8. Die Klster Ohrdruf, Fulda und Hersfeld zc.
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hausen, in Langensalza, in Sundhausen bei Langensalza, in Hochheim und Trchtelborn bei Erfurt, in Sangerhausen, Tennstedt, Ober-Heldrungen, Ditfurt ct. d. Bode usw. Nun hat sicher Bonifatius diese Kirchen nicht selbst gestiftet; aber es ist doch anzunehmen, da sie bald nach seinem Tode von den nachfolgenden Geschlechtern in dankbarer Erinnerung an sein Wirken ihm geweiht worden sind. Zu Erfurt, dem Hauptorte seiner Ttigkeit, grndete Bonifatius die Dom-kirche und gedachte hier sogar ein Bistum fr Thringen zu errichten. Zum Bischof bestimmte er seinen Schler Adolar, der spter mit ihm in Friesland den Mrtyrertod erlitt und dessen Gebeine mit denen seines Genossen Eoban im Dome zu Erfurt beigesetzt sind. Als sich aber herausstellte, da Erfurt fr einen Bischofssitz nicht ansehnlich genug war und die Einknfte fr den Unterhalt des Bischofs nicht ausreichten, wurde es mit Mainz vereinigt, und Bonifatius wurde zum Erzbischof von Mainz ernannt. Diese Verbindung Thringens mit Mainz ist fr unsere Gegend von besonderer Bedeutung; die Ent* Wickelung Erfurts wurde dadurch gehemmt, und das ganze Land blieb abhngig von Mainz.
3. Neben Bonifatius wirkte im nrdlichen Thringen sein Gehilfe Wigbert; auch ihm sind zahlreiche Kirchen geweiht, z. B. die ltesten Kirchen unseres Landes zu Allstedt, Riestedt und Osterhausen, die schon im Jahre 777 erwhnt werden. Mit Bonifatius vereint, hat er wohl das Innere Thringens durchzogen; doch im untern Unstrut-, sowie im Helme- und Thyratale scheint er allein gewirkt zu haben.
8. Die Klster Ohrdruf Fulda unir Hersfeld und ihre Kedentnng fxiv die thringischen Gegenden.
1. Ohrdruf. Mittelpunkte fr die Ausbreitung des Christentums wurden die Klster. Als Bonifatius 724 nach Thringen kam, grndete er zunchst in Ohrdruf jetzt ein gothaisches Stdtchen ein Kloster. Ein Edler, namens Albord, hatte ihm sein Gut dazu geschenkt. Hier wohnte er zuerst und unternahm von hier aus Missionsreisen. Dieses Kloster war also die erste Pflanzsttte des Christentums in Thringen. Doch war seine Lage wohl nicht recht dazu geeignet, da es der Mittelpunkt einer ausgedehnteren Missions-ttigkeit werden konnte, und eine grere Bedeutung hat es daher niemals gehabt. Von grtem Einflu auf das kirchliche Leben in Thringen waren dagegen die Klster zu Fulda und zu Hersfeld, die zwar beide auerhalb Thringens lagen, aber doch fr unsere Heimat von groem Segen gewesen sind.
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Extrahierte Personennamen: Bonifatius Neben_Bonifatius Wigbert Ohrdruf Albord
10. Vom Untergange des Thringerknigreiches bis zur Zeit :c.
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Heidentum in den Gemtern haftete, dafr zeugt auch tue Auffindung einer Aschenurne in der Nhe von Quedlinburg, in welcher neben den Aschenresten merkwrdigerweise sich auch ein Marienbild vorfand. Bei Todesstrafe war das Verbrennen der Leichen verboten, und doch konnte sich selbst diese christliche Familie davon nicht losmachen.
