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einer eben so reichen als anmuthvollen Landschaft umgeben,
während im Innern die Pracht seiner Paläste, der gefällige und
doch würdevolle Baustil seiner Kirchen mit einer Bewunderung
erfüllen, wie kaum Rom und Venedig sie zu erregen im Stande
sind. Zwar erweckt „das ewig einz'ge Rom" mit seiner mächti-
gen Vergangenheit und mit „St. Peters wunderbarem Dom"
großartigere Erinnerungen und Gefühle, zwar hinterläßt die La-
gunenstadt, die einst so mächtige Königin der Adria, einen eigen-
thümlichern Eindruck: aber Florenz, zugleich prachtvoll und rei-
zend, zugleich Stadt und Garten, übt auf das Gemüth einen
so milden und bezaubernden Reiz, wie man ihn selbst in dem
nicht mit Unrecht viel gepriesenen Neapel — „Siehe Neapel
und stirb," sagt das italienische Sprüchwort — wohl vergebens
suchen würde. Mag man Rom und Neapel bewundern: Florenz
liebt man und sehnt sich nach ihm zurück. Dazu trägt aber
außer der herrlichen Lage mit dem schönen, beständig milden
Klima am meisten bei der liebenswürdige Charakter der heitern
und fein gebildeten Florentiner, die man in dieser Beziehung
wohl die Franzosen Italiens genannt hat. Obgleich die Italiener
wie alle romanischen Völker sich eben nicht durch Reinlichkeit
auszeichnen, so herrscht doch in Florenz Eleganz und Sauberkeit,
namentlich auch in den Gasthöfen und Kaffeehäusern. Wenn man
den Florentinern vorwirft, daß sie auf ihre fein geglättete Sprache
und ihre große Vergangenheit eitel sind, so theilen sie einerseits
diese Eitelkeit wohl mit fast allen Italienern, andererseits hat
dieselbe aber auch ihre Berechtigung; denn unter den verschiede-
nen Dialekten Italiens, deren man gegen 15 Hauptdialekte zählt,
nähert sich der toscanische am meisten der Schriftsprache, „lingua
toscana in bocca romana“ d. h. toscanische Sprache im rö-
mischen Munde oder nach römischer Aussprache ist das schönste
Italienisch. Ferner hat Florenz, das Athen des neuern Italiens,
auch das Mekka der italienischen Geister genannt, allein fast
mehr bedeutende Männer erzeugt, als das übrige Italien. Wir
nennen hier nur Dante, geb. 1265, dessen Grabdenkmal sich in
Ravenna befindet, Bocaccio (spr. Bokadscho), Galilei, Machiavelli,
Alfieri, Michel Angelo, Leonardo da Vinci, Andre del Sarto,
Lulli.
Was zuerst die Umgebung der Stadt betrifft, so ist am
berühmtesten der herrliche Park le Cascine, die ¿a feinen, der
beliebteste Spaziergang der Florentiner. In der Mitte liegt eine
große Wiese, über eine Stunde im Umfange und von den präch-
tigsten Baumgängen umgeben. Ein ungenannter deutscher Rei-
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I " - .
Schilderung des Mittelalters. 255
wuchsen in diesem Zeiträume zu immer größerer
Volksmenge und Reichthum heran, und die Quelle
des Allen war der Handel. Auch für ihn haben
die Kreuzzüge die heilsamsten Folgen gehabt. Der
Geist großer Unternehmungen wurde geweckt; die
kostbaren Waaren der mittäglichen Länder kamen häu-
figer nach Europa; besonders führten die italieni-
schen Seestädte, Venedig, Genua und Pisa die
Waaren des Morgenlandes herbei, und dann gingen
sie, wie die Erzeugnisse Italiens selbst, auf den al-
ten Handelsstraßen über die Pässe der Alpen nach
Teutschland, verbreiteten sich dort auf Landstraßen
und Flüssen, und was nicht im Lande selbst gebrauch!
wurde, wanderte immer weiter nach Norden, bis zu
den Ländern der Nord- und Ost - See. Alles, was
jetzt auf dem Meere in die nördlichen Länder ge-
bracht wird, nahm damahls den Weg durch Teutsch-
land; und bei so ausgebreitetem Handel, wozu auch
der mit den Erzeugnissen des eigenen, teutschen
Fleißes kam, blühten die alten Städte des Reiches
auf das herrlichste. Augsburg, Regensburg, Nürn
berg, Straßburg, Bamberg, Worms, Speierund
Mainz im südlichen Teutschland; im nördlichen Köln,
Erfurt, Braunschweig, Lüneburg, Hamburg, Bremen
und Lübeck, und viele gndere, erhoben stolz ihre
Mauern und Thürme, und eine fleißige, treue,
muntere Menschenmenge wogte in ihren Straßen.
