- 106 -
Art. 6. Die Besatzungen (Linienheer, Mobilgarden ^), Seetruppen) von Paris und der Forts sind kriegsgefangen bis auf eine Division von 12000 Mann, welche die Militrbehrde fr den inneren Dienst behlt; die kriegsgefangenen Truppen geben ihre Waffen ab ... Diese Truppen bleiben in der Stadt.
Art. 7. Die Nationalgarde2) behlt ihre Waffen und versieht die Bewachung von Paris und die Aufrechterhaltung der Ordnung.....
Art. 9. Nach bergabe der Forts und Entwaffnung der (Sncemte3) und Besatzung wird die Ernhrung von Paris auf den Eisenbahnen und Flssen frei-gegeben .....
Art. 11. Die Stadt Paris zahlt eine stdtische Kriegskontribution von 200 Millionen Franks und zwar vor dem 15. Tage des Waffenstillstandes.....
62.
Der Friedens-Prliminarvertrag von Versailles.
26. Februar 1871.
Fundort: L. Hahn, Fürst Bismarck. Bd. 2. S. 236238.
Art. 1. Frankreich verzichtet zugunsten des Deutschen Reiches auf alle seine Rechte und Ansprche auf diejenigen Gebiete, welche stlich von der nachstehend verzeichneten Grenze belegen sind4).
Das Deutsche Reich wird diese Gebiete fr immer mit vollem Souvernittsund Eigentumsrecht besitzen.
Dagegen werden die Stadt und Festungswerke von Belsort mit einem spter festzusetzenden Rayon bei Frankreich verbleiben.
Art. 2. Frankreich wird Sr. Majestt dem deutschen Kaiser die Summe von 5 Milliarden Franks zahlen. Mindestens eine Milliarde Franks wird im Laufe des Jahres 1871 gezahlt und der ganze Rest im Laufe dreier Jahre von der Ratifikation des gegenwrtigen Vertrages ab.
Art. 3. Die Rumung der franzsischen, durch die deutschen Truppen besetzten Gebiete wird nach der Ratifikation des gegenwrtigen Vertrages seitens der in Bordeaux tagenden Nationalversammlung beginnen.
Unmittelbar nach der Ratifikation werden die deutschen Truppen das Innere der Stadt Paris, sowie die am linken Ufer der Seine belegenen Forts verlassen. Sie werden in mglichst kurzer Frist, die durch ein Einvernehmen zwischen den Militrbehrden beider Lnder festgestellt wird, die Departements Calvados, Ome, Sarthe, Eure et Loir, Loiret, Sott et Eher, Jndre et Loire, Donne gnzlich und weiter die Departements Seine inferieure, Eure, Seine et Oife, Seine et Marne, Aube, Cote brot bis zum linken Ufer der Seine rumen.....
Die Rumung der zwischen dem rechten Ufer der Seine und der Ostgrenze gelegenen Departements wird seitens der deutschen Truppen schrittweise nach der Ratifikation des definitiven Friedensvertrages und der Zahlung der ersten halben
1) Die Mobilgarde (Garde nationale mobile) umfate alle kriegsverwendugsfhigen Mannschaften, die durch Stellvertretung oder hohe Losnummer vom Dienst im stehenden Heer verschont geblieben war; sie wurde jetzt im Kriege in erster Linie zu Besatzungs-zwecken verwendet.
2) Zur Nationalgarde (Garde nationale) gehrten alle nicht gedienten, waffenfhigen Brger vom 30. bis 60. Lebensjahr.
3) Umwallung der Stadt.
*) Es folgt jetzt eine genaue Beschreibung des Verlaufes der neuen Grenzlinie.
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222
diejenigen unserer Erzeugnisse, die wir nirgendwo anders absetzen knnen, und durch deren Herstellung allein wir ein krftiger, wirtschaftlich selbstndiger Staat werden knnen. Politisch selbstndig aber kann nur derjenige Staat sein, der wirtschaftlich stark und selbstndig ist.
