B. Das Nordwesteuropäische Schollenland. — 4. Niederlande. 243
2. Die Marschen, im Hintergrunde der Dünenküste gelegen, bestehen aus
einem ungemein ertragreichen, fetten Lehmboden. Er ist teils vom Meere,
teils von den Flüssen abgelagert worden; danach unterscheidet man See-
marschen und Flußmarschen. Zusammen bedecken sie eine Fläche von
der Hälfte des ganzen Landes. In den Marschgebieten breiten sich nament-
lich in Nordholland große Nieder- oder Grünlandsmoore aus, die durch Eut-
Wässerung teilweise in Wiesen- und Weideland und in Gebiete blühender Vieh-
zucht verwandelt wurden. Da die Marschen reichlich zur Hälfte unter Meeres-
spiegelhöhe liegen, so müssen sie nicht allein durch kostspielige Deichbanten
gegen das Eindringen des Meeres geschützt werden, es sind auch aus-
gedehnte Entwässerungsanlagen notwendig. Daher wird das ganze Land
von einem Netzwerk schnurgerade verlaufender Gräben und Kanäle durch-
zogen. Zahlreiche von Windmühlen und Dampfmaschinen in Bewegung ge-
setzte Pumpwerke führen das Wasser höher gelegenen Kanälen und den Flüssen
zu. An der Mündung der Binnengewässer dienen großartige Schleusen-
anlagen dazu, einerseits dem Wasser einen Abfluß zum Meere zu verschaffen,
anderseits das Land vor der Flut zu schützen. Ein holländisches Marsch-
gebiet mit seinen rechteckigen, von Kanälen geschnittenen und von Dämmen
eingefaßten Landflächen (Polder), feinen Äckern, Gärten und üppigen,
von Rinderherden belebten Grasfluren, mit seinen zahlreichen Windmühlen
und auf den Wasserstraßen dahingleitenden Segeln, seinen freundlichen Dör-
fern und sauberen Einzelhöfen bietet ein ganz eigenartiges Bild.
3. Die Geestlandschaft schließt sich landeinwärts an die Marschen an. Sie
verteilt sich auf drei Gebiete: auf die von Belgien hineinragende Campine
(das Kempenland), die Veluwe^ zwischen Rhein und Issel und das Binnen-
land östlich der Südersee. Die Sand- und Kiesablageruugen der ersten
Eiszeit, deren Gletscher jedenfalls bis zur Rheinmündung heranreichten, ent-
behren hier der fruchtbaren Schwemmlanddecke und bilden einen magern
Boden, der in den höheren Lagen Heideflächen trägt, in den Bodensenkungen
von Hochmooren eingenommen wird. Durch Aufforstung der sandigen Strecken
und durch Urbarmachung des Moorbodens sucht man die dürftigen Flächen
für die Kultur zu gewinnen.
Iii. Gewässer. Der größte Teil Hollands gehört dem Mündungsgebiete
des Rheins, der Maas und der Schelde an. In vier, zu je zwei zusammen-
gehörenden stromartigen Meeresbuchten dringt das Meer tief ins Land ein.
Kurz nach seinem Übertritt auf holländischen Boden spaltet sich der Rhein
in zwei Arme, von denen der südliche, die Waal, zwei Drittel des Rhein-
Wassers erhält. Der nördliche, später Lek genannte Arm entsendet die Issel
zur Südersee; oberhalb Rotterdam empfängt der Lek einen Zufluß aus der
Waal und nimmt nun den Namen Neue Maas an. Die Waal, der bei
Gorinchen die Maas zufließt, gabelt sich in verschiedene Arme, von denen
der südlichste in die Vereinigung der beiden großen nördlichen Trichter-
buchten mündet.
1 Betuwe — fruchtbar; Veluwe — unfruchtbar.
16*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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296
Länderkunde. — Europa.
300 km lang. Am Südrande des Taunus verzweigt sie sich in den ebenen Teil
des Rheingaus im W und in die Wetterau (vgl. §203,1), die nach No
weiterzieht und tief in das Mitteldeutsche Gebirgsland eindringt. Sie wird
in ihrer ganzen Länge vom Rhein in süduördlicher Richtung durchströmt.