4. Die ersten Klostergrndungen in der Harzgegend. Zur Befestigung und Ausbreitung des Christentums in Nordthringen wurden Klster gegrndet. Schon zu Anfang des 9. Jahrhunderts grndete die Witwe eines Harzgrafen in Blankenburg das Nonnenkloster zu Wendhausen bei dem heutigen Thale im Harz. Ihre lteste Tochter wurde die erste btissin. Die Nonnen entfalteten hier eine stille, gesegnete Wirksamkeit, sie pflegten Kranke, linderten Not und Elend, halfen, wo sie konnten, und unterrichteten die heranwachsenden Tchter. Spter wurde das Kloster nach Quedlinburg verlegt. Doch schon ehe das geschah, schon um die Mitte des 9. Jahrhunderts wurde zu Quedlinburg ein Mnchskloster St. Wigberti gegrndet, das sich besonders dadurch um die christliche Kirche verdient machte, da hier neben einer Schule fr die mnnliche Jugend eine hhere Schule bestand, in der Geistliche fr das Land herangebildet wurden. Dies letztere war besonders wichtig, da immer neue Kirchen gebaut wurden, die alle einen Geistlichen haben wollten. Bis dahin waren die Klster zu Werden a. b. Ruhr und zu Corvey a. d. Weser die Bildungssttten fr die Sachsenpriester gewesen; nun konnten sie im eigenen Lande vorgebildet werden. Auch das Nonnenkloster zu Drbeck (wegen seiner Lage an 3 Bchen = dri beck so genannt) wurde noch im 9. Jahrhundert (877) gegrndet; dieses Kloster ist ebenfalls fr die christliche Bildung der weiblichen Jugend wichtig geworden.
10. Dom Untergange des Thringer-Knigreiche bis ;nr Zeit der Karolinger.
1. Frnkische Festsetzung in Thringen. Nachdem Thringen zu einer Provinz des frnkischen Reiches geworden war, hren wir zunchst wenig davon. Nach und nach lockerte sich das Verhltnis zum Frankenreich-. Der Einflu der schwachen Merowingerknige wird geringer, während die Tatkraft des Thringervolkes wchst. Fr das Frankenreich hatte dieses Land aber eine besondere Bedeutung; es war das Grenzgebiet gegen die von Osten heranbringenden Slaven. Die Gefahr, die dem Frankenlanbe von den Slaven brohte, wute der Frankenknig Dagobert wohl zu wrbigen, denn er war um 630 selbst von ihnen besiegt worden. Um daher die Thringer und Sachsen zum Kampfe mit diesem Reichsfeinb williger zu machen, soll er ihnen den Zins von 500 Kiihen, den
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1. Die Kewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
1. Die Eiszeit. Vor vielen tausend Jahren sah unsere Gegend aus wie etwa heute Grnland: sie war mit einer mchtigen Eisdecke berzogen, die bis zu einer Hhe von 400 m an den Harz und weiter nach Sden an den Thringerwald, an das Erzgebirge und die Sudeten reichte. Das Eis bildete Gletscher, die sich auf dem felsigen Untergrunde des Bodens dahinschoben und auf diesem Schrammen als Zeugen ihres Daseins zurcklieen. Solche Gletscher-schrammen sind in unserer Provinz z. B. auf den Sandsteinkpfen bei Gommern und auf der Oberflche der Grauwacke in Magdeburg nachgewiesen. Nach und nach wurde es dann wrmer, das Eis schmolz und zog sich langsam nach Norden zurck. Auf der Erde blieb die durch die Gletscher gebildete Diluviumschicht zurck.
2. Die ltere Steinzeit (palolithische Periode). In der Diluvialzeit scheinen auch in unserer Gegend zuerst Menschen auf-getreten zu sein. In einzelnen Horden durchstreiften sie das Land an der Eisgrenze und machten Jagd auf die damals hier lebenden Tiere, namentlich auf das Renntier, das die Eisgegenden bewohnte. Sie nhrten sich von dem erlegten Wild und von wildwachsenden Frchten. Als Waffen und Gerte hatten sie grob durch Absplittern Zurechtgeschlagene Feuersteine und Knochen. Kein gezhmtes Tier begleitete sie; Frchte bauten sie noch nicht; das Feuer allerdings kannten sie schon. Spuren der Menschen aus dieser Zeit hat man in den Kalktuffen von Taubach bei Weimar und in der Lindentaler Hhle bei Gera in Gemeinschaft mit Elefant, Rhinozeros, Hhlen-lwe und Hhlenhyne, im Gipsbruch von Thiede (Braunschweig) mit Mammut, Riesenhirsch und Hhlenlwen zusammen, in der Ein-hornhhle bei Scharzfeld (Harz) und in den Hhlen bei Rbe-land mit Hhlenlwe und Hhlenbr, in den Gipsbrchen von Westeregeln (a. d. Bode, Kreis Wanzleben) mit Renntier, Steppen-ziesel und Murmeltier zusammen gefunden.
