232
b) Für den Ackerbau fehlte es an Arbeitskräften, Aussaat und Vieh.
c) Handel und Industrie waren so lahm gelegt, daß Deutschland hierin die Konkurrenz mit den Niederlanden, England und Frankreich nicht aufnehmen konnte. Die Hansa war auf drei Städte zusammengeschmolzen (Hamburg, Lübeck, Bremen).
3. Der Verfall der Sitten. Der lange Krieg hatte die Gemüter verwildern und verrohen lassen; alle Laster wareu an der Herrschaft. Mit der Unsittlichkeit verbanden sich Unwissenheit, Stumpfsinn und Aberglaube. Daher griffen anch die He^enprozeffe in entsetzlicher Weise um sich. Erst der Jesuit Friedrich Spee, 1635, und der Rechtsgelehrte Christian Thomasins in Halle, f 1728, bekämpften energisch das Hexenwesen.
4. Die politische Schwäche Deutschlands.
a) Selbstachtung und Nationalgefühl waren im Volke geschwunden. Die materielle 9?ot ließ ciu ideales Streben nicht aufkommen) in Litteratur, Sitte und Mode suchte man französisches Wesen nachzuahmen.
b) Durch die Erweiterung der fürstlichen Macht zur vollen Selbständigkeit war der nationale Eharakter des Reiches verloren gegangen, das Reich thatsächlich ausgelöst und zur politischen Ohnmacht erniedrigt worden. Die Fürsten beuteten ihre Gerechtsame oft despotisch aus und schufen stehende Heere als Grundlage ihrer Gewalt.
Es beginnt das Zeitalter der absoluten Monarchie.
England.
I- Die beiden ersten Stnarts, 1603—1649.
Nach Elisabeths Tode bestieg Jakob I., der Sohn der Maria Stuart, den englischen Königsthron und vereinigte als König von Großbritannien England, Schottland und Irland unter seinem Scepter. Er wie sein ihm nachfolgender Sohn betonten im Gegensatze zu dem Geiste der englischen Nation zu sehr die absolute Königsmacht, letzterer machte sich auch durch seine Hinneigung zum Katholizismus verhaßt. Der darüber ausbrechende Kampf zwischen Volk und König endete mit dem Untergange der Stuarts.
I. Jakob I., 1603—1625. Sein Kanzler war der Philosoph Bakon von Verularn, sein Ratgeber der verhaßte Herzog von Buckingham. Da die englische Episkopalkirche, die in ihm ihr Oberhaupt erkannte, seinem Streben nach absoluter Gewalt am meisten entsprach, so trat er als heftiger Gegner
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Spee Friedrich Christian_Thomasins Jakob_I. Maria_Stuart Maria Jakob_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Frankreich Hamburg Bremen Deutschlands England England Schottland Irland
250
ihn, und er wandte sich nach seiner fränkischen Heimat. Die Regierung in der Mark überließ er seinem Sohne Johann, der die schwie-
rige Aufgabe hatte, bei geringen Geldmitteln die Stände zu versöhnen und auswärtige Feinde abzuwehren.
3. Kriege.
a) Kampf in Schlesien. Der Herzog Hans von Sagan machte Ansprüche auf das Herzogtum Glogau, das der Tochter Albrechts als Witwenteil zufallen sollte, und verband sich zu dem Zwecke
mit dem Könige Matthias von Ungarn. Albrecht mußte seinem
bedrängten Sohne zu Hilfe eilen und gewann Krossen, Züllichau, Bobersberg und Sommerfeld für die Mark, 1482.
b) Kampf um Pommern. Die innere Unzufriedenheit in der Mark ermunterte auch die Pommern wieder zum Angriffe auf die Mark. Dieselben mußten jetzt aber die Lehnshoheit und Erbfolge Brandenburgs anerkennen, 1479.
c) Albrecht als Reichsfeldherr. In dem Kriege des Kaisers Friedrich Iii. mit dem Herzoge Karl dem Kühnen von Burgund führte Albrecht die Reichstruppen und zwang den Herzog, die Belagerung von Neuß aufzugeben.
Albrecht nahm noch an der Wahl Maximilians zum römischen Könige teil, 1486, und starb bald darauf.
