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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 55

1906 - Leipzig : Dürr
Vorgeschichte des brandenburgisch-preuischen Staates von 11341640 55 30 jhrigen Kriege zu erkennen. Johann Cicero war der erste der hohen-zollernschen Kurfrsten, der sich heimisch in der Mark fhlte und sich in-folgedessen den friedlichen Arbeiten der Staatsverwaltung widmete. Seitdem Albrecht Achilles durch das nach ihm genannte Hausgesetz das Kur-srstentnm vor Zerstcklung gerettet hatte, konnte sein Sohn nebst seinen Nachfolgern die Ordnung der Verwaltung beginnen, soweit das unter den stndischen Vorrechten berhaupt mglich war. Naturgem trachtete Johann Cicero nach einer Hebung der Einnahmen; denn nur mit Geld-Mitteln konnte dem Staate geholfen werden. Die Domnen, vor allem aber die wiedereingefhrte unmittelbare Vermgenssteuer der Bede und die mittelbare Steuer der Bierziese wie auch das vom Kurfrsten beanspruchte Zollregal muten neue Einnahmen liefern. Joachim I. brachte die jhr-liehen Einknfte auf 80000 Goldgulden (ca. 560000 Mk.); er hat auch die stdtische Verwaltung geordnet und Einheit in die Mannigfaltigkeit t)er stdtischen Verwaltungsformen geschaffen (zwei Brgermeister, sechs Ratsherren, Befestigung der Städte, Bewaffnung der Brger). Unter Joachim Ii. ist die von Johann angebahnte Finanzverwaltung wieder ver-fallen. Seine glnzende Hofhaltung und Verschwendungssucht brachten den Staat in Schulden, deren Bezahlung die Stnde des Landes nach langer Weigerung erst bernahmen, als ihnen vom Kurfrsten Zugestndnisse ge-macht wurden, unter denen am wichtigsten fr die Zukunft das Recht der eigenen Verwaltung der neuaufgelegten Steuern wurde. Die Beseitigung dieser Zersplitterung der Finanzverwaltung durch die stndischen Kassen ist dem Groen Kurfrsten besonders schwer geworden. Johann Georg mute den Gutsherren und Magistraten Zugestndnisse machen, um sie zu neuen Steuern heranzuziehen, mit denen er die Schulden seines Vaters tilgen wollte. Einen groen Fortschritt in der Verwaltung fhrte Joachim Friedrich durch die Schpfung des Geheimen Rats herbei, der zum Mittel-Punkt der gesamten Landesverwaltung wurde, eine Art Ministerium, das die Oberaufsicht der Finanzen, Handel und Gewerbe und das Kriegswesen führen sollte. d) Die Hebuug des materiellen Wohlstandes und der Aufschwung des wirtschaftlichen Lebens sind ebenfalls ein Be-weis von dem Aufblhen der Mark unter den Hohenzollern bis zum Dreiigjhrigen Kriege. Mit sachkundigem Blicke haben die Kurfrsten Gewerbe und Handel und besonders diejenigen gewerblichen Erwerbszweige in ihrem Staate gefrdert, die den Wohlstand heben konnten (Tuchindustrie, Eisenwerke, Kupferhmmer, Papiermhlen). Durch hohe Besteuerung aus-lndischer Erzeugnisse wurde das einheimische Gewerbe wesentlich untersttzt. Die Einfhrung gleicher Mae und Gewichte durch Joachim I. war dem Aufschwung des Handels besonders frderlich, wie auch die Herstellung

