52
Der Himalaya. §. 19.
so umfangreiches, entferntes und schwer zugängliches Gebirgsland zum Zwecke
der Wissenschaft zu durchforschen. 0
Horizontale Ausdehnung des Himalaya. Die größte
Massen er he bring der Erdrinde ist im Süden durch das erha-
benste Gebirgssystem der Erde begrenzt. Dieses trennt das
öde Hochland von dem fruchtbaren Tieflande, während die innern
Ketten Hochasiens nur verwandte Gebiete trennen. In seiner Haupt-
richtung von W. nach O. nimmt der Himalaya (im weitesten Sinne
mit den östlichen Vorstufen) durch immer mehr divergirende Parallel-
ketten so an Breite zu, daß diese von 5 Breitegradeil (am obern
Indus) bis zu 15 Graden (vom obern Hoangho bis zum Golf
von Tonking) anwächst.
Demnach bildet er ein ähnliches Dreieck, wie der eigentliche Cou-
tinent von Europa (ohne dessen Glieder), der ebenfalls mit einer Breite
von 5 Graden (an der Westküste Frankreichs) beginnt und sich allmäh-
lich zum Dreifachen der ursprünglichen Breite erweitert (zwischen deni
finnischen Meerbusen und dem schwarzen Meere 45—60" n. Br.). Auch
die Länge dieses Gebirgstriangels (600 geogr. M.) kommt der Aus-
dehnung Europas vom atlantischen Ocean bis zum Ural gleich; der
Flächeinhalt desselben beträgt V» von ganz Asien, 2/3 von Europa. Im
engern Sinne dagegen hat der Himalaya (zwischen Indus und Brah-
maputra) nur die Hälfte jener Länge (also 300 M.), die geringste der
angegebenen Breiten (40—70 M.).
In der vertikalen Erhebung übertrifft der Himalaya
alle bis jetzt bekannten Höhen der Erde, selbst die Quito-Cordillereu
mit ihrer Doppelreihe von Riesenkegelu. Daher wird diese höchste
Alpenlandschaft mit Recht vorzugsweise die Wohnung des ewigen
Schnees (— Himalaya) genannt. Die höchsten Massen liegen
nicht in den von W. nach O. streichenden Hauptketten, sondern in
den transversalen Ketten, welche vom Centralhimalaya nach S. aus-
laufen. Die 5 höchsten Punkte sind nach den jüngsten Messungen 0:
Der Mount Everest (27,212'), der höchste Gipfel in der Karakorum-
kette (als Karakorum Nr. 2 bezeichnet, 26,533') 3), der Kintschind-
junga (26,419'), der Kara-Korum (26,205'), der Dhaulagiri
(25,1710.
0 Den Gebrüdern Schlagintweit wurde es aus politischen Rücksichten nicht
gestattet, in die zum Staate Nipal gehörige Gruppe des Himalaya vor-
zuvringen!
0 S. Petermann's Mittheilungen, 1856, S. 379 mit der Skizze des Cen-
tralhimalaya, und 1857, S. 521. Vgl. 1858, S. 492. — Der einhei-
mische Name des vom Colonel Waugh nach dem Namen seines Chefs
(Everest) benannten höchsten Gipfels der Erde ist in Nipal: Gaurisankar,
in Tibet: Tschingopamari.
0 S. Petermann's Mittheilungen, 1861 , S. 2, daselbst über den Kint-
schindjunga, S. 3 nebst Tafel 2.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Schlagintweit
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Europas Asien Europa 40—70_M. Kara-Korum Nipal Tibet Tschingopamari
120 Das Wafsersystcm des Niger (Jsa). §. 37.
2. Die Stufenländer und Wassersysteme von Nord-
Afrika.
a. Die Stufenländer Senegambieus oder des Rio
Grande, Gambia und Senegal, dreier Parallelflüsse, die nicht
blos in ihrer Hauptrichtung gegen W., sondern auch in allen we-
sentlichen Verhältnissen eines Wassersystems viele Aehnlichkeit haben.
