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1. Staats- und Bürgerkunde - S. 311

1910 - Wittenberg : Herrosé
311 sichern, in denen es auch im 20. Jahrhundert seinen Bedarf an Erzeugnissen der gemäßigten und der Tropenzone unter den denkbar günstigsten Bedingungen beschaffen kann. Bietet es keinen Raum mehr für die Vermehrung der deutschredenden Bevölkerung, und hat es für diese keine Abzugskanäle in Gefilde, auf denen deutsche Saat weiter gedeihen kann, so werden die Nachbarn die Ströme ablenken und alsbald ihm die Herrschaft auch im eigenen deutschen Lande bestreiten. Kann es sich nicht freien Zutritt überall in der Welt nötigenfalls mit den Waffen offenhalten, so wird sich ihm diese auch wirtschaftlich verschließen. Die Verträge der Zukunft werden nur zwischen Gleichmächtigen geschlossen und gehalten, den Schwachen aber aufgezwungen werden. Wenn Deutschland sich den Zutritt zur See nicht wahren kann, so muß sich an ihm das Wort eines berühmten Mannes erfüllen: „Die See ist die Hochstraße des Erdballs, die See ist der Paradeplatz der Nationen, die See ist der Tunrmelplatz der Kraft und des Unternehmungsgeistes für alle Völker der Erde und die Wiege ihrer Freiheit. Wer an der See keinen Teil hat, der ist ausgeschlossen von den guten Dingen und Ehren der Welt, der ist unsres lieben Herrgotts Stiefkind. Eine Nation ohne Schiffahrt ist ein Vogel ohne Flügel, ein Fisch ohne Flossen, ein zahnloser Löwe, ein Ritter mit hölzernem Schwert, ein Knecht der Menschheit." Nach Dr. Ernst von Halle (Volks- und Seewirtschaft). 118. Unser tägliches Leben und der Überseeverkehr. Wir erheben uns morgens, um an unser Tagewerk zu gehen; wir entschlüpfen, wie man scherzhaft zu sagen pflegt, den Federn. Soeben noch träumten wir von fernen Ländern mit fremdartigen Dingen und fremdartigen Menschen, — sollten vielleicht gar die Federn daran schuld sein? Nicht unmöglich, erzählte uns doch neulich der Großhändler drüben, daß ein großer Teil des deutschen Bettfedernbedarfs aus dem Reiche der Mitte, aus China, dem Lande der bezopften Leute, stammt. Und wirklich verhält es sich so. Schon seit lange vermag Deutschland seinen Bedarf an Bett- federn nicht mehr zu decken, und so bezahlte es ini Zähre 1900 für die Mehreinfuhr an solchen bereits 16v2 Millionen Mark. Unser Nachbarland Österreich-Ungarn mußte an erster Stelle aus- helfen, nächst diesem aber das im fernen Ostasien gelegene China mit 55000 Zentnern. Da schwammen dann die luftigen Gesellen üiele Wochen lang auf wogender See einher, bis sie nun, zu Tausenden von Kissen und Betten verarbeitet, umhüllt von schimmernder Leinwand, deutschen Schläfern als Ruhepolster dienen. Auch die Leinwand könnte mancherlei erzählen von fremder Erde und Seefahrtabenteuern; denn auch ihre Wiege

