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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 154

1888 - Habelschwerdt : Franke
154 erobert und bedrohte nun das christliche Reich. Nach dem Siege über die Christeu bei Liberias fiel Jerusalem, 1187. b) Teilnehmer. Auf die Aufforderung des Papstes rüsteten sich Friedrich Barbarossa, Philipp Ii., August von Frankreich und Richard Löwenherz von England zur Fahrt gegen die Ungläubigen. Im Heere herrschte strengere Ordnung und Manneszucht als in den früheren Zügen. c) Hauptdaten des Verlaufs. 1. Das deutsche Heer nahm seinen Weg durch Ungarn, setzte nach Asien über und siegte bei Jkoninm. Aber in Cilicien ereilte den greisen Kaiser Friedrich der Tod im Flusse Saleph, 1190. Die Führung des deutschen Heeres übernahm sein zweiter Sohn Friedrich von Schwaben und uach dessen schnellem Tode Leopold V. von Österreich. 2. In Berbindung mit den inzwischen angekommenen Franzosen und Engländern wurde Akkou erobert. 3. Zwistigkeiten bei der Teiluug der Beute und der Übermut Richards veranlaßten aber Leopold und Philipp August zur Rückkehr. 4. Richard Löwenherz erfocht noch zwei Siege und schloß mit Saladin einen Vertrag, wonach der Besuch der heiligen Orte den Christen erlaubt war und das Land zwischen Tyrns und Joppe in ihrem Besitze blieb. Aus dem Rückwege erlitt er Schiffbruch und wurde von Leopold von Österreich an Kaiser Heinrich Vi. ausgeliefert, der ihn erst gegen ein Lösegeld frei ließ. d) Gründung des deutschen Ordens. In Jerusalem bestand schon seit 1228 ein Marienhospital zur Pflege deutscher Pilger. Der marianifchen Bruderschaft wurde auch die Pflege der Kranken übertragen, als das deutsche Heer vor Akkou durch Seuchen viel zu leiden hatte. Friedrich von Schwaben erhob die Bruderschaft zu einem geistlichen Ritterorden; das Ordenskleid war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuze. Eine weltgeschichtliche Bedeutung erhielt der Orden durch die planmäßige Eroberung und Germauisieruug Preußens (1228—83). Iii. Heinrich Vi., 1190 — 1197. In ihm prägen sich die Charakterzüge der Staufer am schroffsten aus: der stolze Herrscher-

2. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 188

1903 - Leipzig : Dürr
188 Die Geschichte des Mittelalters 2. Tie Mißerfolge der Kreuzzüge. In keinem Verhältnis zu der Begeisterung, welche die Kreuzfahrer erfüllte, und zu den Opfern, die gebracht wurden, stehen die Erfolge der Kreuzzüge. Waserreicht wurde und warum so wenig erreicht wurde, ist die naheliegende Frage. Im ersten Kreuzzuge hatte Balduin mit einem eigenen Heere Edessa erobert und die meisten Küstenfestungen, Akkon, Berytus, Sidon. Nach fünfmonatlicher Belagerung siel durch das Hauptheer Jerusalem. Ein Königreich Jerusalem mit den Vasallenstaaten Edessa und Antiochien wurde gegründet. Der zweite Kreuzzug, der von Konrad Iii. und Ludwig Vii. von Frankreich gegen Emadeddin und Nureddin unternommen wurde, verlief resultatlos. Nur ein Rest des Kreuzheeres gelangte in das gelobte Land und belagerte vergeblich Damaskus. Nach zahlreichen Kämpfen im Königreiche Jerusalem wurde die heilige Stadt unter Guido von Lusignan von Sultan Saladin erobert (1187). Der dritte Kreuzzug, welchem durch den Tod Barbarossas im Saleph der geniale Führer genommen war, hatte schließlich wenigstens den Erfolg, daß die starke Festung Akkon wieder erobert wurde. Der vierte Kreuzzug führte nur zur Einrichtung des lateinischen Kaisertums in Konstantinopel. Im fünften Kreuzzuge gewann Friedrich Ii. durch einen vortrefflichen Vergleich Jerusalem wieder, das aber 1244 auf immer verloren ging. Der sechste und siebente Kreuzzug waren ohne Erfolg. Die letzte Besitzung der Christen Ptolemais (Akkon) erstürmten die Mamelucken 1291. Ein neuer Versuch, das heilige Land zu erobern, wurde nicht gemacht. Tie Gründe für die Erfolglosigkeit liegen in der Eigenart der Kreuzheere und in der eigenartigen Verwaltung der eroberten Gebiete. 1. Die Eigentümlichkeit der Kreuzheere in ihrer Zusammensetzung und Leitung mußte jeden dauernden Erfolg der Unternehmer ausschließen. Freilich war die Zahl der Streiter groß; aber niemals ist der Sieg im Kampfe von der Anzahl der Kämpfenden abhängig. Mut und Opferfreudigkeit, zum großen Teil auch wirkliche Begeisterung fehlte im Heere nicht; das sind Tugenden, die in der Schlacht einen glücklichen Ausgang bedingen, und ohne sie wird kein Sieg erfochten. Aber sie allein reichen für kriegerische Erfolge nicht ans. Die „Zusammensetzung der Kreuzheere war zu verschiedenartig, als daß ein einheitliches,

3. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

4. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 217

1896 - Leipzig : Dürr
217 sich in altersgrauem quadergefgten Mauerwerk in die Nordostecke der Stadtumwallung hochragend einschiebt. Der 17. Juli es war ein Donnerstag wird zum Tage des allgemeinen Sturmes auserkoren. Die Franzosen sollen von der Nordseite her den Anlauf wagen, woselbst Mauerbrecher und Wurf-Maschinen die Stadtumwallung bis zur Bresche erschttert haben. Die Venetianer gedenken von den Schiffen aus die Mauer zu er-steigen. Dandolo, dessen Rache je nher der Erfllung um so ruhe-loser, um so erfinderischer wird, hat an den Schiffsmasten hinaus schlanke Gerste emporbauen lassen, welche weitreichende Fallbrcken tragen, auf da die Krieger unmittelbar von den Fahrzeugen aus die Zinnen der feindlichen Mauer erreichen knnen. Er hat alles aufgeboten, den Mut der Seinigen bis zur Tollkhnheit zu ent-flammen. Glnzende Belohnungen sind allen zugesagt, die sich hervor-thun im Streite. Ihn selbst duldet es im Augenblick der Entscheidung nicht in der uuthtigeu Ruhe des Lagers. Mit ritterlicher Rstung angethan steht der halberblindete Greis inmitten der Seinigen, das Banner der Vaterstadt, die Fahne des heil. Markus in der Hand; sein Rat soll helfen und sein Besehl leiten; sein Zuruf soll er-muntern und seine Gegenwart begeistern. In stolzer Linie steuert die venetianische Flotte dem feindlichen Ufer zu. Von den Schiffen aus schleudern die zahlreichen Wurf-mafchiuen Felsblcke hinber, das Mauerwerk zu erschttern; nnge-zhlte Pfeile schwirren hinber, die Mauerzinnen von Verteidigern zu entblen. Von den hohen Mauern her entsenden die Griechen mit ihren Wurfgeschossen Wunden und Tod in die Reihen der An-greiser; mit verderblicher Sicherheit handhaben sie das griechische Feuer, welches durch das Geheimnivolle wie durch das Entsetzliche seiner Wirkung gleich furchtbar erscheint, und bringen manchem Schiffe jhe Vernichtung. Viele der Angreifer strzen zerschmettert in die See; viele sinken todeswund auf das Deck. Doch die Ge-nossen zhlen die Opfer nicht; mit gellendem Kriegsruf bertnen sie der Getroffenen Schmerzensgeschrei. Die Schiffe nhern sich stetig dem Ufer und sichern sich den Ankerplatz; ihre Fallbrcken erreichen die Mauerkrone, und die Krieger strzen hinber in wetteifernder Hast und fassen in blutigem Ringen festen Fu auf der Mauer. Eine betrchtliche Mauerstrecke wird behauptet; von 25 Trmen be-reits weht siegverkndend das Banner des geflgelten Lwen. Mit gesteigertem Mute erkmpfen sich die Venetianer von der Mauer aus den Eintritt in die Stadt; ein entsetzliches Ringen entspinnt sich; unaufhaltsam indes dringen sie vor in dem Gewirre der Gassen. Der Tag scheint gewonnen: da kommt jhe Wendung.

5. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 223

1896 - Leipzig : Dürr
223 lichen im Lager. Zweier Tage nur bedarf es; da ist der Gegner wieder sturmbereit. Mit Hartnckigkeit wollen die Kreuzfahrer an derselben Stelle wie vorher und in derselben Weise den Eingang in die Stadt er-zwingen. Die Schiffe sind, damit sie Halt gewinnen aneinander, mit Ketten paarweise zusammengeschlossen worden. Bis zum Nach-mittag hat am 12. April das blutige Ringen gewhrt, ohne da die Franken einen Erfolg erstritten htten. Da treibt ein gnstiger Wind ein Paar kettenverbundener Schiffe, auf denen die streitbaren Bischfe von Soissons und von Trohes den Befehl führen, mit Macht ans Ufer; la pellegrina" (die Pilgerin) und il paradiso" (das Paradies) so nennen sich bezeichnend genug die beiden Fahr-zeuge laufen an und verankern sich, so da sie einen vorspringen-den Mauerturm von beiden Flanken umfassen. Ihre Bemannung schleudert einen Hagel von Wurfgeschossen hinber zum Turm; ihrer Treffsicherheit glckt es, fr Augenblicke wenigstens die Zinne des-selben von Verteidigern zu entblen. Flugs wird von der Pilgerin aus die Sturmleiter angelegt, und Andreas von Urboise und ein Venetianer sind die ersten auf der feindlichen Zinne. Sie decken den Gefhrten den Aufsteig und bezwingen mit ihnen die Besatzung, die aus wenige Kriegsleute zusammengeschmolzen. In der Not des Kampfgetmmels, die allerorts jegliche Kraft aufs uerste anspannt, entgeht den Griechen, wenn auch fr Augenblicke blo, dieser Einzel-kmpf und sein Ausgang. Erst als die feindlichen Fahnen es waren die Banner der beiden Bischfe vom Turm herabwehen den Franken zum Sporn, den Griechen zur Bestrzung, da werden diese des Borganges mite. Dichtere Haufen strmen herbei, den Feinden den Turm zu entreien. Alexius, der auf einem nah-gelegenen Platze fr alle Flle Truppen zurckgehalten, rafft alles Verfgbare zusammen und wirft sich an der Spitze der Seinigen den Franken entgegen. Aber das Gefhl der nahen'entscheidung festigt den Franken den Willen und sthlt ihnen die Kraft. Es zerschellen die wtenden Angriffe der Griechen an ihrer berlegenen Gegenwehr. Die Franken halten den Turm und gewinnen allmhlich schrittweise Boden in der Stadt. Bald weichen die Griechen und rumen den Platz, da auch von anderer Seite her die Feinde sich den Eingang erstritten. Ein zweiter Turm ist genommen worden und auch hier sanken zahlreich ein in die Stadt. An einer dritten Stelle hat sich Pierre von Amiens den Zugang zu einem Ausfall-thore in der Mauer erstritten. Gedeckt von den Schilden seiner Genossen schwingt er gewaltig den wuchtigen Streitkolben gegen die Bohlen des Theres: sie zersplittern vor der Unermdlichkeit seines

6. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 242

1896 - Leipzig : Dürr
242 die Zeit der Bedrngnis der Heiligen sei zu Ende; die Bluttaufe der die Verfolger stnde vor der Thre; das Schwert, welches die Gottlosen gegen das Volk gezckt htten, sollte sich gegen ihr eignes Herz kehren." Gnstigen Boden fanden seine redekundigen und rede-gewaltigen Sendboten im Westfalenlande; hier gewannen sie Anhang, bald auch Herrschaft. So in Mnster, der altehrwrdigen Bischofs-stadt an der Aa. Dem Prediger Bernt Rottmann war es gelungen, hier bereits im Jahre 1531 der lutherischen Lehre Eingang und Duldung, Sieg und Herrschaft zu verschaffen unter Einengung und Aushebung der bischflichen Verwaltung. Die groe Menge, der arme verdorbene Haufen" hing ihm unwandelbar an, auch als er immer bestimmter den Ansichten der Tufer sich anschlo. Mit dem Ende des Jahres 1533 fllte sich Mnster mit den Aposteln der hollndischen Wieder-tuser; Jan Matthys selbst kam schlielich herber. Der Anhang der Tufer wuchs tglich, zunchst unter den Frauen, dann unter den Mnnern. Tags der hielten sich die Auserwhlten fern von jedem Verkehr mit den Gottlosen. Sank der Abend hernieder, dann strzten sie wohl in wilder Begeisterung durch die Straen der Stadt und riefen unheilverkndend den Zorn des Himmels auf die Lasterhaften herab: Thnt Bue; bessert euch; Gott will euch strafen; Vater, rotte aus, rotte die Gottlosen!" Noch waren die Tufer nicht die Herren der Stadt, aber sie hatten den Mut es zu werden." Am 9. Februar 1534 wagten sie zum ersten Male diesen Versuch. Sie besetzten in wildem Auflauf den Markt. Ihre Gegner dagegen, Evangelische und Bischfliche, der Zahl nach ber-legen, hielten die Mauern und die Thorburgen der Stadt besetzt; von hier aus schlssen sie vorrckend den Markt ein und fuhren Kanonen an seinen Zugngen auf. In ihren Reihen erhob sich der Ruf, jetzt den Tufern ein blutiges Ende zu bereiten. Die Tufer sahen sich mit Tod und Vernichtung bedroht; aber die Gefahr steigerte ihnen den Mut bis zur Heldenhaftigkeit; es stieg ihre Schwrmerei bis zur Begeisterung; hingerissen von ihren zuver-sichtlichen Siegeshoffnungen vermeinten sie himmlische Erscheinungen zu sehen: feurige Wolken, die sich um und der die Stadt erhoben, gleich als stnde Stadt und Dom in Flammen; einen Mann mit goldener Krone, das Schwert in der einen, die Rute in der andern Hand; eine andere Mannesgestalt, die Faust voll heraustrpfelnden Blutes; den Reiter mit dem Schwert auf dem weien Rosse aus der Apokalypse." Bei ihren Gegnern, die den Sieg in der Hand hatten, griff indes bald das Gefhl der Milde und der Vershnung Platz; sie scheuten sich vor dem Blute ihrer Verwandten und Mit-