Sie entspringen alle auf dem Hochlande von Sudan in einander
sehr benachbarten*) Quellgebieten Cio 0 50'—11° 28' n. Br. und
1z O 40—13° 45 west!. L. von Paris), haben in ihrem Laufe
einen gewissen Parallelismns, durchbrechen in bedeutenden, weithin
rauschenden Wasserfällen das Randgebirge des westlichen Sudan,
um den breiten Küstensaum Senegambiens am westlichen Fuße des
Hochlandes zu durchströmen. Die beiden letzteren sind in ihrem
untern Laufe durch das weite Anfsteigen der Flut (etwa 40 Meilen
aufwärts) selbst für Seeschiffe fahrbar. Daher wurde ihre große
Anziehungskraft für europäische Colonisation längst erkannt, zunächst
von den Portugiesen, später von den Franzosen, welche jetzt
den Senegal bis zu den Katarakten von Folu beherrschen und so-
wohl vor der Mündung (auf der Insel St. Louis) als längs des
Flusses Militär- und Handelsposten angelegt haben; eben so von
den Engländern, welche sich am Gambia ansiedelten.
Der Senegal, welcher (mit Ausnahme des untersten Laufes) nur
während der Regenzeit (Juli — November) schiffbar ist, bildet sowohl
eine physische Grenze zwischen der Wüste Sahara und den fruchtbaren,
angebauten Küstenländern Westafrikas, als auch eine ethnographische
zwischen der nomadischen Bevölkerung arabischer Abkunft (im N.) und
der seßhaften, dunkelschwarzen Negerrasse (im S.). Bei der außeror-
dentlichen Fruchtbarkeit des beißen und zugleich trefflich bewässerten Erd-
striches ist der künstliche Anbau kaum Bedürfniß, weßhalb die Eingebor-
nen sich theils mit Biehzucht, theils mit technischer Industrie beschäftigen.
Der Ausfuhrhandel ist fast ausschließlich in den Händen der franzö-
sischer! Colonisten arn Senegal (und auf der Senegalinsel St. Louis),
der englischen am Gambia, und der Portugiesen, die im süd-
lichsten Theile des Landes einige Handelsfaetoreien und verfallene Forts
(theils auf dem Festlande, theils auf kleinen Inseln) besitzen, die sie
portugiesisches Guinea nennen.
d. Das Wassersystem des Niger (Jsa oder Majo Ballüo).
Die beiden grüßten Flüsse Afrikas, der Niger und der Nil. haben Jahr-
hunderte lang die Geduld der Geographen erschöpft, der eine durch die Schwie-
rigkeit seine Mündung zu bestimmen, der andere durch die seine wahren
Quellen aufzufinden.
Der Niger (richtiger Jsa), welcher die größte schiffbare Was-
0 Vgl. Petermann's Mittheilungen, 1861, S. 75.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
122
Das Stromsystem des Nils. §. 37.
wohl bewässert und angesiedelt. Denn die vom Nordrande des Hoch-
landes abfließenden Gewässer können durch die glühende Wüste nicht
das Meer erreichen und bilden daher Seen und Sümpfe. Der
Mittelpunkt dieses binnenländischen Wassersystcms scheint der Tsad-
See (oder vielmehr Sumpf) zu sein, welcher auf den Karten ge-
wöhnlich zu groß erscheint; denn sein Umfang beträgt nur 40 Mei-
len, außer zur Regenzeit, wo er weit über seine flachen und
sumpfigen Ränder austritt. Sowohl gegen das Nil- als gegen
das Nigergebiet bildet eine schmale Bergkette die Wasserscheide, so
daß die Quellen der Tsad-Zuflüsse in der unmittelbaren Nähe der
östlichen Nebenflüsse des Niger und der westlichen des weißen
Nils ‘) liegen.
Die mohamedanischen Reiche in der Umgebung des Tsad-Sees
sind im S.-W.: Bornu oder Borno (mit der Residenz Kukaua), dessen
Bevölkerung auf 2 Mill. geschätzt wird, im N. Kanem, im O. Wa-
dai, im S.-O. Vagirmi mit der Hauptstadt Ma seng ha.2) Das
östlichste Reich in Sudan ist Dar-F6r. Weiter im S., jenseits des
Binue, ist aus den Trümmern unabhängiger Heidenstaaten das Reich
Ad am au a entstanden (mit der Hauptstadt Jola, bis zu welcher vr.
Barth vordrang), reich an fruchtbaren Landschaften und bedeutsamen
Naturerzeugnissen, zu denen dem Welthandel nun der Weg erschlossen
ist durch die (1854) von der englischen Regierung ausgesandte Binue-
(oder Tschadda-) Erpedition.
d. Die Stufenländer des nordöstlichen Afrika oder das
Stromsystem des Nils.
