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1. Geschichte des Mittelalters - S. 48

1870 - Mainz : Kunze
48 seinem Tod 965 in zwei Herzogtümer, Ober - und Niederloth- ringen getheilt. Durch den deutschen Bürgerkrieg gelockt, fallen die Ungarn — zum letztenmal — in das Reich ein. Ottos Sieg auf d em Lechfeld mit der Macht des wieder geeinigten Reiches 955. Eroberung der bayrischen Ostmark (Oesterreich). Berengars Abfall und Angriffe gegen den Pabst bestimmten 961—965 Otto zum zweiten Römerzug 961—965. Völlige Beseitigung Berengars. Ottos Kaiferkrönung („sanctus imperator“) durch Pabst Johann Xii. Seitdem Grundsatz: nur der deutsche König zum Kaiserthum fähig, die Verleihung aber nur in Rom möglich. — Zerwürfnisse mit dem Pabst, dessen Absetzung und Wahl Leos Viii, den Otto gegen alle Angriffe hält. Auf einem dritten Römerzug 966—972 völlige Unterwerfung der auf- ständischen Römer (der Präfect Peter); Befestigung der pübst- lichen Macht in Rom (Johann Xiii) und Herstellung des Kirchen- staates. — Vermahlung seines Sohnes und Thronerben Otto mit Theophano, der Tochter des griechischen Kaisers Romanus, Ii, zum Zweck der Erwerbungen der süditalischen Territorien. — Ottos d. Gr. Tod zu Memleben, Beisetzung zu Magdeburg. 3. Ottcho Ii 973—983, ein begabter, kühnstrebender, aber leidenschaftlicher Fürst, a. Sicherung des Friedens im Innern und der R e i ch s g r e n z e n: Absetzung Heinrichs Ii, des Zänkers, von Bayern (seit 955 Herzog), Abtrennung der Mark Kärnthen von Bayern und Erhebung zum selbständigen Herzogthnm. •— Ottos Einfall in Frankreich gegen König Lothar, der ihn in Aachen bedroht hatte. Aussöhnung beider Könige 980; Sicherstellung Lothringens. — 5. Sein Römerzug 980; Kaiserkrönung 981. Griechen und Araber gegen Ottos Absichten auf Süditalien; seine Niederlage und wunderbare Lebensrettnng in Calabrien 982. — 4. Otto Iii 983—1002, bei feiner Thronbesteigung 4 Jahre alt. Ein Fremdling unter den deutschen Königen; hochgebildet, streng kirchlich, aber ohne kriegerische und politische Thalkraft. Seine Abneigung gegen alles Deutsche, blinde Vorliebe für Rom und den Süden; seine Kaiserkrönung, 996. Einflüsse seiner Mutter und Großmutter Theophano und Adelheid, des Erzbischofs Wil- ligis von Mainz und Gerberts von Rheims, des späteren Pabstes Sylvester Ii. — Aussöhnung mit Heinrich dem Zänker, der sein Herzogthnm