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 478

1910 - Wittenberg : Herrosé
478 Landwirt Schreck das Wort. „daß wir doch zusammenleben. Der eine muß dem anderen etwas nachgeben. Wenn unsere Landwirt- schaft vor dem billigen ausländischen Korn nicht bestehen kann, so müssen wir jenem Korn den Eintritt in unser Land verwehren: wenigstens für eine schickliche Übergangszeit, in der ein anderer Ausweg gefunden werden mag. Denn ich verkenne nicht, das; billiges Korn auch eine große Wohltat ist." ..Ich fürchte immer." nahm Filz. der sich von seinem ersten Mißerfolge wieder etwas erholt hatte, das Wort, „daß ein Schutz, der einmal bewilligt ist, nicht wieder aufgehoben werden wird. So hat sich unter solchem Schirm bei uns die Zuckerindustrie entwickelt und jetzt wissen wir, daß sie in Frankreich viel besser betrieben werden kann. weil in dem wärmeren Lande die Rüben mehr Zuckergehalt haben." „Und doch ernährt auch unser Rübenbau Tausende von fleißigen Händen," erwiderte Holz, „er hat unseren Boden ver- bessert und unsere Kornerträge vermehrt. Er beschäftigt 400 Fabriken und ist viele Millionen wert. Aber Ihnen. Filz, ist das gleich. Sie sind zufrieden, wenn nur irgendwo so viel Zucker wächst, wie Sie zu Ihrem Morgenkaffee gebrauchen. Ich sage Ihnen nur. Sie bringen die ganze Welt nimmer unter einen Hut und Ihre Weltwirtschaftsgedanken find verkehrt. Vorläufig gibt es noch Völker! Das deutsche Volk ist groß genug, um eine volkswirtschaftliche Einheit zu sein. Je mehr wir bei uns selbst das erzeugen, was wir brauchen, desto stärker werden wir sein." Aus H. Mahrauu. 184. Handelsverträge. Die Handelsverträge sind Staatsverträge, in denen die gegen- seitigen wirtschaftlichen Beziehungen geregelt werden. Der wichtigste Teil der meisten Handelsverträge beschäftigt sich mit dem gegenseitigen Warenverkehr der betreffenden Staaten. Sie setzen die Bedingungen fest, unter denen die Waren die Grenze passieren dürfen, und diese Bedingungen sind in den meisten Fällen die Zölle. Auf der zollpolitischen Vereinbarung liegt der Schwer- punkt der neueren Handelsverträge. Die Befugnis zum Abschluß von Handelsverträgen wird durch die Verfassung geregelt. Das Oberhaupt des Staates bestimmt, wann und mit wem Unterhandlungen einzuleiten sind und wer sie zu führen hat. Gültigkeit erhält der Vertrag durch die Zustim- mung des Reichstages. Der Kaiser vollzieht ihn. und nun wird er- den Unterhändlern des anderen Staates mitgeteilt. Schließt sich dieser den Bestimmungen an. so wird der Vertrag Gesetz. In der Regel gilt der Handelsvertrag eine bestimmte Zeit von fünf. zehn oder zwölf Jahren. Ist keine Zeit vereinbart, so gilt halbjährliche oder jährliche Kündigung.

3. Bd. 1 - S. 504

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
504 Dritter Zeitraum. fiir eine Reihe von Jahrhunderten einen neuen Gang be- stimmt. Alexandrien, an der Mündung des Nils, gleichsam an den Pforten der östlichen und westlichen Welt, zwischen den besuchtesten Meeren erbaut, ward der Mittel- punct des reichsten und ergiebigsten Handels, welcher, bis auf die Entdeckung des Vorgebirgs der guten Hoffnung und Westindiens, sogar wahrend aller Revolutionen in diesem Erdstriche, daselbst zusammenfloß. Bei diesem Zusammen- flüsse der Waaren und Reichthümer dreier Erdtheile, wo der griechische Handelsgeist neue Beschäftigung und jede Art von Thätigkeit Aufmunterung fand, sollten hier die Wis- senschaften ihren Wohnsitz aufschlagen. Hier ward selbst der verwaiseten griechischen Dichtkunst ein Zufluchtsort eröffnet, wo sie, unter einer friedlichen Umgebung, ihre letz- ten Töne verhauchen konnte. — Es waren aber auch in der That ihre letzten Töne. Der schaffende Geist des griechi- schen Volkes war dahin, und alles, was die Aufmunterung der Ptolemäer hervorbringen konnte, war nur ein schwacher Nachhall jener Gesänge, die an dem Fuße des Helikon und an den Küsten des ägeischen Meeres die Jugendzeit der griechischen Freiheit verherrlicht und verewigt hatten. Selbst die Geschäftigkeit, welche die Straßen Alexandriens füllte, war von einer ganz andern Art, als jene rastlose Thätig- keit, welche das Volk von Athen zu den Bühnen der Red- ner, an die Schranken der Fechter, und zu dem Theater der Schauspieler führte. Wie dort mehr der Hang zum Gewinn, hier mehr die Lust an mannigfaltigen Anregungen des Verstandes und des Gefühls das Volk beseelte; so wurde auch das Talent in der einen Stadt mehr durch den kaufmännischen Geist, in der andern mehr durch den Durst nach Ruhm in Bewegung gesetzt. Um so viel edler aber diese Triebfeder, als jene ist; um so viel übertrafen dir. Dichter, Redner und Schriftsteller Athens die Alexandriner an Erhabenheit, Größe und Eigenthümlichkeit. Der Ge- schmack,, dem zu Athen die mannigfaltigen Ansichten des reizbaren Volkes und die zahlreichen gebildeten Köpfe unter demselben eine Ausdehnung verschafft hatten, ohne welche es kein gereiftes ästhetisches Urtheil giebt, ward hier durch

