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1. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 7

1874 - Mainz : Kunze
— 7 - Stettiner Haff buchtenreich mit vorliegenden höheren und bewal- deten Inseln: Alfen, Schleswigs Brückenkopf und Rügen, Stralsunds idyllisches, durch Sturmflutheu zerrissenes Vorland; in Hinterpommern geradlinige Sandküste, in Preußen durch Haffbildung und die Halbinsel Samland gegliederte Dünen- küste. Auch die Ostsee kein unfruchtbares Meer; friedlicher und blutiger Kampfplatz der nördlichen und südlichen Germanen. Große Zahl von Seestädten seit der Germanisierung: Lübeck, im Mittelpunkt des Hansagebietes, nur 8 Meilen von der unte- ren Elve, einst der nächste Hafen für die gewerblichen sächsischen und westfälischen Hansastädte; Stettin, der Hafen für das getreidereiche Oder- und Warthegebiet. Die Seestädte Preußens, Dan zig und Elbing im fruchtbaren Weichseldelta, Königs- berg am Pregel und Memel, der Hafen des Niemengebietes, die nördlichste preußische Stadt, werden durch das Wintereis, noch mehr durch die nahe russische Zollgrenze beengt. 2. Hinter der Ostseeküste die baltische Seenplatte, die bis in die Sandflächen Jütlands verlaufende Fortsetzung des nördlichen uralischen Landrückens, durchschnittlich 3—500' hoch (Thurmberg in Pomerellen über 1000'), Wasserscheide zahlreicher Flüsse, meist Acker- oder Waldboden in der Umgebung der Ge- Wässer, ties durchfurchte öde Sandhöhen besonders in Hinter- Pommern, mit bedeutendem frnchtbaren Vorlande um das kurische Haff und die pommersche Bucht. In den östlichen und mittleren Theilen auch breite Abdachung zu den Sumpfstreifen des Hinter- landes durch meist öde waldige Sandflächen: in Preußen die masurische Johauuisburger Wilduiß, westlich der Weichsel gegen die Oder hin die Tuchler Haide mit der Verbiuduugs- straße zwischen dem fetten Danziger Werder und der Neu- mark*), dem südlichsten Theile des ganzen Landrückens. Ab- dachuugeu der Mecklenburger Platte: Uckermark (zur Oder), Ruppin^), Prieguitz, Lauenburg lznrhavel und Elbe). Die vom sarmatischen und wendischen Tieflande abgewandten und eigenartigen zum Theil idyllischen Küstenlandschasten *) Am Sumpfstreifen des Südrandes eine andere Verbindungsstraße des Ostens und Westens von Thorn aus; beide gedeckt durch Küstrin sin der Nähe Zorndorf). Hier des „Oberstlieut. Fritz" nationalökonomische Studien im Hinblick anf jenes Sumpfland, den Warthedistrict. **) Mit den kleinen Parkseen des Rhin (Rheinsberg); von da über Fehr- bellin zur ähnlichen Landschaft von Sanssouci.