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 81

1906 - Leipzig : Dürr
Geschichte des brandenburgisch-preuischen Mittelstaates von 16481740 81 nnb Pflicht hielten, die Krfte der Brger heranzuziehen zur Erhaltung des Staates und selbst mit Zwangsmitteln Abgaben von ihren Untertanen zu forbern. Der Groe Kurfürst und Friedrich Wilhelm I. suchten die klar erkannten Ziele ihrer Politik auch baburch zu erreichen, ba sie ihre Untertanen steuerkrftig machten. Die als notwenbig erkannten Aus-gaben wuten sie sich zu beschaffen, inbem sie die erforberlichen Einnahmen erreichten. Inbem sie berblickten, was der Staat fr seine bevorzugte Stellung in der Welt, fr seine rechtlichen Orbnungen und seine Kulturaufgaben brauche, muten sie oft mit den grten Schwierigkeiten auch die Gelbmittel dazu aus ihrem Volke zusammenbringen. So ver--traten sie den richtigen Stanbpunkt der Finanzverwaltung, ba im Staate sich die Einnahmen nach den Ausgaben richten mssen und nicht umgekehrt. Am schwersten ist es dem Groen Kurfrsten geworben, sich die Einnahmen zu verschaffen, bereu er fr feine Ziele beburfte. Wie er der Schpfer des preuischen Heeres geworben ist und seinen Nachfolgern Plan und Weg der Weiterarbeit berlie, so hat er auch die einheitliche Finanzwirtschaft in Preußen angebahnt, auch auf biesem Gebiete ein Vorlufer Friedrich Wilhelms I. Die Unter-Haltung des siehenben Heeres ntigte ihn zur wieberholten Besteuerung seiner Untertanen; benn die Hilfsgelber, die ihm von seinen Verbnbeten -gezahlt wrben, reichten nicht aus und bahin wenigstens ging das Streben des Monarchen muten ganz entbehrt werben knnen, weil sie ihn in der Freiheit seiner Politik beeinfluten; die alten sprlichen Gelbquellen aber waren nicht ausreichend Es ist bekannt, welche Schwierigkeiten die Stube in Branbenburg, Kleve und namentlich in Preußen dem Kurfrsten bereiteten, als er sie zum Steuerzahlen zwingen wollte. Die bliche unmittelbare Kopf- und Grunbsteuer, die Kontribution", die immer von neuem mit Bewilligung der Stnbe erhoben werben mute, war eine groe Last sr die Brger und Bauern. Die Einknfte aus den Domnen, den Kammergtern, waren bei der bamaligen Art der Gterverwaltung nur gering. So ging des Groen Kurfrsten Streben auf eine Steuerreform, auf eine Vergrerung der Staatseinnahmen. Die Einrichtungen, die er traf, finb wieber nur Anfnge; aber sie finb Don der grten Bebeuwng gewesen und haben seinen Nachfolgern die Wege gewiesen und geebnet. Die unmittelbaren Einnahmen sollten erhht werben a) durch Umgestaltung der Domnenverwaltung. Es ivurbe ein Versuch dazu gemacht durch Vermittlung zwischen der bis bahin blichen Staatsverwaltung und der spter allgemein burchgeshrten Verpachtung der Domnen. So wrben die Beamten zum Teil an dem Gebeihen der Kammergter selbst beteiligt; aus dieser Verwaltung^ auffmann, Berndt nnb Tomujchat, Geschichtsbetrachtungen. Ii. 6

