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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 161

1888 - Habelschwerdt : Franke
161 geladen, von seiner Mutter vergeblich gewarnt, unternahm nun der junge Konradin den Zug über die Alpen. Aber bei Skur-kola (Tagliakozzo) besiegt, ward er gefangen und auf Karls Befehl zu Neapel hingerichtet, 1268. Der Untergang des herrlichen Geschlechts der Staufer war herbeigeführt worden a) durch das Streben, eine Universalmonarchie auszurichten, b) durch den Partikularismus der Fürsten, c) durch die Gegenbestrebungen der Päpste, welche zuerst die Lombarden und dann die Franzosen als Bundesgenossen benutzten. Z>ie stzitische Mesper. Karl von Anjou führte in Sizilien eine Gewaltherrschaft. Die Unzufriedenheit hierüber führte zu einem Aufstande, der am Ostermontage 1282 ausbrach. Die Franzosen wurden ermordet oder vertrieben, und Sizilien kam an Peter Iii. von Aragonien, den Schwiegersohn Mansreds. Aas Interregnum, 1256—1273. Nach dem Tode Wilhelms von Holland (1254—1256), der keine Anerkennung finden konnte, wählte eine Partei der Reichsfürsten den Herzog Richard von Cornwallis, die andere König Alfons X. von Kastilien (also zwei Ausländer) zu deutschen Königen. Ersterer gewann einen vorübergehenden Anhang, letzterer kam nie nach Deutschland. In dieser „kaiserlosen" Zeit erreichten das Fehdewesen und die öffentliche Unsicherheit eine furchtbare Höhe. Die letzten Kreuzzüge. Sechster Kreuzzug, 1248—1254. Im Jahre 1*244 war Jerusalem an die Reiterhorden der Chowaresmier verloren gegangen, die sich vor den Mongolen gefluchtet hatten. Das bestimmte den König Ludwig Ix. (den Heiligen) von Frankreich zum Gelübde eines Kreuzzuges, der sich zuerst gegen Ägypten richtete, ohne welches die Behauptung des heil. Landes unmöglich schien. Damiette wurde zwar erstürmt, aber der König geriet in Gefangenschaft und mußte auf alle Vorteile verzichten. Siebenter Kreuzzug, 1270. Da eine christliche Besitzung nach der andern an die Mameluken verloren ging, beschloß Ludwig, der fein Gelübde noch nicht gelöst zu haben glaubte, einen zweiten Kreuzzug. Derselbe hatte zunächst Tunis zum Ziele, weil man durch Eroberung dieses Landes einen festen Stützpunkt zur Unterwerfung Ägyptens zu gewinnen hoffte. Aber der größte Teil des Heeres und der König selbst wurden durch eine Seuche hingerafft. Im Jahre 1291 fiel Aston, die letzte Besitzung der Christen in Palästina, in die Hände des Sultans von Ägypten. 11

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 232

1888 - Habelschwerdt : Franke
232 b) Für den Ackerbau fehlte es an Arbeitskräften, Aussaat und Vieh. c) Handel und Industrie waren so lahm gelegt, daß Deutschland hierin die Konkurrenz mit den Niederlanden, England und Frankreich nicht aufnehmen konnte. Die Hansa war auf drei Städte zusammengeschmolzen (Hamburg, Lübeck, Bremen). 3. Der Verfall der Sitten. Der lange Krieg hatte die Gemüter verwildern und verrohen lassen; alle Laster wareu an der Herrschaft. Mit der Unsittlichkeit verbanden sich Unwissenheit, Stumpfsinn und Aberglaube. Daher griffen anch die He^enprozeffe in entsetzlicher Weise um sich. Erst der Jesuit Friedrich Spee, 1635, und der Rechtsgelehrte Christian Thomasins in Halle, f 1728, bekämpften energisch das Hexenwesen. 4. Die politische Schwäche Deutschlands. a) Selbstachtung und Nationalgefühl waren im Volke geschwunden. Die materielle 9?ot ließ ciu ideales Streben nicht aufkommen) in Litteratur, Sitte und Mode suchte man französisches Wesen nachzuahmen. b) Durch die Erweiterung der fürstlichen Macht zur vollen Selbständigkeit war der nationale Eharakter des Reiches verloren gegangen, das Reich thatsächlich ausgelöst und zur politischen Ohnmacht erniedrigt worden. Die Fürsten beuteten ihre Gerechtsame oft despotisch aus und schufen stehende Heere als Grundlage ihrer Gewalt. Es beginnt das Zeitalter der absoluten Monarchie. England. I- Die beiden ersten Stnarts, 1603—1649. Nach Elisabeths Tode bestieg Jakob I., der Sohn der Maria Stuart, den englischen Königsthron und vereinigte als König von Großbritannien England, Schottland und Irland unter seinem Scepter. Er wie sein ihm nachfolgender Sohn betonten im Gegensatze zu dem Geiste der englischen Nation zu sehr die absolute Königsmacht, letzterer machte sich auch durch seine Hinneigung zum Katholizismus verhaßt. Der darüber ausbrechende Kampf zwischen Volk und König endete mit dem Untergange der Stuarts. I. Jakob I., 1603—1625. Sein Kanzler war der Philosoph Bakon von Verularn, sein Ratgeber der verhaßte Herzog von Buckingham. Da die englische Episkopalkirche, die in ihm ihr Oberhaupt erkannte, seinem Streben nach absoluter Gewalt am meisten entsprach, so trat er als heftiger Gegner