Nachdem der Rhein den Bodensee verlassen hat, durchbricht er zunächst den Jura
(Rheinfall bei Neuhausen, Bild 102) und dann in den Stromschnellen bei Lauffenburg
einen Ausläufer des Schwarzwaldes. Bei Basel tritt er, die Westrichtung mit der
Nordrichtung vertauschend, in die Oberrheinische Tiefebene ein. In dieser strömen
ihmwasserreichenebenflüsse zu: die Kinzig und die Murg rechts, dielauter links;
weiter abwärts münden die größeren Wasserläufe des Neckars und des Mains.
An der Mainmündung wendet sich der Fluß in scharfem Knie uach W und fließt
am Südabhang des Taunus entlang bis Bingen, dem Anfang seines Durchbruchs-
tales im Rheinischen Schiefergebirge. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts
war der Rhein, besonders auf der Strecke von Basel bis zur Lautermündung, ein
ungebändigter Strom mit starker Neigung zu Stromteilungen, zur Bildung und immer
neuen Umgestaltung von langen Inseln, daher rechts und links von einem breiten
Überschwemmungsgebiet begleitet. Diesem Zustande wurde durch die auf Grund
eines im Jahre 1840 zwischen Frankreich und Baden abgeschlossenen Vertrages
ausgeführte Stromkorrektion ein Ende gemacht, und heute fließt der Rhein, durch
mächtige Dämme zusammengehalten, in stark verkürztem Bette (bis Mannheim um
80 km seiner früheren Laufstrecke) dahin. Der Wasserspiegel des Flusses sinkt zwi-
schen Basel und Bingen von 250 auf 80 m, zuerst rascher, dann langsamer. Darum
wird der Rhein von Basel bis Kehl fast nur für Talfahrt benutzt (Flößerei)*;
dann aber beginnt der Großverkehr durch Dampfschiffahrt, der bei Mannheim,
von wo ab die Fahrtiefe mindestens 2 m beträgt, zu gewaltiger Größe an-
wächst und auch in den Häfen an der Mainmündung, besonders in Mainz,
sehr lebhaft ist.
c) Wirtschaftsleben. Die Ablagerungen von Mergeln und Kalken
bildeten im N ein hügeliges und meist sehr fruchtbares Land; es wird aber hin
und wieder durch sandige, dürftige Inseln mit Kiefernbewaldung unterbrochen.
Den mittleren Teil der Ebene überdeckten der Rhein und seine Nebenflüsse
mit fruchtbarem Schwemmlande. Im 8 dagegen haben die Schotter der eis-
zeitlichen Flüffe unfruchtbare Kies- und Flugsandflächen entstehen lasfen, die
heute meist mit Laubwäldern bewachsen sind. Nur wo die Schotter von
Schwemmland verhüllt oder, wie im Hügelland am Fuße der Gebirge, von
feinem Lößstaub überzogen wurden, ist der Boden von großer Fruchtbarkeit.
Zu der Gunst der Bodenverhältnisse tritt die Gunst des Klimas. Infolge
ihrer geringen Meereshöhe, ihrer Gebirgsumwallung und ihrer offenen Lage
nach Sw hat die Oberrheinische Tiefebene das wärmste Klima Deutsch-
lands (Jahreswärme im Durchschnitt etwa 10°) mit hohen, das Wachstum
der Pflanzen fördernden Frühjahrstemperatnren und milden Wintern. Da auch
ausreichende, auf der Westseite sogar reichliche Niederschläge fallen, so ist
die Landschaft ungemein ergiebig. Der Boden trägt Felder, Gärten und
Wiesen; neben Getreide gedeihen, namentlich im Gebiete des lößbedeckten
* Neuerdings gelangen bei günstigem Wasserstande kleine Dampfer aufwärts bis Basel.
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306
Länderkunde. — Europa.
2. Das Lothringische Stufenland.
§ 189. I. Bodenaufbau und Gewässer. An den Westen des Wasgenwaldes
und des Pfälzer Berglandes lehnt sich das Lothringische Stufenland an.