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 84

1906 - Leipzig : Dürr
84 Das Zeitalter des Absolutismus standen gleichsam zwei Finanzministerien nebeneinander; zu ihrer ber-wachung richtete der König schon 1714 die Generalrechenkammer ein, jene wichtige Behrde, die die Blte des preuischen Finanzwesens mit herbeifhren sollte. Doch auch diese Einrichtungen bestanden nur bis zum Jahre 1728, als Friedrich Wilhelm I. die grte Reform in der Staatsverwaltung herbeifhrte. Die Zweiteilung brachte Unzutrglichkeiten und Prozesse mancher Art mit sich, und der Streit zwischen den beiden Behrden hrte nicht auf. So fate er sie denn in eine oberste Behrde, das General-Ober-Kriegs-, Finanz- und Domnendirektorium, zusammen. Weiterhin wird eine regelmige Aufstellung des Haushalts von ihm gefordert. Die Entwrfe dazu haben die Provinzialbehrden im Mrz dem Generaldirektorium ein-zureichen, das sie unter Mitwirkung der Generalrechenkammer durchsieht und den einzelnen der fnf Minister vorlegt, die fr den Haushalt ihres Amtsbereiches verantwortlich sind. Prfung und Besttigung liegen in der Hand des Knigs. c) Um die Steuerkraft ihres Landes zu erhhen, haben die Mon-archen des brandenbnrgisch-preuischen Staates die Kolonisation, sowohl die innere wie die uere, gefrdert. Es gengt hier ein Hinweis auf die innere Besiedlung, die ein dringendes Bedrfnis fr die entvlkerten Gaue der Mark Brandenburg und der Provinz Preußen waren (Einwanderung aus den Niederlanden, aus Schlesien nach dem Dreiigjhrigen Kriege; Einwanderung der Huge-notten nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685; Einwanderung der Salzburger unter Friedrich Wilhelm I.; gnstige Bedingungen der Einwanderung; als segensreiche Folgen Hebung der Landwirtschaft und des Gewerbes). Viel bemerkenswerter und fr die Gegenwart interessanter, weil sie nahe berhrend, sind die Plne berseeischer Kolonialgrndungen. Wenn wir in unseren Tagen die Mierfolge und die ungeheuren Verluste, die wir durch den Krieg in Deutsch-Sdwestafrika in der Entwicklung unserer Kolonie erleiden, tief beklagen, wenn wir berblicken, mit welchen Schwierig-feiten und Opfern unsere brigen Kolonien gegrndet worden sind und noch erhalten werden, so bewundern wir die Khnheit und den Unternehmungsgeist des Groen Kurfrsten mit Recht, der unter den damaligen schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhltnissen seines Staates seinen Blick in ferne Erdteile schweifen lie und Mhe und Kosten nicht scheute, mit den geringen Mitteln, der die er verfgte, berseeische Kolonien zu grnden. Wie kam der Groe Kurfürst zu diesem Unternehmen, warum hatte es keinen Bestand und welche Bedeutung hat es fr die Entwickelung des Staates gehabt?

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 177

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 177 so da es wie ein gewaltiger Schrei hinaushallte nach Freiheit im geistigen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben. Weh denen, die dem ewig Blinden Des Lichtes Himmelsfackel leihn. Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur znden Und schert Stdt' und Lnder ein." 2. Die materiellen Ursachen der franzsischen Revolution. a) Die schlechte Regierung. Schon die fortwhrenden Kriege und die wahnsinnige Verschwendung und Baulust L u d w i g s Xiv. hatten den franzsischen Staat an den Rand des Abgrunds gebracht. Whrend 200 000300000 Menschen alljhrlich aus Mangel an Nahrung zugrunde gingen, verwandte der König auf den Bau eines Prunkschlosses 88 Millionen. So hinterlie er seinem Nachfolger eine leere Kasse, eine Staatsschuld von der 2 Milliarden Livres und ein stets wachsendes Defizit. Auch Philipp von Orleans, der fr den unmndigen Ludwig Xv. die Regentschaft fhrte (17151723), war, wie in jener ppig-leichtfertigen Zeit natrlich, ein sittenloser und verschwenderischer Mensch, der durch gewagte Finanzgeschfte schlielich einen Staatsbankerott herbeifhrte. Der Schotte John Law*) wollte ihm behilflich sein, den zerrtteten Staats-haushalt zu ordnen. Er grndete zu diesem Zwecke die knigliche Bank und eine Aktiengesellschaft fr die Kolonien, die Compagnie des Indes. Aus den Geldern der indischen Kompagnie gewhrte Law dem Staate einen Vorschu von 1500 Millionen zu 3/0; hatte der Staat bisher jhrlich 80 Millionen Zinsen bezahlt, so waren jetzt nur 45 Millionen ntig; mithin ersparte er 35 Millionen. Mit diesen 1500 Millionen wurden nun die Staatsglubiger bezahlt. So flo das Aktienkapital aus der Kasse der Compagnie des Indes durch die Staatskasse in die Taschen der Staatsglubiger. Woher aber kam dies Kapital berhaupt und wo blieb es nach seiner Auszahlung? Dieselbe Summe, die den Staats-glubigem vom Staate zurckgezahlt wurde, zahlten sie gleichzeitig an die Compagnie des Indes wieder ein, indem sie deren Aktien (300000 Stck M je 5000 Livres = 1500 Millionen) kauften. Es war also in Wahr-heit nur ein Umtausch der Staatsschuldscheine in Kolonialaktien. Diesem seinem neuen Schuldner berwies der Staat den grten Teil seiner Ein-knfte, und es war sehr wohl mglich, da die Gesellschaft mit Hilfe dieses Gewinnes und der zu erwartenden berseeischen Geschfte ihren Teilhabern grere Gewinnanteile zahlen konnte, als sie bisher erhalten hatten. Gleich- *) Nach Maier, Soziale Bewegungen, S. 84 ff. Kauffmann. Berndt und Tomuschat, Geschichtsbetrachtungen. Ii. 12

