33
2) An Stelle dieses Königthums tritt vom nennten Jahr-
hundert an, namentlich aber im achten eine Aristokratie,
die, durch die Eroberungszüge der letzten Jahrhunderte mächtig
geworden, statt der früher nur berathenden Stellung zum
Fürstenhaus die Theilnahme am Regiment erhält, endlich
das Königthum ganz verdrängt und allein die Regierung an sich
zieht. In den Händen des hellenischen Adels (der Geschlechter)
liegt der größte Grundbesitz, eine höhere Bildung, Kriegserfahrung,
die Rechtskunde, die Priesterämter, dabei steht derselbe mit dem
delphischen Orakel in engster Verbindung.
3) Besonders die Kolonien, in denen die politische Entwicklung
schneller geht und wo statt der eigentlichen Geburtsaristokratie
immer Timokratie erscheint, bereiten den Uebergang zur De-
mokratie vor. Seewesen, Handel, beweglicher Besitz, geistige
Bildung entwickelten das Städteleben und den Bürgerstand. Seit
der Mitte des siebenten Jahrhunderts auch im Mutter-
lande, besonders in beit Küstenstaaten, erbitterte Parteikämpfe
zwischen Adel und Volk um schriftliche Gesetze, rechtliche und
politische Gleichstellung.
Den Sieg erkämpft die Demokratie in. der Regel durch die
Uebergangszeit der Tyrannis. Im siebenten und sechsten Jahr-
hundert treten meist geistig bedeutende Führer des Volks, selbst
von Adel, au die Spitze des Volks gegen die Alleinmacht ihrer
Standesgenossen. Aus den Volksführern werden Alleinherrscher,
neue ,demokratische Könige'. Durch sie glänzende Entwicklung
des bürgerlichen Lebens, Kunst- und Prachtliebe, Begünstigung
der Poesie und der Anfänge der Wissenschaft, materielle Hebung
des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen. Enge Ver-
bindung der hellenischen Tyrannen unter einander, an barbarische
Fürsten angelehnt. Doch ist die Tyrannis nur eine vorüber-
gehende Erscheinung, ohne tiefere Wurzeln im Volksleben, nur
ausnahmsweise zur Gründung von Dynastien führend; endlich
durch die Geschlechter, ohne Widerstand des Demos, gestürzt.
Aber die bürgerliche Gleichheit war durch sie festgestellt; die Adels-
herrschaft kehrt nicht wieder.
Herbst, historisches Hütsrbuch I. (Ausg. f. Ähmn.)
3
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Die Ostseite ist schmal, von dürftiger Strombildung (der
Aufidus, j. Ofanto, der bedeutendste Fluß), dazu ziemlich gerad-
linig abgeschnitten, ohne Küstenentwicklung; die östliche Küste des
nördlichen Italiens bildet eine Reihe von Sümpfen und Lagunen.
Die Westseite dagegen ist reicher und mannichfaltiger aus-
gestattet. Sie bat mehr Küstenentwicklung, ist von Inseln um-
geben und bildet ein breiteres Gebiet, das durch größere Ströme
(Arnus, Tiber, Vulturnus) und durch frühere vulkanische Thätig-
keit zu der mannichfacksten Thal- und Hügelbildung entwickelt
ist. Die Westseite war daher zu größerer historischer Be-
deutung bestimmt als die Ostseite, die auch das adriatische Meer
ohne nahe Inseln und die gegenüber liegenden unfruchtbaren
Küftenlandschasten «licht zur Thätigkeit und zum Verkehr anregten.
Die westlichen Laudschastell Etrurien, Latillni und Campanien
waren zu einer Rolle berufen, welche die Natur Apulien und
Messapien versagt hat. Italien war auf den Westen hingewiesen
wie Griechenland auf kn Osten.
Italien hat stark ausgeprägte Natur grenzen; die eigentliche
Halbinsel ist auf drei Seiten vom Meere umgeben; um das nörd-
liche Italien legt sich im Halbkreise eine ungeheure Scheidewand,
die Alpen. Die Westalpen, am ligustischen Meerbusen aufsteigend,
nach Westen gegen das Thal der Rhone (Rhvdanus), nach Osten
gegeli die Poebene abfallend, trennen es von Gallien. Mit dem
Mont blaue begimit der höchste und mächtigste Theil der Alpen,
die Centralalpen, die Italien gegen Helvetien und Germanien
abschließen; die dritte und östliche Abtheilnng, mit dem Groß-
glockner beginnend, ist niedriger, legt sich aber breiter durchs
Land und zieht sich bis znm adriatischen Meere.
