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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 58

1887 - Berlin : Dümmler
58 Deutsch-Ostafrika. gewirkte Zeuge, Flanelle, wollene und baumwollene Wäsche, Decken und Moskitogewebe, Bandeisen und Werkzeuge, Eisen- und Stahl- waren, wie z. B. die verschiedensten Messer, Angelhaken, Näh- und Stecknadeln, Scheren, Arm- und Fußspangen, Flaschen, Gläser, Spiegel, Teller, Schüsseln, Töpse, Krüge, Salz, Provisionen, Kleider, Schuhwerk, Hüte, Schirme, Uhren, Schmucksachen, Leder- und Ga- lanteriesachen, Toilettengegenstände, Petroleum, Zündhölzer (Kb.schwe- dische), Haaröle und Pomaden, — vor allem aber Rum, Schieß- Waffen, Munition, Korallen und Glasperlen, kurz alles was Europa produziert, und sei es der obligate Frack und Cylinder, in denen häufig Neger-Gentlemen paradieren. Der Handel ist entweder Tausch- Handel oder Handel in bar Geld, in diesem Falle mit arabischen oder englischen Silber- und Goldmünzen. Die Kanris, das früher ge- bräuchliche Muschelgeld, kommen mehr und mehr außer Kurs und werden ins Innere hinein gebracht, wo sie noch hoch im Werte stehen. Der Export oder die Ausfuhr der afrikanischen Rohprodukte beschränkt sich hauptsächlich auf Palmöl und Palmkerne, Elfenbein, Affenfelle, Kopal, Ebenholz, Camwood oder Rotholz, Kalabar-Bohnen (eine Gift enthaltende kastanienartige Nuß) und etwas Kautschuk. M. Lindner. Das deutsch-ostafrikanische Gebiet. Leipzig 1885. E. Schlömp.

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 60

1887 - Berlin : Dümmler
60 Die Niam-Niam und Monbuttu. ungemein viel, und es wäre sehr schwer, hierin eine neue Form aus- findig zu machen, die Haare in Flechten zu legen und diese zu Zöpfen und Knäueln aufzubinden, welche die Niam-Niam nicht be- reits kennten. Sie haben sehr große Haarnadeln von Elfenbein, dann einen Strohhut mit Federbusch. Weiter spielen Halsschnüre, aus den verschiedensten Zähnen (von Elefanten, Löwen ?c.) zusammen- gesetzt, eine Hauptrolle, die auf der dunklen Haut des Körpers prachtvoll abstechen. Als Stammesmerkmal haben die Sandeh — das ist der Name, den sie sich selbst geben — 2 bis 3 mit Punkten ausgefüllte Quadrate tättowiert, welche eine X-förmige Figur von stets gleicher Gestalt auf der Brust bilden. Außerdem tragen die einzelnen noch als in- dividuelles Kennzeichen auf der Brust und am Oberarm einige Tät- towierungen. Ihre Hauptwaffe ist die Lanze und der Trumbasch, eine Wurfwaffe; sie besteht aus zwei gleichschenkligen, mit spitzen Zacken versehenen Ranken. Bogen und Pfeile sind nicht allgemein im Gebrauch, wohl aber verschiedene größere Messer mit sichelartiger Klinge, den türkischen Säbeln nachgebildet. Es ist schwer anzugeben, ob man dieses Volk ein ackerbauendes oder ein Jägervolk nennen soll, beide Beschäftigungen gehen bei ihnen Hand in Hand, die Bodenbestellung ist indes entschieden eine ziemlich geringe, und bei der Fruchtbarkeit des Bodens erscheint die Arbeit zumal unbedeutend. Wie in Abysstnien wird auch hier ein wohlschmeckendes Bier ge- macht, auf dessen Bereitung die Eingeborenen die größte Sorgfalt verwenden. Vieh jeder Art fehlt dem Lande, die einzigen Haustiere sind Hühner und Hunde. Bezüglich des Genusses der letzteren sind sie ebenso wenig wählerisch wie die Monbuttu und Dinka. Im großen und ganzen sind jene Völker Anthropophagen, obgleich einige Häupt- linge großen Abscheu gegen Menschenfleisch zeigen. Sie tragen mit Ostentation die Zähne der Verspeisten als Schmuck; sie schmücken alle Gerätschaften mit deren Köpfen. Am häufigsten und allgemein- sten wird das Fett von Menschen verspeist. Es wurde sogar schon constatiert, daß Leichen solcher, welche auf dem Marsche starben und verscharrt worden waren, aus den Gräbern geholt und verzehrt wurden. Einer der Gewährsmänner dieser Angabe, dem ich anfangs stets mit Zweifeln begegnete, mußte einen Teil feiner Aussage buch- stäblich mit seinem eigenen Leibe bestätigen, als er in der Nachbarschaft