Auerdem zeigt uns die neueste Geschichte während der letzten zwei Jahre, da tatschlich Deutschland und sterreich-Ungarn unsere wirtschaftliche Entwicklung und Festigung wnschen. Indem wir die Frage nicht weiter errtern wollen, da unserer Ausfuhr und unserer Durchfuhr diese Lnder keine Schwierigkeilen be-reiten, wollen wir nur noch die Frage der letzten Anleihen erwhnen. Als wir nach dem Kriege zwar erniedrigt", aber nicht vernichtet" dastanden*), hat sich Frankreich kategorisch geweigert, uns eine Anleihe zu geben, wenn wir den Bukarester Vertrag nicht anerkennen und einer selbstndigen Politik nicht entsagen und uns nicht ganz der seinerzeitigen Tripleentente in die Arme Wersen, welche der uns nach Belieben verfgen wollte. Unsere Russenfreunde waren damals wie rasend und forderten unbedingt die Annahme dieser Bedingungen. Jetzt knnen wir sehen und erwgen, wie teuflisch diese Vorschlge und Plne gewesen sind und wie Bulgarien ein Spielzeug in den Hnden Rulands und Frankreichs ge-worden und von der Erdflche verschwunden wre. In diesen fr Bulgarien schweren Stunden ist ihm Deutschland zu Hilfe gekommen und hat ihm die ver-langte Anleihe ohne irgendwelche politischen Verpflichtungen gegeben ... Nur die verbndetsten Russophilen in Bulgarien, die Rußland mehr als Bulgarien lieben und die aus Bulgarien ein russisches Gouvernement machen wollen, wollen die Vorteile dieser Anleihe nicht anerkennen, die unter Vorbehaltung der vollen Ent-schlusreiheit von bulgarischer Seite abgeschlossen wurde. Aber jeder unparteiische Bulgare hat die Pflicht, es einzugestehen, da durch diese Anleihe Deutschland uns vor dem Bankerott, sowie vor der politischen Unterwerfung bewahrt hat ... Der Krieg hat gezeigt, wie groß die wirtschaftliche Macht Deutschlands und sogar sterreich-Ungarns ist. Wenn diese Staaten es daher wollen, haben sie immer die volle Mglichkeit, uns wertvoll zu untersttzen. Sie haben es bis jetzt getan, und wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, da sie uns in Zukunft auch unter-sttzen werden. Im Gegenteil, aus den bisher gegebenen Erklrungen deutscher Zeitungen und deutscher Staatsmnner knnen wir mit voller Zuversicht auf die deutsche finanzielle Hilfe rechnen.
Als wir bereits diese Zeilen geschrieben hatten, erhielten wir die Mitteilung, da Deutschland uns wieder eine Anleihe von 125 Millionen Lewa zur Tilgung von schwebenden Schulden ohne jede politische Bedingungen gemacht hat.
Aus dieser kurzen Darstellung geht deutlich hervor, da wir aus Volkswirt-schaftlichen Grnden unbedingt mit Deutschland und seinen Verbndeten gehen mssen, weil nur diese Staaten uns wirtschaftlich emporbringen knnen, und weil wir ohne deren Untersttzung der wirtschaftlichen Vernichtung preisgegeben sind.
Unser grter Feind ist heute Serbien. Es fragt sich nun, wie kommt Serbien zu der Khnheit, sich so feindselig gegen Bulgarien zu benehmen? Die Antwort ist klar: durch Rußland, welches um jeden Preis ein Groserbien" errichten will, das Bulgarien vernichten soll, und ihm, Rußland, gleichzeitig helfen soll, Kon-stantinopel und die Meerengen zu erobern. Wir kennen nicht den Wortlaut der
x) Die in Anfhrungszeichen gesetzten Ausdrcke enthalten Anspielungen auf ent-sprechende Bemerkungen des russischen Ministers des Auswrtigen, die in der bulgarischen Presse oft besprochen wurden.
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- 179 -
franzsischen Diplomaten, ob Frankreich sich nicht versucht sehen knnte, an Deutschlands Seite zu treten. Die Antwort des Franzosen lautete: .Seien Sie berzeugt, da, solange Elsa-Lothringen deutsch ist, das franzsische Volk, was sich auch sonst ereignen mge, in Deutschland den permanenten, in jeder anderen Macht nur den akzidentiellen Gegner sehen wird."
105.
Englands Eisersucht auf Deutschland.
Quelle: Ein Artikel in der Saturday Review vom September 1897.
bersetzung: Paul Rohrbach, Der deutsche Gedanke in der Welt. Knigstein und Leipzig o. I. S. 183 und 184.
