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1. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 177

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 177 so da es wie ein gewaltiger Schrei hinaushallte nach Freiheit im geistigen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben. Weh denen, die dem ewig Blinden Des Lichtes Himmelsfackel leihn. Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur znden Und schert Stdt' und Lnder ein." 2. Die materiellen Ursachen der franzsischen Revolution. a) Die schlechte Regierung. Schon die fortwhrenden Kriege und die wahnsinnige Verschwendung und Baulust L u d w i g s Xiv. hatten den franzsischen Staat an den Rand des Abgrunds gebracht. Whrend 200 000300000 Menschen alljhrlich aus Mangel an Nahrung zugrunde gingen, verwandte der König auf den Bau eines Prunkschlosses 88 Millionen. So hinterlie er seinem Nachfolger eine leere Kasse, eine Staatsschuld von der 2 Milliarden Livres und ein stets wachsendes Defizit. Auch Philipp von Orleans, der fr den unmndigen Ludwig Xv. die Regentschaft fhrte (17151723), war, wie in jener ppig-leichtfertigen Zeit natrlich, ein sittenloser und verschwenderischer Mensch, der durch gewagte Finanzgeschfte schlielich einen Staatsbankerott herbeifhrte. Der Schotte John Law*) wollte ihm behilflich sein, den zerrtteten Staats-haushalt zu ordnen. Er grndete zu diesem Zwecke die knigliche Bank und eine Aktiengesellschaft fr die Kolonien, die Compagnie des Indes. Aus den Geldern der indischen Kompagnie gewhrte Law dem Staate einen Vorschu von 1500 Millionen zu 3/0; hatte der Staat bisher jhrlich 80 Millionen Zinsen bezahlt, so waren jetzt nur 45 Millionen ntig; mithin ersparte er 35 Millionen. Mit diesen 1500 Millionen wurden nun die Staatsglubiger bezahlt. So flo das Aktienkapital aus der Kasse der Compagnie des Indes durch die Staatskasse in die Taschen der Staatsglubiger. Woher aber kam dies Kapital berhaupt und wo blieb es nach seiner Auszahlung? Dieselbe Summe, die den Staats-glubigem vom Staate zurckgezahlt wurde, zahlten sie gleichzeitig an die Compagnie des Indes wieder ein, indem sie deren Aktien (300000 Stck M je 5000 Livres = 1500 Millionen) kauften. Es war also in Wahr-heit nur ein Umtausch der Staatsschuldscheine in Kolonialaktien. Diesem seinem neuen Schuldner berwies der Staat den grten Teil seiner Ein-knfte, und es war sehr wohl mglich, da die Gesellschaft mit Hilfe dieses Gewinnes und der zu erwartenden berseeischen Geschfte ihren Teilhabern grere Gewinnanteile zahlen konnte, als sie bisher erhalten hatten. Gleich- *) Nach Maier, Soziale Bewegungen, S. 84 ff. Kauffmann. Berndt und Tomuschat, Geschichtsbetrachtungen. Ii. 12

