311
sichern, in denen es auch im 20. Jahrhundert seinen Bedarf an
Erzeugnissen der gemäßigten und der Tropenzone unter den
denkbar günstigsten Bedingungen beschaffen kann. Bietet es keinen
Raum mehr für die Vermehrung der deutschredenden Bevölkerung,
und hat es für diese keine Abzugskanäle in Gefilde, auf denen
deutsche Saat weiter gedeihen kann, so werden die Nachbarn die
Ströme ablenken und alsbald ihm die Herrschaft auch im eigenen
deutschen Lande bestreiten. Kann es sich nicht freien Zutritt
überall in der Welt nötigenfalls mit den Waffen offenhalten, so
wird sich ihm diese auch wirtschaftlich verschließen. Die Verträge
der Zukunft werden nur zwischen Gleichmächtigen geschlossen und
gehalten, den Schwachen aber aufgezwungen werden. Wenn
Deutschland sich den Zutritt zur See nicht wahren kann, so muß
sich an ihm das Wort eines berühmten Mannes erfüllen:
„Die See ist die Hochstraße des Erdballs, die See ist der
Paradeplatz der Nationen, die See ist der Tunrmelplatz der Kraft
und des Unternehmungsgeistes für alle Völker der Erde und die
Wiege ihrer Freiheit. Wer an der See keinen Teil hat, der ist
ausgeschlossen von den guten Dingen und Ehren der Welt, der
ist unsres lieben Herrgotts Stiefkind.
Eine Nation ohne Schiffahrt ist ein Vogel ohne Flügel,
ein Fisch ohne Flossen, ein zahnloser Löwe, ein Ritter
mit hölzernem Schwert, ein Knecht der Menschheit."
Nach Dr. Ernst von Halle (Volks- und Seewirtschaft).
118. Unser tägliches Leben und der
Überseeverkehr.
Wir erheben uns morgens, um an unser Tagewerk zu gehen;
wir entschlüpfen, wie man scherzhaft zu sagen pflegt, den Federn.
Soeben noch träumten wir von fernen Ländern mit fremdartigen
Dingen und fremdartigen Menschen, — sollten vielleicht gar die
Federn daran schuld sein? Nicht unmöglich, erzählte uns doch
neulich der Großhändler drüben, daß ein großer Teil des deutschen
Bettfedernbedarfs aus dem Reiche der Mitte, aus China, dem
Lande der bezopften Leute, stammt. Und wirklich verhält es sich
so. Schon seit lange vermag Deutschland seinen Bedarf an Bett-
federn nicht mehr zu decken, und so bezahlte es ini Zähre 1900
für die Mehreinfuhr an solchen bereits 16v2 Millionen Mark.
Unser Nachbarland Österreich-Ungarn mußte an erster Stelle aus-
helfen, nächst diesem aber das im fernen Ostasien gelegene China
mit 55000 Zentnern. Da schwammen dann die luftigen Gesellen
üiele Wochen lang auf wogender See einher, bis sie nun, zu
Tausenden von Kissen und Betten verarbeitet, umhüllt von
schimmernder Leinwand, deutschen Schläfern als Ruhepolster
dienen. Auch die Leinwand könnte mancherlei erzählen von
fremder Erde und Seefahrtabenteuern; denn auch ihre Wiege
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland China Deutschland Ostasien China
478
Landwirt Schreck das Wort. „daß wir doch zusammenleben. Der
eine muß dem anderen etwas nachgeben. Wenn unsere Landwirt-
schaft vor dem billigen ausländischen Korn nicht bestehen kann, so
müssen wir jenem Korn den Eintritt in unser Land verwehren:
wenigstens für eine schickliche Übergangszeit, in der ein
anderer Ausweg gefunden werden mag. Denn ich verkenne nicht,
das; billiges Korn auch eine große Wohltat ist."
..Ich fürchte immer." nahm Filz. der sich von seinem ersten
Mißerfolge wieder etwas erholt hatte, das Wort, „daß ein Schutz,
der einmal bewilligt ist, nicht wieder aufgehoben werden wird. So
hat sich unter solchem Schirm bei uns die Zuckerindustrie entwickelt
und jetzt wissen wir, daß sie in Frankreich viel besser betrieben
werden kann. weil in dem wärmeren Lande die Rüben mehr
Zuckergehalt haben."
