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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 392

1888 - Habelschwerdt : Franke
392 den übrigen Staaten ebenfalls vorausging, war die Sozialreform, d. H. die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen teils durch Befreiung von drückenden Steuern, teils durch positive Maßregeln. Während der Kanzler die Entlastung von den direkten Steuern durch die weitere Ausdehnung des indirekten Steuersystems zu erreichen suchte (Aushebung der Klassensteuer für die beiden untersten Steuerstufen, teilweiser Erlaß für die nächsten Stufen in Preußen), trat mit dem 1. Dezbr. 1884 zunächst das Krankenversicherungsgesetz ins Leben. Ferner stimmte der Reichstag im Sommer 1884 dem Unfallversicherungsgesetze zu, das den industriellen Arbeitern bei Unfällen eine Rente sichert. Mehrere Abänderungen der Gewerbeordnung zielten darauf hin, dem Handwerkerstande durch Begünstigung der Innungen aufzuhelfen. Eine noch unerledigte Aufgabe iu der Sozialreform ist die von der Reichsregierung projektierte Altersversorgung der Arbeiter. 8. Auswärtige Politik. Die auswärtige Polüik des deutschen Kaisers und seines Kanzlers war seit 1871 unausgesetzt auf den Frieden gerichtet. Das Ansehen, welches sich Deutschland im deutschfranzösischen Kriege erworben, gewährte ihm das Recht, für die Erhaltung des Friedens thätig zu sein. Allerdings muß es, namentlich gegen das unruhige Frankreich, dauernd eine bedeutende Wehrkraft unterhalten, deren Stärke seit 1874 immer auf 7 Jahre festgesetzt wurde (Septeunat). Die guten Beziehungen Deutschlands zu Rußland und Österreich fanden im Jahre 1872 ihren Ausdruck in dem zu Berlin geschlossenen Dreikaiserbündnisse. ' Wenn auch seitdem das Verhältnis Deutschlands zu Rußland oft ein kühleres gewesen ist, so merkte doch gauz Europa namentlich zur Zeit der Wirren auf der Balkanhalbinsel den Einfluß der weisen Diplomatie des deutschen Reichskanzlers, und es entsprach der hervorragenden Stellung Deutschlands, daß in Berlin unter dem Vorsitze des Fürsten Bismarck der Kongreß stattfand, der die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel regelte (1878). Im übrigen haben die Monarchenzusammenkünfte zu Skier-uiewice (1884), Kremsier (1885) und Berlin (1887) den äußeren Beweis geliefert, daß die alten Beziehungen wieder erneuert worden sind. Trotzdem wiegt die Ansicht vor, daß der im Oktober 1887 erfolgte Beitritt Italiens zu dem festen deutsch--österreichische» Bündnisse wesentlich zur Erhaltung des europäischen Friedens beigetragen hat.

2. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 38

1906 - Leipzig : Dürr
38 Das Zeitatter des Absolutismus 80 km von dem Meere entfernt ist. Die nicht ohne Anstrengung zu hebenden wertvollen Bodenschtze zwingen den Englnder zu ernster, zher Arbeit: das rauhe Klima, der Kampf mit Nebel und Sturm, Wellen und Wind ziehen eine stahlharte, arbeitskrftige Bevlkerung groß. Den Keltoromauen der Urzeit gesellte sich das germanische Element hinzu, dem seit 1100 noch ein normannischer Einschlag sich einfgte, und dieses Mischvolk, durch seine maritime Lage an sich schon abgeschloffen und in stolzer Selbstgengsamkeit nach auen hin immer mehr sich ab-schlieend, entwickelt in bewuter Inzucht den ausgesprochenen klaren Rasfentypns des Englnders. Selbstndigkeit und Zhigkeit find des Briten Grundeigenfchaften. Voll mnnlicher Wrde, darum auch rcksichtslos, selbstschtig und stolz, arbeitet er in seinem Haus, seiner Stadt: my house is my Castle, zieht er hinaus in die Welt und auf die See, um, auf sich selbst stehend und nicht nach der Staatskrippe schielend, sein Glck sich zu schaffen. Sein Harter, kraftvoller Wille, der in politischen und geschftlichen Dingen keinen Gefhlston kennt, schreckt vor nichts zurck, um im Daseinskampf zu siegen, zu Macht und Reichtum zu gelangen. So wird er der Kaufmann, der Gewaltige zur See, der Herrfcher der Kolonien. Mit diesem ausgesprocheneu Gefhl aber fr die mnnliche Wrde, fr den Stolz der in sich geschlossenen, selbstbewuten Persnlichkeit ver-bindet sich ein willigessichfgen in die gesetzlicheordnung, in die Interessen der Nation. Der Englnder ist gleichsam instinktiv ein politisches Wesen. Weil er, der so stolz auf feine Freiheit und Unabhngig-feit ist, wei, da nur im Zusammenhalten des ganzen Volkes sein Glck, sein Weg zu Macht und Reichtum gesichert ist, weil ihm die nationale Selbstsucht und das starke Gefhl des Rassezusammenhanges angeboren sind, ordnet er alles persnliche Gefhl dem nationalen unter: right or wrong, my country. Stolz und oft auch anmaend fhlt er sich drauen als der Sohn des mchtigen Albions, der dem der Union Jack stets schtzend schwebt, und wo Deutschlands Shne oft zu schnell nur heimische Sprache, nationales Denken schmhlich dahingehen, wei der Brite mit kraftvollem, und wenn auch manchmal sich berhebendem, fo doch immer bewundernswertem Stolze feine vlkische Eigenart zu behaupten und durchzusetzen. Das glorreiche England" ist das Zeichen, bei dem selbst des nchternsten Briten Herz warm wird. J) Dr. Karl Peters, wohl einer der vorzglichsten deutschen Englandkenner, weist einmal auf folgende, fr die Bolkseigenart ganz charakteristische Einzelheit hin: in Deutschland steht an dem Bahnkrper eine Tafel mit der Inschrift: Beim Heran-nahen des Zuges ist das Betreten der Geleise verboten!", in England heit es: Look out for the trains", in Amerika: Eailway-crossing."

3. Die außerdeutschen Länder Europas - S. uncounted

1907 - Leipzig : Dürr
Vorwort zur zweiten Auflage. Die zweite Auflage auch des zweiten Heftes kann als eine verbesserte bezeichnet werden. Der Inhalt ist nochmals über- arbeitet worden; ferner sind Abschnitte über die geologischen Verhältnisse und die Staatenbildung hinzugekommen. Trotzdem habe ich mit Bedacht den Umfang des Heftes nicht vergrößert. Obgleich von einer Seite „zur Erzielung eines exakten Wissens und zur Anstellung genauerer Vergleiche" die Angabe der be- stimmten Ergebnisse der letzten Volkszählung gefordert wurde, so konnte ich mich trotzdem nicht dazu entschließen; denn diese Zahlen haben nur sür kurze Zeit realen Wert; sodann nötigt gerade die Angabe „Kleinstadt, kleine Mittelstadt, Mittelstadt, Großstadt" zum Vergleich mit den bekannten Städten der Heimat. Im übrigen verweise ich auf das Vorwort zur zweiten Auflage des ersten Heftes, möchte nur noch erwähnen, daß ich außer' den bei der ersten Auflage angegebenen Werken bei der Neubearbeitung besonders W. Sievers, Europa, I. Partsch, Mitteleuropa und A. Kirchhoff, Europa, Leitfaden für die Vor- lefung benutzt habe. Möge das Heft auf seinem zweiten Gange sich zu den alten Freunden neue erwerben! Nenzelle, Ostern 1907. Kupfer.

