Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neuere Geschichte - S. 24

1869 - Mainz : Kunze
24 krieg vereitelt. Sie blieben in verschiedenen geistlichen Funktionen in Italien und gaben sich als soeielns Jesu eine Regel. Nach mannigfachen Schwierigkeiten erfolgt die bedingte Be- stätigung des Ordens dllrch Pabst Paul Iii 1540, die unbedingte 1543. Im Jahre 1541 Ignatius Ordensgeneral; bei seinem Tode (1556 zu Rom) hatte der Orden über 100 Collegien in 72 Provinzen, mehr als 1000 Mitglieder und in 3 Welttheilen Missionen. (Xaver im portugiesischen Ostindien). ■—

2. Geschichte des Mittelalters - S. 31

1870 - Mainz : Kunze
Iv. Die Mission unter den Deutschen. . , \\ ... Deirr inneren Dentschland mürbe das Evangelinm von Bri- tannien, nicht von der verweltlichten fränkischen Kirche ans gebracht. Dort war mit den christlichen Bxiten anch das Christenthnm von den heidnischen Angelsachsen znrückgebrängt worben nnb brach sich erst allmählich nnter biesen wie in Jrlanb nnb Schottland Bahn. Die Gesanbtschaft des Angnstinns nnter Gregor dem Großen 597 der Anfang der Bekehrnng nnb des engen Anschlnsses an Rom. Irische Mönche (Fribolin, Colnmban und seine Schüler Gallus, Kilian n. a.) als Missionare am Oberrhein, in Bayern, Ost- franken, Thüringen, wo die Stürme der Völkerwanbrnng nnr ge- ringe Sparen des Christenthums hinterlassen hatten. Angelsächsische Mönche znnächst nnter den stammverwanbten Sachsen und Friesen thätig'. Willibrorb Bischof von Utrecht; Karl Martell nach seinen Siegen 719 Stifter bieses Bischofssitzes. Unter seinen Gefährten Winfrieb, von Pabst Gregor Ii. Boni- faeius beibenannt, der Apostel der Deutschen. Um 682 zu Kyrton in Wessex geb., in Klöstern gebilbet, zum Presbyter geweiht, schon früh in hohem Ansehen. Autorisation zur Heibenbekehrnng durch Gregor Ii. 718. Nach breijährigem Wirken in Friesland wirb er Missionar in Hessen und Thüringen, seit 723, unter dem Schutze Karl Martells. Das Fällen der Donarseiche bei Geismar; Kloster- nnb Kirchen- anlagen. Engste Berbinbnng mit Rom, durch breimaligen Ansent- halt baselbst unterhalten. Organisierung der bayerischen Kirche: die Bisthümer Salzburg, Freisingen, Regensbnrg, Passan; für Hessen Thüringen nnb Ostfranken zu Würzbnrg, Büraburg, Eich- stäbt, Erfurt. Ans dem Concilium Germanicum 742 Anerken- nung des päbstlichen Primats, Einführung römischer Kirchenorb- nung und der Klosterregel des heiligen Benebietns; Kloster zu

