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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 496

1859 - Lübeck : Rohden
496 Xxiii. §. 6. Nlederbeucning und Wiederaufrichtung der Papstmacht. reits erfüllen zu sollen, wonach „die große Stadt, die das Reich hat über die Könige auf Erden, von eben diesen Königen bloß und wüste gemacht und mit Feuer verbrannt werden wird." Aber solche Zeit steht noch bevor. Viel zu sehr hatte der katholische Kaiser den Papst nöthig, als daß er ihn gänzlich hätte verderben sollen. Wir sehen ihn bald wieder Unterhandlungen mit seinem Gefangenen an- knüpfen, ihn freigeben, sich mit ihm verbünden. Mit heimlichem Widerwillen, aber durch die Umstände gezwungen, tritt der Papst wieder auf die Seite des Kaisers. Er muß den übermächtigen Nach- bar in Italien dulden, muß sich bereit erklären, seine politischen Ent- würfe zu unterstützen — aber Eins bedingt er sich dafür aus, Eins gewährt ihm der Kaiser zur erwünschten Entschädigung: seinen kräf- tigen Arm zur Ausrottung der lutherischen Ketzerei. Im Jahr 1529 kommt Kaiser Karl selber aus Spanien nach Italien. In Bologna trifft er mit dem Papst zusammen. Er ist auf dem Wege nach Deutsch- land. Da werden die schärfsten Maßregeln gegen die hartnäckigen Ketzer in Deutschland verabredet. Und bemerken wir es wohl. Der Kaiser war jetzt ein Anderer, als vor neun Jahren, er war jetzt in die Jahre der Reife und der Selbständigkeit eingetreten. Von jetzt an sehen wir ihn im Rache wie im Felde überall selbst an der Spitze, bei ihm steht immer die letzte Entscheidung, überall sieht er selbst, urthellt er selbst, handelt er selbst. Unermüdlich ist er in den Staats- geschäften, unüberwindlich im Felde. Und alle dieft so lange gesparte Kraft, alle den frischen Eifer einer langsam bedachten, aber nun ent- schieden ergriffenen Politik ist der Kaiser entschlossen zur neuen Kräftigung des Papstthums in Deutschland gegen die Protestanten zu kehren. Schon länger waren die ersten vorläufigen Wirkungen der neuge- kräftigten Papstmacht und des entschieden kaiserlichen Katholicismus in Deutschland wahrgenommen. Die katholisch gesinnten Fürsten und Städte, insonderheit die geistlichen Fürsten, deren Eristenz bedroht war, deren Besitzungen hier und da bereits eingezogen wurden, erhüben wieder ihr Haupt, traten aus einer abwehrenden wieder in eine angrei- fende Haltung. Da wurden die Lutherischen verfolgt, da wurde das erste Märtyrerblut der evangelischen Kirche vergossen. Die Herzoge von Bayern und die kleineren mit dem päpstlichen Legaten verbundenen Für- sten und Bischöfe hatten gleich nach ihrer Absonderung von der großen Gesammtaufgabe des deutschen Volks angefangen, evangelisch gesinnte Priester zu entsetzen, in's Gefängniß zu werfen, adlige Besitzer aus ihren Gütern zu vertreiben, Beamte peinlich zu verhören, Bürger und Bauern hinzurichten. Besonders eifrige Prediger wurden mit der Zunge an den Pranger genagelt, andere mit dem Staupbesen gestrichen, Luther's