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 178

1906 - Leipzig : Dürr
178 Das Zeitalter der franzsischen Revolution und Napoleons zeitig mit diesen Manahmen ging die Einziehung des Metallgeldes zu-gunsten der Assignaten vor sich. Anfangs ging das Geschft glnzend; die Aktien stiegen bis auf den vierzigfachen Nennwert; die Spekulationswut ergriff alle Stnde. Alles Geld wurde zu der Kasse der Kompagnie getragen; ihre Billets wurden den Staatskassenscheinen gleichgesetzt. Geld fehlte bald ganz; man sah nur noch Papiere. Law, trunken von seinen Erfolgen, vermehrte die Zahl der Aktien ins Unsinnige, so da 1719 ihr Wert das 24 fache des in Frankreich berhaupt vorhandenen Goldvorrates betrug. So war fr das um-laufende Papiergeld keine Deckung da. Als nun die Gewinnanteile der Aktien ausblieben, allmhlich immer mehr zur Einlsung eingereicht wurden, aber wegen Mangels an barem Gelde nicht eingelst werden konnten, da brach das luftige Kartenhaus zusammen: die Aktien, die man eben noch mit 20 000 Stores bezahlte, wurden mit einem Louisdor verkauft, die Banknoten zum zehnten Teil ihres Nennwertes. Tausende verloren ihr Hab und Gut, und nur der Staat hatte den Vorteil, da er einen Teil seiner Schulden in wertlosen Banknoten zum Schaden seiner Brger bezahlt hatte. Das Verhngnisvolle war eben die falsche Auffassung des Kredits: auch der Staat hat nur so lange Kredit, als er Deckung in Metall- oder anderen Werten fr seine Anleihen hat. Wird ein Staats-schuldschein nicht sofort bei Sicht eingelst, so ist bei dem selbstschtigen und gleichgltigen Aktionr sofort das Vertrauen geschwunden; die Papiere werden in Massen auf den Markt geworfen, und der Staatsbankerott ist da. Es ist erklrlich, da diese Geldwirtschaft groe und weite Erbitterung erregte. Als dann die lange Regierung Ludwigs Xv. (17151774) die Finanzkrfte aufs unerhrteste anspannte, als dieser wrdelose Monarch mit seinen Maitressen (Pompadour, Dubarry), seinen Hofleuten in Glanz, Prunk und Unsittlichkeit unglaubliche Summen vergeudetes) als rhm-lose Kriege (Frankreichs Teilnahme am 7 jhrigen Kriege; der Verlust seines amerikanischen Kolonialbesitzes) ihm viele Kosten machten und sein Ansehen nach auen hin nur verringerten, da schwand der Strahlenkranz der kniglichen Krone, da machte die Knigstreue, die zu dem Eoi Soleil auch in den schlimmsten Tagen treu gehalten hatte, verbitterter Knigsverachtung Platz. Es ist das tragische Geschick Ludwigs Xvi. geworden, da er, wenngleich gutmtig und wohlwollend, aber ohne Willenskraft und *) Des Knigs Haushalt zhlte ungefhr 15000 Personen, die 4045 Millionen jhrlich verschlangen, d. i. den 10. Teil des Staatseinkommens! Im Jahre 1774 hatte der Haushalt des Knigs die Hhe von 42 471000 Livres erreicht, d. i. den 7. Teil der jhrlichen Staatseinnahme.

3. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 179

1906 - Leipzig : Dürr
Die Ursachen, der Verlauf und die Folgen der franzsischen Revolution 179 Bestndigkeit, den Erwartungen, die das Volk auf ihn setzte, nicht gerecht werden konnte, da trotz aller Anstze zu Reformen (Turgot plante eine Verwaltungsreform mit der Richtung auf Selbstverwaltung, eine Wirt-schastsreform in physiokratischem Sinne) der König seine Ratgeber Turgot und Necker gegenber den Rnken der hochmtigen und erst im Unglck gereiften Knigin Marie Antoinette und der Hofleute nicht zu halten im-stnde war. Der Hof wollte von langweiliger Sparsamkeit nichts wissen; die Ausgaben berstiegen um viele Millionen die Einnahmen. Als schlie-lich die Not auf ihrem Hhepunkt war, alle Mittel erschpft waren, als die von Calonne berufene Notabelnversammlung (1787) sich ihrer Vorrechte zu begeben weigerte, da blieb dem neu berufenen Minister Necker in dem allgemeinen Chaos nur die Berufung der Reichsstnde noch brig, die seit 1614 nicht mehr zusammengetreten waren. Was dieser Schritt bei der furchtbaren, malosen Erregung des Volkes bedeutete, sollte nur zu bald klar werden. b) Die wirtschaftliche Notlage. Diese groe Erregung und Verbitterung hatte ihren Hauptgrund in der elenden wirtschaftlichen Lage, in der sich der weitaus grere Teil des franzsischen Volkes befand. Die Verschwendungssucht des Knigs, die groen, verlustreichen Kriege hatten den Staat fast ruiniert. Noch immer bestand das unheilvolle System der Steuerverpachtung (vgl. Bd. Ii, 46, S. 21), das so manchen armen Bauern an den Bettelstab brachte. Das schlimmste und erbitterndste aber war doch die schlechte Einkommen- und Lastenverteilung. Der Adel und die hohe Geistlichkeit, in deren Hnden beinah die Hlfte des Landes war belief sich doch zu Anfang der Revolution das liegende Besitztum der toten Hand auf fast 4 Milliarden Frank! , waren steuerfrei; nur freiwillige Ge-schenke" wurden ihnen zeitweise auferlegt. Im Besitze kniglicher Pen-sionen und Pfrnden fhrten sie ein ppiges, sittenloses Leben, ohne auch nur einen Gedanken daran, da hohe gesellschaftliche Stellung auch hohe sittliche Pflichten auferlegt. Brger und Bauern allein waren die Trger der wesentlichsten unmittelbaren Steuer, der Taille. Ebenso waren die mittelbaren Steuern so eingerichtet, da sie vornehmlich die erwerbenden Stnde belasteten; die Salzsteuer wirkte wie eine Kopfsteuer namentlich auf die rmeren, zumal sie mit dem Zwang verbunden war, jhrlich eine bestimmte Menge Salz zu kaufen. Die Weinsteuer war so drckend, da viele Bauern auf den Weinbau berhaupt verzichteten und die Reben aus dem Boden rissen. Die hohen Zlle und alle die auf knstliche Frderung des Gewerbes abzielenden Manahmen erschwerten lohnenden Getreidebau. Auer dem Staate forderten aber noch Gutsherr und Kirche Abgaben; es ist berechnet worden, da die Hlfte des Ertrages einer Bauernwirt-schaft an den Staat, ein Siebentel an den Gutsherrn, ein Siebentel an die 12*

4. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 22

1906 - Leipzig : Dürr
22 Das Zeitalter des Absolutismus die endlich den franzsischen Staat mit in die Wogen der Revolution hineinstrzen sollte. c) (Solbert gedachte vor allem den Finanzen Frankreichs aufzuhelfen durch Neuregelung des Wirtschaftslebens; er hat den franzsischen Merkantilismus begrndet. Der Grundsatz der Merkantilisten be-sagt, da der Reichtum eines Landes in seinem Vorrate baren Geldes oder Edelmetalles liegt. Es ist demnach notwendig, die Ausfuhr dieser Werte, also den Import fremdlndischer Waren, mglichst zu verhindern, die Einfuhr des Geldes, also den Export einheimischer Waren, mit allen Mitteln zu frdern. Zu diesem Zwecke mu der Staat ein einheitliches Wirtschaftsgebiet bilden, an dessen Grenzen nur Zlle erhoben werden, das einheimische Gewerbe mu leistungsfhig gemacht, das auslndische mglichst ausgeschaltet werden, so da eine gnstige Handelsbilanz erreicht wird, der Wert der Ausfuhr den Wert der Einfuhr bersteigt. Aus den Zeiten der Stadtwirtschaft her bestanden auch in Frankreich die Binnenzlle, mit denen sich die einzelnen Landschaften und Provinzen (so noch unter (Solbert die Provence) gegeneinander abschlssen. Durch sie wurde ein ganz Frankreich umfassender gewerblicher Verkehr beraus ge-hemmt, wo nicht gar unterbunden. 1664 wurden sie ausgehoben und nur ein allgemeiner Eingangs- und Ausgangszoll an der Grenze erhoben. Nun galt es, dies so von anderen Nationen abgegrenzte Land auch mit Verkehrsmglichkeiten auszustatten: Kunststraen wurden angelegt, der Kanal du midi gebaut. Innerhalb dieses nationalen Wirtschaftsgebietes aber wurde das heimische Gewerbe gefrdert durch staatliches Kapital oder Monopole, wurden neue Herstellungsweisen aufgebracht. So waren bis-her alljhrlich nach Venedig 100 000 Litires fr Spiegel, 300000 Livres fr Spitzen gegangen. (Solbert zog von Murano her Glasarbeiter nach Frankreich, um Spiegel herzustellen; inlndische Arbeiter wurden von ihnen angelernt, und bald waren die franzsischen Spiegel fhig zum Wett-bewerb. Jetzt legte er an der Landesgrenze auf veuetiauische Glaswaren einen so hohen Zoll, da die im Jnlande gefertigten erheblich billiger waren; der auslndische Wettbewerb verschwand. Um gleichzeitig einen inlndischen nicht aufkommen zu lassen, gab er dieser Fabrik das Allein-verkaufsrecht (Monopol) fr Spiegel. In hnlicher Weise frderte er die Spitzenindustrie in Reims und anderswo die Strumpfwirkerei, Tuch-bereitung, Blech- und Messingindustrie; ja, soweit ging das frsorgliche Eingreifen des Staates, da Tuchmachern und Frbern sogar Breite und Lnge der Stcke vorgeschrieben wurden. Durch hohe Eingangszlle wurden also fremdlndische Erzeugnisse abgehalten; durch finanzielle Untersttzung, Monopole usw. krftigte der Staat im staatlichen Interesse sein

5. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 132

1906 - Leipzig : Dürr
132 Das Zeitalter des Absolutismus abgefhrt, ohne da das Generaldirektorium ihre Hhe erfuhr, und damit dem Finanzminister jede bersicht der die Staatseinknfte entzogen; gegenseitige Eifersucht der hchsten Beamten und Kabinettsregierung waren die Folge. Die Regie beanspruchte ferner sehr hohe Betriebskosten; ein groer Teil der franzsischen Beamten war unredlich; kurz, der König erlebte an all dem wenig Freude und entfremdete sich seinem Volke. Auch die Kaffeeregie, durch die Friedrich das bermige Coffee-trinken" abschaffen und die Leute an die schlichte Biersuppe gewhnen wollte, war insonderheit wegen der Schnffelei und Riecherei der Regie-beamten in hchstem Grade unvolkstmlich und auch unwirksam. Be-deutsamer war das Tabaksmonopol, das dem Staate gute Einnahmen (bis 1 Million Taler) brachte und den Tabaksbau hob. So mute der König in der Bedrngnis seines knappen Haushaltes zu fiskalischen Knsten seine Zuflucht nehmen, aber eben doch nur zur Verteidigung und Untersttzung seines Volkes. Ich bin nie weder geizig noch reich gewesen und habe folglich auch nicht viel eigenes Vermgen, worber ich disponieren kann. Ich habe die Einknfte des Staates immer als die Bundeslade betrachtet, die keine unheilige Hand berhren durfte. Ich habe die ffentlichen Ein-knfte nie zu meinem besonderen Nutzen verwendet. Meine Ausgaben haben nie in einem Jahre 220000 Taler berstiegen. Auch lt mir meine Staatsverwaltung ein ruhiges Gewissen, und ich scheue mich nicht, ffentlich Rechenschaft davon abzulegen" (Testament). 3. Wirtschaftliche Entwicklung. Die politische Entwicklung Preuens zur Gromacht war allem anderen vorangeeilt; die finanzielle Leistungsfhigkeit des doch immerhin armen Landes mute aufs hchste angespannt werden; so mute dann auch die Wirtschaftspolitik knstlich so gefrdert werden, da sie den Bedrfnissen der staatlichen Machtpolitik entsprach. Alle Zweige der Staatsleitung stehen miteinander im innigen Zusammenhange. Die Finanzen, die Politik, das Kriegswesen sind untrennbar; es gengt nicht, da eins dieser Glieder gut verwaltet werde, sie mssen es alle sein. Sie mssen in gradgesteckter Flucht, Stirn an Stirn gelenkt werden wie die Rosse vor dem Wagen der olympischen Spiele, die mit gleicher Wucht und gleicher Schnelle die vorbezeichnete Bahn durchmaen, den Wagen zum Ziele trugen und ihrem Fhrer den Sieg gewannen." Unter diesem Gesichtspunkte ist Friedrichs groartige wirtschaftliche Frsorge, ist die in den Bahnen des Merkantilsystems sich vollziehende Pflege des Gewerbes und des Handels im Zusammenhange zu begreifen. Alle lebendigen Krfte des Innern werden entfaltet; Preußen