2. Geographische Repetitionen für die oberen Klassen von Gymnasien und Realschulen - S. 8

1874 - Mainz : Kunze
Preußen, Pommern, Mecklenburg in sich gegliedert durch die parallelen Durchbrüche der Weichsel und Oder und durch deren und des Pregel und Niemen breite und fette Niederungen. Die bedeutendste Entwicklung im deutschen Ordenslande*). Sein Vorland an der Straße von Marienburg nach Königs- berg und von da über Tilsit nach Livland reicher geschicht- licher Boden, im Inneren noch nicht ausgeglichene Gegensätze der Kultur zwischen den deutschen Städten und der lettischen und slavischen (masurischeu) Landbevölkerung; ähnlicher Gegensatz an der Grenze Pommerns (Kassuben) und Westpreußens, eine Nach- Wirkung des der deutsch-evangelischen Kultur feindlich entgegen- getretenen Thorner Friedens. Das übrige Küstenland vollständig germanisiert.**) Im insularen***) Holstein und Schleswig (Stecknitzkanal, Eiderkanal, Isthmus zwischen Schleswig und Tondern, Dannewirk) begleitet die Seeplatte oft mit lieblichen Waldlandschaften die Ostküste, dahinter die Geest, auf ihr die Verbindung nach dem N., westlich zur Nordseeküste friesisches Marschland bis Ditmarschen. Der Zusammenhang mit der offenen Nordsee durch die Batten gehemmt, der Nordseehafeu Altona neben Hamburg; der Schwerpunkt des Landes an der den nahen dänischen Inseln ähnlichen Ostseeküste. Der durch die Dynastie geförderte langdauernde Zusammenhang mit Däne- mark durch Preußen gelöst. Stammland dieser Dynastie, die auch in Rußland und Griechenland (eine Zeitlang auch in Schwe- *) Die Bewohner des polnischen Sumpflandes kannten und nützten die günstige Lage und Beschaffenheit ihres Mündungslandes Preußen nicht; deutsche christliche Ritterschaft im Bunde mit den Seestädten zogen es in das Bereich deutscher Kultur. Nach langer Störung durch die Polnische Herrschaft wurde diese Aufgabe durch die Hohenzolleru wieder aufgenom- men und auf das Hinterland ausgedehnt. Anfiedlung der evangelischen Salzburger in Ostpreußen durch Friedr. Wilh. I., Kultur des Netzedistricts durch Friedrich d. Gr. **) Die den Littanern verwandten, den Reußen anwohnenden Preußen haben durch ihren ruhmvollen Widerstand ihren Namen verewigt; auch das treue deutsche Pommerland ist stolz'auf seinen Namen (am Meere); Meck- lenbnrg hat Slavisches in dem Dienstverhältniß der Landbevölkerung bewahrt, Wagrien (östliches Holstein) selbst den Namen Stargard in Oldenburg über- setzt. Ratzeburg-Ratibor. ***) Daher zum Theil der Partikularismus der Bewohner. Die Knicks Erinnerungen an altsächsische Abgeschlossenheit. Altsächsisches auch im Bau der Bauernhäuser, die wie in Westfalen auch das Vieh unter ihrem Dache bergen: engste Concentration des freien Besitzes (weit verschieden von den Wohnungen der slavischen Bauern).

3. Mancherlei für Jung und Alt - S. 75

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
75 wieder ein Zwischenspiel aufgeführt; aber nicht von Possenreißern! Nein, keine Possenreißer mehr! die sind zu zahm, zu matt! die taugten für den Anfang! Jetzt müssen auch die Späße konvulsivischer Art sein. Das römische Volk hängt sehr an den Heldenthaten seiner Väter, begeistert sich für den Mutius Scävola, würde gerne sehen, wie er sich benommen hat bei der Tortur, der er sich freiwillig unterzog. Diesen Wunsch des Volkes befriedigt man, aber wie? Sklaven tragen Becken voll glühender Kohlen in die Arena, und ein Unglücklicher wird herbeigeführt und legt wirklich selbst und allein seine rechte Hand auf die Kohlen. Warum thut er das? Er ist mit einem in Schwefel getauchten Gewand bekleidet worden und zwei Henker mit brennenden Fackeln stehen neben ihm und sind bereit, ihn in Brand zu stecken bei der mindesten Zögerung. Und diese gräßliche Parodie gefällt dem Volke sehr! Fanfaren ertönen, die Jagd beginnt. Von einer Seite treten Truppen von Bestiariern ein, von der andern wälzen sich Hügel mit Gesträuchen, Bäumen, Nasen und Felsblöcken bedeckt vermittelst künstlicher Maschinerie in die Arena. Eine andere Maschinerie schiebt die Felsblöcke auseinander und siehe! aus ihren Höhlen und Grotten springen Löwen, Panther, Bärew, Büffel hervor; das sind die Jäger. Das Wild sind Menschen, die Bestiaricr, und seltene kostbare Tiere, die sich nicht verteidigen können, z. B. der Vogel Strauß, die Giraffe. Das Würgen beginnt von neuem, bis Menschen und Tiere durcheinander blutend, sterbend, tot im grauen- haften Gemisch in dem künstlichen Wald liegen. Einige uumidische Löwen und einige Bären aus den Nätischen Alpen behaupten ungestört das Schlachtfeld und ruhen als Sieger, gesättigt durch Meuscheufleisch und Menscheublut, zwischen Leichen und Gebeinen. Ein neuer Scherz belustigt die Zuschauer, die edlen Senatoren, die zarten Vestalinnen ganz ungemein. Ein armseliger Sklave wird in die Arena gestoßen. Auf seiner geöffneten, ausgestreckten Hand liegt ein Ei und er soll damit, ohne es fallen zu lassen, ohne es zu zerbrechen und ohne die Hand zu schließen von einem Ende der Arena zum andern gehen. Die Angst, die bebende Hast, die scheue Verzagtheit, die krampf- haften Bewegungen, die Totenblässe des Ärmsten, das grimmige Knurren der Bären, das dumpfe, drohende Gebrüll der Löwen werden mit Jubel ausgenommen. Die Tiere lassen, großmütiger als die Zuschauer, dies elende Geschöpf mit der Furcht davonkommen. Hätten sie es zerrissen, so würde die Heiterkeit der Zuschauer nicht im mindesten dadurch getrübt worden sein. Die Leidenschaft für diese Spiele war so groß, daß, wenn der Fest- geber dem Volke die größte Freude machen wollte, sie auch nachts fort- gesetzt wurden und dann zuweilen zwei, drei, ja fünf Tage und fünf