4. Bd. 1 - S. 96

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Erster Zeitraum. 05 kann man sie in die beiden Abschnitte vor der chaldäi- schen Eroberung (630 I. v. <L), und in die nach der chsldäischen Eroberung bis zur Unterwer- fung des Landes unter die Perser (Z60 Jahre v. C.) theilen. Der südliche Erdstrich der fruchtbaren und glücklichen Ebene zwischen dem Euphrat und Tigris hieß späterhin ausschließungsweise Babylonien, und war von dem nördlichen durch die sogenannte medische Mauer getrennt, einen Erdwall, der gueer vom Euphrate zum Tigris lief, und die Ebene eben so vor den Einfällen der räuberischen Nomaden decken sollte, wie die Chinesen aus ähnlichen Rücksichten ihre berühmte Mauer aufführten. In diesem südlichen Erdstriche waren frühzeitig die Menschen, welche den Boden anbauten, zum Leben in Städten zusammengerückt; auch verschwand hier, wo wir die ältesten Städte Vorderasiens antreffen, der Völker- verkehr und Handel der Welt nie völlig. Selbst nach wie- derhohlten Eroberungen blieb Babylon der Mittclpunct des westlich asiatischen Handels, und Alerander fand diesen Ort so wichtig und ansprechend, daß er ihn zum Mittel- puncte seiner neugegründeten Monarchie erheben wollte. Nach seinem frühen Tode erhob sich unter den Seleuciden kn diesen Gegenden die Stadt Seleucia; noch ehe diese fiel, stieg unter der p arthischen Herrschaft Ktesiph on empor; die Araber, die jene Stadt verheerten, verlegten in späterer Zeit den Sitz des Chalifats in das neugebaute Bagdad, und der letzte Schimmer der ehemaligen Größe ruht noch jetzt auf dem verfallenen Balsora. Ein Erdstrich, der in so verschiedenen Zeitaltern und unter so verschiedenartigen Völkern seinen früh erworbenen Glanz nicht ganz verlieren konnte, mußte schon im hohen Alterthume die Aufmerksamkeit des Geschichtsforschers erre- gen.— Die Thätigkeit seiner frühesten Bewohner ward nicht nur durch die hohe Fruchtbarkeit des Bodens angeregt, son- dern hauptsächlich auch durch das Verhältniß des Euphrats zu diesem Lande bestimmt. Der Euphrat, wie der Tigris, entspringt auf den armenischen Gebirgen, und beide strömen

5. Bd. 1 - S. 212

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Erster Zeitraum. darstellen wollen; man vergißt aber, daß die Aegypter nicht allein im Alterthume von dieser Baulust ergriffen wur- den. Wer vermag das Alter und den Anfang der chine- si sch e n Mauer, die Aufführung der ältesten i n d i seh c u Tempel und Kunstwerke, die noch jetzt das Erstaunen der Europäer erregen, anzugeben? und waren die Denkmäler der Baukunst, welche die Babylonier in ihrer Ebene aufführten, weniger riesenhaft und weniger von der Folge- zeit bewundert, nur freilich minder dauerhaft, als die ägyp- tischen? Baute nicht jedes alte Ve«k aus dem ihm bequem- sten Stoffe, der Aegypter aus Steinen, die er in seinen Granitgebirgen am rothen Meere bearbeiten und von da ins Nilthal führen konnte, und der Babylonier aus Zie- geln? Sind nicht die Ueberbleibsel von Persepolis, von Meroe, Arum und Az ab Beweise eines allgemeinen Hanges alter Völker, durch Denkmäler der Baukunst ihren Fleiß zu beschäftigen, und ihr Andenken auf die Nachwelt zu bringen? — Je leichter der Anbau des Bodens in Aegypten war; je starker die Zahl dieses, durch keine Kriege und durch keine Kolonieen nach außen sich entladenden, Volkes ward; desto mehr bedurfte eö einer Beschäftigung, die es von seinen Königen durch die Anlegung der Pyra- miden erhielt, nachdem es bereits die in dem Nilthale un- cntbchrlichen Kanäle und Damme erbauet hatte. Nur in den ältesten Zeiten wurden diese Obelisken und Pyramiden ausgeführt; denn die spatere Zeit lehrte nützliche Gewerbe treiben. Seit Psammetichus war die Verbindung mit dem Auslande eingeleitet und angeknüpft; Handel und Völker- verkehr stiegen höher, und so wird es erklärbar, wie ein Volk bei einer vermehrten innern und äußern Thätigkeit keine Pyramiden mehr errichtet. Diese Pyramiden selbst scheinen Begräbn'ßdcnkmäler verehrter Todten zu seyn, so wie die Trümmer von Persepolis an den Glanz der Tod te n w o h n u n gen der persischen Könige erinnern. Das Heilighalten der Todten und der Begräbnißplätze, das allv.'i Böllern des Alterthums eigen ist, war besonders für die Aegypter wichtig, welche die Leichname einbalsamir- ten und auf das Ansehen ihrer Vorfahren so viel Werth

