— 169 —
Wie im Klima, so zeigen sich auch in der Pflanzen- und
Tierwelt Asiens große Gegensätze. Während die öde Tundra im
Norden notdürftig von Moosen und Flechten bedeckt ist, so daß nur
wenige Arten von Pelztieren und Vögeln dort fortzukommen vermögen,
erreicht die Pflanzen- und Tierwelt im Südeu des Erdteiles üppige
Mannigfaltigkeit und riesenhafte Formen. Palmen, Reis, Thee, Zucker-
rohr, Kaffee, Baumwolle, Pfeffer und andere Gewürze, mancherlei
Arznei- und Färbekräuter haben hier zumeist ihre Heimat. Zahlreiche
Tierarten beleben diese tropischen Länder Asiens. In den mächtigen
Wäldern hausen Elefanten, Nashörner, Büffel, Affen und Schlangen;
Papageien und andere farbenreiche Vögel fchaukeln sich auf den
Zweigen der Bäume; im Dickicht des Schilfes lauert der Königstiger;
Sümpfe und Ströme sind von Krokodilen, Salamandern und Schild-
kröten bewohnt; der Indische Ocean birgt die kostbare Perle.
V. Bevölkerung.
a) Zahl. Asien hat 840 Millionen Einwohner, also mehr
als die Hälfte aller Menschen. Auf 1 qkm treffen durchschnittlich
19 Seelen. Die Bevölkerung ist naturgemäß sehr ungleichmäßig verteilt.
In Sibirien rechnet man auf 2 qkm kaum 1 Bewohner; in Britisch-
Jndien hingegen kommen auf 1 qkm 60, in Japan sogar 108 Menschen.
b) Abstammung. Die Bewohner Asiens gehören drei ver-
schiedenen Rassen an: der mongolischen, der kaukasischen und
der malayischen.
1. Die mongolische Rasse — in der Mitte, im Osten und
Norden des Erdteiles •— umfaßt etwa 3/5 der Gesamtbevölkerung.
Die hervorragendsten Völker dieser Rasse sind die Chinesen, Japaner,
Tataren und die sibirischen Völker.
2. Die kaukasische Rasse — im Süden und Westen ■— zählt
nicht ganz 2/5 der Bewohner. Hierher gehören: die Inder, Perser, Ära-
der, Armenier. Europäer sind in Asien verhältnismäßig wenig ansässig.
3. Die malayische Rasse — im Südosten—, ungefähr
30 Millionen, wohnt im südlichen Hinterindien und auf den benach-
barten Inseln. Die Urbewohner von Dekhan und Ceylon gehören
einer eigenen Rasse, den Dravidas, an.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. F
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Asiens Sibirien Britisch-
Jndien Japan Asiens Asien Hinterindien Ceylon
241 —
der wilden Indianer zur
katholischen Religion.
Bolivia ist durch seinen
M i n e r a l r e i ch t u m,
besonders an Silber,
Kupfer und Zinn, be-
kannt. Infolge eines
unverständigen Betrie-
des sowie fortwährender
Kriege und der Herr-
schenden Unsicherheit ist
aber der Bergbau stark
zurückgegangen. Auch
Industrie und H a n-
del sind gering.
Der größte Ort ist
La Paz (40000 E.),
____ unfern des Titicaca-
Bild 89. Indianer von Bolivia. 'ee*- ^ ° 10 f t mit
16 000 E. war einst-
>nals seiner reichen Silberminen wegen weltberühmt. Jetzt sind die
leisten derselben verlassen. — Cochabamba (25 000 E.) ist nun-
mehr die gewerbreichste Stadt.
Die Argentinische Nepublik
hat 2 790 000 qkm und 4 Millionen zumeist katholische Einwohner,
Unter denen fast 1 Million eingewanderte Europäer sind. Der größte
5eil des Gebietes ist eine ungeheure grasreiche Ebene (die
Pampas), auf welcher große Herden halbwilder Pferde (nach der
Zählung von 1895 fast 5 Mill.), Rinder (22 Mill.), Schafe
(75 Mill.) weiden. Die Viehzucht liefert auch für den Handel
b>e wichtigsten Ausfuhrartikel, vor allem Schafwolle, außerdem
fleisch und andere tierische Produkte.