Ihr Reichthum gab ihnen bald die Mittel in die
Hände, sich von aller Oberherrschaft einzelner Für-
sten frei zu machen; denn da in den alten Zeiten dw
Rechte eines Herren noch nicht so einträglich waren,
als jetzt, da noch wenig oder gar keine regelmäßige
Abgaben entrichtet wurden, so bedurfte eine Stadt
keiner gar großen Summen, um sich ganz davon frei
zu kaufen. Dann erkannte sie nur den Kaiser als
ihren Ober-Lehnsherrn, und hieß eine freie Stadt
des Reiches.
Wären aber Handel und Gewinn einzig das
Ziel des bürgerlichen Treibens in den Städten ge.
wesen, so würden sicherlich bald alle die Uebel ent-
standen ftyn, welche nicht ausbleiben, wenn sich der
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Iv. Schillers Spaziergang.
1. Der Dichter durchwandelt verschiedene Landes - Parthien und be-
trachtet sie als Symbole verschiedener Cultur st ufen. Zu Grunde liegt
der Weg von Stuttgart nach Hohenheim, den Schiller selbst Bd. X, p. 434
beschreibt (welche Beschreibung genau zu vergleichen ist).
2. Erst kommt Wiese und Wald, an dessen Ende eine Bergwand,
unter der ein Bach fließt; dann Felder mit Rainen, welche das Eigenthum
scheiden und das Gesetz repräsentiren. Dann kommt die länderverknüpfende
Straße und der mit Flößen befahrene Fluß, beide mit Dörfern bekränzt.
Erste Stufe der Cultur: Feldbau.
3. Mit den Worten: „Aber wer raubt mir auf einmal" beginnt der
zweite Theil des Gedichtes, mit welchem in der besagten Beschreibung
(Bd. X, p. 434) die Worte: „ Nun aber empfängt ihn die französische
Gartenkunst — den feierlichsten Triumph bereitet" zu vergleichen sind.
Eine Pappelallee erinnert an die strenge Scheidung der Stände in der
Stadt und an die aufgestellten Reihen von Soldaten. Ueberall Scheidung,
Regel und Ordnung. Der Mensch, welcher noch eben nachbarlich mit dem
Acker zusammen wohnte, ist hier dem Menschen näher gerückt. Da vervoll-
kommnen sich im Wettstreit und im Zusammenwirken die Gewerbe, zugleich
der Handel und der Luxus. Auch die Wissenschaft und die edleren Künste
blühen. Zweite Culturstufe: Städteleben.
4. Dritter Theil des Gedichtes, der mit den Worten beginnt: „Da
zerrinnt vor dem wundernden Blick der Nebel des Wahnes" u. s. w. Die
Uebercultur, welche zur Revolution und zu gewaltsamen Versuchen der
Rückkehr zur Natur führt. Alles wird zur Kunst, selbst die Gefühle wer-
den von der Beredtsamkeit ausgebeutet und geheuchelt. Die Freigeisterei
führt zur Gewissenlosigkeit: „es irrt selbst in dem Busen der Gott". Lüge
und Unnatur herrschen überall, und die Welt gleicht einer Mumie, welche
endlich von der Zeit und der Noth über den Haufen geworfen wird.
(Völkerwanderung und französische Revolution, welche den herrschenden
Stand wegtilgten und andere Volksschichten emporbrachten.)
5. Vierter Theil, beginnend mit den Worten: „O, so öffnet euch,
Mauern, und gebt den Gefangenen ledig". Rückkehr zurnatur. Ver-
gleiche die Beschreibung von den Worten an: „Mit geheimer Freude suchen
wir in diesen zerfallenden Ruinen" u. s. w. Ferner: „Aber die Natur,
die wir in diesen englischen Anlagen sinden, ist diejenige nicht mehr, von
der wir ausgegangen waren" u f. w. Die Menschheit geht bei diesen
scheinbaren Rückschritten doch immer vorwärts: die christliche Welt steht
doch in der Hauptsache viel höher als die griechisch-römische, und die neueste
) Zeit höher als z. B. das vorige Jahrhundert.
1 ____________________________________________________
v. Freiheit und Gleichheit hört man schreien.