4. Mancherlei für Jung und Alt - S. 397

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
397 im Frühlinge. Man schmückte dann den Platz mit Maien und führte in feierlichem Zuge den Obermeister auf feinen Sitz. Hier saß er nun mit dem Stabe in der Hand ans dem Gerichtsstuhle, fragte die umstehenden Meister in bestimmten, althergebrachten Formeln und erwartete auf dieselbe Weise Antwort. So hielten die Schuhmacher in Erfurt ihre Versamm- lungen in der Altrenßen-, d. i. Schuhflickergasfe, und lange, lange in die neue Zeit herein bewahrten sie den alten Gebrauch, bis sie sich endlich, nachdem andere als Handwerksgenosseu in die Gasse eingedrungen waren, dem Gespötte der Umwohnenden ausgesetzt sahen; dann erst zogen sie sich in ihre Häuser zurück. Franz Pfalz. Das Renntier. Das Renntier ist ehemals über den größten Teil Europas verbreitet gewesen. Es hat in Frankreich bis hinunter nach den Pyrenäen gelebt, es soll dort im 4. Jahrhundert gewesen sein; zu Cäsars Zeiten lebte es in dem Hercynischen Walde, der sich vom Schwarzwald durch Franken, Thüringen, Böhmen und Ungarn erstreckte; es hat in Esthland, auf Öland, auf Boruholm und auf mehreren der dänischen Inseln gelebt. Heutzutage ist es im nördlichen Norwegen, Schweden, Finnland, im nörd- lichen Rußland bis zu 60 0 herab, ja in den orenburgischen Uralgebirgen bis zu 52 0 herab, sowie im nördlichen Asien bis Kamtschatka, ferner im nördlichen Amerika, so auch auf Grönland und Spitzbergen verbreitet. In Europa und Asien ist es zum größten Teil gezähmt, doch giebt es einzelne wilde Renntiere an den meisten Orten, und zu Anfang dieses Jahrhunderts gab es solche noch in großer Anzahl in Karelien. Die lappländischen wilden Renntiere sind größer als die zahmen. Das Renntier, welches zum Hirschgeschlecht gehört, ist größer und kräftiger gebaut als das Reh, es ist gegen 3^ Fuß hoch und 5*/2 Fuß laug; die Bergtiere sind kleiner als die Waldtiere, und auf Spitzbergen sind die Renntiere von einer kleinern Art, obgleich sie im ganzen ge- nommen größer werden, je weiter man nach Norden kommt. Es ist weniger elegant gebaut als das Reh, und sein dicker und kurzer Hals, seine starken Schultern und muskulösen Lenden machen es ganz besonders zum Lasttier geschickt. Seine Beine sind kürzer aber dicker als die des Hirsches, und die Hufe sind wie die des Ochsen gespalten, wodurch es leichter auf dem Schnee fortkommt, indem der Huf eine größere Fläche bedeckt. Wenn das Renntier geht, bringt die Bewegung der Gliedmaßen der Füße einen eigentümlichen knisternden Laut hervor, der weithin ver- nommen wird. Der Kops ist mit einem schönen, fast 3 Fuß langen Geweih versehen, sowohl der des Männchens als des Weibchens, allein das Geweih des letztern ist kleiner und hat weniger Zweige. An der