Änderung in der Politik der Kurfürsten. Während die ersten drei Kurfürsten bei ihrer wichtigen Stellung im Reiche oft Gelegenheit hatten, mit kräftiger Hand in die Reichsangelegenheiten einzugreifen, und sogar als Bewerber um die Kaiserkrone auftreten konnten, hatte jetzt (namentlich seit der Erwerbung Burgunds) das Glück Habsburgs Brandenburg überflügelt. Es war darum natürlich, daß die deutschen Fürsten ihre eigenen Lander mehr als bisher zum Mittelpunkte ihrer Bestrebungen machten. Wahrend ferner die ersten zollerschen Kurfürsten immer noch die fränkischen Lande als ihre eigentliche Heimat ansahen, werden die folgenden in der Mark erst heimisch und beginnen, sich mehr dem Volke zu nähern. Es folgt daher jetzt in der Mark eine Periode friedlicher innerer Entwickelung; es beginnt „die territoriale Seit."
Iv. Johann Cicero, 1486—1499. Er hat den Beinamen von seiner Fertigkeit in der lateinischen Sprache.
1. Regelung der Finanzen. Die geringen Einkünfte des Kurfürsten und die daraus sich ergebende stete Geldverlegenheit veranlaßten ihn, die schon von seinem Vater in Aussicht genommene Biersteuer einzuführen. Von jeder Tonne Bier mußten 12 Pfennige ge-
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Hans_von_Sagan Albrechts Albrechts Matthias_von_Ungarn Albrecht Sommerfeld Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Karl_dem_Kühnen_von_Burgund Karl Albrecht Albrecht Albrecht Maximilians Johann_Cicero Johann
80
Westen war noch unabhängig, denn die halbkultivierten iberischen Stämme waren widerstandsfähiger als die abgelebten Völker des Ostens. Die harte und habsüchtige römische Verwaltung rief blutige Ausstände hervor.
a) Der Krieg mit Viriathus. Dieser Held war aus einem verräterischen Blutbade, das die Römer unter den Lnsitaniern angerichtet hatten, entkommen und führte gegen die Römer einen hartnäckigen Guerillakrieg, bis er 140 ermordet wurde.
b) Der Numantinische Krieg, 143—133. Nach vielen Mißerfolgen der Römer zog sich der Krieg um Numantia zusammen, das allen Angriffen der Römer trotzte, bis der Zerstörer Karthagos, P. Kornelius Scipio Asrikauus minor, die tapferen Verteidiger zur Übergabe zwang.
Reihenfolge der römischen Provinzen: Sizilien, Sardinien mit Korsika, Hispania, Gallia cisalpina, Jllyrikum, Macedonia, Achaia, Afrika, Asm.
Provincia (von provincere, obsiegen) = eigentlich das unterworfene Land, dann aber Geschäftskreis, Verwaltnngsbereich. Die Verwaltung der Provinzen geschah durch ehemalige Konsuln oder Prätoren, die dann den Namen Prokonsuln, Proprätoren erhielten. Sie vereinigten in ihrer Person die höchste Zivil- und Militärgeivalt. Die Städte der Provinzen hatten ein verschiedenes Maß von Freiheiten.
Rom umfaßte in dieser Zeit ein Gebiet von 1 400 000 qkm. Sein auffallend schnelles Wachstum findet seine Erklärung
a) in dem kriegerischen Geiste des Volkes,
b) in der freiwilligen Unterordnung der Bürger unter das Gesetz,
c) in der günstigen Lage Roms.
Pie Zustände im Innern.
Die wichtigsten Veränderungen im Innern des Staates waren:
1. Das Amt der Diktatur ging (202) ein. Ju Zeiten außerordentlicher Gefahr wurde fortan den Konsuln diktatorische Gewalt erteilt (videant consules ne quid detrimenti capiat respublica).
2. Die Einrichtung der ständigen Gerichtshöfe. Bisher waren alle Kapitalverbrechen (b. H. solche, welche die Freiheit und Sicherheit des Staates und seiner Bürger gesährben) den Centnriatkomitien vorbehalten. Da aber der Gang dieser Rechtspflege schleppenb war, so würden für berartige Verbrechen ftänbige Gerichtshöfe unter beut Vorsitz der Prätoren eingerichtet.
