1905 -
Breslau
: Handel
- Autor: Stark, F., Tschauder, Franz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Aus der braudenburgisch- preußischen Geschichte.
Landeshuter Pforte auf Trauteuau; die Garde rückte nach Braunau vor; das V. und Vi. Korps benützten den Lewin-Nachoder Paß. Die Gebirgsübergänge waren unbesetzt. Als aber die Spitze des vom General von Steinmetz befehligten V. Korps das Gebirge hinter sich hatte, fah sie auch schon den Feind zum Kampfe anrücken. Bei Nachod behauptete sie sich mit zäher Ausdauer gegen eine dreifache Überzahl stundenlang und hielt der nachfolgenden Hauptmacht den Paß offen. Als die volle Gewalt des Korps zur Entwicklung kam, wichen die Österreicher über die Aitpo zurück. Durch zwei weitere Gefechte wurden sie in den beiden nächsten Tagen sogar über die Elbe zurückgeworfen. — Unterdessen war Zwar das I. Korps am 27. Juni bei Trautenau zurückgeworfen worden, aber die Garde hatte am nächsten Tage den Platz wieder genommen und war nach mehreren glücklichen Treffen bis an die Elbe vorgedrungen.
c) Gitschin. Die Elbarmee (das Viii. Korps und Teile des Vii.) und die I. Armee (das Ii., Iii. und Iv. Korps) hatten schon einige Tage früher die böhmische Grenze und das Lausitzer Gebirge überschritten. Leicht bewirkten sie ihre Vereinigung. Prinz Friedrich Karl befehligte seither beide Armeen. Vergeblich versuchte der Kronprinz Albert von Sachsen mit dem sächsischen und einem österreichischen Korps die Jser-linie zu halten. Eine Reihe von Treffen zwang ihn zum Zurückgehen. Vor Gitschin nahm er hierauf Stellung. Aber Prinz Friedrich Karl brachte ihm am 29. Juni eine Niederlage bei. Die Preußen drangen in der Nacht in die Stadt ein und machten sich nach einem erbitterten Straßenkampfe zum Herrn derselben. Die I. Armee gewann durch diesen Sieg Fühlung mit der Ii.
d) Königgrätz. König Wilhelm traf am 1. Juli auf dem böhmischen Kriegsschauplätze ein und nahm sein Hauptquartier in Gitschin. Am späten Abende des nächsten Tages ließ ihm Prinz Friedrich Karl melden, daß durch seine Vorposten die Ansammlung bedeutender Truppen des Feindes nordwestlich von Königgrätz, zwischen dem Bistritzbache und der Elbe, erkundet worden war. Zugleich bat er um die Genehmigung zu der von ihm für den nächsten Tag geplanten Schlacht und um die Hilfe der Schlesischen Armee. Nachdem sich der König mit Moltke beraten hatte, gab er seine Einwilligung. Ein höherer Offizier ritt gegen Mitternacht mit den nötigen Befehlen zum Kronprinzen.
Juii Der 3. Juli war ein reguerifcher Tag. Beuedek hatte seine Vor-
^6 truppeu an der Bistritz von Ncchanitz bis Benatek aufgestellt, vou wo sich die Schlachtlinie in Form eines Hakens zur Elbe hiuüberzog. Auf dem breiten Höhenrücken zwischen den beiden Flüssen stand die Hauptmacht. Das hoch gelegene Dorf Chlnm bildete den Hauptstützpunkt.
Gegen 8 Uhr morgens erschienen die Preußen an der Bistritz. Unter den Augen des Königs Wilhelm, der von einer Anhöhe bei Dnb
1912 -
Habelschwerdt
: Franke
- Autor: Atzler, Alois
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt, Lehrerseminar
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
112
den deutschen Einwanderern fast ganz verdrngt wurden, hielten sie sich im Meiener Lande und in der Lausitz noch lange Zeit. Hier wurden die von den Wettinern mit Stadtrechten ausgestatteten Orte zu Mittelpunkten deutscher Kultur, so besonders Leipzig am Kreuzungs-punkte der von Westen nach Osten und von Sden nach Norden lau-senden Handelswege und einige Zeit spter Dresden am Elbbergange.
Die Deutschen Ordensritter eroberten in einem 50jhrigen Kampfe das Land der heidnischen Preußen und verbreiteten hier deutsche Kultur (Vgl. Geschichte des Ordeuslandes bei Johann Sigismund.) Die Ostseelnder Livland und Estland wurden durch den geistlichen Ritterorden der,.Schwertbrder".die sich spter an den Deutschen Ritterorden anschlssen, und durch die hanseatischen Kaufleute germanisiert.
Die sterreichischen Herzge aus dem babenbergischen Hause frderten die Kolonisation der stlichen Alpenlnder. Auch in Siebenbrgen und am Sdabhange der Karpathen lieen sich deutsche Ansiedler nieder. Unter den deutschfreundlichen Bhmenknigen des 13. Jahrhunderts, die selbst der 20 deutsche Städte grndeten, besiedelten Deutsche den West-, Nord- und Ostrand Bhmens und den Glatzer Gebirgskessel.
