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1. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 271

1904 - Habelschwerdt : Franke
271 vereitelt wurde (1730). Sein Vertrauter, der Leutnant Katte, wurde enthauptet, und der Kronprinz mute sich unter strenger Aufsicht an der Regierung zu Kstrin in die Verwaltung einarbeiten. Durch eisernen Flei und durch seine vom Könige gewnschte Verheiratung mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig-Bevern, eiuer Nichte der Kaiserin, gelang es ihm, den Vater zu vershnen. Auch hatte er inzwischen dessen Bedentnng fr den preuischen Staat wrdigen gelernt. Der Kronprinz versah mit groer Gewissenhaftigkeit den Dienst als Oberst in Ruppin und versammelte auf feinem Schlosse zu Rheiusberg Gelehrte und Knstler um sich. Die kleine Schrift Antimacchiavelli" (S. 151), in der er seine Gedanken der die Aufgabe eines Fürsten niedergelegt hat, gibt sowohl von einem ernsten Studium, als auch davon Zeuguis, da sich Friedrich feiner einstigen Aufgabe immer bewut geblieben ist. 2. Iriedrichs Wegiernngs antritt und erste Matznahmen. Die harte Jugeud hatte Friedrich frh gereift und seinen Charakter gesthlt. Kurz vor seinem Tode machte Friedrich Wilhelm seinen Sohn mit der Treulosigkeit bekannt, mit welcher der Wiener Hof Preußen (S. 263) behandelt hatte. Als Friedrich Ii. 1740 die Negierung antrat, kehrte er zum Erstauueu aller, selbst seiner nchsten Bekannten, den Herrscher hervor. Er forderte von seinen Ministern, da sie das Wohl des Landes der jedes audere Juteresse, auch der das persnliche des Knigs, stellen sollten. Die Verwaltung, die sein Vater geschaffen hatte, lie er unverndert; auch zeigte er sich bald so sparsam wie jener. Dagegen lste er das Potsdamer Riesenregiment auf, verwendete aber das dadurch ersparte Geld zu eiuer Vermehrung des Heeres um 20 000 Mauu. Den Offizieren schrfte er ein, da sie die Soldaten menschlich behandeln und nicht blo schne, sondern auch gute und brauchbare Truppeu heranbilden sollten. Eine seiner ersten Regiernngs-manahmen war die Abschaffung der Folter. Auch fhrte er den Grundsatz der Dulduug durch, indem er erklrte, da in seinem Lande jeder nach seiner Fasson selig werden knne". Den Philosophen Wolfs, den Friedrich Wilhelm I. wegen seines Freisinns des Landes verwiesen hatte, rief der neue König wieder an die Universitt m Halle zurck. Ehrgeizig, persnlich tchtig, voll Vertrauen ans ein zahlreiches Heer und eine volle Staatskasse, setzte sich Friedrich Ii. als Ziel Kronprinz Friedrich in Kstrin. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 49. Friedrich Ii. der den preuischen Staat unter seinem Vater Atzler a. a. O. Nr. 47. 9 ' Aus dem 1. u. 2. Kapitel des Antimacchiavelli". Atzler, a. a > Nr 50 Ergnzungen Nr. 13, 14.