„Und doch ernährt auch unser Rübenbau Tausende von
fleißigen Händen," erwiderte Holz, „er hat unseren Boden ver-
bessert und unsere Kornerträge vermehrt. Er beschäftigt 400
Fabriken und ist viele Millionen wert. Aber Ihnen. Filz, ist das
gleich. Sie sind zufrieden, wenn nur irgendwo so viel Zucker
wächst, wie Sie zu Ihrem Morgenkaffee gebrauchen. Ich sage
Ihnen nur. Sie bringen die ganze Welt nimmer unter einen Hut
und Ihre Weltwirtschaftsgedanken find verkehrt. Vorläufig
gibt es noch Völker!
Das deutsche Volk ist groß genug, um eine volkswirtschaftliche
Einheit zu sein. Je mehr wir bei uns selbst das erzeugen, was
wir brauchen, desto stärker werden wir sein."
Aus H. Mahrauu.
184. Handelsverträge.
Die Handelsverträge sind Staatsverträge, in denen die gegen-
seitigen wirtschaftlichen Beziehungen geregelt werden.
Der wichtigste Teil der meisten Handelsverträge beschäftigt
sich mit dem gegenseitigen Warenverkehr der betreffenden Staaten.
Sie setzen die Bedingungen fest, unter denen die Waren die Grenze
passieren dürfen, und diese Bedingungen sind in den meisten Fällen
die Zölle. Auf der zollpolitischen Vereinbarung liegt der Schwer-
punkt der neueren Handelsverträge.
Die Befugnis zum Abschluß von Handelsverträgen wird durch
die Verfassung geregelt. Das Oberhaupt des Staates bestimmt,
wann und mit wem Unterhandlungen einzuleiten sind und wer
sie zu führen hat. Gültigkeit erhält der Vertrag durch die Zustim-
mung des Reichstages. Der Kaiser vollzieht ihn. und nun wird er-
den Unterhändlern des anderen Staates mitgeteilt. Schließt sich
dieser den Bestimmungen an. so wird der Vertrag Gesetz.
In der Regel gilt der Handelsvertrag eine bestimmte Zeit
von fünf. zehn oder zwölf Jahren. Ist keine Zeit vereinbart, so
gilt halbjährliche oder jährliche Kündigung.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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504
Dritter Zeitraum.
fiir eine Reihe von Jahrhunderten einen neuen Gang be-
stimmt. Alexandrien, an der Mündung des Nils,
gleichsam an den Pforten der östlichen und westlichen Welt,
zwischen den besuchtesten Meeren erbaut, ward der Mittel-
punct des reichsten und ergiebigsten Handels, welcher, bis
auf die Entdeckung des Vorgebirgs der guten Hoffnung und
Westindiens, sogar wahrend aller Revolutionen in diesem
Erdstriche, daselbst zusammenfloß. Bei diesem Zusammen-
flüsse der Waaren und Reichthümer dreier Erdtheile, wo der
griechische Handelsgeist neue Beschäftigung und jede Art
von Thätigkeit Aufmunterung fand, sollten hier die Wis-
senschaften ihren Wohnsitz aufschlagen. Hier ward selbst
der verwaiseten griechischen Dichtkunst ein Zufluchtsort
eröffnet, wo sie, unter einer friedlichen Umgebung, ihre letz-
ten Töne verhauchen konnte. — Es waren aber auch in der
That ihre letzten Töne. Der schaffende Geist des griechi-
schen Volkes war dahin, und alles, was die Aufmunterung
der Ptolemäer hervorbringen konnte, war nur ein schwacher
Nachhall jener Gesänge, die an dem Fuße des Helikon und
an den Küsten des ägeischen Meeres die Jugendzeit der
griechischen Freiheit verherrlicht und verewigt hatten. Selbst
die Geschäftigkeit, welche die Straßen Alexandriens füllte,
war von einer ganz andern Art, als jene rastlose Thätig-
keit, welche das Volk von Athen zu den Bühnen der Red-
ner, an die Schranken der Fechter, und zu dem Theater
der Schauspieler führte. Wie dort mehr der Hang zum
Gewinn, hier mehr die Lust an mannigfaltigen Anregungen
des Verstandes und des Gefühls das Volk beseelte; so
wurde auch das Talent in der einen Stadt mehr durch den
kaufmännischen Geist, in der andern mehr durch den Durst
nach Ruhm in Bewegung gesetzt. Um so viel edler aber
diese Triebfeder, als jene ist; um so viel übertrafen dir.