4. Vorläufige Einführung in die Allgemeine Erdkunde, Deutschland - S. 129

1906 - Leipzig : Dürr
Deutschland im allgemeinen. 129 scheinbare Unterbilanz erklärt sich daraus, daß die Ausfuhr nicht so genau berechnet wird wie die Einfuhr, 'weil fast nur von dieser die Zölle er- hoben werden. Danach kann die Ausfuhr größer sein, als sie berechnet worden ist. Sodann werden die Waren bei der Einfuhr höher berechnet, nämlich Wert und Transportkosten. Bei der Ausfuhr dagegen wird der Wert ohne die Transportkosten angegeben. Letztere aber kommen, da der Versand größtenteils auf deutschen Schiffen geschieht, auch noch dem Vaterlande zugute. Die jährlichen Frachteinnahmen aus der See- schiffahrt übersteigen nach Partsch aber 200 Mill. Mark. Sodann bildet der Warenhandel nur einen Teil der internationalen Wertumsätze. Deutsch- lund hat vielen Ländern mit aktiver Bilanz (Rußland, Österreich-Ungarn, Argentinien usw.) Geld geliehen zu Eisenbahnbauten u. dergl.; diese Länder stehen also zu Deutschland im Verhältnis von Schuldnern zu Gläubigern und zahlen einen Teil der Zinsen in Form von Waren, und zwar meist in Rohstoffen, wodurch der Gewinn (da die Rohstoffe billig berechnet werden) noch vergrößert wird. Die Gesamtsumme der außer- halb der deutschen Grenzen in mannigfachen Unternehmungen arbeitenden Kapitalien wird auf sieben Milliarden Mark geschätzt; diese geben, nur zu 5 % berechnet, 350 Mill. Mark Zinsen. Der Besitz aber der Bewohner des Deutschen Reiches an fremden Wertpapieren wird auf 12,/2 Milliarde Mark angenommen, die bei 5 % über 600 Mill. Mark Zinsen geben. Unberechnet ist noch der bedeutende Fremdenverkehr. Nach Gruber er- reicht der Durchgangsverkehr an Fremden in München jährlich rund 450 000 Köpfe; diese lassen annähernd 24 Mill. Mark in München zurück, wobei die größeren Einkäufe nicht mitgerechnet sind. Unter diesen Fremden sind neben vielen Einheimischen auch sehr viel Ausländer. Ebenso bedeutend, zum Teil noch größer ist der Fremdenverkehr in Berlin (un- gefähr 1 Mill.), Dresden, Hamburg, Cöln, den deutschen Bädern usw. So steht also Deutschland trotz der scheinbaren Unterbilanz sehr günstig da. Von den übrigen 14 % der Bevölkerung kommen über 5 % auf Beamte, während der Rest auf freie Berufe, Leute ohne Beruf, häusliche Dienstboten usw. entfällt. Als Folge der verschiedenen Gaben des Bodens und der dadurch bedingten Erwerbszweige ist die Verteilung der Be- völkernng verschieden. Neben dichtbevölkerten Gegenden mit über 200 aufs qkm gibt es solche von 100—150, 80—100, 60—80, ja sogar von unter 20 aufs qkm. Im großen und ganzen ziehen sich die Striche dichtester Bevölkerung am Nordrande der Mittelgebirge hin. Über 55 % Hupfer, Hilfsbuch der Erdkunde. I. g

