6. Die wichtigsten Ereignisse in den übrigen Staaten.
85
in amerikanische Angelegenheiten nicht dulden dürften. Dieser Grundsatz heißt die Monroedoktrin.
Die innere Entwicklung zu einem einheitlichen Staatswesen hielt mit der äußern Ausdehnung nicht gleichen Schritt. Die Bevölkerung setzte sich aus den verschiedensten Nationen zusammen. Der Gegensatz zwischen Nord- und Südstaaten bot fortgesetzt Anlaß zu Streitigkeiten. Der Grund lag in den wirtschaftlichen Verhältnissen.
Die Südstaaten betrieben, von Boden und Klima begünstigt, zumeist Plantagenwirtschaft. Da es schwer hielt, für die großen Betriebe die nötigen Arbeitskräfte zu gewinnen, hatte man Negersklaven eingeführt.
In den Nordstaaten, wo es nur kleinere Farmen gab und durch Auffinden von Petroleumquellen, Erz- und Kohlenlagern eine blühende Industrie entstand, brachte der Zuzug von Einwandrern immer neue Arbeitskräfte, so daß hier 1827 die Sklaverei vollständig aufgehoben wurde. Trotz des Aufblühens der Nordstaaten bewahrte aber vorläufig der Süden immer noch seine politische Überlegenheit, besetzte den Präsidentenstuhl und übte in den Einzelstaaten durch seine Anhänger die Regierungsgewalt aus.
Die Gegner der Sklaverei schlossen sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur großen, Partei der Republikaner zusammen, gegen die die Demokraten, die Sklavenarbeit vorläufig für unentbehrlich hielten, nur schwer ihre Stellung behaupten konnten. Zum erstenmal siegte bei der Präsidentenwahl im Jahre 1860 der Kandidat des Nordens Abraham Lincoln.
Noch vor dem Amtsantritte Lincolns sagten sich 1861 sieben Sklavenstaaten von der Union los und gründeten einen neuen Staatenbund unter dem Namen Konföderierte Staaten von Amerika. Der neue Bund wählte den frühern Kriegsminister Jefferson Davis zum Präsidenten und richtete eine eigne Regierung ein. Später traten dem Bunde noch andre Staaten bei.
Das war die Ursache zum Kriege.
Der Krieg dauerte von 1861—1865 und wurde mit wechselndem Glücke geführt. Anfangs glaubten die Nordstaaten, mit geringen Streitkräften des Südens Herr zu werden, konnten aber wegen Zersplitterung ihrer Kräfte keine dauernden Erfolge erringen.
Erst als General Grant den Oberbefehl über alle Heere der Nordstackten erhielt und einen einheitlichen Kriegsplan zur Durchführung brachte, siel die Entscheidung zugunsten der Nordstaaten. Die Südstaaten schlossen sich wieder an die Nordstaaten an. Alle Beschränkungen des Binnenhandels zwischen Nord und Süd wurden aufgehoben, alle Bürger ohne Unterschied der Rasse erhielten gleiche Rechte. Die Sklaverei hörte damit auf.
Rumänien. Die Unabhängigkeitsbestrebungen in Rumänien endigten 1866 mit der Losreißung von der Türkei und der Bildung eines eignen
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Extrahierte Personennamen: Abraham_Lincoln Abraham Lincolns Jefferson_Davis
86
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
Fürstentums. Zum Fürsten wurde Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen gewählt, der 1881 den Königstitel annahm. Seine Gemahlin, Prinzessin Elisabeth von Wied, ist als Dichterin unter dem Namen Carmen Sylva bekannt.
Italien hatte trotz seiner Niederlagen 1866 Venezien gewonnen, noch leichter gelang die Eroberung des Kirchenstaates. Als im Jahre 1870 der Französische Krieg ausbrach, berief Frankreich seine Truppen aus Rom ab, und die italienischen Truppen rückten am 20. September in Rom ein. Dem Papste wurden der Vatikan als Residenz und die Rechte eines souveränen Fürsten gelassen.
Seit 1870 ist Italien Einheitsstaat. Der Stadtrepublik San Marino hat man die Selbständigkeit gelassen.
