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Hasen verliefen, die aus der Steppe, fern von den menschlichen Wohnun-
gen, weder selten noch scheu sind. Auch Trappen erlegen sie mitunter,
und das giebt dann festliche Tafel.
Am heißen Mittag fressen die Schafe eben so wenig als das Pferd,
liehen immer aus demselben Flecke und schnaufen so leidenschaftlich, als
hätte lie eben der Wolf gejagt. Wenn aber die Sonne vom Gipfel ihrer
Gluth herabsteigt, dann beginnen sie wieder ihr liebstesgeschäft, das Kräuter-
suchen. Die Schäfer lassen sie bis nach Sonnenuntergang weiden, wo sich
dann Alles zu der Wagenheimath wendet. Da spricht oft ein Reisender
ein, der nicht weiter kann, von der Dunkelheit überrascht. Zu diesem
sprechen die Hirten — mag er nun arm oder reich sein —: „Thut uns
die Gnade, mit uns zu speisen!" Dann muß der Wandersmann unter
dem Schutze der Hunde bei ihnen schlafen, und er bekommt den besten
Platz im Wagen. Am Morgen stecken sie ihm ein paar Schafkäse zu und
sprechen: „Gott mit Dir!" — Die Schlafordnung aber ist folgende:
Der Oberhirt, als der Aelteste (Ataman) und die Gäste wählen die
Wagen selbst zum Bette, die andern Tschabans aber treiben die Schafe
in einen dichten Kreis um die Wagen herum und ziehen mit den Hunden
einen Cordon um die Heerde. Jeder Hirt legt sich seinen Pelz und seine
Swita, die Sommer und Winter sein Ober- und Unterbett bilden, in's
Gras der Steppe, und Alle placiren sich in gleichen Entfernungen von ein-
ander. Zwischen je zwei Hirten legen sich drei bis vier Hunde, ebenfalls
in gleicher Entfernung. Man legt ihnen ein Stück eines alten zerrifsenen
Mantels oder Schaffelles an den Boden. Für jeden Hund befindet sich
ein solcher, besonders für ihn bestimmter Flicken im Wagen, und da nun
jeder seinen eigenen Geruch am besten kennt, so legt er sich allemal da
nieder, wo er seinen Flicken findet. Die so garnirte Festung zu stürmen,
wagt nicht leicht ein Wolf.
Da die großen Steppenweiden und ihre Wüstennatur fast Alles halb
wild machen, so ist es auch natürlich, von wilder Ochsenzucht in den
Steppen zu hören, und wie die Pferde sich in Haus- und Tabunenpferde
theilen, so muß man ebenfalls bei den Rindern die Haus- und Steppen-
rinder unterscheiden.
In jeder Wirthschaft befinden sich einige Ochsen, die bei den täglichen
Arbeiten dienen und vom Hause unzertrennlich sind. Da das Steppenrind
zwar treffliche, aber wenig Milch giebt, so hat man jetzt viel mährisches
und deutsches Vieh eingeführt, das meist braun und gelb gefleckt ist.
Das Steppenrind ist groß, hochbeinig, langhörnig und durchweg
silbergrau oder weiß gefärbt. Beständig gehen lange Züge derselben nach
Odessa, Taganrog und andern Orten und beleben hauptsächlich den Unge-
heuern Handel, den Rußland mit dieser Waare treibt. Die beiden Haupt-
straßen, auf denen die Rinder ausgeführt werden, find auf der einen
Seite durch Galizien auf Mähren und Wien, auf der andern über Mos-
kau nach Petersburg.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Ataman
Extrahierte Ortsnamen: Odessa Galizien Wien Petersburg
64
Kaufleute. An großen Staatsfesten aber, den sogenannten „Kaiserlichen
Tagen", erscheinen dann alle Trachten, alle Farben und alle Moden,
die von Paris bis Peking gäng und gebe sind. Es ist, als wenn Noah's
Arche an der Newa gestrandet wäre und ihres sämmtlichen bunten Ge-
fieders sich entlediget.