6. Bd. 1 - S. 515

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
Zustand der Wissenschaften und Künste. 615 sehen Kriege bis zur politischen Ohnmacht gebracht war, begann der ernsthafte Kampf mit M ac e d o n i e n. Wie end- lich Karthago und Korinth in Einem Jahre 046 v. Chr.) fielen, eröffnete sich in Asien und Aegypten ein neuer ungemeßner Schauplatz für die Siege der Römer. 202. Fortsetzung. Der mit Karthago untergegangene Handel auf dem Mittelmeere konnte unter römischen Handen nicht wieder emporblühen; Seeräuber traten an die Stelle der ehemaligen friedlichen Handelsschiffe, und selbst in der Folge waren es die dem römischen Staate einverleibten Städte, wie Aleran- drien, welche den Welthandel leiteten, nicht das mächtige Rom selbst. — Sogar der Ackerbau ward von den reich ge- wordenen Römern der spätern Zeit wenig betrieben; Aegyp- ten, überhaupt Afrika, und Sicilien mußten die verweich- lichten Herren der Welt ernähren, und da, wo es weder an Festen, noch an Triumphaufzügen fehlte, mangelte cs oft der großen Menge an Brod. W i e und weshalb Roms Verfassung sich ü b e r- lebte und endlich unterging, zeigt am deutlichsten der Gang der Entwickelung und Kraftaußerung dieses Staates. Bei seiner Stiftung schon erhebt sich, neben den Königen, ein mächtiger Senat; aus diesem Senate treten die Consuln hervor, als dem stolzen Tarquin die Thore verschlossen wer- den; die Aristokratie strebt kühn auf unter dem innig ver- bundenen Patriciate, wird aber, durch die Unerschütterlich- keit der Tribunen, in der Folge auf die Linie des politischen Gleichgewichts mit dem Volke gestellt. Doch bald wecken und nahreu die auswärtigen Siege und Eroberungen von neuem die alte Eifersucht zwischen beiden Partheien, und Männer von ausgezeichnetem Verdienste um das Ganze, aber zugleich von Selbstsucht geleitet, der blos sich selbst in diesem großen Ganzen erblickt, stehen an der Spitze bei- der Partheien. Die B ü r g e rk r i e g e, vernichtender als alle 3q> *