Rußland hatte vergeblich versucht, Eroberungen auf der Balkanhalbinsel zu machen; bessere Erfolge wurden in Asien erzielt. 1858 wurde die Amurprovinz von China erworben, 1859 wurden die Bergvölker des Kaukasus unterjocht, 1865—1868 Taschkent und Samarkand in Westtnrkestan unterworfen.
Frankreich war in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die angesehenste Macht in Europa. Die Lorbeeren im Krimkriege und im Kampfe gegen Österreich 1859 hatten Napoleon Iii. diesen Vorrang gebracht.
Unter Ludwig Xv. war Kanada an England abgetreten worden. Diesen Verlust zu ersetzen, suchte Napoleon jetzt Mexiko und Mittelamerika unter französischen Einfluß zu bringen. Mit England und Spanien schloß er einen Vertrag, um Schuldforderungen an die Republik Mexiko mit Waffengewalt einzutreiben. Da aber die französischen Forderungen zum Teil der Belege entbehrten, zogen England und Spanien sich zurück, und die Franzosen setzten die Unterwerfung auf eigne Hand siegreich fort. Auf Frankreichs Vorschlag wurde Mexiko zu einem Kaiserreich erklärt und dem Erzherzoge Maximilian von Österreich die Kaiserkrone angeboten. Zögernd nahm der Erzherzog das Danaergeschenk an. Durch französische Truppen mußte er seinen Thron gegen die republikanische Gegenpartei schützen. Deren Anführer Juarez streifte mit seinen Scharen bis in die Nähe der Hauptstadt. Maximilian hielt sich, solange der Bürgerkrieg in den Bereinigten Staaten dauerte; nach dessen Beendigung ergriffen die Vereinigten Staaten Partei für die Republikaner in Mexiko. Um einem Kriege mit der Union auszuweichen, rief Napoleon die französischen Truppen aus Mexiko ab und überließ den von ihm eingesetzten Kaiser Maximilian seinem Schicksale. Dieser wurde gefangen und 1867 zu Queretaro erschossen. Juarez übernahm das Amt eines Präsidenten der Republik.
Eine glänzende Weltausstellung des Jahres 1867 zu Paris half über das verfehlte mexikanische Abenteuer für den Augenblick hinweg. Im
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Frankreich Rom Rom Italien Stadtrepublik_San_Marino Asien China Taschkent Samarkand Westtnrkestan Frankreich Europa Kanada England Mexiko Mittelamerika Spanien Mexiko England Spanien Frankreichs Mexiko Mexiko Mexiko Queretaro
106
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
daß diese sich an die Arbeit gewöhnen, wenn sie den Erfolg ihrer Arbeit in klingender Münze erhalten. Ferner ist Aufgabe der Kolonisation, die Missionstätigkeit zu fördern. Die Volker, deren Zivilisation und Kultur auf dem Christentum beruht, haben die Aufgabe, den heidnischen Völkern die christliche Religion, Kultur und Gesittung zu vermitteln. Die deutschen Missionare arbeiten mit größerm Erfolg, wenn sie in einer Kolonie des Mutterlandes ihre Tätigkeit entfalten, als wenn sie dieser Anlehnung entbehren. Das ist erwiesen durch die frühern zahlreichen Christenverfolgnngen in China.
Die Arbeit in den Kolonien ist schwer. Alle Vorbedingungen eines geregelten Lebeus müssen erst geschaffen werden. Zum Eintritt in die Kolonien eignen sich nur Leute mit widerstandsfähigem Körper und zäher Arbeitskraft, die Strapazen ertragen und die Bequemlichkeiten des Lebens entbehren können, vor allem Männer von reinen Sitten. Für Glücksritter ist dort kein Arbeitsfelds Nur der beste Mann ist gut genug zum Kolonisieren. { Die Eingeborenen müssen ebensosehr Achtung bekommen vor der christlichen Gesittung wie vor der geistigen Überlegenheit, der Arbeitskraft und Technik der Europäer.