Es reicht im 8 bis zu den Sichelbergen, im W bis zum Plateau von
Langres und bis an die Argonnen, während es im N an die Ardennen-Eifel
und den Huusrück grenzt. Es stellt das linksrheinische Gegenstück zu
dem Schwäbisch-Fräukischeu Stufenlande dar. Gleich diesem staffel-
förmig nach der dem Rhein abgewandten Seite abgesunken, wird sein Boden
auch von denselben Gesteinsarten gebildet, die das östliche Stufenland zu-
sammeusetzeu. Buntsandstein, Muschelkalk und Kenper treten in der Rich-
tnng von 0 nach W nacheinander zutage; der W wird von Jurakalken
eingenommen. Deu 8 bildet ein formenreiches, von tiefen Tälern durch-
zogeues Bergland. Es geht nach N in ein welliges Hügelland über,
das nur von den Talniederungen aus gesehen ein gebirgiges Gepräge zeigt.
Zwischen Mosel und Saar ist das Hügelland von vielen meist buchen-
umsäumten Weihern bedeckt, Wannen, die durch Einsturz unterirdischer Höh-
lnngen entstanden sind. Während das Schwäbisch-Fränkische Stufenland
durch das Tal der Kinzig, des Neckars und des Mains in enge Beziehung zur
Oberrheinischen Tiefebene gesetzt ist, ermangelt die westliche Landschaft einer
solchen Verbindung und wird durch ihre Bodengestalt mehr auf Frankreich
hingewiesen, besonders im 8. Hier bildet der Wasgenwald einen natürlichen
und politischen Grenzwall (vgl. § 187).
Die Gewässer des Stufenlandes sammeln sich in der Mosel (mit Menrthe
und Saar) und in der Maas. Die Laufrichtung der Flüsse läßt erkennen,
daß die Landschaft von 8 nach N und, allerdings weniger deutlich, nach W
geneigt ist. Das Maasgebiet ist auf eine schmale Zone im W beschränkt,
während sich das Moselland von der etwa 300 m hohen Landstufe am linken
Ufer der Mosel breit nach 0 bis zum westrheinischen Gebirgsrande erstreckt.
Ii. Klima. Bei seiner südwestlichen Lage und geringen Bodenhöhe hat das
Stufenland ein mildes Klima mit einerjahrestemperatur von 9 bis 10" im deutschen
Anteil des Moseltals und im Saargebiet, von 8 bis 9° in den übrigen Gebieten.
Die jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich auf 60 bis 70 cm. Sie nimmt vom
Moseltale aus nach 0 mit der Höhe zu.
Iii. Wirtschaftsverhältnisse. Im ganzen ist das Stufenland fruchtbar
und trefflich angebaut, besonders in den geschützten Flußtälern. Am wenig-
sten ergiebig zeigen sich die rauhen, stark bewaldeten Gebiete um Bitsch und
Saarbnrg an der oberen Saar.
In Deutsch-Lothringen sind vier Wirtschastszonen deutlich zu uuter-
scheiden. Die Bewohner des 0 bis zum Saartale treiben lohnenden
Landbau, Glas- und Porzellanfabrikation (Nähe der Saarkohlen!). Zwischen
Saar und Mosel hat das Vorkommen von Steinsalz im Muschelkalk zahl-
reiche Salzwerke (Chateau-Salins) ins Leben gerufen, während der an der
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Langres Rhein Mains Oberrheinischen Frankreich Maas Deutsch-Lothringen
Das Deutsche Reich, — E. Norddeutsches Tiefland. 389
Überreste alter Rheinläufe. Die weite Ebene wird von südnördlich streichenden,
manchmal inselartig aufgelösten Hügelzügen unterbrochen. Zu ihnen gehört
das Vorgebirge zwischen Rhein und Erst. (Vgl. §200.) Die Erhebungen
des nördlichen Teiles gipfeln in dem Clever Berge (100 in).
b) Wirtschaftsleben. Der durchweg fruchtbare Bodeu der Cöluer Bucht
ist zum großen Teile in landwirtschaftliche Benutzung genommen; ver-
schiedene Gebiete gehören zu den Kornkammern des Rheinlandes. Die
Viehzucht erfreut sich infolge des Wiesenreichtums sorgfältigster Pflege.
Dazu ist der Niederrhein mit wertvollen unterirdischen Schätzen ausgestattet.
Das Vorgebirge enthält reiche Braunkohlenlager; deren Flöze weisen
stellenweise die sonst nirgendwo erreichte Mächtigkeit von über 100 m auf
und liefern jährlich 15 bis 16 Mill. t Kohlen. Daher ist die Herstellung von
Briketts zu einem wichtigen Erwerbszweige geworden. Die Bohrungen der
letzten Jahre haben auch Aufschluß über die ungefähre Verbreitung der
Steinkohle auf der linken Rheinseite gegeben. Danach zieht sich das Stein-
kohlengebirge in einer breiten Zone zwischen Wesel und Duisburg über den
Rhein bis zur holländischen Grenze und bis zum Aachener Kohlengebiet.