England mit seiner langen Geschichte erfolgreicher Angriffe, mit seiner wunder-baren Uberzeugung, da es zugleich mit seiner Frsorge fr sich selbst Licht unter die im Dunkeln lebenden Völker verbreitet, und Deutschland, demselben Fleisch und Blut entsprossen, mit geringerer Willensstrke, aber mit vielleicht noch khnerem Geiste wetteifern miteinander in jedem Winkel des Erdballes. In Transvaal, am Kap, in Mittelafrika, in Indien und in Ostasien, auf den Inseln der Sdsee und im fernen Nordwesten, berall wo die Flagge der Bibel und der Handel der Flagge gefolgt ist und wo ist das nicht gewesen? da hat der deutsche Handlungsreisende mit dem englischen Hausierer gestritten. Wo es gilt, ein Berg-werk auszubeuten oder eine Eisenbahn zu bauen, wo Eingeborene von der Brot-frucht zur Bchsenfleischnahrung, von der Enthaltsamkeit zum Handelsschnaps ber-geleitet werden sollen, da suchen Deutsche und Englnder einander zuvorzukommen. Eine Million kleine Nrgeleien schassen den grten Kriegsfall, den die Welt je gesehen hat. Wenn Deutschland morgen aus der Welt vertilgt wrde, so gbe es bermorgen keinen Englnder in der Welt, der nicht um so reicher sein wrde. Völker haben jahrelang um eine Stadt oder um ein Erbfolgerecht gekmpft; mssen sie nicht um einen jhrlichen Handel von 250 Millionen Psund Sterling Krieg führen?
106.
Die englische Einkreisungspolitik.
1. Quelle: Der Vertrag zwischen England und Frankreich vom 8. April 1904.
Inhaltsangabe: Schulthe, Europischer Beschichtskalender. 20. Jahrg. 1904. Mnchen 1905. S. 221.
England verspricht, an dem bestehenden Zustande in gypten nichts zu ndern. Frankreich verspricht, keinen Rumungstermin zu fordern. Frankreich verspricht, den politischen Zustand in Marokko nicht zu ndern; England erkennt an, da Frankreich als Nachbarstaat Marokkos das Recht habe, die Ruhe dort zu erhalten und dem Sultan im Notsalle bei seinen Verwaltungsreformen militrische und finanzielle Hilfe zu leisten. Die vertragsmigen Rechte beider Mchte sollen in gypten und Marokko gewahrt bleiben.
2. Quelle: Der Vertrag zwischen England und Rußland vom 31. August 1907.
Inhaltsangabe: Schulthe, Europischer Geschichtslalender, 23. Jahrg. 1907. Mnchen 1908. <B. 329 und 330.
Die Konvention, deren Ratifikationsurkunden am 10./23. September in Petersburg ausgetauscht worden sind, enthlt Abmachungen, die bestimmt sind,
12*
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
106
ohne Kultur und Ertrag bleiben. Sehr verdienstvoll war die Entwsse-ruug des Oderbruchs, die er bereits in der Friedenszeit zwischen dem zweiten und siebenjhrigen Kriege unternahm. Der Oderbruch lag zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg und umfate eine Flche von 1012 Quadratmeilen. Durch periodisch auftretende berflutungen der Oder war er zur Wstenei geworden und bestand zumeist aus Sumpf. Die sprliche Be-vlkerung nhrte sich nur notdrftig von Fischfang, Jagd und Viehzucht. Frhere Schutzarbeiten waren ohne Erfolg geblieben. Da begann Friedrich 1746 die schwierigen und kostspieligen Eindeichungsarbeiten, die innerhalb 6 Jahren vollendet waren und etwa 225 000 Morgen der Kultur zurck-gaben. Die Wildnis war in ertragreichen Boden umgewandelt, der, ge-schtzt gegen die verheerenden Gewsser, nunmehr zu einer der reichsten Ackerbaugegenden des Staates wurde, zu einem gesicherten Heim fr eine zahlreiche, wohlhabende und zufriedene Bevlkerung. Als Friedrich sein vollendetes Werk besichtigte, sprach er: Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert." Mit groen Kosten lie er in Ostfriesland den Landschaftspolder eindeichen, wodurch aus einem Teile des Dollarts ein fruchtbares Ackerfeld wurde, auch lie er den Finerbruch bei Ziefar, den Drmling in der Altmark anbauen. Durch Vergnstigungen aller Art zog er Ansiedler aus allen Teilen Deutschlands herbei, um die Menge arbeitender Krfte zu erhalten, die fr die Bodenkultur ntig waren. Man hat berechnet, da durch Friedrichs Thtigkeit 400 000 Morgen Landes urbar gemacht, 500 neue Drfer gegrndet, 250000 Kolonisten angesiedelt worden sind.1)
Wirtschaftspolitik. Handel und Gewerbe, fr die der König eine besondere Abteilung des Generaldirektoriums errichtet hatte, erfuhren des Knigs besondere Frderung. In allen Teilen seines Landes legte er auf Staatskosten eine Menge Fabriken an oder untersttzte solche durch Geld und Privilegien. Auch durch Schutzzlle frderte er zahlreiche Industriezweige. Eine Anzahl von Handelszweigen monopolisierte der König; so trieb der Staat Alleinhandel mit Salz, Tabak und Kaffee. Es blhten die Leinwand-, Woll- und Baumwollindustrie; auch errichtete Friedrich in Berlin die erste Porzellanfabrik, die bald das ganze Land mit ihren trefflichen Erzeugnissen versah. Weil fr Seidenstoffe jhrlich ansehnliche Summen an das Ausland gezahlt wurden, frderte der König auch den Seidenbau. Zum Besten des Binnenhandels wurden Kanle angelegt. So entstand der Plaueusche Kanal, der den Wasser-
*) Eine Besichtigungsreise Friedrichs des Groen.
