche und ihre Wrdentrger. Das Reich, das Kaiser Otto damit schuf, nannte man das Heilige Rmische Reich Deutscher N a t i o n", weil man es als Fortsetzung des rmischen Weltreiches ansah, das von einem deutschen Könige beherrscht wurde.

8. Teil 1 u. 2 - S. 185

1913 - Leipzig : Freytag
185 trat zu seinen Feinden der, weil er eine Ausdehnung der kaiserlichen Herrschaft auch der Mittel- und Sditalien befrchtete. Auf seinen Rat hin schlssen sich die Städte zu dem lombardischen Stdtebunde zusammen und bauten das zerstrte Mailand wieder auf. Es entstand sogar eine neue Stadt, die man dem Papst Alexander zu Ehren Alexandria nannte. Der Kaiser mute einen neuen Zug nach Italien unternehmen. Sein streitbarer Kanzler Rainald von Dassel, der Erzbischof von Kln, fhrte das Heer nach Rom, besiegte die Rmer, nahm die Tiberstadt ein und vertrieb Alexander. Pltzlich aber wurden alle Erfolge vernichtet; in dem deutschen Heere brach eine furchtbare Pest aus, die die meisten Ritter in wenigen Wochen dahinraffte. Unter den Toten befand sich auch der Kanzler, der den Kaiser in seinem Ziele krftig unter-sttzt hatte. In fluchthnlichem Rckzge verlie der Kaiser Italien und wre beinahe in Susa meuchlings ermordet worden, wenn sich nicht der treue Ritter Hermann von Siebeneichen, der dem Herrscher an Gestalt sehr hnlich war, in dessen Bett gelegt htte, während der Kaiser selbst verkleidet aus der Stadt entfloh. Friedrich mute den unglcklichen Schlag zu verwischen suchen; er sammelte ein Heer um sich und zog abermals der die Alpen. Er zerstrte den Ort Susa und fhrte dann seine Ritter gegen die Festung Alexandria; diese aber belagerte er vergebens. Der lombardische Stdtebund rstete nun auch ein Heer aus, um dem Kaiser in offener Feldschlacht entgegenzutreten. Diese vermied aber Friedrich weil er eingesehen hatte, da seine Streitkrfte zu gering waren. Er wandte sich deshalb an die deutschen Fürsten und bat sie um Untersttzung. Jedoch der mchtigste unter ihnen, Heinrichderlwe, der Herzog von Sachsen und Bayern, weigerte sich, seine Vasallen nach dem Sden zu führen. So mute Friedrich mit schwachen Krften wieder nach Italien gehen. Bei Legnano kam es im Jahre 1176 unerwartet zur Schlacht. Die Deutschen fochten mit der alten Tapferkeit und Zhigkeit. Doch sie vermochten gegen die bermacht nichts auszurichten. Die Schlacht ging verloren; der Kaiser selbst strzte mit dem Rosse und rettete sich nur durch eine abenteuerliche Flucht. Erst nach einigen Tagen kam er wieder zu dem geschlagenen Heere. Die letzten Ereignisse hatten Friedrich belehrt, da seine Mittel nicht aus-reichten, um den Papst und den lombardischen Stdtebund niederzukmpfen. Deshalb tat er einen schlauen Schachzug; er vershnte sich mit dem Oberhaupt der Kirche und trennte so seine Feinde. Es kam zum Frieden zu V e n e d i g; Barbarosa erkannte Alexander als rechtmigen Papst an und wurde dafr vom Banne gelst. Mit dem lombardischen Stdtebund kam es vorlufig zu einem sechsjhrigen Waffenstillstand. 1183 kam endlich der Friede zu Konstanz zustande; die Städte wurden freie Reichsstdte und erhielten das Recht der Selbstverwaltung. Dafr kannten sie die Oberhoheit des Kaisers an und versprachen, ihn auf seinen Rmerzgen mit Geld und Lebensmitteln zu untersttzen. Damit endigte der Kampf, der viel deutsches Blut gefordert hatte, und der doch von Anfang an aussichtslos gewesen war; denn Kaiser und Kanzler wollten eine vorgeschrittene Kultur gewaltsam aufhalten.