Petersburg ist eine Stadt der Männer. Der Frauen sind hier 100,000
weniger als der Männer, weshalb diese keine große Auswahl haben. Da-
bei scheint den zarten Blumen das Petersburger Klima nicht günstig zu
sein, denn sie verblühen in demselben bald, und überhaupt gilt es ganz
allgemein von den Russen, daß die Frauen durchweg weniger schön sind
als die Männer. Endlich werden sie auch, je weniger zahlreich sie sind,
um so mehr in Gesellschaften und Vergnügungen, wo sie unentbehrlich
sind, abgemattet. Selten sieht man ein hübsches, frisches Mädchenangesicht,
bleich ist ihre allgemeine Farbe, und man merkt es ihnen an, wie viel
Grazie, Frische und Anmuth die Residenz consumirt. Die deutschen Damen
machen davon eine Ausnahme, mit denen sich Petersburg fortwährend aus
den Ostseeprovinzen, wo sie auf dem Lande, in der gesunden Luft der
Gärten und Wälder aufwachsen, recrutirt. Aus Finn-, Esth-, Lief- und
Kurland kommt der Stadt viel Schönes zu, und Alles, was hier in der
Gesellschaft glänzt, ist fast immer von dort. Daher haben denn auch die
Russen so hohe Begriffe von der deutschen Schönheit, daß sie einer „Njemka“
(Deutschen) fast nie das Beiwort „krasiwaja“ (schön) versagen.
Die vorzüglichste Zeit für den Spaziergang auf der Perspective sind
die Stunden nach dem Frühstück von 12—2 Uhr, wo auch die vornehm-
sten Frauen hier in die Magazine zu ihren täglichen Einkäufen fahren.
Gegen 2 und 3 Uhr, wo diese Einkäufe, die Wachtparade, die Börse und
die Handelsgeschäfte beendigt sind, wendet sich die promenirende Gesellschaft
dem englischen Quai zu, wo dann die eigentliche Promenade, die nur Pro-
menade ist, beginnt, und wo sich dann auch die kaiserliche Familie einfindet.
Der verstorbene Kaiser hat den englischen Quai in Ausnahme gebracht. Er
bildet einen nicht minder prächtigen Spaziergang, als die Perspective. Dieser
herrliche Quai, der wie alle anderen in Petersburg, aus Granitblöcken aus-
geführt ist, geht am User der Newa zwischen der Neuen und Alten Admi-
ralität hin. Sein Bau ist ein Riesenwerk aus der Zeit Katharinas, die
ungefähr 24 englische Meilen Flußuser mit Granit einsassen ließ. Wie
bei allen Wasserbauten, ist das Riesenmäßige an der Arbeit äußerlich wenig
sichtbar. Der gewaltige Rost, aus dem die Quais ruhen, steckt tief im
Sumpfe, und ebenso die ganzen Unterbauten, mit denen nur die obere
schmale Kante, die der Spaziergänger genießt, mit der Einfassung eines
zierlichen Eisengeländers ruht. Für die Fußgänger führen überall elegante
Treppen, und für die Wagen breite, schöne Abfahrten, deren Seiten im
Winter gewöhnlich noch mit allerlei aus Eis gemeißelten und gedrechselten
Säulen und Geländern verziert werden, zum Wasser hinab. Auf der einen
Seite des englischen Quais zieht sich eine lange Reihe schöner Palais
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Petersburg
Extrahierte Ortsnamen: Paris Peking Petersburg Kurland Petersburg Katharinas
144
Hinterkopffedern der Magyar gern aus den runden Hut oder die hohe
Filzmütze steckt.
2.
Die Csardas)
Ciarda (spr. Tscharda) heißt das an der Straße in der weiten, un-
bewohnten Ebene einsam gelegene Wirthshaus, die „Haideschenke", schon
von Weitem dem Reisenden entgegenschimmernd mit ihren weißgetünchten
Wänden und dem hochragenden Brunnenschwengel. Das Pferd des Ma-
gyaren verdoppelt seine Schritte, sobald es diesen erblickt, denn es ist vom
langen Ritt oder von der langen Fahrt nicht minder durstig geworden,
als sein Herr. Im Hofe der Csarda stehen zur Seite die Stallungen un.d
Schuppen für Pferde und Wagen; doch werden sie selten benutzt, denn der
im Sommer wie im Winter mit seiner Bunda versehene Bauer zieht es
vor, mit seinen Thieren im Freien zu übernachten und sich in seine Bunda
zu hüllen, wenn das Wetter nicht zu rauh oder naß ist. Manchmal, aber
nicht immer, befindet sich hinter der Csarda auch ein Gärtchen, in welchem
aber gewiß kein Spinat oder der fast ebenso verachtete Kohlrabi zu finden
ist, sondern nur Kürbisse, Melonen, Bohnen, Zwiebeln und Knoblauch.
Die beliebte Paprika (Capsicum annuum), die Erdbirne (Helianthus tu-
berosus), deren Knollen von den Ungarn roh gegefien werden, auch das
Maiskorn fehlen fast nie in den Gärten der Landleute. Auch Blumen
findet man — vielleicht dieselben Arten, welche schon unter Bela die dun-
keln Magyarenaugen erfreuten. Historisch verbürgt ist, daß schon unter
Bela Iv. in Ungarn Gärten vorhanden waren, in welchen italienische
Reisende Zwiebeln und Knoblauch vorfanden.