7. Handbuch der alten Geschichte Geographie und Chronologie - S. 69

1825 - Altona : Hammerich
Urzustand des Menschengeschlechts. 69 nommen werden, von dem der Ackerbauer eben 60 getrennt, wie dem der Priester, und gemeinig- lich treten diese beiden als höhere Kasten in ein herrschendes Verhältnifs gegen die tributären Ackerbauer. So war Demeter nach attischer Mythe Thesmoplioros; der Ackerbau Gründer des Staates. Die Bebauung des Landes selbst, wie die Errichtung der Städte und Mauern erforderte Metallarbeit; die rechte Zeit der Saat und ande- rer,Feldarbeiten mufste durch einen Kalender be- stimmt werden, und dieser setzte astronomische Kenntnisse voraus; die Begränzung des Eigen- thums, besonders in Gegenden, wo durch Ueber- schwemmungen die Gränzsteine verrückt und an- dre Marken unkenntlich gemacht wurden, machte Geometrie nöthig. So waren ackerbauende Völker von jeher im Besitze von Gewerben und Künsten. Aber auch der Handel scheint nicht blos durch das Bedürfnifs entstanden zu sein. Es ist unleugbar, dafs der Handel der alten Welt sich an die Religion anschlofs. Die heiligen Orte Asi- ens und besonders Indiens, an welche religiöse Traditionen geknüpft waren, von denen ein Licht der Religion ausgegangen war, und die nur durch Wallfahrten und Pilgerwanderungen gefeiert wur- den, diese wurden nun auch zugleich die ersten und blühendsten Handelsstädte. Hier versammel- ten sich hunderttausende von Pilgern aus allen Gegenden, um dem verlornen Lichte — oft zu- gleich dem Ursitzq. des Geschlechts — näher zu kommen, mit den Produkten ihrer Heimat, zu- erst vielleicht zum Lebensunterhalte, versehn; prachtvolle Gebäude waren zu ihrer Aufnahme bestimmt: bald trat irdischer Vortheil zum himm- lischen Gewinne hinzu, und mit dem erworbenen Anspruch auf Sündenvergebung vereinigte sich Aussicht auf zeitlichen Erwerb. Schon in den allerfrühesten Zeiten entstand eine Uebereinkunft über das vorzüglich Schätzenswerthe. Die Pro- dukte Indiens, Gold, Edelsteine, Perlen, Elfen- bein, herrliches Räuchervverk, überaus feine Ge-

8. Theil 1 - S. 9

1813 - Leipzig : Hinrichs
Einleitung. 9 Boden, und Abstammung von gebildeten oder ungebildete Volksstämmen, abhängen, und sich in der Betreibung deö Ackerbaues, der einzelnen Zweige der Industrie, und des Land-oder See-Handels zeigen; die letztem aber aus Verträgen und Verbindungen, überhaupt aus dern friedlichen Verkehre mit andern Staaten, oder aus den Zwischen ihnen geführten Kriegen hervorgehen. Aus beiden Bedingungen des politischen Lebens, aus dem innern und äußern Leben der Staaten, geht der Geist eines Volkes, und aus den Ankündigungen des innern und äußern Lebens der wichtigsten Völker und Staaten während eines ganzen Zeitraums der Geist eines Zeitalters hervor. Betrachten wir die Annalen der Menschheit nach die- sem Maasstabe; so finden wir, daß der Geist eines Volkes nur dann in einem freien, lebensvollen Spiele sich zeigte, wenn seine bürgerliche Verfassung seinen physischen und geistigen Bedürfnissen, und dem erreichten Grade seiner Kultur völlig angemessen war, und wenn diese Verfassung mit der Steigerung jener Bedürfnisse und mit dem Fortschreiten in der Kultur gleichen Schritt hielt und immer mehr vervoll- kommnet wurde; wenn die Gesetzgebung den einfachen Ausdruck jener Bedürfnisse in den Aussprüchen der Vernunft enthielt; wenn der Wille der Regierung der Verfassung untergeordnet, und auf deren Aufrechthaltung berechnet war; wenn die Religion in keinem blaßen Ceremoniendienste be- stand, sondern sich zur Angelegenheit des Kopfes und Her. zens erhob; wenn Wissenschaften und Künste eine Blü- the trieben, die dem einheimischen Boden angehörte, und wenn durch sie der Name der Völker unsterblich wurde in den Annalen der Kultur. Doch freilich wirkt auf diese Dedin- Zungen des innern Lebens das äußere Leben der Staaten mächtig ein. Staaten, die in der Mitte eines Erdtheils liegen, find schon von der Natur weniger zum Welthan- del bestimmt, als die, welche eine ausgedehnte Meeresküste beherrschen; da, wo die Natur große Sandsteppcn anlegte, wo keine wasserreichen Ströme die von der Sonne ausge- brannte« Ebenen durchschneiden, wo mächtige Gebirgsketten