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
149
als König einsetzte. Von den polnischen Lndern blieben nur West-Preuen und ein schmaler Streifen des Netzedistrikts bei Preußen. Danzig wurde dem Namen nach eine freie Stadt" unter schsisch-polnischem Schutze, in der That eine franzsische Festung; alles andere polnische Gebiet kam unter der Bezeichnung Herzogtum Warschau an Sachsen. Preußen erkannte alle neuen Staatsschpfungen Napoleons an. Es durfte nur ein Heer von bestimmter Gre (42000 Mann) unterhalten und hatte eine bedeutende Kriegssteuer von 140 Millionen Francs aufzubringen. Erst nach ihrer Bezahlung sollten die preuischen Festungen von den Franzosen gerumt werden.
Preußen hatte in den nchsten Jahren furchtbar zu leiden. Nicht nur hatte es die Hlfte seines Lnderbestandes verloren, es war auch sein Staatskredit vernichtet, Handel und Industrie ruiniert. Das ganze Land seufzte unter den brutalen Gewaltthaten der Franzosen. Whrend der Zeit der franzsischen Besetzung hat das arme Land an Kriegskosten, Lieferungen und Verpflegungsgeldern der 1 Milliarde Mark zahlen mssen. Die Hoffnungen Friedrich Wilhelms aus eine baldige Wendung der Dinge durch Rußland, an dessen Untreue er noch immer nicht glauben mochte, schwanden gnzlich seit dem glnzenden Frstenkongre zu Erfurt,1808 den Napoleon im September 1808 berufen hatte. Hier erschienen alle deutschen Vasallenfrsten und waren Zeuge, wie Napoleon mit dem gleich-falls persnlich anwesenden Kaiser Alexander von Rußland das Bund-nis von Tilsit erneuerte.
2. Preuens Wiedergeburt.
Der Friede von Tilsit bezeichnet den Standpunkt der tiefsten Er-niedriguug Preuens; aber von jenem tiefen Fall ging auch seine Herr-liche Wiedererhebung aus. Das Unglck erwies sich in Preußen als der beste Arzt. Es deckte die Schden auf und zwang auch die Widerstrebenden zur Selbsterkenntnis und zu der Einsicht, da es nur besser werden knne, wenn man selber besser werde. Es wird mir immer klarer", schrieb die Knigin Luise im Frhling 1808 ihrem Vater, dem Herzog Karl von Strelitz, da alles so kommen mute, wie es gekommen ist. Die gttliche Vorsehung leitet unverkennbar neue Weltzustnde ein, und es soll eine andere Ordnung der Dinge werden, da die alte sich berlebt hat und als abgelebt in sich zusammenstrzt. Wir sind eingeschlafen aus den Lorbeeren Friedrichs des Groen, welcher, der Herr seines Jahr-Hunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sind mit ihr nicht fortgeschritten, und deshalb berflgelt sie uns. Von Napoleon knnen wir vieles lernen.
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
5
l) England.
In England fhrte der Versuch, den Absolutismus durchzufhren, in Verbindung mit einer Reaktion auf kirchlichem Gebiete zu einem zeitweiligen Sturz der Monarchie und dann zur Aufrichtung der parlamentarischen Verfassung.