Was die Preisgabe einer Kolonie bedeuten kann, hat Rußland erfahren, dem das nordamerikanische Alaska gehörte. 1867 wurde das Gebiet von den Amerikanern den Russen um 7 200000 Dollar abgekauft. Im Kongreß zu Washington begegnete die Vorlage heftigem Widerspruch. Es wurde gesagt, Alaska sei ein unwirtliches, elendes Land. Man solle den Russen das Geld geben und sie bitten, das Land zu behalten; wenn das nicht geschehen könne, solle man es irgendeiner europäischen Macht anbieten und sie bitten, Geld und Land zu nehmen. Das waren die damaligen Ansichten; jetzt urteilt man anders. In Alaska hat sich das Goldgebiet Klondike gefunden! Allein der Pelzhandel und der Fischfang bringen den Amerikanern alljährlich mehr ein, als die ganze Kaufsumme betrug.x)
13. Soziale Gesetzgebung.
Kaiser Wilhelm I. ist von Jugend auf ein Freund der ärmern Bevölkerung gewesen. Als zwanzigjähriger Jüngling wohnte er den Sitzungen des Staatsrates bei. Neue Steuervorlagen wurden beraten, um der Geldnot, in die das Land durch die Befreiungskriege geraten war, abzuhelfen. Bei der Gelegenheit drückte er den Wunsch aus, die reichen Volksklaffen und die hohen Beamten mit einem höhern Prozentsatz zu besteuern, damit die armen Leute mehr geschont werden könnten. Bei seiner Silbernen Hochzeit trat er an die Spitze eines Berliner Vereins, der sich die Aufgabe gestellt hatte, für die Arbeiterbevölkerung gesunde und billige Wohnungen zu bauen. Fremder Not gegenüber hatte er stets eine offne Hand. Wenn des Wassers oder des Feuers zerstörende Kraft Schaden angerichtet hatte, spendete er mit kaiserlicher Freigebigkeit; wenn ein bedrängtes Kind aus dem Volke ihm in einem schlichten Briefe seine Not klagte, hatte er immer Mittel, sie zu lindern.
*) Nach Freih. von Stengel, Deutsche Kolonialpolitik, und nach einer Rede des Staatssekretärs Dernbnrg.
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180
Das Zeitalter de» Emporkommens Preußens 1648—1786.
Friedrich Wilhelm Iv. ist dem großen König in Berlin ein von Christian Rauch geschaffenes Reiterdenkmal gesetzt worden.
Mit Friedrichs Tode endete ein Zeitalter der deutschen Geschichte: das Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus und des Empor-kommenspreuhens. Drei Jahre später brach die französische Revolution aus, deren Losung der Kampf gegen den Absolutismus war ; und im Anschluß an sie begann eine Zeit der Weltkriege, durch welche Deutschland gänzlich umgestaltet, das alte pieich zerstört und Raum gemacht wurde für ein neues deutsches Reich.
Die Entstehung der Bereinigten Staaten von Nordamerika.
§ 188. Wenige Jahre vor Friedrichs Tode war jenseit des Ozeans ein Staat entstanden, dem eine große Zukunft beschießen sein sollte.
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts waren an der Ostküste Nordamerikas zahlreiche Kolonien entstanden. Die nordöstlichsten von ihnen faßte man unter dem Namen Neu-England zusammen; weiter nach Süden folgten New-York, Pennsylvanien, die Gründung des Quäkers William Penn, V i r g i n i e n und andere. Der Kolonialbesitz der Engländer in jenem Erdteil war noch größer geworden, seit, dtr-ihnen einerseits Canada^, andrerseits die Länder am Mississippi hatten abtreten müssen.
Abfall von Da entstand in den erstgenannten Kolonien eine Erhebung gegen die
*1776. englische Herrschaft, und 1776 erklärten 13 Kolonien — von Neu - England bx&Mmm — ihre Unabhängig feit Ihr Feldherr war George Washington, ihr bedeutendster Diplomat Benjamin Franklin, der Erfinder des Blitzableiters. Sie fanden den Beistandfrmkreichs, von wo zahlreiche Freiwillige, unter ihnen der Marquis von Lafayette, zu ihnen eilten. Im Jahre 1783, zwanzig Jahre natz'lmn-Mriftr Frieden, mußte England die Unabhängigkeit der Republik der Vereinigten Staaten anerkennen.