Die Menge der abbauwürdigen Kohle bis zu einer Tiefe von 1500 m wird
(nach Eckert) auf der linken Rheinseite auf 10,4 Milliarden t geschätzt (= rund I1f
des gesamten deutschen Kohlenvorrates). Der Lippemündung gegenüber wnr-
den Salzlager von großer Mächtigkeit festgestellt; deren Reichtum an Kali-
salzen soll imstande sein, den gesamten Bedarf Deutschlands auf 250 Jahre zu °
decken. — In dem linksrheinischen Teile dercölnerbucht entwickelte sich Crefeld
zum Hauptsitz der deutschen Seiden- und Samtindustrie, München-
Gladbach, Rheydt, Viersen wurden die Mittelpunkte bedeutender
Baumwollfabrikation, und in neuester Zeit blühten überraschend schnell
der Steinkohlenbergbau und der Eisenhüttenbetrieb in dem der
Ruhrmündung gegenüberliegenden Gebiete der alten Grafschaft Mörs
empor. In die Bewältigung des riesig angewachsenen Verkehrs teilen sich
die großartige Verkehrsstraße des Rheinstroms und ein sehr engmaschiges
Eisenbahnnetz; letzterem fällt besonders auch die Aufgabe zu, einen großen
Teil des Verkehrs zwischen Holland und England einerseits, Süddeutschland, der
Schweiz und Italien anderseits, zwischen dem 0 und der Mitte Deutschlands
auf der einen, Frankreich und Belgien auf der auderu Seite zu vermitteln.
2. Die Münstersche Bucht, a) Die Landschaft. An der Müuduug der Lippe § 239.
gewinnt die Cölnertieflandsbucht Anschluß an die Bucht von Münster. Diese '
füllt den Winkel zwischen dem Teutoburger Walde und dem nördlichen Sauerlande
aus und wird durch die Ems und die Lippe entwässert. Auch die Westfälische
Bucht ist ein Einbruchgebiet, desseu teils wellige, teils ebene Oberflächendecke aus
jugendlichen Ablagerungen, eiszeitlichen Gebilden und Schwemmland besteht.
Den Untergrund bilden wagerecht gelagerte, stellenweise ausstreichende und an
den Rändern (Teutoburger Wald, Egge,Haar) aufgebogene Kreideschichten:
sie verhüllen im 8 ergiebige Steiukohleufelder. An die benachbarte Nieder-
sächsische Tiefebene erinnern die ernsten Moorgebiete und die dürftigen Heide-
sandflächen des N (Senne); nach S nimmt die Fruchtbarkeit des Bodens zu.
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Eckert Crefeld Senne
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Wesel Duisburg Rhein Deutschlands München-
Gladbach Rheydt Viersen Rheinstroms Holland England Italien Deutschlands Frankreich Belgien Westfälische
9. Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge.
71
Sümpfe und Seen des Berglandes mit guten und bösen Kobolden bevölkert, doch
aufgeweckten Sinnes für die Geschäfte der Wirklichkeit und für ein tüchtiges prak-
tisches Zugreifen — lauter Eigenschaften, die ihr markiger Körper noch verstärkt;
denn sie erfreuen sich bei genügsamem Leben eines kräftigen Gliederbaues, gesunden
Aussehens und ausdauernder Gesundheit.
Das Gebirge hört jenseit der Murg auf, den Namen Schwarzwald zu führen,
und seine Fortsetzuug nördlich von Durlach und Pforzheim hat nur vom Rheintal
aus, nach dem sie ziemlich steil abfällt, ein gebirgsartiges Ansehen. Diese unter dem
Namen des Kraichgaues bekannte Einsenkuug zieht sich auf 50 km als ein niedriges,
flachwelliges und angebautes Hügelland von nur 400 m mittlerer Höhe bis zu dem
Durchbruche des Neckar, zum größten Teil aus Muschelkalk bestehend. Jenseits des
Neckar erhebt sich der Odenwald, der wieder größtenteils die Massen des Urgesteins
zeigt und weithin seine schon von den Römern (im „Felsenmeer") ausgebeuteten
Bausteine liefert. Über die mittlere Höhe von 450 m steigert mehrere im Verhältnis
zur Niedrigkeit des Gebirges kühn geformte Gipfel empor, unter ihnen besonders
der Melibocus oder Malchen (515 m) am Westrande und der Katzenbuckel (626 m).