3. Geschichte des Mittelalters - S. 70

1870 - Mainz : Kunze
70 teaux und Simon von Montfort (bis 1218); das Haupt der Albigenser der Vicomte Raimund Roger von Beziers und Albi. Die Frucht des furchtbar blutigen Krieges war eine bedeutende Machterweiterung des französischen Königthums. — In Verbin- dung mit diesem Kreuzzug steht der Ursprung des Ketzergerichtes der Inquisition 1215. Volksaufstände dagegen; der Ketzer- meister Konrad von Marburg in Deutschland, erschlagen 1233. Kreuzzug gegen die S t e d i n g e r in Friesland 1234. — Die In- quisition kam allmählich in die Hände der Dominikaner. Ursprung der s. g. Bettelorden: Die Dominikaner (L'ratres praedicatores) durch den Castilianer Domingo (1170 —1221) gestiftet, 1216 bestätigt. Ihre Lebensaufgabe: die Glau- benspredigt, durch gelehrte Bildung und vollkommene Armuth ge- stützt. Stufenfolge der Vorsteher: Prior, Provinzial, General (in Rom). — Die Franziskaner (tratres minores, Minoriten) gestiftet durch den begeisterten Francesco von Assisi (1172—1226). Bestätigung seines Ordens durch Honorins Iii 1223, mit dem Rechte, aller Orten zu predigen und Beichte zu hören. Es entsteht eine geistliche Bewegung durch das weltverachtende Leben und die seurige Predigt dieser Orden in der verwahrlosten Kirche; — ihr Einfluß auf die Haltung der folgenden Päbste — Gregors Ix, Jnnocentius Iy u. a. — in ihren Kämpfen gegen die weltliche Gewalt. 5. Friedrich Ii (1215—1250), einer der begabtesten Kaiser unserer Geschichte. In Sicilien geboren und ausgewachsen (Palermo), früh seines deutschen Vaters beraubt, von italienischer Mutter er- zogen, ist er stets mehr Italiener als Deutscher geblieben; der Kirche ferner stehend, der weltlichen Wissenschaft und der Poesie, bis zu eignem Schaffen, zugethan. Einfluß orientalischer Sitte und Politik auf sein Leben und seine politischen Grundsätze, die in Italien dem Feudalwesen entgegenarbeiten, in Deutschland die Landeshoheit der Fürsten fördern. Die Regierung eine der an Stürmen reichsten; — die Entscheidungskämpfe zwischen weltlicher und geistlicher Macht. a. Friedrich in Deutschland und Italien bis zum Kreuzzug: Nachdem Friedrich mit großen Opfern an Königs- rechten (vor allen gegen Böhmen und Dänemark, das indessen 1225 wieder gedemüthigt wurde; Schlacht bei Bornhöved 1227)

4. Geschichte des Mittelalters - S. 93

1870 - Mainz : Kunze
93 1) Beseitigung des Schisma, indem das Concil all- mählich alle 3 Päbste absetzt, ihre Wiederwahl für unzulässig und jede Neuwahl von der Zustimmung des Cotteils abhängig erklärt. Prozeß gegen den unwürdigen Johann Xxiii; seine Flucht mit Hülfe Friedrichs von Oesterreich, der durch den Bann des Con- cils und die Reichsacht des Königs zum Nachgeben genöthigt wird; Gefangennehmüng und Entsetzung Johanns 1415; freiwilliger und ehrenvoller Rücktritt Gregors, hartnäckige Weigerung Bene- dicts, den man erst 1417 absetzt. Vor der Neuwahl eines all gen: ein en Pabstes verlangte Sigismund, auf die germanischen Nationen (die deutsche und englische) gestützt, die kirchliche Reform. Die romanischen (Italiener, Franzosen, Spanier) begehrten zuerst das neue Kirchenoberhaupt. Sigismund gab nach unter Bedingung, daß der zu wählende Pabst das Concil vor erreichter Reform nicht auflöjen dürfe. Einstimmige Wahl des Cardinals Otto von Colonna als Martin V 1417. Unzulänglichkeit seines Reformationsent- 1417 Wurfes; Separatverträge des Pabstes mit den einzelnen Nationen; sein Abzug von Kostnitz 1418; formelle Auflösung des Concils 1422. Die Reform blieb unerreicht. — 2) Erhebung der Hyh enzollern: Die arg verkommene Mark Brandenburg hatte bereits 1411 König Sigismund dem trefflichen Burggrafen von Nürnberg Fr i e d r i ch Vi v 0n Hohen- zollern als einem „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen Hauptmann" zur Verwaltung (mit Ausnahme der Kur) über- tragen, nicht verpfändet. — Uebertragung auch der Kur- und Erzkämmererwürde auf Friedrich auf dem Kostnitzer Concil 1415. 3) Johann Hus: Böhmen ward besonders stark ergriffen von dem Verlangen nach kirchlichen Reformen. Beispiel und Be- deutung der reformatorisch gesinnten Prager Universität. Einfluß der Wicliffscheu (John Wicliffe 1324—1384) Lehren auf Böhmen und vor allen auf die Prager Universitätslehrer Johann Hus und seinen Freund Hieronymus v0n Prag. Haupt- es ntro Versen Wicliffs: die Stellung des Pabstthums, Fegfeuer, Mönchthum, Ohrenbeichtc, Ablaß, Abendmahlslehre u. s. w. Johann Hus, geb. 1369 zuhusinec, aus niederm Stande, böhmisch-czechischen Stammes, seit 1391 Prediger an der Bethle- hemskapelle, seit 1398 Lehrer an der Hochschule zu Prag, 1402 Rector, Beichtvater der Königin. Anhänger der Wicliffschen Ii