5. Mancherlei für Jung und Alt - S. 460

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
460 beinahe seltsam, aber nun sah man über Dächer von Hütten hinaus, die mit Nenntiergeweihen behäuft und begiebelt waren und den Meisen- oder Sprehenkästen1 glichen. Sie standen, etwa 40 an der Zahl, einige Fuß über der Erde ans Wnrzelstöcken, und eine kleine Leiter führte zur einzigen Öffnung eines jeden Käfigs, der von einem kleinen Spitzhündchen bewacht wurde. Die meisten Thüren standen offen und schienen bei erstem Hinblicken von zinnoberrot geputzten Puppen eingenommen. Diese waren aber sehr lebendige Lappenweiblein, welche in grellbunten Kattun- kleidern in den dunkeln Stuben saßen. Von den vorspringenden Dach- gesimsen und den Geweihgiebeln hingen Fischgarne wie Gardinen herab und spannten sich an hohen Gestellen galerieartig von einem Hüttchen zum andern, so daß diese teilweise wie in Netzgebüschen versteckt lagen. An den Wänden hingen bündelweise rostbraune Fellchen, weiß und schwärz- lich gefleckt und gesprenkelt, welche dem kurzgeschwänzten, etwa fünf Zoll langen nordischen Lemming, Lemmus norvegicus2, angehörten. Die Lappen nennen diese Thiere Polosastija Mischi und erzählten, daß die- selben im vorigen Herbst bei ihren Wanderungen das ganze Revier in unermeßlichen Scharen bedeckt hätten, sie seien sehr bissig und gäben einen bellenden Ton von sich. Das tolle Horngeschnörkel ans den Dächern, die geduckten Weiblein in ihrem hochroten und großgeblümten Sonntagsstaat, in welchem sie völlig eingebauscht staken, aus welchem sie aber mit kleinen schrägliegen, den Äuglein recht lebendig nmhergnckten, gewährten eine so spaßhafte Scenerie, daß man allen Ernstes geneigt war, sie für einen Scherz zu halten, besonders wenn die Figürchen neugierig nach den Fremdlingen die Netzportieren znrückstreiften, ihren Putz emsig zurechtzupften oder durch hastiges Nicken die hohe schwere Kattunhaube, welche oft zurückfiel, zu balancieren suchten. Während sie sich so auf ihrem Sitz hurtig einander ablösten, damit eine jede die sonderbaren fremden Menschen-draußen zu sehen bekäme, glaubten wir fast an Polichinellkästen vorüberzugehen. Allein zwischen diesen Kästen hin fiel der Blick auf das weite Meer und auf die Boote, welche steil gegen die Flut anschaukelten, so daß auch das Leben dieser kleinen Leute rasch genug wieder als ein sehr ernsthaftes gewürdigt werden konnte. Es hatte sich inzwischen eine Menge angesammelt, die uns im Ort hin und her schob, bis wir in das vornehmste der Stelzenhänschen ein- geladen wurden, welches sogar den Luxus einiger Glasscheiben als Fenster zeigte. Der Schwarm des winzigen Volkes drängte uns förmlich in das Thürloch hinein. 1 Sprehe — Stahr. 2 Norwegische Ratte.