Der Nil ist nicht nur unter den Stromsystemen Afrikas der Be-
deutung nach das erste, sondern nimmt auch unter den größten Strömen
der Erde eine der ersten Stellen ein (560 Meilen Stromcntwickelung),
unterscheidet sich aber von den Riesenströmen Asiens und Amerikas da-
durch, daß er kein oceanischer Strom ist, sondern, wie die größten euro-
päischen, in ein Binnennieer mündet, und daß er zu beiden Seiten, von
seinem obern Laufe an bis zur Mündung, mit zur Cultur unfähigen
Wüsten umgeben ist. Dadurch fanden seine Anwohner sich weder ver-
anlaßt, von der Flußschifffahrt zur Meerfahrt sortzuschreiten, noch sich
west- oder ostwärts aus ihrem engen Thale hinauszuwagen, entwickelten
aber auf dem durch die Natur so beschränkten Raume eine ganz eigen-
thümliche Cultur.
uu. Der obere Laus des Nils.
Der Nil entsteht aus dem Zusammenflüsse zweier, durcb zahl-
reiche Zuflüsse sich verstärkender Hauptquellströme, von denen der
westliche, größere, der weiße Nil (Labar e! Abiad), der östliche, *)
*) S. Petermann's Mittheilungen, 1855, S. 307.
>) Daselbst, 1858, Tafel 19.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Jola Barth
Extrahierte Ortsnamen: Niger Afrika Asiens Amerikas
Der weiße und der blaue Nil. Ter obere Nillauf. §. 37. 123
kürzere, der blaue Nil (Bahar el Azrek) genannt wird, lieber
den Ursprung beider, namentlich aber des weißen Nils, sind die
Forschungen noch nicht zu einem bestimmten Resultate gelangt. Ihre
Vereinigung (bei Khartum) fällt fast mit der Nordgrenze des tro-
pischen Regens zusammen.
Deutsche Missionäre, die von der Ostküste (der Küste von Zanguebar) her
ins Innere vordrangen, glaubten die Quellen des weißen Nils in den fast
unter dem Aequator liegenden Schnecgebirgen (dein Kilimandjaro, vgl. S. 110)
annehmen zu dürfen. — Auch über die Quellen des blauen Nils, der erst
viel weiter gegen N. (12- nördl. Br.) aus dem Hochlande Abessiniens hervor-
tritt, sind verschiedene Ansichten geltend gemacht worden. Der gewöhnlichen An-
nahme, daß der blaue Nil den (mit grünen Inseln übersäeten) Tzana-See in
dessen südlichem Theile durchströme und mit einem spiralförmigen Laufe sich gegen
W., dann gegen N.-W. wende, ist die Meinung entgegengeftellt worden, daß der
beschriebene Flußlauf bis zur Richtung gegen N.-W. ein Nebenfluß des blauen
Nils sei, dieser aber von S. her, von der äthiopischen Hoch-Terrasse (7" nördl.
Br.) komme. Diesen blauen Fluß wollen neuere Forscher nur als einen Neben-
fluß des Bahar el Abiad oder „des wahren Nils" gelten lassen.
Auf der Westseite des Zweiströmelandes liegt in der ungeheuren
Savanne, die sich vom weißen Nil westlich bis Dar-F6r erstreckt, das
Königreich Kord osan (mit der Hauptstadt Obeïo), welches zu Türkisch-
Nubien gehört.
Das obere Stufen! and des Nils ist durch die Vereinigung
des tropischen Klimas mit der trefflichen Bewässerung, in Folge der
(bis zuni 16." nördl. Br., also bis zur Vereinigung der beide,, Quell-
ströme reichenden) tropischen Regengüsse, eine Savanne mit hohen Gras-
wäldern oder tropischen Laubwäldern und an den Ufern der Flüsse mit
undurchdringlichem Schilf oder Bambusdickicht bedeckt. Wälder und
Flüsse wimmeln von colossale,, Thiergestalten (Krokodilen, Nilpferden,
Rhinocéros, Elephanten, Giraffen), und zahlreiche Negerstämme, in viele
kleinere, heidnische Gemeinden geschieden, leben hier theils von der Jagd
auf die reiche Thierwelt, oder von Fischfang und Viehzucht, theils aber
auch von Ackerbau, und diese haben feste Wohnsitze. Im Anfang des
16. Jahrhunderts wurde zu beiden Seiten des blauen Nils der Neger-
staat Senaar gestiftet mit gleichnamiger Hauptstadt, welcher sich bis
zu den Grenzen Abessiniens erstreckte. Davon wird jetzt das türkische
Nubien „Paschalik Senaar" benannt.