2. Die Art der Besiedlung. Die Grndung der Drfer geschah gewhnlich durch Unternehmer. Diese schlssen mit dem Grundherrn (dem Landesherrn oder der Kirche) einen Vertrag, nach welchem sie 4060 oder mehr Hufen* Landes zu Lehen erhielten. Nachdem die Grenzen der Gemeindeflur festgestellt worden waren, wurden der Plan des Dorfes entworfen, die Gemeindepltze und Dorfwege abgesteckt und der Boden fr die Wiesen bestimmt. Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen wurden unter die Ansiedler verlost. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landesherrn ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten dem Grundherrn eine Abgabe an Geld oder Naturalien, den Grundzins; der Kirche entrichteten sie den Zehnten.
Whrend im Nordwesten Deutschlands die Einzel Hfe und unregelmigen Haufendrfer vorherrschen, legten die deutschen Ansiedler in den Ebenen stlich der Elbe regelmige Straen-drfer. in den Hgellandschaften Reihendrfer an. Hufig lagen die deutschen Siedelungen neben slawischen, die man ihrer Form wegen als Rundlinge bezeichnet (vgl. Putzger. Historischer Schulatlas. S. 15 b). Die deutschen Anstellungen werden durch die Bezeichnung Deutsch" von den slawischen unterschieden, z. B. Deutsch Wette neben Polnisch Wette.
* Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Vorrede. xi
4) Nun wiederhole man synthetisch. Von einem
gegebenen und gekannten Ganzen bestimme man sich, und
setze allmählig zusammen: Mittelpunkt (welcher nicht ganz
genau, sondern nur ungefähr gegeben zu seyn braucht,
aber aus einem Hauptgcgensiande besteht; z. V. für
Deutschland das Fichtelgebirge, für Preußen Berlin, für
Frankreich Revers rc.); Linie von R. nach S. durch den?
selben und die darauf oder zunächst daran fallenden
Haupt? und Endpunkte; desgleichen von O. nach
entfernteste Punkte des Ganzen, auf welchen Seiten, und
in welcher- Entfernung und Richtung vom Mittelpunkte;
einen Compaß der 3 Haupt?Himmelsgegenden vom Mit-
telpunkte aus gedacht, und alle wichtigen Punkte den
nächsten Linien angereiht. Zu diesen Punkten gehören:
Quellen, Zusammenflüsse, Mündungen, Cave und andere
Endpunkte oder Landesspitzen, Berge, Gebirgsknoten,
Städte, Seen, Moräste, Gebirgspässe, Ausgänge der
Landesstraßen, Straßenvercinigungen :c. Dann theile
man das Ganze in drei Haupttheile , östlichen, Mittlern,
westlichen' oder , nördlichen, Mittlern, südlichen" oder
sonst (wie bei Preußen ^nordöstl., mittl., südwestl.') in
die von Natur und Politik gegebenen Haupttheile, und
verfahre eben so. Dies kann man so auf die Provinzen
fortsetzen. So betrachte man Deutschland von den Haupt-
punkten seiner Communicatiou aus, z. B. Leipzig, Prag,
Frankfurt a. M., München, Wien, Breslau, Berlin,
Braunschweig, und denke sich diese z. B. als Haupt-
quartiere.
5) Man gebe sich die Muhe, recht Vieles in leichten
Entwürfen, erst von den Karten, dann aus dem Kopfe
nachzuzcichnen — nach;umessen — und auf verschiedene
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
68
Iv. Reine Geographie.
und Küsten sind dadurch geschützt und vertheidigt. Man nennt daher
mit Recht das Land die große Citadelle von Europa.
3. Gebirge mit den Passen.
1) Die Pyrenäen, das Grenzgebirge der Halbinsel, giebt der-
selben aber nicht durchaus ihren Charakter; als eine ununterbrochene
Granitmauer zwischen Spanien und Frankreich, von Meer zu Meere,
an 4000 F. niedriger als die höchsten Alpen, fast ganz mit Wald be-
deckt, und nur an den beiden Enden Durchgänge für große Kriegsheere
gestattend, bilden sie zwar die continentale Verbindung beider
Lander, zu gleicher Zeit aber auch durch ihre physische und historische
Bedeutung, eine wirkliche Scheidewand der Völker und Staaten,
welche mit den Krümmungen 82, in gerader Linie 56, und in ihrer
Breite 16 bis 28 Meilen betragt. Nördlich ist der Abfall von dem
Hauptrücken steiler als südlich, wo weit längere Gebirgszweige dem Ebro,
welcher das äußerste südliche Parallelthal bildet, nahe kommen. Unter
diesen südlichen Zweigen der Pyrenäen sind folgende die wichtigsten:
a) Das Tergebirge zwischen Ter und Fluvia, bis ans Meer;
b) Der Monsein und Coll-David zwischen Ter und Llobregat
bis zum Montserrat, einem Berge von vier Meilen im Umfange,
der unten mit Landhäusern und Garten bebauet ist, in der Mitte Wald
und auf der Krone Felsenpyramiden hat, zwischen welchen Klöster und
viele Einsiedeleien liegen, c) Die Montes d e Cadis und de Pra-
tz es an der linken Seite des Segre und Ebro bis Tortosa. d) Das
Guaragebirge zwischen Cinca und Gallego. e) Das Jacagebirge
zwischen dem Gallego und Aragon bis Jaca.. Die höchsten Spitzen
der Pyrenäen sind der la Maladetta, 11,000 F., und der Mont-
perdü, 10,950 F., den man schon bei Saragossa sieht, beide liegen
auf der Französischen Seite. Auf der Spanischen ist der 8400 F. hohe
Monßet der höchste. — Ueberall stößt man in den Pyrenäen auf
Spuren des Alters und der Zertrümmerung. Ungeheuere Abgründe,
Schluchten, Felsenwände und Risse, zwischen denen reißend die Ge-
birgsbäche herabstürzen. Nur in der untern Region ist der Baumwuchs
dicht. Gletscher und Schneefelder liegen meist auf der Französischen
Seite, sind aber viel kleiner, als die in den Alpen; auch sind Lavinen-
stürze selten. Bis 5000 F. wächst die Eiche, bis 7000 F. die Fichte.
