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ein. Aus der Kirchenthür tritt mit dem Meßdiener ein Priester mit dem verhüllten Sakrament, um einem Kranken die begehrte Seelenspeise zu bringen.
Auch Nonnenklöster gab es, in denen fromme Frauen ihr Leben ganz Gott widmeten. Wenn nach einer Probezeit eine Jungfrau den Schleier nahm", dann sagte sie der Welt und ihren Freuden für immer Lebewohl. Die Nonnen legten die Gelübde des Gehorsams, der Keuschheit und der freiwilligen Armut ab. In den Nonnenklöstern wurden die Tochter vornehmer Eltern erzogen. Sie lernten da beten lesen schreiben, singen, nähen und sticken. Die Stickereien der Klosterfrauen zum Schmuck der Kirchen waren oft von wunderbarer Schönheit. -Wie es bei unsern Vorfahren aussah, als sie noch Heiden waren, das soll uns das nächste Geschichtsbild zeigen.
12. Kermann und die affen Deufschen.
1. Was uns an ihn erinnert.
Auf dem Teutoburger Walde bei Detmold ist dem Befreier Deutschlands ein schönes Denkmal errichtet. Unsere deutsche Sprache, Sitte und Freiheit, die er vor der Vernichtung durch die Römer rettete, find sein lebendiges Denkmal.
2. Das deutsche Land. Die
deutschen Stämme wohnten von der Nord- und Ostsee bis an die Alpen, von den Vogesen bis an die Weichsel. Das Land war nur stellenweise mit Hafer, Gerste, Rüben und Rettichen angebaut, größtenteils aber mit Laubund Nadelwäldern oder Sümpfen bedeckt. In den Wäldern hausteu Bären, Wölfe, Auerochsen, Elentiere n. a. Wild. Auf Wiesen und Berghängen weideten Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. Die Flüsse waren wasserreicher als heute, das Klima rauh und nebelig.
3. Das deutsche Volk. Die Deutschen waren groß und stark, hatten eine helle Hautfarbe, blaue Augen und blonde Haare. Sie nährten sich von Fleisch, Gemüse, Obst und Milch. Ans Honig und Gerste brauten sie Met, in dem sie sich oft berauschten. Sie kleideten sich in Leinen und Leder
55. Das Hermanns-Denkmal. und warfen Tierfelle als Mäntel Über.
^1433795
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Ii — 5 —
warm, bald kalt, bald ruhig, bald bewegt ist. Man spricht daher von einem
klaren und einem bewölkten Himmel, von heißen, warmen, milden, kühlen,
rauhen und kalten Tagen, von ruhigem, windigem und stürmischem Wetter,
unterscheidet Nebel, Tau, Regen, Schnee und Hagel. Im Sommer sind
Gewitter nicht selten. Alle wässerigen Niedergänge nennt man Nieder-
schlüge. Welcher Wind treibt Regenwolken herbei? Welcher bringt
trockenes Wetter? Welcher sührt kalte Luftströmungen herbei? Welche
Jahreszeiten haben die größten Wärmegegensätze? — Alle diese
Wettererscheinungen zusammen bilden das Klima unserer
Gegend.
Nach dem Klima richtet sich die Fruchtbarkeit des Bodens, Wachstum
und Gedeihen der Pflanzen, das Vorkommen und die Lebensweise der Tiere.
Auch wir Menschen hängen in unserer Lebensweise (Kleidung, Wohnung, Be-
schäftigung :c.) vom Klima ab. Weise das nach!
Der Bodenbeschaffenheit und Fruchtbarkeit nach treffen wir ver-
fchiedene Bodenarten an: steinigen Boden, Wiesenland, Sand-
boden, fruchtbare Ackererde, Sumpfland und torfreichen
Moorboden.
Suche Beispiele dazu aus der Umgebung des Heimatortes! Welche
* Blumen und Kräuter trafen wir auf der Wiese an? Welche Tiere beobachteten
wir dort? Nenne Getreidearten, Hackfrüchte und Futtergewächse, die auf
unfern Feldern wachsen! Wie unterscheidet sich Wachstum und Gedeihen der
Feldfrüchte auf magerem Sandboden vom Stande derselben auf fruchtbarem
Boden? Nenne Sumpfpflanzen und Sumpfgetier! Beschreibe einen Torfstich!
Erzähle von der Verwertung der Steine! — Im heimatlichen Walde trafen
wir Laub- und Nadelbäume, Wacholder- und Haselnußstrauch, Waldblumen,
Moos und Beerenstauden an! Als Hochwild leben im großen Walde Hirsche
und Nehe, als Schwarzwild wilde Schweine, als Raubwild Füchse und
Dachse, als Niederwild im Felde Hasen und als Flugwild Rebhühner,
Wachteln, in Sumpfgegenden wilde Enten.