5. Viertehalb Jahrhunderte - S. 586

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
586 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. sah man an der Aufnahme, welche das von dem Legaten zu Nürnberg in Betreff der Türken Gesagte in Deutschland fand. Seine Hinweisung auf die Gefahr, welche die Eroberung Ungarns für Deutschland brin- gen würde, rief eine Schrift hervor, in welcher gesagt wurde, daß man lieber den Türken als dem Papste dienen wolle. So sah denn Ha- drian, der letzte nicht aus Italien stammende Papst, seine Hoffnungen auf Hebung der Spaltung in Deutschland vereitelt, während seine Ver- besserungen in Nom ihm die Abneigung der dadurch in ihren Vortheilen geschmälerten Römer zuzogen. Gleich erfolglos blieben die Bemühun- gen seines Nachfolgers Clemens Vii. (1523—1534), eines Sohnes des durch die Pazzi ermordeten Julian, der mit dem im Hause der Mediceer herrschenden Sinne für Kunst und Wissenschaft eine christliche Gesinnung verband, wenn er auch als Regent mehr der Stellung eines Fürsten Italiens, als der eines Kirchenoberhauptes gewachsen war. 6. Luther war bei der Heimkehr von Worms auf Veranstaltung seines Kurfürsten, der ihn gegen die Wirkungen der erwarteten Achts- erklärung sichern wollte, mittelst eines scheinbaren Ueberfalles auf die Wartburg entführt worden, wo er durch Schriften an der Fortbildung seines Werkes arbeitete und die Uebersetzung der heiligen Schrift in das Deutsche begann. Erst nach einem Jahre verließ er seinen Zufluchts- ort, um in Wittenberg einem Fortgange der kirchlichen Umwälzung und einem Sturme auf Bilder und Altäre der Kirchen, wodurch er sein eigenes Bemühen überboten sah und wodurch er sein ganzes Werk ge- fährdet glaubte, Einhalt zu thun. Unter heftigen Erschütterungen ver- floß das dem Reichstage zu Worms folgende. Jahrzehnt, und im Laufe . desselben gewann bei der umfassenden und unermüdlichen Thä- tigkeit Luthers die neue Lehre, mit deren Fortbildung die Veränderung des Gottesdienstes und die Vernichtung der Kirchenverfassung glei- chen Schritt hielten, eine bestimmtere Gestalt und einen breiteren Bo- den. Eine Anzahl von Umständen vereinigte sich, den Verlauf zu fördern. Als die Bewegung begonnen hatte, versprach man sich von ihr Abstellung vieler Uebelstände in der Kirche, die man längst beklagt hatte. Unter dem Eifer des Beifalls erblickte man nur die Erschütterung einer Macht, welche bisher dem Begehren nach Beseitigung jener Uebel- stände nicht genügt hatte. Dazu kam, daß bei der entstandenen Gäh- rung gegen jede Art des Druckes, der irgendwo zu empfinden war, eine Rettung im Anschlüsse an die ausgebrochene Bewegung gesucht wurde, und Wünsche, die gar keine Rechtfertigung für sich hatten, jetzt auf stür- mische Weise ihrem Ziele entgegeneilten. Dieses war der Fall bei Mit- gliedern des Klerus in den Klöstern und außerhalb derselben, welche die Last der Zucht schon lange ungern ertragen hatten, und indem sie die- selbe jetzt durch Anschluß an die Neuerung plötzlich von sich warfen, zu-