Wann diese Zeit gewesen ist, ist schwer zu sagen; einige Forscher nehmen die Zeit um 50000 v. Chr. an.
3. bergang zur folgenden Periode. Wo ist der palolithische Mensch geblieben? Ist er der Vorfahr der spteren Bewohner unserer
Heine u. Rosenburg, Geschichte der Provinz Sachsen. 1
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1. Die Bewohner unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit.
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Werkzeuge sind zwar immer noch von Stein; aber er macht sie nicht mehr allein durch Zerschlagen von Feuersteinknollen zurecht, er hat die Geduld und das Geschick, steinerne xte und Beile, Hmmer und Hobel, Schaber und Meiel auch von anderem harten Gestein durch Reiben auf rauhen Steinflchen zu formen, zu schleifen und zu polieren, die xte zur Aufnahme eines Stiels zu durchbohren. Was aber der merkwrdigste Fortschritt ist, er vermag aus weichem Ton Gefe herzustellen und ihnen durch Brennen eine leidliche Festigkeit zu geben, ja sie mit allerlei Verzierungen als ornamentalen Schmuck zu versehen. Die neolithische Frau verstand zu spinnen, wie die noch hufig gefundenen Spinnwirtel, tnerne und steinerne Scheiben, welche die Umdrehung der Spindel zu verstrken hatten, bezeugen. Ebenso verstand man zu weben. Vom Hausbau dieser Zeit wissen wir nicht viel; in unserer Gegend verraten nur hier und da aufgefundene trichterfrmige Gruben mit Asche, Speiseabfllen, Gerten von Stein, Knochen oder Geweih und Tonscherben gefllt, die Stelle, wo ihre Htten gestanden haben. Dagegen hat diese Bevlkerung andere Bauten hinterlassen, welche die Jahrtausende berdauert haben und als ehrwrdige Zeugen uralter Vergangenheit in unsere Zeit hinein-ragen: Das sind die steinernen Grabdenkmale, Hnengrber, mit einem bretonischen Ausdruck Dolmen genannt, in denen sie ihre Toten bestatteten. der senkrecht aufgestellten Blcken liegen wage-recht eine oder mehrere Deckplatten, so da ein hhlenartiger Raum entsteht. Als Steine hierzu dienten die mchtigen erratischen Blcke, granitne Findlinge, wie sie in allen Teilen Norddeutschlands vor-kommen. Wo sie fehlen, wie im sdlichen Teile unserer Provinz und in Thringen, verwandte man anstehende Gesteine, namentlich bank-artig geschichtete, die sich als Platten abnehmen lieen. An Stelle der Hnengrber treten in solchen Gegenden Steinplatten- oder Stein-kistengrber; sie sind meist mit Erde berhuft worden, wahrscheinlich um den senkrecht aufgestellten Steinplatten mehr Sicherheit gegen das Umstrzen zu geben. In Gegenden, wo geeignete Steine fehlten, baute man auch wohl in Erdhgeln Steinkammern aus aufeinandergeschichteten kleineren Steinen auf. In allen diesen Grbern wurden die Toten gewhnlich in hockender Stellung, d. h. mit hoch-gezogenen Knieen beigesetzt. Steinerne Beile und Hmmer wurden ihnen mit in das Grab gelegt, hufig auch noch Tpfe. Diese steinernen Bauten sind bis in die neueste Zeit sehr der Zerstrung ausgesetzt gewesen; doch werden in der Altmark noch 45 gut oder leidlich erhaltene Denkmale gezhlt, namentlich sind es die Kreise Salzwedel, Stendal und Osterburg, welche Hnengrber auf-weisen. Im sdlichen Teile der Provinz sind ebenfalls zahlreiche Stein-Plattengrber vorhanden, so in den Kreisen Aschersleben (Beckendorf), Merseburg (auf der Altenburg, Kleinkorbetha), Weienfels (im Tzschrnhgel), Querfurt (Freiburg, Burgscheidungen, Kirchscheidungen,
l*
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44__14. Unsere Gegenden zur Zeit Heinrichs Iv.