6. Mancherlei für Jung und Alt - S. 36

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
36 Ist es bedroht von Unglücksblitzen, Dann nimm es lieber wieder heim, Doch winkt ihm Heil, so woll' ihn schützen Den kleinen großen Menschenkeim! Karl Egon von Ebert. Der Zaunkönig. Zu den glücklichen Vögeln, welche jedermanns Liebe genießen, gehört auch der allbekannte, sagennmklungene Zaunkönig oder Schlüpfer, Winter-, Schnee-, Dorn-, Nessel-, Schlupf-, Schupp- und Tannen- könig, Zannschnerz, Zaunschliefer und Thomas im Zaune, ein kleines, prächtiges Vögelchen, welches schwerlich verkannt werden dürfte. Der reich befiederte Leib hat sehr kurze Flügel und einen kurzen Stumpf- schwanz, welcher regelmäßig aufrecht getragen wird, lange, starke Füße und einen dünnen, pfriemförmigen, etwas gebogenen Schnabel. Beide Geschlechter sind gleichmäßig gefärbt und die Jungen kaum anders als die Alten gezeichnet. Die Oberseite ist rostbraun, vom Oberrücken an schwärzlich quer gebändert, die Unterseite ist rostgrau, an den Seiten schwärzlich und weißlich in die Quere getupft. Die Flügel und der Schwanz sind zierlich schwarz gebändert, die Achsel- gegend ist mit einigen weißen Flecken besetzt, und über das helle Ange zieht sich, der Braue vergleichbar, ein lichter Streifen, durch dasselbe ein dunklerer. Soviel man weiß, fehlt der Zaunkönig in keinem Lande Europas; doch scheint es, als ob er im Norden häufiger wäre, als im Süden. In Deutschland wohnt er überall, wo es dichtes Gebüsch, namentlich dichte Hecken giebt. Seine kurzen Flügel gestatten ihm nicht, mit den anderen Kerbtierfressern zu wandern; er bleibt daher hübsch in der Hei- mat und bekundet durch sein Betragen, daß es ihm auch im Winter in derselben gefällt. Er verdient wirklich den Namen Schnee- oder Winter- könig, sobald man mit solchem Titel Glückseligkeit verbindet; denn an Munterkeit und Frohsinn, trotz trüber Zeit, kommt unserem Zaunkönig kaum ein anderer Vogel gleich, und keiner übertrifft ihn. Wer ihn kennt, rühmt ihm gute Eigeuschafteu nach, außer dem Frohsinn die Lust am Gesang, außer dem muntern Wesen die Keckheit, außer der Gewandt- heit die Anmut in seinem ganzen Sein und Treiben. Ununterbrochen in Bewegung, durchhüpft und durchkriecht er sein niederes Reich, und bei der strengsten Kälte singt er mit derselben Behaglichkeit, wie im Frühjahr. Seine Bewegungen sind sonderbar. Er hüpft äußerst schnell auf dem Boden hin und kriecht mit wunderbarer Gewandtheit durch alle Löcher, Ritzen, Spalten und Öffnungen im oder über dem Boden, im