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 452

1904 - Habelschwerdt : Franke
452 zu den glorreichen Siegen gelegt, die unter seiner Fhrung errungen wurden. Durch jene glnzenden Waffentaten erwarb Wilhelm I. dem deutschen Volke die nationale Einigung und erfllte dadurch deu Traum der Jahrhuuderte. Er sicherte Deutschland unter deu Nationen eine Stellung, wie sie jedes Deutscheu Herz ersehnt, aber kaum zu erhoffen gewagt hatte. Durch die Erhaltung des europischen Friedens, den inneren Ausbau des Reiches und die landesvterliche Frsorge fr die arbeiten deu Klassen erwarb sich Kaiser Wilhelm nnver-gleichliche Verdienste. In seinen persnlichen Eigenschaften hat er seinem Volke ein herrliches Vorbild fr alle Zeiten gegeben. Die Kaiserin ugufta, geboren am 30. September 1811, war eine Tochter des Groherzogs von Sachsen-Weimar, und ver-lebte ihre Jugeud unter dem Einflsse des Geistes, der Weimar zur Heimsttte unserer grten Dichter gemacht hatte. Frhzeitig entwickelte sich in ihr eine groe Liebe zur Musik und Malerei wie zum Wohltun. Am 11. Juni 1829 vermhlte sich die Prinzessin mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen. Der Erziehung ihrer beiden Kinder widmete sie sich mit grter Sorgfalt. In den fnfziger Jahren lebte die Prinzessin Augusta mit ihrem Gemahl, der zum Militrgouverneur der Rheinland und Westfalen ernannt war, in Koblenz, das seitdem ihr Liebliugsort blieb. Als Augusta 1861 Knigin von Preußen geworden war, bewhrte sie sich als eine rechte Landesmutter. Mit mtterlichem Sinne nahm sie stets au dem Wohl und Wehe des Landes teil, und unablssig bte sie die Werke der christlichen Nchstenliebe. Liebevoll sorgte sie in den drei Kriegen fr die Verwundeten. Int' Jahre 1864 stiftete sie den Verein fr freiwillige Kranken-pflege"; 1866 rief sie den Vaterlndischen Franenverein" ins Leben, welcher der bedeutendste der Vereine vom Roten Kreuz*) geworden ist und nicht nur in Kriegszeiten, sondern auch im Frieden bei groen Unglcksfllen viel Gutes schafft. Der Kaiserin Augusta verdanken viele wohlttige Stiftungen ihre Entstehung und Frderung, wie Hospitler, Waisenhuser, Erziehungsanstalten sangusta-Stift in Charlottenburg fr verwaiste Offiziers- und Vemnteiitchter, Augusta-Hospital, Augusta-Schule u. v. a.). Im Jahre 1879 feierte die *) Auf Anregung des S.i,riftstellers Dunant (dnttg) in Genf schlo 1864 eine Anzahl von Staaten eine Konvention zur Besserung des Schicksals der im Kriege verwundeten Soldaten. Diese Konvention ist ein vlkerrechtlich bindender Vertrag, der alle Personen und Einrichtungen, die dem Wohle der verwundeten und erkrankten Krieger dienen, unter den Schutz der Neutralitt stellt. Als Erkennungszeichen dient ein rotes Kreuz im weien Felde. Der Genfer Konvention schlssen sich nach und nach alle Staaten an. Ergnzungen Nr. 42.