3. Der neue Amtsadel. Seitbem Rom durch die fast ununterbrochenen Kriege den Grnnb zur Weltherrschast gelegt hatte, machten
i
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Extrahierte Ortsnamen: Karthagos Sizilien Sardinien Korsika Jllyrikum Macedonia Achaia Afrika Rom Roms Rom
212
wuudet, auf dem Krankenbette zu dem Entschlüsse einer Gott gewidmeten Lebensrichtung gebracht ward. In Paris, wo er Theologie studierte, faud er Gesinnungsgenossen, darunter Franz datier, den nachmaligen „Apostel Indiens." Der Orden verpflichtete sich außer zu den drei Mönchsgelnbden zum unbedingten Gehorsame gegen den Papst und erhielt 1540 von Paul Iii. als „Gesellschaft Jesu" die Bestätigung. Die Jesuiten stellten sich besonders 3 Aufgaben: a) die Seelsorge und den Unterricht der Jugend, b) die Mission, c) die Wiedergewinnung des der katholischen Kirche verloren gegangenen Gebiets. Der Orden verbreitete sich sehr rasch und wurde durch seine Organisation und durch die richtige Verwendung seiner Kräfte eine mächtige Waffe der katholischen Kirche.
iv. Ausbreitung der Reformation.
Außer in Italien und Spanien fand die Reformation in den meisten Ländern Europas Eingang.
A. Zn der Schweiz. Hier traten Zwingli und Kaloin als Reformatoren auf.
1. Ulrich Zwingli, Pfarrer zu Zürich, wurde, >oie Luther, durch die Verkündigung eines Ablasses zur Opposition gegen die kirchlichen Satzungen veranlaßt, 1519. Von Luther, mit dem er ein vergebliches Religions-gespräch zu Marburg führte, unterschied er sich in der Abendmahlslehre. Zwinglis Lehren fanden besonders in den industriellen Kantonen Eingang, während die Hirtenkantone Schwyz, Uri, Unterwalden katholisch blieben. Als er den ersteren auch das politische Übergewicht verschaffen wollte, entbrannte ein Bürgerkrieg, in dem die katholischen Waldstütte siegten und Zwingli in der Schlacht bei Kappel fiel, 1531.
2. Johann Kalvill, 1509—64, aus Noyon in der Pikardie gebürtig, kam, aus Frankreich vertrieben, nach einem unsteten Wanderleben nach Genf, das er zum Mittelpunkte der reformatorifchen Bewegung machte. Eigentümlich ist ihm die Lehre von der Gnadenwahl. Der üppigen Stadt Genf gab er eine strenge, theokratische Verfassung mit demokratischer Grundlage (Wahl der Kirchenältesten). Kaloins Lehre, zum Unterschiede von der lutherischen die reformierte genannt, verbreitete sich in Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und erhielt im Heidelberger Katechismus 1563 eine genaue Fassung.
B. In Arankreich. Hier verbreitete sich besonders Kalvins Lehre, deren Bekenner den Namen Hugenotten erhielten. Da der unzufriedene Adel die neue Lehre zu politischen Zwecken benutzte, so entstanden bald blutige Bürgerkriege.
C. In Schweden, Norwegen und Dänemark.
1. Vorgeschichte. Skandinavien, die Heimat der Normannen, konnte lange Zeit kein starkes Königtum erblühen sehen. Die ältesten Dynastieen Dänemarks und Schwedens leiten ihren
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Indiens Italien Spanien Europas Schweiz Marburg Schwyz Frankreich Genf Genf Frankreich Deutschland Niederlanden Heidelberger_Katechismus Arankreich Schweden Norwegen Skandinavien Schwedens
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den übrigen Staaten ebenfalls vorausging, war die Sozialreform, d. H. die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen teils durch Befreiung von drückenden Steuern, teils durch positive Maßregeln. Während der Kanzler die Entlastung von den direkten Steuern durch die weitere Ausdehnung des indirekten Steuersystems zu erreichen suchte (Aushebung der Klassensteuer für die beiden untersten Steuerstufen, teilweiser Erlaß für die nächsten Stufen in Preußen), trat mit dem 1. Dezbr. 1884 zunächst das Krankenversicherungsgesetz ins Leben. Ferner stimmte der Reichstag im Sommer 1884 dem Unfallversicherungsgesetze zu, das den industriellen Arbeitern bei Unfällen eine Rente sichert. Mehrere Abänderungen der Gewerbeordnung zielten darauf hin, dem Handwerkerstande durch Begünstigung der Innungen aufzuhelfen. Eine noch unerledigte Aufgabe iu der Sozialreform ist die von der Reichsregierung projektierte Altersversorgung der Arbeiter.