6. Viertehalb Jahrhunderte - S. 588

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
588 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. Volkes die Kirche den Schein, als ob sie diejenige Abgötterei hege, welche ihr die Gegner zuschrieben, und die Behauptung, daß die neue Lehre das hergestellte, im Laufe der Zeit durch eigennützigen Betrug verdun- kelte Evangelium sei, fand Eingang. Dafür waren am thätigsten eben jene Männer aus den Reihen des Klerus, welche durch Mangel an geistlichem Sinne sich in einem Zwiespalte mit ihrem Berufe befanden, namentlich diejenigen, die das von der Neuerung verworfene Cölibat- gesetz als eine Last empfanden. Das Werk der kirchlichen Umwälzung befand sich auch im Vortheil durch die größere Schwungkraft, die einem jeden Kampfe gegen Bestehendes den Vertheidigern des Alten gegenüber zu Gebote steht. Die Thätigkeit Luthers und der Genossen, die sich ihm zugesellten, war eine ungemeine. Sie thaten mit großer Rührigkeit für die neue Lehre, was für die Lehre der Kirche so vielfach versäumt wor- den war. Der Eifer, mit welchem die Anhänger der neuen Lehre un- terrichtet wurden, ließ die Meinung aufkommen, daß die Sache, der so gut gedient werde, auch eine gute sein müsse. Eine große Anziehungs- kraft übte in dieser Hinsicht die Ausschließung der lateinischen Sprache aus dem Gottesdienste. Während die Gründe, welche für den Gebrauch derselben sprechen, von dem Volke kaum gewürdigt werden konnten, schien sich nun in den Gebeten, die Anfangs zum großen Theile beibe- halten wurden, ein lange verborgener Schatz zu erschließen. Gleichen Eindruck machte die Verbreitung der heiligen Schrift in der Volkssprache. Die Urheber und Verbreiter der neuen Lehre führten mit voller Zu- versicht die heilige Schrift, in der sie dieselbe gegründet glaubten, zum Beweise an, und machten sie, da sie mit der Kirche und folglich auch mit ihrer gesammten Ueberlieferung gebrochen, zur alleinigen Quelle der christlichen Erkenntniß, aus welcher eine im Laufe der Zeit entstellte Wahrheit wieder gewonnen werden solle. Wenn daher auch die heilige Schrift stets ein Gegenstand von Bemühungen der Gelehrsamkeit ge- wesen und seit Beginn des Bücherdrucks mit Eifer vervielfältigt wor- den war, so trat sie doch jetzt bei den Anhängern der neuen Lehre in ein anderes Verhältniß zum religiösen Leben, indem das Volk in ihr die Bestätigung für den umgeprägten Glauben zu suchen eingeladen ward. Dadurch sah man einen vielfach mißfälligen Unterschied zwischen Laien und Klerus, welcher der neuen Lehre überhaupt nicht entsprach, aufgehoben, auf dessen Aufhebung schon in der hussischen Bewegung die Forderung nach der Communion unter beiden Gestalten, eine jetzt von den Anhängern der neuen Lehre allenthalben verwirklichte Forderung, hingezielt hatte. Daß aber auch unter den Gebildeten und Einsichtigen das Werk der kirchlichen Umwälzung Freunde und Beförderer fand, erklärt sich aus der Stellung, in welche die Vertreter der auf erneuerte Bekanntschaft mit dem heidnischen Alterthume gebauten Wissenschaft, Humanisten genannt,

