Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Deutsche Prosa - S. 62

1900 - Gera : Hofmann
62 Heinrich von Treitschke. steht das Schlütersche Standbild des ersten Königs, von ihrem Gemahle einst „dem edlen Volke der Preußen gewidmet;" dort im Vorzimmer der Ofenschirm stammt noch aus den Hohenfriedberger Tagen, da der große König wie ein junger Gott von Sieg zu Sieg stürmte, irgend eine übermütige kleine Prinzessin hat zierlich die Inschrift darauf ge- stickt: pour nous point d’Alexandre, le mien l’emporte! Und da- neben diese jammervolle Gegenwart! Der Staat ausgestoßen aus dem Kreise der großen Mächte, mitten im Frieden von feindlichen Truppen überschwemmt, verspottet und verschmäht von seinen Landsleuten. Die deutsche Nation fand kein Wort des Mitleids, nur Hohn und Schaden- freude für die Besiegten. In Preußen aber lebte noch die alte Treue. Fürst und Volk traten einander näher, wie im verwaisten Hause die Überlebenden sich inniger zusammenschließen; der ärmliche Hofhält zu Königsberg und Memel empfing von allen Seiten rührende Beweise der Teilnahme, der König lud seine getreuen Stände als Paten zur Taufe der jüngsten Prinzessin. Dies stolze und trotzige Ostpreußen, das Stiefkind Friedrichs des Großen, schloß in Not und Trübsal, ohne viele Worte den Herzensbund mit seinem Herrschergeschlechte, der im Frühjahr 1813 seine Kraft bewähren sollte. Die schwere Natur Friedrich Wilhelms verwand nur langsam die Schläge des Unglücks; er glaubte oft, daß ihm nichts gelinge, daß er für jedes Unheil geboren sei. Da er einmal mit der Königin die Gräber der preußischen Herzöge im Chore des Doms zu Königsberg besuchte, fiel sein Blick auf die Grabschrift: „meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung zu Gott". „Wie entsprechend meinem Zustande!" rief er erschüttert und wählte sich das ernste Wort zum Wahlspruch für sein eignes Leben. Nur das Pflichtgefühl hielt ihn aufrecht unter der Bürde seines schweren Amtes. Er begann mit Scharnhorst die Herstellung des zerrütteten Heeres und berief den Freiherrn vom Stein für den Neubau der Verwaltung. Mit herzlichem Vertrauen begrüßte die Königin den Mann „großen Herzens, umfassenden Geistes: Stein kommt, und mit ihm geht mir wieder etwas Licht auf." Sie war mit ihm und ihrem Gemahle einig in dem Gedanken, daß es gelte alle sittlichen Kräfte des erschlafften Staates zu beleben; fast wörtlich über- einstimmend mit den allbekannten Worten, die der König seiner Berliner Hochschule in die Wiege band, schrieb sie einmal: „wir hoffen den Verlust an Macht durch Gewinn an Tugend reichlich zu ersetzen". Die Acht Napoleons trieb den stolzen Reichsfreiherrn aus dem Lande, gerade in dem Augenblicke, da ein neuer Krieg des Imperators gegen Oesterreich sich vorbereitete und die Königin ans eine Erhebung des gesamten Deutschlands hoffte. Sie besaß nach Frauenart wenig Verständnis für die mächtigen Interessen, welche trennend zwischen den