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 359

1906 - Leipzig : Dürr
Der Ausbau des neuen Deutschen Reiches 359 Der Fortschritt der Naturwissenschaften und der Technik hatte die Erfindung zahlloser Maschinen, diese die Durchfhrung einer bis ins kleinste sich verzweigenden Arbeitsteilung und die Einrichtung zahlreicher Fabriken, letztere wieder im Zusammenhang mit der die bisher gebunden liegenden wirtschaftlichen Krfte entfesselnden Gewerbefreiheit eine ungeheure Entwicklung der Industrie zur Folge. Das geschah aber nicht nur in Deutschland, sondern war bereits frher in England und Frankreich geschehen , trat dann auch in Amerika und fchlielich in allen Kulturvlkern der Welt ein. Damit war das bis dahin geltende System der Volkswirtschaft durchbrochen, nach dem jedes Volk fr alle seine Bedrfnisse selbst sorgte (vgl. 46, 2c); die Zeit der Weltwirt-schoft war gekommen. Was der Deutsche heutzutage braucht, ist gar oft in Amerika verfertigt oder doch wenigstens im Auslande als Rohstoff er-zeugt, und umgekehrt kauft das Ausland deutsche Erzeugnisse. So ist mit der Volkswirtschaft eine Steigerung der Einfuhr verbunden, die uns die Produkte der fremden Lnder als zu verarbeitende Rohstoffe oder als fertige Waren darbietet; Deutschland fhrte 1904 fr 6864,3 Mill. Mark ein, an Tabak z. B. fr 106 Millionen, Felle fr 270 Millionen, Baumwolle fr 319 Millionen, Seide fr 149 Millionen Mark. In gleicher Weise ist aber auch die Ausfuhr gewachsen; sie betrug 1904 fr 5315,4 Millionen Mark; an Eisenwaren z. B. wurden ausgefhrt fr 393 x/3 Millionen Mark, an Glas fr 39 Millionen, an Spielwaren fr 55 V Millionen, an Zucker fr 159 Millionen Mark. Dadurch ist die Mglichkeit gegeben, zahlreiche Fabriken zu unterhalten und groe Mengen von Arbeitern zu beschftigen. Diesen Segnungen der neuen Wirtschaftsform stehen aber auch Ge-fahren gegenber. Angenommen, Deutschland wre in den Bahnen des Freihandels geblieben und htte z. B. seine Landwirtschast nicht durch hohe Eingangszlle auf Getreide geschtzt, so knnte der russische Roggen zu viel billigeren Preisen der die Grenze kommen, da er dort bei der groen Latifundienwirtschaft, den geringen Ansprchen der Bauern, dem z. T. auch jungfrulichen Boden viel billiger hergestellt werden kann. Die Folge wre eine Verarmung des deutschen Bauern, der fr seinen besseren, aber teueren Roggen geringere Preise bekme und schlielich gezwungen wre, den Ge-treidebau berhaupt einzustellen, sein Gut loszuschlagen, als Heimat-loser, besitzloser Mann in die Stadt zu ziehen und dort das Proletariat zu vermehren. Ein wirtschaftlich strkerer Produktionszweig des Auslandes kann also einen wirtschaftlich schwcheren des Inlandes vernichten. Deutschland fhrt nach England fr ungefhr 120 Millionen Mark

