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1. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 35

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege usw. 35 genaue Wahrung des Landesinteresses", berief den Philosophen Wolff, welcher von Friedrich Wilhelm I. abgesetzt und verbannt worden war, wieder an die Universitt Halle und gewhrte den religisen Sekten Duldung, indem er auf eine Anfrage des geistlichen Ministeriums den Bescheid erteilte: In meinem Staate kann jeder nach seiner Fasson selig werden" lauter Akte der Humanitt, der Auf-klrung, der Toleranz. 93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege und der sterreichische Erbsolgekrieg. a) I. Schlesischer Krieg 17401742. 1. Noch hatte Friedrich kein Jahr das Zepter in der Hand, da fhrte ihn seine Politik zum Kriege. Sein Gegner war sterreich, das schon seit mehreren Generationen Preußen hintergangen und dessen Hin-gebung an das Haus Habsburg mit Undank gelohnt hatte. Das Streit-objekt war Schlesien. Um einen Einblick in die Ursache des Krieges zu erhalten, mssen wir uns frhere Vorkommnisse vergegenwrtigen. 2. Im Jahre 1537 war zwischen dem Kurfrsten^ von Branden- ^"ts^ungs-brg und dem Herzogs von Brieg, Wohlan mjd Liegnitz einfv6-Verbrderungsvertrag abgeschlossen worden, welcher bestimmte, da die genannten Gebiete, welche den grten Teil des heutigen Schlesiens ausmachten, nach dem Aussterben ihres Frstenhauses an Branden- brg fallen sollten. Aer Vertrag hatte jedoch den König Ferdinand I. von Bhmen (Bruder Karti V.) als Oberlehnsherrn zum Widerspruch herausgefordert. 1675 erlosch der schlesische Herzogsstamm. Der da-malige Kaiser Leopold I. erkannte den Erbverbrderungsvertrag nicht an und nahm Besitz von Schlesien. Der Groe Kurfürst erhob Be-schwerde. Allein sein Einspruch wurde nicht beachtet und Friedrich Wilhelm war, da er seine ungeschwchte Streitmacht zur Vertreibung der in sein Land eingefallenen Schweden (Fehrbellin) brauchte, auer-stnde, seinem Worte durch die Waffen greren Nachdruck zu ver-schaffen. Etwas hnliches war den Hohenzollern schon während des Dreiigjhrigen Krieges vom Hause Habsburg widerfahren, als das Frstentum Jgerndorf in Oberschlesien einem Brandenburger wegen seiner Verbindung mit Friedrich V. von der Pfalz von Kaiser Ferdinand Ii. abgesprochen wurde. Friedrich Ii. war nun fest ent-schlssen, sich ob dieser bergriffe an sterreich zu rchen und Schlesien an sein Land zu bringen. Die Zeitverhltnisse kamen seinem Streben entgegen. Im Jahre 1740 starb Karl Vi. und Maria Theresia bestieg aus Grund der Pragmatischen Sanktion den sterreichischen Thron. Allein der Kurfürst Karl Albert von Bayern protestierte gegen die sterreichische Erbfolge und machte mit Berufung auf ein 3*

2. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 53

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
98. Das landesvterliche Wirken Friedrichs des Groen. 53 deutschen Landen ein nationales Bewutsein, entflammten die Phan-taste der dichterisch begabten Naturen und veranlaten viele, die ge-waltigen Eindrcke dichterisch zu gestalten, welche der Verlauf der Ereignisse auf die Gemter gemacht. Bekannt ist Goethes Urteil: Der erste wahre und hhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich d. Gr. und die Taten des Siebenjhrigen Krieges in die deutsche Poesie." Auch hatte Friedrich eine Ahnung von dem Er-wachen des deutschen Geistes. In seiner Schrift De la litterature allemande" findet sich die Stelle: Ich sehe das gelobte Land von Ferne, aber ich werde nicht hineinkommen." ^95"Endlich mge hier noch die Stellung erwhnt werden, welche Ss8unb Friedrich der Religion und der Kirche gegenber einnahm. In ird?e-seinem religisen Glauben machte der König eine Wandlung durch. Vor seinem Regierungsantritt stand er noch auf dem Boden des Christentums. In einem Aufsatz von 1731 wnscht er den Unter-gang von Brandenburg, wenn der Staat je gegen die christliche Religion gleichgltig werden sollte. Durch den Umgang mit V oltaire und anderen franzsischen Philosophen aber wurde eine Umgestaltung in den religisen Vorstellungen des Knigs angebahnt. Er verlor die Wrme des religisen Gefhls, wurde gleichgltig gegen die Kirche und schtzte nur noch die Moral wegen ihrer Bedeutung fr das Glck des einzelnen und fr die Wohlfahrt des Ganzen. Den verschiedenen Kirchengesellschaften gegenber bte Friedrich die weitestgehende Toleranz. Die Religionen Msen alle Tolleriret werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andern abrug Tuhe, den hier mu ein jeder nach Seiner Faon Seiich werden." Durch diese Haltung erreichte er, da die neuerworbenen katholischen Untertanen in Schlesien sich ebensogut als Preußen fhlten, wie die Brandenburger und Pommern. Selbst die Jesuiten fanden in Preußen Schutz, als eine ppstliche Bulle den Orden aufhob. Ein berblick der die gesamte Wirksamkeit Friedrichs des Groen fhrt zu folgendem Ergebnis: Friedrich Ii. machte Preußen groß nach auen und stark nach innen. Unter feiner Regierung wuchs der Landbesitz von " *U" 2200 Quadratmeilen auf 3500, die Bevlkerung von 2 Millionen auf 6 Millionen, stiegen die jhrlichen Einnahmen von 7 Millionen auf 22 Millionen, vermehrte sich das Heer von 83000 auf 200000. Er entfesselte die Krfte, die im Volke schlummerten, erweckte der Soldaten Ehrgefhl, der Beamten Pflichtgefhl und der Untertanen opferwillige Liebe zum Landesfrsten, brachte durch Kriegstaten ohnegleichen den deutschen Namen, der beinahe zum Spottnamen herabgesunken war, wieder zu Ehren, bewahrte das

3. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 61

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
100. Josephs Ii. und Friedrichs Ii. Nachfolger. l Groe und der Kaiser Joseph Ii. erkannten Katharinas Absicht sowie die Gefahr, welche aus der Verwirklichung derselben fr ihre Staaten erwuchs. Damit nun Polen nicht ganz eine Beute russischer Lnder-sucht werde, traten sie mit Katharina Ii. in Verbindung und beschlossen eine Verkleinerung des kranken und ohnmchtigen Staates. 4. So kam 1772 die erste Teilung Polens zustande. ster-i. Teilung. i??2. reich erhielt Obergalizien, Rußland das Gebiet stlich der Dna und des Dnjepr (Ostlitauen), Preußen das heutige Westpreuen, das einst dem Deutschen Orden gehrt hatte, demselben aber unter Kaiser Friedrich Iii. 1466 von Polen entrissen worden war, ohne Danzig und Thorn, ferner Ermeland und den Distrikt an der Netze. Damit wurde fr Preußen, was fr seine militrische Stellung bedeutsam war, die Lcke zwischen Pommern und dem entlegenen Ost-prenen ausgefllt und Friedrich Ii. nannte sich von jetzt an König von Preußen". Friedrich begann in der herabgekommenen und ver-armten neuen Provinz eine gesegnete Kulturarbeit. Er entsumpfte weite Strecken, baute den Bromberger Kanal von der Brahe zur Netze (Verbindung von Weichsel und Oder), sandte Arbeiter, Beamte und Lehrer ins Land, hob die Leibeigenschaft auf den Domnen auf und verbreitete die Wohltaten einer gerechten Justiz. 5. Das traurige Schicksal Polens ffnete dem noch urteilsfhigen Reformen m Teil des Volkes die Augen fr die Gebrechen des Staates und somit fr die Ursachen des Unglcks. In richtiger Erkenntnis derselben und erfllt von dem Gedanken, das Vaterland vor weiterem Verfalle zu bewahren, ja ihm neue Kraft einzuhauchen, schritt man zu tief ein-greifenden Reformen. Man fhrte, von dem preuischen Minister Hertzberg ermuntert, 1791 das erbliche Knigtum ein und gab dem Lande eine konstitutionelle Verfassung, wobei das liberum veto ausgehoben wurde. Eine neue Periode der Entwicklung schien anzubrechen. Doch die Freude der Patrioten dauerte nicht lange. Katha-rina Ii. widersetzte sich den Neuerungen und lie, angespornt durch eine vaterlandsverrterische Partei unter den Adeligen, ein russisches Heer in Polen einrcken. Zwar gelang es dem tapferen Thaddus Kosciusko, dem letzten und reinsten Helden feines Staates," sein Kosciusko. Volk zum Kampfe um Erhaltung der Freiheit und Selbstndigkeit zu entflammen. Es war vergebens. Zu den Russen gesellten sich 1793 preuische Truppen, die Friedrich Wilhelm Ii. in Polen einrcken lie, bmit wie er meinte die bort sich Verbreitenben revolutionren Ideen unterbrckt werben knnten, und nun einigten sich der preuische König und Katharina Ii. zur Vornahme der zweiten Teilung u. Teilung 1793. (1793). Preußen bekam Danzig, Thorn und die heutige Provinz Posen, Ru Und weitere Teile von Litauen. 6. Ein Jahr baraus erhob Kosciusko abermals die Banner

4. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 71

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
104. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 71 Dichter), die uere Gestaltung des Lebens in den vornehmen Kreisen. So machte der Geist der Sieger lngst nach geschlossenem Frieden noch Eroberungen im deutschen Volke. Allmhlich aber regte sich in Wissenschast-und Kunst (Dichtkunst) die Opposition gegen das Franzosen-tum und das Streben, deutsches Empfinden und deutsches Wesen zur Eutsaltung zu bringen, und nun erfolgte ein gewaltiger Aufschwung im Geistesleben des deutschen Volkes. 2. Dieser hing in seinen Ursprngen mit der sog. Aufklrung Die Aufklrung zusammen. So nannte man die geistige Bewegung des 18. Jahrh., welche von England ausging, sich der Frankreich nach Deutschland verbreitete und einerseits darauf gerichtet war, alle Erscheinungen des Natur- und Menschenlebens durch unabhngige, freie Forschung lediglich unter Anwendung der Vernunft (ratio) zu ergrnden und aufzuklren (theoretische Seite), anderseits danach strebte, alle kulturellen Verhlt-niste und Einrichtungen, wie Staat, Kirche. Gesellschaft, Erziehung und Bildung usw. nach den Forderungen der Vernunft und den Be-drfnissen des Allgemeinwohls zu gestalten (praktische Seite). Die Aufklrungsideen fanden an deutschen Universitten Eingang und Verbreitung n. a. durch Thomasius, Leibniz und Kant. Christian T h o -masius, Professor in Leipzig, dann in Halle (f 1728), eiferte mit Erfolg gegen die damals noch mchtig wuchernden Hexenprozefse, forderte die Beseitigung der Folter im Strafverfahren und befa die Khnheit, die deutsche Muttersprache in wissenschaftlichen Vortrgen anzuwenden. Leibniz, seit 1700 Prsident der Akademie der Wissenschaften in Berlin (f 1716), suchte in seiner Theodicee" nachzuweisen, da die christliche Glaubenslehre wohl bernatrlich, aber nicht widernatrlich sei und da die Existenz des Bsen in der Welt der Vorstellung von einem allgtigen und allweisen Gott nicht widerspreche. Den Konfessionen gegenber hielt er die Bestrebungen nach Einigung der evangelischen Bekenntnisse, ja die Wiedervereinigung der Katholiken und Protestanten sr ein verdienstliches Bemhen. Den tiefgehenden Einflu auf die Entwicklung des deutschen Wu^s Geisteslebens bte der groe Denker Immanuel Kaut aus Knigs- * berg (1724-1804). In seiner Kritik der reinen Vernunft" (1781), wo er die Beschaffenheit und Grenzen des menschlichen Er-kenntnisvermgens untersucht, fand er, da bersinnliches nicht Gegen-stand des Forschens und Erkennens sein knne und da somit im Gegensatz zu den Ansprchen der Aufklrung der religise Glaube der Vernunft nicht unterworfen werden drfe. In der Kritik der praktischen Vernunft" (1788) dagegen wies er nach, da Gott, Unsterblichkeit der Seele, Freiheit des Willens notwendige Vor-aussetznngen der Sittlichkeit seien und da die Freiheit des Menschen darin bestehe, da er dem in ihm ruhenden Sittengesetz (dem Kate-

5. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 72

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
72 Vii. Vom Westflischen Frieden bis zur Franzsischen Revolution. gorischen Imperativ) folge, da er also die Pflicht, nicht Lohn oder Lust, Antrieb zu seinen Handlungen sein lasse. (Handle so, da die Maxime deines Handelns allgemeines Gesetz werden knnte, und handle so, da, wenn alle so handelten wie du, es um das Ganze wohlstnde!") Damit bahnte Kant eine neue Epoche fr das sitt-liche Leben des deutschen Volkes an. Der Begriff der Pflicht war beinahe allen Gesellschaftsklassen verloren gegangen. Die Fürsten hatten mit wenigen Ausnahmen das persnliche Wohl der die Interessen des Staates gestellt, der Abel die auf seinen Gtern leben-den Leibeigenen bebrckt und die Tage in ppigem Wohlleben ver-bracht und auch in bett Wohlhabenben brgerlichen Kreisen war die Selbstsucht, das Jagen nach Genu und irbischem Glck so mchtig geworben, ba Gemeinsinn und Opferwilligkeit sich nicht hatten entwickeln und bettigen knnen. Nun erhob Kant seine ernste Stimme und rttelte an bett Gewissen; sein Geist brang ein in die Erzeugnisse der Dichter und blieb nicht ohne Einflu auf Er-ziehung und Bilbung des Volkes. rtoee?cunn9" 3- Auf dem Gebiet des Erziehungswesens erfolgten im 18. Jahrhuubert anerkennenswerte Fortschritte. Aug. Herm. Francke (f 1727), Professor und Seelsorger, welcher die Religion zu einer Angelegenheit des Herzens, zu einer Sache der Gesinnung und werkttigen Liebe machte (Pietismus), nahm sich der verlassenen Armut an und grnbete in Halle die unter dem Namen Franckische Stiftungen" berhmt geworbenen Erziehungsanstalten, in welchen Waisenkinder Pflege und Unterricht fanben und die pdagogischen Grunb-stze des Pietismus (enge Verbinbung von Erziehung und Unterricht, Pflege der Muttersprache und der Realien) zur Geltung kamen. Spter suchte Basedow (f 1790) die Jbeen des Franzosen Rousseau ^Entwicklung der natrlichen Anlagen bnrch Beobachtung und Erfahrung; 105, 4) zu verwirklichen, ittbent er in feinem 1774 zu Dessau gegrnbeten Philanthropin (von philos, lieb, Freunb, und anthropos, Mensch) eine auf Selbstnbigkeit, lebenbige Anschauung der Sinnenwelt und krperliche Ausbilbuug hinarbeitenbe Erziehung ins Auge fate und an die Stelle der harten Zucht eine liebevolle Anleitung zum Guten fetzen wollte. Der berhmte Schweizer Pbagog Heinrich Pestalozzi (f 1827) brachte bett das Prinzip der allgemeinen Volksschule einschlieenben Grunbsatz zur Anerkennung, ba sich der Unterricht nicht blo an einzelne Klaffen von Menschen zu wenben habe, um biesert die Kenntnisse und Fertigkeiten zu einer bestimmten Art des Fortkommens zu bieten, fonbern ba er die Ent-Wicklung echter Menschlichkeit in jeber Kinbesseele anstreben msse. Begwn^des Auf- 4. Einen gerabezu glnzenben Aufschwung zeigt uns das bcutfraturtiite* Jahrhundert auf dem Gebiet der schnen Literatur. Er zeigt

6. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 78

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
78 Viii. Bon der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre. als Glied eines groen Ganzen, sondern nur als Einzelwesen, das durch allseitige Ausbildung seiner Fhigkeiten zur Humanitt" zu führen sei. So groß daher auch die Flle von Gedanken und Ideen war, womit das deutsche Volk die Kulturschtze der Welt bereicherte, eines fehlte ihm: das nationale Bewutsein, die interessevolle, werkttige Beteiligung ort den politischen Angelegenheiten der Zeit, die freie, bewute Hingabe an die Gesamtheit, an den Staat. Das deutsche Vaterland war selbst den Gebildeten ein unklarer Begriff geworden; viele dachten sich darunter nur die Scholle ihrer Geburt. Infolge-dessen kam es, da das Volk die handelnde Manneskraft verlor, da unsere Heroen wohl fr ihre Person im Ausland Anerkennung und Bewunderung ernteten, die Deutschen in ihrer Gesamtheit aber nichts galten. Der nationale Gedanke wurde erst in der folgenden Periode zu neuer Glut angefacht und zwar von den fhrenden Geistern, die unser Volk nach furchtbaren Heimsuchungen und Erschtterungen zum Kampfe gegen den franzsischen Bedrcker aufriefen. Viii. |iflii der Miimen Revolution bis pt Wiener Kongre. 1789-1815. Die Franzsische Revolution und die ersten Rcoolutionskriege. 105. Ursachen. eseuritsi*Der5 Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, ein Jahr vor dem ?u?Franlch^ Kaiser Josephs Ii., brach in Frankreich eine die ganze Nation in ihrem Innersten aufwhlende Bewegung aus, welche zunchst in unserem westlichen Nachbarreich eine vollstndige Umbildung des staatlichen Lebens hervorrief, dann aber auch in ihren Wirkungen auf die Verhltnisse der meisten europischen Staaten, insbesondere Deutsch-lands, einen tiefgehenden, umgestaltenden Einflu ausbte und somit eine neue Ordnung der Dinge herbeifhrte: die Franzsische Revolution. Der Ausbruch derselben hngt mit Ereignissen jenseits des Ozeans zusammen, wo sich die englischen Kolonien Nordamerikas in siebenjhrigem Ringen (17761783) von dem Mutterlande losrissen und die Republik der Vereinigten Staaten grndeten, welche dem Volke die ausgedehntesten Freiheiten gewhrte und den Grundsatz der Gleichberechtigung aller Brger in ihren Gesetzen und Einrichtungen verwirklichte. *) Scharen von Freiwilligen, unter ihnen *) Verfassung der Vereinigten Staaten: Sie ist republikanisch. An der Spitze des

7. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 113

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
115. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. Hz Mit Umgebung wurde dem Namen nach Freistaat, in Wahrheit ein Sttzpunkt der franzsischen Macht an der Ostsee. Den grten Teil der frher polnischen Besitzungen erhielt der König von Sachsen unter dem Namen eines Herzogtums Warschau; der kleinere wurde mit Rußland vereinigt. Obgleich Rußland einen lebhaften Handel mit England unterhielt, fo trat doch Alexander I. der Kontinental-sperre bei und fgte damit dem Wohlstand seines Reiches eine empfind-liehe Schdigung zu1). Der Tilsiter Friede, der Preußen seiner Gromachtstellung beraubte, bezeichnete die tiefste Stufe der Er-niedrigung Deutschlands. 115. Reformen in Preußen und Anbahnung der Erhebung. 1. Das furchtbare Strafgericht des Himmels, das der Land und Volk gekommen war, wirkte wie bessernde Bue, wie luterndes Feuer und das Unglck wurde der Boden, aus dem ein neues Leben erblhte, ein Geist, welcher allmhlich eine Umgestaltung im Staatsleben, eine Wiedergeburt im Volke herbeifhrte und endlich die ganze deutsche Nation zur einmtigen Erhebung gegen den Tyrannen hinri. Der Umschwung im politischen, sozialen und sittlichen Leben knpft sich in erster Linie an den Freiherrn Karl vom Stein (geb. 1757), der gr^|rtreiarl einem in Hessen begterten Geschlechte des'rheinfrnkischen Adels ent- r ^ ^ stammte und zu Nassau an der Lahn sehaft war. In seiner Person vereinigten sich ein scharfer, zugleich praktischer Verstand, ein nnbeng-famer Wille, eine Charaktergre, die weder um die Gunst der Menge noch um die Gnade der Fürsten buhlte, ein sittlicher Ernst, der die Lsternheit der Zeit, Lge und Heuchelet hate, ein fr die Wohlfahrt des Volkes und die Ehre und Gre des Vaterlandes glhendes Herz. Stein war, wie ihn schon die Zeitgenossen in richtiger Erkenntnis seines Wesens und Wirkens nannten: des Guten Grundstein, des Bsen Eckstein, aller Deutschen Edelstein." Mit klarem Blick erkannte er die Gebrechen, welche den tiefen Fall der Nation mit verschuldet hatten: die strenge Scheidung zwischen Staat und Volk, welche das letztere von jeglicher Anteilnahme am Staatsleben ausschlo, die Ge-nusucht und Sittenlosigkeit der Reichen, die Glaubenslosigkeit der Gebildeten, die Gleichgltigkeit der Brger und Bauern gegen die Angelegenheiten des Staates, den Mangel opferwilligen Gemeinsinns und des Sinnes fr nationale Ehre. Im Jahre 1807, nach den Unglckstagen zu Tilsit, an die Spitze des preuischen Staates be- *) Auch Dnemark sollte zur Annahme der Kontinenalsperre veranlat werden. Um das zu verhindern und sich die Einfahrt in die Ostsee frei zu halten, besetzten die Englnder mitten im Frieden das damals dnische H e l g o l a n d (engl. 18071890) und ntigten Dnemark durch Beschieung Kopenhagens zur Auslieferung seiner Flotte (Sept. 1807). Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 3. Aufl. 8

8. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 85

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
107. Die Gesetzgebende Versammlung. 85 entsprach. Die Regelung der kirchlichen Verhltnisse, zumal die Ein-ordnung der Geistlichen in die brgerliche Gemeinde (Zivilver-sassnng des Klerus") forderte den Papst und die Mehrzahl der Priester zum Widerspruch heraus. (Eidweigernde Priester.) Die neue Verfassung machte also Ernst mit der Durchfhrung l! des Grundsatzes der Gleichheit. Damit diese auch uerlich zum Aus-druck kam, beschlo die Nationalversammlung noch die Aushebung des Erbadels mit allen seinen Abzeichen, wie Titeln und Wappen, und die Beseitigung des Majorats, d. i. des Rechtes der Erstgeburt. Am ersten Jahrestag des Bastillesturms (14. Juli 1790) feierte Berbrderungs-man in Paris auf dem Marsfeld in Gegenwart des Knigs ein gro-artiges Verbrderungsfest, wobei eine allgemeine Eidesleistung auf die Verfassung erfolgte. 5. Die Konstituierende Nationalversammlung bestand anfangs in Die Jakobiner, ihrer Mehrheit aus Freunden der Monarchie; selbst der strmische Mirabeau suchte das erschtterte Knigtum vor dem Untergang zu bewahren. Allmhlich aber gewannen Männer des Umsturzes, so die nach ihrem Versammlungsort (einem ehemaligen Kloster, das dem hl. Jako-bus geweiht war) benannten Jakobiner, an deren Spitze der blutbefleckte Robespierre stand, einen berwiegenden Einflu und sie trieben, ge-sttzt auf den ihnen zujauchzenden Pbel, die ausgebrochene Bewegung in verhngnisvolle Bahnen. Da immer neue Ausschreitungen zu be-frchten waren, so verlieen die kniglichen Prinzen und viele Adelige ihr Vaterland und lieen sich namentlich in den Rheinstdten (in den geistlichen Kurfrstentmern) nieder (Emigranten), von wo aus sie die deutschen Fürsten zum bewaffneten Einschreiten gegen Frankreich und zur Wiederherstellung der frheren Ordnung (des ancien regime) aufzustacheln suchten. Das Zentrum dieses auswrtigen Frankreich" war Koblenz. Endlich glaubte auch der König die Sicherheit seiner Person bedroht. Um sich den Gefahren zu entziehen, machte er im Juni 1791 einen Fluchtversuch, wurde aber in Varennes (nord-westl. von Verdun) erkannt und dann auf Befehl der Nationalver-sammluug nach Paris zurckgebracht, wobei er auch den letzten Rest von Autoritt im Volke verlor. Bald darauf lste sich die Konsti-tuierende Versammlung auf (30. Sept. 1791), um noch in demselben Jahr einer anderen, der gesetzgebenden, Platz zu machen. 107- Die Gesetzgebende Versammlung. Der National-konvent. Die Direktorialregierung. 1. Die Gesetzgebende Versammlung (Assemblee legislative, Gesetzgebende vom Ott. 1791 bis Sept. 1792) kam durch allgemeine Wahlen zu- 17911792:9 stnde. Ihre Aufgabe war: die Verfassung durch gesetzgeberische fttzu^ui^Au'f. Manahmen weiter auszubauen und sie in das praktische Leben 9qbe'

9. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 88

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
88 Viii. Von der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre. werde und sich die Erinnerung nicht mehr in frhere Jahrhunderte flchten knne, fhrte man eine andere Zeitrechnung ein und be-zeichnete als Anfang der neuen Zeit den Grndungstag der Republik: 22. September 1792 (das Jahr hat 12 gleiche Monate zu je 30 Tagen und 5 Ergnzungstage; der Monat 3 Dekaden; am 1. Januar 1806 wieder abgeschafft). Als veraltet betrachtete man auch das Christentum; man verbot den christlichen Kultus, hob den Sonntag und alle gottesdienstlichen Einrichtungen auf und ordnete die Ver-ehruug der Vernunft an als Quelle der Weisheit und Er-kenntnis. So brach das Alte, Ehrwrdige und Geheiligte zusammen, die Sttzen, welche Bildung und Gesittung getragen; Zerstrungswut und rohe Sinnenlust schritten sieghaft einher (1794 lie Robespierre, der inzwischen in der Religion eine unerlliche Voraussetzung fr den Bestand der Republik erkannt hatte, durch den Konvent wieder dekretieren: Das Dasein eines hchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit"). Gegen diese umstrzlerischen Neuerungen und die Tyrannei des Schreckens- Konvents erhoben sich viele Franzosen, so die Bevlkerung der Vendee Herrschaft, und die sdlichen Städte Marseille, Bordeaux, Lyon und Toulon; letzteres rief sogar die Englnder zu Hilfe und rumte ihnen Hafen und Stadt ein. Allein mchtige Revolutionsarmeen warfen die royalistischen Aufstnde nieder und vertrieben auch die Englnder aus Toulon. Bei der Belagerung dieser Stadt (1793) legte der junge Artillerieoffizier Napoleon Bonaparte die erste Probe seines Feldherrntalents ab. Drei Jahre lang dauerte die Schreckensherrschaft des Wohlfahrtsausschusses. Dann trat ein Um-schwung ein. Das Volk wurde des Blutrausches mde" und bekam wieder ein Gefhl fr brgerliche Freiheit und gesetzliche Ordnung. Auch im Konvente vollzog sich eine Umwandlung. Die Gemigten erlangten die Oberhand, fhrten den Sturz und die Hinrichtung Robespierres herbei (Juli 1794) und bewirkten endlich 1795 den Er-la einer neuen Verfassung. iet5kt" Dieselbe blieb von 17951799 in Kraft. Die ausbende 1796-1799. Gewalt wurde einem Direktorium von 5 Personen, die gesetzgebende zweien Kammern: dem Rat der Alten (250 der 40 Jahre alten Mnnern) und dem Rat der Fnfhundert (der 30 Jahre) bertragen. Zwei Drittel der gesetzgebenden Krperschaften sollten aus den Mitgliedern des Konvents gewhlt werden. Diese Beschrnkung der Wahlfreiheit fhrte zu einem Aufstand in Paris. Zur Bekmpfung desselben erhielt Napoleon Bonaparte vom Konvent den Auftrag. Die erfolgreiche Bezwingung der Aufwiegler bahnte ihm den Weg zur Spitze der Italienischen Armee, die im Jahre 1796 ihren Siegeslauf antrat. Schon lag der im Staate magebende Einflu in den

10. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 130

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
130 Viii. Von der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre. regeln war eine wunderbare. In allen Herzen loderte die Be-geisterung in hellen Flammen empor; es entbrannte ein heiliger Wetteifer in der Hingabe an das Vaterland. Alle Lebensalter, Be-rufskreise und Geschlechter wirkten, jedes in seiner Weise, zusammen,, um die lngst vermiten idealen Gter: Freiheit, Ehre, Recht zu er-ringen. Die Universitten schlssen die Hrsle, die Gymnasien leerten sich, der Brger verlie seine Werksttte, der Bauer den Pflug; alte eilten zum blutigen Kampfe herbei. Binnen drei Tagen meldeten sich in Berlin der 9000 Freiwill ige: Beamte, Professoren, Studenten usw. Viele von ihnen traten in das berhmt gewordene Ltzowsche Jgerkorps ein, so Krner, Jahn usw. In wenigen Monaten hatte Preußen mit fnf Millionen Einwohnern 270 000 Soldaten unter den Waffen. Mit dem Erwachen des vaterlndischen Geistes und der Kampfeslust war die Weckung des religisen Sinnes verbunden. Die Krieger strmten in die Kirchen, empfingen den priesterlichen Segen und zogen aus zum Kampfe und Tod. In reichem Mae flssen aus dem ausgesogenen Lande Gelder und Wertsachen zur Be-streitung der Kriegskosten. Viel tausend Eheleute opferten ihre goldenen Trauringe und legten eiserne an und unzhlige Jungfrauen legten ihren Schmuck auf dem Altar des Vaterlandes nieder. In schner Weise spiegelten die Erzeugnisse des dichterischen Geistes die Stimmung, jener Tage wieder. E. M. Arndt (1769-1860) sang: Der Gott, der Eisen wachsen lie, der wollte keine Knechte", M. von Schenkendorf: Die Feuer sind entglommen, Auf Bergen nah und fern; Ha, Windsbraut, sei willkommen, Willkommen, Sturm des Herrn/' und der jugendliche, heldenhafte Theodor Krner rief der Nation die anfeuernden Worte zu: Frisch auf, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen, Hell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht! Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen; Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen." Die Bewegung von 1813 war die ernsteste, keuscheste, erhabenste Volkserhebung der ganzen Weltgeschichte". 122. Die ersten Kmpfe und der Waffenstillstand. Langsamkeit ter 1. In patriotischen Kreisen hoffte man, die Verbndeten wrden Rstungen No. sich durch die Begeisterung zum raschen Handeln fortreien lassen und leon"' eine tatkrftige Aktion entfalten, noch ehe Napoleon auf dem Kriegs-schauplatze erschien. Allein diese Hoffnung erwies sich als eitel. Wohl streiften bald Kosakenschwrme weit nach Westen, vertrieben die Fran-zosen vorbergehend aus Hamburg und setzten auch der die Elbe-
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