Italien hat uatrlrgenläß vier Theile: 1) Oberitalien; L)
Mittelitatiell,. den eigentlichen Stanrm der Halbinsel; 3) Unter-
italieu, aus dell beiden Halbinseln bestehend und 4) die. Inseln.
1) O b e r i t a l i e n oder der evntineutacke Theil Italiens von
den Alpen bis zum Macra und Rubieon reichend; dazu gehört
vor Allem die lombardische Tiefebene, von dem Po (Padus) der
ganzen Länge nach durchzogen, in Dreiecksgestalt zwischen den
Alpen und den Apenninen sich ausdehnend; eine Linie zwischen
Parma, Mutina, Bononia und Arüninum bezeichnet die südliche
Grenze. Oberitalien umfaßt : a. Gailia cisalpiua, togata (im
Gegensatz zu Gailia braccata), durch den Po in Gailia trau>.-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See]]
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• froc.t. Hü'ndre-ult
bcni Peñ/air "A
¿ ; Aür den acoarapíjiídieji Unlerrichl
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Lehrbuch der Geographie alter Md neuer Zeit mit besonderer
Riicksicht auf politische und Kulturgeschichte. Vcm l)r. 'Ilitzmoe
Seliucllt Cbevjlut atvati) in Daru'.stad!-). Achte . Auslage« voll-
ständig neu bearbeitet von Dr. Wilhelm Rohmeder
'!> München I. 9)lil vi.e Karten, >rci Figúrenla-^ und
:: X r?' " z:.
■ 7/} ' , c
Dal selbe er,checnt im Jahr 1872 in 12 Lieferungen, ch'ie in Zeiträumen von
.3—! Wochen aufeinander folgen. Jede Lieferung enthält 5—6 Bogen nebst
den dazu gehörigen harten und' Tafeln. Das letzte He/k"briygt das Portrait des
Beriafsers. ' Prech einer jeden Lieferung 7'/- Lgr. — 27 k\. rheim
; • '—7i &?:: £
lchacht's Lehrbuch Vet Geoli^schie umufu den Lanzen
alter und neuer Zeit An-Dtzeichtim^ndueberffhttuhkeit dä:Misteñch^wird
es ebensowenig von eiueru ähnliches Haubh<kch^«rreicht,> als ne Ansehung 'der Füllemnd
Zuverlässigkeit feines Inhalts. A i e^gviprrlch'burch gefährte Verbindung des
geographischen Elementes mit Per politischen und Äultnrgcfchrchtc
beseelt gleichsam den Stoff und muffchlmert nicht lveniger das Studium, als sie dessen
Früchte vervielfältigt. Gurk und et in Anlage und .Aussührung ebensaseb'- de» er»
abrenen ochuiinunn h>k Le., scha c fli mi ige^Gelch^, e>>. Und wenn dies Werk sch u durch
Kurl Stitier umälexaudrr dou Hulndoldi oto ein Ereignis in der g ogro.mischen
Lttrarur bezeichnet wurde, so ist dasselbe inkwischen auch'durch den Beifall und
d.e Liebe des' Vaterlag:dewñisgezeichi:ch und über die Grenzen Besselbeu--hinaus"-.als
mn tnchtches Wert deutschen Fhs.,;es und deutscher Gediegenheit geehrt worden.
In H lsicht.auf Einzelheiteil veralten 'geographische Bücher rasch uu' nmchen
deshalb mit, dein erweiterten Horizonte dess-Wissens und-Schaffens ichpmr Tage,
mit dem «Wechsel politischer und anderer hier einschlagender Bemlchngen und
Verhältnisse immer wieder Ilingestaltniigen nothmcndig. Da aber der Hauplwerth
i, dieses Werkes in der Durchführung bestimmter Grundgedanke^ und in der m e th o-
- ischen Behandlung des Gegenstandes liegt, ein llmstand, der das L-.'ch na-
mentlich für Gc»gram?!chrer jeder Schule z» einem unentbehrlichen l-änfter-- und
Handbuche gemacht.hat: so können bei jeder Neubearbeitung die Grundlagen des-
selben stets nnverrückt beibehazen werden, und die Aenderungen können sich auf
Eintragung der Resultate der rastlos fortschreitenden Forschung und die Unigestal-
tttngen, welche.die Zetiereigl'.isse selbst nothwendig gemacht haben, beschränke::.
