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Stück des Königreiches Württemberg mit der wichtigen Festung Ulm an der
Donau, die hier schiffbar wird. Den Hauptteil besitzt das Königreich Bayern.
Am Lech liegt die Stadt Augsburg, deren Handelshäuser (besonders die Familien
Welser und Fugger) im Mittelalter den Haupthandel mit Kolonialwaren von
Ostindien in der Hand hatten. Ulm und Augsburg haben zwar nicht mehr die
Bedeutung wie in alter Zeit, sind aber wichtig, weil dort die Hochebene von der
großen ostwestlichen Straße getroffen wird, auf der jetzt der Expreßzug von
Paris nach Konstantinopel fährt. Über Augsburg geht seit alter Zeit die Fort-
setzung der Brennerstraße nach N.
Der Lech scheidet den schwäbischen Volksstamm von dem bayrischen.
Im Königreich Bayern haben die beiden Bezirke Oberbayern und Niederbayern
Anteil an dem Alpenvorlande. Hier liegt an der Isar Bayerns Hauptstadt München
in reizloser Lage, aber geschmückt mit schönen Gebäuden und Heimatstätte
einer bedeutenden Malerschule. Die kühlen Keller in dem Boden des Vorlandes
haben München außerdem zum Hauptplatze für Bierbrauerei gemacht. Nördlich
von München schützt die Festung Ingolstadt den Donauübergang. Weiter abwärts
an der Donau liegt das alte Regensburg. Von hier aus tritt der Bayrische Wald
an die Donau heran, die nun zwischen waldigen und bergigen Ufern dahinströmt;
stellenweise ist hier das Tal den schönsten Gegenden des Rheines ähnlich. Von Regens-
burg abwärts hat die Donau einen regelmäßigen Dampferverkehr. An der Mündung
des Inn liegt Passau, ein Haupthandelsplatz für das auf dem Inn herabgeflößte Holz.
Da das deutsche Alpenvorland von einer wichtigen ostwestlichen und
mehreren nordsüdlichen Straßen durchschnitten wild, hat es für den Verkehr
eine große Bedeutung, während der nördlich von der Donau gelegene Teil, die
rauhe und weniger fruchtbare Oberpfalz, geringere Wichtigkeit hat; sie ist deshalb
meist auf Gewerbtätigkeit angewiesen.
4. Das Südwestdeutsche Becken.
Teile. An das Alpenvorland schließt sich nach N. das Deutsche Mittel-
gebirge an.
Wir scheiden es in einen nördlichen und einen südlichen Teil, die durch
einen ziemlich gleichmäßig verlaufenden Kamm voneinander getrennt werden,
den Deutschen Mittelgebirgskamm.
Der südliche Teil des Mittelgebirges umfaßt im W. das Südwestdeutsche
Becken, und hieran schließt sich die Oberrheinische Tiefebene.
a) Westlich des Böhmerwaldes und des Bayrischen Waldes liegt das Süd-
westdeutsche Becken.
1. Es wird im S. begrenzt von dem Juragebirge, das sich als Fortsetzung des
Schweizer Jura vom Rheine bis zum Fichtelgebirge hinzieht. Der Jura besteht
aus kalkigem Gestein, welches das Wasser leicht durchläßt. Deshalb sind die
flachen Höhen öde und wenig fruchtbar; das Gebirge ist mit Höhlen durchsetzt
und am Sockel des Gebirges treten starke Quellen heraus.
Die Täler sind meist mit schönen Buchenwaldungen erfüllt, auf den Vor-
sprüngen des Gebirges sieht man Burgtrümmer in großer Zahl. Unter ihnen
befinden sich der Hohenstaufen und der wieder aufgebaute Hohenzollern, die
Stammsitze zweier deutscher Kaiserhäuser. (Fig. 37.)
Von der Donau her steigt das Gebirge allmählich an, nach N. fällt es steiler
5*
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prächtigen Wäldern und allerlei Bodenschätzen, aber auch stellenweise bedeckt
mit Moor. In ihm kreuzen sich die Hauptrichtungen der Deutschen Mittelgebirge,
von denen ein Teil südöstlich, ein anderer nordöstlich verläuft. Darum ist das
kleine Gebirge auch der Quellort von vier Flüssen, die sich nach vier Himmels-
richtungen ergießen ; die Eger und Saale zur Elbe, die Naab zur Donau und
der Main zum Rhein.