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 178

1906 - Leipzig : Dürr
178 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons zeitig mit diesen Manahmen ging die Einziehung des Metallgeldes zu-gunsten der Assignaten vor sich. Anfangs ging das Geschft glnzend; die Aktien stiegen bis auf den vierzigfachen Nennwert; die Spekulationswut ergriff alle Stnde. Alles Geld wurde zu der Kasse der Kompagnie getragen; ihre Billets wurden den Staatskassenscheinen gleichgesetzt. Geld fehlte bald ganz; man sah nur noch Papiere. Law, trunken von seinen Erfolgen, vermehrte die Zahl der Aktien ins Unsinnige, so da 1719 ihr Wert das 24 fache des in Frankreich berhaupt vorhandenen Goldvorrates betrug. So war fr das um-laufende Papiergeld keine Deckung da. Als nun die Gewinnanteile der Aktien ausblieben, allmhlich immer mehr zur Einlsung eingereicht wurden, aber wegen Mangels an barem Gelde nicht eingelst werden konnten, da brach das luftige Kartenhaus zusammen: die Aktien, die man eben noch mit 20 000 Stores bezahlte, wurden mit einem Louisdor verkauft, die Banknoten zum zehnten Teil ihres Nennwertes. Tausende verloren ihr Hab und Gut, und nur der Staat hatte den Vorteil, da er einen Teil seiner Schulden in wertlosen Banknoten zum Schaden seiner Brger bezahlt hatte. Das Verhngnisvolle war eben die falsche Auffassung des Kredits: auch der Staat hat nur so lange Kredit, als er Deckung in Metall- oder anderen Werten fr seine Anleihen hat. Wird ein Staats-schuldschein nicht sofort bei Sicht eingelst, so ist bei dem selbstschtigen und gleichgltigen Aktionr sofort das Vertrauen geschwunden; die Papiere werden in Massen auf den Markt geworfen, und der Staatsbankerott ist da. Es ist erklrlich, da diese Geldwirtschaft groe und weite Erbitterung erregte. Als dann die lange Regierung Ludwigs Xv. (17151774) die Finanzkrfte aufs unerhrteste anspannte, als dieser wrdelose Monarch mit seinen Maitressen (Pompadour, Dubarry), seinen Hofleuten in Glanz, Prunk und Unsittlichkeit unglaubliche Summen vergeudetes) als rhm-lose Kriege (Frankreichs Teilnahme am 7 jhrigen Kriege; der Verlust seines amerikanischen Kolonialbesitzes) ihm viele Kosten machten und sein Ansehen nach auen hin nur verringerten, da schwand der Strahlenkranz der kniglichen Krone, da machte die Knigstreue, die zu dem Eoi Soleil auch in den schlimmsten Tagen treu gehalten hatte, verbitterter Knigsverachtung Platz. Es ist das tragische Geschick Ludwigs Xvi. geworden, da er, wenngleich gutmtig und wohlwollend, aber ohne Willenskraft und *) Des Knigs Haushalt zhlte ungefhr 15000 Personen, die 4045 Millionen jhrlich verschlangen, d. i. den 10. Teil des Staatseinkommens! Im Jahre 1774 hatte der Haushalt des Knigs die Hhe von 42 471000 Livres erreicht, d. i. den 7. Teil der jhrlichen Staatseinnahme.