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 88

1904 - Habelschwerdt : Franke
88 er auch fr die Gebiete des Kirchenstaates Beamte ernannte und seinen Sohn Enzio zum König von Sardinien erhob, das unter ppstlicher Oberhoheit stand, sprach Papst Gregor Ix. den Bann der Friedrich aus. Gregors Nachfolger Innozenz Iv. floh vor i>em Kaiser nach Lyon, erneuerte hier den Bannfluch gegen Friedrich, den er einen Gotteslsterer und heimlichen Mohammedaner nannte, und entband die Untertanen vom Gehorsam. In Deutschland whlten die Bischfe zuerst den Landgrafen Heinrich Raspe vou Thringen und dann Wilhelm von Holland zum Gegenknige. In Italien erlitt der Kaiser eine Niederlage bei Parma: sein Lieblingssohn Enzio geriet in Gefangen-fchnft. Whrend neuer Rstungen berraschte den Kaiser der Tod, 1250. 7. Einsal! der Mongolen. Whrend der Kmpfe in Italien waren die Mongolen, welche Dfchingischan in einem mchtigen, von den Grenzen Chinas bis in das sdliche Rußland sich erstreckenden Reiche vereinigt hatte, in Deutschland eingefallen und bis Schlesien vorgedrungen. Ehe das von dem Bhmenknig gefhrte Heer der Deutschen herangekommen war, leistete den wilden Scharen Herzog 1241 Heinrich der Fromme von Schlesien 1241 bei Liegnitz heldenmtig Widerstand. Heinrich wurde mit seinen Rittern erschlagen, aber die Mongolen zogen sich durch Ungarn nach Rußland zurck, wo sie 200 Jahre lang herrschten. 1250-1254 Konrad Iv., 12501254. Er gewann in Deutschland gegenber dem Gegenknige Wilhelm von Holland nur geringes Ansehen und ging schon 1251 nach Italien, um das sizilische Reich in Besitz zu nehmen. Hier starb er aber 1254 mit Hinterlassung eines unmndigen Sohnes Konrad, genannt Konradin. Knde des staufischen Geschlechts. a. Karl Noll Anjoil. Nach dem Tode Konrads Iv. verteidigte in Unteritalien sein Halbbruder Manfred die Ansprche der Staufer, während in Oberitalien Ezzelin o, ein Schwiegersohn Friedrichs Ii., unter furchtbaren Grausamkeiten seine Herrschaft behauptete, bis er den Gnelsen in die Hnde fiel. Ms Manfred den Kirchenstaat bedrohte, forderte Papst Urban Iv. Karl von Anjou (angsh), den Bruder des Knigs Ludwig Ix. vou Frankreich, zur Besitznahme des sizilischen Reiches auf. Karl gewann die Schlacht bei Benevent, in der Manfred fiel (1266); seine zuchtlosen Scharen eroberten Unteritalien und verfolgten grausam die Anhnger der Staufer. b. Konradins Tod, 1268. Konradin, der am Hose Ludwigs des Streugen von Bayern herangewachsen war, wurde von der ghibel-linischen Partei aufgefordert, das Erbe seiner Vter in Besitz zu

4. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

5. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

6. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 209

1896 - Leipzig : Dürr
209 euch um Gnade und Mitleid fr die Stadt Jerusalem an, die den Trken in die Hand gegeben ist; ihr sollt ihnen im Namen Gottes beistehen, die Schmach Jesu Christi zu rchen. Sie haben sich durch uns an euch gewandt, weil sie wissen, da kein Volk so kundig des Meeres ist wie ihr, die ihr stark an Zahl und reich an Schtzen gleichsam wie im Meere wohnet; weil sie wissen, da kein Volk ge-schickter ist in der Leitung der Schiffe und tchtiger zum Seekampfe. Sie haben uns befohlen, euch zu Fen zu fallen und nicht eher aufzustehen, bis ihr zugesagt habt, euch des heiligen Landes der dem Meere zu erbarmen." Da warfen sich Villehardonin und seine Gefhrten, sie alle Zierden der franzsischen Ritterschaft, auf die Kuiee vor dem Volke und riefen unter demutsvoll bittenden Geberden das Gefhl des Mitleids, der Ehre, der Pflicht an. Und unter dem Nachklang jener Worte und ergriffen von dem seltsamen Schauspiel und hingerissen von dem mchtig aufwallenden Selbstbewutsein einigten sich die Anwesenden alle in dem Rufe: Wir willigen ein!" Da erfllte sich des Domes hochragender Bau mit ungeheurem Ge-tse, gleich als ob die Erde selbst von gewaltigem Beben erzitterte. Die Franzosen freuten sich ihres Erfolges; stolzere Freude noch empfand Venedigs Doge. Mit unverkennbarer Absichtlichkeit hatte Dandolo, der sich den Franzosen gegenber als den berlegenen ziel-bewuten Staatsmann bewiesen, aus dem Vertrage jede unwider-legbare Angabe darber fern zu halten gewut, gegen welchen Feind das Unternehmen gerichtet sei, nach welchem Orte die Fahrt ziele. Damit war der besondere Plan des Papstes, die Kreuzfahrer zur Landung in gypten und zum Angriff auf Alexandria und Kairo zu vermgen, vereitelt. Denn die Venetianer, deren Entschlieungen zumeist durch die Rcksicht auf Venedigs Machtstellung beherrscht wurden, standen in viel zu freundschaftlichen Beziehungen mit den Herr-schern gyptens, als da sie ein gegen dieses fr ihren Handel hoch-wichtige Land gerichtetes Kriegsuuteruehmeu auch nur durch ihren Rat htten untersttzen wollen. Als nun die Kreuzfahrerscharen sich in Venedig einstellten und auf dem Jnselchen San Nicol dt Lido Lager bezogen, zeigte es sich, da von der Entschdigungssumme nur 51000 Mark Silber aufgebracht werden konnten, trotzdem selbst viele der edelgebornen Kreuz-fahrer ihre ganze Habe verpfndeten. Da machten nun die Venetianer mit einer geflissentlich zur Schau getrageneu Gromut den Pilgern den Vorschlag, sie sollten zur Deckung des Restbetrages sich im Sinne der Venetianer an einem Kriegsunternehmen gegen die Stadt Zara an der dalmatischen Kste beteiligen, deren Brger sich der Botmigkeit Venedigs entzogen und zudem durch ihre Seerubereien Freundg en, Beitrge zum Unterricht in der Geschichte. 14