Verfassung. Der neue Staat nahm die Form der B u n d e s r e p u b l i k an. An der Spitze steht ein auf vier Jahre gewählter Präsident; ihm zur Seite der Kongreß, der sich aus zwei Häusern, einer Vertretung der Bundesstaaten und einer gewählten Volksvertretung, zusammensetzt. Der Sitz der Regierung ist Washington.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat sich die „Union" bis zum stillen Ozean ausgedehnt; sie wurde das Hauptziel der europäischen, insbesondere auch der deutschen Auswanderung und hat sich zugleich politisch wie wirtschaftlich gewaltig entwickelt.
\
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Deutschland Nordamerika Nordamerikas New-York Pennsylvanien Mississippi England England Washington
— 209 —
Peter in 36 Regierungsjahren ans Rnßland gemacht. Aber da er und seine nächsten Nachfolger bei dem russischen Adel und Volke mehr Widerstand als Hilse fanden und deswegen immer Ausländer, besonders Deutsche und Franzosen, herbeirufen und ihnen die höchsten Stellen übertragen mußten, gelang es nie vollständig, aus dein halbbarbarischen Volke ein zivilisiertes zu machen. Das russische Reich wuchs allmählich zu einem riesigen Umfang an; aber es fehlte fortwährend an der inneren Ruhe, ohne die ein gesunder Fortschritt der Bevölkerung zur höheren '-Bildung unmöglich ist. Ein so ausgedehntes Reick) und eine so wenig gebildete Bevölkerung können nur durch unbeschränkte Gewalt eines Alleinherrschers zusammengehalten werden. Bis (tutjme neueste Zeit war das russische Reich der Schauplatz von Ausständen und Verschwörungen, und von Peters des Großen Nachfolgern endeten vier*) ihr Leben durch Meuchelmord.
X. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika.
Im Jahre 1497 entdeckte Sebastian Cabot mit Schiffen, die der König von England hatte ausrüsten lassen, die Ostküste von Nordamerika. Ungefähr- hundert ^ahre später nahm der britische Admiral Walter Raleigh den ganzen Küstenstrich für die Krone Englands in Besitz und nannte ihn Virginien. Von nun an wanderten von Zeit zu Zeit größere Gesellschaften von Ackersleuten, Hirten, Handwerkern aus England und Irland hinüber und gründeten Niederlassungen, denen von den englischen Königen die nämlichen Rechte erteilt wurden, welche die eng. lischen Untertanen besaßen. Die gedrückte Lage der unteren Volksklassen im 18. Jahrhundert, der Mangel an persönlicher Freiheit, die Steuerlast und Lebensuot bewirkten, daß aus allen Ländern Westeuropas, besonders auch aus Deutschland, unzählige fvtnnilien daraus bedacht waren, in Amerika eine neue Heimat )u suchen. Die englische Regierung bemühte sich, die Auswanderer in ihre nordamerikanischen Kolonien zu ziehen, und erteilte darum diesen große Freiheiten, insbesondere das Recht, sich ihre Verfassung und Gesetze selbst zu geben, eo wurde für die Europäer Nordamerika das Land der bürgerlichen und religiösen Freiheit.
Mit dem Anwachsen der Bevölkerung nahmen der Ackerbau und der Handel und dadurch der Wohlstand der Kolonien einen außerordentlichen Aufschwung, so daß sie der englischen Staatskasse an Steuern 30 Millionen Mark bezahlen konnten. Die
*) Iwan Iv. entthront 1741, ermordet 1764; Peter Iii. 1762; Paul I. 1801 durch Verschwörungen der Hofleute; Aterander Ii. 1881 durch eine revolutionäre Mörderbande.
Berger-Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte.
