zu Ende des fünfzehnten und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. 571
(1481—1512) befand, stand in Italien einem Angriffe auf Neapel
nichts im Wege. Da jedoch auf Ferdinand von Aragonien Rückstcht zu
nehmen war, schloß Ludwig mit demselben im Jahre 1500 zu Granada
einen Vertrag, nach welchem das Königreich getheilt werden sollte.
Dieser Vertrag blieb dem Könige Friedrich, gegen welchen er gerichtet
war, so geheim, daß derselbe ein spanisches Heer unter Gonzalez, dem
Bezwinger Granada's, arglos in der Meinung, es sei zu seiner Unter-
stützung bestimmt, aufnahm und zu spät den Jrrthum gewahrte. Schon
im Jahre 1501 waren die fremden Truppen im Besitz des Reiches.
Ueber die Theilung zwischen den beiden Eroberern erhoben sich, da die
Grenzen zwischen dem nördlichen französischen und dem südlichen spani-
schen Antheil nicht gehörig bestimmt waren, Streitigkeiten, die durch
Ferdinands Schlauheit und Gonzalez' Feldherrntüchtigkeit mit gänzlicher
Verdrängung der Franzosen endeten. Nachdem lange Zeit der spanische
Feldherr nur der Stadt Barleta sicher gewesen war, gewann er mehr
und mehr Boden, und entschied im Jahre 1503 den Krieg durch den
Sieg am Garigliano, worauf im nächsten Jahre die Franzosen Gaeta,
den letzten von ihnen behaupteten Punkt, räumten. Der Feldherr, dem
Ferdinand seine Erfolge verdankte, ward jedoch, da der mißtrauische
König ihn zu fürchten anfing, von aller weiteren Thätigkeit fern gehalten.
5. Nachdem zwei Staaten in Italien zu Grunde gegangen waren,
entwickelte sich für Venedig eine Gefahr. Als Alerander Vi. starb, war
Cäsar krank, und konnte nicht, wie er gehofft, auf die Papstwahl einen
Einfluß ausüben, durch den er sich befestigt hätte. Es machte sich fran-
zösisches Bemühen geltend, dem Cardinale von Amboise, dem Rathe des
Königs Ludwig, die päpstliche Würde zu verschaffen. Doch ungeachtet
ein französisches Heer sich Rom näherte, bildete sich keine französische
Mehrheit unter den Cardinälen, und sie wählten, die Schmach der vori-
gen Wahl zu sühnen, einen würdigen Mann in der Person Pius' Iii.,
eines Neffen Pius' Ii. Da er noch im Jahre 1503 starb, folgte
Julius Ii., der der eifrigste Gegner Alexanders gewesen war. Er war
als Oberhaupt der Kirche von geringer, als Fürst von großer Bedeu-
tung. Sein nächstes Ziel war die Sicherung seiner Macht im Kirchen-
staate. Dazu mußte er vor Allem Cäsar stürzen, und dies gelang ihm,
da derselbe sich nach Neapel begeben mußte, wo er in Gonzalez' Hände
fiel, um sein Leben in Spanien als Gefangener zu beschließen. In
Verfolgung seines Zweckes ward aber Julius auch der Feind Venedigs,
das seit dem Jahre 1503 Friede mit den Türken hatte, und das schon
längst sich Uebergriffe in das nördliche Gebiet des Kirchenstaates erlaubt
hatte. Das Ergebniß seiner Bemühungen war ein im Jahre 1508 zu
Cambray zwischen Ludwig und Maximilian geschlossener Bund, dem
außer ihm selbst auch König Ferdinand beitrat. Zunächst ward zu Cam-
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_von_Aragonien_Rückstcht Ferdinand Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Gonzalez Ferdinands Ferdinand Cäsar Cardinale_von_Amboise Ludwig Ludwig Julius_Ii Alexanders Cäsar Julius Ludwig Ludwig Maximilian Maximilian Ferdinand
zu Ende des fünfzehnten.und'zu Anfang des fechzehnten Jahrhunderts. 577
Westphalen mit Niederrhein gebildet, erfolgte im Jahre 1512 die Ein-
theilung in zehn Kreise, indem man den sächsischen Kreis in einen ober-
sächsischen und einen niedersächsischen theilte, die Zahl der rheinischen
durch Einschiebung des die vier rheinischen Kurfürftenthümer umfassenden
kurrheinischen auf drei vermehrte und den östreichischen und den burgun-
dischen beifügte. Doch war nicht alle kaiserliche Gerichtsbarkeit ausge-
schlossen. Die Sachen, die der Kaiser zu seiner Entscheidung zog, wur-
den dem im Jahre 1501 zu Wien für die Erblande errichteten Hofrathe
zur Bearbeitung zugewiesen, der dadurch zu einem Reichshofrathe
wurde. Daß jedoch selbst innerhalb des Bereiches, über welchen die
neue Reichsverfassung sich erstreckte, das Recht der gewaltsamen Selbst-
hülfe damit noch nicht vernichtet war, zeigte sich in einem Kriege, den
im Jahre 1503 das Erlöschen der landshutischen Linie von Baiern