Der Main wird durch viele entgegenstehende Bergmassen zu Krümmungen
gezwungen, namentlich muß er kurz vor seiner Mündung in einem großen Viereck
den Spessart umströmen. Seinen größten Nebenfluß empfängt er auf der linken
Seite, die Rednitz, die durch den Ludwigskanal mit der Altmühl verbunden ist
und so den Verkehr zwischen Rhein und Donau ermöglicht.
Fig. 38. Nürnberg. Graben und Burg.
(Nach einer Photographie der Neuen photographischen Gesellschaft, Berlin.)
Auch das Maingebiet ist gut angebaut und besonders reich an Korn
und Wein.
Es gehört fast vollständig zum Königreiche Bayern und bildet die Bezirke
Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken.
In Oberfranken liegt die alte Bischofsstadt Bamberg innerhalb einer reich
mit Gemüsen angebauten Gegend. Die Hauptstadt von Mittelfranken ist das seit
dem Mittelalter durch Kunst und Kunstgewerbe berühmte Nürnberg, der Kreuzungs-
punkt der von den Alpen nordwärts und der vom Böhmerwalde westwärts führenden
Straßen. Die alte freie Reichsstadt ist auch heute noch reich an alten Gebäuden
und Kunstschätzen. (Fig. 38.) Unterfranken hat besonders viel Weinbau. Seine
Hauptstadt ist der alte Bischofssitz Würzburg, an dessen Bergen der berühmte
Steinwein gedeiht.
2. Das Schwäbisch-Fränkische Stufenland steigt westwärts allmählich zum
Schwarzwald und Odenwald auf. Beide hingen in früheren Zeiten mit dem Wasgen-
walde und mit dem Hardtgebirge zusammen, aber das mittlere Stück brach ein
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Extrahierte Ortsnamen: Eger Donau Main_zum_Rhein Main Rhein Donau Nürnberg Berlin Oberfranken Mittelfranken Oberfranken Bischofsstadt_Bamberg Mittelfranken Nürnberg Unterfranken Schwarzwald Odenwald
66
Europa.
Sein* ^^^öene das Thal des Mains sich öffnet und zugleich der Verkehr auf
Tief-' dem Rheine einen Weg nach dem Meere findet, entwickelten sich die beiden
ebene. Großstädte Mainz und Frankfurt a. M. Jenes ist zugleich Festung,
während diefes zweifellos die erste Handelsstadt des ganzen Gebietes
ist. Am Rhein aufwärts treffen wir in Mannheim und Ludwigs-
Hafen zwei weitere wichtige Handels- und Fabrikorte. In der Rhein
ebene liegt die Hauptstadt des Großherzogtums Hessen, Darmstadt, und
die des Großherzogtums Baden, Karlsruhe. Weiter befinden sich hier
die Universitätsstädte Heidelberg in herrlicher Lage am Neckar und
Freiburg am Fuße des südlichen Schwarzwaldes. Westlich des Rheins
ist das starkbefestigte Straß bürg seit 1871 neu aufgeblüht. Es besitzt
eine Universität. Auf diesem linksrheinischen Gebiet ist unfern des Rhein-
knies Mühlhausen der Mittelpunkt einer lebhaften Banmwollenweberei
geworden. In der Haardt gedeiht vortrefflicher Wein.
Lothrin- D'ie Lothringer Ebene ist ein weniger fruchtbares Land; sie ist darum
Ebene. Ullr dünn bevölkert. Der bedeutendste Ort ist Metz an der Mosel, das
zum Schutz der deutschen Grenze stark befestigt ist.
§ 92. Dichter besiedelt ist dagegen wieder der Osten Südwestdeutschlands,
«chwä- Namentlich im schwäbischen Becken, wo die fleißigen und rührigen Schwa
Becken, den wohnen, finden wir viele blühende Gemeinwesen. Voran steht Stntt
g a r t, die Hauptstadt des Königreichs Württemberg, bedeutend durch
Handel und Gewerbthätigkeit. Die Wissenschaft hat in der Universität
Tübingen eine Pslegstätte erhalten. Im unteren Neckargebiete wird viel
Obst und Wein gebaut. Jenseits des Jura bildet Konstanz am Bodensee
einen wichtigen Verkehrsmittelpunkt.
