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krieg vereitelt. Sie blieben in verschiedenen geistlichen Funktionen in Italien
und gaben sich als soeielns Jesu eine Regel.
Nach mannigfachen Schwierigkeiten erfolgt die bedingte Be-
stätigung des Ordens dllrch Pabst Paul Iii 1540, die unbedingte
1543. Im Jahre 1541 Ignatius Ordensgeneral; bei seinem
Tode (1556 zu Rom) hatte der Orden über 100 Collegien in
72 Provinzen, mehr als 1000 Mitglieder und in 3 Welttheilen
Missionen. (Xaver im portugiesischen Ostindien). ■—
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Iv. Die Mission unter den Deutschen.
. , \\ ...
Deirr inneren Dentschland mürbe das Evangelinm von Bri-
tannien, nicht von der verweltlichten fränkischen Kirche ans gebracht.
Dort war mit den christlichen Bxiten anch das Christenthnm von
den heidnischen Angelsachsen znrückgebrängt worben nnb brach sich
erst allmählich nnter biesen wie in Jrlanb nnb Schottland Bahn.
Die Gesanbtschaft des Angnstinns nnter Gregor dem Großen 597
der Anfang der Bekehrnng nnb des engen Anschlnsses an Rom.
Irische Mönche (Fribolin, Colnmban und seine Schüler Gallus,
Kilian n. a.) als Missionare am Oberrhein, in Bayern, Ost-
franken, Thüringen, wo die Stürme der Völkerwanbrnng nnr ge-
ringe Sparen des Christenthums hinterlassen hatten.
Angelsächsische Mönche znnächst nnter den stammverwanbten
Sachsen und Friesen thätig'. Willibrorb Bischof von Utrecht;
Karl Martell nach seinen Siegen 719 Stifter bieses Bischofssitzes.
Unter seinen Gefährten Winfrieb, von Pabst Gregor Ii. Boni-
faeius beibenannt, der Apostel der Deutschen. Um 682 zu Kyrton
in Wessex geb., in Klöstern gebilbet, zum Presbyter geweiht, schon
früh in hohem Ansehen.
Autorisation zur Heibenbekehrnng durch Gregor Ii. 718.
Nach breijährigem Wirken in Friesland wirb er Missionar in
Hessen und Thüringen, seit 723, unter dem Schutze Karl Martells.
Das Fällen der Donarseiche bei Geismar; Kloster- nnb Kirchen-
anlagen. Engste Berbinbnng mit Rom, durch breimaligen Ansent-
halt baselbst unterhalten. Organisierung der bayerischen Kirche:
die Bisthümer Salzburg, Freisingen, Regensbnrg, Passan; für
Hessen Thüringen nnb Ostfranken zu Würzbnrg, Büraburg, Eich-
stäbt, Erfurt. Ans dem Concilium Germanicum 742 Anerken-
nung des päbstlichen Primats, Einführung römischer Kirchenorb-
nung und der Klosterregel des heiligen Benebietns; Kloster zu
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gallus Kilian Kilian Karl_Martell Karl Pabst_Gregor_Ii Gregor Apostel Gregor_Ii Gregor Karl_Martells Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Rom Colnmban Gallus Bayern Thüringen Sachsen Utrecht Wessex Friesland Hessen Rom Regensbnrg Hessen Büraburg Erfurt
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teaux und Simon von Montfort (bis 1218); das Haupt der
Albigenser der Vicomte Raimund Roger von Beziers und Albi.
Die Frucht des furchtbar blutigen Krieges war eine bedeutende
Machterweiterung des französischen Königthums. — In Verbin-
dung mit diesem Kreuzzug steht der Ursprung des Ketzergerichtes
der Inquisition 1215. Volksaufstände dagegen; der Ketzer-
meister Konrad von Marburg in Deutschland, erschlagen 1233.
Kreuzzug gegen die S t e d i n g e r in Friesland 1234. — Die In-
quisition kam allmählich in die Hände der Dominikaner.