Bumüller-Schuster, Erdkunde. Neue Ausg. 2. Aufl. 11
.
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$ 163. Das Konzil von Trient. Stiftung der Gesellschaft Jesu. 443 § 163.
Das Konsil von Trient. Stiftung der Gesellschaft Äesu.
449) Gleich im Anfange des Religionsstreites hatte Luther sich auf ein allgemeines Konzilium berufen, und sowohl der Papst Hadrian Vi. als Klemens Vii. erkannten die Notwendigkeit eines solchen an. Aber die italienischen und französischen Kriege, wie die inneren Wirren in Deutschland hinderten das Zustandekommen. Als Paul Iii. nun eine Kirchenversammlung nach Mantua beschied, weigerten sich die Protestanten, darans zu erscheinen, weil Mantua zu fern von Deutschland und zu unsicher sei, und auch iit Vicenza, wohin der Papst ein Konzil berief, erschien niemand. Endlich wurde abermals eine Versammlung nach Trient anberaumt, aber der Kriegsläufte wegen konnte dieselbe erst 1545 eröffnet werden. Zweimal wurde dieselbe unter-1545. brochen, ltud zwar dauerte die zweite Unterbrechung zehn Jahre.
In 25 Generalversammlungen wurden eine Reihe Beschlüsse gefaßt, in denen der katholische Glaube dargelegt und die Irrlehren verworfen wurden. Zugleich wurden sehr umfassende Anordnungen getroffen, um die Kirchenzucht zu heben und die Besetzung
der Kirchenämter zu regeln. Am 4. Dezember 1563 wurde das 4. Dc-Kouzil geschlossen und die Beschlüsse von Pius Iv. unbedingt bestätigt.
450) Ungeachtet der fortwährenden Berufung auf ein allgemeines Konzil erschienen die lutherischen Theologen doch nicht auf demselben, indem sie vorgaben, daß es kein freies fei, weil die Legaten des Papstes den Vorsitz führten. Sie verlangten nicht nur, daß ihnen Stimmrecht wie den katholischen Bischöfen eingeräumt werde, sondern auch, daß der Papst die Bischöfe ihres geleisteten Eides entbinden sollte, und zuletzt beriefen sie sich darauf, daß alle Entscheidung in Religionsangelegenheiten überflüssig sei, da der Heilige Geist schon lange gesprochen habe und man Gott mehr als den Menschen gehorchen müsse. Luther namentlich schürte die Zwietracht durch seine furchtbare Schmähschrift: Das Papsttum vom Teufel gestiftet. So war denn auch der letzte Vereinigungsversuch an der Hartnäckigkeit der Protestanten gescheitert.
451) So schwer aber auch die katholische Kirche durch die Glaubenstrennung geschädigt wurde, so zeigten sich doch bald die wohlthätigen Folgen, welche die Verbesserungen des Konzils von Trient (Concilium Tridentinum) in das Leben riefen.
Zur Durchführung der Beschlüsse trug viel der Eifer der Gesellschaft Jesu bei, welche der Spanier Ignatius von
19*
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Extrahierte Personennamen: Hadrian Klemens
Extrahierte Ortsnamen: Jesu Deutschland Mantua Mantua Deutschland Vicenza Jesu
§ 165. Die Reformation in England. 449
Grotins. Da sie der schwächere Teil waren und sehr verfolgt wurden, so reichten sie bet den Generalstaaten eine Remonstration (Vorstellung) ein, worauf die Gomaristen eine Ko n trerem on str at i o n vorlegten. Hugo Grotius gab den klugen Rat, den Streit hierüber nicht unter das Volk bringen zu lassen, und ein Edikt von 1614 verbot dies den Predigern. Die Remonstranten unterwarfen sich,, die Kontreremonstranten aber nicht. Eine Synode von Dortrecht entschied zu Gunsten der Gomaristen für den harten calvinischen Lehr-begrifs. Ol den b arnev e ld t wurde im Alter von 72 Jahren noch wegen dieser theologischen Streitfrage vor Gericht gestellt und enthauptet, obwohl kein Mensch so sehr sich um die Freiheit der Niederlande verdient gemacht hatte, wie er. Hugo Grotius wurde in das Gefängnis geworfen, aber durch die List seiner Frau, die ihn in einer Bücherkiste davontragen ließ, daraus befreit. 14 Remonstrantenprediger wurden verbannt, 200 abgesetzt, viele eingesperrt. Erst 1634 hörte die Verfolgung aus.