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 100

1888 - Habelschwerdt : Franke
100 wickelt wurde, der sich selbst den Tod gab. Als Nero von einer Künstlerreise zurückkehrte, brach der Aufruhr aufs neue ans, und er ließ sich durch einen Sklaven töten. Iie drei Ilavier, 69—96. Nach deni Aussterben des jnlisch-klandischen Hauses brach ein Bürgerkrieg aus, in dem die Feldherren Galba, Otho und Vitellins nach einander zu Kaisern erhoben, aber bald darauf ermordet wurden. Im Jahre 69 ernannten die syrischen Legionen ihren Feldherrn T. Flavins Vespasianus zum Kaiser. 1. T. Flavius Vespasianus, 69—79, war ein tüchtiger Regent und Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Seine Kriege: a) Krieg gegen die Juden, 67—70. Derselbe war veranlaßt durch einen Aufstand der Juden, die von dem Statthalter Gessins Florns hart bedrückt wurden. Vespasian übertrug den Krieg seinem Sohne Titus, der im Jahre 70 die Stadt Jerusalem eroberte. b) Die aufständischen Bataver wurden ebenfalls unterworfen. 2. Titus, 79—81, ist wegen seiner Menschenfreundlichkeit berühmt, die er bei den vielen Unglücksfällen während seiner Regierung (Ausbruch des Vesuv) reichlich zu beweisen Gelegenheit hatte (amor et deliciae generis humani). 3. Domitianus, 81—96, war wie Tiberius ein mißtrauischer Despot. Gegen die Christen eröffnete er eine Verfolgung. Kriege: a) In Britannien kämpfte C. Julius Agrikola glücklich gegen die einheimischen Bergvölker, wurde aber vom Kaiser aus Eifersucht abgerufen. b) Der Kaiser selbst unternahm einen Zug gegen die D a c i e r, mußte aber von ihnen einen schimpflichen Frieden erkaufen. pie fünf durch Adoption erwählten Kaiser, 96—180. 1. Nerva, 96—98. Mit ihm beginnt eine längere glückliche Periode für das Reich. Er adoptierte den Spanier 2. Trajan, 98—117, der ein strenger, aber gerechter Fürst war. Allerdings traf auch die Christen seine Strenge (Tod des Bischofs Ignatius). Er beförderte den Verkehr durch Anlage von Straßen und Brücken und gründete Bibliotheken. Die römische