Ursprung der s. g. Bettelorden: Die Dominikaner
(L'ratres praedicatores) durch den Castilianer Domingo (1170
—1221) gestiftet, 1216 bestätigt. Ihre Lebensaufgabe: die Glau-
benspredigt, durch gelehrte Bildung und vollkommene Armuth ge-
stützt. Stufenfolge der Vorsteher: Prior, Provinzial, General
(in Rom). —
Die Franziskaner (tratres minores, Minoriten) gestiftet
durch den begeisterten Francesco von Assisi (1172—1226).
Bestätigung seines Ordens durch Honorins Iii 1223, mit dem
Rechte, aller Orten zu predigen und Beichte zu hören.
Es entsteht eine geistliche Bewegung durch das weltverachtende
Leben und die seurige Predigt dieser Orden in der verwahrlosten
Kirche; — ihr Einfluß auf die Haltung der folgenden Päbste —
Gregors Ix, Jnnocentius Iy u. a. — in ihren Kämpfen gegen
die weltliche Gewalt.
5. Friedrich Ii (1215—1250), einer der begabtesten Kaiser
unserer Geschichte. In Sicilien geboren und ausgewachsen (Palermo),
früh seines deutschen Vaters beraubt, von italienischer Mutter er-
zogen, ist er stets mehr Italiener als Deutscher geblieben; der
Kirche ferner stehend, der weltlichen Wissenschaft und der Poesie,
bis zu eignem Schaffen, zugethan. Einfluß orientalischer Sitte
und Politik auf sein Leben und seine politischen Grundsätze, die
in Italien dem Feudalwesen entgegenarbeiten, in Deutschland die
Landeshoheit der Fürsten fördern. Die Regierung eine der an
Stürmen reichsten; — die Entscheidungskämpfe zwischen weltlicher
und geistlicher Macht.
a. Friedrich in Deutschland und Italien bis zum
Kreuzzug: Nachdem Friedrich mit großen Opfern an Königs-
rechten (vor allen gegen Böhmen und Dänemark, das indessen
1225 wieder gedemüthigt wurde; Schlacht bei Bornhöved 1227)
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Extrahierte Personennamen: Simon_von_Montfort Raimund_Roger_von_Beziers Konrad_von_Marburg Konrad Francesco_von_Assisi Gregors Jnnocentius_Iy Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Friesland Rom Gregors Sicilien Palermo Italien Deutschland Deutschland Italien
93
1) Beseitigung des Schisma, indem das Concil all-
mählich alle 3 Päbste absetzt, ihre Wiederwahl für unzulässig und
jede Neuwahl von der Zustimmung des Cotteils abhängig erklärt.
Prozeß gegen den unwürdigen Johann Xxiii; seine Flucht mit
Hülfe Friedrichs von Oesterreich, der durch den Bann des Con-
cils und die Reichsacht des Königs zum Nachgeben genöthigt wird;
Gefangennehmüng und Entsetzung Johanns 1415; freiwilliger
und ehrenvoller Rücktritt Gregors, hartnäckige Weigerung Bene-
dicts, den man erst 1417 absetzt.
Vor der Neuwahl eines all gen: ein en Pabstes verlangte
Sigismund, auf die germanischen Nationen (die deutsche und
englische) gestützt, die kirchliche Reform. Die romanischen
(Italiener, Franzosen, Spanier) begehrten zuerst das neue
Kirchenoberhaupt. Sigismund gab nach unter Bedingung, daß
der zu wählende Pabst das Concil vor erreichter Reform nicht
auflöjen dürfe.
Einstimmige Wahl des Cardinals Otto von Colonna als
Martin V 1417. Unzulänglichkeit seines Reformationsent- 1417
Wurfes; Separatverträge des Pabstes mit den einzelnen Nationen;
sein Abzug von Kostnitz 1418; formelle Auflösung des Concils
1422. Die Reform blieb unerreicht. —
2) Erhebung der Hyh enzollern: Die arg verkommene
Mark Brandenburg hatte bereits 1411 König Sigismund dem
trefflichen Burggrafen von Nürnberg Fr i e d r i ch Vi v 0n Hohen-
zollern als einem „vollmächtigen gemeinen Verweser und obristen
Hauptmann" zur Verwaltung (mit Ausnahme der Kur) über-
tragen, nicht verpfändet. — Uebertragung auch der Kur- und
Erzkämmererwürde auf Friedrich auf dem Kostnitzer Concil 1415.