Karl I. (162549) und die englische Revolution. König Heinrich Viii. wie auch seine groe Tochter Elisabeth hatten unumschrnkt regiert, ohne dem Parlament seine alten Befugnisse zu entziehen. Elisabeths Nachfolger aber, der Stuart Jakob I. rief durch seine willkrlichen Finanzmaregeln, seine Verschwendung und Gnstlings-Wirtschaft den Unwillen des Parlaments hervor, der sich zu offener Feindschaft steigerte, als sein Sohn und Nachfolger Karl I., ein begabter und in seinem Wandel tadelloser, aber hchst unzuverlssiger Fürst, von seinem Regierungsantritte an planmig auf die Herstellung des kniglichen Absolutismus hinarbeitete. Er verweigerte dem Parlamente jede Rechenschastsablegung der die bewilligten Gelder, forderte willkrlich Steuern und suchte seine Gegner durch Haftbefehle und Verurteilungen einzuschchtern. Innerhalb eines Jahres lste er zwei Parlamente auf. Erst einem dritten Parlament gewhrte er, von der Not gedrngt, die Bitte um Recht", wodurch er sich verpflichtete, willkrliche Steuererhebungen und Verhaftungen fr immer zu unterlassen. Um diese Zeit erwhlte Karl zu seinem ersten Minister und Ratgeber den Grafen Strafford, der, voll Mut und Ehrgeiz, Richelieu nachahmen und in England den Absolutismus wie in Frankreich aufrichten wollte. Wiederum wurde mit schonungsloser Hrte gegen alle vorgegangen, die sich den Handlungen der Regierung widerfetzten; auch das hart-uckige dritte Parlament wurde aufgelst.
Karl regierte nun elf Jahre lang ohne Parlament mit der grten Willkr. Die frher bewilligten Steuern wurden weiter erhoben und noch eine neue eingefhrt. Die Widerstrebenden wurden verurteilt und mit Hrte der Gehorsam erzwungen. Aber die Erbitterung mehrte sich, und viele wanderten nach Amerika aus.
In kirchlichen Dingen lie sich Karl von dem Erzbischof von Canterbnry, Laud, leiten. Dieser riet dem Könige, den puritanischen Schotten die englische Episeopal-Verfassung und eine neue Liturgie aufzuzwingen, damit ein Glaube im ganzen Reiche wre. Als nun Karl rcksichtslos in die kirchlichen Verhltnisse Schottlands eingriff, brach dort offener Aufstand aus, und die glaubenseifrigen schottischen Presbyterianer schlssen (1638) einen Bund, dessen Mitglieder die wahre Religion (den Calvinismus) mit Gut und Blut gegen jedermann verteidigen wollten. Der Bund (Covenant) lie sogleich ein Heer in England einrcken.
Nun mute Karl, um die erforderlichen Geldmittel zur Bezwingung der wider-spenstigen Schotten zu erhalten, sich dazu verstehen, im Jahre 1640 das sogenannte lange Parlament zu berufen. Dieses war in seiner berwiegenden Mehrheit dem Könige feindselig gesinnt und begann seine Thtigkeit mit heftigen Angriffen auf die vorgekommenen Ungesetzlichkeiten. Es ging aber der seine Befugnisse hinaus, indem es versuchte, die vollziehende Gewalt sich anzumaen; es machte den beiden Ratgebern des Knigs, Strafford und Laud, den Proze wegen Hochverrats und setzte es durch, da beide verurteilt und hingerichtet wurden. Als des Knigs Versuch, die Fhrer des Parlaments persnlich gefangen zu nehmen, milungen war, verlie er London, und nun begann im Jahre 1642 der Brgerkrieg. Anfangs war der König mit seinen Anhngern aus dem Landadel im Norden seines Reiches, den Kavalieren, dem ungebten
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preußen
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
113
(17271760) nahm am sterreichischen Erbfolgekriege fr Maria Theresia thtigen Anteil. Im siebenjhrigen Kriege war Georg der Bundesgenosse Friedrichs Ii. Whrend seine Truppen die mit den sterreichern Verbndeten Franzosen in Deutschland bekmpften, um sein Stammland Hannover zu schtzen, fhrte er gleichzeitig einen Seekrieg gegen Frankreich (17551763), der sich der alle vier Weltteile erstreckte. Anfangs brachte der Krieg England nur Unflle und Niederlagen bei, als aber William Pitt der ltere, einer der grten Staatsmnner der neuern Zeit, an die Spitze des Ministeriums trat und nun die Heere und Flotten verbesserte, treffliche Anfhrer auswhlte und wohlberechnete Plne entwarf, war das bergewicht bald auf feiten der Englnder. Die Franzosen wurden in Ostindien und Nordamerika geschlagen, und durch den Sieg des khnen Generals Wolfe bei Quebeck wurde Kanada erobert. Dieses verblieb England durch die Bestimmungen des Pariser Friedens (1763). Gleichzeitig erfolgte die Aus-breitung der englischen Herrschaft in Ostindien, wo es der schon i. I. 1600 von Londoner Kaufleuten gegrndeten Ost indischen Kompagnie im 18. Jahrhundert gelang, ein umfangreiches Machtgebiet zu erwerben. Glckliche Kmpfe mit einheimischen Sultanen befestigten und sicherten den englischen Besitz.