2. Geschichte des Mittelalters - S. 86

1870 - Mainz : Kunze
86 U Vergebliche Versuche Ludwigs, mit den Päbsteu sich auszu- söhnen, trotz aller Demütigungen. Der Kurverein von Rense <338 1338 auf Anlaß des Erzbischofs von Mainz gegen die Eingriffe Frankreichs und die Uebergriffe der Kirche gestiftet, zur Wahrung der nationalen Selbständigkeit. — Einstimmiger Beschluß: ein durch alle oder die Mehrheit der Wahlfürsten gewählter König bedarf nicht der Bestätigung des römischen Stuhles. Ludwig er- klärt in einem Manifest auch die Kaiserwürde für unabhängig vom Pabst. o. Ludwigs Hauspolitik: Erwerbung der Mark Bran- denburg nach dem Aussterben der Askauier mit Waldemar dem Großen (-f 1319); Belehnung des 8jährigen Ludwig 1323; — Verschmelzung des erledigten Herzogthums Niederbayern mit Ober- bayern, dem Stammland des Kaisers; Vermählung Ludwigs von Brandenburg mit Margaretha Maultasch, der Erbin von Tyrol 1342 1342. Seiner Gemahlin Erbschaft von Holland, Seeland, Fries- 1345 land, Hennegau 1345; — die Wittelsbachische Hausmacht von Nord- und Ostsee bis zur Adria. Wahl des Gegenkönigs Karl Iv von Mähren, Sohn Jo- hanns von Böhmen (ß in der Schlacht bei Crecy 1346) unter Einfluß des Pabstes Clemens Vi. Ludwigs Tod 1347. 6. Karl Iv (1347—1378), nach dem Tode des von der bay- rischen Partei ausgestellten Gegenkönigs Günther von Schwarz- burg (f 1349) einhellig anerkannt; — der gelehrteste unserer Könige („quinque linguarum peritissimus“) und einer der staats- klugsten, „Böhmens Vater, des h. römischen Reiches Erzstiefvater" (Ausspruch Maximilians I); friedliebend und thätig. a. Sein Wirken in Böhmen: Das slavisch-deutsche, mit dem Reiche nur locker verbundene Böhmen sein Vaterland und Lieblingsaufenthalt, der Schwerpunkt und die Grundlage seiner Macht, das Böhmische seine Muttersprache. — Ausgezeichnete Ver- waltung des Landes, das er für ein Erb reich seines Hauses er- klärt ; Böhmens Glanzpunkt unter diesem seinem volksthümlichsten Fürsten. Aufblühen seiner Residenz Prag; Gründung der dor- 1348 tigen Universität, der ersten Deutschlands 1348, nach dem Muster der Hochschulen von Paris, wo Karl selbst studiert hatte, und Bologna. Vergrößerung seiner böhmischen Hausmacht, zu der auch Mähren, Schlesien, die Oberpfalz und die Lausitz gehören, durch die Mark Brandenburg, (der falsche Waldemar 1348—1350) !

3. Geschichte des Mittelalters - S. 98

1870 - Mainz : Kunze
Iv. Außerdrnljche Länder. A. Italien. Initalien bildete sich seit dem Ende dermaufischen Periode ein Anzahl selbständiger Staaten; — ein arges Mißverhältniß zwischen der hochgestiegenen Geisteskultur und der politischen Haltlosigkeit der Halbinsel. Zerrissenheit, Parteifehden, ein Durcheinander und Neben- einander republikanischer und monarchischer Staatsformen, bei aller Auflösung in den edleren Geistern des Volks eine lebendige Sehnsucht nach Vereinigung und Einheit der Theile. Sechs Hauptstaaten treten auf der Halbinsel hervor, l) Zer- splitterung des Kirchenstaates während des Exils der Päbste in Aviguon; Adelsparteiungen in Rom. Der Volkstribun Cola di Rienzi 1347 (s. S. 87). Nach der Rückkehr der Päbste Wiedervereinigung des Gebietes, Centralisierung der Staatsgewalt unter Alexander Vi (Borgia) am Ende des Mittelalters. — 2) Neapel zuerst in den Händen des Hauses Anjou, dann nach dem Aussterben von dessen Mannsstamm, seit der Regierung der viermal vermählten Johanna I (1343—1332), ein Spielball innerer Fehden und der verschiedensten Thronbewerber. Am Schluß der Periode fällt Neapel au das Ara- gonesische Haus, mit dem schon seit 1409 Sicilien vereinigt war. — 3) Florenz (Firenze la bella), schon nach seiner geographischen Lage dazu berufen das Gleichgewicht zwischen den nach der Hegemonie strebenden Staaten des Nordens und Südens aufrecht zu erhaltene bietet in seiner Geschichte ein buntes Bild aller möglichen Verfassungs- formen. Im 12. Jahrhundert aristokratisches Stadtregiment, dann Be- kämpfung und Sturz des ghibellinisch gesinnten Adels durch die Zünfte. Nach mancherlei Wechsel Sieg der vollendeten Demokratie 1378. Er- hebung des Hauses Medici (Johann, Cosmo, Lorenzo ,,il magnificou), unter dessen Primat Florenz im 15. Jahrhundert als Handelsplatz und Geldmarkt, als Fabrikort und Kunststätte, als Hauptsitz der Literatur und Wissenschaft der Zeit die erste Stelle unter den Städten Italiens einnimmt. Einigung der tuscischen Landschaft schon im 13. Jahr- hundert. — 4) Mailand (Milano) einst die Führerin der lombar- dischen Städtefreiheit (s. ob. S. 65 und 72), nach kurzer Herrschaft der welfisch gesinnten della Torre's seit 1277 unter dem ghibellinischen Hause Visconti, das, von König Wenzel 1395 mit der Herzogs-

4. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 345

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Culturverhlltnisse Großbritanniens. §. 66. 345 4. Ihre Nahrungsquellen findet die dichte Bevölkerung, na- mentlich Englands, in der möglichst starken Ausbeutung des über- und unterirdischen Reichthums des Bodens, welche hier eine höhere Stufe er- reicht hat, als in irgend einem andern Lande. Trotz des trefflichen Anbaus des Landes befriedigt der Ertrag ■ des Ackerbaus in der Regel nicht das starke Bedürfniß; die Viehzucht (besonders von Pferden, Rind- vieh, Schafen) übertrifft im Allgemeinen die günstigsten Verhältnisse anderer Länder, da Wiesen und Weiden bei der feuchten Atmosphäre in der üppigsten Fülle prangen; die Fischerei (Wallfische, Häringe u. s. w.) ist nicht allein lohnend, sondern auch die Schule der Matrosen; der Bergbau und das mit demselben verbundene Hüttenwesen liefert in Cornwallis Zinn, das Produkt, welches am frühesten die südlichen Culturvölker anzog, dann im N.-W. (namentlich in Wales und rings um die centrale Gebirgskette) Steinkohlen (1856 im Werthe von I6v2 Mtll. Pf. St.) und Eisen (1856 für 5 Mill. Pf. St. gefördert) zugleich. Gerade diese so außerordentlich fruchtbare Verbindung der beiden ersten Bedürfnisse einer ins Große getriebenen Fabrikation haben Englands industrielle Größe begründet, um so mehr als das gemeinschaft- liche Vorkommen derselben theils in die Nahe des Meeres, theils in die durch Flüsse, Canäle und Eisenbahnen durchkreuzte Ebene fällt und also die Rohstoffe leicht zu den Hüttenwerken und Fabrikorten gelangen und das verarbeitete Produkt von diesen ebenso leicht den Weg nach den consumirenden Gegenden des Landes und nach dem Meere findet. Diese Steinkohlenbezirke, welche 5 Procent des englischen Bodens einnehmen, haben daher auch alle großen Gewerbe aus dem übrigen Lande an sich gezogen, und jeder derselben hat seine besondere Industrie. Im O. und W. der penninischen Kette und im südlichen Schottland hat die Baumwollenfabrikation ihren Sitz, Manchester erhält durch seine benachbarte Hafenstadt Liverpool den rohen Stoff und läßt denselben aus dem nämlichen Wege, als Zeuge oder Garn verarbeitet, ausführen; ebenso Glasgow (dessen Seehafen Greenock ist). Die Verarbeitung der Schafwolle, theils inländischer, theils deutscher, die der benachbarte Hafen von Hüll einführt, beschäftigt vorzugsweise die Bevölkerung von Uorkshire, namentlich die von Leeds. Im südlichen Theile von Uork- shire verarbeitet Sheffield Stahl zu Messern und Scheeren. Im süd- lichsten Kohlenbezirk ist Birmingham der Mittelpunkt der Eisenfabri- kation. Die Kohlenbezirke unmittelbar an der Küste im N.-O. und S.-W. führen zur See das rohe Produkt aus, um diejenigen Gegenden des Landes mit Brennmaterial zu versehen, welche selbst dessen ent- behren. Wie in der industriellen Thätigkeit, so übertrifft auch in der Groß- artigkeit des Handels und der Schifffahrt die britische Nation alle europäischen bei weitem. Die englische Flagge weht auf allen Meeren und in den fernsten Häfen aller Erdtheile. Bei der außerordentlichen Ausdehnung seiner Colonialmacht umfaßt Englands Handel die Pro- dukte aller Zonen, die theils roh, theils im Mutterlande verarbeitet, sowohl von Colonie zu Colonie, als in fremde Länder geführt werden.

5. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 244

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
244 Religionsverhältnisse und Nahrungsquellen Frankreichs. §. 56. scheu und germanischen gemischt, deren beide letztere auch noch in der französischen Sprache zu erkennen sind. Ueberreste der alten Bevölkerung mit ihren Eigenthümlichkeiten in Sitten und Sprache finden sich noch in den 'Nachkommen der Iberer, den Basken oder Gascognern (130,000) in den Westpyrenäen, und in den Nachkommen der Celten, den Bre- tonen (1 Mill.) in der Bretagne. Der deutsche Stamm (2'/- Drill.) hat sich in Lothringen und im Elsaß erhallen; Corsica, Nizza, zum Theil auch Savoyen, sind von Italienern bewohnt. — Durch die große Einheit in der Bodenform (s. oben die vertikale Gliederung) und in dem Klima ist die Bevölkerung dieses Landes, welches eine compacte Masse bildet, von der Natur dazu bestimmt, eine gleichartige und dadurch starke Nation zu werden, wiewohl die Bewohner jeder Provinz wieder manches Eigenthümliche in ihrem Charakter haben. c. Religionsverhältnisse. Der größte Theil der Einwohner (35 Mill.) gehört der katholischen Kirche an; die Bekenner der luthe- rischen und reformirten Confesuon') wohnen vorzugsweise im Elsaß und in Languedoc, die (90,000) Juden hauptsächlich in den großen Städten. 6. Nahrungsquellen. Getreide, Wein (allenthalben, mit Aus- nahme des Nordwesten, wo Obstwein — cidre, poiree — den Wein der Rebe ersetzt), Obst, Oel sind die Haupterzeugnisse des Bodens. Die Viehzucht entspricht nicht dem einheimischen Bedürfniß; bei dem Mangel an Wiesen und Weiden ist die Einfuhr von Pferden, Schlachtvieh, Schafwolle noch immer bedeutend; ebenso liefert der durch klimatische Verhältnisse beschränkte Seidebau nicht hinreichenden Rohstoff für die sehr bedeutenden Seidefabriken. Der Bergbau ist verhältnißmäßig un- bedeutend; Eisen und Steinkohlen, einiges Blei und Alaun sind die wichtigsten Erzeugnisse desselben. Die Industrie erzeugt Manufac- turcn in Leinen, Wollen und Baumwolle, besonders im Norden, Seide in den Rhonegegenden, Kunstsachen in Metall, Thon und Glas (Spie- gel, Porzellan), vorzüglich in Paris; dennoch wird Frankreich mit seiner Hauptmasse stets ein Agriculturland bleiben, vgl. S. 244, Anm. 2. — Der Handel Frankreichs wird sowohl durch die Lage des Landes an den beiden wichtigsten Meeren Europas und neben wohlhabenden Nach- barländern , als durch den Reichthum an natürlichen und künstlichen Erzeugnissen ungemein begünstigt, doch steht demselben durch die rasche Vollendung des großen Eisenbahnsystcms, welches neben den zahlreichen natürlichen und künstlichen Wasserstraßen die rasche Eommunication zwi- schen den verschiedenen Landeetkeilen fördert und namentlich die Häfen mit dem Innern des Landes in Verbindung setzt, sowie durch die Culti- virung Algeriens, noch ein unberechenbarer Aufschwung bevor, wenn auch der Verlust wichtiger Colonicn in unglücklichen Kriegen stets ein Hemmniß desselben sein wird. 1) Die offizielle Angabe von */, Mill. Protestanten ist wahrscheinlich, viel zu gering, vgl. Kolb, G. Fr., Handbuch der vergleichenden Statistik, ■¿. Ausl. 1860. S. 51.