3) Johann Hus: Böhmen ward besonders stark ergriffen
von dem Verlangen nach kirchlichen Reformen. Beispiel und Be-
deutung der reformatorisch gesinnten Prager Universität. Einfluß
der Wicliffscheu (John Wicliffe 1324—1384) Lehren auf
Böhmen und vor allen auf die Prager Universitätslehrer Johann
Hus und seinen Freund Hieronymus v0n Prag. Haupt-
es ntro Versen Wicliffs: die Stellung des Pabstthums, Fegfeuer,
Mönchthum, Ohrenbeichtc, Ablaß, Abendmahlslehre u. s. w.
Johann Hus, geb. 1369 zuhusinec, aus niederm Stande,
böhmisch-czechischen Stammes, seit 1391 Prediger an der Bethle-
hemskapelle, seit 1398 Lehrer an der Hochschule zu Prag, 1402
Rector, Beichtvater der Königin. Anhänger der Wicliffschen
Ii
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Johann_Xxiii Johann Friedrichs Johanns Johanns Gregors Sigismund Sigismund Cardinals_Otto_von_Colonna Otto Martin_V Sigismund Friedrich Friedrich Johann_Hus Johann John_Wicliffe Johann Wicliffs Johann_Hus Johann
586 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland.
sah man an der Aufnahme, welche das von dem Legaten zu Nürnberg
in Betreff der Türken Gesagte in Deutschland fand. Seine Hinweisung
auf die Gefahr, welche die Eroberung Ungarns für Deutschland brin-
gen würde, rief eine Schrift hervor, in welcher gesagt wurde, daß man
lieber den Türken als dem Papste dienen wolle. So sah denn Ha-
drian, der letzte nicht aus Italien stammende Papst, seine Hoffnungen
auf Hebung der Spaltung in Deutschland vereitelt, während seine Ver-
besserungen in Nom ihm die Abneigung der dadurch in ihren Vortheilen
geschmälerten Römer zuzogen. Gleich erfolglos blieben die Bemühun-
gen seines Nachfolgers Clemens Vii. (1523—1534), eines Sohnes des
durch die Pazzi ermordeten Julian, der mit dem im Hause der Mediceer
herrschenden Sinne für Kunst und Wissenschaft eine christliche Gesinnung
verband, wenn er auch als Regent mehr der Stellung eines Fürsten
Italiens, als der eines Kirchenoberhauptes gewachsen war.
6. Luther war bei der Heimkehr von Worms auf Veranstaltung
seines Kurfürsten, der ihn gegen die Wirkungen der erwarteten Achts-
erklärung sichern wollte, mittelst eines scheinbaren Ueberfalles auf die
Wartburg entführt worden, wo er durch Schriften an der Fortbildung
seines Werkes arbeitete und die Uebersetzung der heiligen Schrift in
das Deutsche begann. Erst nach einem Jahre verließ er seinen Zufluchts-
ort, um in Wittenberg einem Fortgange der kirchlichen Umwälzung und
einem Sturme auf Bilder und Altäre der Kirchen, wodurch er sein
eigenes Bemühen überboten sah und wodurch er sein ganzes Werk ge-
fährdet glaubte, Einhalt zu thun. Unter heftigen Erschütterungen ver-
floß das dem Reichstage zu Worms folgende. Jahrzehnt, und im
Laufe . desselben gewann bei der umfassenden und unermüdlichen Thä-
tigkeit Luthers die neue Lehre, mit deren Fortbildung die Veränderung
des Gottesdienstes und die Vernichtung der Kirchenverfassung glei-
chen Schritt hielten, eine bestimmtere Gestalt und einen breiteren Bo-
den. Eine Anzahl von Umständen vereinigte sich, den Verlauf zu
fördern. Als die Bewegung begonnen hatte, versprach man sich von
ihr Abstellung vieler Uebelstände in der Kirche, die man längst beklagt
hatte. Unter dem Eifer des Beifalls erblickte man nur die Erschütterung
einer Macht, welche bisher dem Begehren nach Beseitigung jener Uebel-
stände nicht genügt hatte. Dazu kam, daß bei der entstandenen Gäh-
rung gegen jede Art des Druckes, der irgendwo zu empfinden war, eine
Rettung im Anschlüsse an die ausgebrochene Bewegung gesucht wurde,
und Wünsche, die gar keine Rechtfertigung für sich hatten, jetzt auf stür-
mische Weise ihrem Ziele entgegeneilten. Dieses war der Fall bei Mit-
gliedern des Klerus in den Klöstern und außerhalb derselben, welche die
Last der Zucht schon lange ungern ertragen hatten, und indem sie die-
selbe jetzt durch Anschluß an die Neuerung plötzlich von sich warfen, zu-
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588 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland.