langten die zahlreicheren Kniglichen das bergewicht. Die Reiter der Besiegten retteten sich durch die Flucht; unter dem niederen Kriegs-Volke begann aber ein schreckliches Blutbad, was nicht erschlagen wurde, fand in den Wellen der Unstrnt sein Grab. An 8000 Sachsen und Thringer sollen an dem Tage ihren Tod gesuudeu haben. Bischof Burchard versuchte zwar, den Widerstand noch lnger aufrecht zu erhalten, aber das Volk verlangte nach Frieden. Der König forderte bedingungslose Unterwerfung. Diese fand statt auf der Ebene zwischen Oberspier und Hohenebra bei Sondershausen. Die Hauptrdelsfhrer, wie den Bischof Burchard, den Erzbischof Wezel von Magdeburg, nahm der Konig gefangen und bergab sie Vertrauens-mnnern; Bischof Burchard sollte nach Bhmen in sichere Verwahrung gebracht werden, entkam aber unterwegs und gelangte auf abeuteuer-liche Weise wieder nach Halberstadt. Dadurch hatte der Aufstand seinen Fhrer wiederbekommen, und bald war ganz Sachsen und Thringen wieder in hellem Aufruhr.
Auch die Tage von Canofsa brachten unseren Landen den Frieden nicht. Die zu Forchheim im Mrz 1077 versammelten Fürsten whlten in Rudolf von Schwaben einen Gegenknig, der sich auer auf den Papst besonders ans unsere schsisch-thringischen Gegenden sttzte. Es brach nun ein Krieg zwischen den beiden Knigen aus, in dem unsere Heimat vielfach den Schauplatz de& Blutvergieens bildete. So zog Heinrich im Januar 1080 ver-wstend durch Thringen; Erfurt ging teilweise in Flammen auf. Bei Flarchheim zwischen Mhlhausen und Langensalza kam es am 27. Januar zur Schlacht, in welcher Rudolf mit den Sachsen und Thringern der Heinrich siegte. Aber eine Entscheidung wurde durch dieses Blutvergieen nicht herbeigefhrt. Im Herbst desselben Jahres-standen sich die feindlichen Heere wieder an der oberen Unstrnt gegen-ber, zum dritten Male seit dem Beginne des Aufstandes; doch kam es hier noch nicht zum Kampfe. Heinrich wich dem zahlreicheren Gegner aus und zog der Erfurt nach Naumburg, wo er Zuzug erwartete.. Die Feinde folgten ihm, und bei Hohenmlsen (unweit Weienfels) kam es zur Schlacht. Wiederum wurde Heinrich Iv. geschlagen; aber alles Blutvergieen war umsonst gewesen, Rudolf von Schwaben war zum Tod verwundet und verlor hier Hand und Leben. Im Dome zu Merseburg wurde er beigesetzt: seine abgehauene Hand zeigt man noch heute vor. Als Heinrich sieben Jahre spter in Merseburg weilte und das schne Grabmal seines einstigen Widersachers sah, soll er gesagt haben: O, da doch alle meine Feinde so herrlich begraben lgen!"
Aber damit war der Krieg noch nicht zu Ende. Heinrichs alter Gegner, Burchard von Halberstadt, kmpfte weiter; auch wurde in Hermann von Ltzelburg ein neuer Gegenknig ausgestellt, der aber wenig Anhang fand. Schlielich ereilte auch den kriegerischen Bischof der Tod. Am Dienstag vor Palmarum 1088 war er mit
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Burchard Burchard Wezel Burchard Canofsa Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Rudolf Rudolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Burchard Hermann_von_Ltzelburg