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 41

1887 - Berlin : Dümmler
Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 41 trennlichen Gefährten, der Tabakspfeife. Späterhin wird der aus Binsen geflochtene Thürvorhang weggenommen, und man geht hin- aus, um sich von den erwärmenden Strahlen bescheinen zu lasfen. Die Dörfer sind stark bevölkert, die Häuser stehen dicht neben ein- ander, und die Bewohner derselben können in aller Bequemlichkeit miteinander schwatzen. Etwa um sieben Uhr ist der Thau vom Grase verschwunden, und nun treiben die Knaben das Vieh auf die Weide hinaus, um erst gegen Sonnenuntergang mit demselben zurück- zukehren. Abends um acht Uhr genießt man einen Brei, der aus Durra bereitet wird; man nennt ihn Ugali; wer sich Pombe, Bier, verschaffen kann, trinkt davon von früh bis spät. Der Mann hat nach seinem Frühimbiß die Pfeife genommen und ist zur Jwanza gegangen, einer großen Hütte, welche als Ver- sammlungs- und Gesellschaftsort dient und wohin die Frauen nicht kommen dürfen. Dort verweilt er den größten Teil des Tages über müßig, fchwatzt, lacht, fchläft und fchmaucht Tabak. Nicht selten vertreibt er sich die Zeit durch Spiel, denn das ist seine Leidenschaft. Sehr beliebt ist „Kops oder Rücken", das er mit einem flachen Steine, einem runden Stück Zinn oder mit dem Boden eines zer- brochenen Topfes spielt; einige verstehen auch das Bao, welches an der Küste häufig vorkommt; es ist eine Art von Roulette, das man mit starken Marken spielt, auf Tafeln, in welchem tasten- förmige Vertiefungen angebracht sind. Unter den Wanyamwezi haben sich manche durch das Spiel so sehr zu Grunde gerichtet, daß sie sich als Sklaven verkaufen mußten; andere haben ihre Mutter gegen eine Kuh oder zwei Ziegen beim Spiel eingesetzt. An Streitig- keiten und Schlägereien ist natürlich bei solchen Belustigungen kein Mangel, sie pflegen indessen unter Bewohnern ein und desselben Dorfes unblutig abzulaufen. Zu anderweitigem Zeitvertreib schnitzelt man an einem Stück Holz, bohrt Pfeifenröhre und umflicht dieselben mit Draht, schert einem Nachbar den Kopf, zieht sich auch wohl die Haare aus Bart, Brauen und Augenlidern, oder putzt an den Waffen herum. So kommt die Mittagszeit heran und der Afrikaner schlendert nach Hause, um gegen ein Uhr seine Hauptmahlzeit einzunehmen, welche die Frau für ihn bereit hält. Jndeffen liebt er es doch fehr, mit anderen beisammen zu sein und läßt auch wohl die Speisen nach der Jwanza bringen, wo sich dann auch seine Knaben und einige männliche Verwandte einfinden, um an der Mahlzeit teil zu nehmen.