dd. Der mittlere Lauf des Nils reicht von der Vereinigung
der beiden Hauptarme bis zu den Katarakten von Assuan (Syene)
oder bis zum Eintritt in Aegypten. Auf diesem weiten Wege
durchwandert er mit einer zweimaligen großen Biegung (einer gegen
N.-O. und einer gegen S.-W.) ausgedehnte Wüsten und bildet
zehn bedeutende Stromschnellen (die zwei letzten erst in Aegypten
bei Assuan). Er erhält durch den Zufluß des Tacazze oder At-
bara fast sämmtliche, jedoch nur zur Regenzeit reichhaltige Ge-
wässer des südöstlichen Abessiniens, und kann so verstärkt die bren-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Der untere Nillauf. §. 37.
125
der libyschen und der arabischen Bergkette (von fast gleicher
Höhe). Jene westliche (schräg ins Thal sich senkende) Kette schützt,
wie ein platter, öder Damm, das Nilthal vor dem Flugsande der
libyschen Wüste, die östliche (steil emporsteigende) füllt den ganzen
Landstrich bis zum rochen Meere und lieferte in alten Zeiten das
verschiedenartige Material zu den staunenerregenden ägyptischen
Bauwerken: rosenrothen Granit für die Obelisken, Colosse und
Monolithentempel, Sandstein in verschiedenen Farben für die
Tempel und Paläste, und Kalkstein für die Pyramiden. Nur
das von diesen beiden Bergketten eingeschlossene, nach N. sich er-
weiternde Thal ist fruchtbares Land, eine lang gestreckte Oase mitten
in der Wüste, und verdankt seine Fruchtbarkeit den jährlichen Ueber-
schwemmungen des Nils.
Der Nil schwillt nämlich, in Folge der tropischen Regen-
güsse in seinem obern (und zum Theil noch in seinem Mittlern) Laufe,
im Sommer langsam an (Ende Juni bis Ende September) und über-
schwemmt bei seinem höchsten Wasserstande (22') das ganze Thal bis
an die einschließenden Bergketten, indem er zugleich einen trefflichen
Fruchtboden herbeiführt und zurückläßt, wodurch das Flußbett allmählich
erhöht wird (in 1000 Jahren um 3—4'). So ändert sich dreimal im
Jahre die Physiognomie des merkwürdigen Landes: im Frühjahr ist es
eine dürre, heiße Wüste ntit klaffendem Boden; im Sommer gleicht es
einem einzigen See, aus welchem die Städte und Dörfer wie Inseln
in einem Archipel hervorragen, und in welchem die Communication von
Ort zu Ort auf schmalen Dämmen oder vermittelst Barken geschieht;
im Spätherbste verwandeln sich die reich getränkten Fluren bald in üppige
Getreidefelder. — Zur gehörigen Vertheilung dieser Wasser-
masse, namentlich in die entfernteren und etwas höher liegenden Theile
des Thales (wovon bei dem Mangel an Regen die Fruchtbarkeit ganz
abhängig ist) und zugleich zur Erleichterung des innern Verkehrs wur-
den schon im hohen Alterthum künstliche Seen, wie der Moeris an
der Westseite, gegraben und mit Schleusen und Schöpfmaschinen verse-
hene Canäle angelegt, deren größter, der (40 M. lange) Josephscanal
mit dem Nil parallel läuft, westlich mit den: See Moeris in Verbin-
dung steht und in den Arm von Rosette (s. S. 126) mündet. Durch
solche weise Verkeilung der flüssigen durch die feste Form hat das alte
Culturvolk der Aegyptier das sandige Thal aus einer Wüstenei in die
erste Kornkammer der Erde und in die reichste Culturlandschaft um-
gewandelt. Später (bis zur Osmanenherrschast) sank durch Trägheit
der Bewohner ein Theil des Landes, wie die Thebais, wieder in Ver-
ödung zurück, oder ward, wie die Teiche der Mareotis, eine Sumpf-
landschaft.
Unterhalb Kairo erweitert sich auf einmal das Thal bedeutend,
indem die beiden Bergketten sich weiter auseinander trennen und
der fruchtbare Kulturboden nicht mehr bis an den Fuß derselben
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Aegypten. § 37.