1. Die Thiere im Walde sind alle frei und alle einander gleich.
Warum sind es die Menschen nicht?
a. Weil sie nicht dazu bestimmt sind frei tu der Wildniß herum-
zuschweifen , sondern in geselligen Vereinen, Gemernden und
Staaten zu leben zu gegenseitigem Schutz und Förderung.
V
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^br. man lebt, in ein Paradies zu verwandeln.
Die ländlichen Anlagen, prächtigen Villen rc.
der Griechen und Römer hätten ohne dieses
Beyspiel vielleicht nie die Vollkommenheit er-
reicht, die sie bekanntlich hatten. Beyde
singen wenigstens erst nach den Kriegen, die
sie in Asien führten, an, auf Verschönerung
ihres Landes durch Anlagen, Gärten rc. zu
denken.
2.) Sie führten die Religion ( des Zo-
roaster) unter sich fort, durch die der Be-
griff eines Regenten aufgeklärt und das Ver
hältniß zwischen dem Herrscher und den Be-
herrschten immer näher bestimmt wurde. Al-
le Stände des Reiches sind, so lauten die hei-
ligen Aussprüche derselben, Diener des Or-
mudz und verpflichtet, gerecht und gut zu le-
den, vorzüglich der erste unter ihnen, der
Mittelpunkt des Ganzen oder der König.
Dieser kann gebieten, was er will, nur nicht
das, was böse oder ungerecht ist. Wenn
aucffder Einfluß dieser Maxime gering war,
von dein guten Willen und der Einsicht des
Individiums oder dem Gebrauche, den die
Priester, die Erzieher der Prinzen, davon
machten, abhing und die Einwendung dersel-
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Stadtgeschichten die platte Sprache des Dialekts das Verständniß. Einer
Bühne bedarf es bei diesen Aufführungen nicht, nur die größeren Trupps
solcher improvisirten Schauspieler bauen Buden, brauchen Coulissen
und Decoration, benutzen wohl auch das Theater.
Dienstags wird Morgens, wie an den vorhergehenden Tagen Abends,
im Theater ein beliebtes Stück gegeben und besonders von den Fremden
besucht. — Auf den Straßen ist es den ganzen Tag über sehr belebt.
Jede anständige Maske, die mit gutem Witz und Humor zu unterhalten
weiß, hat freien Zutritt in jedem Hause, man ladet sie zu Tische und
verlangt zum Dank nur Scherz uno Heiterkeit.
An den Nachmittagen, und besonders Dienstag Nachmittags, findet
man in einigen Straßen großes Gedränge: Hochstraße, Schildergasse,
Oben-Marspforten und Wallrafsplatz sind der Haupttummelplatz desselben.
Schöne Masken sieht man fast gar nicht, im Gegentheil scheint sich Jeder
zu bemühen, recht schlecht gekleidet zu erscheinen. Trupps oft sehr anstän-
biger Leute (freilich auch viel Gesindel) bis zur Unkenntlichkeit im Gesichte
bemalt, in alten Hüten und zerrissenen Kleidern, treiben sich umher Hier
zeigt sich nun der indifferent - gemüthliche Charakter der Kölner im vollsten
Licht, hier gilt der Grundsatz: ,,Geck lohß Geck elans", d. H.narr laß
Narren gehen. Alles schreit, singt, lacht, jubelt, stößt, drängt, läuft,
springt und tanzt und wird nicht müde, so lange der Tag scheint. Für
die Damen ist dies freilich ein schlechtes Vergnügen, daher sieht man
wenige auf den Straßen, und wenn sie einmal gezwungen sind, über die
Straße zu gehen, so ist die Schönste am schlimmsten daran, denn ungeküßt
kommt sie schwerlich nach Hause, und ein Händchen zu geben, versteht sich
von selbst. Doch nehmen die Damen in anderer Weise lebhaften Antheil
an diesem allgemeinen Jubel; ehe die Zeit des Gedränges kommt, gleich
nach Mittag, gehen sie in die Häuser ihrer Bekannten oder in solche, wo
man sich Fenster gemiethet hat, und so zeigt sich der ganze Flor Kölns in
den Fenstern oder aus Balcons. Unten tobt die Menge; zieht etwa eine
schöne Maske vorbei, oder hält ein Spaßvogel, der sich einen Kreis zurecht
gestoßen hat, eine Rede, oder singt ein Weinbegeisterter, so wehen die
Tücher von oben herab, und Beifall lohnt die lustigen Gesellen. Aber ein
Bleiben ist hier nicht, immer weiter geht es, und ist man am Ende an-
gekommen, so kehrt man zum Anfang zurück. Wagen und Reiter dürfen
nur in einer Richtung in langsamem Schritte die Straßen passiren. An
den sogenannten Vierwinden schneiden sich die Hauptstraßen Kölns, und
aus diesem kaum 500 Quadratfuß großen Centrum der Stadt ist auch das
Centrum des Gedränges. Früher warf sich hier die Menge mit Erbsen
und Mehl und lieferte sich große Erbsenschlachten, als dieses verboten
worden, verfolgte man die Hüte mit Stöcken. Es kanien viele Nohheiten
dabei vor und gegenwärtig duldet die Polizei dieses gewiß nicht Harm-
lose Vergnügen durchaus nicht mehr. Ueberhaupt hat der Kölner
Karneval in den letzten Jahren bedeutend nachgelassen, indem einer-
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nicht von priamos' Sohne, Paris, sondern von jenen, die dich so gerne küssen
möchten, wie du dir einbildest."