Fränki- Der Ackerbau ist auch in dem fränkischen Becken am Main und
Bnien. seinen Nebenflüssen die Hauptnahrungsquelle der Bewohner. Nur N ü r u b e r g
an der Pegnitz blüht seit dem Mittelalter durch Gewerbefleiß. Auch das
nahe dabei gelegene Fürth ist hauptsächlich Fabrikstadt. Dagegen ent-
wickelte sich Bamberg am Main als Mittelpunkt eines Gemüse- und
Hopfenbaugebietes.
Wichtige Ackerbaustädte sind auch Ansbach an der Rezat, die Uni-
versität Erlangen an der Rednitz und Bayreuth am roten Main. Im
fränkischen Weingebiet liegt Würz bürg mit einer Universität. Am Main
abwärts treffen wir Asch äffen bürg, das eine hervorragende Forst-
akademie besitzt.
§ 93. Das durch seine Gebirge in mehrere Landschaften gegliederte Südwest-
Staaten, deutschlaud zeigt politisch ein ziemlich buntes Bild. Während der Geschichte
wohner. sind hier eine Reihe von Staaten entstanden, die sich in ihren Grenzen
keineswegs den natürlichen Landschaften anpassen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Mains Rheine Mainz Frankfurt Rhein Mannheim Rhein Hessen Darmstadt Baden Karlsruhe Heidelberg Freiburg Rheins Rhein- Südwestdeutschlands Königreichs_Württemberg Main Bamberg Main Bayreuth Main Main Asch
38
Europa.
lungen haben als Kurorte und Sommerfrischen einen großen Ruf erlangt,
namentlich das reizend gelegene Berchtesgaden, das auch große Holz-
fchnitzereien besitzt.
Die starken Festungen Ulm, Passau und Ingolstadt gemahnen
uns an die strategische Bedeutung der oberdeutschen Hochebene. Für kriegerische
Unternehmungen ist sie ebeufalls ein Durchzugsland, und mancher heiße
Kampf ist hier ansgefochten worden. Auf dem Lechfelde schlug Kaiser Otto I.
955 die Ungarn. Ingolstadt ist außerdem Eisenbahnknotenpunkt an einem
wichtigen Übergang über die Donau.
Polt- Au dem Alpenvorland haben von den deutschen Staaten das Königreich
Verhält- Württemberg und das Königreich Bayern mit den Kreisen Schwaben,
msse. Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz sowie in kleinen Gebieten Baden
und das preußische Hoheuzolleru teil.
Das füdwestdtntsche Gtliirgsland.
§ 25. Nordwestlich vom Alpenvorland breitet sich das südwestdentsche Gebirgs-
Glie- land aus, das im Norden bis an das mitteldeutsche Gebirgslaud heran-
dcrung. Osten und Südosten durch die Höhen des deutschen Jura begrenzt
wird und im Westen bis zu dem französischen Bergland sich erstreckt. In
der Mitte desselben liegt die breite oberrheinische Tiesebene, zu
beiden Seiten begleitet von den Gebirgen Schwarz wald-Odenwald und
Wasgau-Haardt; an diese lagern sich nach Osten und Westen zwei
Stufenlandschaften an, das schwäbisch-sränkische Becken und die
Lothringer Ebene.
Ent- Steil steigen heute die Gebirgszüge zu beiden Seiten der oberrheinischen
stehung. (gßene Qu^ cvn geologischer Vergangenheit bildeten sie ein geschlossenes
Gebirgsland. Dann begann gleichzeitig mit dem Aufbau der Alpen der
Boden in Schollen zu zerreißen, die zum Teil längs der Spalten in die
Tiefe sanken. Dadurch entstand schließlich die oberrheinische Tiefebene als
ein Grabeneinbruch zwischen zwei stehen gebliebenen Horstgebirgen. Die
tiefe Senkung nahm lange Zeit ein See ein, der später durch Flußschotter
ausgefüllt wurde und durch den sich schließlich der Rhein einen Weg nach
Norden bahnte. An die gewaltigen Bewegungen der Erdrinde in Südwest-
deutschend gemahnen uns die zahlreichen Spuren vulkanischer Thätigkeit.