Der Nachfolger Georgs Ii. wurde sein Enkel Georg Iii. (17601820). Whrend seiner langen Regierungszeit hat sich England unter tchtigen Staatsmnnern und Feldherren zu der mchtigen Weltstellung emporgeschwungen, die es heute noch inne hat. brigens geno Georg Iii. trotz seines musterhaften Familienlebens und seiner strengen Sitten wenig Beliebtheit; seine Vorliebe fr die Tories und sein Streben nach absoluter Gewalt erfllte das Volk mit Mitrauen, so da sogar einige Attentate gegen ihn unter-nommen wurden. Seit dem Ende des Jahres 1810 verfiel er einer vlligen Geistes-strung, und deshalb wurde durch Parlamentsakte der lteste seiner sieben Shne, Georg, zum Regenten des Reiches erklrt (1811).
Der nordamerikanische Freiheitskrieg (1774-1783). Durch den Abfall der nord-amerikanischen Kolonieen verlor England einen Teil seines Kolonialbesitzes in Nord-amerika. Hier wurden die ltesten Kolonieen unter der Knigin Elisabeth durch den Seehelden Walter Raleigh (1585) gegrndet. (Virginien.) Darauf fhrten die politischen und kirchlichen Wirren unter den Stuarts viele meist fleiige und ehrenwerte Kolonisten nach Nordamerika, die eine Reihe von Niederlassungen grndeten. (Jamestown, Massachnsets, Connecticut, Rhode-Jsland, Maryland a. a.) Der Quker William Penn grndete Philadelphia in Pennsilvanien (1682). Diese Kolonieen bten das Recht der Selbstverwaltung und Selbstbesteuerung und standen nur in geringer Abhngigkeit vom Mutterlande, das jedoch fr den den Kolonieen gewhrten Schutz das Handelsmonopol behauptete; direkte Steuern forderte England nicht. Als aber infolge des Seekrieges, der zum Teil der Kolonieen wegen gefhrt war, die englische Nationalschuld auerordentlich angewachsen war, wollte das englische Parlament die Kolonieen anhalten, zur Tilgung der Schuld durch Einfhrung von Steuern beizutragen. Deshalb wurde zuerst die Ein-fhrung des Stempelpapiers versucht, und als dies nicht durchgesetzt werden konnte, auf den Thee ein Zoll gelegt. Allein die Kolonisten vereinigten sich, keinen Thee aus Eng-land einzufhren, und als nun die verhate ostindische Kompagnie die Einfhrung ver-suchen wollte, wurde in Boston die Theeladung dreier Schiffe ins Meer geworfen. Dies war der Anfang der Unruhen.