22. Der Ausbau in den sdlichen Wendengebieten jc.
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Land vielfach der die Grenze der Ertragsfhigkeit hinaus in Anban genommen war und man zur Teilung der Hufen schreiten mute, erst da fanden die Rufe der Fürsten und Herren aus dem Wenden-lande williges Ohr und glubigen Sinn. Nun zogen Tausende frischen Mutes und freudiger Hoffnung voll gen Osten, wo Land in Menge und Freiheit und unabhngiger Sitz auf eigener Scholle ihnen winkte. In harter Rodearbeit daheim hatten sie gelernt, neue Grenzen die Hnge des Urwaldes emporzuziehen und gastlichen Rauch aufsteigen zu lassen im unbewohnten Tal. Der herbe Mut des Aus-Wanderers, ohne die Verzweiflung des verschuldet ins Elend Ge-triebenen, beseelte sie: gern zogen sie von dannen; lockend, wenn auch nicht ohne Zge saurer Mhe, erschien ihnen die Zukunft; sie zweifelten nicht, ein besseres Los zu erringen. Und nicht mit leeren Hnden kamen sie. Wie noch heute der grte Teil der lndlichen Auswanderung sich zusammensetzt aus den tchtigsten und tatkrftigsten und meist auch nicht ganz unbemittelten Personen, denen die Heimat zu enge geworden ist, so war es auch damals. Unternehmungslust, Tatkraft und reiche Erfahrung brachten die Einwanderer mit, und reichlich lohnte ihnen der Boden die aufgewandte Mhe. Meist waren es Thringer, Niedersachsen und Schwaben, die sich hier eine neue Heimat grndeten. Aus der Mischung dieser deutschen Ein-Wanderer mit den unterworfenen Wenden, die nach und nach deutsches Wesen annahmen, ging in diesen Gegenden ein eigenartiges Volkstum hervor, das noch heute vielfach in Volkscharakter, Sprache und Brauch zu beobachten ist.
2. Vesiedelnng des Landes. Die Landesherren, geistliche wie weltliche, griffen hier meist nicht so unmittelbar ein, wie im Norden Erzbischof Wichmann oder Albrecht der Br. Ihre Beteiligung an der Kolonisation vollzog sich wesentlich durch Vermitteluug der Klster und der kleinen ritterlichen Herren, denen Wildland zum Zwecke des Anbaues bertragen wurde. Besonders wirksam erwiesen sich die Klster. Sollte ein ausgedehntes Waldgebiet, ein wstes dland mit Sumpf und Buschwerk fr den Anbau gewonnen werden, so gab es kein besseres Mittel, als dort ein Kloster zu errichten oder die Gegend einem Kloster zu berweisen. Erstaunlich waren die Erfolge der Mnche, namentlich der grauen Cisterzienser; aus Sumpf und Wildnis schufen sie lachende Auen, Fruchtgefilde und wohlgepflegte Grten. Sie trugen Lebensbehagen in die unwirt-baren Oden, und ihre Hfe wurden bewunderte und nachgeahmte Musterwirtschaften.
In noch grerem Umfange haben aber abgesehen natrlich von den Kolonisten, den Bauern, selbst die kleinen ritterlichen Grundherren sich um die Kolonisierung des Landes verdient gemacht. Schon beim Vordringen der Deutschen in diese Gebiete war den Rittern fr ihre dem Landesherrn geleisteten Dienste der grte Teil
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30. Die Einfhrung der Reformation in der Provinz Sachsen. 87
ivalter von Kirchengut; Ansehen gab dem Administrator eigentlich nur seine angeborene Frstenwrde. In Magdeburg regierte von 15661598 Joachim Friedrich, ein brandenburgischer Prinz; als dieser sich 1570 vermhlte, forderte der Papst vom Kaiser die Ab-setzung des Administrators und erkannte ihn hinfort nicht mehr als Haupt des Erzstists an; alle Reichsschreiben ergingen auch, als ob die Stelle erledigt wre (Sedisvakanz), nicht an den Administrator, sondern an das Domkapitel als die hchste Landesbehrde. Damals bewhrte sich die evangelische Treue des Domkapitels und der Land-stnde zu ihrem Fürsten, und die Gefahr, da die Existenz des evangelischen Erzstists erschttert wrde, ging vorber.