Das Innere einer Csarda ist überall sehr einfach. In der von hun-
dert bunt bemalten Tellern behangenen Küche befindet sich seitwärts von
dem Osenloche der ganz niedere Herd. In der Mitte der Küche sitzt das
Gesinde des Wirths zur Mahlzeit auf ebener Erde nach alt-magyarischer
Sitte ufid verzehrt mit hölzernem Löffel seine Lieblingsspeisen. Die ge-
räumige Gaststube ist ungedielt, der kolossale Ofen dient innerlich zum
Brotbacken und äußerlich während des Winters als Lagerstätte. Man
heizt ihn auch zum Brotbacken gewöhnlich nur mit Stroh, wozu jedoch
eine eigne Geschicklichkeit gehört.
An den Wänden der Stube hängen Heiligenbilder, berüchtigte Räuber
und Scenen aus dem Leben derselben bunt durcheinander. Auf langen
Bänken sitzen um den großen Tisch herum Bauern mit der unentbehrlichen
kurzen Thonpfeife im Munde; sie plaudern über die Preise des Korns,
Arbeitslöhne, Pferdekäufe, Räuber- und Diebsgeschichten, Schatzgräbereien,
Gespenstergeschichten. Es gesellen sich Csikosen und andere Hirten zu
ihnen, die in der Csarda vorsprechen, um sich einen guten Tag zu machen.
') Nach A. Leist.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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67
Soldaten stehen in Reih' und Glied und präsentiren das Gewehr, wäh-
rend die Zuschauer bei dem Herannahen der Majestät alle das Haupt
entblößen? Den Soldaten ruft der Kaiser: „Guten Tag, ihr Kinder!"
zu. „Wir danken Eurer Majestät!" donnerts aus lausend Kehlen in
Einem Tempo zurück. ^
Die Parade dauert oft mehrere Stunden lang, und wer sie mit
angesehen, die englischen Quais, die Perspective und den Sommergarten
besucht hat, der hat vom Fache der Promenaden nichts in der Stadt
versäumt.
Uebrigens hat man gar nickt nöthig, um den Kaiser zu sehen, sich
auf die Wachtparade zu verfügen. Er zeigt sich zu Fuß, zu Pferde, aus
der Droschke, im einspännigen Schlitten so oft in den Petersburger
Straßen, daß man ihn geradezu diejenige Person nennen kann, die Einem
am öftesten begegnet. Es ist kein Monarch in der Welt, den so viele
Geschäfte in die Straßen führen, als den Nachfolger Peters des Großen,
wie denn auch keinen eine so ungeheuere Menge von Geschäften drängen,
tägliche Jnspectionen der hundert Anstalten seiner Residenz, Besuche in den
verschiedenen Ministerien, Revuen, herkömmliche Theilnahme an öffentlichen
Bolksvergnügungen, persönliche Anordnungen neu zu gründender Staats-
bauten, Visiten bei vornehmen Männern und mächtigen Günstlingen, ja
sogar bei kranken alten Damen und hundert andere Angelegenheiten.
Dabei ist es eine höchst merkwürdige Erscheinung, daß der Kaiser
überall da, wo er bei gewöhnlichen Gelegenheiten öffentlich auftritt, es
in der einfachsten und anspruchslosesten Weise von der Welt tfmt.*) Die
Orientalen und Occidentalen sehen das Wunder mit Staunen, wie viel
Hoheit, Macht und Majestät auf der Straße von einem kleinen Pferdchen
in einem kleinen Schlitten sich herumschleifen läßt. Auf seinen Reisen im
Innern des Reiches erblickt man den Kaiser oft auf einfacher, roh gearbeiteter
Telege, wie sie die Leibeigenen nicht besser haben, und man begreift es
kaum, wie die Majestät nicht fürchtet, in den Augen des Volkes an An-
sehen zu verlieren, wenn sie sich so alles Glanzes baar zur Schau stellt.
Man weiß dies um so weniger zu reimen, da doch sonst der russische Hof
sich präcktiger und glänzender zeigt als irgend einer. Es ist dies überhaupt
Sitte der russischen Kaiser; Peter der Große war eben so, Paul auch nicht
anders, und über Alexander I. einfaches Auftreten wunderten sich sogar im
Jahre 1818 die Unterthanen des englischen Königs, die von dem mächtig-
sten Gebieter der Welt Lehren über die unnöthige Pracht erhielten. Ich
bin überzeugt, daß selbst der kleinste Fürst in Deutschland glauben würde,
„billigen Anstand" nehmen zu müssen, wenn er so eine kleine niedrige
Droschke besteigen sollte, wie sie der Kaiser von Rußland täglich gebraucht.