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 43

1887 - Berlin : Dümmler
Leben und Treiben in einem ostafrikanischen Dorfe. 43 Bauer zwischen sechs und sieben Uhr morgens seine Hütte, manch- mal ohne etwas genossen zu haben, weil jetzt Nahrungsmittel seltener werden; er speist erst, wenn er bis Mittag gearbeitet hat und dann wieder heimkommt. Nachmittags arbeitet er wieder ein wenig, und dabei müssen ihm die Weiber Helsen. Abends gehen alle unter Ge- sang ins Dorf zurück. Zur Zeit des Mondscheins ergeht es dem Afrikaner wie dem Schakal; er wird aufgeweckt und ungewöhnlich regsam. Die Mädchen werden unter Getrommel und Getöse aus den Hütten geholt, um den Tanz mit anzusehen, der übrigens nur höchst selten für beide Geschlechter gemeinschaftlich ist. Bei ihren Sprüngen sind sie alle- mal sehr ernsthaft, und auch von ihrer Mnsik läßt sich nicht viel Rühmliches sagen. Sie halten den Takt ganz vortrefflich, aber im übrigen ist es mit ihrem musikalischen Sinne schlimm bestellt; sie bringen es nicht über die einfachsten und einförmigsten Tonkombina- tionen hinaus, und auch in dieser Beziehung, wie in allen anderen Dingen, sehlt ihnen das Talent zum Schaffen. Doch muß hervor- gehoben werden, daß sie an Harmonie ihre Freude haben; der Fischer singt zum Ruderschlag, der Träger, wenn er seine Last schleppt, die Frau, wenn sie Korn zermalmt. Manchmal sitzen die Bauern am Abend stundenlang im Kreise und wiederholen mit unablässigem Eifer immer und immer wieder ein paar Noten, die sich stets gleich bleiben, und ein paar Worte, die eigentlich nichts bedeuten. Das Recitativ wird vom vollen Chore unterbrochen, der zumeist in Dur singt. In die Einförmigkeit des täglichen Lebens und Treibens kommt einige Abwechslung durch häufige Trinkgelage und zuweilen durch eine Jagd. Die Gäste versammeln sich früh am Tage, und nehmen im Kreise Platz und setzen sich je zu Dreien oder Vieren dicht neben- einander, damit die Schale besser herumgehen könne. Der Mwan- dasi, der Mann, welcher dieselbe füllt und jedem einzelnen reicht, bedenkt und bedient zuerst die Häuptlinge und Ältesten, welche auch größere Gesäße erhalten als die übrigen. Der Sonso, Trinkbecher, der auch auf Reisen als Feldflasche dient, wird von den Frauen aus einer Grasart, Mawu, oder wilden Palmblättern verfertigt. Die Stengel werden gespalten und zu seinen Fäden gedrillt, welche dann von unten aus zusammengerollt, aneinandergelegt und zusammen- gebunden werden^ so daß das Ganze einem abgestumpften Kegel oder einer türkischen Kappe, dem Fez, gleicht. Häufig wird dieser Becher

5. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 171

1887 - Berlin : Dümmler
Eine arabische Schenke. — Die heulenden Derwische. 171 sich die nickenden Gipfel der Dattelpalmen an dem dunkeln Nacht- Himmel ab, während furchtsam flatternde Nachtvögel mitunter die Stille der heiligen Nacht unterbrechen. Wir haben endlich unser Ziel erreicht, klopfen mit dem eisernen Schlägel an die wohlverschlossene Hausthür, welche schlaftrunken der arabische Pförtner öffnet, um uns einzulassen. Müde legen wir das Haupt auf die Kiffen, um von Kairo und Taufend und eine Nacht zu träumen. 2. Eine arabische Schenke. — Die heulenden Derwische.*) Abends unternahm der Herzog, von einem der Dolmetscher und anderen Herren der Gesellschaft begleitet, einen Ausflug durch die Straßen der Stadt, welche das nächtliche Leben des Ramadhan doppelt phantastisch erscheinen ließ. Mau besuchte verschiedene Kaffee- Häuser, die mit Laternen und lodernden Herdfeuern die Vorüber- gehenden zur Einkehr einluden und ein interessantes Bild arabischer Schenken boten. Es sind meist sehr enge, stark verräucherte und nur mit einer Lehmbank und einigen niedrigen, aus Palmenstäben zu- sammengesügten Sesseln, ein paar großen Wasserkrügen, Kochgeschirr und Tassen ausgestattete Gemächer, deren einziger Schmuck in einem hübsch verzierten Thürbogen oder einem Gitter am Eingang, sowie in einer Anzahl von Nargilehs, d. i. Wasserpfeifen mit Glasurnen und biegsamen roten Röhren besteht, aus denen persischer Tabak ge- raucht wird, und die der beturbaute Wirt seinen Gästen gegen eine kleine Entschädigung für die Füllung vermietet. Die Taffen, durch- gehends sehr klein, stehen statt auf Untertassen in Metallgefäßen von der Form und Größe unserer Eierbecher. Die Gesellschaft in diesen Räumen raucht, träumt und meditiert. Einige fpielen Domino, an- dere ein Spiel mit kleinen Metallbechern, die mit der Wölbung nach oben auf einem runden Brette stehen. Der Bankhalter versteckt unter einen dieser Becher einen Ring, schiebt die Becher durch- einander und läßt nun raten, wo sich der Ring befindet. Bisweilen erscheint im Kreise der Turbane und Kastane ein Märchenerzähler oder ein wandernder Straßensänger, welcher in der Weise der alt- griechischen Rhapsoden, bald singend, bald deklamierend, Stücke aus der Geschichte Autars, des „Vaters der Ritter", oder aus dem *) Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Ägypten und den Ländern des Habab. Leipzig, 1864.