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 557

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 11. Das Ende der Gegenreformationen rc. 357 Bevölkerung in Deutschland ist bis heute ziemlich derselbe geblieben. Hier und da sind Protestanten auögewiesen worden, z. B. aus Salz- burg, aus Tirol; die eine oder andere Fürstenfamilie hat ihre Con- fession verändert, wie z. B. die sächsische, ohne daß dadurch wesent- liche Veränderungen herbeigeführt wären. Man gewöhnte sich trotz der verschiedenen Bekenntnisse und Gebräuche, friedlich mit einander zu leben. Katholiken und Lutheraner hatten das auch schon früher gekonnt, viel schwerer wurde es den Lutheranern und den Re - sormirten. Mit fanatischer Heftigkeit ist von lutherischen Theolo- gen gegen Calvinisten und Kryptocalvinisten gestritten worden. Von ihnen wurde alles Gewicht ausschließlich auf die Lehre gelegt und dagegen die Pflege des Gemeindelebens und der einzelnen Seelen, die Uebung in der Heiligung versäumt. Wie hart und kalt und todt waren da so viele lutherische Gemeinden sammt ihren Hirten gewor- den! Doch waren auch die innig warmen, lauteren, gottinnigen Män- ner unter ihnen nicht ausgestorben. Unerschöpflich sind die Schätze der Erbauung, die man in den Schriften findet eines Joh. Arnd (1-1621), Heinrich Möller (1-1673), Christ. Scriver (1-1629). Welch eine Tiefe, Klarheit und Erwecklichkeit in den Lehrbüchern eines Joh. Gerhard. Und welch edle Frucht haben die Leiden des dreißigjährigen Krieges gezeitigt in den theuren Liederdichtern unserer Kirche, Paul Gerhard, Paul Flemming, Rist, Rinkard, Neumark, Herrmann, Rodigast u. a. m. Bei alledem be- durfte die lutherische Kirche auch na ch dem dreißigjährigen Kriege noch gar sehr einer neuen Ansassung, und sie wurde ihr durch das ge- segnete Wirken Spener's und Franke's reichlich zu Theil. Was sagte nun aber der Papst, was sagten die katholischen Eife- rer zu diesem Umschwung der Dinge, zu dem westphälischen Frieden? Sie haben ihn nie anerkannt. Eben derselbe Papst Urban Viii. (1623 bis 1644), der zur Erhebung Frankreichs gegen den Kaiser, zur Herbeiziehung der Schweden das Meiste beigetragen hatte, erklärte spä- ter, als die Erfolge der schwedischen Waffen dem Katholicismus Gefahr brachten, daß den Protestanten Nichts zugestanden werden dürfe, was den katholischen Interessen zum Nachtheil gereiche, das Restitutionsedict müsse ausgeführt, die verjagten evangelischen Fürsten dürften nicht . wieder eingesetzt, es dürfe mit ihnen gar kein Friede geschloffen werden. So erklärten sich auch seine Nachfolger. Wäre es auf die Päpste an- gekommen, so wäre aus dem 30jährigen ein 300jähriger Krieg gewor- den. Gegen den Abschluß des westphälischen Friedens haben die Päpste förmlich protestirt. Aber wie die Dinge lagen, war der Friede eine Nothwendigkeit geworden, man konnte sich um den Einspruch des Papstes nicht mehr kümmern. So geschah es, daß die Päpste sich gänzlich außerhalb des lebendigen Verlaufs der Dinge stellten, und ein

3. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 23

1917 - Breslau : Hirt
I A. Deutsche Geschichte. 23 die Sachsen zu bewegen. Auch die Bischöfe sandten ihm Hilfe, weil die Sachsen bei der Zerstörung der Harzburg die Burgkapene verbrannt und die Gebeine der dort beigesetzten Fürsten aus der Gruft gerissen hatten. Mit einem großen Heere schlug Heinrich die Sachsen in der blutigen Scl.lacht an der Unstrut. Sie mußten sich ihm unterwerfen, und seine Herrschaft schien nunmehr im ganzen Reiche gesichert zu sein. 3. Gregor Vii. In jener Zeit saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er war ein willensstarker Mann und strebte danach, die Kirche von Mißbräuchen zu reinigen und von der Macht des Kaisers frei zu machen. Deshalb verlangte er zunächst die Ehelosigkeit von allen Geistlichen in der ganzen Christenheit. Sie sollten frei von weltlicher Sorge werden, damit sie ihre ganze Kraft der Kirche widmen könnten. Weiter verbot er, geistliche Ämter für Geld zu ver- geben, damit Unwürdige von Kirchenämtern ferngehalten würden. Endlich erklärte er, daß nur er das Recht habe, die Bischöfe zu ernennen und mit Stab und Ring, den Zeichen ihrer Würde, zu bekleiden. Damit griff er aber in die Rechte des Kaisers ein, der bis dahin die Bischöfe ernannt und belehnt hatte. 4. Papst und Kaiser. Wenn der Kaiser die Ansprüche des Papstes an- erkannte, so verlor er damit die Herrschaft über sämtliche Erzbistümer und Bistümer seines Reiches. Daher ernannte und belehnte er die Bischöfe nach wie vor. Gregor drohte ihm darauf mit schweren Kirchenstrafen. Darüber geriet Heinrich in Zorn. Er berief die deutschen Fürsten nach Worms und ließ den Papst absetzen. Als der Papst dies erfuhr, tat er den Kaiser in den Bann. Jeder Gebannte war aus der Gemeinschaft der Kirche ausgestoßen. Er durfte kein Gotteshaus betreten; kein Priester durfte für ihn und seine Angehörigen eine Trauung oder eine Taufe vornehmen noch ihm das heilige Abendmahl reichen. Hatte er Untertanen, so brauchten diese ihm fortan keinen Gehorsam zu leisten und waren von dem Eid der Treue entbunden. Starb er, so durfte er auf keinem Kirchhof, sondern nur in ungeweihter Erde ohne Segen des Priesters bestattet werden. Heinrich spottete anfangs über den Bann; aber bald mußte er die furchtbare Wirkung dieser Kirchenstrafe erfahren. Die Sachsen empörten sich aufs neue, und die unzufriedenen Fürsten des Reiches erklärten, sie würden einen neuen Kaiser wählen, wenn es Heinrich im Laufe eines Jahres nicht gelingen sollte, sich vom Banne zu lösen. Zugleich luden sie den Papst ein, nach Augsburg zu kommen und darüber zu entscheiden, ob Heinrich Kaiser bleiben solle oder nicht. Dies war die schwerste Demütigung Deutsch- lands; denn der Papst wurde damit zum Richter über die deutsche Krone eingesetzt. Um das Ansehen des Reiches zu retten, bescl loß Heinrich mit schwerem Herzen, sich zu demütigen und den Papst um Aufhebung des Bannfluches zu bitten. Mitten im strengen Winter brach er in Begleitung seiner treuen Gemahlin mit einem kleinen Gefolge nach Italien auf. Unter großen Gefahren zog er über die schneebedeckten Alpen. Der Papst war schon auf dem Wege nach Deutschland. Er glaubte anfangs, Heinrich käme mit einem Heere in feindlicher Absicht; deshalb suchte er Schutz in dem festen Schlosse Kanossa. Hier suchte ihn Heinrich auf. Drei Tage hintereinander erschien er im Büßer-

4. Abth. 1 - S. 110

1818 - Elberfeld : Büschler
iuo Vi.ztr.karlvbiszumwestph.fned. 1520-1646. Dagegen kommen schaarenweise die italienischen Erzbischöfe und Bischöfe, besonders solche, die aus reicheren und vornehmen Familien entsprössen sind. Alle aber hängen sie einzig von dem Winke des Legaten Simonetta ab; und allgemein weiß man, wie einige gute und fromme Bischöfe, welche ihre Meinung über eine Kirchenverbesserung frei- müthig gesagt haben, zu Rom übel angeschrieben sind. Sollten demnach diese heimlichen Umtriebe und menschlichen Affecten nicht gehoben werden, so wissen wir in der That nicht, was wir Gutes von hier gewarten sollten. " Diese und ähnliche Klagen wiederholten sie noch mehrmahls, und so mißlang auch dieser letzte Versuch, durch eine, unter dem Ansehen der Kirche vorgenommene, gründliche Untersuchung des gan- zen kirchlichen Zustandes, den Frieden in der Christenheit herzustellen. Und die Ursache des Miß- lingens war dieselbe, welche schon zu Kostnitz alle Versuche dieser Art, und die redlichste Absicht der teutschen Vorsteher, vereitelte, — d i e Einmi- schung der Fremden nemlich, die unser Volk nicht kennen, und deren Einfluß, vom Anfang unserer Geschichte an, in den äußern wie in den inner» Dinge», den Frieden von uns genommen har. Uebrigens hat das Concilium zu Trient treff- liche Grundsätze über die Sltteniehre des Christen- thums ausgesprochen, weiche noci> jetzt zur Richt- schnur des Unterrichts in der katholischen Kirche dienen. Dieses Feld deö inner» Gottesdienstes, durch den Gedanken und die That, rstes, worüber alle christlichen Voller mit einander rathfchlagen, und sich zu großen Krrchenveriammlungen vereini- gen möchten, denn es ist für alle dasselbe; möge denn die äußere Gestalt, in welche der Gedanke und der Glaube sich kleidet, und die er als das Sinnbild des Inneren aufstellt, mehr der Eigen- thünttichkeit jedes Volkes angepaßt werden ! Am y. December 16b5 wurde das Concilium geschlossen; und Nicht lange nachher starb auch