14
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Extrahierte Personennamen: Peter Peters Sebastian_Cabot Walter_Raleigh Peter_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England Nordamerika Englands England Irland Westeuropas Deutschland Amerika Berger-Stehle
— 210 —
Steuerzahlung gab den Anlaß zur Empörung der Kolonien gegen ihr Mutterland. Die Amerikaner weigerten sich nicht, die Steuern zu bezahlen; aber sie hielten es für Unrecht, daß diese Steuern ihnen vom englischen Parlamente auferlegt wurden, obgleich ihnen die Rechte der englischen Untertanen, also auch das Steuerbewilligungsrecht, zugesichert waren. Im Jahre 1766 belegte das Parlament den Tee mit einer Steuer; darüber wurden die Amerikaner so erbittert, daß im Jahre 1773 zu Boston junge Leute, als Indianer verkleidet, drei Schiffsladungen Tee, 342 Kisten, ins Meer warfen. Infolgedessen beschloß das englische Parlament kriegerische Maßregeln gegen die Amerikaner. Ta erklärten sich im Juli 1776 die englischen Kolonien für einen unabhängigen Freistaat und rüsteten sich, ihre Freiheit mit den Massen in der Hand zu verteidigen. Eine Versammlung (Kongreß) von Abgeordneten der einzelnen Provinzen, die in Philadelphia ihren Sitz hatte, leitete die Regierungsgeschäfte. Den Oberbefehl erhielt Georg Washington. Er kämpfte siegreich gegen die Engländer, obgleich er ihren wohlgeschulten Soldaten nur ungeübte Leute entgegenstellen konnte. Nachdem (1777) bei Sara-toga ein britisches Heer von 6000 Mann gezwungen worden war, die Waffen zu strecken, bot die englische Regierung unter vorteilhaften Bedingungen Frieden an. Allein die Kolonisten wollten ihre eben gewonnene Unabhängigkeit ganz und voll behaupten und setzten darum den Kampf fort. Der Kongreß schickte Benjamin Franklin*), einen weisen und patriotisch gesinnten Mann, als Gesandten an den König Ludwig Xvi. von Frankreich, um ihn für ein Bündnis gegen die Engländer zu gewinnen. Der Bund wurde im Jahre 1778 geschlossen, und, von Frankreich, Spanien und Holland unterstützt, kämpften nun die Ame-
*) Benjamin Franklin, der Sohn eines Seifensieders, wurde zu Boston 1706 geboren. Im Knabenalter schon zeigte er einen außerordentlichen Eifer, seinen Geist zu bilden, und hätte sich gerne dem «Ltudium der Gottesgelehrtheit gewidmet. Allein die Armut der Eltern ließ dies nicht zu, und er mußte seinem Vater helfen beim Seifensieden und Lichterziehen. In seinem 12. Jahre lernte er die Buchdruckerei; jeden von Arbeit freien Augenblick benützte er dazu, durch Lesen guter Bücher seine Kenntnisse zu vermehren. Kaum 20 Jahre alt, gründete er in Philadelphia eine Druckerei, mit der er einen Papierhandel verband, und gab eine vielgelesene Zeituug und selbstverfaßte Schriften heraus, durch die er feine Mitbürger belehrte und zur Sparsamkeit, Arbeitsamkeit und allen bürgerlichen Tugenden ermahnte. Hierdurch gelangte er zu Wohlstand und Ansehen. Die englische Regierung übertrug ihm das sehr einträgliche Amt eines Generalpostmeisters der Kolonien. Als die Revolution ausbrach, legte er dies Amt nieder, um sich ausschließlich den öffentlichen Angelegenheiten widmen zu können. Hierdurch wurde er nicht abgehalten, seine gelehrten Bestrebungen und Forschungen fortzusetzen, denen man u. a. die Erfindung des Blitzableiters verdankt. Hoch betagt und bis an sein Ende für das Wohl seines Vaterlandes und seiner Mitbürger tätig, starb er 1790.
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Extrahierte Ortsnamen: Boston Philadelphia Sara-toga Frankreich Frankreich Spanien Holland Boston Philadelphia
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Nordamerika. 71
wüstenhaften Kordillerenland zum fruchtbaren, wohl angebauten appalachischen
Gebiet bildet. Dürrezeiten, heiße Winde, Staubstürme, Tornados, Kälterück-
fälle erinnern an die westliche Nachbarschaft und gefährden und beeinträchtigen
vielfach den Ernteausfall.
Das Klima der Union wie ganz Nordamerikas ist ein ausgeprägtes,
Landklima, mit reichlichem Regen im Appalachenlande und an der ^V.-Küste.