9. Teil 1 u. 2 - S. 187

1913 - Leipzig : Freytag
187 gewesen wre. Aber der Lwe suchte auch im Innern seiner Herzogtmer seine Macht zu vergrern; er legte Städte an und bekmpfte die Fürsten und Grafen, die direkt unter dem Kaiser standen, und machte sie zu seinen Untertanen. Ebenso erging es den Bischfen und Reichsstdten. In Braunschweig erbaute er eine stolze Pfalz und errichtete vor ihrem Tore einen ehernen Lwen. Heinrich war ein ungekrnter König des Nordens. Friedrich Barbarossa htte jedenfalls nach der Niederlage bei Legnano das gute Verhltnis zu seinem Jugendfreunde wiederhergestellt, wenn diesen nicht die Bischfe von Halberstadt und Mnster des Landfriedensbruches angeklagt htten. Dreimal wurde der Lwe vor ein kaiserliches Gericht geladen; da er auch zum drittenmal nicht erschien, wurde er nach dem Spruche eines Frstengerichtes in die Reichsacht getan und seiner Lnder verlustig erklrt. Nun fielen die Feinde der den mchtigen Mann her; aber Heinrich wehrte sich tapfer und jagte sie der die Grenzen seines Reiches. Da bot der Kaiser das Reichsheer auf, durchzog das Herzogtum Sachsen und brachte eine Stadt nach der andern in seine Gewalt. Nur das feste L b e ck trotzte anfangs, aber es mute sich doch ergeben. Jetzt fiel der besiegte Lwe auf dem Reichstage zu Erfurt seinem alten Freunde zu Fen; aber es war zu spt, der Kaiser konnte seinen: Lebensretter nicht helfen. Heinrich verlor alle seine Besitzungen; nur seine Erblnder Braunschweig und Lne-brg blieben ihm erhalten. Auerdem mute er drei Jahre den deutschen Boden verlassen; er ging zu seinem Schwiegervater, dem Könige Heinrich von England. Seine Lnder aber wurden zerstckelt. Einen groen Teil von Sachsen erhielt der Erzbischof von Kln; die andern Bischfe und Grafen bekamen ihre Gebiete zurck und wurden reichsunmittelbar. der das Herzogtum Bayern wurde Otto von Wittelsbach gesetzt; seine Nachkommen regieren noch heute das Land. Als Friedrich Barbarossa 1189 einen Kreuzzug unternahm, mute Heinrich noch einmal auf drei Jahre in die Fremde gehen. Kaum war jedoch der Kaiser mit den Fürsten abgezogen, so kam der Lwe zurck und suchte seine Lnder zu erobern. Der junge König Heinrich aber zwang ihn zur Ruhe. Endlich shnten sich Hohenstaufen und Welfen aus. Heinrich lebte auf seiner Pfalz in Braunschweig und erfreute sich an den alten Heldenliedern seines Volkes. Im Jahre 1195 verschied der gewaltige Mann; seine Gebeine wurden im Dome zu Braunschweig beigesetzt. d) Friedrichs Lebensabend. Nach der Demtigung der Welfen stand Barbarossa auf der Hhe seiner Macht. Im Jahre 1184 hielt er zu Mainz ein groes Rei chsf est ab; aus allen deutschen Gauen strmten die Fürsten und Ritter herbei, so da die Stadt die groe Menschen-masse nicht aufzunehmen vermochte. Deshalb entstanden auf der Ebene viele Zelte. Kaufleute legten ihre Waren aus, Gaukler belustigten die Menge, Dichter trugen ihre Gesnge vor, und Ritter hielten auf prchtigen Rossen ihre Spiele ab. Der Kaiser selbst nahm daran teil und lie seine beiden ltesten Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern schlagen. Bald darauf suchte er noch einmal in Italien festen Fu zu fassen. Er unter-nahm feinen letzten, friedlichen Rmerzug und wurde berall in der Lombardei mit
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