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 231

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
231 i Aus dem Leben des Libers. Der Biber ist ein geselliges Tier, welches einzeln nur in solchen Gegenden sich aufhält, wo es der Ausrottung nahe gebracht worden ist. An den Flüssen, Strömen und Seen Nordasiens und Amerikas, welche im Wiuter nicht bis zum Grunde ausfrieren, bildet er Ansiedelungen, welche Hunderte von Bewohnern zählen können. Der einzelne gräbt sich vom Grunde des Gewässers aus eine 30—40 Fuß lange, schief nach oben aufsteigende Röhre mit Kessel und Ausgang nach dem Lande unter dem Uferboden. Die Mitglieder einer Ansiedlung erbauen sich Burgen, und in Flüssen mit wechselndem Wasserstande Dämme, um das Wasser aufzustauen. Die Burgen, welche regelmäßig im Wasser, jedoch nah am Ufer stehen, sind backofenartige Gebäude von 6—10 Fuß Höhe über dem höchsten Wasserspiegel und 10, 15, 20 und mehr Fuß Durchmesser. Sie werden aus Knüppeln, Ästen und Reisig aufgeführt, mit Erde und Schlamm gedichtet und so fest zusammengebaut, daß sie nicht bloß dem Wasser, sondern auch den Zerstörungswerkzeugen in der Hand des Menschen er- heblichen Widerstand leisten. Mit dem Lande stehen sie oft durch einen Holzdamm in Verbindung. Im obern Teile der Burg befindet sich die Kammer der Tiere; zuweilen liegen auch zwei solcher Kammern über- einander. Der Zugang zu ihr ist eine Röhre, welche vom tiefen Wasser aus durch den Unterbau der Burg nach oben führt und gewöhnlich meh- rere Zugänge hat. Das Innere der geräumigen Kammer ist mit Gras und Moos dick ausgefüttert. Größere Bauten, d. h. Dämme, welche 30—300 Fuß lang sein können, werden ausschließlich im seichten, stillen Wasser ganz ruhiger, von dem Menschen nicht oder wenigstens nur selten besuchten Waldungen ausgeführt. Die Dämme selbst bestehen aus Baum- stämmen, welche nahe am Ufer gestanden haben und von den Bibern ein- seitig so angeschnitten wurden, daß sie ins Wasser fallen mußten, aus Knüppeln von verschiedener Länge und Stärke, welche durch die Tiere zur Stelle geflößt wurden, aus Reisig, Steinen, Sand, Erde, Moos u. dgl. Außerdem legen die Biber, wie so viele andere Nager, auch Vorrats- kammern für den Winter neben oder in ihren Röhren und Burgen an. Der Biber gehört zu den begabtesten Nagetieren. Seine Bewegungen ermangeln zwar der Gewandtheit, sind aber doch nicht ungeschickt zu nennen. Im Sitzen nimmt er die Stellung der Eichhörnchen, Murmeltiere und Mäuse an, bekommt hierdurch seine Vorderpfoten frei und gebraucht sie mit viel Geschick. Der Gang ist schwerfällig, langsam, watschelnd, auf unebenem Boden zumal äußerst unbeholfen. Demungeachtet ist er im stände, an Bäumen in die Höhe zu klettern: man hat ihn schon oft auf den Köpfen abgestutzter Weiden liegen sehen. Größere Meisterschaft

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 233

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
233 zu schneiden. Er entfernt sich halbe Meilen weit vom Ban, kehrt aber immer in derselben Nacht zu ihm zurück. So treibt er es allnächtlich jahraus, jahrein; nur besondere Ereignisse, veränderter Wasserstand oder der Winter z. B. unterbrechen die Gleichmäßigkeit dieses Lebens. Das Wasser zerreißt die Dämme, welche dann wieder gebaut werden müssen und gewöhnlich auch in der ersten Nacht nach dem Unfall wieder gebaut werden; der Winter fesselt oft wochenlang an das Haus und zwingt den Biber, sich von den aufgespeicherten Vorräten zu äsen, obwohl es ihm ein Leichtes wäre, sich, wie sonst auch, im Walde Nahrung zu holen; denn das Eis ist ihm kein Hindernis: er bildet sich, wenn er sonst will, durch Nagen überall eine Pforte in der krystallenen Decke, welche ihm den Zugang zu seiner Hausthüre versperrt. Die Jungen kommen blind zur Welt und werden lange gesäugt und noch länger geführt von der zärtlichen Mutter. Der Vater scheint sich nicht um die Erziehung zu bekümmern; er schweift während des Sommers umher und findet sich erst im Herbst wieder in der Ansiedlung oder bei dem Weibchen ein. Brehm und Roßmäßler. Die Kartoffel. Amerika war schon entdeckt; Ich lag im Urwald noch versteckt. Da kam ein Europäer an Und nahm mich mit in seinem Kahn. Und als er mich den Köchen wies In Amsterdam und in Paris, Entschied ihr superkluger Rat: „Der grüne Bollen kocht sich fad — Die Staude da ist kein Gericht, Der Kerl verlohnt das Sieden nicht!" Doch lächelnd sprach der Admiral: „So kehrt ihn eben um einmal Und schaut nur, statt auf seinen Rock, Da unten nach dem Wurzelstock, Wie der auf roten Eiern ruht, Gleich einer Henne auf der Brut. Die rote Jndianerschar, Bei der er sonst zu Hause war, Kocht ihren Braten auch nicht viel, Sie ißt ihn auf mit Stumpf und Stiel. Dies aber geht in Kürze so: Man macht ein Feuer lichterloh, Wirft fleißig Holz und Heu hinein Und den Gefang'nen uritten drein. Der schmalzt sich schnell im eignen Schmalz Und salzt sich selbst im Aschensalz; Dann greift man zu, wie's jeder braucht, Und schlingt's hinunter, daß es raucht.