8. Auswärtige Politik. Die auswärtige Polüik des deutschen Kaisers und seines Kanzlers war seit 1871 unausgesetzt auf den Frieden gerichtet. Das Ansehen, welches sich Deutschland im deutschfranzösischen Kriege erworben, gewährte ihm das Recht, für die Erhaltung des Friedens thätig zu sein. Allerdings muß es, namentlich gegen das unruhige Frankreich, dauernd eine bedeutende Wehrkraft unterhalten, deren Stärke seit 1874 immer auf 7 Jahre festgesetzt wurde (Septeunat). Die guten Beziehungen Deutschlands zu Rußland und Österreich fanden im Jahre 1872 ihren Ausdruck in dem zu Berlin geschlossenen Dreikaiserbündnisse. ' Wenn auch seitdem das Verhältnis Deutschlands zu Rußland oft ein kühleres gewesen ist, so merkte doch gauz Europa namentlich zur Zeit der Wirren auf der Balkanhalbinsel den Einfluß der weisen Diplomatie des deutschen Reichskanzlers, und es entsprach der hervorragenden Stellung Deutschlands, daß in Berlin unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck der Kongreß stattfand, der die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel regelte (1878). Im übrigen haben die Monarchenzusammenkünfte zu Skier-uiewice (1884), Kremsier (1885) und Berlin (1887) den äußeren Beweis geliefert, daß die alten Beziehungen wieder erneuert worden sind. Trotzdem wiegt die Ansicht vor, daß der im Oktober 1887 erfolgte Beitritt Italiens zu dem festen deutsch--österreichische» Bündnisse wesentlich zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragen hat.
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Extrahierte Personennamen: Dezbr
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschlands Berlin Deutschlands Europa Deutschlands Berlin Berlin Italiens
261
vom Kriege noch unberührt. Als aber im niedersächsischen Kriege Mansfeld sich nach der Schlacht an der Dessauer Brücke und Christian von Dänemark nach der Schlacht bei Lutter am Barenberge mit den geschlagenen gruppen nach Brandenburg zurückzogen, hatte das Land durch die Unterhaltung der Truppen und schwere Kriegssteuern viel zu leiden.
2. Bei dem Auftreten des Schwedenkönigs war der Kurfürst trotz seiner Verschwägerung mit demselben zu einem Bündnisse nicht zu bewegen; vielmehr war er gegen ihn wegen der Besetzung Pommerns mißgestimmt. Notgedrungen räumte er ihm dann die Festungen Spandau und Küstrin ein und trat 1635 dem Frieden zu Prag bei. Daher behandelten die Schweden Brandenburg als feindliches Land und besetzten nach dem Tode des letzten pommerschen Herzogs, 1637, Pommern, das nach früheren Verträgen an Brandenburg hätte fallen müssen. Ein förmliches Bündnis mit dem Kaiser konnte dem Kurfürsten Pommern nicht verschaffen.
Zweite Periode.
Die Zeit der unumschränkten Selbstherrschaft, 1648—1789»
Erster Abschnitt.
Die Zeit des frtmfirjwjm Kvevgewiclfts, 1648-1740.
Allgemeiner Charakter der Zeit. Im dreißigjährigen Kriege war die österreichisch-spanische Monarchie erlegen, und Frankreich, dessen Macht Richelieu begründet hatte, erhielt das Übergewicht in Europa. Im politischen Verkehre wurde die französische Sprache üblich, wie auch in Sitten und Gebrauchen Frankreich das Vorbild abgab. Seine reichen Mittel machten ihm die Behauptung dieser Stellung aus längere Zeit möglich. Das Hauptziel der Politik der übrigen Staaten war dieser Übermacht gegenüber die Aufrechthaltung des europäischen Gleichgewichts. Die Kriege dieser Zeit haben darum die Bedeutung europäischer Kriege.