5. Mittlere und neue Geschichte - S. 15

1825 - Stendal : Franzen und Große
Reich der Ostgothen. vom Thron, und erhoben den tapfern Vitiges zum Anführer und König 536. Drei Jahre lang ca-npfte dieser mit der größten Hartnackig?e:t. Neapel und Rom waren in den Händen der Feinde. Vcramch belagerte Vitigcs 14 Monate lang dir leckere Stadt, vergeblich nahmen die zu Hülfe gerufenen Burundier das abgefallene Mailand ein. Slinecklich^re Zeiten hatte Italien noch nicht erfahren. Äitiges wurde end- lich genothiget/ sich in Ravenna zu ersehen, 5 3 9» Aber die Ostgothen hatten noch nicht allen Much ver- loren. Sie wählten einen König u.-cl) den: -andern, bis sie an Totila einen Ai^lhrer bekamen, der Theo- dorichs würdig war, 340! Er eroberte Ron, w'ieeer, - #2 zerstörte die Befestigungen, die Belisar vermehrt batte/ vertrieb die Bewohner und verödete die große Stadt» Belisarius kehrte zurück, aber die ihm zugeführtei, Verstärkungen wurden in Calabrien geschlagen; er selbst nicht hinreichend unterstützt, und endlich zurück gerufen. Narses, sein Nachfolger, z>eg t--.it einem hinreichenden Heere, von Longob.irdeu versiarlf, heran. Totila verlor sterbend die Schlacht 552. Sein Nachfolger Teja unterlag bei Nocera 555, tuif ihrtt-die letzte Kraft der Gothen. 2. Reich der Lo ngobarden. ffo 18. Narses gab Italien Ordnung und Nuöe wieder. Rom, das in diesem Kriege mehr, als durch Manch und Geuserich gelitten hatte, ernvute sich; erst jetzt verschwand auch der Schatten der alten Republik/ die Namen Consulil und Senat, die unter den Gothen noch fortgedauert hatten. Gan^Italien nvr den römischen Kaisern wiedergegeben , auf kurze ?.eit. $v>- Denn

6. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 431

1882 - Halle : Hendel
Ii. Jüngerer Zeitabschnitt (1800 — 1s30j. Das Grab im Bufento. Nächtlich am Bufento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder, Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder Und den Fluß hinaus, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten, Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben, Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. Und am Ufer des Bufento reihten sie sich um die Wette, Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, Senkten tief hinein den Leichnam: mit der Rüstung auf dem Pferde. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, Daß die hohen Stromgeivächse wüchsen aus dem Heldengrabe. Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen, Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen. Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!" Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere; Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere: v. Platen. Klagelied Kaiser Gtto's Iii. O Erde, nimm den Müden, Den Lebensmüden auf, Der hier im fernen Süden Beschließt den Pilgerlauf! Schon steh' ich an der Grenze, Die Leib und Seele teilt. Und meine zwanzig Lenze Sind rasch dahin geeilt. Voll unerfüllter Träume, Verwaist in Gram versenkt Entfallen mir die Zäume, Die dieses Reich gelenkt. Ein andrer mag es zügeln Mit Händen minder schlaff, Von diesen sieben Hügeln Bis an des Nordens Haff! Doch selbst im Seelenreiche Harrt meiner noch die Schmach; Es folgt der blaffen Leiche Begangner Frevel nach: Vergebens mit Gebeten Beschwör' ich diesen Bann, Und mir entgegen treten Crescentius und Johann! Doch nein! Die Stolzen beugte Mein reuemütig Flehn; Ihn, welcher mich erzeugte, Ihn werd' ich Wiedersehn! Nach welchem ich als Knabe So oft vergebens frug: An seinem frühen Grade Hab' ich geweint genug. Des deutschen Volks Berater Umwandeln Gottes Thron: Mir winkt der Ältervater Mit seinem großen Sohn. Und während, voll von Milde, Die frommen Hände legt Mir auf das Haupt Mathilde, Steht Heinrich tiefbewegt. Nun fühl' ich erst, wie eitel Des Glücks Geschenke sind, Wiewohl ich auf dem Scheitel Schon Kronen trug als Kind! Was je mir schien gewichtig. Zerstiebt wie ein Atom: O Welt, du bist so nichtig, Du bist so klein, o Rom! O Rom, wo meine Blüten Verwelkt, wie dürres Laub, Dir ziemt es nicht, zu hüten Den kaiserlichen Staub! Die mir die Treue brachen, Zerbrächen mein Gebein: Beim großen Karl in Aachen Will ich bestattet sein.

7. Mancherlei für Jung und Alt - S. 348

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
348 dann bäumt sich's jedesmal und macht einen gewaltigen Satz; hat der nun ausgetobt, dann kommt ein Zug von etwa sechzig andern Magnaten, alle mit derselben phantastischen Pracht, alle mit den schönen farbigen Turbans, den lustigen Schnurrbärten und den dunkeln Augen; der eine reitet einen Schimmel, den er mit einem goldenen Netze behängt hat; der andere einen Grauen, mit Diamanten auf allen Zügeln; ein anderer einen Rappen mit purpurnem Zeuge; einer trägt Himmelblau vom Kopf bis zu den Füßen, überall mit Gold dick gestickt, einen weißen Turban und weißen langen Dolman; ein anderer ganz in Goldstoff mit purpurnem Dolman; so ist einer immer bunter, reicher als der andere, und alle reiten so keck, ungeniert und fanfaronmäßig daher, daß es eine Lust ist; und nun erst die ungarische Garde, den Esterhazy an der Spitze, der blendend von Brillanten und Perlenstickerei ist; wie ist es zu erzählen? Man muß den Glanz gesehen haben, wie der Zug sich auf dem breiten Platze ausdehnte und stillstand, und wie alle die Edelsteine und bunten Farben, und die hohen goldenen Bischofsmützen und die Kruzifixe im hellsten Sonnenschein blitzten wie tausend Sterne! Nun denn, morgen soll es, so Gott will, weitergehen. Da hast Du einen Brief, Herr Bruder, schreib auch einmal bald an mich, und laß mich wissen, wie Dir das Leben geht; Ihr habt ja in Berlin auch einen Aufstand und zwar von Schneidergesellen gehabt; was ist es denn damit? Euch aber, liebe Eltern, und Euch, Geschwister, sag' ich nun noch einmal lebewohl aus Deutschland; jetzt soll es von Ungarn nach Italien gehen, von da schreibe ich mehr und ruhiger. Sei frph, lieber Paul, und gehe frisch vorwärts; freue Dich an allem Frohen, und denke an Deinen Bruder, der sich in der Welt herumtreibt. Lebe wohl! Dein Felix. Felix Mendelssohn-Bartholdy. Erbauung der Leo-Stadt. Das ruhmvollste Unternehmen des Papstes Leo Iv. war die Be- festigung des vatikanischen Gebiets — ein Ereignis in der Geschichte der Stadt, wodurch die Civitas Leonina entstand, ein neuer Teil Roms und eine neue Festung, die in den folgenden Jahrhunderten von so großer Wichtigkeit war. Als der Kaiser Aurelian Rom ummauerte, war das Bedürfnis, Rom einzuschließen, nicht vorhanden. Dies Gebiet blieb völlig offen und außerhalb der Stadt. Auch nachdem dort der St. Peter entstanden war, um ihn her Klöster, Hospitäler, Wohnungen mancher Art, und an der linken Seite die Fremdenkolonieen sich niedergelassen hatten, dachte

