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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 180

1888 - Habelschwerdt : Franke
180 Teilnahme an der städtischen Verwaltung. Die Zünfte siegten zumeist, und die Verwaltung der Städte wurde jetzt besser geordnet. 2. Ursachen des Streites zwischen den Fürsten und Städten. Durch die geordnete Verwaltung und den wachsenden Reichtum war das Selbstbewußtsein der Städte gestiegen, und sie nahmen den Fürsten gegenüber eine drohende Stellung ein. Zugleich waren letztere darüber ungehalten, daß sich die Pfahlbürger durch die Aufnahme in den städtischen Verband ihrer Gerichtsbarkeit entzogen. Diese drohende Haltung zwischen Fürsten und Städten führte zur Bildung des schwäbischen, rheinischen, fränkischen und wetterauischen Stüdtebundes. 3. Der Städtekrieg. Von Adolf von Nassau und Ludwig dem Bayern waren die Städte begünstigt worden. Ihre politischen Ziele gingen aber bereits aus eine Umgestaltung der Reichsverfassung im demokratischen Sinne und fanden darum an Karl Iv. und Wenzel keine Billigung. Als nun Karl Iv. die Privilegien der Württembergischen Städte auf den Grafen Eberhard den Greiner von Württemberg (Rauschebart) übertragen hatte und der Herzog von Bayern den mit den Städten verbundenen Erzbischof von Salzburg angriff, entstand der große Städtekrieg, in dem die Städte bei Reutlingen siegten, bei Dösfingen aber 1388 geschlagen wurden. Die Fürsten hatten ihre Überlegenheit erkannt. B. Derliilldilngrn des Adels. Auch die Reichsritterschaft schloß, um die Reichsunmittelbarkeit zu behaupten, Verbindungen, z. B. die Adelsbündnisse von St. Georg, der Schlegler, vom Löwen. 2. Die westfälische Feme. Bei dem Mangel einer geordneten Rechtspflege im 13. und 14. Jahrhunderte erlangten ferner die Femgerichte eine hohe Bedeutung. Sie find aus den altgermanischen Volksgerichten hervorgegangen, die sich in Westfalen erhalten hatten und nun neu auflebten. Allmählich verbreiteten sie sich über ganz Deutschland, wandten sich aber nur der Pflege des peinlichen Rechts (bei todeswürdigen Verbrechen) zu. Eine Eigentümlichkeit des Femgerichts war die Heimlichkeit; nur die Mitglieder des Gerichts hatten Zutritt, und das Urteil wurde heimlich gesprochen. Der Oberstuhlherr war

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 207

1888 - Habelschwerdt : Franke
207 fernte. Auf die Nachricht von diesen Unruhen verließ Luther die Wartburg und brachte durch seine Predigten die Bilderstürmer zur Ruhe. b) Die Reichsritter. Die Reichsritter, welche durch häufige Erbteilungen, durch die Entwertung des Grundbesitzes, Luxus und Schwelgerei vielfach zu einem adligen Proletariat herab-gesunkeu waren und sich von der Teilnahme an den Reichsgeschäften ausgeschlossen sahen, suchten aus der religiösen Bewegung eigennützige Vorteile zu ziehen. Sie strebten nach Macht und Besitz. An der Spitze der Unzufriedenen standen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten. Ersterer sagte dem Kurfürsten von Trier Fehde an, die aber für ihn unglücklich ablief. Er starb, während er auf seiner Burg Landstuhl belagert wurde. Hutteu, ein geistreicher Humanist und einer der kecksten Vorkämpfer für die neuen Jdeeen, starb nicht lange darauf arm und verlassen auf einer Insel im Züricher See. c) Das Landvolk. Wie bei der niederen Ritterschaft, so vermischten sich in den unter dem Landvolke ausbrechenden Un- ruhen soziale und politische Bestrebungen mit den religiösen. Seit der Einführung des römischen Rechtes waren manche Landes- und Gutsherren darauf bedacht gewesen, die freien Bauern zu „Hörigen" zu machen. Die Bündnisse der Bauern hatten daher schon den Zweck der Befreiung von der Leibeigenschaft gehabt. Indem nun die Bauern Luthers Lehre von evangelischer Freiheit auf ihre gesellschaftliche Lage übertrugen, legten sie in den sogenannten 12 Artikeln ihre Forderungen nieder und wandten sich vor allem gegen die reichen Abteien. Auch Ritter zogen sie auf ihre Seite (Götz von Berlichingen). Der Bauernaufstand bewegte sich auf zwei Schauplätzen: 1. In Franken schritt Truchseß von Waldburg als Anführer des schwäbischen Bundes gegen die Bauern ein und schlug sie in zwei Treffen; 2. in Thüringen waren sie von den Wiedertäufern aufgeregt worden, einer Sekte, die von Nikolaus Storch gegründet worden war und sich an dem Bilderstürme in Wittenberg beteiligt hatte. Der schwärmerische Thomas Münzer wiegelte die thüringischen Bauern aufs neue auf und