8 165.
Die Reformation in England.
457) In England fand die Reformation noch aus nnedlern Beweggründen Eingang, als sie in Deutschland Fortgang genommen hatte. Heinrich Viii., der zuerst gegen Lnther geschriebenlsoo-und deshalb vom Papste den Ehrentitel: Verteidiger des lo47' Glaubens (defensor fidei) erhalten hatte, wollte sich von seiner Gemahlin Katharina von Aragonien scheiden lassen,
um das Hossräuleiu Anna Boleyn (Bohlin) heiraten zu können. Aber der Papst hielt die Giltigkeit der Ehe aufrecht und erbitterte dadurch den rachsüchtigen und wollüstigen König, der nun darauf sann, wie er ohne die kirchliche Erlaubnis seinen Plan ausführen könne. Er fand in seinem Hofprediger Eran-mer (Kränmer) ein gefügiges Werkzeug. Eranmer wurde zum Erzbischof von Canterbnry (Känterböri) erhoben und schied nun die Ehe Heinrichs, der sich aber schon vorher mit der Anita Boleyn heimlich vermählt hatte. Vom Papste mit dem Banne belegt, ließ Heinrich sich vom Parlamente zum Oberhaupte der englischen Kirche erklären und trennte sich von Rom. Damit war aber auch das Zeichen zur Aushebung der Klöster und zu einer blutigen Katholikenverfolgung gegeben. Gegen alle, welche nicht eidlich gelobten, daß sie die Autorität des Königs in den kirchlichen Angelegenheiten (Suprematie) anerkennen wollten, wurden die grausamsten Strafen verhängt. Heinrich nahm sechs Weiber, von denen er zwei enthaupten ließ, unter ihnen die unglückliche Anna Boleyn, welche die Ursache seines Abfalls von der Kirche war.
458) Aber obgleich Heinrich von der katholischen Kirche sich lossagte, so nahm er doch weder das lutherische noch das re-
19**
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Grotius Hugo_Grotius Heinrich_Viii Heinrich Katharina_von_Aragonien Anna_Boleyn Canterbnry Heinrichs Heinrichs Anita_Boleyn Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Anna_Boleyn Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: England England England Deutschland Rom
§ 170. Der dreißigjährige Krieg. Mat.thias. Ferdinand Ii. jc. 4ßl
königlichen Städten das Recht zugestanden, auf katholischem Grund und Boden protestantische Kirchen und Schulen zu errichten.
5. Im Jahre 1582 ließ Papst Gregor Xiii. den neuen Kalender, den der veronesische Arzt Aloys Lili verbessert hatte, dem Reichstage zu Augsburg vorlegen und beantragte dessen Einführung. Die katholischen Stände gingen sogleich auf den Antrag ein, die protestantischen dagegen erklärten dessen Verwerfung für eine Gewissenssache, da der Papst der Antichrist sei. So wurde der Kalender erst ant Anfange des 17. Jahrhunderts eingeführt, und auch da berechneten die Protestanten Ostern noch anders als die Katholiken. Erst 1699 folgten dieselben auch in der Berechnung der Osterfeier. Doch sollte der Kalender nicht Gregorianischer Kalender heißen, sondern man nannte ihn „Allgemeiner Reichskalend«er". In England wurde derselbe übrigens erst 1752 und in Schweden erst 1753 angenommen. Rußland hat bis heute noch den Kalender alten Stiles, den Julia nischen, und ist daher immer um 12 Tage in der Zeitrechnung zurück.