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 211

1896 - Leipzig : Dürr
mute zu unvershnlichem Groll anwachsen durch einen rein persnlichen Beweggrund. Dandolo war ehedem in der Vollkraft der Jahre in Kon-stantinopel gewesen, mit seinem gewinnenden uern, seinen bestechen-den Geistesgaben und seinen feinen Sitten ein Abbild mnnlicher Schnheit und Wrde. Er hatte die Neigung einer der lieblichsten Damen in Konstantinopel gewonnen, deren Hand ihm streitig gemacht wurde von einem der Groen des Reiches, einem selbst in dem Lasterleben der Hauptstadt verrufenen Wstling. Der heimtckischen Gewalt desselben war Dandolo erlegen; Ketten und Kerker mute er schmachvoll ertragen. Inzwischen nahm der Tod ihm die Braut; Gram hatte sie verzehrt. Aber die Bosheit des Widersachers gab sich nicht zufrieden, ihm sein Liebesglck zu zertreten und auf Jahre hin die Erinnerung zu vergiften; er hatte ihm in grausamem Uber-mute der Augen Licht ertten lassen durch Blendung vermittelst vor-gehaltener glhenden Eisenstbe. Nur fr einen matten Schimmer von Licht war des Unglcklichen Auge empfnglich geblieben. Jener Widersacher war jetzt durch unnatrliche Gewaltthat der Herr des ostrmischen Reiches geworden. Eine unvergessene Schuld gedachte Dandolo von ihm einzutreiben. Manches Jahr hindurch mgen Anschlge gegen Konstantinopel sein Sinnen und Trachten beherrscht haben. Jetzt war eine glckliche Verkettung der Umstnde, welche, wie sie scheinbar zufllig zusammen flssen, Dandolo als eine wunder-bare Fgung gelten muten, ihm zur Handhabe geworden, sein Ver-langen in die That umzusetzen. Zielbewut hatte er feit dem Erscheinen der franzsischen Gesandten in Venedig die Sache feiner Vaterstadt, welche mehr denn je gewissermaen in doppeltem Sinne die seinige war, vertreten und verfolgt. Sein Werk war der Vertrag mit den Kreuzfahrern; fein Werk war der Zug gegen Zara; er war es, welcher des Papstes Legaten rcksichtslos von dem Kreuzheere zurckgewiesen hatte, um selbst der alleinige Herr dieser Kriegsmacht zu werden; er war es, der trotz seiner Zurckhaltung sich den Urheber eines neuen Entschlusses, zu welchem die Kreuzfahrer sich verstanden, nennen durfte. Der kaiserliche Prinz Alexius, der Sohn des entthronten Isaak Angelus, hatte seine Zuflucht genommen zu dem Gemahl seiner Schwester Irene, dem deutschen König Philipp von Schwaben (1198 1208). An seinem Hoflager hatte der Prinz sich mit feinen flehentlichen Bitten, mit seinen verlockenden Versprechungen auch an Bonifaz von Montferrat gewandt, der als treuer Parteignger der Hohenstaufen mit dem kniglichen Hofe in lebhaftem Verkehr stand. Bonifaz war darauf in Venedig und in Rom gewesen; hier war 14*