Eigentümlich ist die Schroffheit, mit der Wärme und Kälte,
Niederschlag und Wind auftreten. So überwehen die eisigen N.'äßmöe
das Festland bis zum 8. und tragen die grimme Kälte bis an den Golf in
die Breite von Kairo: Neu-Orleans hat schon 14" Kälte gehabt. Umgekehrt
kommen, der Breitenlage entsprechend, Hitzegrade von 40° im Schatten und
darüber überall in der Union vor. New-Dork hat manchmal wochenlang
32»—35«, eine Temperatur, die bei uns nur vereinzelt an den heißesten Tagen
des Jahres austritt; einmal kamen in 3—4 Tagen l200 Hitzschläge vor. — Von
den wolkenbruchähnlichen Güssen war schon die Rede. Berüchtigt sind die
verheerenden Wirbel stürm e, die Tornados, die sich aus schmalen Streifen
fortbewegen, Häuser einstürzen, Bäume entwurzeln, Schornsteine umwerfen
und Lokomotiven umkippen.
Das nordamerikanische Wetter ist sehr veränderlich: „ein und der-
selbe Tag kann die härtesten Kältegrade des europäischen N. und die volle
Sonnenglut Afrikas mit sich bringen."
Bei der Drehung des Windes entstehen dann die Wetterstürze,
wobei die Luftwärme in 5 Minuten schon um 20° gefallen, andrerseits in
12 Stunden 36° gestiegen ist. Die heftigsten Regengüsse in Begleitung ver-
heerender Gewitterstürme treten bei dem Wetterumschlag auf.
Diese Erscheinungen werden verursacht durch die Hudsonbai
und den Golf von Mexiko! jene ist ein ungewöhnlich kaltes Meer, bis
tief in den Sommer hinein mit Eis bedeckt, der „Eiskeller Amerikas"; dieser
ist sehr warm und feucht. Dazu kommt, daß sich kein oft westlich es Ge-
birge den 8.- oder R'.-winden hindernd in den Weg stellt.
Die Bevölkerung vermehrt sich durch Einwanderung, die jährlich
fast 1 Mill. beträgt und schon mehr eine Völkerwanderung ist. Die Sprache
des öffentlichen Lebens ist das amerikanische Englisch.
a) Bevölkerung. Außer den Engländern bilden die 10 Mill.
Deutschen den größten Bruchteil der Weißen. Von den 8 Mill. Nord-
amerikanern, die im Deutschen Reiche geboren sind, oder deren Eltern daher
stammen, wohnen 1 Mill. im Staate Neu-Uork, wo sie fast 1i3 der
Gesamtbevölkerung bilden. Je 1/s—1 Mill. leben in Illinois (illinöis),
Wisconsin (uitzkönßin), Ohio und Pennsylvanien. In der Stadt
Neu-Uork gibt es mehr als 300000, die in Deutschland geboren sind.
Zeige die Staaten!
An französische und spanische Siedlung erinnern die Namen
St. Louis, Neu-Orleans sowie Rio grande del Norte, Sakramento, Colorado,
Kordilleren, San-Francisco, Canon, n. a. Neuerdings wandern neben
Germanen sehr viele Italiener und Slaveu ein.
Die Farbigen bilden 1/s des Volks. Die Mehrzahl sind Neger, die
in den Südstaaten die Hälfte der Bevölkernng ausmachen. Der Verfassung
nach sind die Neger mit den Weißen gleichberechtigt, gesellschaftlich indessen
bilden sie eine niedrigere Kaste, von der sich die Weißen streng abschließen.
Die wenigen I ndianer (1/4 Mill.) leben in sogenannten Reservationen, wo
sie z. T. von Staatswegen erhalten werden, aber langsam an Zahl abnehmen.
Die Chinesen siedelten sich in geringer Zahl im äußersten W. und in den
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Nordamerika. 73
e) Im Kordillerenlande liegen *®enber, die Salzseestadt, die
Stadt der Mormonen, und »San-Francisco.
Zu der Union gehören Alaska, die Hawaiiinseln und die Philippinen.