Es ist überhaupt eine Eigenthümlichkeit der Russen, daß sie im gewöhn-
*) Es ist hier die Rede vom verstorbenen Kaiser Nikolaus I. Pawlowitsch, dem sein
Sohn Alexander Ii. Nicolajewitsch unterm 2. Marz 1855 in der Regierung nachfolgte.
5*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Nikolaus_I. Pawlowitsch Alexander_Ii Alexander
70
Launen er durchaus nicht beherrschen kann, sein Leben durch Beständigkeit
schützte und erhielte. Bei uns, wo die Uebergänge nicht so schroff und die
Gegensätze der Temperatur nicht so schreiend sind, ist es eher möglich, den
Veränderungen des Wetters zu folgen, und bald den Ueberrock abzulegen,
bald zum Mantel oder Pelze zu greisen, bald etwas Holz mehr in den
Ofen zu werfen, bald etwas weniger. In Petersburg ist man aber nicht
so beweglich. Es wird angenommen, der Winter beginnt im October und
endet nach siebenmonatlicher Dauer im Mai. Demgemäß hüllt man sich
zu Anfang Octobers in Pelze, die gleich auf alle möglichen Kältegrade
berechnet sind, und legt dieselben erst wieder ab, wenn alle Stürme aus-
getobt haben. Eben so unbeweglich, wie in der Kleidung, ist man in der
Warmhaltung der Zimmer, die immer gleich stark geheizt werden, damit
das Haus sich nie abkühle; ganz eben so, wie man ein für alle Mal
angenommen hat, die Schlittenbahn dauere fünf Monate, demzufolge man
die Wagen im October in Ruhestand versetzt und ununterbrochen in Schlit-
ten fährt, es mag nun der Schnee fallen oder schmelzen. Nur leicht-
sinnige Ausländer versuchen es wohl, den Bewegungen des Wetters zu
folgen, büßen aber, da sie zu ungeschickt darin sind, ihren Vorwitz mit
Krankheit, zuweilen mit dem Tode.
Gewöhnlich also geht das Leben im Winter, es mag nun regnen oder
schneien, frieren oder thauen, seinen alten gewohnten Gang. Tag für Tag
knistern die Birkenbäume im Ofen, einen Tag um den andern rutschen die
Schlitten in den Straßen herum, beständig werden die öffentlichen Wärme-
ftuben für die armen Leute geheizt, und regelmäßig die öffentlichen Feuer
auf der Straße, in der Nähe der Theater für die Kutscher u. s. w. unter-
halten. Nur wenn die Kälte ausnahmsweise zu außerordentlicher Höhe
steigt, treten bedeutende Veränderungen in der Bewegung auf den Straßen
ein und im Anblick des Ganzen. Wenn es heißt: „das Thermometer ist
auf 20 Grad herabgesunken", dann spitzt man die Ohren, beobachtet den
Wärmemesser und zählt die Grade. Bei 23—24 Grad wird die Polizei
wach, die Offiziere machen Tag und Nacht die Runde, um die Schild-
wachen und Butschniks wach zu halten, und die im Schlafe Ueberraschten
auf der Stelle tüchtig strafen zu lassen, denn der Schlaf ist in diesem Falle
das sicherste Mittel zu einem sanften Hinübergleiten aus dieser Welt in jene.
Mit 25 Grad hören die Theater auf, weil nicht mehr die nöthigen Sicher-
heitsmittel für die Schauspieler und für die Kutscher getroffen werden kön-
nen. Die Fußgänger, die sonst in Petersburg einen ziemlich bedächtigen
Schritt haben, laufen alsdann so eilig, als hätten sie die wichtigsten Ge-
schäfte, und die Schlitten, die schon vorher ziemlich flink sich bewegten,
stiegen nun im Galopp über den schreienden Schnee. Ich weiß nicht, wo-
her es kommt, aber gewiß ist, daß 20 Grad Kälte in Petersburg unendlich
mehr bedeuten und weit schädlicher wirken, als bei uns. Gesichter bekommt
man dann gar nicht mehr auf den Straßen zu sehen; denn Alles hat sich
die Pelze über Kopf und Hut gezogen. Die Furcht, Augen, Ohren und Nase
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
72
sehen, das Holz herbeizuschleppen und vorzubereilen. Damir die Herren
des Morgens beim Kaffee das Zimmer warm finden, müssen jene guten
alten dienenden Geister ihre Arbeit bereits in der Nacht beginnen. Ge-
wöhnlich bauen sie schon am Abend vorher recht künstlich ihren Holzmeiler
im Ofen auf, damit die Birken noch ein Bischen nachtrocknen, und zün-
den dann früh am Morgen mit Kien und Fichtenholz das Ganze an.