Man beendete also erst das begonnene Gespräch. Dann nahm Kallias
das Wort:
Nun, Rritobulos, willst du nicht jetzt in den Wettstreit mit Sokrates um den
preis der Schönheit eintreten? ,,wer weiß," sagte Sokrates, ,,vielleicht stört
ihn die Bemerkung, daß ich bei den Schiedsrichtern gut angeschrieben bin."
Trotzdem, antwortete Rritobulos, werde ich nicht zurücktreten. Beweise
nur, wenn du kannst, daß du schöner bist als ich! Nur muß ich bitten,
daß man dir das Licht etwas näher rückt! „wohlan," begann Sokrates,
„so schreite ich denn mit dir zum verhör und fordere dich auf, mir Rede
und Antwort zu stehen." Frage nur zu! „Glaubst du, daß wir Schönheit
nur an Menschen beobachten können, oder auch an anderen Wesen?" G ge-
wiß, auch an anderen Wesen, z. B. an einem Pferd, einem Rind- auch
an vielen leblosen Sachen. Soviel ich weiß, kann auch ein Schild schon
sein, und ein Schwert und eine Lanze, „wie kommt es nun, daß all dieses,
obgleich es sonst nichts miteinander gemein hat, doch mit dem gemeinsamen
Prädikate ,schön' belegt wird?" Schön heißt ein Ding eben dann, wenn
es von uns oder von der Natur so gemacht ist, daß es dem Zweck, zu dem
wir es brauchen, entspricht, „wozu brauchen wir nun die Augen?" Offen-
bar zum Sehen. „Siehst du! da sind nun schon meine Augen schöner
als die deinigen." wieso? „weil deine nur geradeaus schauen können-
die meinigen aber stehen soweit vor, daß sie auch nach der Seite zu
blicken imstande sind." Ti! nach deiner Anschauung hätte ja der Rrebs
die schönsten Augen. „Ja gewiß. Ihm hat auch Natur die Augen am
besten gegen alle Unfälle geschützt." Meinetwegen, sprach Rritobulos. Und
um nun auch auf die Nasen zu kommen: welche ist schöner, deine oder
meine? „Nach meiner Ansicht die meinige — wofern nämlich die Götter
uns die Nasen zum Riechen gemacht haben. Venn deine Nüstern gehen
abwärts zum Boden, meine Nase aber ist aufgestülpt, so daß sie die Ge-
rüche von allen Seiten her aufnehmen kann." Du bist aber auch platt-
nasig! wieso ist das nun wieder schöner als eine geradgewachsene Nase?
„weil eine Nase wie meine den Augen nicht im Wege ist, sondern sie
geradeswegs sehen läßt, was sie wollen. Tine hohe Nase aber baut sich
wie eine neidische Mauer zwischen die Augen." — (Einen Beweis der größeren
Schönheit deines Mundes schenke ich dir, sagte Rritobulos. Denn wenn der
Mund zum Abbeißen gemacht ist, so kannst du sicher ein größeres Stück
abbeißen als ich. vermutlich meinst du auch, daß du mit deinen dicken
Lippen sanftere Nüsse geben kannst? „wie du meinen Mund beschreibst,
muß er verzweifelte Ähnlichkeit mit den Lippen eines Esels haben. Aber
noch eins! Erkennst du nicht auch das noch als ein Zeugnis für meine
Schönheit an, daß die Rinder der Rajaden, — also Rinder von Göttinnen! —
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