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 206

1887 - Berlin : Dümmler
206 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. Häuschen; verschleierte Frauengestalten huschen vorüber und entziehen sich bei der nächsten Straßenwendung den neugierigen Blicken des Rumi. In kleinen, nischenartigen Buden, welche nur von einer ein- zigen, zugleich Thüre und Fenster vorstellenden Öffnung Luft und Licht empfangen, betreiben die eingeborenen Handwerker unter den Augen der Vorübergehenden ihr Geschäft. Mit bewundernswerter Geschicklichkeit handhaben sie ihre Werkzeuge, welche seit Jahr- Hunderten unverändert dieselben geblieben sind, und bedienen sich bei der Arbeit in gleichem Maße der Hände und der Füße. Die Zunft der Sattler hat schon zur Zeit der Könige von Tlemcen besonderes Ansehen genossen ob ihrer Kunstfertigkeit; noch heute bleibt man er- staunt vor ihren kleinen Werkstätten stehen und bewundert die äußerst geschmackvoll mit Gold und Silber gestickten Sattel und Zaumzeuge aus rotem marokkanischen Leder gefertigt, wahre Meisterstücke. — Wir drängen uns durch die engen Gassen, immer neue Bilder rein orientalischen Lebens hemmen den Schritt. Dnrch die Fuß- gänger suchen sich mit ihren schwerbeladenen Bnrrikos (Esel) die Land- bewohner Bahn zu brechen, dabei ihre Waren: Orangen, Citronen und sonstigen Erzeugnisse mit lautem Rufe feilbietend. Wo brei- tere Straße den schmalen Weg kreuzt, fesselt seltsamer Aufzug das Auge: in langer, ungeordneter Reihe ziehen Kamele vorüber, die zerlumpt aussehenden Tiere sind mit großen, sackartigen Körben be- lastet, die zu beiden Seiten tief herabhängen; mit wunderlichem Hausrate sind sie angefüllt: mächtige, mit Henkeln versehene Thon- krüge, den alten Amphoren vergleichbar, ragen daraus hervor, allerlei Hausgeräte und abgebrochene Zelte sind sichtbar und daneben hängen in holder Eintracht Hähne und Hennen an den Beinen zusammen- gebunden in beklagenswerter Lage, aber stoisch in ihr Schicksal er- geben. Und auf dem Rücken der Tiere zusammengekauert sitzen un- verschleierte Frauengestalten in blauen, wollenen Gewändern. Buntes Kopftuch umschlingt die wirren, pechschwarzen Haare; an silbernen Kettchen befestigte Goldmünzen verschiedener Größe decken, wie eine Krone, die gebräunte Stirne; kunstreich aus Silber getriebene schwere Kugeln und Ringe fallen, wieder durch silberne Ketten gehalten, .von den Schläfen zu den Schultern herab; ähnlicher Zierrat ist um den Hals gelegt, und bei jedem schwerfälligen Schritte des zottigen Kamels klirrt und klingt der Schmuck wie viel hundert silberne Glöckchen. Die Oberarme und die Gelenke und die Knöchel der zierlichen Füße umschließen silberne Spangen aus breitgeschlagenem