Dichter, Redner und Schriftsteller Athens die Alexandriner
an Erhabenheit, Größe und Eigenthümlichkeit. Der Ge-
schmack,, dem zu Athen die mannigfaltigen Ansichten des
reizbaren Volkes und die zahlreichen gebildeten Köpfe unter
demselben eine Ausdehnung verschafft hatten, ohne welche
es kein gereiftes ästhetisches Urtheil giebt, ward hier durch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Erster Zeitraum.
05
kann man sie in die beiden Abschnitte vor der chaldäi-
schen Eroberung (630 I. v. <L), und in die nach
der chsldäischen Eroberung bis zur Unterwer-
fung des Landes unter die Perser (Z60 Jahre
v. C.) theilen. Der südliche Erdstrich der fruchtbaren und
glücklichen Ebene zwischen dem Euphrat und Tigris hieß
späterhin ausschließungsweise Babylonien, und war von
dem nördlichen durch die sogenannte medische Mauer
getrennt, einen Erdwall, der gueer vom Euphrate zum
Tigris lief, und die Ebene eben so vor den Einfällen der
räuberischen Nomaden decken sollte, wie die Chinesen aus
ähnlichen Rücksichten ihre berühmte Mauer aufführten.
In diesem südlichen Erdstriche waren frühzeitig die
Menschen, welche den Boden anbauten, zum Leben in
Städten zusammengerückt; auch verschwand hier, wo wir
die ältesten Städte Vorderasiens antreffen, der Völker-
verkehr und Handel der Welt nie völlig. Selbst nach wie-
derhohlten Eroberungen blieb Babylon der Mittclpunct
des westlich asiatischen Handels, und Alerander fand diesen
Ort so wichtig und ansprechend, daß er ihn zum Mittel-
puncte seiner neugegründeten Monarchie erheben wollte.
Nach seinem frühen Tode erhob sich unter den Seleuciden
kn diesen Gegenden die Stadt Seleucia; noch ehe diese
fiel, stieg unter der p arthischen Herrschaft Ktesiph on
empor; die Araber, die jene Stadt verheerten, verlegten in
späterer Zeit den Sitz des Chalifats in das neugebaute
Bagdad, und der letzte Schimmer der ehemaligen Größe
ruht noch jetzt auf dem verfallenen Balsora.
Ein Erdstrich, der in so verschiedenen Zeitaltern und
unter so verschiedenartigen Völkern seinen früh erworbenen
Glanz nicht ganz verlieren konnte, mußte schon im hohen
Alterthume die Aufmerksamkeit des Geschichtsforschers erre-
gen.— Die Thätigkeit seiner frühesten Bewohner ward nicht
nur durch die hohe Fruchtbarkeit des Bodens angeregt, son-
dern hauptsächlich auch durch das Verhältniß des Euphrats
zu diesem Lande bestimmt. Der Euphrat, wie der Tigris,
entspringt auf den armenischen Gebirgen, und beide strömen
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Erster Zeitraum.
darstellen wollen; man vergißt aber, daß die Aegypter nicht
allein im Alterthume von dieser Baulust ergriffen wur-
den. Wer vermag das Alter und den Anfang der chine-
si sch e n Mauer, die Aufführung der ältesten i n d i seh c u
Tempel und Kunstwerke, die noch jetzt das Erstaunen der
Europäer erregen, anzugeben? und waren die Denkmäler
der Baukunst, welche die Babylonier in ihrer Ebene
aufführten, weniger riesenhaft und weniger von der Folge-
zeit bewundert, nur freilich minder dauerhaft, als die ägyp-
tischen? Baute nicht jedes alte Ve«k aus dem ihm bequem-
sten Stoffe, der Aegypter aus Steinen, die er in seinen
Granitgebirgen am rothen Meere bearbeiten und von da
ins Nilthal führen konnte, und der Babylonier aus Zie-
geln? Sind nicht die Ueberbleibsel von Persepolis, von
Meroe, Arum und Az ab Beweise eines allgemeinen
Hanges alter Völker, durch Denkmäler der Baukunst ihren
Fleiß zu beschäftigen, und ihr Andenken auf die Nachwelt
zu bringen? — Je leichter der Anbau des Bodens in
Aegypten war; je starker die Zahl dieses, durch keine Kriege
und durch keine Kolonieen nach außen sich entladenden,
Volkes ward; desto mehr bedurfte eö einer Beschäftigung,
die es von seinen Königen durch die Anlegung der Pyra-
miden erhielt, nachdem es bereits die in dem Nilthale un-
cntbchrlichen Kanäle und Damme erbauet hatte. Nur in
den ältesten Zeiten wurden diese Obelisken und Pyramiden
ausgeführt; denn die spatere Zeit lehrte nützliche Gewerbe
treiben. Seit Psammetichus war die Verbindung mit dem
Auslande eingeleitet und angeknüpft; Handel und Völker-
verkehr stiegen höher, und so wird es erklärbar, wie ein
Volk bei einer vermehrten innern und äußern Thätigkeit
keine Pyramiden mehr errichtet. Diese Pyramiden selbst
scheinen Begräbn'ßdcnkmäler verehrter Todten zu seyn,
so wie die Trümmer von Persepolis an den Glanz der
Tod te n w o h n u n gen der persischen Könige erinnern.