Die vorliegel.d 8. Anhlnge, mit großer Sorgfalt und, Pietät ansgefichrt, eine
Frnchc inchrjnlwig n Flhch nffdzm^Hriger Beschäligtrng rr \ : , : jelbft,
erscheint n.pl >'swa al-: ?ibe Uepprarberrnng der jäheren, so-tdebn alsllr.
arbcitniig derschben, ivelche man gröaeutheils eine ganz neue %r
müßte, wenn nicht nberaü de: nrssirüngliche Plan konsequent sestgehalten Le.
So dürfen, wir'hasten, wird das Werk auch fernerhin den Anjpr '.chen von
Schule, Haus nffd Leben oollstcnidig genügen und seinen hervorragenden P atz unter
den.geographischen Lehrbüchern zu behaupten sorffahren. , ..
Verlag von Ls. G. ,Kiuyr> Nachfolgkr in Main).
K
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Rohmeder Wilhelm
134
Die ostafrikanischen Inseln. §. 40.
7. Die Inselgruppe Tristan da Cunha im südatlantischen
Océan, beinahe auf einer geraden Linie zwischen Cap Horn und
dem Cap der guten Hoffnung, benannt nach dem portugiesischen
Entdecker (im I. 1506), ein, freilich schwer zugänglicher, Punkt
zum Wassereinnehmen und Einkäufen von Lebensmitteln (gegen
Kleider und eiserne Geräthschaften), dessen Besuch die Fahrt nach
Indien oder Australien weniger verlängert, als das Anlaufen beim
Vorgebirge der guten Hoffnung.
Nur die Hauptinsel, ein etwa 8300' hoher vulkanischer Kegel, ist von
einigen vom Cap ausgewanderten englischen Familien augesiedelt und steht unter
dem Schutz des Capgouvernements. Sie bildet vermöge ihrer Lage einen wich-
tigen Punkt für hydrographische und meteorologische Untersuchungen. *)
B. Im indisch en Océan oder die ostafrikanischen
Inseln:
1. Madagascar, von der parallel laufenden Ostküste Afrikas
durch den breiten Canal von Mozambique getrennt, eine der größten
Inseln der Erde (10,500 □ M.). Die Bildung ihrer Oberfläche
ist sehr verschieden von der der vulkanischen westafrikanischen Inseln
und ähnlich der des gegenüberliegenden Continents (im Innern weite
Hochebenen, aus denen sich ein Gebirge erhebt; terrassenförmiger
Abfall des Plateaus nach der Westküste, deren nördlicher Theil viele
treffliche Häfen hat), wogegen in Folge einer außerordentlich reichen
Bewässerung die Pflanzen- und Thierwelt wesentlich von der des
benachbarten Continents abweicht, natürlich zu ihrem Vortheile.
Ein Kriegerstamm (die Howas) beherrscht jetzt die (4vr Mill. E.?
der) Insel. — Die Insel St. M arie am Ostrande besitzen die Franzosen^
2. Die (18) Comoren, im nördlichen Eingänge des Canals
von Mozambique, sind meistens von arabischen Sultanen beherrscht;
Mayotta haben die Franzosen besetzt.
3. Zu den (3) Mascarenischen Inseln (nach dem Ent-
decker, dem Portugiesen Mascarenhas, benannt) gehört: das eng-
lische Mauritius (170,000 E.), früher (als französische Besitzung)
Ile äs Branes, mit der Hauptstadt Port Louis (28,000 E.), und
die französische Insel La Réunion (bis 1848 Bourbon).
4. Die beiden benachbarten englischen Inselgruppen der (17)
Am iranien (Admiralitätsinseln) und der (29) Seychellen oder
Mahe-Jnseln.
5. Sokotra, 2) am Eingang des arabischen Busens, unter der
Herrschaft eines Sultans an der Südküste von Arabien (in Geschen).
0 Näheres in Petermann's Mittheilungen, 1855, S. 79 ff.
l) Daselbst, 1861, S. 149 ff.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66.
345
4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na-
mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und
unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er-
reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus
des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht
das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind-
vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse
anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in
der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.)
ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der
Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in
Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen
Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings
um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von
I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert)
zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der
beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben
Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft-
liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die
durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also
die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und
das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den
consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese
Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen,
haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an
sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O.
und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die
Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine
benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben
aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen;
ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der
Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte
Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von
Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork-
shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd-
lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri-
kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und
S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden
des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent-
behren.
Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß-
artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle
europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren
und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen
Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro-
dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet,
sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
42
Die Tiefländer Asiens. §. 15.
d. Zwei contineutale Ströme der westlichen Richtung: Gi-
hon oder Amu (Orus) und Syr (Jarartes), welche aus gleichem
Q-uellgebiete dem Aralsee zufließen.
4. Das Tiefland, welches mehr als ein Drittheil des Erd-
theils (284,000 □ M.) ausfüllt und den untern Lauf der großen
Wassersysteme enthält, zerfällt, wie das Hochland, in zwei an Aus-
dehnung noch ungleichartigere, an absoluter Höhe natürlich weit
gleichartigere Theile:
a. Das innere, der continentalen Seite des Planeten zuge-
wandte Tiefland (240,000 lum.) umfaßt Sibirien und Turan,
beide von sehr ungleichem Umfang, denn Sibirien erstreckt sich in
der ganzen Breite des Erdtheiles, wovon es Vs ausmacht. Das
Tiefland von Turan (mit dem Aralsee) bildet den Ucbergang von
Asien nach Europa.
d. Das äußere, der oceanischen Seite zugekehrte oder pela-
gische Tiefland (54,000 lum.) zerfällt wieder in mehrere einzelne
Tiefländer, die alle von anderen Meeren bespült, anderen Erd-
theilen zugekdhrt sind und in ihrer natürlichen Beschaffenheit eine
außerordentliche Verschiedenheit aufzuweisen haben, auch unter ein-
ander in fast gar keiner Verbindung stehen und daher sehr mannich-
faltig zwischen den andern Bodenformen gruppirt sind.
aa. Das chinesische, am stillen Ocean, Amerika zugewendet,
reichlich bewässert und trefflich angebaut.
bb. Das indo-chinesische, der südlichen Inselwelt zugekehrt,
ebenfalls wasserreich, aber sumpfig und daher bei der Lage in der heißen
Zone ungesund, größtentheis noch unbekannt.
ee.' Das indische (Hindostan) zwischen zwei Meeren oder viel-
mehr Meerbusen, wird von drei Stromsystemen reichlich bewässert und
von drei Plateaulandschaften begrenzt. Durch seine Lage aus der Grenze
der heißen Zone hat es deren Vortheile ohne ihre Nachthetle, ist daher
trefflich angebaut (außer im äußersten W., wo zuerst der Steppencha-
rakter erscheint) und dicht bevölkert.
66. Das syrisch-arabische, nicht vom Ocean, sondern nur vom
persischen Meerbusen bespült, daher nur mittelbar eine oceanische oder
pelagische Niederung. Während es in seiner nordöstlichen Hälfte bewäs-
sert ist, bildet das klebrige größtentheils eine Sandwüste und daher den
Uebergang zu Afrika.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Turan Turan_(
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Sibirien Asien Europa Amerika Afrika
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
340 Vertikale Gliederung Großbritanniens. §. 66.
gemeinen eine bedeutende Küstenentwickelung, eine Menge
von sichern Buchten und guten Häfen, eine reiche Jnselbil-
dung, ins Besondere aber eine mehrmalige isthmische Ver-
engung durch von beiden Seiten tief einschneidende Meerbusen
und zwar eine zweimalige in England und eine zweimalige, weit
stärkere, in Schottland.
Die Einschnitte des Meeres sind am bedeutendsten an der dem
Ocean zugekehrten Westseite, wo die Gebirge keine so gleichmäßige Aus-
spülung gestatteten, wie an der flachen Ostküste. Durch solche eindrin-
gende Meerbusen und vorspringende Halbinseln ist die Westseite Eng-
lands in drei Gebiete gesondert. Dieselbe Gliederung wiederholt sich
auf der Ostküste durch erweiterte Flußmündungen und zwei, jedoch
kleinere und weniger schroff vorspringende Halbinseln (Kent, Ostangeln),
welche in starken Bogen abgerundet sind. Im nördlichen Schottland,
wo die Gebirge von Meer zu Meer reichen, finden sich auch an der
Oftseite gleich tiefe Einschnitte des Meeres. Durch ein zweimaliges
Eindringen desselben von beiden Seiten (durch welche Busen?) hat Schott-
land ebenfalls eine natürliche Gliederung in drei peninsulare Abschnitte
erhalten, die hier, wie in Griechenland die ähnliche zweimalige isthmische
Verengung, die Grundlage der politischen Eintheilung in Süd-, Mittel-
und Nordschottland geworden ist. Auch Irland hat an der dem Ocean
zugekehrten Westseite die Fjordenbildung, nicht aber an der einem Binnen-
meere (der irischen See) zugewendeten Ostseite.