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 81

1904 - Habelschwerdt : Franke
81 um Gnade. Der Kaiser lie ihm seine Erbgter Braunschweig und Lneburg; doch mute er auf drei Jahre das Land verlassen. 4. Kaiserherrlichkeit unter Friedrich Barbarossa. Die Augelegen-f)eiten des Reiches waren von Friedrich Barbarossa trotz der italienischen Feldzge nicht vernachlssigt worden. Mit starker Hand hielt er den Landfrieden aufrecht und lie die Friedensstrer hinrichten. Gerechtig-fett, Milde und wahre Frmmigkeit erwarben dem Kaiser allgemeine Verehrung. Der Einflu des Reiches nach auen war uuter ihm so groß, da er die Könige von Dnemark. Polen und Ungarn in Lehuspflicht nehmen konnte; dem Herzog von Bhmen verlieh er fr treue Heeresfolge den Knigstitel. Die Herstellung des Friedens mit der Kirche und deu lombardifcheu Stdten bewog den Kaiser, 1184 zu Mainz ein Reichsfest zu feiern. Es gestaltete sich zu einem Fest, wie es Deutschland noch nicht gesehen hatte. Der kaiserlichen Einladung folgten Fürsten und Bischfe, bte und Grafen, Gesandte aus den slawischen Lndern, aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Auf der anmutigen Ebene am Rhein war Zelt an Zelt aufgeschlagen; alle Gste wurden auf Kosten des freigebigen Kaisers bewirtet; Knstler und Dichter genossen nicht geringere Ehre wie die Helden des Krieges und der Turniere. Die Hoheit des Kaisers, der Glanz der Ritter, die Schnheit der Fraueu, die Pracht der Kleider, die Mannigfaltigkeit der Spiele und Gesnge, alles vereinigte sich, um Freude und Bewuuderuug hervorzurufen. Der Kaiser schlug bei diesem Feste seine beiden Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern. Der Miuuefuger Heinrich von Veldecke hat in feiner iteide" die Mainzer Festlichkeiten geschildert, und die Erinnerung an das Reichsfest blieb lange lebendig. Im Jahre 1186 zog der Kaiser zum letztenmal nach Italien. Er nahm in Mailand an der Hochzeit seines Sohnes Heinrich teil, der sich mit Konstante, der Erbin von Sizilien, vermhlte. Durch diese Heirat bereitete Friedrich die Erwerbung Unteritaliens und damit die Weltmachtstelluug seiues Hauses vor. Da aber hierdurch die Unabhngigkeit des Papsttums gefhrdet erschien, drohte ein neuer Kampf auszubrechen. Doch hinderten der Tod des Papstes und die Vorbereitungen zu einem neuen Kreuzzug deu Ausbruch des Streites. 5. Der dritte Kreuzzug, 11891192. Im Jahre 1187 hatte Saladin, der tapfere Sultan von gypten, das Heer des Knigs von Jerusalem am See Tiberias geschlagen und die Heilige Stadt erobert. Als die Kunde hiervon ins Abendland kam, forderte der Papst Friedrich Barbarossa und die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England zu einem neuen Kreuzzuge Lohmeyers Wandbilder: Das Reichssest zu Mainz. Ahl er, Geschichte fr Lehrerseminare. 6

4. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 299

1903 - Leipzig : Dürr
Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges 299 jenes arme Bauernvolk dann doch wieder von den Gutsherren aufs höchste angespannt wurde, daß in jener Zeit die Hörigkeit und Leibeigenschaft der Bauern fast überall durchgeführt wurde. So wurden sie gezwungen zur Dienst- und Spannpflicht; das Besthaupt mußte im Todesfälle abgegeben werden; die Kinder waren zum Hofgehen und zum unentgeltlichen Dienste verpflichtet. Vor dem „Bauerlegen" scheute der Edelmann auch nicht zurück. Diese wirtschaftliche Abhängigkeit wurde zur rechtlichen, weil der Gutsherr zugleich Gerichtsherr war, mit Gefängnisstrafen und Stockprügeln seinen Sinn durchzusetzen Pflegte. Auf 3/4 der deutschen Bevölkerung lastete der Fluch der Hörigkeit, und 200 Jahre lang sollte der einst so aufstrebende kräftige Bauernstand trotz aller Bemühung menschenfreundlicher und wohlwollender Könige (Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii.) unter dem Joch der Knechtschaft schmachten. Auch in den Städten hatte der Krieg alles Leben erstarren lassen. Schon die Kriegsauflage, welche die Stadt so oft aufbringen mußte, hatte manchen Bürger an den Bettelstab gebracht, war doch Hamburg gezwungen, in kurzer Zeit nicht weniger als 510000 Gulden zahlen. Das Gewerbe war fast völlig zugrunde gerichtet. Der gesamte Glashüttenbetrieb in Hessen z. B. mußte eingestellt werden; die Tuchmacherei in Bayern hatte völlig aufgehört; von 6000 Webereien waren in Augsburg 5500 eingegangen ; der Hopfenbau in Böhmen, der Weinbau in der Pfalz waren vernichtet. Berlin war bis auf ein Viertel seiner Bewohner, bis auf 6000 herabgesunken. In Prenzlau waren von 787 Häusern noch 107 bewohnt, Ravensberg rettete von 1400 nur 400. Augsburg, das vor dem Kriege 90 000 Einwohner zählte, wies nachher etwa 16000 auf. In Nürnberg war es so schlimm, daß es jedem Mann erlaubt war, zwei Frauen zu nehmen, daß auch die katholischen Geistlichen sich verehelichen durften. In der Grafschaft Henneberg waren von 12000 Höfen 8000 vernichtet worden. Wer sein Gut nicht durch Plünderung der Soldaten verloren hatte, dem war es durch die Münzverschlechterung genommen worden. Waren doch die Fürsten dahin gekommen, ihre Silbermünzen in weiß gesottenem Kupfer prägen zu lasten, hatte doch die Stadt Leipzig Münzen aus Blech ausgegeben. Anfangs war natürlich Geld billig im Lande. Bald aber machten sich Schwierigkeiten geltend; die Landesfürsten verboten die Münze, die sie selbst hatten prägen lassen, oder setzten ihren Geltungswert herab. Die mühsamen Ersparnisse des Volkes und seine harten Taler hatten ihre Gültigkeit verloren, und die „Kipper und Wipper", die bis in die höchsten Kreise sich erstreckten, waren die mit Recht vom Volke bestgehaßtesten Menschen. Auch der H a n d e l der deutschen Städte war völlig lahm gelegt. Die deutschen Flußmündungen waren fremder Nationen Gefangene, und auch in den großen Hansastädten ging die Erinnerung an vergangene

5. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

6. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 232

1896 - Leipzig : Dürr
232 Spaltung herbeizufhren und zu befestigen, die sich dem Begehren der deutschen Bauernschaft anpate. In diesen Zusammenhang ge-hrt das erste sogenannte deutsche Bauernparlament". Nach einer Reihe von Jahren, die von nachhaltigeren Bauern-Unruhen verschont blieben, war die buerliche Bewegung bereits um die Mitte des Jahres 1524 in bedenklicher und bedrohlicher Weise wiederum hervorgetreten. Die Bauern so wird uns im Stile der Zeit von den Gegnern der Bauern berichtet zeigten an, da sie mit Frondiensten berladen werden und sonders mit Jagen und dem Wildbret; und als sie aber zusammenkamen und keinen Wider-stand besunden, da wurden sie halsstarrig und hochmtig; der ein wollt nit mehr leibeigen sein, der ander kein Gut mehr belehnen und empfahn, der britt kein Glt mehr geben, und in Summa: zuletzt wollten sie allen ihren Herrschaften nit mehr gehorchen." *) Um die Jahreswende gewann die Bewegung greren Umfang, insonder-heit in Sddeutschland. Hier bildeten sich in den ersten Monaten 1525 drei gewaltige Bauernhaufen. Die buerlichen Unterthanen des Bischofs von Augsburg, des Abtes von Kempten, der Herren von Waldburg und von Montfort thaten sich an der alten Malsttte am Wasser zu Luibas bei Kempten zum Ober-Allguer-Hausen zu-sammeu. Als obersten Fhrer und Hauptmann whlten sie sich einen ehemaligen Frbergesellen Jrg Schmid, der Knopf von Luibas genannt. Ein zweiter Hausen umfate die Bauern der bte von Roth und von Ochsenhausen und der umwohnenden Herren und der benachbarten Städte. In dem Dorfe Baltringen nrdlich von Biberach, drei Meilen von Ulm, hatten sie ihr Standlager; daher hieen sie auch der Baltringer Haufen. Ihr oberster Hauptmann, der Hufschmied Ulrich Schmid aus Sulmentingen (Sulmiugen), musterte bald der 30 000 Bauern in seiner Gefolgschaft. Gewandt und schlagfertig im Wort eignete er sich wohl zum Leiter dieser Masse; seine Belesenheit in der Schrift setzte ihn in Stand, seine Ansichten und Vorschlge durch die Worte der Schrift zu begrnden und zu erhrten; der heilige Geist redete scheinbarlich aus ihm", wie es hie. Aus den an den Bodenfee angrenzenden Landschaften schloffen sich die Bauern zum Seehausen" zusammen. Zum Fhrer Hattert sie sich einen verdorbenen Kaufmann Hans Hurlewagen aus-erkoren. Die Seebauern gingen am weitesten in ihren Forderungen; sie gedachten grndlich auszurumen mit den bestehenden belstnden. Auch Adelige gab es unter ihren Hauptleuten. Und also prakti-zierten so heit es die drei Haufen in Schwaben, da fast alle Bauerschaft zu ihnen fiele." *) Worte des Schreibers des Truchsessen Georg von Waldburg.

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 209

1896 - Leipzig : Dürr
209 euch um Gnade und Mitleid fr die Stadt Jerusalem an, die den Trken in die Hand gegeben ist; ihr sollt ihnen im Namen Gottes beistehen, die Schmach Jesu Christi zu rchen. Sie haben sich durch uns an euch gewandt, weil sie wissen, da kein Volk so kundig des Meeres ist wie ihr, die ihr stark an Zahl und reich an Schtzen gleichsam wie im Meere wohnet; weil sie wissen, da kein Volk ge-schickter ist in der Leitung der Schiffe und tchtiger zum Seekampfe. Sie haben uns befohlen, euch zu Fen zu fallen und nicht eher aufzustehen, bis ihr zugesagt habt, euch des heiligen Landes der dem Meere zu erbarmen." Da warfen sich Villehardonin und seine Gefhrten, sie alle Zierden der franzsischen Ritterschaft, auf die Kuiee vor dem Volke und riefen unter demutsvoll bittenden Geberden das Gefhl des Mitleids, der Ehre, der Pflicht an. Und unter dem Nachklang jener Worte und ergriffen von dem seltsamen Schauspiel und hingerissen von dem mchtig aufwallenden Selbstbewutsein einigten sich die Anwesenden alle in dem Rufe: Wir willigen ein!" Da erfllte sich des Domes hochragender Bau mit ungeheurem Ge-tse, gleich als ob die Erde selbst von gewaltigem Beben erzitterte. Die Franzosen freuten sich ihres Erfolges; stolzere Freude noch empfand Venedigs Doge. Mit unverkennbarer Absichtlichkeit hatte Dandolo, der sich den Franzosen gegenber als den berlegenen ziel-bewuten Staatsmann bewiesen, aus dem Vertrage jede unwider-legbare Angabe darber fern zu halten gewut, gegen welchen Feind das Unternehmen gerichtet sei, nach welchem Orte die Fahrt ziele. Damit war der besondere Plan des Papstes, die Kreuzfahrer zur Landung in gypten und zum Angriff auf Alexandria und Kairo zu vermgen, vereitelt. Denn die Venetianer, deren Entschlieungen zumeist durch die Rcksicht auf Venedigs Machtstellung beherrscht wurden, standen in viel zu freundschaftlichen Beziehungen mit den Herr-schern gyptens, als da sie ein gegen dieses fr ihren Handel hoch-wichtige Land gerichtetes Kriegsuuteruehmeu auch nur durch ihren Rat htten untersttzen wollen. Als nun die Kreuzfahrerscharen sich in Venedig einstellten und auf dem Jnselchen San Nicol dt Lido Lager bezogen, zeigte es sich, da von der Entschdigungssumme nur 51000 Mark Silber aufgebracht werden konnten, trotzdem selbst viele der edelgebornen Kreuz-fahrer ihre ganze Habe verpfndeten. Da machten nun die Venetianer mit einer geflissentlich zur Schau getrageneu Gromut den Pilgern den Vorschlag, sie sollten zur Deckung des Restbetrages sich im Sinne der Venetianer an einem Kriegsunternehmen gegen die Stadt Zara an der dalmatischen Kste beteiligen, deren Brger sich der Botmigkeit Venedigs entzogen und zudem durch ihre Seerubereien Freundg en, Beitrge zum Unterricht in der Geschichte. 14