Auch in Stadt und Stift Halberstadt, das ja auch dem Erzbischof Albrecht unterstand, hatte die Reformation mit groen Schwierigkeiten zu kmpfen. Schon 1521 hatte in Halberstadt der Propst des Augustinerklosters Weidensee mit zwei Kaplnen evangelisch gepredigt, bis sie 1523 ausgewiesen wurden. Der Domprediger Hammenstedt, der ebenfalls evangelisch gepredigt hatte, floh nach Magdeburg, während der Brgermeister Schreiber, auch ein Freund Luthers, bei seiner Flucht nach Wernigerode gefangen genommen wurde; er kam gegen eine Bue von 1000 Gulden frei, mute aber mich Halberstadt verlassen. Doch der Widerstand des Erzbischoss war vergeblich, in Stadt und Land brach die Reformation siegreich durch. In Aschersleben dankte der katholische Pfarrer 1527 ab, um einem evangelischen Platz zu macheu. Ermsleben und Osterwick bekamen 1535 evangelische Prediger, Croppenstedt 1538. Schlielich erkannte auch der Erzbischof, da die Bewegung nicht mehr aufzuhalten sei, und auf einem Landtage zu Kalbe 1539 erkannte er dem Stift Halberstadt Religionsfreiheit gegen bernahme von 200000 Gulden Schulden des Erzbischoss zu, nur die Stifter und Klster sollten frei -sein. Nach Stadtgrningen kam 1544 und nach Wegeleben 1545 ein evangelischer Prediger. Um diese Zeit war die Reformation im ganzen Stift durchgedrungen, wenn auch hier und da erst spter-evangelische Geistliche eingesetzt wurden, so in Kchstedt 1556 und in Schwanebeck 1559.
5. Im Mansfeldischen, in der Heimat Luthers, wurde die evangelische Lehre frh eingefhrt. Die Grafen von Mansfeld waren Freunde Luthers, und schon 1523 wurde in Mansfeld evangelisch -gepredigt. Eisleben nahm 1525 die Lehre Luthers an, und in den umliegenden kleinen Stdten und Drfern finden sich 1526 evangelische Prediger. Einen besonderen Einflu auf die Gestaltung des evangelischen Gemeindelebens gewann hier der Superintendent Erasmus Sarcerius in Eisleben, der 1555 eine Kirchenvisitation veranstaltete And dazu eine Visitationsordnung erlie, die noch heute einen wert-vollen Beitrag zur Kenntnis der damaligen sittlichen und kirchlichen Zustnde unseres Volkes bildet.
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Hammenstedt Erasmus_Sarcerius
40. Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. 125
Speisewirtschaften und feineren Gasthfe ein; der 1696 in Halle von einem Pflzer begrndete Gasthof Zum Kronprinzen" und die 1712 von dem Franzosen Jean Michel daselbst begrndete Preuische Krone" waren lange die ersten Anstalten dieser Art. Die Ein-toanderer fingen an, in modischen Magazinen und Lden zu verkaufen, wie man es bisher nicht gewohnt war; ihre Kche und Zuckerbcker, ihre Uhrmacher, ihre Tapeziere, Friseure, Bildhauer und Knstler waren etwas ganz anderes, als die bisher im Lande ttigen. Fr die bereits vorhandene Textilindustrie brachten sie neue Sthle, bessere Farben, bessere Zubereitung, neue Stoffe mit; sie riefen Hilfsgewerbe ins Leben, die bisher gefehlt hatten, wie z. B. eine groe Fabrik von schwarzer, fr die Wollgewebe ntiger Seife. Von anderen Industrien, welche spter im Lande aufblhten, gehen die Hutfabriken, Handschuhfabriken, die Wei- und Sammetfell- sowie die Lohgerbereien auf franzsische Einwanderer zurck. Wie sie neue technische Methoden einfhrten, so brachten sie auch neue Unternehmungsformen: sie waren die ersten kapitalistischen Unternehmer, die den kleinen Meister beschftigten oder in groen Etablissements arbeiten lieen. Die Verbindung des Handwerkers und Industriellen mit dem kaufmnnischen Kredit wurde durch sie eingefhrt; sie grndeten erst in Berlin, dann in Halle und andern Orten die konzessionierten Bureaux d'adresses, die als Sparbanken, als Arbeitsnachweisebnreaux, als Pfandleih- und Kreditanstalten dienten.