6. Die vorchristliche Zeit - S. 222

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
222 Die Griechen vom Ausbruche des Kampfes mit den Persern dende um diese Zeit zu einer Stufe, wo sie einen Anspruch darauf er- hielt, für den Geist der Griechen in der Nachwelt Bewunderung zu er- wecken. Wie Athens Macht wuchs, vermehrte sich auch die Neigung, es mit der Beute der persischen Kriege und den Ueberschüssen der Kriegsabgaben der Bundesgenossen zu schmücken. Die Wohnungen der Bürger blieben einfach, aber die Aufführung der öffentlichen Gebäude und Denkmäler wurde eine Schule der Kunst. Die bedeutendsten Bau- werke, die unter Perikleö entstanden, waren die Propyläen, Hallen am Fuße der Akropolis, durch welche der Weg hinaufführte, und das Par- thenon, der Tempel der jungfräulichen Pallas oder Pallas Parthenos, der sich auf der Höhe befand. Der dem Perikleö befreundete Bildhauer Phidias, von dem auch eine Bildsäule des olympischen Zeus zu Olym- pia herrührte, zierte den Tempel mit einem Bilde der Göttin aus Gold und Elfenbein und begann ein metallenes Bild derselben, das später, von anderen Künstlern vollendet, die ganze Stadt überragte, daß Pallas lange in der Nähe des Vorgebirges Sunium auf der See sichtbar war. 15. Mit der Absicht des Perikleö, die Athener durch Theilnahme an den Staatsgeschäften und Genuß der Kunst zu einem Volke von Königen heranzubilden, standen Maßregeln in Verbindung, welche auch den Aermeren aus dem engen Kreise des Broderwerbs herauszogen. Es war dieses die Einführung des Soldes für Theilnahme an der Volksversammlung, für Nichterdienste und für Kriegsdienste sowie einer Vergütung des beim Besuche der Theater an die Theaterpächter zu zahlenden Eintrittsgeldes. Hiermit war ein neuer Schritt zur Ver- minderung der unter den Bürgern bestehenden Verschiedenheit geschehen. Längst schon hatte in Athen kein anderer Unterschied der Bürger, als der des Vermögens bestanden und es konnte daher die dem Perikles entgegenstehende Partei, da es ihr nicht auf Rettung oder Eroberung von Vorrechten ankam, nur in uneigentlichem Sinne aristokratisch oder oligarchisch genannt werden. Indem nun aber Perikles für die Unter- stützung der ärmeren Bürger außer den in Kleruchieen, Handel, Gewerbe, Arbeit gegebenen Quellen noch solche, aus denen man ohne alle Mühe schöpfen konnte, erössnete, machte er es für sich schwer, für spätere Staatsmänner unmöglich, in den Angelegenheiten des Staates der tie- feren Einsicht den Sieg über eine immer in engen Gesichtskreis gebannte Menge zu verschaffen. Das Bedenken, ob er zu diesen Dingen auch die zu ganz anderen Zwecken gegründete Bundeskasse in Anspruch nehmen dürfe, wurde für Perikles zurückgedrängt durch die Erwägung, daß die Bundesgenossen sich so lange nicht beklagen könnten, als sie durch Athens Macht vor persischen Angriffen sicher seien. 16. Während so das athenische Volk zu einer schwindelnden Höhe gehoben wurde, sah es sich in dem Versuche, das mittlere Griechenland