Volkes die Kirche den Schein, als ob sie diejenige Abgötterei hege, welche
ihr die Gegner zuschrieben, und die Behauptung, daß die neue Lehre
das hergestellte, im Laufe der Zeit durch eigennützigen Betrug verdun-
kelte Evangelium sei, fand Eingang. Dafür waren am thätigsten eben
jene Männer aus den Reihen des Klerus, welche durch Mangel an
geistlichem Sinne sich in einem Zwiespalte mit ihrem Berufe befanden,
namentlich diejenigen, die das von der Neuerung verworfene Cölibat-
gesetz als eine Last empfanden. Das Werk der kirchlichen Umwälzung
befand sich auch im Vortheil durch die größere Schwungkraft, die einem
jeden Kampfe gegen Bestehendes den Vertheidigern des Alten gegenüber
zu Gebote steht. Die Thätigkeit Luthers und der Genossen, die sich ihm
zugesellten, war eine ungemeine. Sie thaten mit großer Rührigkeit für
die neue Lehre, was für die Lehre der Kirche so vielfach versäumt wor-
den war. Der Eifer, mit welchem die Anhänger der neuen Lehre un-
terrichtet wurden, ließ die Meinung aufkommen, daß die Sache, der so
gut gedient werde, auch eine gute sein müsse. Eine große Anziehungs-
kraft übte in dieser Hinsicht die Ausschließung der lateinischen Sprache
aus dem Gottesdienste. Während die Gründe, welche für den Gebrauch
derselben sprechen, von dem Volke kaum gewürdigt werden konnten,
schien sich nun in den Gebeten, die Anfangs zum großen Theile beibe-
halten wurden, ein lange verborgener Schatz zu erschließen. Gleichen
Eindruck machte die Verbreitung der heiligen Schrift in der Volkssprache.