127
regelmäßigen Communication zwischen Europa und Indien über die Land-
enge Suez begriffen ist. An der Spitze der Regierung steht als lehns-
pstkchtiger Statthalter der Pforte der Pascha von Aegypten mit unum-
schränkter erblicher Gewalt.
Das untere Nilthal zerfällt sowohl nach der Eintheilung im
Alterthum als nach den heutigen Verwaltungsbezirken in Ober-,
Mittel- und Unter-Aegypten.
Schon im Mittlern und untern Nubien, noch mehr aber in Ober-
Aegypten, hat sich eine fast ununterbrochene Reihe von Denkmalen
der allägyptischen Baukunst erhalten, die ebensowohl dlirch ihre Menge
und Großartigkeit, als durch ihre prachtvolle Ausschmückung mit Bild-
werken und bedeutungsvollen Hieroglyphen, sowie durch ihr drei- bis
viertausendjähriges Alter den ersten Rang unter allen bekannten Bau-
werken der Erde einnehmen. Von der unscheinbaren Nilinsel Philä
(Assuan oder Syene gegenüber), welche auf dem kleinsten Raume die
am besten erhaltene Ruinengruppe Aegyptens einschließt, abwärts fol-
gen zahlreiche Tempelgruppen bis zu der alten Königsstadt Theben.
Diese „Stadt von Palästen und Tempeln, voll Schätze über und unter
der Erde" ist reicher als irgend eine der Erde an den großartigsten
Denkmalen der Baukunst, deren Ueberbleibsel noch heute das ganze
(2 M. breite) Thal ausfüllen. Nur die Ruinen von Palmyra und
Baalbeck in Syrien lasten sich einigermaßen mit diesen vergleichen.
In Mittel-Aegypten verschwinden diese Denkmale und es
erheben sich oberhalb Kairo (bei dem alten Memphis), an der Grenze
der Wüste, am Fuße der libyschen Kette, die Denkmale der Todten,
die (60) Pyramiden, in vier Hauptgruppen, unter denen die Gruppe
von Gizeh (mit drei großen und sechs kleinern) die berühmteste ist. Es
sind dies viereckige, nach oben spitz zulaufende, oft auch in eine platte
Fläche endigende Gebäude aus Kalkstein (einige aus Ziegeln), von sehr
verschiedener Höhe (20—450'), äußerlich mit Quadern bekleidet und
selten mit Inschriften versehen. Daß sie zu Begräbnissen der Könige
der frühesten Zeit gedient haben, kann jetzt nach der genauem Unter-
suchung einzelner nicht mehr bezweifelt werden. Im nördlichen Theile
von Mittel-Aegypten, (5 Stunden) oberhalb der Spaltung des Nils
und unweit des Einganges zum Thale der Verirrungen, durch welches
der Auszug der Israeliten nach dem rothen Meere geschah, liegt der
„Mittelpunkt des neuern Aegyptens", Kairo (800,000 E.), die erste
Stadt der arabischen Welt, die zweite des türkischen Reiches (zunächst
nach Constantinopel), eine Schöpfung des Mittelalters, welche Kunst
und Wissenschaft Pstegte, als Europa in Barbarei versunken war, noch
jetzt der Eentralpunkt des Handels von Nordafrika, selbst mit Arabien
und Indien (mit 400 Moscheen, 1200 Kaffeehäusern, 1.800 Kaufhallen
u. s. w.), und Sitz des Paschas von Aegypten.
In Unter-Aegypten oder dem Delta sind nur Werke aus
jüngerer Zeit vorhanden oder auch schon wieder verschwunden. Denn
wie die künstlichen Wafferbauten hier (seit Psammetich's Zeiten im
7. Jahrhundert v. Ehr.) mächtige Staaten hervorriefen, so ward später
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Gizeh
Extrahierte Ortsnamen: Europa Indien Nubien Assuan Syene Theben Palmyra Syrien Kairo Memphis Kairo Constantinopel Europa Nordafrika Indien Unter-Aegypten
Das afrikanische Tiefland. Die östliche Wüste. §. 39. 131
Höhe). Dieser Sandocean hat seine Sandwellen, Sandstürme und
seine Inseln (die Oasen). Die größte dieser Inseln, das kreis-
runde, von wüsten Gebirgen umgebene Fezzün, theilt die Sahara
in zwei ungleiche Hälften, eine kleinere, östliche, welche mehr
Don inselartigen, bewässerten und daher fruchtbaren, selbst gebir-
gigen Steppen unterbrochen wird, als die wasserlosere, einförmigere
westliche Hälfte.