2. Deutsche Prosa - S. 298

1900 - Gera : Hofmann
298 Wilhelm Roscher. dienst nicht einmal beantragt werden dürfe, um Ol. 107, 4. Gerade der Schanspielluxus, bei dem so viele geistige und leibliche Interessen zusammenwirken, nimmt bei sinkenden Völkern sehr leicht einen solchen Charakter an. Selbst ein Herrscher wie Trajan ließ beim Triumphe über die Datier 11000 Tiere im Zirkus töten und 10000 Gladiatoren mit einander kämpfen. Dieselbe Manie war im ganzen römischen Erd- kreise verbreitet. Salvian wirft den Trierern vor, daß sie nach drei- maliger Verwüstung ihrer Stadt durch die Barbaren zunächst eine Wiederherstellung ihrer Zirkusspiele auf Staatskosten verlangt hätten. Ja, in den Zeiten des byzantinischen Roms zog sich das absterbende Nationalinteresse so sehr in die entgegengesetzten Zirkusparteien, daß z. B. Kaiser Justinian die Schauspielerin Theodora wahrscheinlich um ihres politischen Einflusses willen zur Frau genommen hat. Wie bekannt, so ist es eines der Hauptverdienste von Malthus, nachdrücklich eingeschärft zu haben, daß eine lebhafte Konsumtion nicht allein die Wirkung, sondern auch die Ursache einer lebhaften Produktion ist. So lange der Wohlstand eines Volkes wächst, pflegt auch dessen Konsumtion zu wachsen. Der Verfall beginnt, wenn bei stillstehendem oder gar abnehmendem Wohlstände die Konsumtion zu wachsen fort- fährt. Alsdann ist jeder Luxus unklug. Nun pflegt aber der wirt- schaftliche Verfall eines Volkes von dem moralischen und politischen selten getrennt zu sein. Bei verfallenden Nationen ist der Luxus daher in der Regel auch unsittlich. Von den Zeiten des sinkenden Altertums urteilt Rau sehr schön: „Der Luxus allein würde den Sittenverfall nicht haben bewirken können, wenn nicht andere Ursachen dagewesen wären, von denen der ungezügelte Luxus selbst wieder Symptom und Wirkung war". Hier zeigt sich die Relativität alles Luxus am deutlichsten. In der Geschichte eines einzelnen Volkes können wir mit ziemlicher Be- stimmtheit nachweisen, wo der Luxus jene heilsame Grenze überschritten hat. Von zwei verschiedenen Völkern aber kann recht gut, was bei dem einen sträfliche Vergeudung war, bei dem andern heilsamer Lebens- genuß werden, falls nämlich ihre ökonomischen Kräfte verschieden sind. Bischof Berkeley vergleicht das Verfahren der irischen Grundherren, ausländische Prunksachen und Leckerbissen durch Ausfuhr von Lebens- mitteln zu bezahlen, mit dem einer Mutter, welche das Brot ihrer Kinder verkauft, um sich Putz und Naschwerk dafür anzuschaffen; dem gleichzeitigen Luxus der englischen Gentry ist er nicht entgegen. Ge- rade wie bei den einzelnen: wo auch z. B. das alltägliche Trinken von Tischwein für den Reichen Einfachheit, für den armen Familienvater unsittlicher Luxus ist. Wer deshalb über einen Lnxusfall urteilen will, der muß immer