Den Osten des früher mit Eis bedeckten Gebirges bildet Buntsandstein, im Westen
tritt Granit nebst anderen alten Gesteinen zutage und fällt ziemlich schroff ins Rhein-
tal, zur vielbesuchten, von zahlreichen Ruinen überragten Bergstraße ab, an der
jetzt die Main-Neckarbahn entlang führt.
Auch die Hauptmasse des Wasgeuwaldes (Möns Vosegus der Römer, les
Vosges der Franzosen) liegt im Süden. Sein Kamm beginnt auf französischem
Gebiete bei der Burgunder Pforte (trouee de Beifort), die den Jura vom Wasgen-
walde scheidet, mit dem Elsässer Belchen (1245 m) und zieht sich, von der deutsch-
französischen Grenze begleitet, nordwärts bis zum Donon (1009 m) in einer Länge
von 100 und einer Breite von 50 km. Während der Hochwasgenwald sich in seinem
westlichen Abfall als ein wildes, seenreiches Waldgebirge darstellt, das sich längs
der Mosel und Menrthe allmählich nach Lothringen abstust, kehrt er ebenso wie der
Schwarzwald seinen steilen Abfall dem Rheintale zu, in dessen Einschnitten sich wiesen-
und quellenreiche Talgründe bergaufwärts ziehen, von einer gewerbtätigen Ein-
Wohnerschaft bevölkert. Waldlose Rücken des einst vergletscherten hohen Wasgen-
Wäldes dienen als Viehweide. Stille Seen, wie der Schwarze See, ein altes, durch
einen Moränenwall abgeschlossenes Gletscherbecken, liegen zwischen Felsentrümmern,
Höhlen öffnen sich in weltentrückten Tälern, und der Kamm trägt mächtige abge-
rundete, Kugelkappen ähnliche Kuppen, den Kratzen, Trumenkopf, Winterung,
Hoheneck n. a., die mit dichten Nadelholzforsten bedeckt sind und zu den schönsten
Bergwaldungen Deutschlands gehören. Die oberen Talanfänge sind bisweilen mit
kleinen Bergseen oder Torfmooren gefüllt; prächtige Täler, wie das Münstertal
und Steintal, ziehen sich zwischen steilen Bergen in die Ebene hinab, geschmückt mit
kleinen Städten und überragt von Klöstern und Burgruinen. Erst in neuster Zeit,
besonders seit dem Wiederaufbau der Hohkönigsburg, findet diese Gegend den ihr
wegen ihrer Schönheit gebührenden Besuch. Am Ostrande erheben sich ebenfalls
hohe Bergkuppen, von denen der Sulzer Belchen mit 1426 m der höchste ist. Auf
das Urgestein legen sich ringsum devonische und karbonische Ablagerungen, die vom
Breuschtale an vorherrschend werden, bis schließlich dem Kraichgau gegenüber eine
Buntsandsteinmulde, die Pfalzburger Mulde, als natürliche Grenzlinie auftritt, über
die bei Zaberu eine Straße, eine Eisenbahn und der Rhein-Marne-Kanal die Ver-
bindung mit Lothringen herstellen.
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247
sind reißende, schnellströmende Alpengewässer, die ihre Fluthen
im flachhüglichcn Hochlande der nördlichen Schweiz vereini-
gen. Mit seinem Austritt aus dem Bodensee wendet sich
der Rhein westwärts bis Basel, er durchbricht auf dieser
Strecke in dem 60' hohen Fall von Schaffhaasen die
Kalkmassen des Jura, und nimmt darauf als eigentlich deut-
scher Strom wiederholt eine nördliche Direction.