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 86

1906 - Leipzig : Dürr
86 Das Zeitalter des Absolutismus gewesen, wenn Friedrich Wilhelm sich an eine der groen Handelsmchte England, Holland oder Frankreich angeschlossen htte, gegen die er bei seiner vereinzelten Stellung stets kampfbereit und gerstet sein mute, so da die fortwhrenden Feindseligkeiten und die Kriegsgefahr eine dauernde Ver-teidigungsstellung in der Kolonie bedingte, wodurch die gesunde Wirtschaft-liche Entwicklung sehr gehemmt wurde. Die afrikanische Handelskompanie wollte nicht aufblhen. Die afrikanischen Schiffsdukaten", aus dem afrikanischen Gold geprgt, von denen jeder, wie der Groe Kurfürst selbst gesagt haben soll, ihm selber zwei Dukaten kostete, gingen nur sprlich um. Die an dem Unternehmen beteiligten Aktionre waren unzufrieden und warteten auf hohe Gewinnanteile. Als sie ausblieben, bernahm Friedrich Wilhelm fremde Geschftsanteile auf eigene Rechnung, indem er fo Ver-trauen, Mut und Unternehmungslust der vermgenden Geschftsleute frdern wollte. Aber die Kapitalarmut und der mangelnde Unternehmungs-geist seiner Zeitgenossen traten ihm berall hindernd entgegen, eine Haupt-Ursache fr den Rckgang der kolonialen Entwicklung.^) Am bedenklichsten war aber der Mangel einer eigenen brandenburgischen Kriegs- und Handelsflotte; der Groe Kurfürst hat zuerst die Kolonialpolitik nur mit gemieteten Schiffen betrieben. Die Schaffung einer eigenen Flotte (Raule Generaldirektor der Marine) kam der die Anfnge nicht hinaus. Trotzdem ist die Handels- und Kolonialpolitik Friedrich Wilhelms von groer Bedeutung fr die Entwicklung des brandenburgischen Staates gewesen. Zwar waren die materiellen Erfolge sehr gering; desto grer war aber der moralische Gewinn. Wie hoch mute das Ansehen des brandenburgischen Staates in Deutschland und in Europa steigen, der nicht blo mit einem tapferen Heere siegreiche Schlachten zu fchlagen wute, fondern auch feine Flagge in fernen Erdteilen aufpflanzte und die Erzeugnisse Afrikas nach Deutschland brachte! Wie hoch mute die Lebenskraft eines solchen Staates, der Unternehmungsgeist und die Tapfer-fett eines folchen Monarchen geschtzt werden, wie sehr mute man seine Untersttzung und Bundesgenossenschaft schtzen lernen. Wie mute man sich hten, den Absichten und Plnen des tapferen brandenburgifchen Herrfchers zu widerstehen! Was fo der Groe Kurfürst gest, das hat fein Sohn geerntet. Der moralische Eindruck der Taten des Groen Kurfrsten wurde die Grundlage fr die Knigskrone. J) Mit greren Summen waren beteiligt Friedrich Wilhelm, der Direktor Raule und der Kurfürst von Kln; unter den brigen Teilhabern waren die meisten hhere Militrs und brandenburgische Geheimrte, die dem Kurfrsten zu Gefallen mit einigen Tausend Talern das Unternehmen untersttzten.

8. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 24

1906 - Leipzig : Dürr
24 Das Zeitalter des Absolutismus bilanz, die dann gnstig fei, wenn der Wert der Ausfuhr den der Einfuhr bersteige, wird den viel verwickeltcren Beziehungen zwischen den einzelnen Vlkern nicht gerecht. Darber belehrt uns folgende Berechnung:^) Grobritannien hat in den 36 Jahren von 18611896 in Pfund Sterling: 440 die ^ bur(Wnitm$ steigert von jhrlich 250 auf eine Ausfuhr, die sich durchschnittlich steigert von jhrlich 190 aus 296 Mill.; ; ; 1 mithin eine Mehreinfuhr oder U nterbilanz durchschnittlich von jhrlich 60 bis 144 Mill.' oder in diesen 36 Jahren von zusammen 3233 Mill. Pfund Sterling = 65000 Mill. Mark. Demnach mte, wre die merkantilistische Lehre richtig, England in einer Zeit vollkommen verarmt sein, in der es sich tatschlich zum reichsten Land der Erde entwickelt hat. In jenem Nachweis sind vllig auer acht gelassen die Einnahmen Englands aus Seefrachtgeschft (jhrlich 60 Mill.) und aus den im Ausland angelegten Kapitalien (jhrlich 75 Mill. Psd-), so da sich in den 36 Jahren ein berschu von 1600 Mill. Pfd. Sterling (32 000 Mill. Mk.) und eine durchschnittliche jhrliche Vermehrung des Nationalvermgens von 45 Mill. Pfd. Sterling (900 Mill. Mk.) ergibt. d) Die Allmacht des Staates zeigt sich, wie im wirtschaftlichen Leben, so auch in der Verwaltung des Landes. Ranke stellt darber folgende Betrachtung an: Welcher politischen Meinung man auch huldigen mag, niemand kann leugnen, da diese Monarchie, wie sie war und immer mehr wurde, eine der grten welthistorischen Erscheinungen ist. In ihr leben noch alle Elemente des romanisch-germanischen Staates, die von jeher miteinander in so mannigfaltigen Gegenstzen gestanden' und lange Zeitrume mit ihrem Kampfe erfllt haben: der Adel mit seinen Rangesvorrechten, die sich nicht von dem Könige herschrieben, der Klerus, der sich in gewissem Bezug ihm gleichstellte, der dritte Stand, zunchst reprsentiert von den Korporationen, welche ihre Rechte erkauft hatten und als wohlerworbenes Eigentum betrachteten; ihrer Selbstndigkeit eingedenke Provinzen, die bewegliche grungsvolle Hauptstadt, eine das ihr ausgelegte Joch ungern tragende, zur Emprung gegen Adel und Beamte geneigte Bauernschaft. Nun aber war ihr Widerstreit, ihr selbstndiges Tun und Treiben am Ende. Freiwillig oder gezwungen folgen sie alle einem einzigen Willen. Der König hlt sich fr verpflichtet, die Stnde gleich hoch zu schtzen; denn keiner sei entbehrlich, und glaubt, es sei seines *) G. Maier, Soziale Bewegungen und Theorien bis zur modernen Arbeiten bewegung (Leipzig, Teubner, 1902).