8 170.
Brr dreißigjährige Krieg (1618—1648). Matthias. Ferdinand Ii. Kurfürst Friedrich Y. von der Pfatz.
469) An die Stelle Rudolfs wählten die Kurfürsten den Erzherzog Matthias. Allein die Hoffnungen, welche man auf 1612. ihn setzte, gingen nicht in Erfüllung, da derselbe bereits alt und wenig thätig war. Die Unzufriedenheit zwischen den Religions-parteten wuchs, und es bedurfte zuletzt wenig, um die Streitigkeiten zum Ausbruch kommen zu lassen. Eine Veranlassung fand sich in Böhmen, wo von den Bürgern zu Klo st er grab und zu Braunau protestantische Kirchen ans den Ländereien katholischer Prälaten erbaut wurden. Da den Erbauern das Recht nicht zustand, so wurde auf kaiserlichen Befehl die erste niedergerissen und die zweite geschlossen, und als in Braunau ein Aufstand losbrach, wurden einige Bürger gefangengesetzt. Nun klagten die Protestanten über Verletzung des Majestätsbrieses und organisierten ihre Partei. __ Der Graf Matthias von Thurn zog mit einer Anzahl Ständemitglieder auf das Schloß in Prag und verlangte Rechenschaft von den kaiserlichen Statthaltern. Da sie von diesen an den Kaiser selbst gewiesen wurden, so warfen sie die Statthalter Martinitz und Slavata, sowie den Geheimschreiber Fabricins Platter, denen sie die Maßregeln des Kaisers zuschrieben, zum Fenster hinaus. Es wurde zwar keiner beschädigt, aber des Kaisers Majestät war auf das gröblichste verletzt. Es schien den Rädelsführern nichts anderes übrig zu bleiben als offene Empörung. Sie erklärten deshalb den Kaiser seiner Krone verlustig und setzten 30 Direktoren ein, welche an
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gregor_Xiii Gregor Aloys_Lili Julia Matthias Ferdinand Friedrich_Y Friedrich Rudolfs Matthias Matthias_von_Thurn Martinitz Fabricins_Platter
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Rudolfs Braunau Braunau Prag
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Alfons_Iii Enrico_Dandolo Kamps Heinrich_Vii Heinrich Matteo_Visconti Franz_Sforza Franz Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
436
Die neue Zeit.
1527. Kaiserlichen war. Der Kaiser entschuldigte sich beim Papste, und es kam eine Zusammenkunft zu Bologna zustande. isw.in dem Frieden von Cambray wurden die hauptsächlichsten Artikel des gebrochenen Vertrags von Madrid wieder ans-22.— genommen. Klemens Vii. krönte Karl V. zuerst zum König inm/ von Italien und zwei Tage nachher zum deut scheu Kaiser. 1530. 0o lüar der Friede mit Frankreich und Italien hergestellt.
Anmerkungen.
1. Karl V. rouvbe geboren zu Gent in den Nieberlanben und auch bort erzogen, roeshalb er mehr ein beutscher als ein spanischer Fürst roar. Sein Lehrer roar Abrian von Utrecht, Dechant von Löroen, den er später zu seinem Stellvertreter in Spanien machte und der als Hadrian Vi. den römischen Stuhl bestieg. Als Karl die Kaiserkrone empfing, muteten ihm in Deutschland die Freunde der Reformation, namentlich der Ritter Ulrich von Hutten, zu, er solle sich an die Spitze der Bewegung stellen, um mit Hilfe der Ritterschaft die päpstliche und die fürstliche Geroalt zugleich zu brechen und die kaiserliche Machtvollkommenheit zu proklamieren, roie dies die Hohenstaufen angestrebt. Aber Karl roar zu gerecht und ein zu getreuer Sohn der Kirche, als daß er auf solche Vorschläge einging. Er roar ein Mann nicht nur von seltener Bildung, sondern auch von edler Gesinnung. Als er in feinem 30. Jahre auf den Reichstag von Augsburg kam, schrieb Melanch-thou von ihm: „Bei ihm ist feine Spur von Leidenschaft, Hochmut oder Grausamkeit. Sein häusliches Leben ist voll der herrlichsten Beispiele von Enthaltsamkeit, Mäßigkeit und Nüchternheit. Kein Lasterhafter sann sich in seinen Umgang einschleichen, und zu Freunden hat er nur die größten Männer, die er sich nach ihren Tugenden auswählt."