Das Heilighalten der Todten und der Begräbnißplätze,
das allv.'i Böllern des Alterthums eigen ist, war besonders
für die Aegypter wichtig, welche die Leichname einbalsamir-
ten und auf das Ansehen ihrer Vorfahren so viel Werth
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Zustand der Wissenschaften und Künste. 615
sehen Kriege bis zur politischen Ohnmacht gebracht war,
begann der ernsthafte Kampf mit M ac e d o n i e n. Wie end-
lich Karthago und Korinth in Einem Jahre 046
v. Chr.) fielen, eröffnete sich in Asien und Aegypten ein
neuer ungemeßner Schauplatz für die Siege der Römer.
202.
Fortsetzung.
Der mit Karthago untergegangene Handel auf dem
Mittelmeere konnte unter römischen Handen nicht wieder
emporblühen; Seeräuber traten an die Stelle der ehemaligen
friedlichen Handelsschiffe, und selbst in der Folge waren es
die dem römischen Staate einverleibten Städte, wie Aleran-
drien, welche den Welthandel leiteten, nicht das mächtige
Rom selbst. — Sogar der Ackerbau ward von den reich ge-
wordenen Römern der spätern Zeit wenig betrieben; Aegyp-
ten, überhaupt Afrika, und Sicilien mußten die verweich-
lichten Herren der Welt ernähren, und da, wo es weder an
Festen, noch an Triumphaufzügen fehlte, mangelte cs oft
der großen Menge an Brod.
W i e und weshalb Roms Verfassung sich ü b e r-
lebte und endlich unterging, zeigt am deutlichsten der
Gang der Entwickelung und Kraftaußerung dieses Staates.
Bei seiner Stiftung schon erhebt sich, neben den Königen,
ein mächtiger Senat; aus diesem Senate treten die Consuln
hervor, als dem stolzen Tarquin die Thore verschlossen wer-
den; die Aristokratie strebt kühn auf unter dem innig ver-
bundenen Patriciate, wird aber, durch die Unerschütterlich-
keit der Tribunen, in der Folge auf die Linie des politischen
Gleichgewichts mit dem Volke gestellt. Doch bald wecken
und nahreu die auswärtigen Siege und Eroberungen von
neuem die alte Eifersucht zwischen beiden Partheien, und
Männer von ausgezeichnetem Verdienste um das Ganze,
aber zugleich von Selbstsucht geleitet, der blos sich selbst
in diesem großen Ganzen erblickt, stehen an der Spitze bei-
der Partheien. Die B ü r g e rk r i e g e, vernichtender als alle
3q> *
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T63: [Kaiser Macht Rom Zeit Volk Jahr Mann Staat Augustus Name], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer]]
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Korinth Asien Karthago Rom Afrika Sicilien Roms
Urzustand des Menschengeschlechts. 69
nommen werden, von dem der Ackerbauer eben
60 getrennt, wie dem der Priester, und gemeinig-
lich treten diese beiden als höhere Kasten in ein
herrschendes Verhältnifs gegen die tributären
Ackerbauer. So war Demeter nach attischer
Mythe Thesmoplioros; der Ackerbau Gründer des
Staates. Die Bebauung des Landes selbst, wie
die Errichtung der Städte und Mauern erforderte
Metallarbeit; die rechte Zeit der Saat und ande-
rer,Feldarbeiten mufste durch einen Kalender be-
stimmt werden, und dieser setzte astronomische
Kenntnisse voraus; die Begränzung des Eigen-
thums, besonders in Gegenden, wo durch Ueber-
schwemmungen die Gränzsteine verrückt und an-
dre Marken unkenntlich gemacht wurden, machte
Geometrie nöthig. So waren ackerbauende Völker
von jeher im Besitze von Gewerben und Künsten.