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 210

1887 - Berlin : Dümmler
210 Mohammedanische Lebensbilder aus Algerien. wissen, ergreist etliche seiner Schlangen und verfolgt mit diesen den Araber, welcher aus dem enggeschlossenen Kreise vergebens zu ent- kommen sucht, indem er dazu bei allen mohammedanischen Heiligen schwört, er werde unter den Schlangen ein furchtbares Blutbad an- richten. Der Jubel des Publikums erreicht seinen Höhepunkt, alles lacht und klatscht in die Hände und die vor Freude närrischen Neger schlagen sich mit ihren Musikinstrumenten gegenseitig auf die Köpfe. Nachdem sich dieser Sturm des Beifalls gelegt hat, zieht der Ma- rokkauer aus einer umgehängten alten Ledertasche eine ans Knochen gefertigte Doppelflöte hervor, und während er auf derselben eine einförmige Weise spielt, löst und entwirrt sich der Schlangenknäuel, eine Schlange nach der andern kriecht hervor und hoch aufgerichtet, mit den langen, spitzen Zünglein zischend, folgen sie ihrem Führer, bis dieser und die Tiere ermatten. Wieder nimmt uns der arabische Stadtteil aus und wieder ar- beiten wir uns durch die schmalen, überwölbten Gäßchen und machen endlich Halt bei einem Hause von gutem Aussehen: der Zanja der Fakire des Muley-Taieb. Diese in Tlemcen zahlreiche Brüder- schaft hält ihre wöchentlichen Zusammenkünfte in diefem Hause ab. Ein höflicher Diener weist uns einen Platz am Ende eines Ganges an, von welchem aus ich auf den innern Hofraum herabzusehen ver- mag. Den viereckigen Raum umgiebt auf vier Seiten das ein- stöckige, mit weißem Kalk beworfene Ordensgebäude; in der linken Ecke desselben befindet sich eine bis zum Rande mit Wasser gefüllte Eifterne, von zierlich geformtem, Arabesken darstellenden Elsengitter umgeben. Auf zwei Seiten des Hofes, mir zur Linken und auch meinem Standorte gerade gegenüber, öffnen sich zu ebeuer Erde breite Logen, durch lang herabwallende, faltenreiche Vorhänge von bunter Farbe noch verschlossen. Auf dem mit breiten Steinplatten gepflasterten Boden sind Matten gebreitet, aus welchen etwa vierzig Mäuuer in sitzender Stellung mit untergeschlagenen Beinen Platz genommen haben. Zwei räumlich von einander getrennte Gruppen sind zu unterscheiden: in der Ecke, uns gegenüber, bilden sechs Männer einen kleinen Kreis; es sind dies die Musiker und die Vor- sänger. Der erste Vorsänger, ein schöner Mann mit reichem, schwarzem Vollbarte giebt die Weise an, als zweite und tiefere Stimme begleitet ihn ein Jüngling. Die Instrumentalmusik wird von einem Kapellmeister geleitet, welcher im Takte, nach dem vom Vorsänger angegebenen Rhythmus ein eisernes Becken schlägt, zwei