2. Mexiko. Das Kordillerenland der Union setzt sich nach 8. als
Hochland von Mexiko fort. Es gleicht fast in jeder Beziehung dem
Großen Becken, mit den Randgebirgen im O. und W., mit dem Erzreichtum,
seiner Trockenheit und seinen nnstäten Flüssen. An drei Seiten ist das Land
an großen Brüchen gesunken. An dem großen Querbruch im 8. endet Nord-
amerika. Gewaltige Vulkane haben sich hier aufgetürmt, wie der Pik von
Orizaba (oriffaba). Im erdbebeureicheu W. findet sich der Grabenbruch des
Golfes von Kalifornien.
Die Pflanzen haben sich dem trocknen Klima angepatzt, daher gibt es
wie in Westaustralien und Südwestasrika viele endemische (nur hier wild
wachsende) Arten, wie den sastaufspeichernden Kaktus und die Ägave, deren
abenteuerliche Formen der Landschaft ihr eigentümliches Aussehen geben. —
An der Küste und an den Abhängen ist die Luft warm und feucht; daher
findet sich hier die tropische Pflanzenwelt Mittelamerikas.
Die Indianer Mexikos, insbesondere die Map a im 80., hatten zur Zeit
der Eroberung durch die Spanier einen wohl eingerichteten Staat; sie besaßen
eine Bilderschrift, die noch jetzt auf den alten Ruinen sichtbar ist. Die
Spanier vernichteten diese Kultur und taten — wie überall — sast gar nichts
zur Hebung des Landes.
Jetzt ist Mexiko ein Bnndesfreistaat, = 4 x Deutschland mit 1/4 seiner
Bewohner. Neben den Indianern und den Weißen (Kreolen) finden sich wie
in Südamerika zahlreiche Mischlinge. Mexiko ist das erste Silber-
land der Erde, es fördert auch Kupfer und Blei in großen Mengen.
Aus Iukatan kommt die Agavefaser.
Der deutsch-mexikauische Handel nimmt */10 des m. Außenhandels
in Anspruch und steht an 3. Stelle.
Die Bundeshauptstadt Mexiko liegt ziemlich in der Mitte des Landes
in einem von Vulkanriesen umstandenen Hochtale. Den Hauptverkehr über
See, die Ausfuhr der Metalle vermittelt Vera Cruz (wem krüß).
3* Britisch Nordamerika. Das Land. Der kordillerische W.
ist von gleichem Bau, wie im 8. Weise es auf der Karte nach! In Alaska
ändert sich die bisherige „amerikanische" Nnw.-Nichtung in die „asiatische",
nach Wsw. streichende um. An dem Knick steigt in der Küstenkette die
höchste Spitze Nordamerikas, der eisgepanzerte Mac Kinleyberg (mäk kinle)
zu 6200 m auf. — Der regenreiche W.-abfall ist von herrlichen Fjorden
durchschnitten und mit üppigem Urwald bestanden.
O. vom Mackenzie (mäckensi) und dem Winnipegsee liegt um die
Hudsonbai ein großes, felsiges Flachland, die lau reu tische Platte, der
Überrest eines uralten Gebirges, das fast ganz eingeebnet worden ist. Die
vielen Seen, Sümpfe und unfertigen Flüsse mit den Stromschnellen und den
verschwommenen Wasserscheiden erinnern an Skandinavien und Finnland.
Sie sind ein Überrest der Eiszeit, die auch die fruchtbare Bodenkrume
abräumte und harten Fels zurückließ. Der innerste Teil der Platte hat sich
gesenkt und ist vom Meere überspült („Überspülungsmeer") zur flachen Hud-
sonbai geworden, deren Eis bis in den Juli hinein ausdauert.
Kälterückfälle bis in den Sommer hinein erschweren den Ackerbau. Die
endlosen, duuklen Wälder, die Felswildnisse werden von Pelzjägern, Indianern,
im N. von Eskimo durchstreift.
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74 Die fremden Erdteile. Amerika.
Sö. begrenzen die kanadischen Seen, das „amerikanische Süßwasser-
Mittelmeer", und der Lorenzstrom die laurentische Platte.
Der Obere See ist der größte Süßwassersee, von der Große und der
Form des Dreiecks Helgoland—halle—rotterdam. Zwischen Erie- und
Ontariosee liegt der49 m hohe,prächtige Niägarafall, d. s. die „donnernden
Nebel", jetzt eine Kraftquelle für gewaltige elektrische Anlagen.