Der Wassermangel ist in frühern Schilderungen übertrieben und als zu
allgemein dargestellt worden, denn große wasserlose Striche von mehreren Tag-
reisen wechseln mit solchen, wo es wenigstens temporäre Regenbäche und künstlich
gegrabene (in Ermangelung der Steine mit Kameelknochen ausgemauerte Brun-
nen) gibt und wo die Dattelpalme (begünstigt durch die Trockenheit der Atmo-
sphäre und die salzige Beschaffenheit des Bodens) gedeiht.
Unter den meist nomadischen Bewohnern der Wüste unterscheidet
man 1) die arabischen Beduinen, 2) die Tuareg oder Berbern der
Wüste, der schönste Menschenschlag in Afrika, der weißen Rasse ange-
hörend, obwohl ihr Gesicht durch den Einfluß des Klimas dunkelbraun
geworden ist; sie wohnen vorzugsweise in der westlichen Hälfte, *) wo
sie sich an die Berbern in Marokko anschließen, und 3) die dunkel-
schwarzen Tibbos (im O. von Fezzln, an der Südseite des nördlichen
Oasenzugs). Die Araber und die Berbern sind Mohamedaner, die
Tibbos noch zum Theil Heideu; alle drei stehen, mit geringen Ausnah-
men, unter unabhängigen, erblichen Häuptlingen. Mehrere Häuptlinge
der Tuareg stehen unter der Oberhoheit des in der Stadt Agades
residirenden (gewählten) Sultans. ') Sie leben im Allgemeinen von
Viehzucht (Pferde, Kameele und kleinere Hausthiere) und vom Handel
mittelst „des Schiffes der Wüste" auf den die Sahara in verschiedenen
Richtungen durchkreuzenden, meist uralten Handelsstraßen, an denen die
Oasen die Ruhepunkte, gleichsam die Hafenorte des Sandoceans, bilden.
Ein Hauptgegenstand der Ausfuhr, namentlich nach den Nigerländern,
ist das aus den periodisch austrocknenden Salzseen oder aus Salzlagern
(Ueberreste längst ausgetrockneter Seen) mit leichter Mühe gewonnene
Koch- und Viehsalz.
1. Die östliche oder libysche Wüste.
Durch die vorherrschende Richtung der Winde und Stürme
von O. nach W. wurde die Osthälfte der Sahara immer mehr
vom Sande befreit, ausgedehnte Kalkselsspalten traten hervor, es
rückte weniger Flugsand nach, die näher an die Oberfläche gelang-
ten Quellen sprangen leichter hervor und wurden nicht mehr vom
*) Ihre Ausdehnung s. in Petermann's Mittheilungen, 1857, Tafel 11.
2) S. Petermann's Mittheilungen, 1857, S. 251 und Tafel 18, vergl.
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
82
Arabien. §. 26.
8. 26.
D ie Halbinsel Arabien und die Sinai-Halbinsel.
I. Arabien.
Weltstellung.
Arabien bildet den Uebergang von Asien nach Afrika, und erscheint
als eine Wiederholung Afrikas in kleineren Dimensionen. Die wegen
des Mangels größerer Flußthäler (wie in Afrika) dürftige Natur des
Bodens lockte keine Ansiedler, keine Eroberer in das ohnehin durch Wüsten
wie von der Seeseite schwer zugängliche Land, vielmehr breiteten die
Eingebornen sich außerhalb ihrer Heimat aus, und indem sie die um-
fangreichste Weltherrschaft begründeten, theilten sie zugleich den Unter-
jochten ihre Religion, Gesetzgebung, Sprache, Schrift, Poesie und Handel
mit: dem Orient bis zur Malaienwelt, dem Occident bis zunl atlan-
tischen Ocean, und zwar nicht blos in Afrika, sondern auch in Europa
(Spanien). Neben dieser hohen Cultur, deren Ausgangs- und Mittel-
punkt die Westküste war, hat sich im Innern der Halbinsel das patriarcha-
lische Beduinenleben von den Zeiten Abrahams bis ans den heutigen
Tag in seinem ursprünglichen Zustande erhalten. Ueberhaupt ist die Er-
haltung antiker Sitten, Vorstellungen, Sprachen, Gebräuche eine Eigen-
thümlichkeit der Völker des Orients, insbesondere aber der Araber auf
ihrer isolirten Halbinsel.