Mitten in der Rheinebene erhebt sich die vulkanische Kuppe des Kaiser-
stuh ls, und ebenso steigen am Rand des Jura aus den schroffen Kalkbergen
vielfach abgerundete Berge vulkanischen Gesteins auf.
Auch die Landschaften westlich und östlich von Wasgau und Schwarz-
Wald siud abgesunkene Schollen unserer Erdrinde. Sie senkten sich aber
nicht gleichmäßig, sondern staffelartig in mehreren Absätzen, wodurch diese
Gebiete als Stufenlaudschasteu erscheine«.
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
48
Europa.
der rauhen Alb ist ganz ohne größere Siedlungen. Nur da, wo der
schwäbische Jura von Flüssen durchbrochen wird, haben sich an den natür-
lichen Übergangsstellen Städte entwickelt, so Donaueschingen an der
Donau, und Nördlingen in dem fruchtbaren Ries, das durch die Wörnitz
zur Donau entwässert wird. An der Donau liegt auch Sigmaringen,
die Hauptstadt des preußischen Hohenzollern. Über den südlichsten Teil des
schwäbischen Jnra hinweg führen mehrere wichtige Straßen zum Rheiuthal,
worin das alte Konstanz als Bodenseehasen und zugleich als Brückenstadt
am Rhein zu einer blühenden Verkehrs- und Handelsstadt ausgewachsen ist.
Frank. Reich an Siedlungen ist auch das fränkische Becken, das Gebiet des
Mains. Aber da hier der Ackerbau vorwiegt, so siud die Städte im all-
gemeinen klein. Nur Nürnberg und Fürth sind als Handels- und
Industriestädte zu großen Gemeinwesen herangewachsen. Nürnberg, an einer
wichtigen'verkehrsstraße, die über den Jura hinweg nach Süden führt, gelegen,
war im Mittelalter als freie Reichsstadt eine der gewerbthätigsten Städte
Süddeutschlands. In der Altstadt trägt es noch ganz das Gepräge jener
Zeit. Heute blüht hier besonders das Kunstgewerbe, das ebenfalls in jener
glänzenden Vergangenheit wurzelt, aus der uus reiche Schätze dieser Art
überkommen sind, welche zu einem großen Teil im dortigen germanischen
Museum aufbewahrt werden.
In dem Gebiet der Rednitz gedeiht namentlich der Hopfenbau. Ihm
verdankt Ansbach an der Rezat feine Bedeutung. Nach dem Main hin
tritt zum Hopfeubau der Garteubau hiuzu. Der Mittelpunkt desselben ist
Bamberg. Auch die Universität Erlangen ist eine echte Ackerbürger-
stadt. Bei Solenhofen im Jnra werden die berühmten lithographischen
Schiefer gebrochen. Im Quellgebiet des Mains liegen Bayreuth und
Kn Imbach. Letzteres hat große Bierbrauereien. Mainabwärts treffen
wir die Industriestadt Schweinfurt. Nordwestlich davon ist Kissingen
an der fränkischen Saale ein vielbesuchter Badeort geworden. Die bedeutendste
Stadt am Main ist die Universität Würzburg. Hier kommen wir bereits
wieder zum Wein, dessen Anbau in dem klimatisch ungünstigen oberen Main-
gebiet nicht mehr lohnt. Dort entwickelte sich infolgedessen, da der Hopfen
noch gedeiht, wie im bayrischen Alpenvorland, die Bierbrauerei. Wo der Main
den waldreicheu, aber städtelosen Spessart umflossen hat, liegt Aschassen-
bürg mit einer Forstakademie. Das kleine Rothenburg an der Tauber
hat wie Nürnberg ein vollkommen mittelalterliches Aussehe» sich bewahrt.
Das mitteldeutsche Geliirgsland.
§ 33. Die allmähliche Nordabdachnng Mitteleuropas erfährt eine kurze Unter-
brechung in der Schwelle des mitteldeutscheu Gebirgslaudes. Im Westen
schließt dieses in einer Breite von fast 150 km das südwestdeutsche Gebirgs-
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Extrahierte Personennamen: Frank Mainabwärts
Extrahierte Ortsnamen: Europa Donaueschingen Donau Donau Donau Sigmaringen Rheiuthal Rhein Mains Nürnberg Nürnberg Main Bamberg Mains Kn_Imbach Industriestadt_Schweinfurt Main Universität_Würzburg Main Rothenburg Tauber Nürnberg Mitteleuropas
Das deutsche Alpenvorland.