2. Ortskundliches. In der Umgebung unseres Heimatortes liegen
mancherlei Ortschaften. Auf unfern Wanderungen trafen wir einzelstehende
Gehöfte und Weiler, Landgüter und Vorwerke, Bauerndörfer,
Kirchdörfer und Marktflecken an.
Nenne die nächstgelegene Stadt! Gieb an, worin sich diese einzelnen
Wohnplätze unterscheiden! Beschreibe ein Bauerngehöft und gieb den Zweck
der einzelnen Gebäude an! Wo finden sich in der Umgegend Mühlen, Ziegeleien
oder ländliche Fabriken?
Die Leute, welche in all diesen Ortschaften wohnen, erwerben ihren
Lebensunterhalt durch mancherlei Beschäftigungen. Die Nahrungsquellen des
Landmannes sind der Ackerbau, die Viehzucht und der Gartenbau.
Welche Bestellungsarbeiten hast du beobachtet? Was weißt du von den
Erntearbeiten zu erzählen? Welche Haustiere benutzt der Bauer bei diesen
Arbeiten? Welche anderen Haustiere treffen wir auf seinem Gehöfte an?
In Dörfern treiben manche Bewohner ein Handwerk; die Bürger in
der Stadt beschäftigen sich mit allerlei Gewerbe. In Fabriken sind viele
Menschen mit derselben Arbeit beschäftigt, z. B. mit Zieaelbereituna, Weberei,
Spinnerei, Eisenarbeit u. dgl.
Zähle verschiedene Arten des Gewerbes auf! Durch Handel mit mancherlei
Waren ernähren sich die Kaufleute, Außerdem giebt es in Dorf und Stadt
auch Beamte, z.b. Lehrer, Geistliche, Ärzte, Richter, Postbeamte u. a. m.
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Ii - 71 -
Vulkans; Peru mit der Hauptstraße Lima und den sehr ergiebigen Guano-
inseln; Chile, ein schönes, reiches Land mit vielen Deutschen und den
Städten Santiago und Valparaiso.
Außerdem haben viele seefahrende Staaten Europas Kolonien in Amerika.
Die spanischen Kolonien, mit Kuba als Perle, sind von Nordamerika
erobert.
In Süd-Amerika sind die Ljanos des Orinoko und die Pampas des
La Plata ungeheure baumlose Flächen. Im Sonnenbrande liegen sie verödet,
verbrannt, voll klaffender Spalte. Zahllose Scharen wilder Pferde, Maulesel
und Rinder bevölkern die Steppe. Ängstlich mit vorgestrecktem Halse jagen sie
umher nach Wasser und Weide. Ein wassergefüllter stacheliger Kaktus, den sie
mit dem Hufe zerschlagen, labt sie zuweilen. In den Schlammboden eingebacken,
halten Krokodile und Schlangen emen Sommerschlaf. Wenn der tropische Regen
fällt, dann verwandelt sich das Antlitz der Steppe in wenigen Tagen. Üppig
sprießt das Gras auf zu einem wogenden Grasmeere. In Fülle schwelgen die
Herden; aber im Versteck lauert der mähnenlose Löwe und der gefleckte Jaguar.
Mit Donnergepolter werfen die Schläfer Krokodil und Schlange i^re Erddecke
ab, suchen und finden Beute. Wenn die Flüsse austreten, da wird die Steppe
zum Meere, auf dessen Inseln sich die geängstigten Tiere zusammendrängen,
der Jaguar oft neben dem Rinde. — Die Rmder der Pampas werden jetzt
tausendweise zur Bereitung des Fleischextraktes geschlachtet. Auch Felle, Hörner,
Fett und Knochenmehl bilden gesuchte Handelsartikel.
38. Australien.
(Flächeninhalte 9 Mill. qkm. — Bevölkerung: 6 Mill. Einw.)
Wiederhole, was S. 15—18 von Australien (d. h. Südland) gesagt ist!
Dieser zuletzt entdeckte Erdteil besteht aus dem Festlande (früher Neu-
Holland genannt), der südlich vorgelagerten Insel Tasmania und 2 östlich
um das Festland geschwungenen Jnselgürteln. Der innere Gürtel beginnt
nördlich mit der Heimat des schönen Paradiesvogels, Neu-Guinea, und endet
südlich mit der Doppelinsel Neu-Seeland. Der äußere Gürtel rückt Amerika
am nächsten in der Sandwichsgruppe, wo die Dampfer des Stillen
Ozeans Wasser, Nahrungsmittel und Heizmaterial einnehmen.