Pässe über die Pyrenäen aus Spanien nach Frankreich:
a) Der Paß von Prun, über den Hauptrücken und den Fluß Bidassoa
nach St. Jean de Lüz; Haupt- und Kunststraße von S3ittoria nach Bayonne
und Bordeaux, k>) Der Paß von Maya, fahrbare Straße von Ustariz
über Maya nach Pampelona. c) Der Paß von Roncevaux nach St. Jean
pied de Port, d) Der Paß von Urdoz, von Jaca nach Oleron. e) Der
Paß von Argellez von Jaca nach Larbes, durch das sehr feste Schloß
von Lourde vertheidiget. f) Durch d ie Rolandspforte, Z00 F.
breit, von Ainsa nach Bagnörcs. g) Von Venasque, führt von St. Beat
über Bagneres de Lüchon nach Venasque. h) Bon Puigcerda, von
U rgel über Puigcerda, Livia, Villefranche nach Perpignan. i) Von Cam-
pred o n nach Prats und in die Kunststraße nach Perpignan. k) Paß
von Porrus (coli de Portas), von Figueras nach Junquere, Welle-
garde und Perpignan; Kunststraßen.
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
126
Iv. Reine Geographie.
Harz und Thüringer Wald. Dadurch zerfallt ganz Deutschland natür-
lich in zwei Hälften: die südliche Halste, welche sich durch die Donau
nach dem Schwarzen Meere hin abdacht, nebst dem obern Theile des
Rheingebietes (Ober- oder Süd-Deutschland) und die nördl. Halste,
welche sich durch viele Flüsse zur Ost- und Nordsee abdacht (Nieder-
ober Nord-Deutschland). Dieser Theil muß an den Küsten beständig,
zumal an der Nordwestseite, mit dem eindringenden Meere kämpfen,
und durch kostbare Damme gegen das Durchbrechen der Wellen geschützt
werden.
Auffallend contrastirt aber der gebirgige und romantische Süden
mit dem rauheren und einförmigen Norden, dessen Sandebenen jedoch
in der Nahe der Küsten- und Flußufer durch fruchtbare Marschländer
unterbrochen sind. Tyrol, das Land mit so vielen Naturwundern,
hat ganz den Charakter der Schweiz, und ist als die Fortsetzung derselben
zu betrachten. Dieselben hohen Gebirge, dieselben meilenlangen Eis-
felder, Gletscher, Lavinen; dieselbe Hoheit und Schönheit der Natur.
Schlesien ist in seinem südwestlichen Theile, am linken Oderufer,
ganz gebirgig; größtentheils eben und sandig ist dagegen der nordwest-
liche Theil. Böhmen gleicht einem großen Kessel, ist rings umher
mit Gebirgen eingeschlossen; das Innere des Landes ist wellenförmig,
und dacht sich von allen Seiten nach der Mitte hin ab. Ostfries-
land besonders bildet in Deutschland den schärfsten Gegensatz der süd-
lichen Gebirgsprovinzen. Deiche schützen das Land gegen die Einbrüche
des Meeres, in Form eines Halbmondes, in einer Lange von 40 Ml.
Auf dem Marschlande finden sich 4 bis 12 Fuß hohe Anhöhen, hier
Warfen genannt, auf denen Dörfer, und selbst die Hauptstadt Aurich
steht. Urgebirge ist alles höhere Gebirge, Flötzgebirge und aufge-
schwemmtes Land bedecken die flacheren Gegenden. Mancherlei Spuren
ehemaliger Vulcane zeigen sich zwischen der Weser und dem Rhein.
Im Allgemeinen ist aber der Boden Deutschlands sehr fruchtbar
und ergiebig, und selbst die Gebirgsgegenden sind nicht ohne schöne und
fruchtbare Thalec. Der leichtere Boden des Südens begünstigt mehr
den Weinbau, die fetten Marschländer des Nordens die Getreidecultur.