8. Mancherlei für Jung und Alt - S. 479

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
479 Und drängen die Nebel noch so dicht Sich vor den Blick der Sonne, Sie wecket doch mit ihrem Licht Einmal die Welt zur Wonne. Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht! Mir soll darob nicht bangen. Aus leisen Sohlen über Nacht Kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, Weiß nicht, wie ihr geschehen. Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf Und möchte vor Lust vergehen. Sie flicht sich blühende Kränze,, ins Haar Und schmückt sich mit Rosen und Ähren, Und läßt die Brünnlein rieseln klar, Als wären es Freudenzähren. Drum still! Und wie es frieren mag, O Herz, gieb dich zufrieden, — Es ist ein großer Maientag Der ganzen Welt beschieden! Und wenn dir oft auch bangt und graut, Als sei die Hüll' auf Erden, Nur unverzagt auf Gott vertraut! Es muß doch Frühling werden. Emanuel Geibel. Karls Iv. Kaiferkrönung. Nie war ein künftiger Kaiser mit glänzenderem Gefolge in Nom erschienen als Karl Iv., welchen seine erst sechzehnjährige anmutige Ge- mahlin Anna von Schweidnitz begleitete. Bon allen Seiten waren Herren und Ritter zu dem Römerznge herbeigeeilt, der diesmal nur ein Festzug sein sollte. 15 000 Ritter und Reisige, zu zwei Dritteilen Italiener, die Übrigen Deutsche und Böhmen, verherrlichten die Heerfahrt, alle, wie der florentinische Chronist schreibt, gut beritten und mit schönen, aber nicht für den Kampf berechneten Rüstungen und Waffen. Man sah die Herzoge von Bayern, von Braunschweig, von Troppau, von Teschen, von Falken- berg, die Burggrafen von Nürnberg und Magdeburg, die Grafen von Schwarzenberg und Ättingen, namentlich aber zahlreiche Prälaten, von denen mehrere ihre eignen Banner führten, den Erzbischof von Prag, den Patriarchen von Aquileja, die Bischöfe von Augsburg, Olmütz, Speier, Leitomyßl, Zengg, zahlreiche vornehme Hof- und Reichsbeamte. Nach einer Menge Förmlichkeiten, deren durch Dokumente beglaubigte Einzelheiten recht an den Tag legen, welches geschraubte Verhältnis selbst gegenüber einem von dem Willen des Papsttums ganz abhängigen Kaiser zwischen

9. Mancherlei für Jung und Alt - S. 25

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
durch beit neuen Anwuchs geht, durch die Himbeergesträuche, durch die Gezweige, die Axt auf der Schulter oder die breite Säge über den Rücken gebunden, so wandelt er in seinem Reiche, er gedenkt der Tage, wo er hier gewirkt hat, und wenn er auch nun in andern frischen Wäldern beschäftigt ist, so gehört doch auch ein Teil seines Herzens der Stelle, auf der einst seine Hütte gestanden war. Adalbert Stifter. Der Marknsdom. Es steigt empor in feenhaftem Schimmer, Im Marmor- und im Porphyrsäulenkranz, Mit feiner Kuppeln silberbleichem Flimmer Sankt Markus in jahrtausendaltem Glanz. Roch steht er blendend vor der Enkel Blicken Mit seines Giebels Sternenfirmament, Im Gold und Purpur seine Mosaiken, Der Meersstadt Dom, im Schmuck des Orient! — Venedigs Kapitol und Kathedrale, Du Tempel, Mausoleum seines Ruhms! Der Löwe wacht noch über dem Portale, Der goldne Hüter deines Heiligtums. Er wacht noch über den vier Siegesrossen, Er hält das goldne Buch in seinen Klau'n, Noch ist zu seiten ihm, weit aufgeschlossen, Sein einstig Reich, das blaue Meer, zu schau'n. Ihr Nischen, ihr Portale, Säulengänge, Jetzt nur erfüllt von frommen Litanei'n, Welch andrer Prozessionen Festgepränge Zog hier in frühern Zeiten ans und ein! Des Papsts Tiare und die Kaiserkrone Gesellten sich der Dogenmütz' im Zug, Indes als Sklavin stumm des Ostens Zone Gekniet mit ihrer Schätze Myrrhenkrug. Hier war das Schicksal manchen Reichs entschieden, Besiegelt vor San Mareos Hochaltar, Mit einem Papst schloß hier ein Kaiser Frieden st Des Sohn der Republik Gefangner war. Es wurden die Verträge hier beschworen, Mit Königen geschlossen; hier erschien Der Doge, Fürst der Republik erkoren, Der Palriarche schmückt' und salbet' ihn. Von hier ans schwang der Löwe sein Gefieder, Getaucht erst in des heil'gen Beckens Flut; Hier legt' er seinen Siegeslorbeer nieder Und seine Beute war des Tempels Gut. Hier sind Venedigs Helden ausgezogen, Vorm Hochaltare ward geweiht ihr Schwert, Es wölbte das Portal den Siegesbogen, Durch welchen ihr Triumphzug heimgekehrt. 1 Friedrich Barbarossa und Papst Alexander Iii.

