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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 108

1892 - Gera : Hofmann
— 108 — ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren. 4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser. 1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".) 2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden. 3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 64

1895 - Straßburg : Heitz
64 V. Der Kreis R a p p o l ts w e ile r. 61,800 Einwohner, 459 □ km. 1. Die Stadt Nnppoltsweiler ^ [Ribeauville] (5900 Einw.) liegt am Eingang des reizenden Strengbachthales, durch welches die ' Straße von Colmar nach Markirch zieht. Im oberen Teile der Stadt, auf einer Anhöhe, lag das Schloß der ehe- maligen Grafen von Rappoltstein. Ueberragt wird die Stadt von den Ruinen der drei Schlösser: Giersberg, Ulrichsburg und Hohrappoltstein, Sitz der mächtigen Grafen von Rappoltstein, bevor sie ihren Aufenthalt in das schon erwähnte Schloß verlegten. Von den zahlreichen Klöstern, welche sich vor Zeiten auf dem Gebiete der Stadt befanden, besteht nur noch das Augustinerkloster, welches gegenwärtig dem Orden der Schwestern der „Vorsehung" angehört. Erziehnngs- anstatt für juuge Mädchen. Der Herrengarten, vor dem östlichen Ein- gange der Stadt, ist eine schöne schattige Anlage, die von Eberhard von Rappoltstein 1617 angelegt wurde. — In einem kleinen Seitenthale, 3 km von der Stadt, rechts der Markircher Straße, liegt der berühmte Wallfahrtsort Dusenbach, der kürzlich wieder ausgebaut wurde. Die h. Maria von Dusenbach war die Patronin der Musikanten im Elsaß, daher der Patronstag hier noch der P s e i f e r s ta g genannt wird. Die Grafen von Rappoltstein waren die Pfeifer- könige, d. h. die Schutzherren der außerhalb der Ge- setze stehenden Zunft.

3. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 38

1880 - Berlin : Hofmann
38 stark befestigt und von 60,000 Streitern vertheidigt. Mit ungehenern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viele an Zahl waren, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Trme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestrmt, aber erfolglos. Da pltzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rstung zu sehen. Gott sendet den Erzengel Michael zu Hlfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch-brechen, der Wallgraben ausgefllt, und hinein strmten die rche-durstigen Scharen mit dem Rufe: Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70,000 Trken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knchel wateten die Sieger im Blute. Gott-fried aber ging barfu im Bergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfu unter Bugesngen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschtzer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal strkeres Heer des Sultans von gypten besiegt hatte, erlag er schon im nchsten Jahre den bermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder-Balduin folgte ihm als König von Jerusalem. 6. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. Durch die Uneinig-keit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzgen gegen 6 Millionen Menschen opferte, so siel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina den Trken wieder in die Hnde. Die Kreuzzge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. Das Ansehen der Ppste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich nher; neue Lnder, Pflanzen und Thiere wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge-genstnde fr ihre Kunst zugefhrt. 10. Friedrich I. Sarbarojsa. 11521190. 1. Die Hohenstaufen. Den schnsten Glanz gewann die deutsche Krone unter den 6 hohenstaufischen Kaisern, die von der Burg Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach fr deutsche