Die Ein- und Ausgänge sind gewöhnlich in den langen Corridors der
Häuser, welche dadurch, wie das Vorhaus, das aber in der Regel noch
mit einigen Oefen versehen ist, gänzlich mit geheizt werden.
Man kann sich denken, welche wichtige Rolle der Ofen auch in den
Häusern der gemeinen Russen spielt. Er ist hier eine zu einer außer-
ordentlichen Größe gediehene Maschine, die zugleich als Koch-, Heiz- und
Backapparat dient. Rund umher laufen Bänke zum Genießen der Wärme,
denn diesen Nordmenschen ist das Wärmeeinsaugen und Alles, was damit
zusammenhängt, das Schwitzen, Sonnen u. s. w., ein eben solcher Genuß,
wie das Ausruhen und Schlafen. Es sind viele kleine Vertiefungen und
Löcher in dem Ofen angebracht, um tausenderlei Dinge darin zu trocknen,
und nasse Strümpfe und Kleider hängen immer daran herum. Auf der
Plattform des Ofens liegen Betten, in denen sie, noch in Schafspelze
gehüllt, des Nichtsthuns und der Wärme sich freuen.
Nicht wenig zum Zusammenhalten der Zimnierwärme tragen die dop-
pelten Fenster bei, die in Petersburg wie in ganz Rußland üblich sind.
Kaum tritt im October der erste starke Frost ein, so rüstet man das
ganze Haus zu, verpicht alle kleinsten Oeffnungen und setzt überall dop-
pelte Fenster ein, deren Fugen mit Papier überklebt werden. Fast jeder
Bauer hat Doppelfenster. Kaum wird hier und da ein Luftfensterchen
gelassen, und man kann sich denken, welche Freude, welche Heiterkeit und
Frische in die Zimmer zieht, wenn endlich, endlich im Mai diese beengen-
den Verhüllungen wieder abgenommen werden und die Fenster zum ersten
Male wieder sich öffnen können, hinter deren Verschluß man saß, wie
Noah in seiner Arche. In der Höhlung zwischen den doppelten Fenstern
pflegt man Salz oder Sand auszubreiten, welche Substanzen die sich
sammelnde Feuchtigkeit anziehen sollen. Das Salz häuft man in allerlei
zierlichen Formen auf, die unberührt bis zum Frühlinge liegen, und das
Sandtet bepflanzt man mit hübschen Kunstblumen, die dann eben so
lange in diesem Käfige blühen. Jedes Haus hat darin seine eigenen
Einfälle und seine besondere Weise, und man geht wohl an einem hellen
Wintertage gern durch die Straßen, um den Schmuck der Doppelfenster
zu betrachten.
Die Thüren bleiben nicht hinter den Fenstern zurück. Man findet
nicht nur doppelte, sondern zuweilen selbst drei, und vierfache. Die klein-
russischen Bauern haben bei ihren Erdwohnungen einen verdeckten Gang,
durch den man über einige Stufen zu der Thür des Hauses hinabgeht;
an den Petersburger Häusern ist ein ähnlicher, nur daß man einige Stufen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
159
Man muß wissen, daß dies Buschwerk die Obstpflanzung des polni-
schen Bauers ist, er kennt ja keinen andern Apfel als den Holzapfel, und
keine andere Pflaume als die Schlehe, denn ein edler Stamm kommt
nicht in sein Bereich; der ist ein Vorrecht des edelmännischen Gartens.
Aber selbst viele Edelleute können keine edlen Obstbäume in ihrem Garten
aufweisen und erfreuen sich an diesem heillosen Obst, das in Deutschland
kein Bettelbube gern zum Mund bringt. Man muß die Ernte im Herbst
mit ansehen. Da ziehen Bäuerlein und Weib, Söhne und Töchter, Magd
und Knecht hinaus unter die Feldbäume. Man nimmt Säcke und Wagen
mit. Die großen Schafpelzmützen steigen hinauf in die Aeste, die Haar-
flechten und Hauben raffen unten am Erdboden auf, und denen oben, wie
denen unten merkt man an, daß sie etwas Kostbares ernten. Zwar zieht
ihnen jeder Biß in die herben kleinen Früchte den Mund zusammen, gleich-
wohl essen sie mit wahrer Begeisterung.