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 179

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 179 Bestndigkeit, den Erwartungen, die das Volk auf ihn setzte, nicht gerecht werden konnte, da trotz aller Anstze zu Reformen (Turgot plante eine Verwaltungsreform mit der Richtung auf Selbstverwaltung, eine Wirt-schastsreform in physiokratischem Sinne) der König seine Ratgeber Turgot und Necker gegenber den Rnken der hochmtigen und erst im Unglck gereiften Knigin Marie Antoinette und der Hofleute nicht zu halten im-stnde war. Der Hof wollte von langweiliger Sparsamkeit nichts wissen; die Ausgaben berstiegen um viele Millionen die Einnahmen. Als schlie-lich die Not auf ihrem Hhepunkt war, alle Mittel erschpft waren, als die von Calonne berufene Notabelnversammlung (1787) sich ihrer Vorrechte zu begeben weigerte, da blieb dem neu berufenen Minister Necker in dem allgemeinen Chaos nur die Berufung der Reichsstnde noch brig, die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren. Was dieser Schritt bei der furchtbaren, malosen Erregung des Volkes bedeutete, sollte nur zu bald klar werden. b) Die wirtschaftliche Notlage. Diese groe Erregung und Verbitterung hatte ihren Hauptgrund in der elenden wirtschaftlichen Lage, in der sich der weitaus grere Teil des franzsischen Volkes befand. Die Verschwendungssucht des Knigs, die groen, verlustreichen Kriege hatten den Staat fast ruiniert. Noch immer bestand das unheilvolle System der Steuerverpachtung (vgl. Bd. Ii, 46, S. 21), das so manchen armen Bauern an den Bettelstab brachte. Das schlimmste und erbitterndste aber war doch die schlechte Einkommen- und Lastenverteilung. Der Adel und die hohe Geistlichkeit, in deren Hnden beinah die Hlfte des Landes war belief sich doch zu Anfang der Revolution das liegende Besitztum der toten Hand auf fast 4 Milliarden Frank! , waren steuerfrei; nur freiwillige Ge-schenke" wurden ihnen zeitweise auferlegt. Im Besitze kniglicher Pen-sionen und Pfrnden fhrten sie ein ppiges, sittenloses Leben, ohne auch nur einen Gedanken daran, da hohe gesellschaftliche Stellung auch hohe sittliche Pflichten auferlegt. Brger und Bauern allein waren die Trger der wesentlichsten unmittelbaren Steuer, der Taille. Ebenso waren die mittelbaren Steuern so eingerichtet, da sie vornehmlich die erwerbenden Stnde belasteten; die Salzsteuer wirkte wie eine Kopfsteuer namentlich auf die rmeren, zumal sie mit dem Zwang verbunden war, jhrlich eine bestimmte Menge Salz zu kaufen. Die Weinsteuer war so drckend, da viele Bauern auf den Weinbau berhaupt verzichteten und die Reben aus dem Boden rissen. Die hohen Zlle und alle die auf knstliche Frderung des Gewerbes abzielenden Manahmen erschwerten lohnenden Getreidebau. Auer dem Staate forderten aber noch Gutsherr und Kirche Abgaben; es ist berechnet worden, da die Hlfte des Ertrages einer Bauernwirt-schaft an den Staat, ein Siebentel an den Gutsherrn, ein Siebentel an die 12*