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 360

1888 - Habelschwerdt : Franke
360 tiche Waffenruhe, während welcher Friedenskonferenzen stattfanden. Als dieselben erfolglos waren, führte der General Herwarth von Bittenfeld in der Nacht zum 29. Juni seine Truppen, wenig behelligt von dem in der Nähe liegenden dänischen Panzerschiffe Rolf Krake, über den Alsensund und nötigte "das 'dänische Heer zur Flucht nach Fünen. Auch zur See waren die Dänen nicht besonders glücklich. e) Der Friede. Der Eindruck, den der Verlust Alsens und Jütlands in Kopenhagen machte, beschleunigte den Abschluß des Friedens, der endgültig am 30. Oktober 1864 zu Wieu vollzogen wurde. König Christian entsagte allen Ansprüchen auf die Herzogtümer und erkannte im voraus alle Verfügungen an, welche Preußen und Österreich bezüglich derselben treffen würden. 7. Zer preußisch - österreichisch - italienische Krieg, 1866. Durch die erfolgreiche Wahrung der deutschen Interessen gegen Dänemark war der Wunsch aller Patrioten erfüllt worden. Bei der nun notwendig gewordenen Neuordnung der staatlichen Verhältnisse der Herzogtümer gingen aber die Ziele Preußens und Österreichs auseinander; die alte Eifersucht zwischen beiden Staaten veranlaßte einen neuen Krieg, der a) über das Schicksal der Herzogtümer entschied, b) eine Neugestaltung des Bundes zur Folge hatte. A. Die Veranlassung zum Kriege, a) Die Verwickelung in Schleswig-Holstein. Durch den dänischen Krieg von 1864 waren Preußen und Österreich alleinige Besitzer von Schleswig-Holstein geworden. Während nun Österreich, das der Entsernuug wegen ein geringeres Interesse an den Herzogtümern hatte, dieselben dem Herzoge von Angnjtenburg überlassen wollte, glaubte Preußen in den Ländern eine Bürgschaft für die Sicherheit seiner eigenen und Deutschlands Grenzen finden zu müssen. Es verlangte darum von dem Prinzen von Angustenburg die Übergabe einiger fester Punkte, den Eintritt ins preußische Zollsystem, die Übergabe der Post und Telegraphie und die Unterordnung in Bezug auf Heer und Flotte. Da Österreich diese Forderungen ablehnte,

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 183

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 183 haltenden Bestandteil gestrkt htten; Tatkraft und Entschlossenheit end-lich, die jeden Ausbruch pbelhafter Zgellostgkeit weise zu verhindern oder mit Gewalt zu unterdrcken verstanden htte. 3. Die Dolgen er franmschen Revolution. a) Nach zehnjhriger Anarchie fiel der franzsische Staat in die Hnde Napoleon Bonapartes (1799 Staatsstreich), der ihm zwar innere Ruhe wiedergab, ihn aber sofort zu einer kriegerischen und opferschweren Welteroberungspolitik mibrauchte. Unter seinem eisernen Zepter zerging die politische Freiheit; alle Macht in dem straff zentralisierten Staate vereinte sich in dem Herrscher, der zuzeiten ein viel willkrlicheres Regi-ment fhrte als die Bourbonen. Und doch welch gewaltige Umwlzung! Der Lehnsstaat mit seinen be-vorrechteten Stnden war dahin, brgerliche Gleichheit aller Staatsange-hrigen, gleiche Besteuerung, Freiheit des Gewerbes, des Glaubens er-rungen. Aus den Wirren ging, allmhlich immer krftiger und selbstbe-wuter, der brgerliche Mittelstand als Grundlage des Staates und der Gesellschaft hervor, einer Gefellschaft, in der die Arbeit geschtzt und der einzelne nicht nach dem beurteilt wird, was er von Geburt ist, sondern nach dem, was er aus sich macht. b) Es war einst in den Tagen des Bastillesturms wie ein Rausch von Begeisterung durch Deutschland gegangen. Htt' ich tausend Stimmen, ich feierte Galliens Freiheit" jubelte der greisende Klopstock, und Goethe fate die Empfindungen der ge-bildeten deutschen Welt treffend zusammen: Denn wer leugnet es wohl, da hoch sich das Herz ihm erhoben, Ihm die freiere Brust mit reineren Pulsen geschlagen, Als sich der erste Glanz der neuen Sonne heranhob, Als man hrte vom Rechte der Menschen, das allen gemein sei, Von der begeisternden Freiheit und von der lblichen Gleichheit! Damals hoffte jeder, sich selbst zu leben; es schien sich Aufzulsen das Band, das viele Lnder umstrickte, Das der Miggang und der Eigennutz in der Hand hielt." Doch von dieser idealen Begeisterung bis zum ernchternden Unwillen war nicht weit. Bald berhrte die Revolution Deutschland selbst und ver-wickelte es in schier unabsehbare Kriege. Aus ihnen aber ging ein neues Deutschland hervor: durch die Skularisationen im Reichs-depntationshauptschlu und die Landverteilungen des Wiener Kongresses ward dem klerikalen Charakter des Reiches ein Ende gemacht, wurden die lebensfhigen Staatengebilde neu gekrftigt und die kleineren geistlichen,