Das Festland ist dürr, einförmig, wasser-, pflanzen- und tierarm. Der
bedeutendste Fluß ist der Murray im S.-O. Die schwärzlichen Ureinwohner
(Australier) stehen auf der tiefsten Stufe der Bildung; sie können nur bis 4
zählen, wissen nichts von Gott oder Götzen, haben nur elende Hütten und kein
Familienleben. In dem merkwürdigen Lande bellen die Hunde nicht; die
farbenprächtigen Vögel singen nicht; die schönen Blumen duften nicht; die Bäume
geben keinen Schatten, weil die Blätter senkrecht stehen, und werfen statt der
Blätter die Rinde ab. Ein Säugetier hat einen Vogelschnabel (Schnabeltier);
ein Vogel Haare wie ein Säugetler (Kiwi); ein Gras scheint zu einem Baume
geworden (Grasbaum); die Kirschen haben die Kerne außen. — England schickte
früher seine Verbrecher nach Australien. Ihre Nachkommen und viele Ein-
wanderer, besonders aus England, siedelten sich an, führten unsere Haustiere
und Kulturpflanzen ein, treiben Ackerbau, besonders großartige Schafzucht, graben
viel Gold u. s. w. Zu einer Landplage sind die wilden Kaninchen geworden. Die
5 Kolonien des Festlandes und die Inseln Neu-Seeland und Tasmanien
werden von englischen Statthaltern regiert. — Wo liegen die vier größten, fröhlich
aufblühenden Städte: die ehemalige Strafkolonie Sydney (410), das geschäftige
Melbourne (450), das rege Adelaide und die Verbrecherkolonie Perth?
Die Inseln sind meist frisch, grün und fruchtbar, von Kokosbäumen und
Brotfruchtbäumen beschattet, und von einem schönen und geweckten Menschen»
schlage bevölkert. Viele haben ein geordnetes christliches Staatswesen.
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Extrahierte Ortsnamen: Lima Chile Valparaiso Europas Amerika Kuba Nordamerika Süd-Amerika Australien Australien Holland Neu-Guinea Amerika England Australien England Tasmanien Sydney Melbourne Adelaide Perth
— 72 —
Ii
Die deutschen Besitzungen in der Siidsee stammen aus den Jahren
1884 und 1885. Die größte und bedeutendste der Kolonien ist Kaiser-Wilhelms-
Land auf der Nordhälste von Neu-Guinea. Das Land ist V.3 so groß wie
das deutsche Reich, im Innern noch wenig durchforscht, teils Gebirgsland, teils
Tiefland um den Kaiserin-Augusta-Fluß. Das feuchtivarme Klima ruft
eine üppige Pflanzenwelt hervor und ist dem Anbau von Reis, Kaffee, Hucker-
rohr, Tabak, Baumwolle u. f. w. sehr zuträglich. Die Tierwelt zeigt Reichtum
an Vögeln und niederem Getier, aber Armut an Säugetieren. Die Bewohner
sind die krausköpfigen, meist gutmütigen aber arbeitsscheuen Papuas. Der Sitz
des Landeshauptmannes ist Finsch Hafen. — Der Bismarck Archipel umfaßt
die Inselgruppen östlich und nordöstlich von Kaiser-Wilhelmsland. Die größte
der Answin, Neu-Pommern, ist größer als du Provinz Posen. Die ge-
birgigen und vulkanischen Inseln gleichen in ihrer Natur dem benachbarten
Kaiser-Wilhelms-Lande. Die Bewohner sind wild und kriegerisch, ja noch
Menschenfresser, werden aber als Arbeiter geschätzt und durch die Mission für
mildere Sitten gewonnen. — Der weit nordoftwärts gelegene Marschall-
Archipel gehört bereits zu den Inseln des äußeren Ringes und besteht aus
zahlreichen niedrigen Koralleninseln, auf welchen die Kokospalme herrlich
gedeiht und in ihren Früchten einen gesuchten Handelsartikel liefert. Unter den
harmlosen und friedlichen Bewohnern hat das Christentum segensreiche Fort-
schritte gemacht. Von Spanien hat Deutschland die Karolinen-Inseln ge-
kaust, von England und Nordamerika durch lange Verhandlungen Samoa
erworben.
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Extrahierte Personennamen: Neu-Guinea
Extrahierte Ortsnamen: Siidsee Posen Spanien Deutschland England Nordamerika Samoa
103
Sein Nest in Bäumen, Büschen, Köhlerhütten oder Wellenhaufen ist meist eine
Kugel mit verfilmten Wänden und einem niedlichen Flugloche. Seine 6—8 Eier
sind wie Böhnlem. 4. Er verspeist allerlei Kerbtiere, ihre Eier und Larven, im
Herbst auch Beeren. 5. Im harten Winter scheint sein fröhliches Wesen und
helles Singen zu sagen: „Es muß doch Frühling werden!"