Bei Basel hat der Rheinspiegel, dessen erhabenste Quell-
punkte in der Alpenlandschaft 9000' M. H. erreichen, nur
noch 800' M. H. Hier beginnt der mittlere Lauf des
Stroms. Die Gebirgsabfälle rechts und links sind steil
aufstcigende Berghohen, zwischen denen sich die 36 Meilen
lange, 6 Meilen breite oberrheinische Ebene ausdehnt;
ein tiefer Erdriß von den Trümmern der zu beiden Seiten
emporgehobenen Massen überdeckt, die Vogesen im Westen,
der Schwarzwald, Spessart, Odenwald im Osten. Auf ihren
breiten Rücken tragen diese aus Granit-, Gnciß- und Por-
phyrmassen zusammengesetzten Bcrgzüge Sandsteinbildungcn,
die über dem Scheitel der Granit- und Porphyrbildungen
mit emporgehoben wurden. Ueber den mit Burgruinen
bedeckten Bergabhängen breiten sich Waldungen aus, die
bis an den Fuß der Gebirgsrücken reichen; hier ziehen
Heerstraßen durch die überaus belebten Culturflächcn des
Elsasses, der Pfalz, Badens an volkreichen Ortschaften
vorüber.
Viele, zum großen Theil schiffbare Zuströme sind cs,
die die umschließenden Gebirgshöhen durchbrechen und ihre
Wasser der Hauptader zuführen. Unter diesen nennen wir
links:
Die Jll, die auf dem Jura entspringt, Colmar,
Schlettstadt berührt und bei Straßburg in den Rhein
mündet: Die Schiffbarmachung der Jll durch einen Seiten-
kanal, der unter dem Namen des Rh ein-El saß kan al zum
Doubs führt, bewirkt in indirekter Weise eine Verbindung
des Rheins mit den Wassersystemen der Rhone, Loire, Seine.
Unter einer großen Zahl weniger bedeutsamer Zuflüsse sind
noch zu nennen die pfälzischen Ströme:
Lauter, Queich, Speyer.
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250
Felsufer, deren theilweise steiles Herantreten an den Spie-
gel des Stroms erst durch Felösprengungen die Anbahnung
von Fahrstraßen möglich machte, bestätigen diese Hypothese
auf das Unzweideutigste.
Unterhalb Koblenz wandelt sich die Natur der Ufer-
seiten abermals. Schon bei Andernach tritt eine Menge
abgestumpfter Vulkankegcl hervor; die Ausfüllung der Schluch-
ten durch Seebecken mit lavaartigen Uferumsäumungen, na-
mentlich Bimsteinbildungen, die in mächtigen Ablagerungen
die Ebenen von Neuwied und Andernach bedecken, auf
dem rechten Ufer das Siebengebirge mit seinen sieben Basalt-
und Trachitkegeln, alle diese Erscheinungen sind als die
unzweideutigen Spuren einer hier einst wirksamen, großar-
tigen vulkanischen Thätigkeit zurückgeblieben. Aehnliche Ver-
hältnisse sind es, die zum großen Theil auch den Flüssen
angehören, die zu beiden Seiten des Schiefergebirges sich
in den Rhein ergießen. —
Wir nennen auf dem linken Ufer:
Die Nahe. Sie fließt in einem durch steile, felsige
Uferränder cingeschlossenen Thal, von den Plateaumassen
des Donnersberges und des Hundsrück begrenzt, über
Kreuznach dem Rheine zu, in den sie sich bei Bingen
ergießt. — Ein größerer Zustrom,
Die Mosel, entspringt von den Abfällen des Ballon
de Sulz und des Grand Ventron. Ihre Quelle hat über
2000' M.h.; erst bei Epinal tritt sie aus den Vorhöhen
des Vogesenzuges heraus, durchströmt To ul, Metz, Thion-
ville berührend die Hochfläche Lothringens in einem durch
begleitende Höhenzüge eingeengten Thal, dessen Sohle im
Allgemeinen fruchtbar und bebaut, sich bei Metz zu einer
breiten, cultivirten Fläche erweitert, und durchschneidet bei
ihrem Eintritt in das rheinische Bergland oberhalb Trier,
in einem tief eingefurchten, durch pittoreske Naturschönhcitcu
ausgezeichneten Thal in einem mannigfach gewundenen Lauf
die Massen des Hundörück und der Eifel. — Eine ähnliche
Natur entwickeln die rechten Moselzuflüsse, deren ersterer,
die Meurthe, Lüne ville und Nancy berührt, und die
Saar, vie bei Saarlouiö und Saar brück vorüberzieht.