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 204

1906 - Leipzig : Dürr
204 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleon ohne Unterbrechung in die Feder diktieren konnte. Andererseits hatte er vor der Schlacht bei Ansterlitz zwar bereits geraume Zeit vorher alle mglichen Flle in Erwgung gezogen, jedoch den eigentlichen Plan erst unmittelbar vor der Schlacht entworfen, weil dann erst die Absichten der Gegner aus ihren Bewegungen zu erkennen waren. Als er bei Aspern, durch seine bisherigen Erfahrungen verleitet, in vlliger Geringschtzung seiner Gegner allzu khn gewesen war, machte er diesen Fehler sehr bald wieder gut, indem er bei Wagram den Versuch des Fluberganges mit der grten Vorsicht wiederholte. Auch htete er sich wohl, die nicht enb-scheidend geschlagenen sterreicher nach der Schlacht bei Wagram mit seinem stark gelichteten und erschpften Heere zu verfolgen. Statt dessen lie er es sich angelegen sein, sein Heer neu zu versorgen und die Lcken auszufllen. Er verstand aber nicht nur, wenn es ntig war, zu warten und vor-sichtig zu handeln; weit hufiger dienten ihm die Schnelligkeit des Entschlusses und die Schnelligkeit der Ausfhrung als Mittel, seine Gegner zu berraschen und zu lhmen. So warf er 1797 alle Berechnungen, Vermutungen, Verhandlungen der Gegner durch sein schnelles Vordringen der den Haufen und zwang sterreich zum Frieden. 1805 strte er durch die Schnelligkeit, mit der er seine gegen England gerichtete Kriegsrstung auf sterreich warf, den ganzen Kriegsplan der Koalition und vereitelte die Untersttzung sterreichs durch die Russen in hnlicher Weise, wie er 1806 die Preußen schlug, ehe die Russen berhaupt die preuische Grenze berschritten hatten. Der schnelle Sieg bei Austerlitz verhinderte den Anschlu Preuens an die Koalition. Die Siege bei Jena und Auerstbt, die unerhrte Schnelligkeit, mit der Napoleon nach diesen entscheidenden Schlachten vor den preuischen Festungen erschien, wirkte geradezu betubend auf die schwerfllige preuische Staats- und Heeres-Maschine. Auch 1813 war er trotz der russischen Katastrophe frher auf dem Kriegsschaupltze als die Verbndeten und wute diesen sofort nach Mittelbentschlanb zu verlegen. Diese Schnelligkeit der Bewegungen ist aber niemals in unvorsichtige bereilung nnb Hast ausgeartet. Die Hauptaufgabe eines geschickten Truppenfhrers, umfaffenbe Sicherungsmaregeln und Verschleierung des Anmarsches, hat er nie vergessen, barin vielmehr eine solche Meisterschaft bewiesen, ba die sterreicher 1805 von seinem Anmarsch mit 200 000 Mann nichts merkten, whrenb er alles von ihnen wute. Ein aus-gezeichnetes Spioniersystem verschaffte ihm neben einer wohlgeschulten militrischen Aufklrung stets die genaueste Kenntnis von gegnerischen Blen, die sein taktischer Scharfblick ausgezeichnet zu benutzen verstanb. Dieser Scharfblick war so auerorbentlich, ba er, wie bei Marengo, auch ohne vorher