Die weißen und gelben Bachstelzen an Gewässern und auf Weideplätzen
wippen immer mit ihrem laugen Schwänze. Die araurötliche Nachtigall läßt
in wasserreichem Gebüsch ihren wundervollen Schlag erschallen. Die graue
Grasmücke singt unermüdlich. Das olivengraue Rotkehlchen hat eine gelbrote
Brust und Kehle. Notschwänze nisten in den Gärten und an Häusern.
Is. Die Kohlmeise und der Fliegenschnäpper. (18)
Die Kohlmeise ist gedrungen, oliven-
grau und unten gelblich, an Stirn und
Kehle schwarz, um die Augen weiß, auf den
Flügeln gebändert. Sie fliegt schlecht,
klettert aber vorzüglich. Sie brütet in
hohlen Bäumen und Brutkästen zweimal
jährlich,jedesmal 8—12 Eier. Die Meisen
find drerst, zänkisch und gefräßig. Ganze
Heere von Raupen, Käfern und Jnsekten-
eiern vertilgen sie und bringen dadurch un-
berechenbaren Nutzen. Alle Meisen verdie-
nen als Gartenhüter die größte Schonung
und im Winter die aufmerksamste Pflege. 49- Kohlmeise. o/3 nat. Größe.)
■ Der Fliegenschnäpper ist gleichfalls einer unserer
nützlichsten Gartenwächter. Er ist schlicht grau und leicht
gefleckt. Sein Nest baut er kunstlos an Häuser und in
Bäume. Er brütet nur einmal und verläßt uns zeitig.
Unermüdlich ist er auf derjnsektenjagd. Von einem freien
Aste späht er nach Beute. Dabei wippt er zuweilen mit
dem Schwänze und bewegt die lose hängenden Flügel. Er-
späht er ein Insekt, so fliegt er leicht darauf los und er-
schnappt es sicher mit einem lauten Schnabelklappen.
20. Igel und Maulwurf. (3)
1. Der Igel gehört zu den Insektenfressern. Das sind
kleine, nächtliche Tiere, welche eine rüsselförmige Schnauze
und ein scharfes Gebiß haben, gern wühlen und sich von
Insekten nähren. 2. Der Igel wird kaum 30 om lang. Den
Rücken bedeckt ein graubrauner Stachelpanzer, den Bauch
weißgraues Haar. Er kann sich zu einer Kugel zusammen-
rollen. 3. Als Wohnung liebt er Gebüsch, hohle
Bäume, Scheunen und Ställe und wandert meist
nachts geräuschlos umher. 4. So dumm er drein-
schaut, so bedächtig er marschiert, so geschickt weiß
er Würmer, Schnecken, Engerlinge, Frösche und
Mäuse abzufangen. Sogar die giftige Kreuzotter
tötet und verzehrt er. 5. Er säubert Garten und
Haus von Ungeziefer. Ein Jgelbraten ist den
Zigeunern der größte Leckerbissen. 6. Der Igel ist
langsam und scheu, aber doch verteidigt die Igel- si. Igel o/s nat. Größe).
50. Fliegenschnäpper.
0/s nat. Größe.)
104
mutter tapfer ihre Kinder. Der Igel hat viele Feinde. Hunde umbellen ihn
wütend, holen sich aber meist blutige Schnauzen. Der Fuchs rollt ihn ins
Wasser und tötet ihn durch einen Biß in die Nase, wenn er sich streckt.
Der Maulwurf ist ein verkannter und
verfolgter Freund der Landwirtschaft. Sein
feister Körper ist mit einem blauschwarzen Pelze
bedeckt. Der Rüssel und die Grabhände sind
fleischfarbig, Augen und Ohren im Pelze ver-
borgen. In Gärten, Wiesen und Feldern zieht
52. Maulwurf ("3 nat. Größe). er ringförmige Gänge unter der Erde. Blitz-
schnell fährt er hindurch und stößt immer neue Erdhaufen hinaus. Würmer,
Schnecken und Engerlinge fängt und verspeist er dabei. Wegen seiner Wühlerei
wird er verfolgt, obwohl er keine Pflanzenwurzeln abfrißt.