9. Theil 1 - S. 10

1813 - Leipzig : Hinrichs
Io Einleitung. den Boden bedecken, kann der Ackerbau nicht gedeihen, und ohne Ackerbau wird kein Volk an den Boden gefesselt, den es bewohnt; ohne näheres Zusammenleben im Staate werden die erzeugten Products nicht durch die Thätigkeit der Industrie veredelt; ohne höhere Industrie bleibt der Land- und Seehandel in der Kindheit. Eben so hangt das Schick- sal der Staaten sehr oft von ihren Nachbarstaaten ab. Kleine, an Macht und innerer Kraft größtentheils gleiche, Staaten können Jahrhunderte hindurch friedlich neben einan- der wohnen, und wenn sie sich bekriegen, so gelingt es sel- ten dem einen, die Existenz des andern zu bedrohen. Wenn aber die kleinern Staaten in der Nachbarschaft erobern- der Reiche gelegen sind; so können wohl zufällige Umstände ihre Unterjochung eine Zeitlang aufhalten; zuletzt werden sie aber doch von dem erobernden Nachbar entweder bei einem Schatten von Selbstständigkeit zinsbar gemacht, oder dem/ mächtigen Kolosse selbst einverleibt. Interessant und folgenreich ist die Erscheinung in der Geschichte, daß die größten und wichtigsten Ereig- nisse in dem innern und äußern Leben der Staa- ten nie von der großen Masse der Völker, son- dern von Einzelnen herbeigeführt und vollendet worden sind. Fast kein Volk der Erde ist ganz ohne solche hervorragende Menschen geblieben, welche der Existenz desselben eine bestimmte Richtung gegeben haben; selbst Nomadenvölker und Jägerhorden haben Anführer ge- habt, vor denen halbe Erdtheile zitterten, und ein eknziger Eroberer hat oftmals auf Jahrhunderte hin seinem Stamme die Eroberungslust mitgetheilt. Wichtiger aber, als kühne Eroberer, sind die Gesetzgeber, die guten und weisen Regen- ten, die Stifter und Verbesserer der Religionen, die wohl- thätigen ihr Vaterland vom Verderben rettenden Helden, und die glücklichen Erfinder in Wissenschaften und Künsten im Gebie- te der Geschichte. Mag es seyn, daß ihnen ihr Zeitalter zu- erst den Impuls zu ihrer höher» Thätigkeit gab; sie waren es, die auch ihrem Staate, und vermittelst desselben ihrem Zeitalter wieder einen mächtigen Impuls gaben, dessen

10. Theil 1 - S. 86

1813 - Leipzig : Hinrichs
S6 Erste Periode. zu fallen, in welchem die Hebräer in Aegypten waren. Die beträchtliche Anzahl einzelner Staaten in dieser Gegend beweiset nichts gegen die Einheit des Volks selbst; denn diese beruhte theils auf dem gemeinsamen Geiste in Hinsicht auf Beschäftigung, Religionskultus und Lebensweise, der diese Völkerschaften charakterisirte; theil- auf einer gemeinschaftlichen Sprache, die nur späterhin, als Griechen sich in diesen Gegenden festsetzten, in zwei Hauptdialekte überging. *8- Babylonien und Assyrien. Die Geschichte des eigentlichen Babyloniens wird in diesem Zeitraume am bequemsten in die Periode vor der chaldäischen Eroberung (6go J.v. C.), und in die nach der chaldäischen Eroberung bis zur Be- siegung von den Persern (560 — 550 I. v. C.) ge- theilt. Der südliche Theil der fruchtbaren und glücklichen Ebene zwischen dem Euphrate und Tigris hieß späterhin ausschließungsweise Babylonien, und war von dem nörd- lichen durch die sogenannte medische Mauer getrennt, ein Erdwall, der queer vom Euphrate zum Tigris lief, und die Ebene eben so vor den Einfällen der räuberischen No- maden decken sollte, wie die Chinesen ans ähnlichen Rück- sichten ihre berühmte Mauer aufführten. " K* t ■ ' - * x , .. ■ / In diesem südlichen Erdstriche waren frühzeitig die Menschen, welche den Boden anbauten, zum Leben instäd- ten zusammengerückt; auch verschwand hier, wo wir die alte st eu Städte Vorderaficns antreffen, der Völkerver- kehr und Handel der Welt nie völlig. Selbst nach wieder- höhlten Eroberungen blieb Babylon der Mittelpunkt de- westlich asiatischen Handels, und Alexander fand diesen Ort so wichtig und reizend, daß er ihn zum Centralpuncte seiner nengegründeten Monarchie erheben wollte. Nach seinem frühen Tode erhob sich unter den Seleuciden Seleucia in
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