Die Urheber und Verbreiter der neuen Lehre führten mit voller Zu-
versicht die heilige Schrift, in der sie dieselbe gegründet glaubten, zum
Beweise an, und machten sie, da sie mit der Kirche und folglich auch
mit ihrer gesammten Ueberlieferung gebrochen, zur alleinigen Quelle
der christlichen Erkenntniß, aus welcher eine im Laufe der Zeit entstellte
Wahrheit wieder gewonnen werden solle. Wenn daher auch die heilige
Schrift stets ein Gegenstand von Bemühungen der Gelehrsamkeit ge-
wesen und seit Beginn des Bücherdrucks mit Eifer vervielfältigt wor-
den war, so trat sie doch jetzt bei den Anhängern der neuen Lehre in
ein anderes Verhältniß zum religiösen Leben, indem das Volk in ihr
die Bestätigung für den umgeprägten Glauben zu suchen eingeladen
ward. Dadurch sah man einen vielfach mißfälligen Unterschied zwischen
Laien und Klerus, welcher der neuen Lehre überhaupt nicht entsprach,
aufgehoben, auf dessen Aufhebung schon in der hussischen Bewegung die
Forderung nach der Communion unter beiden Gestalten, eine jetzt von den
Anhängern der neuen Lehre allenthalben verwirklichte Forderung, hingezielt
hatte. Daß aber auch unter den Gebildeten und Einsichtigen das Werk
der kirchlichen Umwälzung Freunde und Beförderer fand, erklärt sich aus
der Stellung, in welche die Vertreter der auf erneuerte Bekanntschaft mit
dem heidnischen Alterthume gebauten Wissenschaft, Humanisten genannt,
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Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewalithätigen Staaiskunst. 877
man die noch auf freiem Fuße lebenden Jesuiten eilends ergreifen, auf
Schiffe bringen und zum Hohne für das Oberhaupt der Kirche an der
Küste des Kirchenstaates an das Land setzen ließ, ihre Güter aber
sämmtlich einzog. Der Urheber dieser Gewaltthätigkeit erlitt eine, wenn
auch geringe Strafe, als die Königin Maria, Joseph Emanuels Tochter
und Nachfolgerin, welche einen großen Theil der Opfer von Pombals
Verfolgung aus ihren Kerkern befreite, ihn selbst durch ein Gericht wegen
seiner Amtsführung verurtheilen ließ, aber seines Alters wegen von der
Bestrafung absah und nur den persönlich durch ihn Beträchtigten ihr
Recht gegen ihn zu verfolgen gestattete. Die bleibendste Folge seiner
Verwaltung war Verwirrung in den Ansichten und sittliche Auflösung.
27. Den stärksten, anhaltendsten und erbittertsten Angriffen waren
die Jesuiten in Frankreich ausgesetzt. Hier hatten sie sich zum Theil
durch ein nicht ganz angemessenes Verfahren, das sie in dem Kampfe
gegen den Jansenismus angewandt, zu sehr auf den Standpunkt einer
Partei gestellt und sich dadurch einen großen Theil der öffentlichen Ach-
tung entzogen. Der Einfluß, den sie als Beichtväter am Hofe geübt,
hatte sie nicht allein in fremdartige Verhältnisse verwickelt, sondern sie
auch dem Vorwurfe des Mangels an sittlicher Strenge ausgesetzt. Der
Gallikanismus und der noch immer fortdauernde Jansenismus hielten
eine Stimmung wach, welche ihnen nur nachtheilig sein konnte. Die
Parlamente, von jeher gallikanisch gesinnt, auch auf der Seite der Jan-
senisten stehend, waren um so mehr ihre Gegner, als sie, die so oft
gegen Willkühr des Hofes in die Schranken traten, in den Jesuiten
zugleich eine aus den Hof wirkende Macht zu bekämpfen glaubten. In
der auf weitere Kreise wirkenden Literatur hatte schon vor einem Jahr-
hundert der eifrig jansenistische Pascal den Kampf gegen sie eröffnet,
indem er die von ihren Feinden gesammelten anstößigen Sätze einzelner
von dem Orden herrührcnden Bücher mit wenig Treue und Genauig-
keit, aber mit großer Geschicklichkeit zu- einem höchst nachtheiligen Bilde
ihrer Sittenlehre verarbeitete. Dieser Kampf hatte sich nach Maßgabe
der bestimmteren Gestalt, welche die gegen die Kirche gerichteten Be-
strebungen annahmen, mit steigendem Eifer fortgesetzt und war jetzt da-
hin gelangt, daß man die von früherer Zeit her gegen sie thätigen Jan-
senisten nur noch als einstweilige Bundesgenossen betrachtete, die man
erst nach dem gehaßtesten Gegner vernichten wollte. Ein Streit über
kirchliche Lehren hatte für die Männer der Philosophie des Tages keine
andere Bedeutung mehr, als daß er die Gelegenheit gab, die der Kirche
nützlichere Partei durch Unterstützung der entgegengesetzten zu schwächen.