Wo beide sich vereinigen, wie in Böhmen, Sachsen, Schlesien,
Franken, Thüringen, am Rhein rc., da ist das wahre Mark, der
Kern und die Kraft des Deutschen Bodens zu suchen.
3. Gebirge mit den Passen.
Deutschland ist eins der gebirgigsten und bewaldetsten Länder in
Europa, obgleich die Wälder hier und da schon sehr gelichtet sind, und
die terra silvis horrida des Tacitus nicht wieder zu erkennen ist.
Das Gebirgssystem der Alpen ist das verbreitetste, denn von dem ersten
Europäischen Centralpunkte, dem St. Gotthard, entwickeln sich durch
das ganze Land die einzelnen Gebirgsketten im natürlichen Zusammen-
hänge unter folgenden Namen:
1) Die Lyroler Alpen. Sie sind die östliche Fortsetzung des drit-
ten Zweiges der Graubündter Alpen in der Schweiz, fangen an der Quelle
der Etsch an, ziehen sich in vielen Windungen und Verzweigungen durch
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
128
Iv. Reine Geographie.
über dem Meere. (Vergl. Frankreich S. 82). Ihre höchsten Spitzen, die
kaum die Schneelinie berühren, heißen: die Stangalpe, 7392 F.; der Ersen-
hut, 7732 F. ; der Sömmering, 4416 F.
4) Der Wiener Wald, eine nordöstliche Fortsetzung der Steierschcn
Alpen durch das Erzherzogthum Oesterreich. Er zieht sich bis eine Meile
von Wien hin, und endigt daselbst mit dem steilen Leopoldsberge. Es ist
blos eine waldige Höhe und als Vorberg der Alpen anzusehen. Auf der an-
dern Seite der Donau setzen sich die March berge fort, an welche sich von
Preßburg an das Iavorinagebirge schließt, das dann weiter durch
Ungarn zu dem Kreuz - und Klokatzgebirge zieht, welches mit den Karpathen
zusammenhangt.
5) Die Sudeten, das ist der allgemeine Name für das ganze Ge-
birge, welches zwischen Mahren und Schlesien, dann zwischen Böhmen und
Schlesien, und zuletzt zwischen Sachsen und Böhmen sich in nordöstl. Haupt-
richtung von dem Klokatzgebirge hinzieht, und zwar von der linken Seite
der obersten Oder bei Wagstadt und Ostrau, zuerst als Sudeten im
eigentlichen Sinne, bis an die rechte Seite der oberen Neiße (Schlesischen)
bei Wartha; dann von hier und der Gegend von Mittenwalde, als Riesen-
gebirge, bis zum linken Ufer der oberen Neiße (Lausitzer), in der Gegend
von Zittau und Ostritz. Schon aus dem Alterthume schreibt sich der Name
Sudeten her, denn die Römer sprachen schon von einer Sud et a mons.
Die Anwohner nennen aber das Gebirge nicht so, sondern sprechen zwischen
Oder und dem Glazer Schneeberge von dem Neißisch-Mährischen,
dann weiter nördlich vom Glazer Gebirge; zwischen der Weistritz und
dem Bober, vom Schweidnitzcr, und zuletzt, zwischen Bober und Neiße,
vom Riesengebirge. Im Allgemeinen ist die erste Kette bis zum Glazer
Schneeberge absichtlich sehr bewaldet gelassen, ein Theil heißt das Gesenke,
und ein Theil dieses wieder der Hunds rücken. In Schlesien verbreitet sich
dieser erste Theil des Gebirges über die Gegend von Troppau, Jagerndorf und
Neiße. Hier ist der Neißische Schneeberg und der Alt vater, 4148 F.
hoch. Wichtig ist das Thal der Staritz, welches den Spornhauer Paß
bildet. Die zweite Kette, das Glazer Schneegebirge, bildet einen
Gebirgskessel; man unterscheidet im O. das Eulen ge b irge, im W. das
He u sch eu n en - Gebirge. Zu dem letzteren gehören die merkwürdigen
Adersbacher Felsen. Das Glazer Schneegebirge charakterisirt sich
schon durch seine Höhe, der Glazer Schneeberg ist 4700 F. hoch.
Alle Thaler sind sehr scharf eingeschnittcn und gute Straßen sind erst in der
neueren Zeit angelegt. Der dritte Abschnitt, das Schweidnitzer Gebirge,
erreicht kaum die Höhe von 3400 F. Einzelne Theile desselben heißen wie-
der das Katzbach- und das Friedlander Gebirge. Die höchsten Punkte
sind: der Reifmacher, das Storchnest und die Bogelhecke; auch ist
hier die Stellung bei Landshut für einen Gebirgskrieg sehr wichtig. Der
Zobtenberg trennt die Schweidnitzer Gegend von dem übrigen Schlesien.