3. Deutsche Prosa - S. 378

1900 - Gera : Hofmann
378 Charlotte Duncker. die untüchtige Hausfrau ihrer ersten Pflichten nicht eingedenk, setzt sie sich, im vermeintlichen Recht auf ein geistigeres Tagewerk, über jene Pflichten hinweg, dann mögen die Hausgenossen in guten Tagen ver- suchen, über die Lücken des Bodens zu lächeln, der ihr Wohlsein tragen soll — bis eine Stunde schlügt, deren hartes Urteil sich nicht über- hören läßt. Geistiger Übermut der Hausfrau führt in materielle Fährlichkeiten, welche mit ihrer eigenen und der Ihrigen geistiger Frei- heit weniger verträglich sind als das bescheidene Arbeitsteil jedes Tage^, welches eine praktisch tüchtige Hausfrau willig auf sich nimmt. Hand in Hand mit den materiellen häuslichen Pflichtübungen, deren Vereinfachung der tüchtigen Hausfrau gelingt, geht diejenige geistige Arbeit, welche der einfältigen wie der geistig hochgebildeten Frau die wichtigste sein muß: zugleich mit der leiblichen Pflege der Kinder leitet sie die Erziehung derselben; mit der Beherrschung der Dienenden verbindet sie einen wohlthuenden Einfluß ans deren Sitte und Verhalten; diesen Einfluß übt sie um so wirksamer, um so wohl- thuender, je besser ihre persönliche Haltung, ihre persönlichen Arbeits- tugenden zu ihren Forderungen und zu ihren Lehren stimmen. Un- beschadet der gebietenden Stellung, welche vor allem die Frau selbst dem Herrn des Hauses zuerkennt, wird der Mann, der im Beruf, in Staat und Gesellschaft ein volles Mannesleben führt, der Frau, welche treu und tüchtig ihr Erzieheramt übt, nicht nur die erziehende Vorarbeit, er wird ihrem Feingefühl oft auch die letzte Entscheidung elterlicher Gewissensfragen überlassen. Sind es nicht die Wahrnehmun- gen der Mutter, welche in die gemütlichen und geistigen Anlagen der Kinder, in die Art ihrer Entwickelung und den Gang ihrer innern Kämpfe und Fortschritte, in die Bedingungen ihres Gedeihens vollen Einblick geben? ob es sich um die Gewährung größeren oder geringeren Spielraums für die freie Selbstbestimmung des einen und des anderen handle, um gelindere oder festere Ausübung der elterlichen Zucht, um Ausbildung oder Zurückhaltung einzelner Gaben und Neigungen, um die Wirkung der verschiedenen Individualitäten der Geschwister auf einander, um Begünstigung oder Beschränkung ihrer Beziehungen zu den Kindern anderer Häuser — ist es nicht der geduldig und ver- ständnisvoll beobachtende Blick der Mutter, dem der Vater des Hauses die Einsicht verdanken soll, welche den gemeinsamen Entschließungen zu Grunde liegt, und wird nicht auch der starke, hausvüterliche Wille wohl thun, der Gefühlsentscheidung der Frau eine gewichtige Stimme zu geben? Früh und sicher nimmt die Kinderseele wahr, ob die Eltern in Einmütigkeit und in voller Zusammenwirkung ihr Regiment und ihr Erzieheramt üben; dem Gewissen und dem Herzen des Kindes ist die
   bis 3 von 3
3 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 3 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 3
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 2
5 0
6 0
7 0
8 0
9 2
10 0
11 0
12 0
13 3
14 0
15 0
16 2
17 10
18 0
19 0
20 0
21 1
22 0
23 1
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 3
36 0
37 0
38 2
39 19
40 1
41 3
42 0
43 2
44 0
45 6
46 5
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 4
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 1
69 2
70 0
71 6
72 3
73 0
74 0
75 0
76 1
77 6
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 5
88 0
89 0
90 0
91 1
92 23
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 0
5 11
6 1
7 22
8 1
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 4
20 0
21 0
22 2
23 0
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 1
30 0
31 1
32 0
33 17
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 6
40 2
41 0
42 0
43 3
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 1
51 0
52 19
53 0
54 21
55 0
56 0
57 0
58 1
59 2
60 1
61 1
62 11
63 0
64 2
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 3
72 0
73 3
74 3
75 0
76 0
77 0
78 6
79 0
80 3
81 9
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 1
91 6
92 1
93 2
94 0
95 1
96 0
97 0
98 6
99 10
100 3
101 0
102 0
103 0
104 0
105 2
106 0
107 0
108 2
109 0
110 2
111 2
112 1
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 1
127 10
128 0
129 0
130 0
131 2
132 0
133 1
134 0
135 0
136 26
137 0
138 0
139 3
140 0
141 0
142 0
143 1
144 0
145 6
146 0
147 1
148 1
149 0
150 1
151 3
152 1
153 2
154 1
155 0
156 0
157 2
158 0
159 2
160 0
161 0
162 0
163 0
164 0
165 2
166 3
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 2
174 3
175 3
176 2
177 11
178 0
179 4
180 0
181 0
182 3
183 24
184 0
185 1
186 0
187 0
188 3
189 1
190 0
191 1
192 2
193 1
194 3
195 0
196 0
197 0
198 0
199 2