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 211

1906 - Leipzig : Dürr
Napoleon I. 211 nicht ein ober wollte nicht einsehen, ba die Verhltnisse nicht mehr bie-selben waren wie frher. Zunchst stauben ihm nicht mehr bieselben Machtmittel zur Verfgung. Seine Generale hatten die alte Kriegsfreubig-fett, den frheren Elan" mehr ober weniger verloren; feine Kerntruppen lagen auf den chneefelbern Rulanbs, und feine sogenannten Bunbes-gen offen knirschten ingrimmig unter der Sklavenkette, die sie mehr und mehr zu fhlen begannen. Auch das franzsische Volk war des unauf-hrlichen Blutvergieens mbe geworben und gab nur noch wiberwillig her, was Napoleon verlangte. Es hat sich sogar nicht entblbet, die ver-biinbeten Monarchen bei ihrem Einzge in Paris als Befreier zu be-gren. Aber auch feine Gegner waren nicht mehr biefelben, befonbers die Preußen. Ihre beifpiellofe Vaterlanbsliebe und Tapferkeit, die Tchtigkeit ihrer Fhrer, die von ihm gelernt hatten, der zielbewute und durch keine biplomatifchen Kniffe abzulenkenbe Franzofenha des Volkes und der Regierung, das waren die Haupturfachen feiner Nieberlagen und feines Unterganges. Da er biefe neuen Verhltnisse nicht erkannt haben sollte, ist ganz unbenkbar; er selbst sagt ja von den Preußen: ces betes ont appris quelque chose." Aber seine malose berhebung und Einbilbung strubten sich bagegen, sie anzuerkennen, insbesonbere zuzugeben, ba diese ihm besonbers verhaten Preußen seinen Franzosen berlegen sein sollten, ba hier eine ganz neue Macht auftrat, die mit der Kraft der gttlichen Begeisterung die kalten und klugen Berechnungen seines bmonifchen Ehrgeizes zerschlug: die heilige Jbee des Vaterlanbes. Ihm galt das Volk nur als Masse, als Material. Hier trat ihm ein Volk entgegen, das aus lauter einzelnen Persnlichkeiten bestaub, von benen jebe, von dieser Jbee burchglht, sein persnlicher Feind war und gewissermaen felbftnbig gegen ihn Krieg fhrte, ein Volk, besten Fhrer nicht Treiber, sonbern nur Ratgeber zu fein brauchten. Wie er, ein roher Egoist, die Macht der Jbee allezeit geringgeschtzt hatte, so mochte er es auch jetzt nicht anerkennen, ba diese Macht aus den Preußen von 1806 in so kurzer Zeit die von 1813 gemacht haben sollte. Die Geringschtzung dieser unwgbaren Macht lie ihn Fehler auf Fehler begehen, allerbings mehr politischer als militrischer Art. Ein Fehler war die grausame Bebrckung Preuens und die miachtenbe Be-hanblung der beutfchen Bunbesgenossen; benn sie huften den Znbstoff in dem sonst so gebulbigen deutschen Volke. Ein Fehler war auch die Besetzung europischer Throne mit seinen Verwanbten; benn sie lie namentlich bei den Spaniern einen leibenfchaftlichen Franzofenha empor* lobern. Und als nun biefe glhenben Haffesflammen ihm allenthalben entgegenfchlugen, ba mochte bereu elementare Kraft ihn, den sonst so khl 14*