Der vierte Abschnitt, das R i e se n g e b i rg e, ist der höchste Theil des gan-
zen Gebirges, ein Theil desselben heißt wieder das Iscrgebirge, der
Hauptkamm trennt Schlesien von Böhmen. Das Gebirge ist das höchste des
nördlichen Deutschlands, und erreicht zwischen Schm rede b erg und der
Böhm. Stadt Hohenelbe seine größten Erhebungen. Hier die Schnee-
koppe, 4950 F. hoch, das große Rad, 4700 F., die Sturmhaube,
4540 F., der Reifkrager, 4280 F. u. m. a. Bis auf die höchsten
Punkte ist das Gebirge bewohnt; die einzelnen Wohnungen heißen Bude:,
oder Bauden. Das Dorf Friedrichsthal liegt 2200 F. hoch. Für
die vielen Gebirgsflächen hat man den Ausdruck Wiese (Isar, Kranich,
1827 -
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zweiter Abschnitt. Ii. Festland der Achen. 3. Deutschland. 129
weiße Wiese). Die Verbindung zwischen dem Schlesischen und Böhnii-
schen Jserkamme heißt der L a fe I fi ch t e n k a m m, ein Plateau, von wel-
chem man eine köstliche Aussicht nach Böhmen, Schlesien und die Lausitz
hat. Bei einem tafelähnlichen Steine hier, der die Grenze bildet, stand
sonst eine Fichte, daher der Name. Bis 3600 F. Höhe findet sich auf dem
ganzen Riesengcbirge hoher Baumwuchs; auch ist die Böhmische Seite viel
stärker bewaldet, als die Schlesische. Die Masse des Gebirges besteht aus
Granit, der in der niederen Region mit fruchtbarer Dammerde bedeckt ist,
die auf den Höhen in Torfmoor übergeht.
6) Das Lausitzer Gebirge zieht sich von der linken Seite der
oberen Lausitzer Neiße, welche dieses Gebirge vom Riescngebirge trennt, west-
lich bis an die Elbe, wo es sehr steil, oft senkrecht, gegen die Ufer tritt,
und mit dem gegenüber liegenden, eben so steilen, Erzgebirge die El bpforte
bildet. Längs der Elbe läuft es südlich bis Leutmeritz, westlich bis zum
Borsbergc bei Pillnitz oberhalb Dresden, nördlich bis Bautzen. Sein höch-
ster Theil ist das Geschkengebirge, südwestl. von Reichenberg in Böh-
men. Durch einen Höhenzug zwischen Reichenberg, Liebenau und Hochstädt,
südl. um die Quelle der Lausitzer Neiße, ist es mit dem Riesengebirge ver-
bunden. Die Wälder des Lausitzer Gebirges bilden kleinere Massen, sind
aber nicht so zusammenhängend, als auf dem Riesengebirge. Höchste Berge
sind: der Geschkenberg, 2880 F.; der Hochwald, bei Zitrau, 2380 F.; der
Schnecberg bei Nollendorf, bei Teschcn, 2368 F.; die Lausche bei Walters-
dorf 2390 F. hoch. Nackte Felsenmassen finden sich wenig, am meisten auf
dem westl. Theile an der Elbwand, wo sich auch im Kleinen der Terrassen-
bau des Hochgebirges findet. Man nennt deshalb auch diesen Theil um
Schandau bis an die Wesnitz die Sächsische Schweiz. Ein Miniatur-
gemälde jener gigantischen Schweizeralpen. Auf 15 Q. M- wechseln hohe
Berge mit schroffen Felsenkuppen, tiefen Abgründen und anmuthigen Thä-
lern, und mit jedem Wechsel des Standpunktes zeigen sich neue originelle,
höchst reizende Ansichten.
7) Das Erzgebirge. Es wird durch die Elbe vom vorigen ge-
trennt, und zieht sich südwestlich zwischen Böhmen und Obersachsen bis zur
Quelle der weißen Elster, 22 Ml. lang und 6 bis 12 Ml. breit. Es hebt
an der Elbe gleich sehr jähe an, erreicht im Fichtelgebirge seinen höchsten
Punkt, und fällt zuletzt zwischen Ascha und Haselau ab. Das ganze Ge-
birge ist überaus waldig, und beackert bis auf die größte Höhe; in Böhmen
weit steiler als in Sachsen. Sein nördlichster Theil heißt das Sandstein-
gebirge und ein östlicher das Mittelgebirge. Die Gegend um den
Sächsischen Fichtelberg heißt das Sächsische Sibirien. Höchste Berge sind:
die Festung Königstein, 1708 F.; der Donnersberg, 2584 F.; der grüne
Stein bei Altenberg, 2919 F.; der Fichtelberg, 3520 F.; der Aucrsberg
bei Eibenstock, 3057 F.