verursachte, und der den Kaiser hinderte, einen bei den Ständen vergeb-
lich betriebenen Türkenkrieg mit eigenen Kräften zu unternehmen. Es
bestand zwischen den bairischen Linien ein Erbvertrag, nach welchem die
Hinterlassenschaft einer erloschenen Linie der nächst verwandten anheim-
fallen sollte, und danach war auch schon bei dem Erlöschen der Linien
von Straubing und Ingolstadt im Jahre 1425 und im Jahre 1447
verfahren worden. Da jedoch der letzte Herzog der Landshuter Linie,
Georg der Reiche, seinen Schwiegersohn Ruprecht von der Pfalz, den
zweiten unter den Urenkeln Ludwigs Ii., zum Erben einsetzen wollte,
geschah Einspruch von Seiten der Münchener Linie, und da Ruprecht,
von seinem Vater Philipp unterstützt, das ihm zugedachte Land mit Ge-
walt in Besitz nahm, der Kaiser aber das- Recht der Münchener Linie
schützte, entbrannte im Jahre 1504 ein Krieg, in welchem Philipp sogar
französische Hülfe suchte. Der Kaiser führte den Krieg hauptsächlich
mit Hülfe des erneuerten schwäbischen Bundes, und nachdem derselbe
bis in das Jahr 1505 von ihm und seinen Verbündeten siegreich geführt
worden war, entschied ein Reichstag zu Köln im Jahre 1507 dahin,
daß die beiden jüngeren Söhne Philipps von den bairischen Besitzungen
nur die an der Donau und in der Oberpfalz belegenen Fürftenthümer
Neuburg und Sulzbach erhalten sollten. Während so in dem wittels-
bachischen Hause zwei neue Linien neben der pfälzischen Kurlinie, den
durch Abzweigung von derselben ausgegangenen Linien von Simmern
und Zweibrücken, sowie der herzoglichen Linie von München entstanden,
führte die durch Besitz beträchtlich vergrößerte Münchener Linie, um
für sich neuer Theilung vorzubeügen, die Erbfolge nach der Erstgeburt
ein. Ganz ausgeschlossen von der unter Marimilian begründeten Reichs-
verfassung blieben unter den deutschen Ländern nur Preußen, Böhmen
und die Schweiz. Bei Preußen und Böhmen war die Unterordnung
unter fremde Herrscher ein Hinderniß, an dessen Beseitigung nicht ge-
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Extrahierte Personennamen: Georg_der_Reiche Ludwigs Ludwigs Philipp Philipp Philipp Philipp Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Wien Baiern Straubing Ingolstadt Donau Oberpfalz Neuburg Sulzbach
236
Siebte Periode ober zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
2.
(1799.)
Dreifach ist des Raumes Maß:
Rastlos fort ohiu Unterlaß
Strebt die Länge; fort ins Weite
Endlos gießet sich die Breite;
Grundlos senkt die Tiefe sich.
Dir ein Bild find sie gegeben:
Rastlos vorwärts mußt du streben,
Nie ermüdet stille stehn.
Willst du die Vollendung sehn;
Mußt ins Breite dich entfalten,
Soll sich dir die Welt gestalten;
In die Tiefe mußt du steigen,
Soll sich dir das Wesen zeigen.
Nur Beharrung führt zum Ziel,
Nur die Fülle führt zur Klarheit,
Und im Abgrund wohnt die Wahr-
heit.
20. örrite und Liefe.
(1795.)
Es glänzen viele in der Welt,
Sie wissen von allem zu sagen,
Und wo was reizet und wo was gefällt,
Man kann es bei ihnen erfragen;
Man dächte, hört man sie reden laut.
Sie hätten wirklich erobert die Braut.
Doch gehn sie aus der Welt ganz still,
Ihr Leben war verloren.
Wer etwas Treffliches leisten will,
Hätu gern was Großes geboren,
Der sammle still und unerschlafft
Im kleinsten Punkte die höchste Kraft.
Der Stamm erhebt sich in die Lust
Mit üppig prangenden Zweigen;
Die Blätter glänzen und hauchen Duft,
Doch können sie Früchte nicht zeugen;
Der Kern allein im schmalen Raum
Verbirgt den Stolz des Waldes, den Baum.
21. 8cr Kaufmann.
(1795.)
Wohin segelt das Schiff? Es trägt sidonische Männer,
Die von dem frierenden Nord bringen den Bernstein, das Zinn.
Trag es gnädig, Neptun, und wiegt es schonend, ihr Winde,
In bewirtender Bucht rauscht ihm ein trinkbarer Quell!
Euch, ihr Götter, gehört der Kaufmann. Güter zu suchen
Geht er, doch an sein Schiff knüpfet das Gute sich an.
22. Oie Johanniter.
(1795.)
Herrlich kleidet sie euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Akkon und Rhodus beschützt.
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet
Und nlit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.
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124
Schön ist das Wort, wenn auf geweihten Flügeln
Ein Lichtgeist es hinan zum Himmel trägt!