Ein ähnliches Schicksal hat sein Leibfutter, der Regenwurm. Er durchbohrt,
lockert und verbessert die Erde. Weil er aber viele Pflänzchen in seine Höhle zieht,
wird er verfolgt und getötet. Er ist ein spannenlanger, rötlicher Rinaelivurm, be-
wegt sich mittelst Borsten, legt häutige Eier und ballt sich mit vielen Genossen zum
Winterschlafe zusammen. Nach einem warmen Regen kommen sie massenhaft
aus der Erde.
Aufgaben: Worin besteht die Gartenpflege in den verschiedenen Jahreszeiten? Wie
nützt der Garten? Wie unterscheidet sich Kernobst und Steinobst? Freunde und Feinde des
Gartens! Nesterbau und Schutz der Vögel! Was geht beim Keimen der Samen, z. B. einer
Bohne, und beim Knospen der Bäume vor? Was ziert den Garten? Wie entstehen ge-
füllte Blumen? Wie helfen die Bienen bei der Pflanzenbefmchtung? Wie helfen und wie be-
kriegen sich die Bewohner des Gartens?
Naturlehre: Im Anschluß an Gießkanne, Springbrunnen und Wasserleitungr
die Lehre von den verbundenen Röhren (10) und die Undurchdringlichkeit (1).
Iii. Das Wiesenthal. (Im Juni.)
Das Wiesenthal ist von sanften Höhen begrenzt. Ein Bach läuft hindurch.
Auf einer Seite nähert sich der Wald, auf der andern breiten sich Wiesen aus. Am
Ufer stehen Weiden, Erlen und Pappeln. Die Weiden haben schwanke, zähe
Zweige und schmale Blätter und befestigen mit ihrem Wurzelgeflecht die Ufer. Die
Erlen haben eine dunkle Rinde und schwarzgrünes Laub, die Pappeln eine helle
Schale und anliegende Äste. Alle drei tragen im Frühling Blütenkätzchen.
Unter mir ist das Wasser. Ein entwurzelter Weidenbaum liegt quer über und
staut das Wasser. In seinem Gezweig hängt ein totes Kätzchen. Ein handlanger,
grüngrauer Krebs mit 10 Beinen kommt langsam aus einem Uferloch, faßt das
Aas mit den Scheren und zerrt es fort. Auf dem Kiesgrunde sehe ich helle und
dunkle Quarzkörner. Sie haben sich unter einander rund und glatt gescheuert.
Unter einem glatten Steine hervor kommt eine Forelle. Sie ist silberfarbig und
hat rote Punkte in blauen Ringen. Jetzt steht sie im Wasser und lauert auf Beute.
Über dem Wasser spielen Mücken und Fliegen. Wie ein Pfeil schnellt
die Forelle danach und erhascht eine. Da fährt aus einem Userloch die braune,
marderähnliche Fischotter, erhascht und frißt die Forelle und den Krebs.
In dem flachen, lauen Wasser auf einer Sandbank spielen junge Fischlein,
die aus Rogeneiern geschlüpft sind. Grünliche Schmerlen mit 6 Bartfäden ver-
bergen sich unter Wurzeln.
An einem toten Uferarme blühen viele blaue Vergißmeinnicht und ein
giftiger Wasserschierling mit weißer Schirmblüte. Im Wasser schnellen die
schwärzlichen Kaulquappen mit dicken Köpfen und zappeligen Ruderschwänzen
umher. Sie sind aus Froschlaich geschlüpft und werben zu Fröschen.
Neben mir winoet sich aus dem aufquellenden Wiesenboden angstvoll ein
Regenwurm, hinter dem ein Maulwurf her ist. Der goldgrüne Goldschmied,
ein Laufkäfer, packt ihn und ringt mit ihm. Der Wurm rollt ins Wasser, da er-
hascht ihn ein Fisch. Der Käfer rettet sich an einem Grashalm aufs Ufer; da packt
ihn eine Elster, die auf der Pappel ihr Nest hat.
108
die Höfe. Ihr Nest auf hohen Bäumen ist kugelförmig und hat den Eingang
an der Seite. 4. Die Elster plündert Vogelnester, würgt Singvögel, stiehlt Eß-
waren und vertilgt allerlei Insekten. 5. Sie schadet mehr, als sie nützt. 6. Un-
ruhig nickt sie mit dem Kopfe, zuckt mit den Flügeln, wippt mit dem Schwänze,
hüpft und fliegt stoßweise hin und her.
Der schwarze Rabe hat einen kräftigen <^^'661; die Dohle auf Türmen
ist kleiner und beweglicher. Der schwarze,' grünlich schillernde Star ist munter,
geschwätzig, zutraulich und nistet in hohlen
Bäumen und Starkästen, treibt sich aber auch
gern in Schwärmen auf Wiesen, in Weiden und
Röhricht umher.