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 877

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewalithätigen Staaiskunst. 877 man die noch auf freiem Fuße lebenden Jesuiten eilends ergreifen, auf Schiffe bringen und zum Hohne für das Oberhaupt der Kirche an der Küste des Kirchenstaates an das Land setzen ließ, ihre Güter aber sämmtlich einzog. Der Urheber dieser Gewaltthätigkeit erlitt eine, wenn auch geringe Strafe, als die Königin Maria, Joseph Emanuels Tochter und Nachfolgerin, welche einen großen Theil der Opfer von Pombals Verfolgung aus ihren Kerkern befreite, ihn selbst durch ein Gericht wegen seiner Amtsführung verurtheilen ließ, aber seines Alters wegen von der Bestrafung absah und nur den persönlich durch ihn Beträchtigten ihr Recht gegen ihn zu verfolgen gestattete. Die bleibendste Folge seiner Verwaltung war Verwirrung in den Ansichten und sittliche Auflösung. 27. Den stärksten, anhaltendsten und erbittertsten Angriffen waren die Jesuiten in Frankreich ausgesetzt. Hier hatten sie sich zum Theil durch ein nicht ganz angemessenes Verfahren, das sie in dem Kampfe gegen den Jansenismus angewandt, zu sehr auf den Standpunkt einer Partei gestellt und sich dadurch einen großen Theil der öffentlichen Ach- tung entzogen. Der Einfluß, den sie als Beichtväter am Hofe geübt, hatte sie nicht allein in fremdartige Verhältnisse verwickelt, sondern sie auch dem Vorwurfe des Mangels an sittlicher Strenge ausgesetzt. Der Gallikanismus und der noch immer fortdauernde Jansenismus hielten eine Stimmung wach, welche ihnen nur nachtheilig sein konnte. Die Parlamente, von jeher gallikanisch gesinnt, auch auf der Seite der Jan- senisten stehend, waren um so mehr ihre Gegner, als sie, die so oft gegen Willkühr des Hofes in die Schranken traten, in den Jesuiten zugleich eine aus den Hof wirkende Macht zu bekämpfen glaubten. In der auf weitere Kreise wirkenden Literatur hatte schon vor einem Jahr- hundert der eifrig jansenistische Pascal den Kampf gegen sie eröffnet, indem er die von ihren Feinden gesammelten anstößigen Sätze einzelner von dem Orden herrührcnden Bücher mit wenig Treue und Genauig- keit, aber mit großer Geschicklichkeit zu- einem höchst nachtheiligen Bilde ihrer Sittenlehre verarbeitete. Dieser Kampf hatte sich nach Maßgabe der bestimmteren Gestalt, welche die gegen die Kirche gerichteten Be- strebungen annahmen, mit steigendem Eifer fortgesetzt und war jetzt da- hin gelangt, daß man die von früherer Zeit her gegen sie thätigen Jan- senisten nur noch als einstweilige Bundesgenossen betrachtete, die man erst nach dem gehaßtesten Gegner vernichten wollte. Ein Streit über kirchliche Lehren hatte für die Männer der Philosophie des Tages keine andere Bedeutung mehr, als daß er die Gelegenheit gab, die der Kirche nützlichere Partei durch Unterstützung der entgegengesetzten zu schwächen. Daß ein Jesuit in Martinique, der ausgedehnte Handelsunternehmungen gewagt, zuletzt, da seine Schiffe von den Engländern während des Krie- ges genommen worden, sich zur Befriedigung seiner Gläubiger außer

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 882

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un- kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen, die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern, auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom- mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti- gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten. Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi. 31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet. Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch- land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 888