Die arabische Halbinsel (fast i/3 von Europa) bildet
(neben Dekhan) die zweite isolirte Berglandschaft Asiens überhaupt
und Südasiens insbesondere. Sie wird von dem vorderasiatischen
Hochlande durch das öde syrisch-arabische Tiefland getrennt, wie
Dekhan von dem hinterasiatischen Hochlande durch das fruchtbare
hindostanische Tiefland. Beide sind an drei Seiten vom Meere
umgeben, jedoch verschieden gestaltet, die eine mit der größten, die
andere mit der geringsten Breite im S. Bei beiden ist der West-
abfall steil und läßt nur eineu schmalen Küstengrund übrig, eignet
sich aber am meisten zum Anbau und zu Hafenplätzen; der breite
Südrand Arabiens droht der Schifffahrt nicht geringere Gefahren
als die Südspitze des Dekhan (vgl. S. 71); er ist fast ebenso un-
bekannt als der Ostabfall. Am wenigsten ist der Nordrand erforscht,
ja cs scheint noch zweifelhaft, ob ein solcher überhaupt vorhanden
ist und nicht vielmehr der Abfall zur syrischen Wüste mit sanfter
Neigung erfolgt. Das Innere dieses weiten, mit keinem einzigen
Stromsysteme ausgestatteten Länderraumes ist größtentheils eine
dürre, wasserarme, heiße Plateaufläche, die von räuberischen No-
maden durchzogen wird.
Non allen Völkern Asiens war das arabische vorzugsweise ein no-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Abrahams
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Afrikas Afrika Occident Afrika Europa Spanien Abrahams Europa Arabiens Asiens
92 Das Jordanthal. Das todte Meer. §. 27.
nereth) oder das galiläische Meer (von seiner Lage in Galiläa),
auch See von Tiberias genannt von der an seinem Westufer lie-
genden spätern Hauptstadt Galiläas. Durch ein erweitertes Thal
erreicht er auf der dritten Stufe das todte Meer oder den As-
phalt fee und in diesem sein Ende, so daß die Fortsetzung seines
Thales, die bis zum aelanitischen Meerbusen reicht (das Ghor der
Araber), trocken liegen bleibt.
Durch seine tiefe Lage (schon 700' unter dem Spiegel des Mittelmeeres)
ist das Klima am See Genezareth fast tropisch und die Umgebung
die reizendste in ganz Palästina; sie war auch der Lieblingsaufenthalt
des Heilandes, „He Wiege seiner ersten Lehren, die Heimat seiner
Jünger (Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes), oft das Asyl vor seinen
Verfolgern." Gegenwärtig sind die Hauptorte durch Erdbeben in Trüm-
merhaufen, die Ostseite in eine von räuberischen Beduinen bewohnte
Wüste, die einst so bevölkerte Westseite in eine fast menschenleere Einöde
verwandelt. Ebenso war die den Abschluß des Jordanthales im S.-W.
bildende Oase von Jericho, welche durch die Taufe Christi auch eine
historische Bedeutung gewonnen hat, einst wegen ihrer Balsamgärten
und Palmenhaine, wegen ihrer Paläste und Festungen berühmt, ist aber
seit der arabischen und türkischen Herrschaft in Verödung gesunken und
gegenwärtig eine brach liegende Fruchtstelle mitten in der Wüste.
Das todte Meer, 1200' (1235) unter dem Spiegel des Mit-
telmceres liegend (also die tiefste sichtbare Depression der Erdrinde), be-
steht aus zwei sehr verschiedenen Theilen, einem größern, nördlichen,
(1000') tiefen Becken, und einem kleinern, südlichen, sehr seichten (höch-
stens 10' tiefen), welche beide durch eine flache Halbinsel von einander
geschieden und durch einen schmalen, sehr seichten Canal verbunden sind.
Die starke Ausdünstung des ungewöhnlich salzigen Wassers bewirkt, daß
Alles, was in seine Nähe kommt, von einer Salzkruste überzogen wird.
Auf der Oberfläche des durch die Dichtigkeit der Salzsoole spezifisch
schweren Wassers schwimmen zuweilen, besonders nach vorhergegangenen
Erdbeben oder starkem Wellenschläge, schwere Asphaltschollen, die sich
vom Boden oder den Seitenwänden abgelöst haben.