8) Das Mährische Gebirge zieht sich zwischen Mähren und Böh-
men vom Glazer Schneeberge südwestlich bis in die Gegend zwischen Neu-
Fiftriz und Zlabings, 26 Ml. lang, 4 bis 7 Ml. breit, weder rauh noch
steil, doch bis auf die höchsten Punkte bewaldet. Der Rücken ist bald in
Böhmen, bald in Mähren. Die höchsten Punkte bei Jglau und südwestlich
von Zwickau sind kaum 3000 F. hoch. Unter allen Gebirgen, welche Böh-
men umziehen, ist dieß am zugänglichsten, da im Zuge des Hauptrückens
sich so viele Einsattelungen finden. Der ganze südwestliche Theil besteht nur
aus hohen Berggruppen.
9) Der Böhmerwald (Szumawa). Zwischen Neu - Fistriz und
Zlabings anfangend, zieht er sich zwischen Böhmen und Oesterreich, so wie
I. 9
1827 -
Erfurt
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- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
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- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zweiter Abschn. ii. Festland der Alpen. 4. Deutschland,
Znselsbergc wieder aufzustcigen, sinkt abermals etwas bis Eisenach, fällt
steil bei Marksuhl ab, und verflacht sich allmählig nach Gerstlingen zu Nord-
östlich nach Thüringen und gegen die obere Saale ist der Abfall steil, süd-
westlich aber in das obere Werrathal sanfter. Das ganze Gebirge ist sehr
stark bewaldet, gehört aber in Hinsicht der Höhe zu den mäßigen Gebirgen.
Die höchsten Massen, welche sich an den Quellen der Ilm, Werra und
Gera finden, da wo südlich von Ilmenau der Berg Kicke lhahn so her-
austritt, bestehen aus Granit, Tonschiefer und Porphyr, haben tiefe Spal-
tungen und wilde Abgründe. Der Schncekopf, der große Beer borg
(Gera-Quellen); der Sachsen stein und der Finster b erg (Ilm-
Quellen) sind an 3000 F. hohe Spitzen. Der Pleßberg (Q. der Jtz),
nördl. von Schalkau, bildet den Uebergang zum Rhöngebirge. Selten ist die
Wegsamkeit unterbrochen, und große fahrbare Straßen sind in Menge vor-
handen. Einer besondern Erwähnung verdient der Rennsteig, eine auf
dem Kamme des Gebirges fortlaufende, aber nicht durchaus fahrbare, Straße
vom Gasthause Rodacherbrunn im Reußischen an, bis an die Mündung
der Hörsel in die Werra. Diese Srraße bildet die Grenze zwischen Thü-
ringen und Franken. Uebrigens ist der Thüringcrwald sehr bewohnt, und
cs gibt wegen der vielen Hütten und Hammerwerke auch viele Zwischen»
Eommunicationen.
Vom Thüringerwalde aus geht eine Verbindung zum Harze mittelst der
Höhen bei Eisenach und Kreuzburg, theils durch den Hörselberg, und von
da durch das Hayn ich, zwischen Unstrut und Werra östlich von Langen-
salza, und weiter durch das Eichsfeld. Letzteres ein rauhes Hochland
mit tiefen Einsenkungen, besonders die 7 Ml. lange von Heiligenstadt bis
Sondershauscn. Oestlich von diesen Verbindungen mit dem Harze sind noci)
einige Seitcnzüge des Thüringerwaldes zu merken. 1) Der Seitenzug
von Arnstadt über die 3 Gleichen, den Seeberg bei Gotha, bis zum
Hayn ich. 2) Der Höhenzug, der sich als Wafferschoide zwischen Nesse
und Unstrut legt, von dem der Steiger bei Erfurt ein Theil ist. 3)
Ein Höhenzug zwischen Unstrut und Helbe, wozu die Höhen bei Schloß-
Wippach und der Ettersberg gehören. 4) Der Höhenzug, der bei Ko-
sen in die Saale abfallt, dann zur Finne, Heinleite (Posse bei Son-
dershausen) bis Heiligenstadt geht. Die Finne bildet bei Cckartsberge, zwi-
schen dem Dorfe Burgholzhausen und Maricnthal am Stephansberge, das
Thüringer Thor. 5) Der Höhenzug, der südlich die goldene Aue ein-
schließt, und zu welchem der Kiffhäuser gehört.
12) Der Harz, Deutschlands nördlichstes Hauptgebirge, steigt ziemlich
steil empor, und erstreckt sich in der Lange zwischen der Saale und Leine
13 Ml., in der Breite aber 3 bis 4-£ Ml. Der eigentliche Harz beginnt
bei Mannsfeld und Hettstedt, geht durch das Bernburgische, die Grafschaf-
ten Stollberg, Hohenstein, Wernigerode, durch die Herzog!. Braunschweig-
Wolsenbüttelschen Lande, das Fürstenthum Grubenhagcn, und endigt bei der
Stadt Seesen. Sein Flächenraum beträgt 40 Q. M., wovon der größte
Theil zu Hannover gehört; aber auch Preußen, Braunschweig und Bernburg
besitzen Theile davon. Man theilt ihn in den Ober- und Unterharz,
jener der westliche, dieser der östliche Theil, beide durch die Mittagslinio
des Brocken geschieden. Er gehört zu den mittleren Gebirgen, denn er
ist nur drei Mal niedriger als die Hochalpen und -x so hoch als das Riesen-
gebirge. Gleiche Höbe hat er mit dem Erz- und Lausitzer Gebirge. Der
Brocken ist seine höchste Spitze, 3562 F. hoch, besteht aus Granit, und
gehört zu den größten Merkwürdigkeiten des Harzes, die man zu scheu nicht
versäumen sollte; so wenig als die Roßtrappc, Baumanns -, Biels- à
9 *
1827 -
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- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zweiter Abschn. li. Festland der Alpen. 4. Deutschland. 133
16) Vom Spessart zieht sich an der Quelle der Kinzig durch einen
nördlichen Zug das Vogelsgebirge, zwischen der Nidda und Lahn, Z Ml.