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 30

1906 - Leipzig : Dürr
30 Das Zeitalter des Absolutismus der Religion des absoluten Knigtums geweiht ist: Un roi, une loi, une foi. Drei geniale Persnlichkeiten sind seine Schpfer, Heer, Beamtentum, Steuern die Sulen, auf denen er ruht. In seinem Mittelpunkt thront die allgewaltige Majestt des Roi Soleil. Im Glnze seines Ruhmes und seiner Gnade sonnen sich die bevorrechteten Stnde, Adel und Geistlichkeit. Ferner ab, aber doch auch ihre Blicke voll Verehrung auf den König richtend, stehen die erwerbenden Stnde, Brger und Bauern, in harter Arbeit und unter oft schwerem Steuerdruck. Alles hngt an den Augen des Knigs: ohne ihn geschieht nichts; sobald er winkt, sind Menschen und Mittel da, seine Willkrbefehle auszufhren. L'etat c'est moi car tel est notre plaisir, diese Worte heben sich, in Goldbuch-staben gemalt, von dem Purpur des Thrones ab. Und so weht durch all diesen Glanz hindurch die schwle Luft des Zwanges. Wird man in diesem stickigen Dunstkreise willig weiterarbeiten um der Herrlichkeit einiger weniger willen, oder werden sich Gewitterwolken sammeln, die an den Sulen des Tempels zerstrend wirken? 3. Die uere Politik Ludwigs. Das Zsarendiadem, so war es des Knigs Absicht, sollte der krnende Abschlu dieses Staatsbaues werden, ein franzsisches Weltreich errichtet werden. Die uere Macht, die europische Welt unter Frankreichs Joch zu beugen, besa er gleich Napoleon. Die Ohnmacht der umliegenden Sndtr war seinen Plnen gnstig. Seit Spaniens Armada vom Seesturm und den Englndern vernichtet worden war, verdorrte dies Land all-mhlich im Innern: das Volk starrte vor Unwissenheit, Faulheit und Schmutz; die Herrschaft lag in den Hnden des jesuitischen Klerus; Adel und Hof lebten ihren Gelsten nach auf Kosten des Volks und der ausgebreiteten Kolonien. Ruhmlose Kriege (Spaniens Beteiligung am 30 jhrigen Krieg, die Kriege mit Frankreich und Portugal) wurden gefhrt; Portugal ri sich 1640 unter dem Hause Braganza von Spanien los. Zu Ende des 17. Jahrhunderts fa trge und kraftlos, unfhig sich zu geistiger Ttigkeit wie zu geistigen Genssen zu erheben, Karl Ii., der letzte der spanischen Habsburger, auf dem Thron von Madrid, der umleuchtet von den Flammen des letzten Autodafees unter ihm zusammenbrach." In den Niederlanden war seit dem Tode Wilhelms Ii. von Dramen der Kampf zwischen der aristokratisch-republikanischen Partei, der die groen Handels- und Kaufherren angehrten, und der demokratisch-oranischen, die den grten Teil des Volkes in sich fate, entbrannt. Unter Jan de Witt erlangte die erstere die Oberhand, und nun ward Politik und Landesverteidigung nach den Gesichtspunkten des Kaufmanns ver-

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 287

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 287 nur in der Einbildung des von Metternich beeinfluten Knigs lebte. Die nchste Folge davon war, da die weitere Ausbildung der versprochenen Verfassung unterblieb. Dahingegen verpflichtete sich die preuische Regierung auf den Karlsbader Ministerkonferenzen zu einem Polizeiregiment im belsten Sinne des Wortes, das vollends jedes Band des Vertrauens zwischen Regierenden und Regierten zerri. Hardenberg mochte wohl den guten Willen haben, dem entgegenzutreten; es fehlte ihm aber an Kraft dazu. Dagegen aber kamen nun all die Reaktionre und Anhnger der alten Zeit wieder empor, die schon damals die Wiedergeburt Preuens auf jede Weise zu hindern gesucht hatten. Sie erlangten den magebenden Ein-flu und gaben jener Zeit ihr unheimliches Geprge. Man hatte schon vorher, bald nach dem Kriege, das Volksheer revolutionrer Gesinnung verdchtigt und Gneisenau mit Wallenstein verglichen. Insbesondere war das Ausland geschftig gewesen, das Mitrauen gegen dieses unseren Feinden so furchtbare und gefhrliche Heer und die allgemeine Wehrpflicht zu schren. Die Absicht war unverkennbar. Man htte gar zu gerne durch Erdrosselung oder doch Knebelung des 1813 erstandenen kriegerischen Geistes des ganzen Volkes das Heer wieder auf den Standpunkt von 1806 herabgedrckt. Die preuische Politik war damals noch zu harmlos, um in den vterlichen Ermahnungen und der wohlwollenden Bereitwillig-feit des Auslandes dem Könige im Notfalle gegen sein Heer beizustehen, den Fuchsschwanz zu entdecken. Nach den Vorgngen des Jahres 1819 wurden die Universitten der Gegenstand einer eigentmlichen Frsorgeerziehung". In ihnen glaubte man jetzt den eigentlichen Sitz der revolutionren Gesinnung, die Giftquellen" entdeckt zu haben, die mit allen Mitteln unschdlich zu machen das Staatsinteresse unbedingt fordere. Strenge berwachung des Unterrichtes, sorgfltige Auswahl der Lehrer, Aufhebung aller studentischen Verbindungen, Herabwrdigung des Turnens durch Beschrnkung auf rein krperliche bungen und Nichtachtung aller sittlichen Krfte, rcksichtslose Knebelung der ffentlichen Meinung, gehssige Verfolgung Verdchtiger, zu denen auch Patrioten wie Arndt, Schleiermacher, Niebuhr, Jahn und andere gehrten, strenge Zensur aller Druckschriften, Einsetzung einer Zentraluntersuchungskommission, das waren die Mittel, mit denen der einflureiche Polizeiminister und sptere Hausminister Fürst Wittgenstein, ein Agent Metternichs, den drohenden Geist der Revolution zu bannen suchte. Ja, dieser Wittgenstein, der Hardenbergs Einflu in den Hinter-grnt) gedrngt hatte, setzte seinen Stolz darein, seinen eigentlichen Herrn, Metternich, zu berbieten und seinen Wnschen zuvorzukommen. Es unterliegt keinem Zweifel, da nichts anderes als der Geist, der 1813, 1814 und 1815 Europa befreit hatte, durch diese Maregeln ins