Das deutsche Reich war jedem Angriffe bloßgestellt und hatte an Österreich nur einen ungenügenden Schutz. Seine Auslösung wäre eine natürliche Folge gewesen, wenn nicht unter der starken Hand des Großen Kurfürsten im Norden sich ein deutscher Staat gekräftigt hätte, der Deutschland zu verjüngen berufen war, nämlich Brandenburg.
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Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Dessauer_Brücke Brandenburg Pommerns Spandau Schweden_Brandenburg Pommern Brandenburg Pommern Frankreich Europa Frankreich Deutschland Brandenburg
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Hof, dessen Pracht eine außerordentliche war, erforderten große Summen, die nur durch hart empfundene Stenern aufgebracht werden konnten (erste allgemeine Kopfsteuer), d) Kunst und Wissenschaft. Nicht minder groß waren aber die Summen, die der freigebige König für die Förderung von Kunst und Wissenschaft ausgab, wodurch der Glanz des jungen Königtums erhöht wurde. Schon 1694 hatte er in Halle eine Universität gegründet, an der Christian Thomasins, Samuel Pusendorf, August Hermann Francke und der Philosoph Wolff wirkten. In Berlin schuf der Architekt Schlüter das königliche Schloß, das Zeughaus und die Reiterstatue des Großen Kurfürsten. Ferner wurde hier die Akademie der Künste und die Akademie der Wissenschaften gegründet.
Trotz der hohen Abgaben war selten ein Monarch so beliebt wie Friedrich I. Sein Lebensabend wurde durch eine in Preußen ausgebrochene Pest getrübt. Er starb 1713. '
Ii. Friedrich Wilhelm I., 1713—1740.
Noch ehe er seine Regierungsthätigkeit, in der sich Herrschaft und Arbeit vereinigen sollten, recht entsalten konnte, nahmen ihn die auswärtigen Angelegenheiten in Anspruch.
1 Auswärtige Politik. Beim Antritte seiner Regierung waren noch zwei Kriege im vollen Gange, die ihm schließlich ansehnliche Erwerbungen einbrachten.
a) Im Friedensschlüsse zu Utrecht (1713), der dem spanischen Erbfolgekriege ein Ende machte, erhielt er Obergeldern, teils zur Entschädigung für das zur oranischen Erbschaft gehörige Orange, teils auf Grund alter, von Kleve aus bestehender Ansprüche.
d) Beteiligung am nordischen Kriege. Die Nachbarschaft der kriegsbedürftigen Schweden, die sinkende Macht derselben, welche die Besetzung der wichtigen Odermündungen durch eine andere Großmacht möglich machte, sowie die kriegerische Unruhe des jetzt flüchtigen Königs Karl Xii. bewogen Friedrich Wilhelm, auf das Anerbieten der schwedischen Regierung einzugehen, Stettin zu besetzen. Als aber der plötzlich zurückkehrende Karl Xii. diesen Vertrag nicht billigte, beteiligte sich der König an der
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Utrecht Schweden Stettin
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bürg leiten ließ, wollte der aufstrebende Bischof Hanno von Köln die Regentin und ihren Günstling durch einen Gewaltstreich stürzen. Der Knabe wurde der Mutter entführt und nun von Hanno streng erzogen. Indes mußte letzterer bald die Erziehung dem Erzbischöfe Adalbert von Bremen überlassen, der einen unheilvollen Einfluß auf den Kuabeu ausübte und ihm namentlich einen unversöhnlichen Haß gegen die Sachsen einflößte. Zugleich benutzte Adalbert seine Stellung als Erzieher, sich von dem jungen Könige seine Güter vergrößern zu lassen, und erbitterte dadurch, sowie durch sein hochfahrendes Wesen die Fürsten. Im Alter von 15 Jahren wurde der König für mündig erklärt.