2. Franz I., geb. 12. Sept. 1494, wurde in der Weise der alten französischen Ritterschaft erzogen und galt als Muster eines französischen Kavaliers, obwohl er sich dem Kaiser Karl gegenüber nichts weniger als ritterlich benahm Persönlich roar er von großer Tapferkeit, roas er besonders in der Schlacht bei Marignano bewies, in welcher er die für Mailand kämpfenden Schweizer besiegte (1515). Nach dieser Schlacht eroberte fein Feldherr Karl von Bourbon Mailand, warb Gouverneur biefer Stadt und Connetable von Frankreich. Der Herzog Mari-miliau Sforza zog als Privatmann nach Frankreich. Franz hatte jeboch zwei große Fehler an sich. Er hielt nie, was er versprach, und roußte seine Freunbe nicht zu schätzen. So handelte er auch höchst unbankbar an Karl von Bourbon, so daß dieser zum Kaiser überging, nunmehr deutsche Truppen gegen Franz führte und viel zum Siege von Pavia beitrug, wo Franz gefangen wurde. Im Vertrage zu Madrid versprach Franz, das Herzogtum Burgund herauszugeben, welches Ludwig Xi. der Maria von Burgund, der Großmutter Karls, gewaltsam genommen hatte. Aber bevor er den Vertrag unterschrieb, ließ er seine Vertrauten rufen und gab vor ihnen die Erklärung ab, daß er den Vertrag nur gezwungen unterschreibe und daß er dagegen protestiere. Alsdann gab er sein Ehrenwort, daß wenn die Reichsstände den Vertrag nicht genehmigen würden, er binnen sechs Monaten in die Gefangenschaft
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Cambray Klemens_Vii Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl Karl Ulrich_von_Hutten Karl Karl Franz_I. Franz_I. Karl Karl Karl_von_Bourbon_Mailand Karl Mari-miliau_Sforza Franz Franz Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Franz Franz Franz Franz Ludwig_Xi Ludwig Maria_von_Burgund Maria Karls
Extrahierte Ortsnamen: Bologna Madrid Italien Frankreich Italien Nieberlanben Utrecht Spanien Deutschland Augsburg Marignano Mailand Frankreich Frankreich Pavia Madrid Burgund Karls
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 187
in den östreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom
Kaiser das „Placet" erhalten habe. Durch das berühmte Toleranzgesetz
gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung *). Hier-
über gerieth Papst Pins in große Noth und reiste selbst nach Wien Der Papst in
(1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte
den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeugungen ein und fuhr
mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen
verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehr-
furcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrich-
tungen erreichte er nicht.
Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem Versuch-,-in-
Beispiele des Kaisers und benahmen sich milde und edel in Glaubens- ti^nluirch-zu
lehren. Ganz besonders that sich in kirchlichen Angelegenheiten damals gründen,
der Weihbischof von Trier hervor, Johann Nikolaus von Hontheim, Weite,n-
ein grundgelehrter, äußerst frommer und unbescholtener Mann, welcher
unter dem Namen Justinus Febronius eine Schrift gegen den römischen
Papst geschrieben und den Wunsch rege gemacht hatte, eine von Rom
unabhängige deutsche Nationalkirche zu gründen. Wirklich kamen 1785
mehrere Bischöfe in Ems zusammen, welche die Oberherrschaft des
Papstes verwarfen. Ihre Pläne scheiterten aber an dem Widersprüche
mehrerer Rom ergebener Bischöfe und an Josephs später erkaltetem
Eifer.