7. Viertehalb Jahrhunderte - S. 664

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
664 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. das einige Jahrzehnte später, im Jahre 1631, dem Herzogthume Urbino, der letzten der großen Lehenherrschaften im Kirchenstaate, fiel. Unruhiger schien für Italien die Zeit Pauls V. werden zu wollen, der mit Vene- dig wegen mehrfacher Eingriffe des Staates in kirchliche Angelegenheiten in heftigen Streit gerieth. Der Geist des Despotismus, welcher der Republik eigen war, zeigte sich ganz vorzüglich auch in einem Bestreben, die kirchliche Thätigkeit möglichst zu hemmen, damit nicht im Staate eine Gewalt wirksam sei, welche nicht von dem Staate als solchem ausgehe. Man wollte, damit nicht eine geistige Macht der Herrschaft staatlicher Willkühr Schranken zu ziehen vermöge, die Geistlichkeit lieber in knech- tischer Unterwürfigkeit der Fähigkeit zu Ausübung ihres Berufes ent- kleidet sehen, als sie in- einem Leben für ihren Beruf zum Gegenstände der Achtung werden lassen. Eine Kränkung kirchlicher Gerechtsame führte den Papst, da jede Beschwerde fruchtlos geblieben war, zu An- wendung kirchlicher Strafen, deren Verkündigung jedoch in Venedig ver- hindert wurde. Es fehlte nicht an einer schriftstellerischen Vertheidigung für Venedigs Verfahren, da Sarpi, der Theologe der Republik genannt, mit eben so viel Trotz gegen die Kirchengewalt als Unterwürfigkeit gegen die Staatsgewalt, der Vertheidigung der zur Rechtfertigung jenes Verfahrens erdachten Grundsätze seine Feder lieh. Der Papst war nahe daran, die Wahrung seines geistlichen Rechtes durch das nicht ent- sprechende Mittel eines Krieges zu versuchen, als Heinrich Iv. durch seine Vermittlung eine Aussöhnung zu Stande brachte. Der Staat nahm die gegen den Papst oder vielmehr gegen die Kirche ergriffenen Maßregeln zurück, hob auch die im Laufe des Streites verfügte Aus- weisung der Ordensgeistlichen auf und ließ nur gegen die Jesuiten, die immer einer über die Grenzen ihres Berufes hinausgehenden Staats- gewalt vorzüglicher Gegenstand der Besorgniß und des Zornes sein mußten, das Verbot des Aufenthaltes im Staate noch Jahrzehnte be- stehen. Der Streit hatte dadurch, daß er auf beiden Seiten zu lebhafter Erörterung über die Grenzen der geistlichen und weltlichen Gewalt An- laß gegeben, eine über den Bereich der Republik hinausgreifende Be- deutung gewonnen, wie er denn der Vorläufer einer Menge anderer Streitigkeiten geworden ist, denen eine Uebertragung unkirchlicher An- schauungen auf die Verhältnisse der Kirche als letzte Ursache zu Grunde liegt.

8. Viertehalb Jahrhunderte - S. 828

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
828 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätlgen Staatskunst. Staatsgebietes gleichmäßig verwirklichte. Wohl wurde manche auf altem Herkommen beruhende Einrichtung, die der Einheit des Staates im Wege stand, zum Nutzen des Ganzen beseitigt, aber noch öfter die freie Regung des in kleinen Kreisen waltenden Lebens erstickt. Auch die Einförmigkeit wurde nicht bloß, wo sie ein erforderliches Mittel war, sie wurde, als ob sie selbst ein Ziel der Staatsweisheit sei, allenthalben gesucht. Dadurch wurde der Staat mehr und mehr einer kunstreichen Maschine ähnlich, und die Thätigkeit des Verwaltens vervielfältigte sich immer mehr, weil man möglichst Vieles unter Regeln zu bringen suchte. Man glaubte Vieles, was, ohne mit dem Willen der Staatslenker in Widerspruch zu stehen, doch Selbstständigkeit verrietst, schon darum in Schranken weisen, in Formen zwängen zu müssen, weil man von jeder Uebung der Selbstständigkeit eine Schmälerung der Gefügigkeit besorgte. Indem so die Negierenden und die Negierten in das mechanische Ver- stältniß zweier gegen einander wirkenden Kräfte oder Gewichte kamen, bereitete sich eine große Gefastr vor für eine Zeit, wo die Regierten, die doch die Quelle der Stärke für den Staat und für die Negierenden ausmachten, sich den Einwirkungen mechanischer Gewalt gegenüber zu Aus- übung mechanischer Gewalt aufgefordert füstlten. Auch stier war es zu- meist die Kirche, deren Thätigkeit der gebührenden Freiheit beraubt wurde. Die Unabänderlichkeit ihrer Gesetze, die Ausdehnung des Kreises, für welchen dieselben Geltung in Anspruch zu nehmen staben, machte sie zu einer gefürchteten Macht, weil sie sich ein Gebiet, in welches keine Ne- gierungskunst sich hineinerstrecken solle, vorzubestalten schien. Zudem man aber durch sie die erstrebte Einförmigkeit gefährdet glaubte, von ihr auch eine Durchbrechung des über den Staat gezogenen Netzwerkes der Vor- schriften und Regeln besorgte, gab man sich Mühe, sie nicht bloß an Uebergriffen auf staatliches Gebiet zu hindern, sondern auch innerhalb ihres Bereiches die Negierungskunst zu versuchen und dadurch ihr die Kraft zu benehmen, durch welche sie im Namen ewiger Gesetze sich gegen willkührliche Regeln hätte sträuben können. Auch hier war Frankreich den Staaten vorangegangen, da es in langer Reihe von Versuchen die Kirche seines Landes unter dem Vorgeben, sie frei zu machen, mit Fesseln belastet hatte. 3. War die Richtung, welche die Staatskunst in inneren und äuße- ren Angelegenheiten genommen, eine der Kirche ungünstige, zum Theile sogar feindliche, so entsprach ihr eine im Laufe der Zeit entwickelte Denkweise, die mit ihr in Wechselwirkung stand. Der Fortschritt der Wissenschaften, vorzugsweise der rechnenden und messenden, sowie die Herrschaft, welche vermittelst derselben der Mensch über die Natur ge- wonnen hatte, steigerte die Meinung von der dem einzelnen Menschen Persönlich eigenen Fähigkeit der Erkenntniß so sehr, daß von Vielen die