2. Erwerbungen. Im Jahre 1697 erwarb Friedrich I. von dem Kurfrsten Friedrich August (dem Starken) von Sachsen die Schutzvogtei der das Stift Quedlinburg fr 240000 Taler und besetzte am 30. Januar 1698 gegen den Protest der btissin Anna Dorothea die Stadt Quedlinburg mit zwei Kompanien Infanterie. In demselben Jahre erwarb er von Friedrich August das Schultheienamt der Nordhausen fr 13000 Taler. Der Rat der Stadt war aber mit diesem Wechsel nicht zufrieden, zumal der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, 1703 preuisches Militr als Besatzung in die Stadt legte. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige wieder abzukaufen; nach langen Verhandlungen trat endlich Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen eine Entschdigung von 50000 Talern wieder an den Rat ab. Seit dieser Zeit war Nordhausen in Wahrheit eine freie Reichsstadt. Im Jahre 1699 verleibte Friedrich I. auch die Grafschaft Hohenstein wieder seinen Staaten ein, indem er dem Grafen von Sayn-Wittgenstein 100000 Taler bar auszahlte und noch eine auf den Gtern der Grafschaft ruhende Schuldenlast von 300000 Talern bernahm (f. S. 121). Zu den Landerwerbungen gehrt auch noch die Trockenlegung des Gaterslebenschen Sees bei Aschersleben, die er 1703 begann, wodurch etwa 5000 Morgen fruchtbares Ackerland gewonnen wurde.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Sachsen Quedlinburg Nordhausen Nordhausen Nordhausen Sayn-Wittgenstein Aschersleben
31. Der Bauernkrieg.
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zu trennen vermochten, so blieben manche alten Bruche noch lange bestehen; man feierte z. B. noch viele Feste und Aposteltage, hielt Vespern und Messen, sang vieles lateinisch, und beim Abend-mahl waren weigekleidete Meknaben behilflich. Die jetzt bestehende Form des Gottesdienstes hat sich hier wie auch anderswo erst im Laufe der Zeit herausgebildet.
10. Auf dem Eichsfelde konnte die Reformation keine Wurzel fassen. Diese Gegend gehrte seit dem elften Jahrhundert zum Erz-bistum Mainz. Der Erzbischof Daniel, der zur Zeit der Kirchen-erneuerung hier regierte, wute dem Eindringen der neuen Lehre erfolgreichen Widerstand entgegen zu setzen. Bis heute ist auch die katholische Kirche hier vorherrschend geblieben, und es finden sich dort nur sehr wenig evangelische Gemeinden.
31. Der Kauernkrieg.
1. Lage der Bauern. Im 11. und 12. Jahrhundert war der Bauernstand in die Hhe gekommen und hatte im 13. und 14. Jahrhundert seine Bltezeit gehabt. Freilich Abgaben und Dienste aller Art waren immer noch zu leisten; aber sie drckten ihn nicht sonderlich. Zum grten Teil stammten diese noch aus dem 9. und 10. Jahrhundert und waren nicht gewachsen, während der Bodenwert und der Bodenertrag auerordentlich gestiegen waren. Dabei hatte sich der Bauer recht gut gestanden und war zu behbigem Wohlstand ge-kommen, während der Grundherr, der Ritter, bei seiner gesteigerten Lebenshaltung mehr und mehr in eine miliche Lage geriet. Daher tritt seit dem Anfange des 15. Jahrhunderts bei ihnen das Bestreben hervor, von den Bauern mehr herauszuholen und sie persnlich herabzudrcken, womglich sie wieder in eine grere Ab-hngigkeit zu bringen. Derselben Gefahr waren auch die Bauern ausgesetzt, die an geistliche Stifter und Klster zinsten; denn auch dem kirchlichen Grundherrn war eine Erhhung der Einnahmen sehr erwnscht. Begnstigt wurde dieses Streben der Grundherrn durch das damals aufkommende rmische Recht, das die rmischen Verhltnisse auf die ganz anders gearteten deutschen anwenden wollte und namentlich die bindende Kraft des Herkommens und des Gewohnheitsrechts ganz auer acht lie. Der selbstbewute und an eine gewisse Selbstndigkeit gewhnte Bauer sah sich nun in seinem Fortkommen bedroht und fhlte sich rechtlos, es kam ihm der Gegensatz zwischen arm und reich, zwischen hoch und niedrig zum Bewutsein. Zwischen den Reichen und den Armen ist ein alter Ha gewesen," sagt schon die Magdeburger Schppenchronik gelegentlich eines Aufstandes von 1402. Bei dem Landesherrn fanden die Bauern keinen Schutz, da erhoben sie sich
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41. Unsere Provinz im siebenjhrigen Kriege.