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 194

1906 - Leipzig : Dürr
194 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons Dienern (die Prfekten bekamen 1224 000 Frks. jhrlich, jeder Staats-rat 25 000, die Prsidenten 35000 Frks.). Der erste Konsul zeigte aber auch ein bewundernswrdiges Verstndnis fr alle Zweige des ffentlichen Lebens. Es gibt kaum ein Gebiet der gesamten nationalen Lebensttig-keit, in das Napoleon nicht ordnend und bessernd eingriff. Eine erstaunens-werte Arbeitskraft entwickelte er in der kurzen Zeit des Friedens, und es gelang ihm, in unermdlicher Arbeit nach kurzer Zeit den franzsischen Staat finanziell, wirtschaftlich und geistig zu heben. Es ist nicht mglich, in diesem engen Rahmen seine groartige Regierungs- und Verwaltungs-ttigkeit erschpfend zu schildern; einige Beispiele mgen gengen, seine eigenartigen, durchaus modernen und praktischen Gedanken und die von ihm ausgehenden Anregungen zu kennzeichnen. Die Steuerreform der Konsulatsregierung von 1799 brachte schnell eine Besserung der Finanzlage des Staates hervor. Mit dem neuen Glauben an die Staatsgewalt wurden der Staatskasse Darlehen zugefhrt, so da sich die Finanzen schnell besserten (Grndung der Bank von Frankreich). Die Ordnung des Mnzwesens (1803) vollendete die Finanzreform. Die neuen vorgeschlagenen Gesetze wurden infolgedessen vom Tribunat und vom gesetzgebenden Krper ohne nderung angenommen. So auch das neue Wehrgesetz (Mrz 1800), auf dem die Heeresreform beruhte. Es lt ebenso den praktischen Blick, die der Wirklichkeit Rechnung tragende Auffassung Napoleons, wie seine nchterne und richtige Beurteilung der Menschen erkennen. Die allgemeine Wehrpflicht wird eingefhrt, doch mit der Einschrnkung, da die Ausgehobenen, die nicht imstande sein sollten, die Strapazen des Krieges zu ertragen, sowie die, von denen anerkannt werden wird, da sie durch Verbleiben bei ihren Arbeiten oder ihrem Studium dem Staate ntzlicher sein werden, als im Heerdienste, sich durch einen Ersatzmann vertreten lassen knnen." Napoleon rechnete im Gegensatze zu den Schwarmgeistern der Revolution mit der Selbstsucht der menschlichen Natur, die die meisten Männer abhlt, sich nach unbezahlten Ehrenmtern oder nach dem persnlichen Waffendienst zu drngen. Im Interesse der Selbsterhaltung mu der Staat seine Untertanen zur Arbeit und zur Heerespflicht zwingen. Das Recht der Stellvertretung im Heeresdienst war eine politische Tat allerersten Ranges; die besitzende und gebildete Klasse ward dadurch von einem wahren Alp-druck befreit; der Verwaltung aber, die in jedem Fall das Recht auf Stell-Vertretung versagte oder verlieh, wuchs eine neue Quelle ungeheuren Einflusses auf die Bevlkerung zu." x) J) In der Verordnung der die Ergnzung des Landheeres heit es (Art. 4): Die Unterprfekten entscheiden nach Anhrung des Maires, ob ein Dienstpflichtiger