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 218

1896 - Leipzig : Dürr
218 Markgraf Bonifaz hat inzwischen die Franzosen von der Nord-ostseite her zum Sturm gegen die Stadt gefhrt. Seine Sturm-Haufen haben den Fu der Mauer erreicht und beginnen, die Bresche zu erkmpfen, die Mauer zu ersteigen. Da tauchen pltzlich in der rechten Flanke Scharen der Feinde auf, die sich in prchtigem Ans-marsch bermchtig entwickeln und in wuchtigem Anprall die Reihen der Franken verwirren und vor sich her treiben. Kaiser Alexius hat sich in letzter Stunde die Zustimmung zu einem Ausfall in Masse entreien lassen. Die geschwtzige Tadelsucht des hauptstdtischen Volkes hatte dem Kaiser die Schuld der sich hufenden Unglcksflle gegeben. Je hher die Not stieg, um so erbitterter uerte sich der Unmut und bedrohte den Kaiser mit einem Ausbruch der Volkswut. So hatte denn neben den eindringlichen Vorstellungen des wackeren Theodor Laskaris, die in ihrer ruhigen Sachlichkeit auch den Zag-haften von der Notwendigkeit kraftvollen Eingreifens htte berzeugen mssen, das Grauen vor der Bolksleidenfchaft, welche vor keiner Scheulichkeit zurckbebte, den Kaiser zu einer solchen Entschlieung gebracht. Vor dem Anmarsch der Ausfalltruppen weichen die Fran-zosen und sammeln die aufgelsten Reihen des Fuvolks in dichten Haufen; ihr Widerstand gewinnt damit allgemach an Festigkeit; sie finden Rckhalt namentlich an den Schlachthaufen der fchwergersteten Ritter, deren Eifenseiten" die Griechen nicht zu lockern vermgen. So bringt die franzsische Schlachtlinie freilich mit Aufbietung aller verwendbaren Krfte den Vormarsch der Feinde zum Stehen. Ver-standen es nun die Griechen, von ihrer bermacht Gebrauch zu macheu, fhrten sie die frischen Truppen, die zahlreich zur Hand waren, ins Gefecht: der Gegner htte bei seiner ersichtlichen Er-schpsung das Feld nicht behaupten knnen. Dem kaiserlichen Schwchling indes, der sich darin gefallen hat, im Herrscherschmucke inmitten glnzenden Gefolges sich den Truppen zu zeigen, versagt sich im Augenblicke der Entscheidung der Mut, alles zu wagen, um alles zu gewinnen. Der halbe Erfolg dnkt ihn groß genug. Die Schlacht wird abgebrochen, die Truppen werden zurckgezogen. Rhmlich hatte der Ausfall begonnen; er endete klglich. Ein halber Erfolg aber htte, wie er seinem Urheber Schande brachte, der Stadt zum Unheil werden mssen. Und doch hatte der Ausfall Groes erzielt; er schien das Un-glck noch einmal abgewandt zu haben. Im ersten Augenblick der Verwirrung hatten die Franzosen sich mit der Unglcksnachricht zu-gleich um Hilfe an die Venetianer gewandt. Dandolo erkannte, da sein Sieg bei der Vernichtung, die der die Franzosen hereinzubrechen drohte, ein unfruchtbarer, vielleicht gar ein verderblicher werden
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