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 209

1896 - Leipzig : Dürr
209 euch um Gnade und Mitleid fr die Stadt Jerusalem an, die den Trken in die Hand gegeben ist; ihr sollt ihnen im Namen Gottes beistehen, die Schmach Jesu Christi zu rchen. Sie haben sich durch uns an euch gewandt, weil sie wissen, da kein Volk so kundig des Meeres ist wie ihr, die ihr stark an Zahl und reich an Schtzen gleichsam wie im Meere wohnet; weil sie wissen, da kein Volk ge-schickter ist in der Leitung der Schiffe und tchtiger zum Seekampfe. Sie haben uns befohlen, euch zu Fen zu fallen und nicht eher aufzustehen, bis ihr zugesagt habt, euch des heiligen Landes der dem Meere zu erbarmen." Da warfen sich Villehardonin und seine Gefhrten, sie alle Zierden der franzsischen Ritterschaft, auf die Kuiee vor dem Volke und riefen unter demutsvoll bittenden Geberden das Gefhl des Mitleids, der Ehre, der Pflicht an. Und unter dem Nachklang jener Worte und ergriffen von dem seltsamen Schauspiel und hingerissen von dem mchtig aufwallenden Selbstbewutsein einigten sich die Anwesenden alle in dem Rufe: Wir willigen ein!" Da erfllte sich des Domes hochragender Bau mit ungeheurem Ge-tse, gleich als ob die Erde selbst von gewaltigem Beben erzitterte. Die Franzosen freuten sich ihres Erfolges; stolzere Freude noch empfand Venedigs Doge. Mit unverkennbarer Absichtlichkeit hatte Dandolo, der sich den Franzosen gegenber als den berlegenen ziel-bewuten Staatsmann bewiesen, aus dem Vertrage jede unwider-legbare Angabe darber fern zu halten gewut, gegen welchen Feind das Unternehmen gerichtet sei, nach welchem Orte die Fahrt ziele. Damit war der besondere Plan des Papstes, die Kreuzfahrer zur Landung in gypten und zum Angriff auf Alexandria und Kairo zu vermgen, vereitelt. Denn die Venetianer, deren Entschlieungen zumeist durch die Rcksicht auf Venedigs Machtstellung beherrscht wurden, standen in viel zu freundschaftlichen Beziehungen mit den Herr-schern gyptens, als da sie ein gegen dieses fr ihren Handel hoch-wichtige Land gerichtetes Kriegsuuteruehmeu auch nur durch ihren Rat htten untersttzen wollen. Als nun die Kreuzfahrerscharen sich in Venedig einstellten und auf dem Jnselchen San Nicol dt Lido Lager bezogen, zeigte es sich, da von der Entschdigungssumme nur 51000 Mark Silber aufgebracht werden konnten, trotzdem selbst viele der edelgebornen Kreuz-fahrer ihre ganze Habe verpfndeten. Da machten nun die Venetianer mit einer geflissentlich zur Schau getrageneu Gromut den Pilgern den Vorschlag, sie sollten zur Deckung des Restbetrages sich im Sinne der Venetianer an einem Kriegsunternehmen gegen die Stadt Zara an der dalmatischen Kste beteiligen, deren Brger sich der Botmigkeit Venedigs entzogen und zudem durch ihre Seerubereien Freundg en, Beitrge zum Unterricht in der Geschichte. 14
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