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 131

1906 - Leipzig : Dürr
Die Begrndung der preuischen Gromacht durch Friedrich Il 131 2. Die Mmnzwirtschast. Den auerordentlichen Aufwnden des Knigs fr sein Heer muten sehr ertragfhige Finanzen entsprechen. Friedrich behielt anfangs die Steuerordnung seines Vaters bei, und wenn auch die Hhe der unmittelbaren Steuer feststand, so ergaben doch bei dem steigenden Volkswohlstande die mittelbaren Steuern reichere Ergebnisse. Wichtig ist die Grndung einer kniglichen Dispositionskasse, die zur Befriedigung auerordentlicher Staats-bedrfnisse dienen sollte (jhrlich 800 000 Taler), weil aus ihr der Staats-schtz aufgesammelt wurde, und durch ihre, der Generalrechenkammer ent-zogene Verwaltung zum erstenmal die Einheitlichkeit und bersicht der Finanzverwaltung beeintrchtigt wurde. Die grte Sparsamkeit machte der König seinen Beamten zur Pflicht; schrfer vielleicht noch als der ge-strenge Vater berwachte er sie. Nur so war es ihm mglich, 11 Kriegs-jhre zu berstehen und doch noch einen gefllten Staatsschatz zu besitzen. Um den sich mehrenden Ausgaben in den letzten Jahren seiner Regierung die entsprechenden Einnahmen gegenberstellen zu knnen, griff Friedrich zu jenem vielgescholtenen Mittel der Regie. Diese zur Hebung der Einnahmen unumgngliche Reform der mittelbaren Steuern sollte zugleich eine Entlastung der wirtschaftlich Schwachen bewirken. Es wurde unter der Leitung des Franzosen Lauuay alles, was zum berflu gehrte, schrfer besteuert (so Wein, Branntwein, miger Bier und Fleisch); was zu den Lebensbedrfnissen des gemeinen Mannes gehrte, wie Schweinefleisch, Mehl, blieb frei. Leider schlug diese so segensreich gedachte Maregel nicht zum Guten aus. Schon da Friedrich die in allen Knsten und Kniffen des Steuerwesens bewanderten, aber doch recht unehrlichen Fran-zosen in groem Mastabe zu der Beaufsichtigung der Grenzen und Er-Hebung der Steuern unter Vernachlssigung seiner preuischen Beamten heranzog, machte die ganze Einrichtung verhat. Dadurch aber, da er unter Einflu jener Franzosen fr die fremden Waren die bisherigen Steuerstze beibehielt, also nur den inlndischen Verkehr schrfer heranzog, wurden gerade die niederen Schichten der Bevlkerung, die fr das Quart Bier, fr das Pfund Fleisch je einen Pfennig Zuschlag mehr entrichten muten, entgegen dem Willen des Knigs belastet; nur die Erhhung der Stze fr die vom Ausland eingefhrten Waren htte die Wohlhabenden mehr in Anspruch genommen. So ward im Volke die franzsische Regie" mit groer Erbitterung aufgenommen. Wohl wurde durch die scharfe Grenzaufsicht der Schmuggel vermindert; wohl durch Einsetzung von Provinzialsteuerdirektoren, die unmittelbar unter dem Steuerregisseur" standen, eine einheitliche Verwaltung der mittelbaren Steuern geschaffen. Doch wurden die berschsse der Regie sofort an den Dispositionsfonds 9*