Aber auch der Handel scheint nicht blos
durch das Bedürfnifs entstanden zu sein. Es ist
unleugbar, dafs der Handel der alten Welt sich
an die Religion anschlofs. Die heiligen Orte Asi-
ens und besonders Indiens, an welche religiöse
Traditionen geknüpft waren, von denen ein Licht
der Religion ausgegangen war, und die nur durch
Wallfahrten und Pilgerwanderungen gefeiert wur-
den, diese wurden nun auch zugleich die ersten
und blühendsten Handelsstädte. Hier versammel-
ten sich hunderttausende von Pilgern aus allen
Gegenden, um dem verlornen Lichte — oft zu-
gleich dem Ursitzq. des Geschlechts — näher zu
kommen, mit den Produkten ihrer Heimat, zu-
erst vielleicht zum Lebensunterhalte, versehn;
prachtvolle Gebäude waren zu ihrer Aufnahme
bestimmt: bald trat irdischer Vortheil zum himm-
lischen Gewinne hinzu, und mit dem erworbenen
Anspruch auf Sündenvergebung vereinigte sich
Aussicht auf zeitlichen Erwerb. Schon in den
allerfrühesten Zeiten entstand eine Uebereinkunft
über das vorzüglich Schätzenswerthe. Die Pro-
dukte Indiens, Gold, Edelsteine, Perlen, Elfen-
bein, herrliches Räuchervverk, überaus feine Ge-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Einleitung. 9
Boden, und Abstammung von gebildeten oder ungebildete
Volksstämmen, abhängen, und sich in der Betreibung deö
Ackerbaues, der einzelnen Zweige der Industrie, und
des Land-oder See-Handels zeigen; die letztem aber
aus Verträgen und Verbindungen, überhaupt aus dern
friedlichen Verkehre mit andern Staaten, oder aus den
Zwischen ihnen geführten Kriegen hervorgehen. Aus beiden
Bedingungen des politischen Lebens, aus dem innern und
äußern Leben der Staaten, geht der Geist eines Volkes,
und aus den Ankündigungen des innern und äußern Lebens
der wichtigsten Völker und Staaten während eines ganzen
Zeitraums der Geist eines Zeitalters hervor.
Betrachten wir die Annalen der Menschheit nach die-
sem Maasstabe; so finden wir, daß der Geist eines Volkes
nur dann in einem freien, lebensvollen Spiele sich zeigte,
wenn seine bürgerliche Verfassung seinen physischen
und geistigen Bedürfnissen, und dem erreichten Grade seiner
Kultur völlig angemessen war, und wenn diese Verfassung mit
der Steigerung jener Bedürfnisse und mit dem Fortschreiten in
der Kultur gleichen Schritt hielt und immer mehr vervoll-
kommnet wurde; wenn die Gesetzgebung den einfachen
Ausdruck jener Bedürfnisse in den Aussprüchen der Vernunft
enthielt; wenn der Wille der Regierung der Verfassung
untergeordnet, und auf deren Aufrechthaltung berechnet war;
wenn die Religion in keinem blaßen Ceremoniendienste be-
stand, sondern sich zur Angelegenheit des Kopfes und Her.
zens erhob; wenn Wissenschaften und Künste eine Blü-
the trieben, die dem einheimischen Boden angehörte, und
wenn durch sie der Name der Völker unsterblich wurde in den
Annalen der Kultur. Doch freilich wirkt auf diese Dedin-
Zungen des innern Lebens das äußere Leben der Staaten
mächtig ein. Staaten, die in der Mitte eines Erdtheils
liegen, find schon von der Natur weniger zum Welthan-
del bestimmt, als die, welche eine ausgedehnte Meeresküste
beherrschen; da, wo die Natur große Sandsteppcn anlegte,
wo keine wasserreichen Ströme die von der Sonne ausge-
brannte« Ebenen durchschneiden, wo mächtige Gebirgsketten
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Io
Einleitung.
den Boden bedecken, kann der Ackerbau nicht gedeihen,
und ohne Ackerbau wird kein Volk an den Boden gefesselt,
den es bewohnt; ohne näheres Zusammenleben im Staate
werden die erzeugten Products nicht durch die Thätigkeit der
Industrie veredelt; ohne höhere Industrie bleibt der Land-
und Seehandel in der Kindheit. Eben so hangt das Schick-
sal der Staaten sehr oft von ihren Nachbarstaaten ab.