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 322

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
322 auch ungeschickter und mit mehr Zeitaufwand; denn auch sie stimmen mit ihren Ansichten nicht immer überein. Musterhaft zeigt sich oft die Unermüdlichkeit ihrer Ausdauer, welche die Orientalen durch eine fchöne Legende verherrlicht haben. Irgend ein Prinz, fo erzählen sie, im Kriege mehrmals zurückgeschlagen, lag, beinahe verzweifelnd, in seinem Zelte. Eine Ameise lief an der Seitenwand in die Höhe. Er warf sie wieder- holt herab, aber immer kletterte sie wieder hinauf. Neugierig, zu sehen, wie weit sie ihre Hartnäckigkeit treiben werde, warf er sie achtzig Mal herunter, ohne sie dadurch zu entmutigen. Er selbst war ermüdet, aber zugleich auch von Bewunderung erfüllt. Die Ameise hatte ihn überwunden. Da sagte er zu sich: „Ahmen wir ihr nach und auch wir werden siegen." Was der Prinz sah, können wir täglich erfahren, wenn wir uns nur die Zeit dazu nehmen wollen. Bei ihren Zufuhren kommen den Ameisen die breiten Straßen zu statten, welche sie anlegen und mit der Zeit ganz glatt treten; sie marschieren auch in ziemlich geordneten Reihen die Baum- stämme empor, um Harz zu holen oder die Blattläuse zu melken. Auf den Zweigen beunruhigt, lassen sie sich fallen. So roh auch das Äußere ihrer Hütten aussieht, im Einklänge mit dem Materiale, aus welchem sie bestehen, so bewundernswürdig ist doch die Zweckmäßigkeit, die berechnete Anordnung im Innern derselben. Dieses besteht aus einer Unzahl von Gemächern verschiedener Größe, alle durch Gänge miteinander verbunden und in verschiedene Stockwerke ver- teilt, einige tief unten in der Erde, andere in der Kuppel des Gebäudes. Jene sind bestimmt zur Aufnahme der Jugend bei kaltem Wetter oder über Nacht, diese werden bei Tage gebraucht. Die aus dem Fundament entnommene Erde wird mit den schon genannten oder ungenannten Materialien gemischt und giebt dem luftigen Schlosse seinen Halt. Strahlen- artig führen Gänge von dem Innern nach außen, die Thore der volk- reichen Stadt sind durch aus und ein passierende Bewohner fortwährend belebt, für Fremde aber verschlossen durch die wachehaltenden „Stadt- soldaten". Bei Regenwetter oder für die Nachtzeit pflegen sie ihre Thore ebenfalls zu verschließen. Die Arbeiter, verschieden an Größe, teilen sich in zwei Rotten: die Lieferantinnen, welche das Nötige herbeischaffen, und die häuslichen Wärterinnen, welche die innern Familienangelegenheiten, besonders die Er- ziehung der Jugend und die Ernährung der stets drinnen verborgenen Männchen und Weibchen besorgen. Ihnen fällt eine ungeheure, unab- lässige Beschäftigung zu, wenn man nach den fortwährenden Bewe- gungen um die Wiege urteilt. Fällt ein Regentropfen, scheint ein Sonnenstrahl, so giebt es einen allgemeinen Aufstand, eine Umbettung aller Kinder, und das mit unermüdlichem Eifer. Man sieht, wie
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