10. Geschichte des Altertums für Präparanden-Anstalten und Lehrerseminare - S. 84

1904 - Habelschwerdt : Franke
84 Dem Aufschwung der Literatur und Kunst war neben dem verfeinernden griechischen Einflu auch der seit der Eroberung der Provinzen wachsende Reichtum des Volkes gnstig. B. Soziale und politische Verhltnisse. Die glckliche berseeische Politik Roms und die Eroberung und Angliederung reicher Provinzen hatte fr die Republik hnliche Folgen wie die Perserkriege fr die Griechen. Ein groartiger wirtschaftlicher Aufschwung trat ein. Der Handel dehnte sich auf die Provinzen aus; die Geld-geschfte blhten, ungeheure Vermgen huften sich in einzelnen Hnden an. Neben der alten Beamtenaristokratie gewann damals ein neuer bevorzugter Stand durch seinen Reichtum Ansehen. Es war der Stand der Ritter. So nannte man diejenigen Brger, die auer den senatorischen, d. h. adligen Familien das Recht zum Reiterdienst im Heere hatten. (Mit den Rittern der servianischen Verfassung sind sie daher nicht zu verwechseln.) Sie gehrten meist plebejischen Familien an und fanden, da die alte Aristokratie von Handel und Industrie sich fernhielt, jetzt Gelegenheit, ihr Geld in berseeischen Unternehmungen anzulegen, namentlich groe Getreidemassen einzufhren und einhei-mische Erzeugnisse in die Provinzen zu schaffen. Den unterworfenen Provinzialstdten, die schwere Kriegssteuern zu entrichten hatten, liehen sie Geld zu hohen Zinsen. Eine andere Quelle ihres Reichtums war die Pachtung der Steuern. Der rmische Staat befate sich nicht selbst mit der Einziehung der Provinzialabgaben, sondern schrieb sie an die Meistbietenden aus. Da ein einzelner Bieter oft nicht imstande war, fr so umfassende Pachtungen Brgschaft zu leisten, taten sich reiche Ritter zu Handels- (Aktien-) Gesellschaften zusammen, die nun ihrerseits bei der Einziehung der Steuern mit groer Hrte verfuhren. Auch die alte Beamten'aristokratie wute den Reichtum zu steigern. Die Kapitalien, die sich die hheren Beamten bei der Verwaltung der Provinzen erworben hatten, benutzten sie zur Ver-greruug des Grundbesitzes durch Zurckdrngung der kleinen Pchter und durch Einschnrung und Aufkauf von Bauernstellen (Bauern-legen). Diese groen Latifundien wurden vorwiegend durch Sklaven bewirtschaftet, die in den siegreichen Kriegen in Massen nach Italien kamen; der freie landwirtschaftliche Arbeiter ward mehr und mehr zurckgedrngt. Mit dem wachsenden Reichtum schwand aber die alte Einfachheit der Lebenshaltung; ppigkeit und Genusucht machten sich bereit. Insbesondere hat die Unterwerfung so vieler Lnder unter den unbe-dingten Herrscherwillen der Beamten und Feldherrn auf die alte Nobilitt verderblich gewirkt. Bestechlichkeit, Unredlichkeit, Hrte und Ausbeutung der steuerpflichtigen Bewohner nahmen berhand. Indes auch das niedere Volk war begehrlich und anspruchsvoll geworden.
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