2. Das Ostjordanland (Peräa, d. h. das Jenseitige) ist
keineswegs, wie man bis vor nicht langer Zeit geglaubt hat, eine
inhaltleere Wüste, sondern es enthält noch eine Menge Ueberreste
von zahlreichen, heute zum Theil namenlosen Ortschaften und Pracht-
bauten, die nach den dort gefundenen griechischen und lateinischen
Inschriften aus den Zeiten der Römerherrschaft (von Claudius bis
Constantin d. Gr.) herrühreu.
3. Das westjordauische Land besteht, wie wir bereits bei
der allgemeinen Beschreibung des syrischen Landes gesehen (s. S. 90),
aus a. einem schmalen Küstensaume im W., der durch das ins
Meer vorspringende Gebirge Karmel in zwei ungleiche Hälften,
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Extrahierte Personennamen: Tiberias Andreas Jakobus Johannes) Claudius_bis
Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Galiläa Jericho Christi Palmenhaine
116
Der Westrand von Hoch-Afrika. §. 36.
Nachbarn schützt, vielleicht Jahrtausende hindurch im Besitz seiner Heimat
und seiner Unabhängigkeit behauptet. Allein durch politische und religiöse
Parteiungen ward später den äthiopischen Gallas und mohamedani-
schen Nachbarvölkern das Eindringen erleichtert. Außer den im 16. und
17. Jahrhunderte entstandenen kleinen Gallastaaten haben sich aus dem
alten abessinischen Reiche acht größere selbständige Reiche gebildet. Die
drei mächtigsten derselben sind: im O. Tigre an den Quellen des
Tacazze (Nebenfluß des Nils), tm W. Gondar mit der gleichnamigen
Hauptstadt (in der Nähe des Tana- oder Tzana-Sees), im S. S ch o a,
das südlichste der abessinischen Reiche und zugleich das mächtigste (Iv-
Mill. christliche, mohamedanische und heidnische Einw.).
Den nördlichen und West lich e n A b fa ll des abessinischen Alpenlandes
bildet eine durch weitläufige Sümpfe ungesunde und undurchdringliche Waldregion
(ähnlich der bengalischen >, wo das verachtete Negervolk der wilden (heidnischen)
Schau galla unter Bäumen, deren Zweige sie mit Thierfellen behängen, und
zur Regenzeit in Höhlen wohnt (weshalb sie auch Troglodyten genannt werden),
im ewigen Kampfe theils mit den wilden Thieren, theils mit ihren bittersten
Todfeinden, den Abessiniern, sowie mit den Araberstämmen begriffen.
b. Auf der Nordwestseite bildet Hoch-Sudan eiuen ähn-
licheu Vorspruug von Hoch-Afrika, wie Habesch auf der Nordost-
seite. Dieses halbkreisförmige Quell-Land des Rio graude, Gam-
bia, Senegal und Niger wird bewohnt von den gesitteten Neger-
stämmen der Fuhlas oder Fel lata und der Maudingo, welche
sich durch die Auuahme europäischer Civilisatiou vor allen übrigen
Stämmen Afrikas auszeichneu. Sie bekennen sich zum Islam und
haben geordnete Staatseiurichtungeu.
4. Der W e st rand von Hoch-Afrika, obwohl er seit drei
Jahrhunderten von den Europäern regelmäßig wegen des Scla-
venhandcls besucht wird, ist dennoch in seiner südlichen Hälfte (von
den Grenzen der Cap-Colouie bis zum Cap Negro unter dem 16.°
südl. Br.) wenig bekannt. Nördlich vom Cap Negro bis zum
Aequator folgt Süd- oder Nieder-Guinea mit portugiesischen
Besitzungen in Benguela und Angola, die seit dem Verluste
Brasiliens, welches von hier seinen Sclavenbedarf bezog, keine be-
sondere Wichtigkeit mehr für Portugal haben. Jenseits des Aequa-
tors erhebt sich am innersten Guiueabusen die Küstenterrasse von
Biafara, dann nimmt die Küste, statt der nördlichen, plötzlich eine
westliche Richtnng an, und westlich vom Niger, im S. von Hoch-
Sudan und am Fuße des Konggcbirges, liegt der Küstenstrich von
Nord- oder Ober-Guinea, wo nach den Hauptgegenständen
der Ausfuhr die Sklaven-, Gold-, Zahn- oder Elfenbein-
und Pfeffer-Küste unterschieden wird. Die Goldküste ist vor-
zugsweise von europäischen, namentlich englischen, Niederlassungen
bedeckt. Auch besitzen die Niederländer und Franzosen einige Forts
an dieser Küste. Auf der Pfeffcrküste ist die durch eine nordame-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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