2«. Fischreiher und Storch. (24)
Der Fischreiher ist ein Sumpf- oder Stelz-
vogel von Storchgröße, oben aschblau, unten
weißlich. Am Hinterkopfe hat er einen Feder-
busch, an der Brust Federbärte. Der Schnabel
ist stark, gerade und spitz, der Schwanz kurz und
stumpf. Die Beine sind sehr lang und geschuppt.
Der Reiher besucht Flüsse und Sumpfgegenden
von ganz Europa. Er plündert Fischteiche und
stört die Vogelbrut.
Der Storch ist weiß mit schwarzen Schwung-
federn ; Schnabel und Fußpaar sind rot. Er ist
ein Zugvogel, unser Hausfreund und der Wächter
in Wiesen und Sümpfen. Sein Nest baut er
auf Dächern, steht oft auf einem Beine und
57. Fischreiher (>/,„ not. Gröhe). klappert mit dem Schnabel.
27. Biber. (7)
1. Der Biber ist ein geschickter Baumeister und das größte Nagetier. 2. Er
wird 1 m lang und hat einen bräunlichen Pelz. Die Ohren sind kurz und rund.
Der Schwanz ist breit und mit Schuppen
gepanzert. Die Zehen sind an den Hinter-
füßen durch Schwimmhäute verbunden.
3. Die Biber wohnen gesellig in künst-
lichen Burgen an Flüssen und Seen, be-
sonders in Amerika. 4. Sie nähren sich
von Rinden und Wurzeln, tragen Vor-
räte für den Winter ein und benutzen die
Vorderpfoten als Hände. 5. Das Fleisch
ist eine Fastenspeise, der Pelz giebt Stoff
zu den feinsten Hüten. 6. Die Biber sind
klug und geschickt, sägen Bäume ab, flößen
58. Bit-er (>/«, nat. Grotze). ^ auf dem Wasser, rammen Pfähle ein,
flechten Weiden dazwischen und bauen aus Holz und Steinen Dämme quer
durchs Wasser.
Die Hausmaus ist dunkelgrau, hat Schnurrhaare an der Schnauze, große
Ohren, lebhafte Augen, einen langen, fast nackten Schwanz, allerlei Verstecke im
Hause, klettert geschickt, benagt alle Vorräte und vermehrt sich stark. Größer und
schädlicher ist die rotbraune Wanderratte und die schwarze Hausratte.
Aufgaben: Wiesenpfiege! Nutzen der Wiesen! Warum sind die Wiesenkräuter meist
wasserreich? Warum ist viel Wasser den Pflänzchen unentbehrlich? Feindschaft und Freund-
113
an den Zehen scharf. 3. Er lebt bei uns in Feld
und Wald, baut sein Nest oder seinen Horst
kunstlos auf Bäume und hält gern von Steinen
und Bäumen Umschau nach Beute. 4. Er frißt
Mäuse und allerlei Ungeziefer. Haare, Federn
und Knochen speit er als Gewölle aus. 5. Er ist
ein nützlicher Feldhüter, wachsam, mutig, aber
gern einsam. 6. Seine Vettern: Hühnerhabicht
und Sperber überfallen gern Singvögel, Tauben
und Hühner. Der braune Steinadler heißt
wegen seiner Schönheit und Stärke „König der
Vögel".
3«. Der Hase. (6)
1. Der Hase ist ein Nagetier und das be-
liebteste Wildbret. Alle Nagetiere haben vorn
in jedem Kiefer 2 meißelförmige, nachwachsende
Nagezähne und leben von Pflanzenkost. 2. Ein 65. Bussard oi,0 not. Größe),
ausgewachsener Hase ist 60 cm lang
und 10 Pfund schwer. Sein Balg ist
braungelb wie die Erdschollen, hinter
die er sich duckt. Die dicken Lippen
sind durch eine Scharte gespalten und
mit Schnurrhaaren besetzt, die langen
Ohren oder Löffel beim Laufen an den
dicken Kopf geschmiegt, die Augen oder
Seher auch im Schlafe offen. Die
Hinterbeine sind länger als die Vorder-
beine, darum überschlägt er sich oft,
wenn er bergab läuft. Das Schwänz-
chen oder die Blume trägt er auf-
gerichtet. 3. Lampe, der Hase, treibt
sein Wesen in Feld und Wald; sein
66. Hase (>/,, nat. Größe).
Lager ist eine flache Mulde in der Erde;
im Winter läßt er sich einschneien und sitzt still und warm in seiner Schnee
Hütte. 4. Kohl und Rüben liebt er besonders, doch benagt er in der Not auch die
Rinde von jungen Bäumen. Man schützt sie durch einen Anstrich von Kalk und
Nuß. 5. Er richtet in Feld und Wald vielen Schaden an. Sein Fleisch giebt
einen guten Braten, sein Balg Stoff zu Hüten. 6. Der Hase sucht sich durch die
Schnelligkeit seiner Läufe zu retten; doch übt er auch allerlei List. Er duckt sich
wie tot zwischen die Erdschollen, schlägt auf der Flucht allerlei Haken, flüchtet
unter Viehherden oder ins Röhricht und stürzt sich ins Wasser.