— Aus der linken Uferseite strömt der Mosel oberhalb der
Saarmündung die Sure zu. ,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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192
Ausschuß in Paris, an welchen die Verhandlungen ka--
men, ward scheu so durch die Wünsche der holländischen
sogenanten Patrioten, namentlich durch Daendels, bestimt,
daß die niderländischen bevolmächtigten, Repelaar und
Brantsen, nichts erreichten. Beide niderlandische Parteien
steigerten sich in Paris durch Geldanerbieten. Die Be-
volmachtigten boten 80 Millionen Gulden für den Fri-
den; die Patrioten aber boten 10v Millionen, wenn
ihnen die Franzosen nur zur Regirung helfen wollen.
Warend dieser Unterhandlungen trat plözlich anhal-
tender, heftiger Frost sin. Die Franzosen, die hierdurch
die Niderlande ihrer stärksten Waffe, der Waßerverteidi-
gung, beraubt sahen, kündigten nun einen kurz vorher
gcschloßenen Waffeustilstand auf, sagten den Patrioten
Hilfe zu, und drangen in die Territorien der Republik
ein. Grave ergab sich am 30ten Dec. 1794. Anfangs
Januar 1795 besczten die Franzosen die Betuwe; die
englischen Truppen zogen unter argen Gewalttätigkeiten
in der Richtung nach Emden ab, wärend die Franzosen
vortreftiche Manszucht hielten. Pichegru gierig über den
Leck nach Utrecht; liberal erhob sich die patriotische Par-
tei. In Amsterdam zogen die Franzosen unter dem Ju-
bel der Einwoner ein, und am längsten hielt sich noch
Zeeland. Zum Uuglük und zur waren Strafe für die
patriotische Partei in den Niderlanden, schloß in dieser
Zeit auch Preuffen Friden mit Frankreich. Es war im
Herbste und zu Anfänge Winters noch wegen der polni-
schen Verhältnisse nicht ganz beruhigt; die Engländer und
Niderländer hatten aufgehört, Subsidieu zu zalen; unter
solchen Umständen gieng Preuffen eutschiden auf die von
Frankreich gebotenen Fridensunterhandlungen ein. Schon
im Herbste waren die preussischen Truppen auf das
rechte Rheinuser zurükgegangen. Für die Unterhandlun-
gen über den Friden aber bildete die französische Legation
in der Schweiz das Mittelglid. Becher, einer der At-
taches bei der französischen Gesandschaft, der mit diesen
Unterhandlungen vom Wolfartsausschuße (d. h. dem neuen,
dem unter anderen die diplomatischen Angelegenheiten
über-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Pichegru
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Emden Utrecht Amsterdam Zeeland Niderlanden Frankreich Frankreich Rheinuser
Mitteleuropa. Das uiederrheinische Bergland. 173
§.409. Das nieder-rheinische Bergland. Am Nord-
ende der Vogesen und der Ebene Lothringens erhebt sich ein
Berglaud, das von der Quelle der Sambre No. bis zu der der
Diemel zieht, etwa 50 M. lang und gegen 20 breit. Es ist ein
Plateau mit hügliger Oberfläche, im Durchschnitt von 1500 F.
Hohe, über dem sich die höchsten Spitzen nur um höchstens
1200 F. erheben; sein Abfall ist nach O., W. und N. allmählich,
(auf der Nordseite dringt das Tiefland am Rhein in einem Busen
tief hinein), nach S. steil. Zwei Queerspalten durchschneiden es in
ganzer Breite, an der Westecke die von der Maas, in der Mitte
die vom Rhein durchflossene, durch welche das Ganze in zwei
Abtheilungen zerfällt; diese werden überdies noch beide von zwei
Längenspalren (den Thälern der Mosel und Lahn) ganz durch-
schnitten und jede in einen nördlichen größeren und plateauförmigen
und einen südlichen kleineren Theil, in dem die Kettenbildung
mehr hervortritt, getheilt.
§. 410. Das west nied errh einische Bergland steigt am
Rhein steil auf mit dem Plateau der Eifel von etwa 1600 F.