9. Viertehalb Jahrhunderte - S. 882

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
882 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. der Selbstständigkeit der Kirche innerhalb der Grenzen des Gebietes konnte es nur auf Beseitigung einer als Hinderniß neuer Pläne oder als Beeinträchtigung fürstlichen Ansehens gefürchteten Einwirkung des römischen Stuhles abgesehen sein. Daß eine solche Selbstständigkeit nur Unterwerfung der Kirche unter die weltliche Gewalt bedeutet, war kein Geheimniß, aber eben eine solche Unterwerfung war für die damalige Regierungskunst ein Hauptziel und fand oft Empfehlung von Seiten solcher Mitglieder des Klerus, die unter so veränderten Verhältnissen eine Befriedigung weltlicher Wünsche oder Schutz gegen Ahndung un- kirchlichen Verhaltens zu erwarten hatten. Daß alle Theile der Kirche nur in Verbindung mit ihrem Mittelpunkte ihre Lebenskraft zu bewahren vermögen, war in den Augen der absichtlich ans Zerstörung der Kirche ausgehenden Staatsmänner ein Beweggrund mehr für das Bemühen, die Kirche des Landes zu vereinzeln. Diejenigen aber, welche auf die Bahn der neuen Staatsweisheit ohne eine der Kirche feindliche Absicht geleitet wurden, befanden sich wenigstens in dem Irrthum, daß man die Verfassung der Kirche antasten könne, ohne ihre Lehre zu gefährden. Sie wurden unversehens in dem Eifer, die ausschließliche und unbedingte Regierungsgewalt durch Zerstörung der kirchlichen Verfassung zu sichern, auch Feinde der kirchlichen Lehre. Denn sie erstreckten ihre Angriffe bis zu den Theilen der Lehre, um derentwillen die Verfassung auf den angegriffenen Punkten vertheidigt wurde, zogen, um den Widerstand der Geistlichen und der Laien zu vermindern, die Besetzung der geistlichen Stetten an sich, um sie den Fügsamern, die auch in der Lehre die minder Strengen waren, zu verleihen, und bemächtigten sich, damit für kom- mende Geschlechter der Widerstand ganz verschwinde, der Beaufsichti- gung und Leitung der zur Erziehung des Klerus bestimmten Anstalten. Auf solchen Wegen bewirkte der Großherzog Leopold eine für die Kirche in seinem Staate verderbliche Neuerung, wobei er von dem jansenistisch gesinnten Bischof Ricci von Pistoja theils getrieben, theils unterstützt wurde. Nicht allein, daß die gallikanischen Sätze im Jahre 1786 ein sogenanntes Concil zu Pistoja förmlich annahm, es ging noch weit über das Maß gallikanischer Freiheiten hinaus, und da seine Ansichten die Richtschnur der Regierung wurden, kam es zu völligem Bruche mit Clemens' Xiv. Nachfolger Pius Vi. 31. Als Joseph nach dem Tode seiner Mutter zu der Krone des Kaiserthums die Kronen des habsburgischen Hauses erhielt, war auch in Deutschland Vieles für eine Thätigkeit, durch welche er sich seinem jüngeren Bruder als Vertreter der Aufklärung gleichstellte, vorbereitet. Nicht allein, daß die geistige Strömung, die aus Frankreich nach Deutsch- land mächtig ging, die dortigen Anschauungen über das Verhältniß von Kirche und Staat, ja die aus der Schule der Aufklärung stammende