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 126

1899 - Gera : Hofmann
126 928 3. Er gründete zum Schutze gegen die Ungarn feste Plätze (Burgen oder Städte). Je mehr die Macht der weltlichen und geist- lichen Herren und damit ihr Hofgesinde wuchs, desto mehr Bedeutung bekamen die Fürsten- und Bischofssitze. Sie erweiterten sich zu dorf- ähnlichen Städten und erhielten endlich vom Kaiser Marktrecht und eigenes Gericht. Viele Leibeigene wurden freigelassen, viele Hörige aus dem Hofzwange entlassen, um sich als Handwerker in den Städten anzusiedeln. Wer Jahr und Tag, d. h. 1 Jahr 3 Monate und 6 Tage, in einer Stadt gewesen war, konnte von seinem Herrn nicht mehr zurück- gesordert werden. Händler kamen und gingen mit fremden und ein- heimischen Waren und belebten die Märkte, legten Niederlagen an und erwarben sich Häuser. Besonders an Kirchenfesten strömte vieles Volk zusammen und wogte nach der Messe in buntem Marktgedränge durch- einander. Daher rührt der Name Messe für große Märkte. Die Käuf- leute, Handwerker und Beamten in den Städten waren mehr oder weniger darauf angewiesen, ihre Lebensmittel zu kaufen. So erhielten die Bauern einen guten Absatz für ihre Wirtschaftserzeugnisse. Aber die meisten Städte waren in jener Zeit offen und boten keinen Schutz gegen an- stürmende Feinde. Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die U n g a r n; sie trugen Schrecken und Verwüstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er ließ ihn gegen Abschluß eines neunjährigen Waffen- stillstandes frei und versprach einen jährlichen Tribut. In dieser Zeit ließ er die wichtigsten Orte mit Mauern und Gräben befestigen und in diese „Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die übrigen acht mußten ein Drittel des Länderertrages als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegs- nöten fand dann das Landvolk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Märkte, Feste und Versammlungen verlegt; Handel, Handwerk und Künste blühten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merse- burg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffen- 99. Reiter z. Zeit Heinrichs I. spielen auf den Krieg rüstete, um den Reiter- (Stacke.) Heeren der Ungarn Widerstand leisten zu können. 4. Er besiegt die unruhigen Grenzvölker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Ungarn, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fühlen. Er nahm mitten im Winter ihr seeumgürtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier gründete er Burg und Mark Meißen. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dänenkönig Gorm dem Alten wieder ab. Auch den Böhmenkönig Wenzel unterwarf er.

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 158

1899 - Gera : Hofmann
158 wurde. Außerhalb der Mauern siedelten sich Bauern als Gras- und Feldbürger im Schutze der Wälle an. Pfahlbürger wohnten außer- halb der Stadt, hatten aber wegen des Erwerbs in der Stadt oder wegen Ankaufs eines Grundstücks das Bürgerrecht erworben. Alle öffentliche Gewalt war in den Händen des Grundherrn. Sie wurde durch einen Vogt ausgeübt, der auch in des Grundherrn Namen Recht sprach. Die Bürger suchten sich dieser Herrschaft zu entziehen. Nach langem Kampfe setzten es die meisten Städte durch, daß die Bürger aus ihrer Mitte das Ratskollegium wählten. Dieses, mit ein oder zwei Bürgermeistern an der Spitze, leitete selbständig die städtischen Angelegen- heiten. Die Mitglieder wurden in den älteren Zeiten nur aus den vor-

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 110

1883 - Berlin : Hofmann
110 Der anfngliche Widerwille gegen befestigte Städte, als ob man darin lebendig begraben wrde, schwand mehr und mehr, als man sah, wie alle Werke des Friedens int Schutz der Mauern gediehen, die Brger-schaft durch Wohlhabenheit und Eintracht eine groe Macht entfaltete, und es entstand ein starker Zndrang dahin. Sogar auer den Mauern siedelten sich Bauern als Gras- und Feldbrger im Schutz der Wlle an. Pfahlbrger wohnten auerhalb der Stadt, hatten aber wegen des Erwerbs in der Stadt oder wegen Ankaufs eines Grundstcks das Brgerrecht er-worben. In den Stdten schlssen sich die Arbeiter der einzelnen Gewerke zu Znften, Gilden und Innungen zusammen und suchten ihren Erzeug-mssen eine immer grere Vollkommenheit zu geben. Auf den Mrkten flssen die Erzeugnisse von Stadt und Land zusammen. Der Handel nahm einen immer greren Aufschwung, als die Seestdte die Waren fremder Lnder auf bestimmten Handelsstraen bis in das Herz des Erd-teils befrderten. Die Schiffe Genuas und Venedigs fhrten die Gter des Morgenlandes herbei; Saumtiere trugen die Waren durch die Alpen nach Augsburg, Straburg, Nrnberg u. a. sddeutschen Stdten. Mit diesen Pulsadern des Verkehrs standen wieder Kln, Braunschweig, Er-surt, Hamburg, Bremen, Lbeck, Brgge, Brssel, Antwerpen u. a. nrdliche Städte in Verbindung, so da ein Netz oon Verkehrsstraen Europa berzog. Mit Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht der Städte, und weil sie den Fürsten eine Sttze gegen den Adel und die geistlichen Wrdentrger waren, so gelang es ihnen, immer mehr Rechte und Freiheiten zu erwerben. Als der Bauernstand in Leibeigenschaft geriet, das Rittertum in Faustrecht und Ruberei ausartete, geistliche und weltliche Fürsten nur die Vergrerung ihres Besitzes im Auge hatten, Papsttum und Kaisertum mit einander um die Obmacht rangen, dawaren die Städte Burgen der Freiheit und Pflegesttten von Flei, Kunst und Wissenschaft. In ihnen entwickelte sich das deutsche Schulwesen. Zum Schutz gegen die Raubritter und zur Sicherung und Besserung der Land-und Wasserwege entstanden Stdtebndnisse, z. B. der rheinische und schwbische Bund und die Hansa. Brger des reichen Augsburg waren Fürsten gleich an Reichtum, Macht und Pracht. Nrnberger Brger wohnten besser als die Könige von Schottland. Danzigs Brgermeister erklrte dem Dnenknige den Krieg. Der Luxus nahm so zu, da ihm durch strenge Gesetze gesteuert werden mute. Zur hchsten Blte gelangte die nordische Hansa, deren Haupt Lbeck war. Von Brgge in Flandern, London in England, Bergen in Norwegen bis nach Nowgorod in Rußland liefen die Fden dieses gewaltigen Handelsbundes. In Deutschland waren Kln, Braunschweig, Lbeck und Danzig die vier groen Quartiere. Das Ansehen der Hansa war 300 Jahre hindurch so groß, da Fürsten und Könige sich um ihre Gunst bewarben und die nordischen Reiche mehr als einmal die berlegene Macht der Krmer suhlten. Mit der Entdeckung Amerikas verfiel die Hansa. Traurig war das Los der