In einem Bruche, der die laurentische Platte und die Appalachen scheidet,
wälzt der Lorenzstrom seine Fluten ins Meer. Richtung? Mündung? Süd-
lich von dem Strom ziehen die Appalachen nach No. bis über Neuschott-
land hinaus nach Neusuudland. Durch Einbrüche ist die Küste sehr
gegliedert; so entstanden der Lorenzgolf, Neufundland mit der fisch-
reichen Bank, Neuschottland mit der trichterförmigen Fuudybai (sandi), wo
der Tidenbub 20 m beträgt.
Das Gebiet des Lorenzftromes ist wegen des Geschiebemergels und des
milderen Klimas geeignet zur Landwirtschaft. Engländer und Franzosen
haben es besiedelt. Ausgeführt werden Rohstoffe: der Wald liefert Holz
und Pelzwerk, das Meer Fische (Neufundlandbank!), der Nw. am Jukon
Gold, das Siedlungsgebiet landwirtschaftliche Erzeugnisse. —
Durch Kanäle können Seeschiffe 1500 km weit in das Innere bis in den
Oberen See gelangen. So liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt
von Britisch - No rd a m erik a am Lorenzstrom. Hier haben sich auch
die großen Städte »Montreal (montriöl), Quebtt, »Toronto entwickelt.
Bundeshst. ist Ottawa, ein eisfreier Kriegshafen Halifax (hälisäx).
4» Grünland ist die größte Insel der Erde, die sich von der Breite
Christianias nach X. erstreckt.
Grönland ist ein Hochland, das eine ungeheure Eis- und Schneewüste
deckt. Dieses Inlandeis bedeckt das Land schildförmig und fließt wie eine
zähe Masse langsam durch die zahlreichen Fjorde ins Meer. Hier werden die
Eismassen durch Abbrechen zu gewaltigen Eisb ergen. Im Sommer werden
sie durch die Alut oder ablandige Winde auf die offne See getrieben, wo sie
der nach .8. fließende, fischreiche, flaschengrüne Labrador st roni erfaßt und
an der Ostküste Amerikas bis zur Breite von Lissabon (Baltimore) nach 8.
führt. Uberall erniedrigen die Eisberge die Luftwärme und zwingen zuzeiten
den Seeverkehr zu Umwegen.
Der kurze Sommer entlockt dem Küstensaum eine grüne P sl a n z e n d e ck e
(„Grönland"); indessen nur selten trifft man das niedrige Buschwerk der
Zwergbirke und der Weide. Oft findet sich Heide, die der Landschaft einen
dunkelbraunen, ernsten Ton verleiht. Beerensträucher, besonders die eßbare
Rauschbeere, gedeihen hier. Je weiter nach N., desto dürstiger wird die
Pflanzenwelt, Flechten und Moose treten in den Vordergrund, ganz erlischt
das Pflanzenleben selbst in? äußersten X. nicht. — Tiere^mit vor-
herrschend weißem Pelze, wie Eisbär, Polarfuchs, Hermelin, Schnee-
Hase, beleben das Land.
Die Bewohner, die Eskimo, sind klein, untersetzt. Das Gesicht ist
breit, die Nase flach, die Haut olivenbraun. Die Augen liegen etwas schief.
Die Kleidung wird aus Seehundsfellen verfertigt, auch werden z. T. europäische
Stoffe getragen. Ungefähr 40 Tsd. Eskimo leben an den amerikanischen Ge-
staden des Eismeeres. Sie haben sich den harten Lebensbedingungen des
Nordens am besten angepaßt. Ihre Häuser bauen sie aus Steinen, Erde
und Rasen und kleiden sie innen mit Seehnndssellen aus. Im „Kajak",
einem schmalen, langen Boote, dessen Holzgerüst von Seehundsfellen überall
wasserdicht umschlossen wird, trotzt der Eskimo Sturm und hohem Seegang
und erbeutet seine Nahrung, Fische und Seehuude. Auf dem Lande ziehen
die Hunde den Richten Schlitten.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Extrahierte Personennamen: Eskimo
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Neusuudland Neufundland Lorenzstrom Ottawa Halifax Amerikas Lissabon Baltimore