Die Kaninchen sind etwas kleiner als die Hasen, haben kürzere Ohren und
graben sich Gänge in die Erde.
37. Der Hamster.
1. Der Hamster ist ein Nagetier und
das diebische Kornferkel unserer Felder.
2. Er wird etwa eine gute Spanne lang,
hat einen braunen, unten schwärzlichen
Pelz und vorn 3 weiße Flecken. Die kurzen
Beine sind kräftig, der Schwanz ist kurz 67, C/o nat. Große).
Kleines Realtenbuch.
114
und dünn. 3. Der Hamster lebt einsam und ungesellig in Erdhöhlen der Ge-
treidefelder, die er sich selbst mit Kraft und Kunst gegraben hat. 4. Er nährt
sich von allerlei Getreide, das er in Backentaschen als Wintervorrat in seine
Kammern trägt. Mit den Zähnen schneidet er die Ähren ab; mit den Pfoten
# drischt er sie aus, und in den Backentaschen schleppt er die Körner heim. 5. Er
schadet dadurch den Getreidefeldern sehr und wird deshalb mit Recht von den
Hamstergräbern verfolgt, die ihm die Früchte seines Diebsfleißes abjagen. 6. Der
Hamster ist zänkisch, verträgt sich nicht einmal mit seinem Weibchen und jagt die
Jungen bald aus dem Hause. Sein Geiz ist sprichwörtlich. Er hält einen
langen Winterschlaf.
Aufgabe»: Wie wird der Ackerboden zubereitet? Wie folgen sich die Feldarbeiten im
Laufe des Jahres? Welche Bedeutung haben die Futterkräuter in der Landwirtschaft? Was
geschieht gegen die Unkräuter? Warum gedeihen viele Pflanzen nur auf diesem oder jenem
Boden? Lebensgeschichte der einzelnen Kulturpflanzen! Wie greifen Tier- und Pflanzenleben
auf dem Felde ineinander? Wie werden die einzelnen Feinde der Felder bekämpft?
Naturlehrer Veränderung des Körperzustandes durch Wärme (20). Das Gewitter.
Die Elektricität (25). _____________
V. Der Teich.
(Im August; Beobachtungen allmonatlich.)
Der Teich ist umsäumt von Erlen» und Weidengebüsch, Rohrschilf
mit bräunlichen Rispen, Weidenröschen mit roten Bmtenähren und gelben
Schwertlilien. Alle diese Gewächse brauchen viel Wasser. Auf benachbarten
thonigen Äckern und Wiesen erscheint als erster Frühlingsbote das gelbe, später
wollige Köpfchen des Huflattichs. In einer stillen Ecke breiten weiße Seerosen
ihre herzförmigen Blatter auf dem Wasser aus oder blühen blaue Vergißmein»
nicht. Ganze Flächen sind mit grünen Meerlinsen bedeckt, die ihre Wurzel-
fäden..ins Wasser bis auf den Grund senken.
Über dem Wasser schweben wie ein graues Netz die Stechmücken, und
durch die Ufergewächse schwirren die metallglänzenden Libellen oder Wasser-
jungfern. Von beiden entwickelt sich die Brut im Schlamme des Wassers. In
das flache Wasser watet die Bachstelze und fischt allerlei Ungeziefer. Über die
blanke Wasserfläche fliegt die Schwalbe, fängt Insekten und badet im Fluge.
Auf dem Wasser schwimmen Schwan, Gans und Ente. Sie tauchen in
Wasser und Schlamm und fischen da ihre Nahrung mit dem nervenreichen Schnabel.
Im Wasser leben die trägen, fetten K ar p f e n, die räuberischen grauen Hechte,
die schlangenartigen Aale, Blutegel, Wasser käfer, Frösche, Muscheln und
viele Insektenlarven. An und in größeren Teichen lebt die Sumpfschild-
kröte, an flachen Gewäfiern des östlichen Europas der Pelikan.