Auch die Presse wollte Joseph frei haben und hob, damit Jeder- 3°leph sieht
mann sich freimüthig äußern könne, die Censur auf. Allein er sah sich ^chelt-rn^
durch das Erscheinen einer Menge frecher, unsittlicher und maßloser
Schriften bald genöthigt, diesem Unfug wieder hemmend und zügelnd
entgegenzutreten. Die Todesstrafe verwandelte Joseph in Haft und
Zwangsarbeit. Einen betrügerischen Obersten stellte er an den Pranger,
einen Fürsten, der falsche Banknoten gemacht hatte, ließ er die Straße
kehren, viele vornehme Sträflinge mußten die Schiffe ans der Donau
ziehen. Im Staate sollte Einheit herrschen; überall sollte ein Gesetz,
eine Steuer, ein Gerichtsverfahren gelten, und vor dem Gesetze Alle
*) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu
Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu blieben und
nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen aus-
gewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen
Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeit-
same Unterthanen. Der traurige Auszug der Salzburger gab Göthe
Stoff und Veranlassung zu seinem bekannten, vortrefflichen epischen Ge-
dichte Hermann und Dorothea.
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Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Johann_Nikolaus_von_Hontheim Johann Nikolaus Justinus_Febronius Joseph Joseph Leopold_von_Firmian Leopold Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Göthe Hermann Dorothea
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Salzburg Mainz Würzburg Rom Ems Josephs Donau Salzburg
Von der Reformation dis zum westfälischen Frieden.
79
§. 4. Deutschland nach dem Augsburger Religiousfrieden
1554-1618.
Ferdinand I. (1556—1564) war, obgleich Karl V. schon 1556
die Regierung des deulschcn Reichs niedergelegt hatte, erst 1558 auf
einer Versammlung der Kurfürsten zu Frankfurt feierlichst anerkannt
worden. Der Papst wollte ihn nicht anerkennen, da Karls Abdankung
ohne päpstliche Einwilligung keine Gültigkeit haben könne; allein Kaiser
Ferdinand verschmähte die Krönung in Rom, und keiner seiner Nach-
folger trat seitdem mehr den Römerzug zur Krönung an. Ferdinand
war offen, leutselig und milde. Obgleich er für seine Person fest am
väterlichen Glauben hielt, so übersah er doch nicht die Nothwendigkeit,
dast es in der rönüschen Kirche besser werden müsse. Noch einmal
versuchte er eine Religionsvergleichung; allein vergeblich. Namentlich
drang er beim Papste auf die Aushebung des Cölibats, was ihm jedoch
rund abgeschlagen wurde, weil man die Ehelosigkeit der Geistlichen für
die Hauptstütze des Papstthums ansah. In seinen Erbstaaten, wo es
viele Protestanten gab, enthielt er sich gewaltsamer Schritte, um den
Religionsfrieden zu erhalten. In jüngeren Jahren war er so gegen
die Reformation eingenommen, daß er seiner Schwester Isabella drohte,
er erkenne sie wegen ihres Abfalles vom alten Glauben nicht mehr
als seine Schwester an (S. 51); ruhig erwiederte diese, wenn er sie
verläugne, werde sie sich an Gottes Wort halten. Er gab die Hoff-
nung nicht auf, durch die von ihm angestrebte Bewilligung des Laien-
kelches und der Priesterehe die Religionsspaltung zu mindern. Leider
starb Ferdinand zu früh. Sein Nachfolger Maximilian Ii. war ein
sehr begabter, milder und menschenfreundlicher Fürst, welcher der pro-
testantischen Kirche so zugethan war, daß man von ihm den Uebertritt
erwartete. Außer dem Kaiser, den Herzögen von Baieru und Cleve,
waren die mächtigeren deutschen Fürsten protestantisch; auch in den
Domkapiteln saßen viele protestantisch Gesinnte. Wie übrigens Maxi-
milian von den Ketzerverfvlgungen unter Katharina von Medicis und
Philipp Ii. dachte, zeigt seine Aeußerung, welche er 1575 that: „Ich
habe keine Macht über die Gewissen und darf Niemand zum Glauben
zwingen. Die tollen Leute sollten billig in so viel Jahren gesehen
haben, daß es mit dem tyrannischen Köpfen und Brennen sich nicht
will thun lassen. Wie gern hätte ich gewünscht, daß die edlen nieder-
ländischen Provinzen nicht so jämmerlich wären verderbt worden.