Allerdings wird nur der geringste Theil dieses Obstes frisch genossen.
Entweder legt man es auf die Böden, läßt es im Winter frieren, damit
es weich und mürbe wird, und genießt es dann zum Brot, oder man bäckt
es im Ofen, oder man ißt es gekocht als Gemüse, oder man säuert damit
Wasser, welches dann als Suppe genossen wird und den Namen Quas
(Sauer) führt. Dieser Quas ist das unentbehrlichste Nahrungsmittel des
Bauers. In jeder Bauernstube findet man in der Nähe des Ofens ein
ausrechtstehendes Faß. Das ist das Quasfaß, die Lebensquelle der Familie,
die ewige Zuflucht der Hausfrau, die Würze jedes Mahls. Ist nur noch
Quas im Fasse, so ist das Volk zufrieden. Die Hausfrau schickt dies
saure Wasser im Henkeltopfe nebst einen! tüchtigen Stück Brot auf's Feld
und ist ruhig, ihre Hauspflicht ist gethan, alles Andere ist Nebensache.
Man hat eine Art Doppeltöpfe im Gebrauch, zwei Töpfe an einem Henkel.
Der eine Topf ist ausschließlich zu Quas, der auch Partschtsch heißt, be-
stimmt. In den andern kommen Kartoffeln, Kraut, Erbsen oder sonst
etwas. Diese zweite Speise, obschon gekocht, befindet sich in sehr trockenem
Zustande. Der Bauer nimmt nun aus der einen Topfhälfte etwas von
dem Trocknen auf seinen hölzernen Löffel, dann taucht er ihn in die andere
Topfhälfte, läßt etwas Quas dazu lausen, und so bringt er die Speise
lecker zum Munde. Seine Frau giebt ihm nur die Elemente seines Mahles,
er combinirt sie. Der Quas aber ist dabei die Substanz, ohne welche
keine andere Freude macht; er ist gleichsam der Vocal der Küche; Erbsen,
Kraut u. s. w. sind die Consonanten. Es ist gar nicht uninteressant, einen
polnischen Bauer essen zu sehen.
Ich lebte fast ein Jahr auf dem Gute eines Polen als Gast. Ich
hatte mich dazu verstanden, in seiner Wirthschast einige deutsche Einrich-
tungen zu treffen. Meine erste Thätigkeit während des Winter war, von
den nächsten Aeckern die Steinblöcke wegschaffen zu lassen. Die Bauern
halfen mir mit Freuden. Nun aber sollte die Verheerung an ihre geliebten
Obstbäume gehen. Als ich am Abend den Aufsehern den Befehl gab, für
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
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ihre Häuser beschädigt, ja sogar ihre ganze Existenz bedroht, was freilich
nicht allein die Schuld der Newa ist.
Der harte nordische Winter schlägt leider säst die Hälfte des Jahres
die Newanymphe in eisige Banden, so daß sie nur sechs Monate hindurch
ihre Wohlthaten in vollem Maße spenden kann. Erst im Anfänge des
April, selten am Ende des März, sind die Gewässer warm und kräftig
genug, um den sie drückenden Eismantel zu sprengen. Dieser Augenblick
wird mit Sehnsucht erwartet, und kaum schieben sich die schmutzigen Eis-
schollen so weit vor, daß sie den glatten Spiegel auf eine Bootsbreite ent-
hüllen, so erdonnern die Kanonen von der Festung, um den erwünschten
Moment den Bewohnern zu verkünden. Zur selben Zeit, sei es Nacht oder
Tag, steigt der Commandant der Festung, mit allen Zeichen seines Ranges
angethan und von seinen Offizieren begleitet, in eine prächtig geschmückte
Gondel, um zum gegenüberliegenden Palaste des Kaisers zu fahren. In einem
großen, schönen Kryftallbecher schöpft er das klare Newawasser, um es als
die erste und schönste Gabe des Flusses dem Kaiser im Namen des Früh-
lings darzubringen. Er meldet seinem Herrn, daß die Macht des Winters
gebrochen sei, daß eine fröhliche Schifffahrt gehofft werden könne, zeigt ihm
als den ersten Wasserschwan seine Gondel ant Ufer, die er glücklich herüber-
gebracht, und überreicht ihm den Newabecher, den der Fürst aus die Ge-
sundheit seiner Residenz leert. Es ist das am besten bezahlte Glas Wasser,
das irgendwo auf dem Erdrunde getrunken wird, denn der Sitte gemäß
giebt der Kaiser es dem Commandanten mit Gold gefüllt zurück. Früher
bekam er es gestrichen voll Dukaten. Da ober mit der Zeit die Becher
immer an Größe Zunahmen, so daß die Kaiser immer mehr und mehr Wasser
trinken und immer mehr und mehr Gold bezahlen mußten, so wurde endlich
die Summe von 200 Dukaten festgesetzt, die dem Commandanten zugezählt
werden. Gewiß noch immer für einen Trunk Wasser ein kaiserlicher Lohn.