lang, Ml. breit. Es ist ganz bewaldet und sehr kalt. Der nördl. Theil
desselben heißt der Oberwald oder der hohe Vogelsberg, 2600 Fuß
hoch.
17) Ein südwestlicher Hohenzug verbindet mit dem Vogelsgebirge den
Taunus oder die Höhe, ein ansehnliches Waldgebirge, welches sich aus der
Süd - und Ostseite zwischen dem Main und der Lahn sehr steil erhebt, und
15 Ml. lang und 2 bis 2^ Ml. breit ist. Der südwestliche Theil bis an den
Main heißt das Rheingaugebirge, so wie der ganze südl. Abfall der
Rhein gau, eine der weinreichsten und schönsten Gegenden Deutschlands.
Alle Flüsse, welche in den Rhein, als die Hauptabdachung, und in die Lahn
fließen, haben sehr tiefe, felsige Thäler. Die höchsten Berge des Taunus
sind: Die beiden Feldberge, 2695 F., und der Trompeter, 1560 F. hoch,
der Altkönig, 2400 F. Kein Theil des Gebirges ist der Zugänglichkeit ganz
entzogen.
18) Ein westlicher verbindender Höhenzug zwischen der Lahn und der
Eder geht zum Westerwalde, zwischen der Lahn, Sieg und dein Rhein,
etwa 10 Ml. lang, 2 bis 3 Ml. breit. Sein Rücken ist zum Theil bewal-
det, zum Theil eine hohe Flache mit herrlichen Viehweiden. Er ist theilö
Urgebirge, bestehend aus Basalt und Lava, theils Flötzgebirge, aus Kalk-
stein und Thonschiefer. Der nordöstliche Theil heißt die kalte Eiche, ein
südwestlicher Hauptzug bis an den Rhein das Siebe n ge birge, weil es
sich besonders in der Gegend von Königswinter in 7 sonderbar geformten
hohen Spitzen erhebt. Nahe am Rhein erhebt sich der Drachenfels,
1525 F. hoch, mit welchem die alte Wolkenburg verbunden ist, rechts
der Peters» oder Stromberg, und hinter diesen dreien, etwas weiter
vom Rheine, liegen der Löwenberg, Nonnen -Stromberg, der
Oelberg und der Hemmerich, mit Trümmern alter Schlösser. Alle
Thalränder sind steil, vorzüglich an der Lahn. Der Winter sehr anhaltend.
19) Nördlich zwischen der Ruhr, Mönne, Eder, Sieg und dem Rhein
schließt sich das Rothlager (Rothhaar) und Sauerländische Ge-
birge an, 23 Ml. lang, 2 bis 3 Ml. breit Die ganze Gegend zwischen
den genannten Flüssen ist Gebirgsland bis an die Lippe. Das Rothlager
oder Rothhaar, der östliche Theil, ist eine theils kahle, theils bewaldete
Bergreihe, welche als nördliche Fortsetzung des Westerwaldes angesehen wer-
den kann, da der südliche Theil, die Lützler Berge, sich unmittelbar an
die Kalte Eiche, als den nördl. Theil des Westerwaldes, anschließt. Der
westl. Theil der ganzen Gebirgsmasse, zwischen der Sieg, Lenne, Ruhr und
dem Rhein, heißr das Sa uerlan dische Gebirge, dessen nordöstlicher,
bis an die Lenne reichender Theil die Ebbe heißt. Es besteht aus lauter zer-
rissenen Bergketten, mit tiefen, felsigen Thälern, daher auch die Wege sehr
beschwerlich sind. Der höchste Berg ist der Ederkopf, 2000 F. hoch. Das
ganze Mittelgebirge, welches sich in der Grafschaft Mark, längs der Ruhr
von Frödenberg bis Volmarstein hinzieht, heißt Ardey. Es hat sehr viele
Steinkohlen.