10. Viertehalb Jahrhunderte - S. 570

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
570 Die Kriege in Italien und das deutsche Reich Kirche, der er ebenfalls trotzte. Bei einem Wechsel der höchsten Be- amten, der Signorie, entging ihm die Stütze, die er bisher gehabt. Auf Grund einer gegen ihn geführten Untersuchung wurde er in Rom für einen Häretiker und Volksaufwiegler erklärt. Der Irrthum seines Lebens war, daß er durch den Staat auf dem Wege der Gewalt die Kirche reformiren wollte, und wenn er auch nicht von der kirchlichen Lehre abgewichen ist, war er häretisch in dem weiteren Sinne, der auch den Versuch, die Einheit der kirchlichen Regierung zu zerreißen, umfaßt. 4. An den beendeten Krieg schloß sich eine Reihe von Kriegen um Italien mit einer Menge von Bündnissen, die nach augenblicklichem Vor- theil die Parteistellung änderten, und einer Reihe von Friedensschlüssen, die für kurze Zeit dem Versuche Raum machten, wie weit man die ein- getretene Lage der Dinge ertragen oder wie bald man für ein Miß- lingen sich entschädigen könne. Es war die in Italien längst ausgebil- dete Staatskunst, welche jetzt nach großem Maßstabe geübt wurde, eine Staatskunst, welcher der Betrug als hauptsächliches Mittel des Gewinnes diente. Sie hat von der Nachwelt den Namen des damaligen floren- tinischen Staatsschreibers Machiavelli erhalten, weil in dessen Buche vom Fürsten ohne Rücksicht aus Recht und Sitte Regeln für Befestigung einer neu gegründeten Macht zusammengestellt sind. Den nächsten Anlaß zur Fort- setzung jener Händel gab Karls Nachfolger Ludwig Xu. (1498—1515), der bisherige Herzog von Orleans, durch die Eroberung Mailands. Im Jahre 1499 ward Ludwig Moro vertrieben, und im Jahre 1500 kam er bei dem Versuche der Wiedereroberung, da die Schweizer in seinem Heere gegen die Schweizer im feindlichen nicht kämpfen wollten und ihn nicht einmal schützten, in französische Gefangenschaft, in der er auch sein Leben beschloß. Diese Eroberung war im Einverständnisse mit Venedig und dem Papste gemacht. Die Venetianer bekamen einen An- theil an derselben. Der Papst aber verfolgte jetzt einen Zweck, den er mit französischer Hülfe zu erreichen hoffte. Er hatte schon in Ludwigs ungerechtes Verlangen nach einer Ehescheidung gewilligt, daß derselbe das von seinem Vorgänger gewonnene Herzogthum Bretagne durch Verheirathung mit dessen Wittwe der Krone erhalten konnte. Seine Absicht war, seinem Sohne Cäsar, der, eben so ungeistlich als er, die Würde eines Cardinals bekleidete, ein Fürstenthum aus den nördlichen Gebieten des Kirchenstaates zu bilden, wo einzelne Herren fast unab- hängig regierten. Die Sache hatte auch Fortgang, indem hier von Kühn- heit und List das Aeußerste, was man sich unter machiavellistischem Ver- fahren denken kann, zur Anwendung gebracht wurde. Da der Papst an Ludwig gebunden war, Florenz noch durch den Krieg mit Pisa be- schäftigt wurde und Venedig sich in einem von Ludwig Moro gegen dasselbe erregten Kriege mit dem osmanischen Sultan Bajazet U.
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