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 175

1883 - Berlin : Hofmann
Truppen den Eid der Treue und schuf sich die erste stehende Heeres-macht von 3000 Mann, die er nach und nach auf 8000 Mann brachte. Mit den Schweden schlo er Waffenstillstand. Seine Klug-heit und sein schlagfertiges Heer gaben ihm eine geachtete Stellung zwischen den Parteien und lieen ihn auf die Friedeusverhandlun-gen einen gewichtigen Einflu ausben. Ihm ist es hauptschlich zu danken, da auch die Reformierten gleiche Rechte mit den Lutheranern erhielten. Sein Land erfuhr durch den Friedensschlu eine erhebliche Erweiterung nach dem Innern Deutschlands hin. Zwei Jahre vor dem westflischen Frieden vermhlte er sich mit der ebenso schnen wie gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des von ihm hochverehrten niederlndischen Statthalters. Vor ihrer Ankunft in Berlin lie er die Spuren der Verwstung so viel als mglich beseitigen, das Schlo ausschmcken und die Lindenallee anlegen. 3. Regierungsmaszregeln. Friedrich Wilhelm strebte nach einer Vereinigung der getrennten Landesteile zu einem Ganzen, nach grerer Unabhngigkeit vom Kaiser, nach unbedingter Obmacht des Regenten und nach Beglckung seiner Unterthanen durch innere Wohlfahrt. Zur Unter-Haltung eines schlagfertigen Heeres brauchte er viel Geld, aber alle Kassen waren erschpft. Da fhrte er die Accife oder Verbrauchssteuer ein, wo-nach alle Waren unmerklich teurer wurden. Mit Ausnahme des bisher steuerfreien Adels befreundeten sich alle Unterthanen mit der neuen Ein-richtnng. Allen Zweigen des Erwerbes wandte der Kurfürst seine Sorg-falt zu, und bald machte sich berall ein Aufblhen bemerklich. In die verdeten Strecken zog er Schweizer und Hollnder; spter nahm er viele aus Frankreich vertriebene Protestanten auf. Um die Baumzucht zu heben, befahl er, da kein Bauer heiraten solle, bevor er nicht 6 Obst-und 6 Eichbume gepflanzt habe. Die Kartoffeln wurden eingebrgert. Er baute Straen und Kanle, so den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Spree und Oder. Er fhrte eigene Posten ein, zum groen rger des Grafen Thum und Taxis, der das ganze Postwesen des Reiches in Hnden hatte, legte eine Bibliothek und viele Schulen an, lie Bauten auffhren, Fabriken aller Art einrichten und sogar den Anfang zu einer Flotte machen. An der Goldkste in Afrika und am Senegal lie er Kolouieen unter dem Schutze von Forts anlegen. 4. Seine Gehilfen. In der Verwaltung des Landes war fein treuester Mithelfer der Oberprsident Otto von Schwerin, in mili-Arischen Dingen der Feldmarschall Derfflinger. Es wird erzhlt, da dieser in seiner Jugend Schneider gewesen sei. Als Gesell kam er ^nst aus der Wanderung nach Tangermnde, aber der Ftihrmamt wollte ihn nicht der die Elbe setzen, weil er kein Geld hatte; einen Trupp Kriegsleute dagegen lie er frei passieren. Da warf Derfflinger sein Bndel in die Elbe und lie sich als Dragoner anwerben. Erst in schsischen, dann.in schwedischen und zuletzt in brandenburgischen Diensten

10. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 96

1892 - Gera : Hofmann
96 unter der kniglichen Obergewalt vereinigt. Aber den Herzgen lie er die Selbstndigkeit. 3. Er grndet zum Schutze gegen die Ungarn feste Pltze (Städte"). Die schlimmsten Reichsfeinde waren nach wie vor die Ungarn; sie trugen Schrecken und Verwstung ins Reich. Bis St. Gallen in der Schweiz drangen sie vor. Heinrich hatte einen ihrer Fürsten gefangen. Er lie ihn gegen Abschlu eines neunjhrigen Waffenstillstandes frei und versprach eine jhrliche Abgabe. In dieser Zeit lie er die wichtigsten Orte mit Mauern und Grben befestigen und in diese Städte" immer den neunten Mann seiner Dienstleute ziehen. Die brigen acht muten ein Drittel des Lnderertrags als Vorrat in die Städte liefern. In Kriegsnten fand dann das Land-Volk Schutz hinter den Mauern. In die Städte wurden Mrkte, Feste und Versamm-lnngen verlegt; Handel, Handwerke und Knste blhten dadurch auf. So entstanden Orte wie Quedlinburg, Merseburg, Hersfeld. Ferner bildete er aus seinen Dienstleuten eine Reiterei, die sich in Waffenspielen auf den Krieg rstete, um den Reiterheeren der Ungarn Widerstand leisten zu knnen. 7 vheiter3iir eitheinrichsi. Burg heit die bergende, schtzende Sttte, (Stacke.) daher die vielen alten Stdtenamen mit der Endung brg" oder mit dem stammverwandten berg". Vorhanden waren damals schon im Herzogtum Sachsen die Städte tamlmrg, Goslar, Braunschweig; im Herzogtum Franken: Frankfurt, peier, Mainz, Worms, Wrzburg, Fulda; im Herzogtum Schwaben Augsburg, Ulm, Konstanz, St. Gallen; im Herzogtum Bayern: Regens-brg, Freifing, Ingolstadt; im Herzogtum Lothringen: Aachen, Kln, Trier, Metz, Toul, Verdun. 4. Er besiegt die unruhigen Grenzvlker. Die Slaven an der Ostgrenze hatten oft, im Verein mit den Magyaren, die Grenze bedroht. Sie sollten zuerst Heinrichs Schwert fhlen. Er nahm mitten 928 im Winter ihr feeumgrtetes Brennaburg (Brandenburg) ein. Auch an der Elbe bezwang er sie und schirmte die Ostgrenze durch feste Burgen. Hier grndete er Burg und Mark Meien. Die Mark Schleswig, die dem deutschen Reiche verloren gegangen war, nahm er dem heidnischen Dnenknig Gorm dem Alten wieder ab. 5. Er vernichtet die ruberischen Ungarn. Nach Ablauf des Waffenstillstandes forderten die ungarischen Boten die alte Abgabe. Sie erhielten, der Sage nach, dafr einen rudigen Hund, dem Ohren und Schwanz abgeschnitten waren, und die Weisung: Wollt ihr einen bessern Tribut, so holt ihn euch!" Wutschnaubend brachen die Ungarn ins Land. Aber vergebens pochte ihre Raubsucht an die Thore und Mauern der Städte. Durch Thringen zogen die raubenden und
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