Inseln finden sich hier, wie an den Küsten Griechenlands,
in Menge und zum Theil in Gruppen, jedoch — mit Ausnahme
der Insel Wight an der Südküste — nur auf der Nord- und
Westseite Schottlands und zwischen England und Irland (Benen-
nung der wichtigsten nach der Karte!); dagegen hat die Ostseite
Großbritanniens und die Ostseite Irlands keine Insel von Be-
deutung. Die normannischen Inseln, die Ueberreste der ehemaligen
englischen Besitzungen in Frankreich, sind durch England von dem
Continente, dem sie natürlich angehören, in politischer Beziehung
abgelöst worden.
Vertikale Gliederung.
Während die horizontale Gliederung vielfach an Griechenland
erinnert, ist der vertikale Bau in beiden Ländern ein ganz verschie-
dener. Hier ist es nicht ein Gebirgsknoten in dem Innern des
Landes, von welchem Parallelketten ausgehen, um hochgelegene
Thalkessel und kleine Tafelländer einzuschließen, wie in Griechen-
land, sondern die Gebirge liegen vorzugsweise im W. und nehmen
in der Richtung gegen N.-O. an Breite zu, weshalb in England
die Ebene, in Schottland das Gebirge die überwiegende Boden-
form ist.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: England Schottland Schottland Griechenland Irland Griechenlands Schottlands England Irland Irlands Frankreich England Griechenland England Schottland
214 Die Griechen vom Ausbruche des Kampfes mit den Persern
10. Seitdem sich in Athen der unaufhörlich weiter strebenden De-
mokratie eine Partei, deren Haupt Cimon war, mit Erfolg entgegenge-
stemmt hatte, war im Laufe von Cimons Feldzügen die demokratische
Partei wieder zu neuer Macht gelangt. Das Wiederaufleben des Par-
teistreites hatte auch einen Zwiespalt der Ansichten in Bezug auf das
Verhältniß zu Sparta hervorgerufen. Je nachdem der athenische Bür-
ger der demokratischen Bewegung folgte oder sich den Bestrebungen zu
deren Zügelung anschloß, mußte er gegen Sparta feindlich oder freund-
lich gesinnt sein, da dieses als das Musterbild einer auf Stetigkeit und
Unwandelbarkeit der Verfassung beruhenden Stärke dastand. Wie schon
zum Sturze des Themistokleö Sparta mitgewirkt hatte, bestand auch jetzt
ein näheres Verhältniß der von Cimon geleiteten Partei zu Sparta
und daraus schöpften die Gegner Stoff zu den schärfsten Vorwürfen,
indem sie die Hinweisung auf die Vorzüge des spartanischen Staats-
wesens und die Bemühungen, freundliche Beziehungen zu Sparta zu
erhalten, als Beweise einer dem eignen Gemeinwesen untreuen Gesin-
nung darstellten. So hatte Cimon, ungeachtet der Freigebigkeit, womit
er seinen durch Antheil an der geiuachten Kriegsbeute hoch gestiegenen
Neichthum zur Verschönerung der Stadt und zur Unterstützung armer
Mitbürger anwandte, den gehässigen Namen eines Lakonenfreundes er-
halten und die großen Dienste, die er als Feldherr leistete, konnten den
Ausbruch des Sturmes gegen ihn nur verzögern. Wie nun aber eine
demokratische Partei eines Mannes von demagogischem Talente bedarf,
der ihre Wünsche sowohl weckt als ausspricht, der, vom steigenden Bei-
fall seiner Anhänger getragen, in der Hingebung an ihre Bestrebungen
ebensowohl den eignen Vortheil findet als ihrer Gunst zur Verwirk-
lichung eigener Absichten bedarf, so bildet sich zur Zeit demokratischer
Bewegung eines Staates gewöhnlich in dem Kampfe gegen die Partei
der Mäßigung Einer in der Kunst aus, Führer und Werkzeug, Herrscher
und Diener der Menge zugleich zu sein. Dieser Mann war für die
Zeit, da während der Ausbildung der athenischen Hegemonie das durch
Aristides Verfassungsänderung einstweilen befriedigte Volk sich zu neuen
Fortschritten rüstete, Perikles, der Sohn von Xanthippus und Klisthenes'