20) An das Sauerländische Gebirge schließt sich nördl. über der Die-
mel die Egge oder der Teutoburger Wald, etwa 21 Ml. lang und
2 bis 2tj Ml. breit. Letzterer ist eigentlich der höchste und waldigste Theil
des ganzen Gebirges, welches sich erst allmählig gegen die Ems hu, ver-
lieret. Sein Rücken hat immer nordwestl Richtung, zugleich macht er die
Abdachung zwischen dem Rhein und der Weser. Uebergänge und Wege sind
>ehr beschwerlich. Der ödeste und unfruchtbarste Theil längs der Westseite
1827 -
Erfurt
: Keyser
- Autor: Meineke, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Brigadeschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Zweiter Abschn. Ii. Festland der Alpen. 4. Deutschland. 153
Durchspühlung (Westphal. Pforte, S. 134. Nr. 22), dann sind die Ufer
flach. Sie ist der kürzeste Deutsche Hauptfluss, gleichwohl aber betragt
ihr Gebiet 1220 Q.m. Brücken: bei Hameln, Rinteln, Min-
den, Nienburg, Hoya, Bremen. Die Werra entsteht auf der
Nordwestseite des Bleßberges aus zwei Bachen des Thüringerwaldes,
nimmt, einen nordwesil. Lauf, hat ein breites, stark bewohntes Thal, in
welchem nur bei Themar die Ränder scharf herantreten, eine Lange von
38 Ml., wird schiffbar bei Treffurt und vereiniget sich bei Münden mit
der Fulda. Ihre Nebenflüsse sind die H örsel und Vach. Brük-
ken: 13 oberhalb Meiningen, dann eine bei dieser Stadt, bei Wal-
dorf, Wasungen, Wernshausen, Barchfeld, Salzungen, Vach, Berka,
Kreuz bürg, Treffurt, Wanfried, Eschwege, Allendorf, Witzen hau-
sen, Münden. Die Fulda entspringt im Rhöngebirge an der kleinen
Wasserkuppe, im S. O. der Abtsröder Höhe, bei Gersfeld in Churhes-
sen, hat einen nördl. Lauf von 27 Ml. bis Hannöverisch Münden, wird
von Hersfeld an schiffbar, hat ein steiles Ufer und sehr beschranktes
Thal, und bildet mit der Werra bei Münden die Weser. In sie fließt
die Schwalmoberhalb Kassel. Brücken: 4 oberhalb Fulda, dann
eine bei dieser Stadt, bei Hersfeld, Meklar, Breitenbach, Rothen-
burg, Morschen, Melsungen, Röhrenfurt, Euenberg, Kassel.
Nebenflüsse, links: 1) Die Diemcl, Q. auf dem Rothlagcrgebirge,
nordwesil. von Medebach in Weftphalen, nordöftl. Lauf und Mdg. bei Karls-
hafen, nicht schiffbar. Brücken: bei Stadtbergen, Westheim, Marburg,
Liebenau, Trendelburg, Helmershausen. Bei Stadtbergen bildet der
Fluß ein sehr tiefes Gebirgsthal, und einen Paß, der schon zur Zeit Karls
des Großen berühmt war. Die Sachsen hatten hier die Festung Ehres-
burg. 2) Die Hunte, Q. auf der Mindenschen Bergkette in Osnabrück,
nördlicher Lauf durch dieses Land und Oldenburg nach Elsfleth zur Mdg.,
25 Ml. lang, schiffbar bei Oldenburg, flache Ufer. Brücken: 12 oberhalb
Witzenhausen, dann bei diesem Orte, Hundlosen, Westerburg, Astrup, War-
denburg, Oldenburg re. 3) Die Rehme, oberhalb Minden. 4) Die
W estphä lischt Werra und 5) die Aue, oberhalb Nienburg, als die
drei kleineren. — Nebenflüsse, rechts: 1) Die Aller, Q. nördl von
Seehausen, das sogenannte saure Holz, westlich von Magdeburg; nordwesil.
Lauf durch das Hannöversche bis nach Werden zur Mdg., 33 Ml. lang,
schiffbar von Zelle an, seichte Ufer. Brücken: 15 oberhalb Gifhorn, dann
bei dieser Stadt, Zelle, Essel, Rethen, Werden. Die Aller nimmt links
die Oker und die Leine auf. Jene entspringt im Harz, hat einen nördl.
15 Ml. langen Lauf, 2 Brücken bei Wolsenbüktel und Braunschweig, und
mündet sich zwischen Zelle und Gifhorn; diese kommt vom Eichsfelde, wo sie
2 Ml. östlich von Heiligenstadt entspringt, fließt nordöstlich bis zur Mdg.
zwischen Zelle und Werden, 22 Ml. lang, wird von Hannover an schiffbar
und hat über 50 Brücken, von denen die wichtigsten bei Göttingen, Eimbeck,
Gandersheim, Elze, Neustadt und Hannover sind. Bei Nordheim fließt rechts in
die Leine die Ruhme, und in diese wieder rechts die O d e r und die Soese.
Wichtig ist die Soese, welche an der Soesenklippe des Oberharzes entspringt,
und sehr tief ist. Erst von Osterode an wird ihr Thal seichter. Die Oder ent-
springt beim Brockenkruge, auf dem Bcockcnselde. An diesem Flusse liegt
das Meisterstück der Hydraulik, der Oderteich, 85 Mrg. groß, 9 F. tief,
für den Berg- und Hürlcnbau sehr wichtig. Die Innerste, welche unweit