Daß ein Jesuit in Martinique, der ausgedehnte Handelsunternehmungen
gewagt, zuletzt, da seine Schiffe von den Engländern während des Krie-
ges genommen worden, sich zur Befriedigung seiner Gläubiger außer
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Joseph_Emanuels Pombals
Extrahierte Ortsnamen: Hohne Frankreich Martinique
882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst.
der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes
konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder
als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des
römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur
Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein
Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige
Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten
solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen
eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un-
kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche
nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren
vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche
ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen,
die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die
Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht
geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die
Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie
wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte
Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern,
auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe
bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den
angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der
Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen
Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder
Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom-
mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti-
gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten.
Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche
in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch
gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt
wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein
sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über
das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die
Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit
Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi.
31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des
Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch
in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem
jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet.
Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch-
land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von
Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Ricci_von_Pistoja Joseph
888 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätrgen Slaalskunst.
gemacht wurden, fanden nicht die mindeste Beachtung, und schnöde ab-
weisend antwortete er auch auf die Warnungen, die der Kurfürst Cle-
mens Wenceslauö von Trier, der jüngste Bruder des Kurfürsten Friedrich
Christian von Sachsen, an ihn richtete. Gleich erfolglos waren die Ver-
handlungen, welche Papst Pius Vi. mit ihm pflog. Als aber im Jahre
1783 der Papst zu persönlicher Besprechung in Wien erschienen war,
mußte er zu der Dcmülhigung, welche er sich durch diesen Schritt selbst
auferlegt hatte, auch noch die erfahren, daß er den Kaiser jetzt so wenig,
als im Verlaufe der späteren Verhandlungen, zu irgend einem Nachge-
den geneigt fand. Dazu kam, daß während seiner Anwesenheit in Wien
eine Flut von Schriften zur Herabwürdigung und Verspottung des Pri-
mates sich ungehindert über das Volk ergoß. Ja der Minister Kaunitz
war, während der Kaiser seinem Gaste wenigstens mit den Formen der
Ehrerbietung begegnete, niedrig genug, denselben durch ungeziemendes
Benehmen zu kränken. Joseph aber bildete seine Neuerungspläne so
weit aus, daß er sich zu einer förmlichen Losreißung der Kirche seiner
Staaten von der Leitung des Papstes entschloß und nur durch das bei
ihm viel geltende Urtheil Azara's, des spanischen Gesandten zu Rom,
den er noch im Jahre 1783 bei einem dortigen Aufenthalte zu Rathe
zog, darauf verzichtete, eine östreichische Landeskirche nach dem Muster
der englischen Hochkirche zu bilden. Während Joseph, der sich persön-
lich nie gegen die Lehren der Kirche erklärte, als Kaiser unter dem
Einflüsse von Ungläubigen zu Gunsten unbedingter Herrschergewalt die
Kirche so zu erniedrigen bestrebt war, konnte er sich dem Wahne hin-
geben, daß deren Diener in solcher Erniedrigung noch fähig sein wür-
den, den Geist des Gehorsams in dem Volke zu pflegen. Er sah nicht,
daß die Anforderungen, die er in diesem Betracht an die Geistlichen
richtete, nur so lange erfüllbar sein würden, als seine Thätigkeit noch
nicht ihre vollen Früchte getragen haben würde. Wie wenig er ein
Verständniß für das Wesen der Kirche hatte, zeigte sich daran, daß er
von den Geistlichen mit Umgehung der Glaubenslehre nur die Sitten-
lehre gepredigt haben und außerdem das Volk in der Kirche mit den
Regeln der Lebensweise und der Wirthschaft bekannt gemacht sehen wollte.
Nach der Ansicht derjenigen, die ihn leiteten, war die Kirche nur darum
noch der Erhaltung werth, um in eine zur Unterstützung der Polizei
dienende Anstalt umgewandelt zu werden.
