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1. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 256

1861 - Leipzig : Teubner
256 Der Jugurthinische àieg. 7. Die Aufgabe, welche Marius zu löseu hatte, war nicht klein. Noch hatte Jugnrtha die leichten Reiterschaaren der Wüste um sich und war immer bereit dem Feinde zu schaden, und wenn auch Bocchus Friedensverstcherungen sandte, so blieb doch immer ein Angriff von ihm zu fürchten. Rasch hatte Marius seine neuen- Truppen an den Krieg gewöhnt, mehrere Beutezüge der Feinde glücklich zurückgeschlagen und dem König bei Cirta eine ernste Nieder- lage beigebracht^); doch auch er erkannte, daß erst die vollständige Besetzung aller Platze dem Kampf um Numidien ein Ende machen könne, und es ge- lang ihm dies wider Erwarten glücklich, so daß er eben so von seinen Solda- ten geliebt und bewundert, wie von den: Feinde gefürchtet wartw). Der Marsch durch die Wüste nach K a'p sa (süvöst. von Thala, j. Kassa) und die Zerstörung dieser Stadt verbreitete solchen Schrecken, daß sich die meisten Ortschaften ohne Kampf ergaben^). Die allerdings nur durch das vom Zufall geleitete kühne Wagnis eines Ligurers gelungne Eroberung des unzugänglichen Felsenkastells am Fl. Mulucha (j. Malva oder Muluwia), dem Grenzstrom zwischen Jugur- thas und Bocchus Reich, scheint die Eroberung Numidiens im wesentlichen vollendet zu Habens. Allein durch Bestechung seiner nächsten Umgebung und das Versprechen des dritten Theils von Numidien gelang es Jugnrtha, Boc- chus zur Thatigkeit zu bewegen. Auf dem Marsche nach den Winterquartieren, die Marius wegen der Zufuhr in den Seeplatzenzu nehmen vorhatte, wird das römische Heer von den maurischen und numidischen Schaaren überfallen; es gelingt ihm indes, sich auf zwei Hügel zusammenzuziehn und durch nächt- lichen Angriff dem Feind die empfindlichste Niederlage beizubringen. Mit äußerster Vorsicht setzt Marius seinen Marsch fort, doch trotzdem sieht er sich am vierten Tage nicht weit von Cirta abermals von allen Seiten angegriffen. Das Reitergefecht wird gefährlich, als Volur Bocchus S. zum erstenmal mit dem maurischen Fußvolk auf dem Kampfplatz erscheint. Aber vergeblich bietet Ing. alle Mittel der List und Tapferkeit aus; nur mit Mühe kann er sein Leben aus dem Getümmel davon bringen. Weithin war das Feld mit dem Blute der Seinen getränkt. Es war die letzte Schlacht, die er lieferte^). 8. Als Quästor diente im Heere des Marius L. Cornelius Sulla, von altem Adel, aber heruntergekommner Familie. Litterarisch höchst gebil- det, besaß er das glühendste Streben nach Genuß, Ehre und Ruhm. Seine Beredtsamkeit war mit schlauster Verstellungskunst verbunden. Geld und Gut achtete er nicht, sondern verschleuderte es, aber warend er die sinnlichen Freu- den liebte, konnte er eben so leicht entbehren, wie alles seinem Zweck hintan- setzen. In seiner Seele lag bereits jener Egoismus, der ihn zum Menschen- schlachter und Tyrannen machte, der ihn sich selbst für einen Götterliebling (kvlix) halten und rücksichtslos was ihm in den Weg trat vernichten lehrte. Durch Tapferkeit, Klugheit und Leutseligkeit hatte er, sein aristokratisches We- sen zurückhaltend, sich im Heer allgemeine Achtung und Liebe erworbenc). Ihn, dessen Gewandtheit er gewis erprobt hatte- ersah Marius mit A. Manliuö zum Unterhändler, als Bocchus fünstage nach derzweiten unglücklichen Schlacht Leibwache des Feldherr», eine große Bedeutung und eiue solche hatte auch bereits > Marius im Jugurthinische» Krieg (Sali. 98, 1). Vgl. Marq. 11 3, 334 u. 34p. Momms. 11 190-195.— 1) 86, 4 — 88, 3. — 2) 88, 4 — 89, 3. 92, 1 u. 2. - 3) 89, 4 — 92, 4. — 4) 92, 5 — 94, 7. Shaw hält das Castell für das h. Kalaat cl Wed; s. Clcß.^176 f. Wahrscheinlich war Marius durch die südlichen Gegcudeu Nu- midiens am Saum der Wüste dahin gezogen, um die Gätulcr zu schrecke». Eine Festuug des Königs iu der Wüste, wohin alle Überläufer als Besatzung verlegt waren, erwähnt Sai!. 103, 1.— 5) 97—101. — 0) 95 u. 96. »

2. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 393

1861 - Leipzig : Teubner
Roms Schicksale durch die Tresvirn. 393 in Rom wurde ihnen (27. Rov.) durch ein vom Volkstribun P. Titius bean- tragtes Gesetz die Stellung zum Staate bestätigt, welche sie sich durch ihr Bündnis bereits genommen: die unumschränkte Gewalt 'anzuordnen, was sie wollten (tresviri reipublicae constituendae) 4). Die Dolche der Mörder hatten einen Meinherscher beseitigt, der durch Hochherzigkeit und Milde alle Be- fürchtungen beschämt und die gewisseste Hoffnung auf eine segensreiche Re- gierung gegeben hatte; nach 19% Monat hat Rom drei Selbstherscher, welche jenem ganz unähnlich den schrecklichsten Leidenschaften, der Rach - und Habsucht, huldigen. Die nicht ruhende, der unverkennbaren von Gott geordneten Bestimmung des Römerreichs zur Monarchie widerstrebende Parteisucht sollte in der Stille des Todes erstickt werden. Schon ehe sie nach Rom kamen, hatten die Dreimänuer 17 ihrer bedeutendsten Gegner proscribiert. Unter ihnen befand sich M. Tullius Cicero, den M. Antonius und seine Gattin Fulvia wegen der offnen-Enthüllung ihres Lebens unversönlich haßten und Octavia- nus dem Begehren seiner Verbündeten opfern muffe, da diese kein Bedenken trugen ihre nächsten Verwandten dem Mordschwert preis zu geben (des Lepi- dus Br. L. Paulus, L. Cäsar des Antonius Oheim)1 2 * 4 * 6). Man gab sich der Hoffnung hin, daß mit dem Falt der Häupter die Rache gestillt sein werdet). Aber man tauschte sich. Rach dem Einzug erschien ein P ro scriptk o n s- ebtct4). Wie groß war die Zahl derer, welche nicht allein um ihrer poli- tischen Grundsätze willen, sondern aus persönlicher Feindschaft und wegen ihrer reichen Besitztümer dem Schwerte derer preisgegeben wurden, welche die Belohnungen (25000 Denare für den Freien, 10000 Denare und die Freiheit für den Sklaven) verdienen wollten! Nennen doch die allerdings höchsten An- gaben gegen 300 Senatoren und 2000 Ritter H. In tückischer Klugheit wurden die Maßregeln getroffen, welche die verurteilten dem sichern Tod in die Arme liefern sollten. Wer mag jetzt noch versuchen, die entsetzliche Angst zu schildern welche sich aller Gemüter bemächtigte, wer die Gräuelssceueu, die sich ent- wickelten, schrecklicher und gemeiner als zu Sullas Zeit? Sie könnten jeden Glauben an die Menschheit zerpflücken, wenn nicht einzelne Züge hochherzig- ster Aufopferung und Treue von Sklaven gegen ihre Herren', von Frauen gegen ihre Gatten, ja selbst des Erbarmens von den gedungneu Mördern die Neberzeuguug gewährte, daß der gnädige Gott auch in den Zeiten allgemein- ster Sittenverderbnis dennoch nicht überall die von ihm in die Meuscheubrust gelegten Funken gänzlich ersticken läßth. 1) App. 726 8g. Dio Xlvii 2. Orell. Inscr. 1 534 p. 155. Octavian legte den Confnlat nieder und Q. Pcdius starb. Au ihre Stelle traten P. Ven- tidius und G. Carrinas. — 2) App. 726. — 3) O. Pedius versicherte es, freilich in Unkenntnis dessen, was die Tresvirn beschloßen, in Rom, App. 726, 29. —. 4) Ins Griechische übersetzt bei App. 727 — 730. — 5) App. 726, 3. Liv. ep. Cxx gibt 130, Oros. Vt 18 132, Flor. Ii 16, 3 140 Senatoren an. —■ 6) App. 720 sqcp Dio Xlvii 1 — 17. Suet. Oct. 27. Plut. Ant. 19 — 21. Die zuletzt erwähnten Beispiele des Guten und Schönen s. zusammeugestellt bei Drum. 1 376 f. Unter denen, welche aufopfernde Treue erfuhren, ist der berühmte Gelehrte M. Terentius Varro. Cicero bestieg auf die Kunde von seiner Proscription ein Schiff, um zu M. Brutus nach Makedonien zu gehn, kehrte aber, als widrige Winde ihm ein ungünstiges Zeichen gaben, au das Land zurück rmd wurde von den ausgesandten Mördern, dem Centurio G. Herennius und M. Popillius Länas, er- stochen. Unter den Mördern war einer, den er einst vor Gericht verteidigt hatte. Sein Kopf ward, nachdem Fulvia seine Zunge mit Nadeln durchstochen hatte, auf der Rednerbühne aufgesteckt, auf der-er das Höchste geleistet, was Rom an, Beredt- samkeit hervorgebracht, Flut. Cic. 46—49. App. 735 sq. Dio Xlvii 8. Über ihn möge das Urteil des Veil. Ii 68, dem man wol Sympathien gegen Antonius, aber nicht für die Republik Schuld geben kann, um so mehr beachtet werden, als es ein

3. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 422

1861 - Leipzig : Teubner
422 Schluß. Zerfleischen, Zerrüttung der eignen Kraft in gemeiner Üppigkeit war das Re- sultat. Wärend durch das Partherreich der ferne Osten wieder von der geschicht- lichen Bewegung des Westens geschieden ward, einte endlich das Römervolk, das die praktischen Ideen des Staats und Rechts zuerst in starrer Einseitigkeit in sich ausgebildet hatte, alle die Volksstamme, die um das Mittelmeer wohnten, unter seine Herschaft und gab ihnen, selbst auf dem Gebiete des Geistes von den Griechen überwunden, nicht allein eine äußere, sondern auch eine innere Einheit der Civilisation. Aber die Rastlosigkeit im Ringen nach Frieden zwischen Gott und Welt ward nicht nur nicht beseitigt, sondern durch die materielle und physische Not erst recht fühlbar gemacht. Die blutigen Bürgerkriege erscheinen so recht als eine Zuchtruthe für die Menschheit zu innerer Einkehr, zur Sehn- sucht nach Erlösung. Von wo aus soll sie kommen? Das Volk der Verheißung hat des Herrn Züchtigung erfahren mäßen und nachdem es aus der babyloni- schen Gefangenschaft erlöst, brachte cs sich von neuem um seine Selbständig- keit. Es scheint durch H ero des hineingezogen in die allgemeinen Zustände der Welt. Seine Priester - und Schriftgelehrten sind im äußerlichen Dienst der Selbstgerechtigkeit befangen. Und doch lebt im Volke der Glaube an Gottes Verheißungen lebendig fort. Klein und beschränkt, unscheinbar und verachtet ist der Punkt, von dem aus allein die Erlösung der großen und weiten sich nach Frieden sehnenden und immer neue vergebliche Wege zu demselben einschlagenden Welt erfolgen kann. Das Altertum ist die Zeit, wo der Mensch seine eignen Wege gewandelt ist; kaum kann er noch einen neuen einschlagen, er hat seine Kraft erschöpft. Das war die Zeit, die Gottes Weisheit sich zum herlichsten Beweis seiner erbarmenden Gnade ausersehen hatte. ßraunschweig B ß i b 1 i O t h e k_ä

4. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 212

1861 - Leipzig : Teubner
212 Der dritte pnnische Krieg. Feld friedlicher Thatigkeit, und mit wunderbarer Schnelligkeit und Tüchtigkeit förderte er den Ackerbau unter seinem an Herumschweifen gewöhnten Volke und verbreitete Civilisation und Bildung; aber sich zu bescheiden vermochte er nicht; groß und mächtig wollte er werden und er durchschaute die Verhältnisse zwischen Rom und Karthago zu gut, um nicht daraus für sich Nutzen zu ziehn und sich den Lohn für die Dienste, welche er in allen Kriegen leistete, selbst zu nehmen^). 193 hatten die Karthager zu klagen, daß Masinissa im Gebiet an der kleinen Shrte (Empor ia) geplündert und einiges an sich genommen, 182 wiederum daß er ein Stück von Sufar ehemaligem Gebiet an sich gerißen. Rom ließ ihm den Raub und beschwichtigte Karthago 181 nur durch die Zurück- gabe seiner 100 Geiseln und neue Verbürgung des Friedens^). Aber wie sah es mit der letztern aus? Schon 172 klagten die Karthager in Rom, daß ihnen Masinissa in den letzten zwei Jahren mehr als 70 Castelle und Städte ent- rissen P, immer erschien den von beiden Seiten angerusneu Richtern Karthagos Benachtheiligung der eigne Vortheil zu sein^). Es hatte der Numidenkönig ganzemporiä eingenommen, die-römischen Commissare ließen ihm 161 das Ge- biet und legten den Karthagern sogar 5000 Talente als Entschädigung für die Benützung desselben, weil es ihnen nicht gehört habe, auf5). Natürlich griff dann der begünstigte Räuber um so kühner zu und nahm Tuska und die ^großen Felder am Bagradas' weg. Es erschien nach langer Zeit eine römische Com- mission, an der Spitze M. Porcius Cato, um ein Gericht zu halten, die Karthager beriefen sich dagegen mit vollstem Recht aus den mit P. Seipio geschloßnen Vertrag. Die Commissare fanden deshalb nichts zu thun für gut und kehrten heim5). 2. Seit dieser Zeit dringt Cato in Rom unaufhörlich auf die Zerstörung Karthagos. Was er von dem Wolstand und Haiwelsleben und von der Fruchtbarkeit des Bodens gesehn, erregte in seinem Herzen eben so sehr die Furcht vor einem punischen Kriege wie er ihn in seiner Jugend erlebt, wie den Gedanken an die Vortheilhaftigkeit des Besitzes für Rom. Man war durch die Engherzigkeit der bisherigen Politik in ein Dilemma geraten. Voraussichtlich war, daß Masinissa nach der Stadt Karthago selbst seine Hand ausstrecken werdet, und manmuste dann eben so seinen Sieg, wie sein Unterliegen fürchten. Noch gab es in Rom Männer, welche begriffen, wie Gerechtigkeit am sichersteil denl gefürchteten vorbeuge uiid ivie das verhöhnende Hinwegsetzen über alle Gebote der Pflicht und Ehre den eignen innern sittlichen Verfall herbeiführen oder doch beschleunigen müße, und sie thaten, an der Spitzep. S c ip i o Na si c a, redlich das ihrige um den schandbaren Gewaltschritt abzuwenden, aber der Nationalhaß übertaubte ihre Stimme, er konnte sich nicht entschließen für Karthago zu thun was das Recht forderte und lauerte nur gleißnerisch auf einen Vorivand die Stadt selbst zu vernichten, die man weder in der Numiden Hände fallen noch über sie siegen laßen wollte^). Und der Vorwand kam bald. * 23 * * 26 1) Monimf. 1 650—653. — 2) Liv. Xxxiv 62. Xl 17. 34. — 3) Liv. Xlii 23 u. 24. Xl1ii 3 eine lückenhafte Stelle. — 4) Polyb. Xxxii 2, 6. — 5) Polyb. Xxxii 2, 8. App. 197 scj. — 6) App. 198. — 7) Momms. I 652: 'es leidet feinen Zweifel, daß er in Karthago seine küirftige Hauptstadt sah; die libysche Partei da- selbst ist bezeichnend'. — 8) Liv. ep. Xlviii u. Xlix. App. p. 198 sq. Plut. Cat. 26 ff. Mit Cato iiicht einverstanden war aiich L. Cornelius Lentnlns (Cos. 199), vgl. Cie. Tusc. Iii 21, 51. Daß Cato fortan jeden Vortrag un Senat mit den Wor- ten cetcrmn censeo Carthaginem esse delendam geschloffen, ist wol eine llbcrtreibnng, die ihn statt fest barock und lächerlich erscheinen läßt. Die im Anfang jedes Jahrs sich wiederholende Beschäftigiing des Senats niit den auswärtigen Gesandtschaften bot Gelegenheit geniig.

5. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 49

1869 - Leipzig : Teubner
Die Israeliten. 49 Ur Chasdim, welches nur in den chaldäischen Gebirgen Armeniens (Arrapa- chitis, Arphachsad) gesucht werden kann, nach Haran, das jenseit des Euphrat in Mesopotamien gelegen haben muß. Auf Gottes Befehl, mit der Verheißung daß in ihm alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollten, zog dann um 2000*) Abraham mit Lot über den Enphrat nach dem südlichen Kanaan, wo sich seine Habe rasch mehrte und er allenthalben den Namen des Herrn predigte^). Nachdem er wegen einer Theurung eine Zeit lang in Ägypten verweilt hatte, trennte er sich, da die Gegend für die Zahl der Knechte und die Menge der Habe zu eng wurde, von Lot, dem er nach deßen Wahl das ganze fruchtbare Jordan- thal überließ. Als Kedor Laomor, der König von Elam^) mit feinen Ver- bündeten die Unabhängigkeit erstrebenden Könige des Thals Siddim und der Umgegend heimgesucht und auch Lot mit feiner ganzen Habe weggeführt hatte, rettete Abraham mit feinen Knechten nicht allein diesen, sondern auch die übri- gm'*). Bald darauf aber ward das Thal Siddim mit den lasterhaften Städten Sodom und Gomorrha durch jenen Untergang, der dem todten Meer den Ursprung gab, vertilgt und nur Lot gerettet, der dann Stammvater der Moa- biter und Ammoniter wurde. Trotz des hohen Alters seiner Gattin Sarah glaubte Abraham doch Gottes Verheißung, daß ihm von ihr ein Sohn werden würde, und verstieß, als ihm Isaak geboren war, die Ägypterin Hagar mit ihrem Sohn Jsmael in die Wüste (s. § 15, 2), aber eben so freudig war er auch bereit Isaak auf Gottes Gebot zu opfern. Diefer, der zweite Patriarch des auserwählten Volks vererbte die Verheißung nicht auf feinen ältern Sohn, den Jäger und Krieger Efau, den Stammvater der Edomiter, sondern auf den jüngern Jakob (Israel von seinem Ringen mit Gott genannt), der oft von Sünde berückt, aber immer gegen sie ringend, als friedlicher Hirte, aber auch klug und schlau, seinen Stamm durch 12 Söhne sich mehren fah. In der Familiengeschichte der drei Patriarchen (Erzväter), welche für nicht historisch zu halten kein Grund vorliegt, ist die friedliche Einwandrung semitischer Stämme aus dem nördlichen Babylonien in Kanaan und die südlich und östlich angrenzen- den Länder enthalten. Ein Stannn, die Hebräer, schied sich durch das Festhalten an dem einen wahren Gott in strenger Sonderung ab. Die drei Patriarchen repräsentieren die Grnndeigenschasten des Volks. Der Lieblingssohn Jakobs Joseph ward von den neidischen Brüdern nach Ägypten verkauft und hier, nachdem er treuen Gehorsam gegen Gottes Gebot bewiesen, durch die ihm ver- liehne Gabe der Weissagung zu deu höchsten Ehren5) befördert (um 1800). Er ward die Veranlaßung, daß sich Jakob mit dem ganzen Stamm nach Ägypten übersiedelte, wo er Wohnung im Lande Gosen erhielt^). Daß sich hier das 1) Um 1976 nach von Gntschm. Beitr. 27. — 2) Gen. 12, 8. 13, 4. — 3) S. unten § 23 Iii. — 4) Melchisedek, der König von Salem, ''ein Priester Gottes des Höchsten' (Gen. 14, 18), der den Abraham segnete und von ihm den Zehnten empfteng, ist ein Beweis, daß damals auch bei andern semitischen Stämmen noch der wahre Glaube und Gottesdienst fortbestand. — 5) Daß der Titel, den der Pharao ihm ertheilte, nach Luther "heimlicher Rat' (Gen. 41, 46), aus altägyptischen Quellen als Amtsname nachzuweisen ist, hat Brugsch bemerkt I 237. Vgl. Lepsius Chronologie 382. Auch die übrigen Züge in der Erzählung von Joseph stimmen mit den ägyptischen Institutionen überein (D. I 3. Aufl. 287 f.). — 6) Nach allen Angaben der heiligen Schrift muß man die Wandrnng der Israeliten nach Ägypten als unter der Herschaft des Hyksos (§ 14, 3) erfolgt, annehmen und jedenfalls den Aufenthalt als mindestens einige Jahrhunderte dauernd (d. heil. Schrift bezeichnet 430 Jahre), weil sonst das Volk nicht zu mehrern Hunderttausend hätte anwachsen können (D. I S- 292 f.) Zwischen Abrahams Wanderung nach Kanaan und dem gleichzeitige::,, Vordringen von Kedor Laomor dahin einer- und dem Einbrechen der Hytsos in Ägypten andrerseits läßt sich ein historischer Kanfalnerus ahnen. Leichter begreiflich erscheint es, wenn ein Dietsch, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 3. Aufl. 4

6. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 51

1869 - Leipzig : Teubner
Die Israeliten, 51 2. Die Grundlage der mosaischen Gesetzgebung sind die heiligen zehn Gebote, vou denen noch jeder Moralphilosoph hat zngestehn müßen, daß ihre wirkliche und vollständige Erfüllung die Menschheit glücklich, die Erde zu einem Garten Gottes machen würde. Sie sind die Kundgebung des heiligen Willens Gottes, an der sich das Volk richten sollte, damit in ihm bei der Er- kenntnis der Sündhaftigkeit die Sehnsucht nach Errettung und Erlösung leben- dig bliebe: sie stellen die ernste Majestät Gottes gegenüber seiner gnädigen Ver- heißuug des Messias und bilden demnach den Zuchtmeister auf das Evangelium. Die gauze übrige Gesetzgebung enthält nur eiue weitere Ausführung jener Gebote, oder Festsetzungen um das in ihnen verkündete in lebendiges Bewnstsein zu bringen und darin zu befestigen. Denn da dem Volk die ihm eigentümliche Zähigkeit des Charakters wie zur Stütze des treuen Festhaltens am Glauben und Gottes Gebot, so auch im Gegenteil zur Quelle der Halsstarrigkeit und Verstocknng werden konnte und da es deu Verlockungen unter den Heiden so lange ausgesetzt war und ferner ausgesetzt sein mnste, so bednrfte es einer ernsten und strengen Zucht und einer steten Erinnrnng wie an die Allmacht, so an die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes, wie an die Beweise seiner Gnade, so an die Verheißungen. Die Abgötterei ward daher mit dem Tod bestraft. Damit das Volk bei der Sonderung nach Stämmen und Wohnsitzen sich bewnst bliebe, daß es dem einen Gotte angehöre, sollte diesem nur ein Heiligtum errichtet werden. Auf dem Zug nach Kanaan war dies die Stiftshütte, welche durch ihre drei Abteilungen die uuuahbare Majestät Gottes sinnbildlich darstellte. In dem Vorhof stand der Altar zu Brandopfern und das Handfaß, aus dem die Priester sich waschen sollten, bevor sie opferten und in die Hütte träten; denn nur der reine dürfe sich Gott ticchn1). Aus ihm gelangte man in das Heilige, wo auf der eiueu Seite der Tisch mit den Schanbroden, auf der andern der siebenarmige Leuchter aufgestellt ward, Sinnbilder der Gnadenerweifuugeu. Mitten iuue stand der Räucheraltar. Das Allerheiligste im Innern ent- hielt den Gnadenstuhl und die Lade des Bundes, den Gott mit dem Volk gemacht. Die Opfer (Brand-, Speise-, Trank-, Räncheropfer, nach dem Zweck Sühn-und Schuld-, Friedens- und Dankopfer)2) waren nur sinnbild- liche Handlungen der Gottesverehrung: die Hingabe an ihn und die Anbetung blieben die Hauptsache. In Erinnrung an die Schöpfungsgeschichte (§ 2) ward Gott der siebente Tag jeder Woche (der Sabbath) geweiht. Alle irdische Be- russarbeit sollte au ihm unterbleiben, damit das Herz sich ungestört zu dem Herrn 1) Aus diesem Grunde waren die aussätzigen und mit sichtbaren Grause« erregen- deu Leibesübelu Behafteten als von Gott mit Unreinheit geschlagne vou dem Heilig- tum ausgeschloßeu. — 2) Manche Huben zu erweiseu gesucht, daß die Sitte der Men- scheuopfer bei den Israeliten ursprünglich gewefeu und uoch lange fortbestanden. Wer aber die Geschichte vou Jephta uubefaugeu liest (Nicht. 11, 30), kauu doch uichts andres finden , als daß die Möglichkeit, ein Mensch, ja seine Tochter könne das Opfer werden, gar nicht in den Gedanken kam bei der Anssprechung des Gelübdes. Die andern Fälle (4. Mos. 25, 4. I Sam. 15, 33. Ii ©am. 21, 6 ff.) sind gauz ausdrücklich als Strafen für Verbrechen,^ welche von den getödteten selbst oder ihrem Hause begangen worden, bezeichnet; die Hinrichtung wird vor Jehovah vollzogen, weil die Unterlaßnng der Strafe eine Misachtung, ja die sträflichste Auflehnung gegen sein Gesetz ist. Wem eudlich die Erzählung von der beabsichtigten Opferung Isaaks nichts weiter ist, als eine spätre Erfindung, gemacht um gewisse Diuge als alt und ursprünglich erscheiueu zu laßen, der muß immer uubefauguer Weise zugeben, daß die Prüfung des Gehorsams, seiue Bewärung und der davou empfaugue Segen die eiuzige Teudeuz der Erfinder geweseu ist und demnach mit vollstem Recht die Behauptung Platz greifen kann, die Forderung des Opfers fei als das schwerste, anßerordeutlichste, ungewöhnlichste erdichtet, um ebeu die kein Murren kennende Freudigkeit des Gehorsams hervorznheben. 4*

7. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 53

1869 - Leipzig : Teubner
Die Israeliten. 53 Gottes Gesetz als die Richtschnur aller ihrer Handtungen gewiesen. Damit ein Mörder, den zu tobten das Gesetz gebot, uicht von dem Bluträcher ereilt würde, ehe er vor des Volks Gericht gestanden, wurde 6 Levitenstädte als Freistädtc (Asyle) zu bestimmen angeordnet'). 8 21. 1. Da das Volk trotz der sichtbaren Gnadenerweisungen gleichwol kein festes Vertraueil auf den Beistand Gottes im Herzen hegte (Furcht nach dem Bericht der Kundschafter), so mnste es erst 40 Jahre in der Wüste umherziehn, damit ein neues im Dieust des Herrn erzognes und Kraft im Glauben besitzendes Geschlecht erstüude. Als es gleichwol nach den Gebirgen Kanaans hinanszog, ward es zurück getriebeu. Unsägliche Mühe und Not hatte Moses die hals- starrigen, murrenden, oft in offne Empörung (die Rotte Korah) ausbrechenden Menschen in Zucht und Ordnung zusammen zu halten. Da ihnen der König der Edomiter deu Durchzug durch sein Land weigerte, so nmgiengen sie dasselbe, gelangten von Osten her nach Kanaan, und schlugen die östlich vom Jordan herschenden Köuige und ihre Völker mit der Schärfe des Schwertes. Den Stämmen Rubeu, Gad und der Hälfte von Manasse ward gestattet hier ihre Wohnsitze zu nehmen unter der Bedingung, daß. sie am Buud mit dem Herrn halten und bei der Erobrung des übrigen Landes Beistand leisten sollten. Moses selbst betrat, wie ihm Gott verkündet, das eigentliche gelobte Land nicht: vom Berge Nebo ward ihm nur ein Blick auf dasselbe gewärt, dauu starb er (nack 1350)2). Sein Grab wüste niemand; denn das Volk des Herrn sollte keinem Werkzeug Gottes etwas anders erweisen, als dankbare Erinnrnng. 2. Unter der Führung Josua's aus dem Stamme Ephraim zogen die Israeliten etwas nördlich vom todten Meer über den Jordan. Die Stämme dort waren in fortwärenden Kriegen unter einander klein und machtlos geworden und in tiefen sittlichen Verfall geraten. Nur die Amoriter behaupteten ein weitres Gebiet, Wärend von den einst mächtigen Chetitern (8 15, 3) und Chevitern nur noch Reste vorhandeil waren und die übrigen fast nur kleine Stadtgebiete inne hatten^), immer aber waren sie noch stark genug, um wenn sie einig gewesen wären, einen ernsten und nachhaltigen Widerstand entgegen- znsetzen — allein zur Vereinigung kam es nicht. Die Stadt Jericho fiel zuerst in die Hände der Jfraliten, dann Ai. Die südlichen Stämme wurden durch die Schlachtbei Gibeon, die nördlichen durch die am See Merom gebrochen: man konnte das Land an die einzelnen Stämme verteilen und ihnen die völlige Überwindung der Einwohner überlaßen. Am südlichsten ward Simeon an- gesiedelt. Nordwärts und ostwärts von ihm nahm Inda ein weites Gebiet vom todten Meer bis zu dem Land der Philister (8 17, 4) ein. Es folgten dann Benjamin im Osten und Dan im Westen. Da der letztre Stamm gegen die mächtigen Küstenbewohner sich schwer behaupten kounte, suchte er an der äußersten Nordgrenze neue Wohnplätze und eroberte die Stadt Laisch (Dan genannt) ^). Ein weitres Gebiet empfieng der Stamm des Anführers, Ephraim, in dessen Gebiet bei Silo die Stiftshütte anfgestellt ward. Wärend auf seiner Nw-Seite nach dem Meer hin die andre Hälfte von Manasse Wohnsitze er- hielt, nahm Jsaschar die Gegend am Jordan aufwärts bis znm Berg Tabor in Besitz. Westwärts vom See Genezareth wohnte Sebnlon, nordwärts 1) 4. Mos. 37, 10 ff. — 2) S. oben § 19 mit d. Anm. u. 8 14, 4- — 3) ©. I 340. Den sittlichen Verfall bezeugen eine Menge Beispiele, nnter andern: Richter 1, 7. — 4) Josua 19, 47. Richter 18.

8. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 55

1869 - Leipzig : Teubner
Die Israeliten. 55 verwalteten, siegten sie in einer gewaltigen Schlacht und führten sogar die Vnn- deslade von Silo hinweg. Da trat unter das Volk Samuel der Priester, nach Moses der kräftigste Glaubensmann. Die äußre Not schaffte seinen gewaltigen Mahnungen geneigteres Gehör. Das Volk wandte sich demütig zu dem Gott der Väter zurück und Samuel, selbst von Gott erleuchtet, sorgte durch Schulen da- für, daß der Herr zu Verkündigern seines Willens im Glauben und Demut er- zogne, zu seinem Dienst bereite Werkzeuge finden möchte (Propheten). Auch in politischer Hinsicht war er, obgleich er das Schwert nicht handhabte, ein Führer zum Sieg und der Leiter der Angelegenheiten in einer Weise, daß ihn niemand eiller Ungerechtigkeit zeihen konnte*). § 23. 1. Da das Volk den Grund der Überlegenheit seiner Femde in deren Einigung ulld deshalb dauerudes Heil für sich in der Nachahmung^) fand, stellte es, als es von den Ammonitern sich bedroht sah, an Samuel das Ver- langen nach einem König. War im Gesetzt) die Wahl eines solchen gestattet, so lag doch dem Verlangen die Abneigung zu Grund, Gott als den alleinigen König und Herrn des Volks zu betrachten, und Samuel fügte sich deshalb dem- selben erst, nachdem er jenes vorbehalten und vor den Gefahren, die das König- tum mit sich bringen werde, gewarnt hatte. Dann aber salbte er Saul, den S. Kis aus dem Stamm Benjamin, und stellte ihn, nachdem die Losung seiue Wahl bestätigt, dem Volk dar: aber erst nach einem glänzenden Sieg über die Ammoniter fand derselbe die allgemeine Anerkennung. 2. Nasch erstarkte das Volk und erfocht Sieg auf Sieg, namentlich über die Philister, welche den Plan, sich Israel dienstbar zu machen, nicht aufgegebeil hatten. Saul glänzte allen voran an Mut und Tapferkeit und hielt sich treu dem Gebot Gottes, unterlag aber dennoch der Versuchung, welche Samuel gefürchtet hatte, die eigne Macht und Einsicht über den Befehl des Herrn zu setzeu. Als er zweimal dem, was ihm Samuel in deßen Namen geboten, nicht gehorcht, sprach dieser die Verwerfung aus und salbte insgeheim David, den Sohn Jsai's aus dem Stamm Inda. Unwissend zog Saul seiuen bestimmten Nachfolger in sein Haus, ja erhob ihn (nach dem Sieg über Goliath) zu seinem Schwieger- söhn, alleiu der böse Geist trieb ihn bald zu seiner Verfolgung, so daß David nach langen Irrfahrten und Abenteuern bei den Philistern eine Zufluchtstätte suchen rnnfte4)- Nach einer unglücklichen Schlacht gegen die Philister, in welcher sein Sohn Jonathan, der den Gottesgehorsam mit der Sohnespflicht wol zu vereinigen verstand, imb zwei andre Söhne gefallen, stürzte sich ver- zweifelnd der König in das eigne Schwert (zwischen 1100 u. 1050)5). Da nahmen Inda und Simeon David als ihren König auf, mit den übrigeu 1) 1 Scun. 12, 5. — 2) I Sam. 8, 20. — 3) V. Mos. 17, 14—20. — 4) Die Erzählung der heiligen Schrift zeigt in Saul das erschütternde Bild eiueö Mannes, dem das Gewißeu seine Verwerfung durch Gott bezeugt, der daher wol das Edle und Rechte begreift und den Gegner über sich zu stellen sich gezwungen sieht, gleichwol aber immer wieder zum Haß und zur Verfolgung desselben getrieben wird, in David da- gegen einen solchen, der treu beflißen ist, was er als von Gott ihm befohlen und auf- erlegt erkannt hat, auszuführen, der um sich dafür zu retteil verzweifelte Mittel ergreift, aber uie das Unrechte zu thnu gewillt ist, der daher auch deu als einen von Gott gestürzten zu beweinen im Stande ist, deßen Tod ihn ans Ziel führt. Wer uicht weiß, daß auch der von Gott auserkorne Mensch doch immer irrend und sündigend bleibt, wer noch keine Erfahrungen ans den Herzen der Gläubigen ulld der Verzweifelten ge- lesen, dem werden freilich an den Gestalten, die in jenem Kampf auftreten, eine Menge Wunderlichkeiten und Unmöglichkeiten erscheinen. — 5) S. unten zu 4. S. 57. Anm. 4.

9. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 127

1869 - Leipzig : Teubner
Die Religion der Griechen. 127 Fernhaltung alles Störenden und Befleckenden^), der Glaube dabei daß den Göttern die Gabe selbst Genuß gewähre 2), die Absicht ihnen Jjt schuldige Unter- würfigkeit zu bezeugeu und sie zu einer Gegengabe zu veranlassen3). Deshalb blieb kein Opser ohne Gebet, wie man umgekehrt das letztre uicht gern ohne eine Berechtigung auf Erhörung und ohne Mahnung der Götter an ihr Hüter- esse erhol)4), Wärend man die Ubereinstimmung mit dem Willen der Götter, die eigne Schuldlosigkeit, rituelle Genauigkeit und den Gebrauch der eignen Kraft als Bedingungen der Erhörung voraussetzte^). Allerdings finden wir in den Gebeten um sittliche Gaben und um Vergebung begangner Schuld wie in den nach Homer häufiger werdenden Dankgebeten 6), die meist in Preisgesänge übergiengen, eine tiefere Anschauung und Innigkeit und es fehlt auch nicht an einzelnen Stimmen, welche die innere Gesinnung über dieknltverrichtnng setzen7), aber ein wesentlicher Zug bleibt doch die Äußerlichkeit des Kultes. 9. Zu der Scheu vor den Göttern, auf welcher die Frömmigkeit (was- ßeict) beruht, tritt für das sittliche Handeln bei den Griechen als zweites Motiv die Nechtsatzung des Menschenlebens ^). Je weniger bei ihnen Liebe zu Gott und den Menschen die Quelle der Tugend sein konnte^), um so mehr verdient Anerkennung das feine und rege Gefühl, das sie bei Beobachtung der Schranken, welche sie deu Menschen im Ganzen wie dem einzelnen gestellt glaubten, und in der Erfüllung der Pflichten, die sie daraus herleiteten, bewiesen haben. Wie alle Tugend auf die Beobachtung des rechten Maaßes zurückgeführt wird10), so ist dagegen alle Sünde Überschreitung desselben (vßpig). Wenn daher die Grie- chen in Bezug auf Enthaltsamkeit und Selbstbeherschnng, ans Gerechtigkeit gegen andere, Wahrhaftigkeit und Eidestreue11), Freundschaft, Dankbarkeit, Mitleid mit armen, schwachen, alten, Pflichten gegen die Altern, und umgekehrt gegen die Kinder und gegen Verwandte Grundsätze voll Zartheit und Innigkeit nicht allein äußerten, sondern oft auch im Leben bethätigten, wenn sie in der Auf- opfernngsfrendigkeit für das Vaterland von keinem Volk übertroffen worden sind, wenn sie Laster und Lüste mit Verachtung belegten und über die befleckende Wirkung gegeu die heiligsten Bande der Natur selbst unwissentlich begangner Verbrechen den tiefsten sittlichen Abscheu bezeugen^), so dürfen wir doch uicht vergeßen, daß dem Lichte viel Schatten beigemischt ist, daß z. B. wenn auch die Monogamie als unverbrüchliches Gesetz gilt, doch weil sie eben nur eiu recht- liches Institut ist, nicht allein die Unterwürfigkeit und Veruachläßiguug des Weibes ^), fondern auch leichte Entbindung des Mannes von der Treue statt- 1) Nägelsb. ci. a. O. 201 ff. Das svcprjimsiv, Segenwüuscheu, zu welchem die An- wesenden beim Beginn der Opferhandlung aufgefordert wurden, ward durch die Furcht, weil der Mensch nicht wisse was bev Gottheit genehm fei, zu einem bloßen Still- schweigen, wie bei den Römern favere Unguis. — 2) N. a> O. 205. — 3) N. ho in. Th. V 3. Nachh. 193 f. 315 f. Zahlreich sind die Benennungen der Opfer je nach ihrem Zweck. Für die Heroen gebrachten Opfer gilt nicht &vkv, sondern nur ha- ykeiv. N. N. Th. 206. — 4) N. Nachh. Th. 212 u. 215 f. — 5) Näg. a. O. 216. — 6) R. a. O. 214. Ein schönes Beispiel ist das Gebet, das Xenophon dem Kyros in den Mund legt Kyrop. Viii 7, 3. — 7) N. a. O. 222. — 8) Thue. Ii 53, 4 von der größten sittlichen Verwilderung: &sojv ds cpoßog rj dv&Qcöncov vo^iog ovsslg ünslqys. — 9) Nägelsb. Nachhom. Th. 317 f. — 10) fjbsxqov, ocoqjqoavvr] als antreibender, atdcos als abhaltender Trieb. Nägelsb. Nachhom. Th. 229. — 11) Herod. Vi 62. Iv 154. — 12) Beispiele die Sage von Alkmäon Thue. Ii 102 und Soph. O. R- — J.3) Nägelsb. Nachh. Th. 167 ff. wo auch Ausuahmen aufgeführt» sind. Vgl. dens. S. 234 — 37. Die ältre Zeit bat eiueu entschiednen Vorzug vor der spätern, wo mit der Ausbildung der Staatsidee das Familienleben die Bedeutung verlor. Wiese Uber die Stellung der Frauen im Altert. Bresl. 1854. E. Müller N. Jahrb. Lxxiii 596 f.

10. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 54

1869 - Leipzig : Teubner
54 Die Israeliten. Naphthali und in deßen Westen der nächste Grenznachbar vontyrns Asser. Die den Phönikern nächsten Stämme (§16, 6 S. 43 Anm. 2) nahmen bei jenen als Frohnbanern Dienst. 8 22. 1. Nach seiner Ansiedlnng in Kanaan widerfuhren dem Volk Israel große innre und äußre Bedräugniße durch seine eigne Schuld. Denn 1) da es nicht, wie Moses geboten, die Heiden unter sich ausgerottet hatte, vielmehr mit den im Lande übriggebliebnen und den benachbarten in engen Verkehr, sogar durch Familienbande trat, so unterlag es häufig in großer Ausdehnung der Versuchung zum Abfall von Gott, indem nicht allein dieser selbst in Bildern ans heidnische Weise verehrt, sondern sogar den Götzen Tempel und Altäre errichtet und aller Opferdienst gebracht wurde. Solcher Abfall aber zog stets die Strafe auf dem Fuße nach sich; denn das Bewnstfein der Sünde machte das Volk kleinmütig und verzagt und unfähig zu kräftigem Handeln. 2) Die Stämme unter sich wurden uneinig, teils aus Neid und Eifersucht ob der Wohnsitze und des erworbnen Wohlstandes, teils aus Streben nach Obergewalt, teils in Folge von Verschiedenheit der innern geistigen Entwicklung. Wegen eines greulichen Verbrechens ward der Stamm Benjamin *) von den übrigen fast gänzlich aus- gerottet. Selten standen die Stämme gemeinsam gegen den äußern Feind, häufig bewiesen sie sogar nach glücklichen Thaten für das allgemeine Beste Schel- und Händelsucht, besonders der Stamm Ephraim, der auf die Vorstand- schast Anspruch erhob. Dieser innre Verfall regte 3) die benachbarten Stämme durch die Aussicht auf Erfolg zuerst zu Plüuderungs- und Raubzügen, dann zu Uuteruehmungen auf gäuzliche Unterwerfung an. 2. Gewis wäre das Volk zu Grunde gegangen, wenn nicht in den Zeiten der größten Gefahr und Not Helden aufgetreten wären, welche im Volk die Umkehr zu Gott und freudiges Vertrauen zu ihm zu erwecken verstanden und dann nach Abwehr der äußern Gefahr als Entscheider in den wichtigsten An- gelegeuheiteu anerkannt wurden, daher Richter (Schophetim) genannt. So befreite Athuiel das Volk vou der Herschaft des mefopotamischen Königs Knsan Risathaim, und Ehud vou der des Moabiten Eglou. Als der König des in: N. gelegnen Landes Chazor siegreich vordrang, erweckte die Ephraimitin De- bora das Volk zur Abwehr und uuter Barak's Führung schlug es die Feiude zurück. Durch einen glänzenden Sieg über die Midiauiter gewann Gideon solches Ansehn, daß er längre Zeit das Richteramt bekleidete. Freilich bewies sich auch unter ihm die uubezwingliche Neigung zum Götzendienst^). Sein S. Abimelech Versuchtesich zum König von ganz Israel zu machen, verlor aber dabei das Leben. Die Ammoniter, welche die östlichen Stämme plünderten und mit Knechtschaft bedrohten, wnrden unter des Gileaditer Jephta Führung geschlagen (Opfer der Tochter)^). Öfter fchou hatten die Philister das Land bedrängt: die wunderbaren Thaten des starken Simfon hielten sie nicht für längre Zeit zu- rück, vielmehr, als die ruchlosen Söhne des Hohenpriesters Eli das Richteramt 1) Richter 19 f. — 2) Die viel bestrittne Stelle Richter 8, 21 läßt so viel klar erkennen, daß Gideon ein goldüberzognes Bild weihte und daß die mit diesem getriebne Abgötterei auf ihn und sein Haus zurückfiel. — 3) Richter 11, 3 berechtigt nicht zu der^Annahme, daß er Hauptmann einer Räuberbande gewesen (D. I 576). Von seinem Erbe gestoßen, trat er an die Spitze kühner besitzloser Gesellen und zog mit ihnen ans. Dies heißt nicht, daß er Wegelagerei getrieben: man muß vielmehr an Unternehmungen gegen die Erbfeinde feines Stamme« denken, weshalb ihn dann die Ältesten zum Heer- führer erkoren.
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