Kleine, an Macht und innerer Kraft größtentheils gleiche,
Staaten können Jahrhunderte hindurch friedlich neben einan-
der wohnen, und wenn sie sich bekriegen, so gelingt es sel-
ten dem einen, die Existenz des andern zu bedrohen. Wenn
aber die kleinern Staaten in der Nachbarschaft erobern-
der Reiche gelegen sind; so können wohl zufällige Umstände
ihre Unterjochung eine Zeitlang aufhalten; zuletzt werden sie
aber doch von dem erobernden Nachbar entweder bei einem
Schatten von Selbstständigkeit zinsbar gemacht, oder dem/
mächtigen Kolosse selbst einverleibt.
Interessant und folgenreich ist die Erscheinung in der
Geschichte, daß die größten und wichtigsten Ereig-
nisse in dem innern und äußern Leben der Staa-
ten nie von der großen Masse der Völker, son-
dern von Einzelnen herbeigeführt und
vollendet worden sind. Fast kein Volk der Erde ist
ganz ohne solche hervorragende Menschen geblieben, welche
der Existenz desselben eine bestimmte Richtung gegeben haben;
selbst Nomadenvölker und Jägerhorden haben Anführer ge-
habt, vor denen halbe Erdtheile zitterten, und ein eknziger
Eroberer hat oftmals auf Jahrhunderte hin seinem Stamme
die Eroberungslust mitgetheilt. Wichtiger aber, als kühne
Eroberer, sind die Gesetzgeber, die guten und weisen Regen-
ten, die Stifter und Verbesserer der Religionen, die wohl-
thätigen ihr Vaterland vom Verderben rettenden Helden, und
die glücklichen Erfinder in Wissenschaften und Künsten im Gebie-
te der Geschichte. Mag es seyn, daß ihnen ihr Zeitalter zu-
erst den Impuls zu ihrer höher» Thätigkeit gab; sie waren
es, die auch ihrem Staate, und vermittelst desselben ihrem
Zeitalter wieder einen mächtigen Impuls gaben, dessen
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
S6 Erste Periode.
zu fallen, in welchem die Hebräer in Aegypten
waren.
Die beträchtliche Anzahl einzelner Staaten in dieser
Gegend beweiset nichts gegen die Einheit des Volks
selbst; denn diese beruhte theils auf dem gemeinsamen
Geiste in Hinsicht auf Beschäftigung, Religionskultus und
Lebensweise, der diese Völkerschaften charakterisirte; theil-
auf einer gemeinschaftlichen Sprache, die nur späterhin,
als Griechen sich in diesen Gegenden festsetzten, in zwei
Hauptdialekte überging.
*8-
Babylonien und Assyrien.
Die Geschichte des eigentlichen Babyloniens wird
in diesem Zeitraume am bequemsten in die Periode vor
der chaldäischen Eroberung (6go J.v. C.), und in
die nach der chaldäischen Eroberung bis zur Be-
siegung von den Persern (560 — 550 I. v. C.) ge-
theilt. Der südliche Theil der fruchtbaren und glücklichen
Ebene zwischen dem Euphrate und Tigris hieß späterhin
ausschließungsweise Babylonien, und war von dem nörd-
lichen durch die sogenannte medische Mauer getrennt,
ein Erdwall, der queer vom Euphrate zum Tigris lief, und
die Ebene eben so vor den Einfällen der räuberischen No-
maden decken sollte, wie die Chinesen ans ähnlichen Rück-
sichten ihre berühmte Mauer aufführten.
" K* t ■ ' - * x , .. ■ /
In diesem südlichen Erdstriche waren frühzeitig die
Menschen, welche den Boden anbauten, zum Leben instäd-
ten zusammengerückt; auch verschwand hier, wo wir die
alte st eu Städte Vorderaficns antreffen, der Völkerver-
kehr und Handel der Welt nie völlig. Selbst nach wieder-
höhlten Eroberungen blieb Babylon der Mittelpunkt de-
westlich asiatischen Handels, und Alexander fand diesen Ort
so wichtig und reizend, daß er ihn zum Centralpuncte seiner
nengegründeten Monarchie erheben wollte. Nach seinem
frühen Tode erhob sich unter den Seleuciden Seleucia in
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