Als nun vom Mutterlande gewaltsam Maregeln ergriffen wurden, traten im Jahre 1774 die 13 Kolonieen durch Abgeordnete zu einem Kongre zu Philadelphia zusammen. Dieser verbot allen Handelsverkehr mit dem Mutterlande, erlie eine Er-Heinze, Die Geschichte, in. g
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Deutschland Frankreich England Ostindien Nordamerika Kanada England Ostindien Georgs England England Nord-amerika Nordamerika Connecticut Rhode-Jsland Maryland Philadelphia England Boston Philadelphia
186
Heeres in der noch unruhigen, soeben erst bezwungenen Provinz, dieser gewhnlich ohne ein solches. Fr die Finanzverwaltung und berhaupt als untergeordneter Beamter stand jedem ein Qustor zur Seite. Die Be-wohner der Provinzen, die Provinzialen, waren vom Kriegsdienst befreit, aber zur Zahlung von direkten (Tribut) und indirekten Steuern (Zllen) verpflichtet. Es gereichte den Provinzen zum groen Nachteil, da der Staat von den Provinzialen die Steuern nicht direkt erhob, sondern dies Geschft Steuerpchtern berlie, die den fr die Provinz augesetzten Steuerbetrag in ganzer Summe der rmischen Staatskasse einzahlten und dafr die Vollmacht erhielten, die Steuern der Provinz im einzelnen zu erheben. Die Erhebung, obwohl gesetzlich geregelt, geschah dann in einer Weise, die den Steuerpchter selbst und die untergeordneten Steuererheber bereicherte und womglich noch den Prtor oder dessen Qustor mit, der ihm aus Kosten der Provinzialen bei dem Gewerbe half oder durch die Finger sah. Der Statthalter (Prokonsul oder Proprtor) in der Provinz war während seiner Amtszeit unbeschrnkt und benutzte diese vor allem dazu, sich die Schtze zu erwerben, die er in Rom verprate oder deren er zur weiteren Verfolgung seiner kostspieligen politischen Laufbahn bentigte. Nur in den schreiendsten Fllen schritt ein Senatorengericht gegen schuldige Beamte ein. Trotz dieser Mibruche lieen die Rmer allen Provinzialen ein gewisses Ma von Selbstndigkeit, nie griffen sie in den Glauben, die Sitten und Gebruche der Provinzialen ein.
Wie die Provinzialen unter dem furchtbaren Steuerdruck, so hatten die italischen Bundesgenossen durch die ihnen aufgebrdete Kriegs-Pflicht schwer zu leiten. Schon bei Beginn des zweiten puuischen Krieges hatten sie doppelt so viel Soldaten als die rmische Brgerschaft gestellt. Am Ende des Krieges wurden sie nicht verabschiedet, sondern fr die nun weiter folgenden Eroberungskriege unablssig unter den Waffen behalten und schlecht dafr belohnt. Ihre Stimmung gegen die herrschende rmische Brgerschaft wurde sehr gereizt, und bald nahte die Zeit, wo sie in Ver-schwrungen und kriegerischen Erhebungen bessere Zustnde fr sich herbei-zufhren suchten.
Die wirtschaftlichen Zustnde. Neben dem Beamtenadel gelangten die rmischen Grokaufleute durch Geldgeschfte in Rom und in den Provinzen durch Steuerpachtungen, durch Fabrikthtigkeit zu groen Reichtmern und zu einer bevorzugten Stellung im Staate, zur Ritter wrde.1)
*) Die Ritter waren von Romulus bis auf die Gracchen ein Teil des rmischen Heeres, seit Servius Tullins in 18 Centurien eingeteilt. Neben ihnen bildete sich seit den Gracchen ein besonderer Stand von Rittern, zwischen dem Senate und dem Volke
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Brger wie die Patrizier, sie durften in den Centurienversammlungen der Krieg und Frieden abstimmen und die Konsuln mit den Patriziern gemeinschaftlich whlen, aber zu allen obrigkeitlichen mtern waren nur Patrizier whlbar, berhaupt waren beide Stnde noch so scharf von-einander geschieden, da Wechselheiraten zwischen Patriziern und Plebejern nicht rechtsgltig waren. Dies empfanden die reichen Plebejer als eine unbillige Zurcksetzung, und die rmeren seufzten unter den Lasten und Schulden, die sie infolge der ununterbrochenen Kriege zu tragen hatten. Whrend der langen Abwesenheit beim Heer hatten sie ihr Feld nicht bestellen, ihr Gewerbe nicht treiben knnen, waren infolgedessen vllig auer stnde gewesen, die Steuern und Abgaben zu entrichten, die auf ihrem Hause und Hofe hafteten. Da muten sie bei den Patriziern borgen, und ihre Schuld wuchs von Tage zu Tage. Ihre Hoffnung, ihre Lage durch die dem Feind abgewonnenen Lndereien, die zum grten Teil an die rmeren Plebejer htten verteilt werden mssen, zu bessern, erwies sich als eitel, da die Patrizier alles fr sich behielten. Durch die ungeheuren hohen Zinsen (1012/0) stiegen die Schulden so schnell und so bedeutend, da die verarmten Plebejer niemals daran denken konnten, von ihren Glubigern wieder loszukommen. In ihrer Bedrngnis waren sie oft ge-ntigt, sich und die Ihrigen sr eine gewisse Zeit ihren Glubigern zu verpfnden, konnten sie aber nach abgelaufener Frist nicht bezahlen, so wurden sie die Schuldknechte der Glubiger, die sie nun zu harter Arbeit zwingen, in den Kerker einsperren, sie geieln und tten durften. Solche Zustnde muten der kurz oder lang zur Auflehnung der Plebejer gegen
die Patrizier führen.