Alles ist aber auch auf die Enthüllung der Newa gespannt, da Alles
dabei interessirt ist; die Kaufleute erwarten diesen Augenblick mit Sehn-
sucht, weil das Gelingen mancher Speculation von seinem frühern oder
spätern Eintritt abhängt; die Arbeiter und Zimmerleute, weil er ihnen
beim Brückenbau zu verdienen giebt; die kranken Einheimischen und an
Heimweh leidenden Fremden, weil nun die Bahn zu den Bädern und
Europa wieder offen steht. Man hat in dieser Zeit nur das eine Ge-
spräch in Petersburg, „ob die Newa zum Ostersonntage oder zum Oster-
montage ausgehen werde", und es werden die größten Wetten für diesen
oder jenen Fall eingegangen.
Die Schiffe, welche im Sunde beigelegt haben oder auf der Ostsee
kreuzen, warten auch mit Ungeduld auf den wichtigen Moment. Das erste
Segel, das auf der Newa anlangt, wird mit außerordentlichem Jubel
begrüßt, hat sich der größten Prämien und eines hohen Gewinnes zu er-
freuen. Meistens ist es mit Orangen, Modeartikeln, Manufacturwaaren
und andern Dingen beladen, nach denen sich das eitle Petersburg am
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Petersburg Petersburg
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Man muß eine Heerde sich in den Brüchen und Morästen des Landes
tummeln sehen. Welch' grotesker Humor in diesen sür dumm und
melancholisch gehaltenen Thieren!
Es macht keine Freude, die übrigen Theile des Edelhofes aufzusuchen
und zu betrachten. Dort enthält eine erbärmliche hölzerne Hütte eine Art
von Branntweinbrennerei, hier ein eben solches Gebäude eine schlechte
Brauerei. Ein gutgefügtes Bohlengebäude in der Nähe des Palais um-
schließt die Naturalienvorräthe, und mit ihm in Verbindung steht in der
Regel ein ebenso dicht und festgebautes Ställchen, in welchem die Füchse
aufbewahrt werden.
Denn der polnische Edelherr ist ein überaus leidenschaftlicher Freund
der Fuchshetzen. Das ganze Jahr hindurch fängt er Füchse, kauft dieselben
auch wohl auf, um im Herbst seine Hetzen zu halten. Dazu ladet er die
ganze adelige Nachbarschaft ein. Zunächst wird ein splendides Mahl ein-
genommen, dann schwingt sich Alles auf die Pferde. Der Grundherr
dirigirt — das ist sein Vorrecht — die Hundekoppeln und reitet daher
in einer wahren Wolke von Windhunden. So gehr es auf den Hetzplatz,
gewöhnlich eine ebene, vom Walde begrenzte Feld- und Wiesenfläche. Die
Reiter außer dem Grundherrn und einigen Hetzgehülfen besetzen den Wald.
Nun werden die Füchse je zwei in großen Körben oder Säcken gebracht,
und der erste Act beginnt, indem der Grundherr die Hunde ihre Feinde
wittern läßt und ihre Begierde reizt. Der erlauchte Festgeber geräth dabei
zuweilen in Balgerei mit seinen gierigen Hunden, und es mag nicht selten
Vorkommen, daß er, wie einst Herr von Kozowski, der Besitzer der Stadt
Lowicz, von den Hunden an den Koppelleinen vom Pferde gezogen und
mit fortgeschleift wird. Endlich entläßt man zwei Füchse aus ihrem Ge-
fängniß. Einen Augenblick stehen die Thiere verdutzt, plötzlich ergreifen
sie die Flucht, hinter ihnen toben die wüthenden Hunde. Natürlich eilt der
Fuchs dem Walde zu; aber noch ist er demselben nicht nahe, da sprengt
ihm ein Reiter in den Weg. Er läuft in eine andere Richtung, allein er
findet ein gleiches Hinderniß. So werden die von Angst gequälten Thiere
eine Zeitlang auf dem Platz umhergetrieben, bis der Grundherr das Ende
einer Koppelleine seiner Hand entschlüpfen läßt. Sogleich stürzen sechs
bis acht Windhunde den Füchsen nach. Nun erreicht das Schauspiel seinen
Höhepunkt. Alles ist in gewaltigster Thätigkeit, die Füchse, um in den
Wald zu entkommen, die Hunde, um die Füchse zu packen, die Reiter, um
sie nicht durch ihre Linie kommen zu lassen, und der Grundherr, um die
Uebersicht über die Wendungen des Schauspiels zu behalten und im schlimm-
sten Falle eine zweite Koppel zu entsenden. Das gewöhnliche Ende ist, daß
die Füchse von den Hunden gefaßt und zerrissen werden. Doch geschieht es
auch nicht selten, daß ein Individuum des schlauen Geschlechts entkommt.