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
888 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätrgen Slaalskunst. gemacht wurden, fanden nicht die mindeste Beachtung, und schnöde ab- weisend antwortete er auch auf die Warnungen, die der Kurfürst Cle- mens Wenceslauö von Trier, der jüngste Bruder des Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen, an ihn richtete. Gleich erfolglos waren die Ver- handlungen, welche Papst Pius Vi. mit ihm pflog. Als aber im Jahre 1783 der Papst zu persönlicher Besprechung in Wien erschienen war, mußte er zu der Dcmülhigung, welche er sich durch diesen Schritt selbst auferlegt hatte, auch noch die erfahren, daß er den Kaiser jetzt so wenig, als im Verlaufe der späteren Verhandlungen, zu irgend einem Nachge- den geneigt fand. Dazu kam, daß während seiner Anwesenheit in Wien eine Flut von Schriften zur Herabwürdigung und Verspottung des Pri- mates sich ungehindert über das Volk ergoß. Ja der Minister Kaunitz war, während der Kaiser seinem Gaste wenigstens mit den Formen der Ehrerbietung begegnete, niedrig genug, denselben durch ungeziemendes Benehmen zu kränken. Joseph aber bildete seine Neuerungspläne so weit aus, daß er sich zu einer förmlichen Losreißung der Kirche seiner Staaten von der Leitung des Papstes entschloß und nur durch das bei ihm viel geltende Urtheil Azara's, des spanischen Gesandten zu Rom, den er noch im Jahre 1783 bei einem dortigen Aufenthalte zu Rathe zog, darauf verzichtete, eine östreichische Landeskirche nach dem Muster der englischen Hochkirche zu bilden. Während Joseph, der sich persön- lich nie gegen die Lehren der Kirche erklärte, als Kaiser unter dem Einflüsse von Ungläubigen zu Gunsten unbedingter Herrschergewalt die Kirche so zu erniedrigen bestrebt war, konnte er sich dem Wahne hin- geben, daß deren Diener in solcher Erniedrigung noch fähig sein wür- den, den Geist des Gehorsams in dem Volke zu pflegen. Er sah nicht, daß die Anforderungen, die er in diesem Betracht an die Geistlichen richtete, nur so lange erfüllbar sein würden, als seine Thätigkeit noch nicht ihre vollen Früchte getragen haben würde. Wie wenig er ein Verständniß für das Wesen der Kirche hatte, zeigte sich daran, daß er von den Geistlichen mit Umgehung der Glaubenslehre nur die Sitten- lehre gepredigt haben und außerdem das Volk in der Kirche mit den Regeln der Lebensweise und der Wirthschaft bekannt gemacht sehen wollte. Nach der Ansicht derjenigen, die ihn leiteten, war die Kirche nur darum noch der Erhaltung werth, um in eine zur Unterstützung der Polizei dienende Anstalt umgewandelt zu werden. 35. Den stärksten Widerstand fanden die Neuerungen in den nie- derländischen Provinzen Oestreichs. Die im Jahre 1786 erfolgte Auf- hebung aller von den Bischöfen geleiteten theologischen Lehranstalten, die im Jahre 1787 erlassene Bekanntmachung einer ohne Rücksicht auf Ab- grenzung und Verhältnisse der Landschaften neu gebildete Eintheilung und Verwaltung, verursachten nicht allein Gährung, sondern auch den