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 276

1887 - Berlin : Dümmler
276 Bilder von der Goldküste. gegeben. In den meisten Gegenden des Fantilandes ist der Boden leicht mit Gold geschwängert, aber das unvollkommene Verfahren der Eingeborenen bei der Scheidung desselben macht die Mühe kaum bezahlt. Sie füllen einen Kürbis zu einem Teile mit Erde an, mischen diese mit Wasser und schütteln sie. Die Goldteilchen sinken zu Boden und die Erde wird herausgeworfen. Durch dieses fort- gefetzte Verfahren wird das Gold vollständig von der Erde geschieden und in ganz kleinen Körnchen auf dem Boden des Kürbisses liegend ge- funden. Auch bei Winnebah findet sich Gold in Granitstücken ver- larvt, welche zerstoßen und auf dieselbe Weise gesichtet werden. Es läßt sich kaum bezweifeln, daß es auch noch in Teilen des Innern in großer Menge und in reichen Adern sich finden werde. Wir selbst haben ein Stück von elf Unzen gesehen, und Dupuis sagt, er habe in Kumassi Stücke von einem Gewichte von vier Pfund ge- sehen. Es scheint nicht, daß die von der Goldküste ausgeführte Quantität des Goldes sich in den neuern Jahren vermehrt habe; im Gegenteil ist sie, wenn wir die hierüber gemachten Angaben als genau ansehen dürfen, bedeutend gesunken. Mr. Swanzy spricht es in seinem, vor dem Komitee des Parlaments im I. 1816 ge- gebenen Berichte als seine Meinung aus, daß jährlich hunderttausend Unzen Gold erzielt werden. Dies ist beinahe doppelt so viel, als gegenwärtig ausgeführt wird. Die Importen sind Baumwollen-, Seiden-, Sammet- und Wollenwaren, Spirituosen, Wein, Tabak, Eisen, Messing, Kupfer, Blei, kurze Waren, Töpferzeug, Mefferfchneidewaren, Flinten, Pulver, Flintensteine, Eingesalzenes, Hausgerät, Kügelchen zu Schnüren, Muschelschalen (Kauris), Thee, Zucker, Bier und eine unendliche Menge gewöhnlicher Verbrauchsartikel. Der Handelsgeist ist im Afrikaner sehr stark. Gewissermaßen besteht die ganze Bevölkerung aus Handelsleuten. Auch die afrikanischen Frauen haben ihre Lust daran, auf den Marktplätzen unter den Bäumen zu sitzen und hier ihre Waren zum Verkaufe auszulegen oder sie durch die Straßen der Stadt und von Dorf zu Dorf hausieren zu tragen. Ihr Handel ist indes bislang noch wenig mehr als der Austausch einer Ware gegen eine andere. Die Häuser der Goldküstenbewohner zeigen nicht viel architekto- nischen Schmuck oder eine große Mannigfaltigkeit und Menge von Gelaffen und Bequemlichkeiten; aber selbst die armseligsten bieten ihren einfachen Bedürfnissen ein geräumiges Obdach dar. Die

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 340

1887 - Berlin : Dümmler
340 Deutsch-Äquatorial-Afrika. Mattengeflecht und Rinde, im Gegensatz zu den Bewohnern der Goldküste, die Lehmhütten bauen, welche, eng zusammengedrängt und schmutzig, einen sehr häßlichen Eindruck machen. Bei den elenden Bergbewohnern, den Bakwiri, ist auch nur geringe Sorgfalt aus die Häuser verwandt. Dieselben sind hier auf dem nackten Boden errichtet, länglich viereckig. Die Wände bestehen aus einem gitter- artig aus Stangen gebildeten Geripp, das notdürftig mit Rinde be- legt ist. Das mit Palmblättern liederlich gedeckte Dach schützt nur wenig gegen den Regen. Eine bedeutend größere Mühe und Sorgfalt verwenden die Flußanwohner auf ihre Hütten, die eine große Reinlichkeit und Sauberkeit zeigen. Diese Hütten sind aus einem zwei bis drei Fuß hohen Lehmsockel errichtet. Die Wände werden aus den Blattstielen der Weinpalmen, Bambu genannt, hergestellt und sorgfältig mit Schalen von Bananenstämmen belegt und dicht gemacht. In der Mitte der einen Längewand befindet sich das Thürloch, welches durch ein Mattengeflecht oder eine Thür aus Planken geschlossen werden kann. Fensterlöcher fehlen; nur das durch die Thüröffnung eindringende Licht erhellt den Raum, den der Neger eigentlich nur während der Nacht benutzt. Der ebenfalls aus Bambu gefertigte Dachstuhl wird mit Palmblättern gedeckt. Die Hütten machen einen außerordentlich freundlichen Eindruck. Die Industrie beschränkt sich auf die einfachsten Gegenstände. Die Frauen fertigen Kochtöpfe und Schalen aus dem Schlamm des Flusses, welchen sie sehr geschickt aus freier Hand formen, an der Sonne trocknen und nachher brennen. Die Männer schnitzen Holz- schüsseln und Löffel von ganz zierlicher Form. Auch im Flechten sind sie geschickt, fertigen Matten und Taschen aus langem, ge- schmeidigem Grase. Aus Elesantenzähnen werden Armringe ge- schnitten, auf welche die Küstenbewohner gern von den europäischen Kaufleuten ihre Namen schreiben lassen, und welche sie dann zur Legitimation benutzen. Zum Fischsange gebrauchen sie Gitter, ob- wohl sie auch Bindsaden aus den Fasern des Pisang machen und das Netzstricken verstehen. Die Kleidung besteht bei den Kamerunnegern, welche durch die Europäer hinreichend mit Baumwollenzeugen versehen werden, so- wohl bei Männern wie bei Frauen, in einem schmalen, um die Hüften geschlungenen Zeugstreifen. Der Trägheit der Kamerunneger entsprechend sind denn auch

10. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 343

1887 - Berlin : Dümmler
Bilder aus der Kolonie am Kamerun. 343 statt — um ein Stückchen Holz, damit es nicht wieder zurückgezogen werden kann, denn gewaltsam herausziehen kann man den Wurm nicht; derselbe würde dabei zerreißen. Nach und nach wird er nun durch Drehen des Stäbchens mehr und mehr herausgezogen und aufgerollt, und auf diese Weise der Wurm endlich entfernt. Hin und wieder tritt das gelbe Fieber an der Küste auf und rafft viele Menfchen hin. Als Medikamente werden Abkochungen einiger Pflanzen und äußerlich besonders Palmöl angewendet, obwohl dieses bei Wunden böse Entzündungen hervorruft. Natürlich sind sympathische Heilmittel auch vielfach gebräuchlich, und es werden als solche vorzugsweise Leopardenzähne und Krallen, Schildkrötenschalen und Antilopenhörner benutzt. Auch bei den Kamerunern fand ich bestätigt, daß die Neger in- folge der schlechten Lebensweise sehr früh altern, und daß die Zahl ihrer Lebensjahre gering ist. Ich glaube, daß 60 Jahre im allge- meinen das höchste Alter ist, welches ein Neger erreicht: ein Zeichen, daß die Kultur nicht das menschliche Leben verkürzt, sondern es ver- längert. Als Ergänzung zu der vorstehenden Schilderung der Kamerun- neger von Reichenow, an welcher seit der deutschen Besitznahme des Landes kaum etwas zu ändern ist, geben wir eine Mitteilung des Forschungsreisenden Reinhold Buchholz. Besonders charakteristisch für die Dnalla ist die förmliche Wut, mit der sie Handel treiben, während ihre Industrie sich auf wenige Sachen, wie Elfenbeinringe, Ebenholzstöcke, Messer- und Schwert- scheiden beschränkt; alles Übrige, was sie besitzen, haben sie im Han- bei von den Europäern eingetauscht, der die Mehrzal von ihnen zu wohlhabenden Leuten gemacht hat. Infolge dessen will jeder, vom Häuptling bis herab zum Halbfreien, nur Handel treiben, nicht pro- duzieren oder gar Feldarbeit verrichten. Nur das Nötigste an Hams und Bananen läßt ein jeder durch seine Frauen und Sklaven pflan- zen und bezieht alles Übrige durch den Handel. Nach der Anzahl der Weiber, die ein Neger besitzt, wird sein Reichtum geschätzt. Die Weiber werden von ihren Vätern verkauft und kosten durchschnittlich 900 bis 1000 Mark, oft aber, wenn die Väter angesehene Leute sind, viel mehr. Daher müssen arme Dnalla oft lange dienen, ehe sie heiraten können; nachher aber disponieren sie völlig frei über ihre Frauen, behandeln sie wie Lasttiere und können sie weiter verschenken,
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