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 218

1896 - Leipzig : Dürr
218 Markgraf Bonifaz hat inzwischen die Franzosen von der Nord-ostseite her zum Sturm gegen die Stadt gefhrt. Seine Sturm-Haufen haben den Fu der Mauer erreicht und beginnen, die Bresche zu erkmpfen, die Mauer zu ersteigen. Da tauchen pltzlich in der rechten Flanke Scharen der Feinde auf, die sich in prchtigem Ans-marsch bermchtig entwickeln und in wuchtigem Anprall die Reihen der Franken verwirren und vor sich her treiben. Kaiser Alexius hat sich in letzter Stunde die Zustimmung zu einem Ausfall in Masse entreien lassen. Die geschwtzige Tadelsucht des hauptstdtischen Volkes hatte dem Kaiser die Schuld der sich hufenden Unglcksflle gegeben. Je hher die Not stieg, um so erbitterter uerte sich der Unmut und bedrohte den Kaiser mit einem Ausbruch der Volkswut. So hatte denn neben den eindringlichen Vorstellungen des wackeren Theodor Laskaris, die in ihrer ruhigen Sachlichkeit auch den Zag-haften von der Notwendigkeit kraftvollen Eingreifens htte berzeugen mssen, das Grauen vor der Bolksleidenfchaft, welche vor keiner Scheulichkeit zurckbebte, den Kaiser zu einer solchen Entschlieung gebracht. Vor dem Anmarsch der Ausfalltruppen weichen die Fran-zosen und sammeln die aufgelsten Reihen des Fuvolks in dichten Haufen; ihr Widerstand gewinnt damit allgemach an Festigkeit; sie finden Rckhalt namentlich an den Schlachthaufen der fchwergersteten Ritter, deren Eifenseiten" die Griechen nicht zu lockern vermgen. So bringt die franzsische Schlachtlinie freilich mit Aufbietung aller verwendbaren Krfte den Vormarsch der Feinde zum Stehen. Ver-standen es nun die Griechen, von ihrer bermacht Gebrauch zu macheu, fhrten sie die frischen Truppen, die zahlreich zur Hand waren, ins Gefecht: der Gegner htte bei seiner ersichtlichen Er-schpsung das Feld nicht behaupten knnen. Dem kaiserlichen Schwchling indes, der sich darin gefallen hat, im Herrscherschmucke inmitten glnzenden Gefolges sich den Truppen zu zeigen, versagt sich im Augenblicke der Entscheidung der Mut, alles zu wagen, um alles zu gewinnen. Der halbe Erfolg dnkt ihn groß genug. Die Schlacht wird abgebrochen, die Truppen werden zurckgezogen. Rhmlich hatte der Ausfall begonnen; er endete klglich. Ein halber Erfolg aber htte, wie er seinem Urheber Schande brachte, der Stadt zum Unheil werden mssen. Und doch hatte der Ausfall Groes erzielt; er schien das Un-glck noch einmal abgewandt zu haben. Im ersten Augenblick der Verwirrung hatten die Franzosen sich mit der Unglcksnachricht zu-gleich um Hilfe an die Venetianer gewandt. Dandolo erkannte, da sein Sieg bei der Vernichtung, die der die Franzosen hereinzubrechen drohte, ein unfruchtbarer, vielleicht gar ein verderblicher werden
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