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 11

1906 - Leipzig : Dürr
Frankreich im Zeitalter des Absolutismus 11 beraus interessant sind die von Ranke mitgeteilten Berichte der venetianischen Gesandten, die von Ausgang des 15. bis zum Ende des 16. Jahrhunderts reichen. Die Könige und das Hofleben, Minister und Generale, Liebesabenteuer und diplomatische Rnke, alles wird von den aufmerksamen Beobachtern getreulich geschildert. Sehr wert-voll z. B. sind die Berichte der die Bartholomusnacht mit allen ihren Schrecken (von Micheli Cavalli). Die kaufmnnisch geschulten Gesandten haben natrlich das grte Interesse an den franzsischen Finanzen. Fast jede Gesandtschaft berechnet die Einknfte des franzsischen Staates. 1502 werden sie auf 21/2 Millionen Franks, 1518 auf l1^ Millionen, 1572 auf 15 Millionen Franks geschtzt, während die Schulden des Staates 75 Millionen Franks betragen. Der stetige Fortgang der franzsischen Industrie wird hervorgehoben. Auch Ratschlge an die Professoren der Universitt Padua, es im Flei den Parisern gleichzutun und knftighin mehr als 15 Vorlesungen jhrlich zu halten, fehlen nicht. Unter den zahlreichen Quellenwerken fr die Zeit Ludwigs Xiv. beanspruchen zwei den ersten Rang, die Memoiren des Herzogs von St. Simon und die Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans. Das erstere Werk, die Zeit von 1692 1742 umfassend, wird von den Franzosen den Schriften des Tacitus gleichgeachtet. Ranke urteilt der den Verfasser: Persnliche Sympathie und Antipathie beherrschen meistens seine Anschauungen. Jene Tendenz und steigernde Klatschsucht, das um nackte Wahrheit wenig bekmmerte Talent der Erzhlung, verbunden mit persnlicher Abneigung oder Vor-liebe, die aus der Parteistellung entspringen, und falsche Informationen der das Tatschliche bringen bei ihm groe Verunstaltung der Geschichts-Wahrheit hervor. Was flchtig von Mund zu Mund geht und wieder vergessen wird, zeichnet St. Simon auf, nicht etwa unparteiisch, lobend und tadelnd, sondern als ein volles und echtes Mitglied der Hofgesell-schast, bald als eifriger Anhnger, bald als heftiger Feind." Eigen-artig und erfrischend sind die Briefe Elisabeth Charlottes. Die Tochter des Kurfrsten Karl Ludwig von der Pfalz, sehr gegen ihren Willen mit dem Bruder Ludwigs Xiv. vermhlt, blieb in all dem bunten Treiben des Hofes zu Versailles durchaus rein und deutsch. Alles, was sie beobachtet, was sie erfreut und qult, teilt sie drastisch und naiv ihrer mtterlichen Freundin, der Kurfrstin Sophie von Hannover, mit. Wir werden hineinversetzt in die schwierige Stellung des urwchsigen Kindes der Pfalz am galanten und eleganten franzsischen Hofe; wir er-leben den herzbrechenden Jammer mit, den die Raubpolitik Ludwigs Xiv., namentlich die Verwstung der geliebten Pfalz ihr verursacht; wir teilen ihre heftige Feindschaft gegen die Frau von Maintenon, von deren Tod

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 22

1906 - Leipzig : Dürr
22 Das Zeitalter des Absolutismus die endlich den franzsischen Staat mit in die Wogen der Revolution hineinstrzen sollte. c) (Solbert gedachte vor allem den Finanzen Frankreichs aufzuhelfen durch Neuregelung des Wirtschaftslebens; er hat den franzsischen Merkantilismus begrndet. Der Grundsatz der Merkantilisten be-sagt, da der Reichtum eines Landes in seinem Vorrate baren Geldes oder Edelmetalles liegt. Es ist demnach notwendig, die Ausfuhr dieser Werte, also den Import fremdlndischer Waren, mglichst zu verhindern, die Einfuhr des Geldes, also den Export einheimischer Waren, mit allen Mitteln zu frdern. Zu diesem Zwecke mu der Staat ein einheitliches Wirtschaftsgebiet bilden, an dessen Grenzen nur Zlle erhoben werden, das einheimische Gewerbe mu leistungsfhig gemacht, das auslndische mglichst ausgeschaltet werden, so da eine gnstige Handelsbilanz erreicht wird, der Wert der Ausfuhr den Wert der Einfuhr bersteigt. Aus den Zeiten der Stadtwirtschaft her bestanden auch in Frankreich die Binnenzlle, mit denen sich die einzelnen Landschaften und Provinzen (so noch unter (Solbert die Provence) gegeneinander abschlssen. Durch sie wurde ein ganz Frankreich umfassender gewerblicher Verkehr beraus ge-hemmt, wo nicht gar unterbunden. 1664 wurden sie ausgehoben und nur ein allgemeiner Eingangs- und Ausgangszoll an der Grenze erhoben. Nun galt es, dies so von anderen Nationen abgegrenzte Land auch mit Verkehrsmglichkeiten auszustatten: Kunststraen wurden angelegt, der Kanal du midi gebaut. Innerhalb dieses nationalen Wirtschaftsgebietes aber wurde das heimische Gewerbe gefrdert durch staatliches Kapital oder Monopole, wurden neue Herstellungsweisen aufgebracht. So waren bis-her alljhrlich nach Venedig 100 000 Litires fr Spiegel, 300000 Livres fr Spitzen gegangen. (Solbert zog von Murano her Glasarbeiter nach Frankreich, um Spiegel herzustellen; inlndische Arbeiter wurden von ihnen angelernt, und bald waren die franzsischen Spiegel fhig zum Wett-bewerb. Jetzt legte er an der Landesgrenze auf veuetiauische Glaswaren einen so hohen Zoll, da die im Jnlande gefertigten erheblich billiger waren; der auslndische Wettbewerb verschwand. Um gleichzeitig einen inlndischen nicht aufkommen zu lassen, gab er dieser Fabrik das Allein-verkaufsrecht (Monopol) fr Spiegel. In hnlicher Weise frderte er die Spitzenindustrie in Reims und anderswo die Strumpfwirkerei, Tuch-bereitung, Blech- und Messingindustrie; ja, soweit ging das frsorgliche Eingreifen des Staates, da Tuchmachern und Frbern sogar Breite und Lnge der Stcke vorgeschrieben wurden. Durch hohe Eingangszlle wurden also fremdlndische Erzeugnisse abgehalten; durch finanzielle Untersttzung, Monopole usw. krftigte der Staat im staatlichen Interesse sein