Zwei Silben sind's, die diesen Spruch besiegeln,
Sobald den Ton ihr auf die zweite legt.
Wohlthätig ist's, wenn auf bedornten Bahnen
Des Unglücks ihr der Thatkraft Fittig regt;
Zwei Silben sind's, die euch dazu ermahnen,
Sobald den Ton ihr auf die erste legt.
Ihr, deren Reichtum Macht verlieh,
Zwei Silben, die vergesset nie;
Des Armen Dank fei euer Lohn,
Legt auf die erste ihr den Ton.
Doch giebt's im Leben Not und Pein,
Dafür ist Menschenmacht zu klein;
Wir nahen uns dem höchsten Thron,
Und auf der zweiten ruht der Ton.
Ich bin auf dunklem Weg den Reisenden ein Führer.
Sprichst du mich anders aus, so thut's der Tapezierer.
Joh. Bapt. Friedreich.
Die Ditmarseu.
Zwischen den Mündungen der Elbe und der Eider wohnt der aus
sächsischem und friesischem Blut gemischte Stamm der Ditmarsen. Die
Fläche ihres Landes in seiner größten Ausdehnung beträgt nur sieben
Meilen Länge und vier Meilen Breite, und zur Zeit seiner größten
Kraft konnte dies Volk nur 6000 wohlgerüstete Männer ins Feld stellen;
aber trotz dieser geringen Zahl vermochten es die freien Bauern dieses
kleinen Landes, jahrhundertelang sich allen Angriffen der umwohnenden
mächtigen Herren zu widersetzen und oftmals sie heimzuschicken mit blutigen
Köpfen. Denn ungeachtet der Erfahrungen von der Kraft des freien
Volkes, kam diese doch oft ein Gelüste an, den freien ditmarsischen Bauer
auch so unter das Joch der Dienstbarkeit zu beugen, wie es außer den
Schweizern und Friesen seit dem 13. Jahrhundert der deutsche Land-
mann aller Orten trug. Der Ditmarse lebte bis tief ins 16. Jahr-
hundert hinein frei nach den Sitten seiner Väter, ähnlich wie uns schon
der Römer Tacitus sie geschildert hat. Jedes Kirchspiel für sich war
eine kleine Republik, das gemeinsame Band der vollziehenden Gewalt
aber war ein Ausschuß von 48 Männern, neben dem die Landesversamm-
lnng stand. Jene 48 entschieden über allgemeine Angelegenheiten aller
Ditmarsen, jedes Kirchspiel aber verwaltete sich selber und die Richter
desselben hatten die erste Entscheidung über jegliche Streitsache. Steuern
und Abgaben kannte man nicht; aber wenn die Gefahr des Vaterlandes
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68 Dritte Periode, von 1100 bis 1300, oder erste Blüteperiode.
45. Und lät si des geniezen, daz si iuwer swester sì.
durch aller fürsten tugende wont ir mit triuwen bi.
mir müezen warten lange min vater und mine man.
ez enwart nie vrouwen leider an liebem vriundé getan.“
46. Die bluomen allenthalben von bluote wären naz.
dö rang er mit dem tède : unlange tet er daz,
want des tödes wäfen ie ze sère sneit.
dò mobte reden niht mère der recke küen’ und gemeit.
47. Dö die herren sähen, daz der heit was töt,
si leiten in üf einen schilt, der was von golde röt,
und wurden des ze räte, wie daz solde ergän,
daz man ez verhaele, daz ez het Hagene getan.
48. Dö sprächen ir genuoge : „uns ist übele geschehen,
ir sult ez heln alle und sult geliche sehen,
da er rite jagen eine, der Kriemhilde man,
in slüegen scächaere, dä er füere durch den tan.“
49. Dö sprach von Tronege Hagene: „ich bringe’n in daz lant.
mir ist vii unmsere, und wirt ez ir bekant,
diu sö hat betrüebet den Prünhilde muot.
ez ahtet mich vii ringe, swaz si weinens getuot.“
Siebzehntes Abenteuer.
Wie Siegfried beklagt und begraben wird.
1. Er ließ ihn ihr verstohlen legen vor die Tür,
Daß sie ihn finden müsse, wenn morgen sie Herfür
Zu der Mette ginge, frühe vor dem Tag,
Deren Frau Kriemhild wohl selten eine Verlag.
2. Da hörte man wie immer zum Münster das Geläut:
Kriemhild die schöne weckte manche Maid.
Ein Licht ließ sie sich bringen, dazu auch ihr Gewand.
Da kam der Kämm'rer einer hin, wo er Siegfrieden fand.
3. Er sah ihn rot vom Blute, all sein Gewand war naß:
Daß sein Herr es wäre, mit Nichten wußst er das.
Da trug er in die Kammer das Licht in seiner Hand,
Bei dem da Frau Kriemhild viel leide Märe befand.
45, 4 wart leider getan, geschah größeres Leid.
48, 4 stiere conj. prt. von faren — varn.
49, 2 und konditional. — 4 weinéns gen. abhängig von swaz.
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