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 587

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 587 gleich die eifrigsten Bestreiter der von ihnen verlassenen Ordnung wur- den. Es war auch der Fall außerhalb des Klerus Lei Allen, die der Kirche oder kirchlichen Personen gegenüber in einer unbequemen Stellung sich befanden. Hatten früher Unordnungen in der kirchlichen Verwaltung den Landesherren und den städtischen Obrigkeiten schon An- laß zum Eingreifen in kirchliche Angelegenheiten gegeben, so bot sich jetzt bei dem Niederreißen der Kirchenverfassung Gelegenheit zu Erwei- terung der Befugnisse und zur Vermehrung der Einkünfte. Diese Aus- sichten waren um so sicherer, als die Bewegung sehr bald den Charakter eines Vertilgungskrieges gegen die Kirche annahm und bei dem Mangel eines Widerstandes von Seiten der Neichsgewalt immer kühner und rücksichtsloser vorgeschritten werden konnte. Während nun durch man- nigfaltige Umstände eine Menge von Menschen in die Bewegung ohne redliche und unbefangene Erwägung des Zieles hineingerissen wurden, gebrach es der Kirche an Mitteln, derselben zu wehren. Ein Verder- den, das den römischen Stuhl umgab und selbst auf ihm Platz gefunden hatte, war auch an einem großen Theile der Bischöfe nicht vorüber- gegangen. Die in Deutschland vorhandene Verflechtung der weltlichen und kirchlichen Negierung machte die Bischofstühle zu einem Gegenstände des Bemühens für die Söhne fürstlicher Häuser, und es brachte nicht allein manches Fürstenhaus eine Anzahl von Bischofstühlen in seinen Besitz, sondern es wurde nicht selten den kirchlichen Grundsätzen ganz zuwider eine und dieselbe Person mit mehreren Bisthümern ausgestattet, wie der Erzbischof Albrecht von Mainz, Enkel des Kurfürsten Albrecht Achilles und Bruder des in Brandenburg regierenden Kurfürsten Joachim, zugleich Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt war. Dadurch waren viele Bischofstühle mit Männern besetzt, die keine prie- sterliche Erziehung genossen hatten, kein priesterliches Leben führten und keine priesterliche Wirksamkeit entfalten konnten. Ebenso ließ es ein Theil der übrigen Geistlichkeit an Wort und Beispiel fehlen, und daher gebrach es zur Zeit der Gefahr oft auch, wenn der Wille vorhanden war, an dem Ansehn, welches Kraft zum Widerstande hätte geben sollen. Es war natürlich, daß bei solchen Mängeln das Volk nicht hinreichend in seiner Religion unterrichtet war, um zu sehen, daß es sich um etwas Anderes, als die Abstellung von Mißbräuchen handle. Viele wußten nicht, was man ihnen nahm, der Veränderung des Gottesdienstes sahen sie zu, ohne den Sinn dessen, was abgeschafft wurde, begriffen zu ha- den, und sie waren von der Kirche, ehe sie es wußten, getrennt, da man ihnen die Absicht, sie von derselben zu trennen, verborgen hatte. Dieselbe Unwissenheit machte es auch möglich, der Kirche Dinge, die ihr fremd waren, zur Last zu legen, ja Lehren, die sie stets verworfen hatte, als die ihrigen darzustellen. Dadurch erhielt in den Augen des
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 53
2 4
3 9
4 96
5 16
6 18
7 79
8 6
9 21
10 192
11 32
12 13
13 10
14 29
15 1
16 12
17 16
18 15
19 28
20 4
21 21
22 27
23 9
24 23
25 14
26 12
27 24
28 2
29 36
30 4
31 33
32 11
33 11
34 30
35 4
36 3
37 247
38 17
39 13
40 11
41 15
42 63
43 19
44 9
45 375
46 16
47 6
48 3
49 50

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 5
4 0
5 1
6 0
7 4
8 6
9 5
10 0
11 0
12 1
13 3
14 0
15 0
16 5
17 28
18 0
19 0
20 10
21 0
22 1
23 0
24 1
25 7
26 7
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 3
35 2
36 0
37 7
38 0
39 0
40 0
41 20
42 0
43 17
44 0
45 4
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 13
53 0
54 0
55 0
56 12
57 0
58 19
59 2
60 3
61 1
62 2
63 0
64 3
65 3
66 1
67 6
68 9
69 22
70 0
71 3
72 1
73 5
74 2
75 1
76 0
77 3
78 3
79 0
80 2
81 0
82 1
83 1
84 0
85 0
86 33
87 1
88 0
89 2
90 37
91 1
92 32
93 0
94 0
95 2
96 4
97 0
98 19
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 4
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 4
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 2
50 0
51 0
52 2
53 0
54 2
55 1
56 0
57 0
58 9
59 0
60 0
61 0
62 3
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 0
72 1
73 0
74 1
75 0
76 0
77 4
78 0
79 2
80 1
81 1
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 0
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 1
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 1
125 0
126 0
127 2
128 0
129 0
130 0
131 2
132 1
133 0
134 0
135 0
136 11
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 13
149 0
150 1
151 0
152 0
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 4
159 0
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 1
173 4
174 0
175 3
176 1
177 9
178 0
179 2
180 0
181 0
182 2
183 4
184 1
185 0
186 0
187 3
188 0
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 8
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0