2. Der Sachsenkrieg, 1073—1075. Um die Politik seines Vaters fortzusetzen, sah sich Heinrich vor zwei Aufgaben gestellt,
a) die Fürsten in Abhängigkeit zurückzudrängen,
b) die Sachsen zum Gehorsam zu bringen, welche ein lebhaftes Stammesbewußtsein noch hatten und die Regierung der Franken als eine Zwingherrschaft ansahen, seitdem das kaiserliche Hoflager in ihr Land verlegt worden war.
Zugleich waren die Sachsen durch den Bau vieler Burgen in ihrem Gebiete und durch die Gefaugenhaltung ihres Herzogs Magnus erbittert, der mit Otto von Bayern in eine Verschwörung verwickelt gewesen war. Sie erhoben daher einen Aufstand und belagerten in der Harzburg den König, der nach Hessen fliehen mußte, und, um den Hauptgrund des Aufruhrs zu heben, den Herzog Magnus frei ließ. Zugleich verhandelten die Sachsen mit den Fürsten über die Absetzung des Königs. Heinrich schloß daher zu Gerstungen mit ihnen Frieden und versprach, die Burgen zu schleifen. Aber die blinde Zerstörungswut der Sachsen beim Abbruche der Burgen führte einen Umschwung in der Stimmung der Fürsten herbei, und mit ihrer Hilfe siegte der König über die Sachsen bei Hohenburg an der Unstrut. Letztere wandten sich nun an den Papst um Hilfe.
3. Heinrichs Streit mit dem Papste Gregor Vii., 1073 bis 1085.
a) Lebensgang Gregors Vii. Angeblich zu Sovaua geboreu und ursprünglich Hildebrand geheißen, trat er in das berühmte Kloster Clngny ein, von dem damals die kirchlichen Reformen ihren Ausgang nahmen. Hier lernte Papst Gregor Vi. den
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Punkte an der afghanischen Grenze den Engländern zu überlassen. Der Krieg mußte bald aufs neue aufgenommen werden, da die Afghanen den in Kabul zurückgebliebenen Vertreter Englands ermordet hatten. Ejub Khan wurde gefangen genommen und Abdurrhamann an feine Stelle gesetzt. Während sich Rußland bisher friedliebend gezeigt hatte, drohte 1885 ein ernstlicher Konflikt zwischen den beiden Großmächten auszubrechen, als die Tenkizen von Merm sich Rußland angeschlossen hatten. Indes auch diesmal kam ein Ausgleich zu stände, und im Londoner Protokolle (10. September 1885) wurden die Grenzlinien gegen Turkestan festgesetzt.
6. Im Jahre 1880 hatte das englische Parlament die Bildung einer südafrikanischen Konföderation genehmigt, für welche auch die Boeren-republik des Transvaal annektiert worden war. Um derselben freien Handelsverkehr mit der Küste zu verschaffen, beschloß der englische Gouverneur, das Gebiet der Zulukaffern zu unterwerfen. Nach anfänglichen Mißerfolgen der Engländer wurde der gefangene König Cetewayo gezwungen, einen englischen Residenten aufzunehmen. Bald darauf erhoben sich die Boeren im Transvaal und erkämpften sich durch Waffenerfolge und friedliche Unterhandlungen wieder ihre Selbständigkeit.
7. Ernstere Streitigkeiten veranlaßte Englands Einmischung in die ägyptischen Verhältnisse, die seit der Eröffnung des Suez-Kanals (1869) seine Interessen in hohem Grade berührten.
a) Geschichte Ägt)pfett5 fett 1517. Seit der Eroberung Ägyptens durch die Araber (638) hatte das Land unter Statthaltern gestanden, die sich von den Kalifen fast unabhängig gemacht hatten, und wurde 1517 eine türkische Provinz. Ms solche wurde es von Paschas regiert, die es zur völligen Bedeutungslosigkeit hinabsinken ließen. Bonapartes Plan, sich Ägyptens, des Schlüssels zum Orient, zu bemächtigen, lenkte erst die Aufmerksamkeit wieder auf das Land. Mit Mehemed Ali (1806—1848) beginnt eine neue Epoche in der Geschichte Ägyptens. Diesem kräftigen Regenten ist es gelungen, europäische Zivilisation in Ägypten einzuführen und sie seinen Zwecken nutzbar zu machen. Er schuf ein geschultes Heer und eine starke Flotte; ausgedehnte Wasser-bauten und Bewässerungsanstalten beförderten die Pflege der Landwirtschaft, die Kultur der Baumwolle brachte große Summen ein, Schulen wurden gegründet, und für die öffentliche Sicherheit war gesorgt. Allerdings litt das Volk unter einem furchtbaren Steuerdrucke. Mehemed Ali erweiterte auch die Grenzen des Landes: im griechischen Befreiungskriege (siehe S. 340) erhielt er Kreta, und 1833 eroberte er vom Sultan Syrien.