37
Vor allem bewegte sich im Mittelalter ein (lebhafter) Handel nach
dem Mittelmeer hin. Damals blühten Ulm, Regensburg und Augs-
bürg auf. Das württembergische Ulm am linken Donauufer ist als
Mittelpunkt in dem Handelsverkehr zwischen dem Alpenvorland und Süd-
Westdeutschland noch heute ein großer Stapelplatz. Hier beginnt die Donau-
schisfahrt. Einst war Ulm auch freie Reichsstadt. Ein Zeuge dieser gläu-
zenden Zeit ist das großartige Münster. Wie Ulm liegen Negensbnrg
und Augsburg an alteu Handelsstraßen. Regensburg, das römische
Castra reg'ina, war ein hervorragender Platz vor allem im Verkehr nach
Mittel- und Norddeutschland. Heute bildet es einen wichtigen Eisenbahn-
kuoteupuukt. Als freie Reichsstadt und vorher als Hauptstadt des Herzog-
tums Bayern war es einst die bedeutendste Siedlung der oberdeutschen
Hochebene. Sie ging aber zurück, als nach den Türkenkriegen der Handel
mit dem Orient nicht wieder zu der früheren Blüte sich erhob. Schon
im 15. und 16. Jahrhundert wurde sie überflügelt von Augsburg, dem
alteu Augusta Vindelicorum der Römer. Gelegen an einer Straße,
welche den Lech hinauf durch die Pässe der Kalkalpen und über Splügen
und Breuner nach Italien führte, hat diese Stadt den Handel zwischen
Deutschland und Südeuropa vermittelt. Auch sie war einst eine freie
Reichsstadt. Gegenwärtig erfreut sie sich eiuer lebhaften Industrie unter
Benutzung der Wasserkraft des Lech.
Doch die genannten Städte verloren an Bedeutung für die oberdeutsche
Hochebene, als Anfang dieses Jahrhunderts München aufzublühen begann.
Diese schou vou Heinrich dem Löwen gegründete Stadt blieb Jahrhunderte
hindurch selbst als Hauptstadt des Herzogtums Bayern unansehnlich. Erst
die Bemühnngen König Ludwigs I., der München zur Pflegstätte der Küuste
und Wissenschaften machte, erhoben es mit dem gleichzeitigen Anwachsen
Bayerns zu der ersten Stadt Süddeutschlands. Auch gegenwärtig noch
trägt es ein vorwiegend künstlerisches und wissenschaftliches Gepräge in den
zahlreichen Instituten wie Universität, Polytechnikum, Kunstakademie und den
Museen. Aber daneben ist München auch Handelsplatz, namentlich für
Getreide. Durch die großartigen Bierbrauereien hat es sich einen Weltruf
als Bierstadt erworben. Es zählt hente 400 000 Einwohner.
Im äußersten Westen des Alpenvorlandes am Bodensee, der die ober-
deutsche Hochfläche von der schweizerischen trennt, haben sich Lindau und
Friedrichs Hafen als Hafenstädte entwickelt. Der Wasserkraft der Jller
verdankt Kempten seine lebhafte Industrie. Es ist zugleich auch ein
wichtiger Markt für den Viehhandel. Als Marktplätze landwirtschaftlicher
Erzeugnisse erblühten Landshut an der Isar, Straubing an der
Donau, sowie Amberg in der weniger fruchtbaren Oberpfalz. In den
bayrischen Alpen finden wir keine größere Stadt. Einzelne kleine Sied-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Ludwigs_I. Friedrichs Friedrichs
Die süddeutschen Staaten.
93
deutschen Reiches. Bayern enthält noch in seinem Kern das ehemalige Herzog- Bayern,
tum, das um 1180 unter das Hauswittelsbach kam. Im 17. Jahr-
hundert erfuhr es nach dem dreißigjährigen Krieg starke Erweiterungen und
erhielt auch die Würde eines Kurfürstentums. Am Ende des 18. Jahr-
Hunderts starb die ältere Wittelsbacher Linie aus, das Kurfürstentum ging
an die Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken über und wurde so mit der Pfalz der-
einigt. In diesem Umfang trat es 1806 dem rheinischen Bunde bei und
wurde dafür von Napoleon I. unter neuen Gebietserweiterungen, die namentlich
im Maiugebiet lageu, zum Königtum erhoben. Als solches erhielt es auch
im Wiener Frieden Bestätigung. Politisch nimmt es wie zum Teil auch
Württemberg im deutschen Reiche eine Sonderstellung ein.