Bruderstochter Agariste, der durch eine reiche Jugendbildung große Be-
weglichkeit und Gewandtheit des Geistes und große Geschicklichkeit und
Gefälligkeit der Rede besaß. Ihn hatte schon, als Cimon von der Er-
oberung von Thasus zurückkehrte, seine Partei zum Kampfe mit der
Klage vorgeschoben, daß der Feldherr die Gelegenheit, auf dem gegen-
über liegenden Festlande die athenische Herrschaft auszubreiten, versäumt
habe. In seinem Beginn wurde der Kampf der Parteien mit Mäßi-
gung geführt, Perikles lieh der Sache, der er diente, nicht die ganze
Macht seiner Beredsamkeit und Cimon löste sich von der Anklage durch
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380 Die Römer während der Ausbildung ihrer Staatsverfassung
den Patriciern ging der Senat als die dem Könige.zur Seite stehende
höchste Behörde hervor, der zur Zeit, als die drei Bestandtheile des Staa-
tes zu gleichmäßiger Geltung gelangt waren, aus jedem der drei Stämme
hundert Mitglieder zählte. Die zu den Luceres gehörigen Senatoren,
die erst durch Tarquinius Priscus hinzugefügt waren, standen in niede-
rem Range. Die Befugnisse des Senates ergaben sich aus der Stellung,
die er nach dem Herkommen der älteren italischen Staaten einnahm und
er zeigte sich im Vollbesitze der Regierungsgewalt dadurch, daß er nach
dein Tode eines Königs die Wahl eines neuen veranlaßte und, wenn
diese nicht alsbald erfolgte, eine Zwischenregierung oder ein Znter-
regnum anordnete. Die Vollziehung der Wahl war Sache der in den
Curien versammelten Patricier, welche den von dem Senate Vorge-
schlagenen anzunehmen oder zu verwerfen hatten und dem Angenomme-
nen in einer neuen Versammlung das Imperium, die gesummte bürger-
liche und militärische Gewalt, übertrugen. Es bedurfte gewiß für den
König bei wichtigen Regierungshandlungen der Zustimmung und Mit-
wirkung des Senates, da aber die Richtschnur hierfür mehr in der Sitte
als in gesetzlichen Bestimmungen lag, hing es von der Eigenthümlichkeit
des Königs und der Gunst der Verhältnisse ab, ob dem Senate ein
größerer oder geringerer Spielraum gelassen wurde. Da die Könige
den Senat zu berufen und seine Berathungen zu leiten hatten, war
ihnen, auch wenn sie sich von Maßregeln der Willkühr fern hielten, ein
großer Einfluß gesichert. Neben den Patriciern bestand zu Rom von
Anfang an noch eine Bevölkerung von minderer Berechtigung. Da die
Staaten, welche dein römischen seine ersten Bestandtheile lieferten, sich
durch Eroberung gebildet hatten und daher neben den herrschenden
Stämmen auch die unterworfenen in ihr Gebiet einschlossen, waren mit
den Geschlechtern auch Angehörige dieses Standes nach Nom gekom-
men. Diese führten den Namen von Clienten, der sich deutsch durch
den Ausdruck Hörige wiedergeben läßt. Das Verhältniß dieser Leute
war eine durch Religiosität veredelte Unterthänigkeit, in welcher sie
nicht allein zu leisteu, sondern auch zu fordern hatten. Da sie nämlich
außerhalb des Kreises der den Staat bildenden Geschlechter standen,
war die Sicherheit ihres Bestehens an ein persönliches Abhängigkeits-
verhältniß geknüpft, in welches sie zu Einzelnen aus dem herrschenden
Stande zu treten hatten und welches ihnen ebensosehr Anspruch auf
deren Schutz gewährte, als es sie zu mancherlei Aufmerksamkeiten und
Diensten gegen dieselben verband. Glichen sie den griechischen Penesten
und Heloten durch die Art, wie sich ihr Stand gebildet hatte, so unter-,
schieden sie sich von ihnen durch die milde Form, welche die Unfreiheit
für sie angenommen hatte und durch den damit zusammenhängenden An-
schluß an die einzelnen Personen, die ihre Patrone hießen. Ihre Lage
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