Höhe, über welchem sich nur niedrige Höhen zerstreut erheben,
(die hohe Acht 2200 F., die hohe Eifel u. s. w.); sonst sind
es breite Flächen, nicht selten kahl und öde, an anderen Stellen
bewaldet, im Ganzen wenig ergiebig. Besonders interessant ist es
durch die zerstreuten Berge von Kegclform und rundlichen Vertie-
fungen (der Laach er Sec), welche die deutlichsten Spuren vul-
kanischer Thätigkeit beurkunden. Die Thäler (der Ahr, Roer
und der Zuflüsse der Mosel) sind anfangs flach und breit, dann
felsige, enge Schluchten, die nach dem Ausgange zu immer tiefer
werden. Aehnlichen Charakter behält die westliche Fortsetzung
dieses Plateaus, so in Nw. zwischen der Roer und Ourthe, wo
die hohe Veen eine weite, offene, baumlose, mit Torfmooren
bedeckte Fläche bildet, in der einzelne Puncte über 2000 F. auf-
steigen, und in W. und Sw. am Westufer der Ourthe bis zur
Maas und auf deren Westseite die Ardennen, deren im Ganzen
1500 F. hohe, meist wellige Fläche noch weniger Bergzüge trägt
als die Eifel und nur von tiefen Thälern durchsetzt wird, übrigens
theils mit dichtem Walde, theils mit Gebüsch bedeckt und nur
schlecht angebaut ist; der Reichthum dieser Berge an Kohlen ist Die
Basis der ausgedehnten Fabriken des südlichen Belgiens geworden.
Der westlichste Theil um die Quellen der Sambre jenseits des
tiefen, felsigen Spaltes, in welchem die Maas von Mezi^res
bis Namur das Bergland durchschneidet, ist der niedrigste und
sinkt allmählich mir bewaldeten Höhen zum Tieflandc herab,
während ähnliche auf der Nordseite der Maas von Namur bis
Lüttich den Uebergang zu demselben bilden.
(Anm. Die historische Bedeutung dieser Gegenden. Luxemburg,
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Die Mittelgebirge; — west-rheinisches Dcrgland. 559
Unter den Höhenzügen Lothringens sind besonders zwei
hervorzuheben; der eine bildet den West-, der andere den
Süd-Rand des Plateaus. Dieser letztere trägt die Wasser-
scheide zwischen dem Mittelmeere einer-, der Nordsee und
dem Kanal andrerseits; auf ihm entspringt die Maas. Der
erstere bildet die Ränder des muldenförmigen, breiten Maas-
Thales, welches ihn der Länge nach durchschneidet. — Es
ist ein zerklüfteter, höhlcnreicher Felsboden, über welchen die
Maas, anfangs zwischen 1200 —1500, nördlicher zwischen
1000 — 1300' hohen Rändern, hinfließt. Oberhalb Neuf-
chateau verschwindet sie plötzlich in einer der unterirdischen
Klüfte (porte de la Mense), und tritt erst è Meilen spä-
ter wieder an die Oberfläche. Die flachen, breitscheitligen
Höhen, welche ihr Thal umschließen, zeigen zum Theil eine
ähnliche Zerspaltung und Zerklüftung und zwar in der Quer-
richtnng ihres Streichens. Dies ist namentlich der Fall in
der Gegend von Commercy, bei Grandpré, bei le Chene
populeux. Unterhalb Commercy erscheinen sie, wegen der
Niveau-Verminderung der anliegenden Flächen, relativ hö-
her als zuvor, wenngleich nur in 1000—1300' absoluter
Höhe; sie werden zugleich breiter und rauher als vorher, bil-
den nun ein flach- und breitscheitliges, ödes, großentheils
waldbcdecktes Plateau, dessen West-Fuß von der oberen
Aisne bespült und welches durch das breitere Maas- und
das engere Aire-Thal in drei Rücken zerlegt wird, von de-
nen der östliche bis 1200, der mittlere bis 1000, der west-
liche aber kaum bis 900' absoluter Höhe aufsteigt. Der
westliche wird bei Grandpré vom Aire - Thal, der mittlere
von dem zur Maas gehenden Bar-Flusse, der östliche vom
Chiers durchbrochen; im Norden dieser Senkungen steigen
die Ardennen auf. Nur der westliche, kleinere und niedri-
gere dieser plateauartigen Höhenzüge führt eigentlich den Na-
men des Argonnen - Waldes, eine Benennung, die in-
deß auch auf die übrigen mit übertragen wird.
Zur Würdigung der relativen Höhcnverhältnisse folgt
hier das
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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