Das Königreich Württemberg, das Land am Neckar und der oberen Würt-
Donau, liegt im Bereich des ehemaligen Stammesherzogtums Schwaben.tcm6frfl-
Mehrere kleine Fürstentümer und freie Städte bilden in Gemeinsamkeit mit
der Grafschaft Württemberg die Grundlage des heutigen Königreichs. Schon
1495 wurde die Grafschaft ein Herzogtum, aber erst zu Beginn unseres
Jahrhunderts Kurfürstentum. Unter Napoleon I. bekamen die württem-
bergischen Kurfürsten den Königstitel ebenfalls unter Vergrößerung ihres
Besitzes.
Auch das Großherzogtum Baden hat seine heutige Ausdehnung erst Bade».
1806 erhalten. Den Kern desselben bildet das Stammland der Zäh-
ringer, aus dem 1130 die Markgrafschaft Baden hervorging. Diese
wurde 1806 mit anderen kleineren Herrschasten vereinigt und zum Groß-
Herzogtum erhoben.
Das weit kleinere Großherzogtum Hessen hat sein Stammland in Hessen,
der kleinen Grafschaft Katzenellenbogen bei Darmftadt. Diese Grasschaft
kam im 15. Jahrhundert zur norddeutschen Landgrafschaft Hessen, die im
16. Jahrhundert geteilt wurde. Die Darmstädter Linie erhielt die Graf-
schaft Katzenellenbogen, zu der sie sich später Nheiuhessen und Oberhessen
hinzu erwarb. Für den Beitritt Hessen-Darmstadts zum Rheiubuud bekam
das Land unter beträchtlicher Gebietserweiterung die großherzogliche Würde.
Von dem damaligen Besitz verlor es 1866 wieder einen geringen Teil.
Unmittelbar unter den Reichsbehörden stehen die Lande Elsaß-Loth- Elsaß-
ringen. Sie werden von einem vom Kaiser ernannten Statthalter ver-
waltet. Elsaß war einst ein Teil des alten Stammherzogtums Schwaben,
das im späteren Mittelalter in viele kleine Gebiete geistiger und weltlicher
Herren zerfiel und dadurch leicht dem deutschen Reiche entrissen werden konnte.
Der Hauptteil wurde im westfälischen Frieden zu einer französischen Provinz
gemacht. Deutsch-Lothriugeu gehört dem ursprünglich deutschen Herzog-
tum Ober-Lothringen an, das erst im 18. Jahrhundert an Frankreich abge-
treten wurde.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
110
59. Schnellpresse (19. Jahrhundert).
Freund und Gnner, welcher ihm die Mittel gab, eine neue Druckerei anzu-legen. Spter wurde er von dem Grafen von Nassau wegen geleisteter williger Dienste" als Hofjunker mit lebenslnglichem Ruhegehalte nach Eltville im Rhein-gan berufen und lebte hier in Drftigkeit, aber sorgenfrei, bis er etwa 1468 starb. Sein Grabmal wurde bei der Belagerung von Mainz während der franzsischen Revolution (1793) bis auf jede Spur vernichtet. Fust und Schffer gaben schon 18 Monate nach der Trennung (1457) eine Psalmensammlung, das Ps a l-terium, heraus, das bisher unbertroffene Meisterwerk der Buchdruckerkunst, und 1462 die Biblia sacra latina, d. h. die lateinische Bibel nach der allgemeinen bersetzung der katholischen Kirche. Als Graf Adolf von Nassau 1462 Mainz strmte und einscherte, wurde ihre Werksttte verbrannt, bald aber wieder her-gestellt, und Schffer gab bis in sein hohes Alter noch 49 namhafte Werke heraus. Die im Jahre 1462 flchtig gewordenen, nach allen Seiten hin ver-streuten Buchdruckergehilfen verbreiteten aber bis 1500 diese Kunst berallhin, so da sie bald nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und den andern Erdteilen sich einbrgerte. Hielt man sie anfnglich fr eine hllische Kunst (Schwarzkunst), so wurde sie doch bald besser gewrdigt; ein Buch kostete ja von nun an kaum den zehnten Theil des frheren Preises, und darum konnte jedermann lesen und schreiben lernen und sich ein gewisses Ma von Bildung, die frher auf den geistlichen und ritterlichen Stand beschrnkt war, aneignen. Dadurch ist aber die Buchdruckerkunst einer der erfolgreichsten Vorboten der Neuzeit geworden.