d) Streitigkeiten Englands mit Ägypten unter Wiktorias Negierung.
Der Groll zwischen dem Sultan und dem Pascha von Ägypten führte 1839 zu einem neuen Kriege, in dem der türkische Feldherr abermals besiegt wurde. Aber auf die ^Intervention Rußlands, Österreichs, Englands und Preußens mußte Mehemed Ali seine Truppen zurückziehen und Syrien herausgeben, erhielt aber dafür Ägypten als erbliches Paschalik.
Mehemed Ali überließ 1848 Ägypten seinem Sohne Ibrahim, der aber in demselben Jahre schon starb.
Unter den folgenden Paschas war die Schuldenlast des Landes unendlich gestiegen. Als nun Ismail Pascha (1863—1879), der den Titel „Khedive" angenommen, von der Pforte noch das Recht, unge-
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Extrahierte Personennamen: König_Cetewayo Bonapartes Ali_( Mehemed_Ali Mehemed_Ali_überließ Ibrahim Ismail_Pascha
155
sinn und der Bildnngstrieb dieses Geschlechts; doch fehlt ihm die edle Gesinnung des Vaters.
1. Aussöhnung mit Heinrich dem Löwen. Derselbe war aus England, wohin er verbannt worden war, zurückgekehrt und hatte sich an die Spitze der Fürsten gestellt, die sich gegen Heinrich Vi. zu Anfang seiner Regierung erhoben. Da der Kaiser seine Kräfte für Italien brauchte, schloß er mit Heinrich dem Löwen einen Vertrag, der später zur Aussöhnung mit den Welfen führte. Heinrich der Löwe starb nach einen: ruhigen Lebensabend 1195.
2. Züge nach Italien. Nach den: Tode des Königs von Apulien und Sizilien erhob Heinrich Vi. Ansprüche auf das Erbe seiner Gemahlin. Aber die Normannen wählten einen unechten Nachkommen des Königsstammes. Der Kaiser mußte wegen Krankheiten in seinem Heere umkehren, rüstete aber von dem Lösegelde Richard Löwenherz' einen neuen Feldzug, auf dem er Italien eroberte. Eine Verschwörung der normannischen Großen rächte er durch grausame Hinrichtungen.
3. Versuch, ein Erdreich herzustellen. Nach der Rückkehr trat Heinrich mit dem Plane einer Verfassungsänderung vor: Deutschland sollte aus einem Wahlreiche eine Erbmonarchie werden. Der Kaiser bot den Fürsten dafür manche Vorteile, aber der Plan scheiterte, namentlich an dem Widersprüche der geistlichen Fürsten.
4. Resultat seiner Regierung. Heinrich Vi. behauptete fast eine Weltherrschaft. Für die Freilassung Richards erhielt er die Lehnsherrlichkeit über England; das oströmische Reich, Nordafrika, Cypern, ja Armenien zahlten ihm Tribut. Schon war sein Plan, das griechische Reich zu erobern, da ereilte ihn der Tod.
Iv. Mikipp von Schwaben, 1198-1208, und Htto Iv., 111)8—1215.
1. Der Thronstreit. Da der Sohn Heinrichs Vi. bei dessen Tode erst 3 Jahre alt war, so wählte die hohenstanfische Partei Heinrichs Bruder, Philipp von Schwaben, zum Kaiser. Die Gegenpartei aber, mit dem mächtigen Erzbischöfe von Köln an der Spitze, erhob Otto Iv., einen Sohn Heinrichs des Löwen,
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