Ein zuflliges Ereignis fhrte den ersten Zusammensto zwischen den beiden Stnden herbei. Im Jahre 495 nherten sich die Volsker in feindlicher Absicht der Stadt Rom, und schon wurden alle Vorbereitungen getroffen, das rmische Volksheer zur Abwehr zu rsten. Da strzte ein alter Mann, bleich und entstellt, mit langem Bart und herabhngendem Haar auf das Forum unter die Menge, die in ihm einen alten verdienten Hauptmann erkannte. Laut klagte er den Umstehenden, da er während des Krieges verarmt sei; um Steuern zu zahlen, habe er borgen mssen, die Schuld sei durch Wucherzins gewachsen; zuerst habe er sich seines Vter-lichen Gutes entuern mssen, endlich sei er selbst nebst zwei Shnen in Schuldknechtschaft geraten. Von seinem Glubiger sei er wie ein Strs-ling gemartert worden. Er zeigte auf seiner Brust die Narben aus 28 Schlachten und auf dem Rcken die Striemen der Rutenhiebe. Da ent-stand ein Tumult unter den Plebejern, der nicht eher gestillt wurde, als
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Die Zeit zwischen dem ersten und zweiten punischen Kriege.
Gleich nach Beendigung des ersten finnischen Krieges wurden die Karthager in einen gefhrlichen Kampf mit ihren eigenen Miettruppen, denen man den bisherigen Sold nicht bezahlen konnte, verwickelt. Nur mit Mhe und nach furchtbaren Greueln konnte diese Emprung durch Hamilkar Barkas unterdrckt werden. Auch die Sldner in Sardinien meuterten und riefen die Rmer zu ihrem Schutze herbei, als die Karthager sich an-schickten, sie zu zchtigen. Die Rmer besetzten Sardinien und bald darauf auch Korsika und bildeten daraus zur Sicherung Italiens an seiner West-feite eine zweite Provinz (237).
In den folgenden Jahren unterwarfen die Rmer Oberitalien und Jllyrien. Nach einem dreijhrigen erbitterten Kampfe wurden die Gallier 222 bezwungen und das cisalpinische Gallien zur dritten rmischen Provinz gemacht. Durch Anlegung der Kolouieeu Mutina, Cremna und Placentia suchten sie die Gallier in Unterwerfung zu halten. Ebenfalls wurden die Jllyrier, die sich als Seeruber einen gefrchteten Namen ge-macht hatten, unterworfen und tribntflichtig gemacht.
Die Verwaltung der Provinzen. Alle auerhalb Italiens unter-worfenen Völker wurden nicht militrpflichtige Bundesgenossen sondern tributzahlende Unterthanen. An der Spitze jeder Provinz stand ein Statt-Halter, der den Titel Prtor fhrte, und dem die Verwaltung, die Gerichts-pflege sowie der Oberbefehl der die Besatzungstruppen bertragen war. Man nahm zu diesem ehrenvollen und sehr eintrglichen Amte in der Regel Prokonsuln oder Proprtoren, d. h. Konsuln und Prtoren, deren Amtsjahr abgelaufen war. Der einflureichste Beamte neben dem Prtor war der Qustor, dem die Finanzverwaltung untergeordnet war. Die Steuern und Hafenzlle wurden an rmische Steuerpchter vergeben, die im voraus die festgesetzte Summe zahlten und dann die Provinz aus-sogen, um sich schadlos zu halten. Dieses Steuersystem lastete als ein schwerer Druck auf den Provinzen.
Unterdessen waren die Karthager wieder erstarkt, hauptschlich durch das Verdienst des Hamilkar Barkas, der zum Ersatz fr das verlorne Sicilien den Karthagern ein neues Reich in dem von vielen streitbaren Stmmen bewohnten silberreichen Spanien grndete, dessen Mittelpunkt die Stadt Neukarthago war. Nach dem Tode Hamilkars folgte im Oberbefehl der das Heer und in der Statthalterschaft des punischen Spaniens sein Schwiegersohn Hasdrnbal, der Spanien bis zum Ebro
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