10. Mancherlei für Jung und Alt - S. 29

1884 - Freiburg im Breisgau : Herder
29 dem Benediktiner-kloster zu Subiaco eine Znflnchtsstätte fanden, dann sich in Noin einer großartigen Unterstützung des Papstes Sixtus Iv. erfreuten und ihre Werke unter der Leitung des Bischofs Giovan Andrea von Ateria Herausgaben. Der berühmte Dominikaner Kardinal Turrecremata berief ini Jahre 1466 den Typographen Ulrich Hahn von Ingolstadt, der Kardinal Caraffa im Jahre 1469 den Georg Lauer von Würzburg nach Nom, und deren Förderer waren die berühmten päpstlichen Bio- graphen Campano und Platina. Im Jahre 1475 zählte Nom schon zwanzig Offizinen, und bis zum Schluß des Jahrhunderts erschienet: dort 925 Druckwerke, die man vorztlgsweise den Bemühtingen der Geistlichkeit verdankte. Der Klerus beteiligte sich aber nicht bloß durch eigene Mitwirkung an der neuen Kunst, sondern verschaffte ihr auch die notwendige Unter- stützung durch reichliche!: Ankauf ihrer Erzeugnisse. Fast die gesamte Bücherproduktion des fünfzehnten Jahrhunderts hatte in Deutschland die Befriedigung der literarischen Bedürfnisse der Geistlichkeit zum Zwecke, und nur durch deren rege Beteiligung wurde eine allseitige und gleichzeitige Einwirkung des Buchhandels auf das gesamte Publikum ermöglicht. Johannes Janss en. Der Frühlingsgarten. Du mußt dein Herz zum Frühlingsgarteu weih'u! Pflanz liebe Blumen edler Art hinein: Geduld und Hoffnung, Lieb' und Heiterkeit, Und auch das Blümeleiu Zufriedenheit! Dann magst du deinei: Garten Gott vertrau'::, Auf seine Lieb' und seine Güte bau'n; Doch mußt du auch das Deine freudig thun: Gott gab das Leben nicht, um auszuruh'u. Und wenn dir dam: die Blumen lieblich blüh'::, Wirst du vergesset: alle Sorg' und Müh'::, U>:d wie sie lächeln dir, so lächelst du Der gauzei: Gotteswelt auch freundlich zu. O pfleg den Garten! halt ihn immer rein! Laß nie des Unmuts Unkraut drin gedeih'::! Dann wird, wenn sich auch stellt der Winter ein, Dein Herz auch noch ein Frühlingsgarte:: sein. Aug. Heinr. Hoffmann von Fallersleben. Die Glasmalerei in Lagern unter König Ludwig I. Ungemeine Liebe und Sorgfalt wandte der bayerische Monarch der Wiederaufnahme der Glasmalerei zu. Dieser Kunstzweig hat schon ur-
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