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 301

1906 - Leipzig : Dürr
Das Streben nach nationaler Einheit und politischer Freiheit 301 lung durch eine unmittelbar darauf folgende Reaktion um den Genu des Errungenen gebracht, in feinen Hoffnungen getuscht und in feiner Weiter-entwicklung gehemmt wurde. Die Reaktion, die von der Heiligen Allianz ausging, verkmmerte, ja zerstrte unserem Volke die Freude der die in den Befreiungskriegen errungene nationale Freiheit, und die zweite Reaktion, die von der verfaffungsfeindlichen Hofpartei ausging, strte den kaum erst wiederhergestellten Frieden zwischen dem Könige und seinem Volke. Wenn auch der König bei der Revision des Verfaffungsplanes versucht hatte, den alten absolutistischen Geist zur Geltung zu bringen, indem er einen besonderen Staats-, d. h. Ausnahmegerichtshof fr politische Vergehen und Verbrechen, sowie die sofortige Absetzbarkeit ungehorsamer Beamter, auch der richterlichen, ferner die Streichung des Artikels: Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei", forderte so htte er doch sicherlich angesichts der ihm entgegenstehenden Hindernisse schlielich auf weitere Versuche verzichtet, der neuen Verfassung nur ein Scheindasein zu verleihen. Damit aber wre den Verfassungsfeinden in der Umgebung des Knigs nicht gedient gewesen. Ihnen war die Verfaffung nicht nur deshalb ein Greuel, weil sie auf dem allerdings fr jeden Patrioten bedenklichen Wege der Revo-lution dem Könige entrissen worden war, fondern ganz besonders deshalb, weil sie die von ihnen erstrebte Willkrherrfchaft durch Beeinflussung des willensschwachen Knigs hinderte oder doch beeintrchtigte. Die nach den traurigen Ereignissen und schweren Demtigungen infolge der damit verbundenen Gemtsaufregungen bedenklich zunehmende Willensschwche des Knigs wurde in der gewisfenlosesten Weise ausgebeutet, um ihn fortgesetzt zu Maregeln zu bestimmen, die die Verfaffung unwirksam machen sollten. Ja, man scheute sich sogar nicht, dem Könige die Auf-Hebung der Verfaffung und damit den Eidbruch gegenber seinem Volke zu empfehlen. Wie einst die Karlsbader Ministerkonferenz, so war jetzt der Tag von Olmtz entscheidend geworden nicht nur sr Preuens uere, sondern auch sr seine innere Politik. Wie damals Metternich, so hatten auch in Olmtz die sterreichischen Staatsmnner einen ver-hngnisvollen Einflu auf die preuischen ausgebt, der zum schweren Schaden des Landes bis zum Rcktritte des unglcklichen Knigs ma-gebend sein sollte. Die Regierungsweisheit dieser Reaktionre bestand insbesondere in einer sophistischen Auslegung der Verfassungsbestimmungen, und es entstand geradezu ein Wetteifer unter den Beamten, wer am ge-fchicktesten die Verfaffungsbestimmungen zu umgehen oder gar in ihr Gegen-teil zu verkehren verstnde und damit sich ein Verdienst um das Vater-lernt) erwrbe. Diese Art der Verwaltung wurde noch durch eine rck-fichtslofe Polizeiwillkr verstrkt. Aber das allerfchlimmste war, da die wichtigste Grundlage der inneren Festigkeit des preuischen Staates, das
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