35. Den stärksten Widerstand fanden die Neuerungen in den nie-
derländischen Provinzen Oestreichs. Die im Jahre 1786 erfolgte Auf-
hebung aller von den Bischöfen geleiteten theologischen Lehranstalten, die
im Jahre 1787 erlassene Bekanntmachung einer ohne Rücksicht auf Ab-
grenzung und Verhältnisse der Landschaften neu gebildete Eintheilung
und Verwaltung, verursachten nicht allein Gährung, sondern auch den
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung]]
Extrahierte Personennamen: Wenceslauö_von_Trier Friedrich
Christian_von_Sachsen Friedrich Kaunitz Joseph Joseph
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. 587
gleich die eifrigsten Bestreiter der von ihnen verlassenen Ordnung wur-
den. Es war auch der Fall außerhalb des Klerus Lei Allen, die
der Kirche oder kirchlichen Personen gegenüber in einer unbequemen
Stellung sich befanden. Hatten früher Unordnungen in der kirchlichen
Verwaltung den Landesherren und den städtischen Obrigkeiten schon An-
laß zum Eingreifen in kirchliche Angelegenheiten gegeben, so bot sich
jetzt bei dem Niederreißen der Kirchenverfassung Gelegenheit zu Erwei-
terung der Befugnisse und zur Vermehrung der Einkünfte. Diese Aus-
sichten waren um so sicherer, als die Bewegung sehr bald den Charakter
eines Vertilgungskrieges gegen die Kirche annahm und bei dem Mangel
eines Widerstandes von Seiten der Neichsgewalt immer kühner und
rücksichtsloser vorgeschritten werden konnte. Während nun durch man-
nigfaltige Umstände eine Menge von Menschen in die Bewegung ohne
redliche und unbefangene Erwägung des Zieles hineingerissen wurden,
gebrach es der Kirche an Mitteln, derselben zu wehren. Ein Verder-
den, das den römischen Stuhl umgab und selbst auf ihm Platz gefunden
hatte, war auch an einem großen Theile der Bischöfe nicht vorüber-
gegangen. Die in Deutschland vorhandene Verflechtung der weltlichen
und kirchlichen Negierung machte die Bischofstühle zu einem Gegenstände
des Bemühens für die Söhne fürstlicher Häuser, und es brachte nicht
allein manches Fürstenhaus eine Anzahl von Bischofstühlen in seinen
Besitz, sondern es wurde nicht selten den kirchlichen Grundsätzen ganz
zuwider eine und dieselbe Person mit mehreren Bisthümern ausgestattet,
wie der Erzbischof Albrecht von Mainz, Enkel des Kurfürsten Albrecht
Achilles und Bruder des in Brandenburg regierenden Kurfürsten Joachim,
zugleich Erzbischof von Magdeburg und Bischof von Halberstadt war.
Dadurch waren viele Bischofstühle mit Männern besetzt, die keine prie-
sterliche Erziehung genossen hatten, kein priesterliches Leben führten und
keine priesterliche Wirksamkeit entfalten konnten. Ebenso ließ es ein
Theil der übrigen Geistlichkeit an Wort und Beispiel fehlen, und daher
gebrach es zur Zeit der Gefahr oft auch, wenn der Wille vorhanden
war, an dem Ansehn, welches Kraft zum Widerstande hätte geben sollen.
Es war natürlich, daß bei solchen Mängeln das Volk nicht hinreichend
in seiner Religion unterrichtet war, um zu sehen, daß es sich um etwas
Anderes, als die Abstellung von Mißbräuchen handle. Viele wußten
nicht, was man ihnen nahm, der Veränderung des Gottesdienstes sahen
sie zu, ohne den Sinn dessen, was abgeschafft wurde, begriffen zu ha-
den, und sie waren von der Kirche, ehe sie es wußten, getrennt, da
man ihnen die Absicht, sie von derselben zu trennen, verborgen hatte.
Dieselbe Unwissenheit machte es auch möglich, der Kirche Dinge, die
ihr fremd waren, zur Last zu legen, ja Lehren, die sie stets verworfen
hatte, als die ihrigen darzustellen. Dadurch erhielt in den Augen des
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Albrecht_von_Mainz Albrecht Albrecht
Achilles Albrecht Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Brandenburg Magdeburg Halberstadt