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 132

1906 - Leipzig : Dürr
132 Das Zeitalter des Absolutismus abgefhrt, ohne da das Generaldirektorium ihre Hhe erfuhr, und damit dem Finanzminister jede bersicht der die Staatseinknfte entzogen; gegenseitige Eifersucht der hchsten Beamten und Kabinettsregierung waren die Folge. Die Regie beanspruchte ferner sehr hohe Betriebskosten; ein groer Teil der franzsischen Beamten war unredlich; kurz, der König erlebte an all dem wenig Freude und entfremdete sich seinem Volke. Auch die Kaffeeregie, durch die Friedrich das bermige Coffee-trinken" abschaffen und die Leute an die schlichte Biersuppe gewhnen wollte, war insonderheit wegen der Schnffelei und Riecherei der Regie-beamten in hchstem Grade unvolkstmlich und auch unwirksam. Be-deutsamer war das Tabaksmonopol, das dem Staate gute Einnahmen (bis 1 Million Taler) brachte und den Tabaksbau hob. So mute der König in der Bedrngnis seines knappen Haushaltes zu fiskalischen Knsten seine Zuflucht nehmen, aber eben doch nur zur Verteidigung und Untersttzung seines Volkes. Ich bin nie weder geizig noch reich gewesen und habe folglich auch nicht viel eigenes Vermgen, worber ich disponieren kann. Ich habe die Einknfte des Staates immer als die Bundeslade betrachtet, die keine unheilige Hand berhren durfte. Ich habe die ffentlichen Ein-knfte nie zu meinem besonderen Nutzen verwendet. Meine Ausgaben haben nie in einem Jahre 220000 Taler berstiegen. Auch lt mir meine Staatsverwaltung ein ruhiges Gewissen, und ich scheue mich nicht, ffentlich Rechenschaft davon abzulegen" (Testament). 3. Wirtschaftliche Entwicklung. Die politische Entwicklung Preuens zur Gromacht war allem anderen vorangeeilt; die finanzielle Leistungsfhigkeit des doch immerhin armen Landes mute aufs hchste angespannt werden; so mute dann auch die Wirtschaftspolitik knstlich so gefrdert werden, da sie den Bedrfnissen der staatlichen Machtpolitik entsprach. Alle Zweige der Staatsleitung stehen miteinander im innigen Zusammenhange. Die Finanzen, die Politik, das Kriegswesen sind untrennbar; es gengt nicht, da eins dieser Glieder gut verwaltet werde, sie mssen es alle sein. Sie mssen in gradgesteckter Flucht, Stirn an Stirn gelenkt werden wie die Rosse vor dem Wagen der olympischen Spiele, die mit gleicher Wucht und gleicher Schnelle die vorbezeichnete Bahn durchmaen, den Wagen zum Ziele trugen und ihrem Fhrer den Sieg gewannen." Unter diesem Gesichtspunkte ist Friedrichs groartige wirtschaftliche Frsorge, ist die in den Bahnen des Merkantilsystems sich vollziehende Pflege des Gewerbes und des Handels im Zusammenhange zu begreifen. Alle lebendigen Krfte des Innern werden entfaltet; Preußen
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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