In der höchsten Noth sind die furchtsamen Thiere wohl auch einer Art von
Heldenmuth fähig, sie wenden sich dann um und stürzen auf die Hunde,
bisweilen sogar auf die Pferde. Bei einer Fuchshetze unweit Szczebrzeszyn
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
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Erde ganz nahe beisammen Schätze, welche man sonst nur auf weite
Flächen, in großen Entfernungen vertheilt findet.
In Vulpera weilen die meisten Gäste. Auf den rings um die Pro-
menaden angebrachten Bänken sitzen gruppenweise die Bewohner ferner
und naher, deutscher und italienischer Gegenden des Tyrols. Hier der
federgeschmückte Spitzhut des Deutschen, dort der breitkrämpige flache Hut
des Welschen. Unter den Trinkgästen sieht man eine große Anzahl höchst
corpulenter Personen, welche in einigem Contraste zu dem beengten Raume
des Spazierganges sich auf diesem auf und nieder bewegen. Sie sollen
hier selten vergeblich Abhülfe von den Beschwerden der Dickleibigkeit
suchen. — Wohlgenährte alte Herren mit dunkelrothen Weingesichtern und
rubinbesetzten Nasen suchen hier, wie der gläubige Hindu in den Fluchen
des Ganges, büßend in dem sonst verachteten Tranke die äußeren Merk-
male ihrer Sünden abzuwaschen. Neben diesen an solchen Orten mehr
tragikomischen Erscheinungen Leidende aller Art und aller Stünde! Der
elegante Fabrikherr mit galligem Teint und Glacehandschuhen, neben ihm
der stämmige bündtner Bauer, der tyrolische Klostergeistliche, der regsame
lombardische Kaufmann, eine starke Vertretung des schönen Geschlechts im
rauschenden Seidenkleid, wie in der anspruchslosen Tracht der Unter-
Engadinerinnen. Alles dies bewegt sich bunt durch einander und unter-
hält sich in den verschiedensten Sprachen.
Wir wandern höher hinauf in's Ober-Engadin. Von Capella
unterhalb Scanfs bis zum Maloja erstreckt sich das obere Engadin; dieser
Zwar rauhere, wildere, höher gelegene, aber weitaus schönste Theil des
schweizerischen Jnnthales. Seine Höhe steigt von 4900—5575 Fuß in
einer Länge von 7 Stunden, also sehr mild sich erhebend. Die Thalweite
schwankt zwischen 20 Minuten und 1 Stunde. Man theilt dieses höchste
Alpenthal Europa's in zwei Gebiete, in das der Wiesen, von Scanfs bis
Celerina, und in das der Seen, von St. Moritz bis zum Maloja.
An jenem Ende des Thals sollte man einen hohen Gebirgsstock wie
an den ähnlichen Thälern des Rheins und der Rhone erwarten. Aber
während nördlich das Thal von vielfach 10,000 Fuß überragenden Berg-
zügen mit ewigem Schnee und südlich von noch höheren Alpen begrenzt
ist, welche in der majestätischen Pyramide des Bernina mit seinem groß-
ßen Gletschermeere 12,400 Fuß übersteigen, bricht am Maloja das Thal
plötzlich ab.
An den Grenzhäusern des Maloja angelangt, ist man höchst ange-
nehm überrascht, statt vor hohen Bergmauern ein Hemmniß zu finden, nur
eine steil absteigende Felswand zu erblicken, an welcher sich schlangenförmig
eine herrliche Kunststraße emporwindet, während ein lieblich grünendes
Thal mit Sennhütten auf den Halden des Abhanges und freundlichen Dör-
fern im Thalgrunde, zu den Seiten des rauschenden Bergbaches das Auge
erquickt und nur als seitliche Einfassung des Bergeller Thales, welches
sich in die lombardische Ebene nach Chiavenna zu abflacht, riesige Wächter
j
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]