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1688 nur wenig der 5000 Einwohner. Aber erst als Friedrich I. den Fürsten Leopold von Dessau zum Gouverneur der Magdeburg gesetzt hatte, ging die Entwicklung der Stadt schneller von statten. Der Fürst verstand es, die Stadt uerlich zu vergrern mtb Handel und Gewerbe darin zu heben. Er vollendete die von dem Groen Kurfrsten begonnenen Festungswerke und baute auch das Innere der Stadt aus. Er legte die schne Strae des Frstenwallk an, verbreiterte andere Straen und lie sie pflastern. Auch gab er zu Huserbauten Anregung und untersttzte dabei, soviel er konnte. Daher hob sich auch die Einwohnerzahl schnell, schon 1722 war sie auf 12000 gestiegen, 1740 auf 18000 und 1756 auf 25000.
5, Besatzungen. Die Vorliebe des Knigs fr Soldaten machten sich auch bei uns bemerkbar. Im Jahre 1713 legte er eins der 5 neuerrichteten Jnfanterieregimenter, das 21. nach der alten Zhlung, nach Halberstadt. Spter, nach dem siebenjhrigen Kriege, kam dann ein Teil davon nach Quedlinburg. Die Kantons oder Bezirke, in denen die Aushebungen fr das Regiment erfolgte, waren die Herrschaft Derenburg nebst den Stdten Halberstadt, Groningen, Wegeleben, Ellrich, Bleicherode, Sachsa, Benneckenstein, Quedlinburg und Wernigerode. Im Jahre 1807 wurde das Regiment aufgelst. 1722 kam ein Reiterregiment nach Aschersleben.
41. Unsere Provinz im siebenjhrigen Kriege.
1. Die Altmark blieb von den Kriegsnten fast unberhrt. Nur einmal, in dem fr Friedrich den Groen so schweren Jahre 1757, drangen die Franzosen von Westen her ein und besetzten Gardelegen, wurden aber von der patriotischen Bevlkerung vertrieben, doch kehrten sie bald mit einer strkeren Abteilung zurck und legten der Stadt wie auch den umliegenden Drfern Kontribution und Natural-lieferungen auf. Durch das siegreiche Vordringen des Knigs wurden sie aber bald wieder zum Abzge gentigt, und im weiteren Verlaufe des Krieges hat kein feindlicher Fu die Altmark wieder betreten.
2. Das Herzogtum Magdeburg hatte ebenfalls unmittelbar nicht viel zu leiden unter dem Kriege; wie aber die Not der Zeit sich auch hier fhlbar machte, geht daraus hervor, da die Einwohner-zahl des Landes zu Anfang des Krieges 223000, 1763 dagegen nur 206000 betrug. Die Stadt Magdeburg selbst war während des Krieges das Hauptbollwerk des preuischen Staates und die Zufluchts-statte fr die knigliche Familie. Als 1757 der sterreichische General Haddick Berlin bedrohte, floh am 28. Oktober die Knigin mit dem Hof nach Magdeburg und blieb hier bis zum 4. Januar 1758. Zum zweitenmal war der Hof hier in dem Unglcksjahr 1759 vom August
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Friedrich