38. Der Huflattich. (47)
1. Dies Unkraut hat große Blätter von der Form eines Pferdehufes und
?iehört zu den Korbblütlern, weil viele Blütchen in einem Korbe vereinigt
ind. 2. Im ersten Frühling taucht der gelbe Blütenkopf aus dem alten
Wurzelstocke auf. Ein schuppiger Kelch umaiebt den Blumenboden mit seinen
vielen Rand- und Scheibenblüten. In der Korbblüte kommen von unten nach
oben folgende Teile: der Blumenboden, die Samenkörnchen, die Kelchsäume,
welche zu Federkronen werden, die Staubfäden, die Staubbeutel, die zu einer
Röhre verwachsen, der gegabelte Stempel, der durch die Röhre gewachsen ist.
Nach dem Verblühen wird der gelbe Kopf weiß und wollig, weil jedes Körnchen
eine Haarkrone aufbauscht. Der Wind treibt sie überall hin. Erst nach den
Blüten kommen die lederartigen, Blätter, welche unten grausilzig sind. 3. Der
Huflattich kommt auf kalkigen Äckern und an Ufern häufig vor. 4. Der Land-
mann haßt ihn als lästiges Unkraut; Kranke bereiten daraus einen Thee gegen
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schwämme, die roten und gelben Hahnenkämmchen, die braunen und stark
gewölbten Steinpi lze u. a. Fleißige Kinder suchen Beeren und eßbare Pilze,
hüten sich aber vor allem, was sie nicht genau kennen.
Ein Eichhörnchen speist Tannensamen. Da schießt der hahngroße, rot-
braune Gabelweih herab. Das Tierchen flieht in Schraubenwindungen um den
Baum; der Gabelweih fliegt ihm in größeren Bogen um den Baum nach, kann
es aber nicht sangen. Plötzlich ist es in einem Astloch verschwunden. Der Raub-
vogel aber erspäht den Mo Ich und trägt ihn in seinen Horst. Braunrote Ameisen
haben aus Fichtennadeln ihr gewölbtes Schloß gebaut. Geschäftig laufen sie hin
und her und naschen allerlei süßen Saft. Ihre weißen, malzigen Puppen sind
em gesuchtes Vogelfutter, und selbst das Eichhorn verschmäht sie nicht als Nach-
tisch; auch bte jungen Baumknospen, die Eier und zarten Jungen der Vögel stehen
ihm an. Das kleine, bewegliche Goldhähnchen mit goldgelbem Scheitel und
schwarzen Zügelstreifen hängt deshalb sein Nestchen an die äußersten Zweigspitzen.
Diese Vögel hat Gott zu Tannenhütern bestimmt. Sie vertilgen u. a. die
Eier und Raupen der Nonne, eines höchst schädlichen Schmetterlings. Derselbe
legt seine Eier in Klümpchen unter die Rinde. Daraus schlüpfen haarige, weiß-
graue und blau punktierte Raupen. Diese fressen die Nadeln aus und verheeren
ganze Wälder. Andere Feinde der Raupen sind die Schlupfwespen, die ihre
Eier in die Raupen legen.
4». Bilsenkraut, Tollkirsche, Stechapfel n. Nachtschatten. (56)
70. Bilsenkraut (verkl.). 71. Tollkirsche (verkl.). 72. Stechapfel (verkl.).
Das schwarze Bilsenkraut ist zottig behaart und schwitzt einen übel-
riechenden, klebrigen Saft aus. Die Blüte ist auf gelbem Grunde violett
geädert, der braune Same in einer Kapsel. Die düstere Pflanze^wächst auf
Schutt und Kirchhöfen. Ihre Wurzeln sind mit Möhren, ihre Samen mit
Mohnkörnern verwechselt worden und haben dadurch Unheil angestiftet. — Die
Tollkirsche oder Belladonna wächst in schattigen Laubwäldern über 1 ui hoch,
trägt lederbraune Blüten und glänzend schwarze Beeren... Ihr Genuß führt
zum Tode, wenn nicht rechtzeitig Brechmittel (viel Milch, Ol, Essig) das Gift
entfernen. — Ebenso giftig ist der Stechapfel auf Schutt und angebautem
Lande. Er trägt weiße Blumentrichter wie die weiße Zaunwinde, und stachelige
Fruchtkapseln wie Roßkastanien, in denen die giftigen Körner liegen.
Ter Tabak ist auch ein Nachtschatten. Er wird auf fettem Boden ge-
zogen. Die Blütentrauben sind hellrot. Die breiten Blätter werden im September
abgepflückt, auf Fäden gezogen und getrocknet. Vor der Verarbeitung werden die
Blätter angefeuchtet, aufgeschichtet und in Gärung gebracht. Aus den nun braunen
Blättern wickelt man Cigarren, schneidet Rauchtabak, rollt Kautabak und pulvert
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