Spanien und Frankreich machen es, wie sie wollen; sie werden es vor
Gott verantworten müssen. Ich will für meine Person ehrbar, christ-
Ferdinand I.
1556—1564
und Maximi-
lian Ii.
1564—1576.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_I. Karl_V. Karl_V. Karls Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Isabella Ferdinand Ferdinand Maximilian_Ii Maximilian Baieru Katharina_von_Medicis Philipp_Ii Philipp Ferdinand_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt Karls Rom Spanien Frankreich
186
Zweite Periode der neueren Geschichte.
Josephs Joseph Ii. beseelte der edle Gedanke, in Staat und Kirche Alles meinte, aber &effcr 5u gestalten, als es bisher gewesen sei. Leider dachte er bei Reformen ° vielen Reformen nicht daran, daß das Volk seiner Erblande
weder reis noch empfänglich dafür war. Darum scheiterten sie auch. Mit heiliger Begeisterung wollte er das Alte mit einem Schlage verdrängen und durch Besseres ersetzen. Man erkannte seine edlen Absichten, bewunderte den schaffenden Geist des Kaisers und liebte seine Herablassung. Daß er sich um alle Verhältnisse des bürgerlichen Lebens bekümmerte, daß er sich durch eigene Anschauung mit der Lage der Armen bekannt machte, daß er geeignete Mittel zur Abhülfe der Noth und des Elends aufsuchte, machte ihn zum Abgotte des Volkes. Zunächst half er dem vielgeplagten Bauernstande durch Aufhebung der Leibeigenschaft und der Frohnden empor; die Schulen wurden verbessert und erhielten eine zeitgemäße Umgestaltung. Die Klöster, welche sich nicht mit der Krankenpflege oder dem Jugendunterricht beschäftigten, ließ er aufheben und verwandte die Güter derselben zu gemeinnützigen Zwecken. Die Zahl der aufgehobenen Klöster betrug 700, und 30—35,000 Mönche und Nonnen gab es nun weniger. Ferner verordnete Joseph Ii., daß in Zukunft keine Bulle des Papstes in den österreichischen Erblanden Gültigkeit habe, wenn sie nicht vom Kaiser das „Placet" erhalten. Durch das berühmte Toleranzgesetz gestattete er (1781) in seinen Staaten freie Religionsübung.*) Hierüber gerieth Papst Pius in große Noth und reiste selbst nach Wien (1782), um den Kaiser auf andere Wege zu bringen. Joseph holte den heiligen Vater mit den größten Ehrenbezeigungen ein und suhr mit ihm unter dem Jubel der Wiener in die Kaiserstadt. Vier Wochen verweilte Pius in Wien und erhielt von Joseph alle Beweise der Ehrfurcht und Hochachtung, aber eine Aenderung der getroffenen Einrichtungen erreichte er nicht.
Die Bischöfe von Salzburg, Mainz und Würzburg folgten dem
*) Fünfzig Jahre vorher hatte der Fürstbischof Leopold von Firmian zu Salzburg an 20,000 Evangelische, die ihrem Glauben treu bleiben und nicht zur katholischen Kirche zurückkehren wollten, aus seinen Landen ausgewiesen. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen nahm die vertriebenen Salzburger freudig in sein Land auf und erhielt an ihnen treue, arbeitsame Unterthanen. Eine Schilderung des traurigen Auszugs der Salzburger gab Goethe Stoff und Veranlassung zu seinem^ bekannten, vortrefflichen epischen Gedichte Hermann und Dorothea.
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Extrahierte Personennamen: Josephs_Joseph_Ii Joseph_Ii Joseph Joseph Leopold_von_Firmian Leopold Friedrich_Wilhelm_I._von_Preußen Friedrich Wilhelm_I. Goethe Hermann Dorothea
Extrahierte Ortsnamen: Wien Wien Salzburg Mainz Salzburg