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Extrahierte Personennamen: Graf_Adolf Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Nassau Eltville Rhein-gan Mainz Deutschland Europa
76
Viele diese Burgen sind noch heute als Ruinen von ergreifender Schnheit erhalten; manche sind mglichst treu in ihrer frheren Gestalt wieder hergestellt worden, wie die Hohenzollernburg bei Hechingen und die Wartburg bei Eisenach.
3. Die Turniere. Der ritterliche Sinn und die Freude an der Erprobung mnnlicher Kraft und Gewandtheit, sowie an Entfaltung edler Pracht wurde durch die Ritterspiele oder Turniere wesentlich gefrdert. Sie fanden auf
28. Burg Fleckenstein (nach Srecklin),
Burgruine tm Elsa, nordstlich von Weienburg, auf einem 42 m hohen Felskegel im Ii. Jahrhunderte angelegt, im 15. und 16. Jahrhunderte ausgebaut.
dein Markte, dem Burghofe oder einem freien, mit Schranken umgebenen Platze statt, um welchen sich Sitze fr die Zuschauer erhoben. Unter dem Schmettern der Trompeten ritten die Teilnehmenden in strahlender Rstung, mit wehendem Helmbusche, in die Schranken ein und warteten, bis sie der Reihe nach von dem Herolde zum Lanzenstechen entweder bei ihrem Namen, oder, wenn
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Mantel, das Pallium, in Rom holen wollte; auch war ihm seine Frmmigkeit wohl bekannt. Hatte doch Rudolf einst einem Priester, der einen Sterbenden
_ trsten wollte und durch einen angeschwol-
lenen Bach aufgehalten wurde, sein eigenes ||| 1 Ro geliehen, damit er das Wasser nicht
Mii I Iiv M durchwaten brauche, und das Pferd
anderen Tages nicht wiedergenommen, da es den Heiland getragen. Dieser Priester aber war spter Werners Kaplan geworden. Wie seine Frmmigkeit, so war anch seine Biederkeit, Klugheit und Tapferkeit aner-kannt und vielfach bewhrt.
Seine Stammburg, die Habichts-oder Habs brg, vou der heute noch wenige Trmmer vorhanden sind, lag auf einem frei die Gegend berschauenden Felsen an der Aar (Aargau in der Schweiz). Dort und im Elsa besa er ansehnliche Schlsser und betrchliche Gter, aber doch nicht Macht genug, da man ihn htte frchten mssen. Er war 55 Jahre alt, rstig und als tapferer Kriegsmann geachtet; so konnte ihm sein Schwager die vollzogene Wahl melden. Rudolf lag gerade vor Basel, mit dessen Bischfe und Brgern er Fehde hatte, als er die Nachricht von seiner Wahl erhielt. Sofort wurde Frieden gemacht; der Bi-schof aber soll, zu Tode erschrocken, zu Gott emporgerufen haben: Nun steh' fest in Deinem Reiche, also, da er nicht ersteige Deinen Himmel ohne Wank".
3. Rudolfs Krnung. Aachen war von 8141558 die Krnungsstadt der deutschen Könige, wie Frankfurt a. M. die Wahlstadt. Nach der Krnung am 1. November 1273 begab sich Rudolf mit den Reichsfrften in die Kirche, um
4o. Rudolf von Habsburg Grabstein tm Dom zu . .
Speyer. Nach Stacke, Deutsche Geschichte.) die Belehnung Au Vollziehen. Als das
Seepter dazu fehlte, auf welches der
Lehnseid abgelegt werden mute, ergriff Rudolf in glcklicher Geistesgegenwart
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Werners_Kaplan Rudolf Rudolfs Rudolfs Rudolf Rudolf Rudolf_von_Habsburg_Grabstein Rudolf Rudolf Rudolf
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schweiz Basel Aachen Frankfurt_a._M. Speyer