5. Physische Geographie - S. 111

1902 - Leipzig : Dürr
- 111 — spönnen. Das größere Alter weisen darunter die Seewege auf. Wie zu Lande, so macht auch hier der Dampf immermehr seine Überlegenheit geltend; die Zahl der Segelschiffe ist daher in stetem Sinken begriffen. Besonders bedient sich der Personenverkehr ausschließlich der Dampfer, die eine 3—5 mal größere Geschwin- digkeit als jene besitzen. Nach der Größe der Handelsflotten zeigen die Staaten folgende Gruppierung (1899): Großbritannien 13,6 Mill. Tonnen * Vereinigte Staaten 2,4 „ „ Deutsches Reich 2,1 „ „ J aber^mehr Dampfer Norwegen 1,6 „ „ Frankreich 1,1 „ „ Die wichtigsten Schiffahrtswege nebst der Reisedauer sind mit Leichtigkeit aus den betreffenden Karten der besseren Atlanten zu ersehen. Sie durchziehen, durch Winde, Strömungen, Meerengen und Untiefen gezwungen, in festbestimmten Bahnen die Wasserwüsten der drei großen Ozeane mit Hilfe des Kompasses, der astronomischen Beobachtung, der Seezeichen und Leuchtfeuer. Die am meisten befahrene Seestraße ist der Kanal, auf dem sich jederzeit gegen 300 größere Fahrzeuge befinden. Hohe Bedeutung als Schiffahrtswege haben die interozeanischen Kanäle, der 1869 eröffnete Snes-Kanal (160 km lang) und der projektierte Panama-Kanal. Die auf allen diesen Straßen verkehrenden Fahrzeuge werden zum größten Teile von wenigen, aber bedeutenden Schiffahrtsgesellschaften ausgesandt, deren Sitze die großen Hafen- städte Europas und der Vereinigten Staaten sind (die Hamburg-Amerika-Linie ist die größte der Welt). — Von weit geringerem Alter sind unter den Weltverkehrs- linien die Eisenbahnen, die die Länder, aber auch die Ozeane miteinander ver- binden. Sie betragen (1894) in Amerika 364975 km Europa 245300 „ Asien 41970 „ Australien 22202 „ Afrika 13103 „ Die selbständige Ausbildung des Nachrichtenaustausches im Bereiche des Weltverkehrs gehört ebenfalls der Neuzeit an. Schriftliche Botschaften werden durch die Post übermittelt, für die durch die von Deutschland angeregte Begründung des Weltpostvereins (1874) die politischen Grenzen der Einzelstaaten keine Verkehrs- schranken mehr bilden. Es gehören demselben alle zivilisierten Staaten und ihre Kolonien mit 100 Mill. qkm Landfläche und 1000 Mill. Bewohnern an (China nicht). — Raumbezwingend hat sich auf dem Gebiete des Nachrichtenverkehrs seit 1833 der elektrische Telegraph entwickelt. Vermöge der leichten Anlage seiner Linien auf dem Laude hat er alle übrigen Verkehrsmittel an Ausdehnung rasch überflügelt. Wie er als Überlandtelegraph seit 1871 Australien quer durch- zieht und^ in kurzer Zeit Kairo mit dem Kaplande verbinden wird, so verknüpft er seit 1866 in der Form des unterseeischen Kabels die Alte und die Neue Welt. Man schätzt die Länge aller Telegraphenlinien der Erde auf mehr als 2 Mill. km; * Die Schiffstonne (Registertonne) bezeichnet einen Rauminhalt von 2,83 cbm.

6. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 214

1896 - Leipzig : Dürr
214 Auf des Sirocco Ruf sich schart Und in Gewittergu und Flammen Hernieder ftrzt auf Land und Meer: Auf meine Ladung fo ringsher Zog dies Geschwader sich zusammen, Und an des Bosporus Gestaden Soll sich sein Kriegsorkan entladen Um deine Frevel voll und ganz Zu strafen, schndliches Byzanz." Obschon Pisaner und Genueser in ihrem eiferschtigen Hasse gegen die Venetianer frhzeitig von den Absichten Venedigs sichere Kunde nach Konstantinopel hatten gelangen lassen, so hatten es doch Unfhigkeit und Pflichtvergessenheit, Habsucht und Nichtsnutzigkeit bei den Griechen dahin gebracht, da so gut wie nichts geschehen war, dem kommenden Unheil zu begegnen, selbst als man es als ein unabwendbares anerkennen mute. Gerade die Ersten im Reiche hatten die grbsten Fehler, die schlimmsten Pflichtverletzungen gehuft. Die Kriegsschiffe lagen halb verfault da; die Schiffsvorrte waren verschleudert oder verschachert; die Flotte war so spottete das Volk in Silber verwandelt worden. 70000 Krieger standen zur Hand; unter ihnen konnten neben einer stattlichen Anzahl Pisaner, welche der Ha gegen Venedig und die Sorge fr ihren Besitz in die Reihen der Griechen fhrte, nur noch die nordischen Gardetruppen als kriegstchtig und zuverlssig gelten. Kaiser Alexius trug bald hohnvolle stolze Verachtung zur Schau gegenber der winzigen Zahl der Angreifer; bald versank er in stumpfe Gleichgltigkeit, wie nur das Gefhl der eignen Ohnmacht sie erzeugt. Vielleicht mochte auch das Schuldbewutsein ihn mit Ahnungen des nahen Zusammenbruchs erfllen und ihm den Willen lhmen. Seine Augenblicke waren geteilt zwischen prahlerischem Mute, der ihn den Thatsachen selbst Gewalt anthun lie, und feiger Niedergeschlagen-heit, die jede geistige und krperliche Kraft hemmt. Er vermochte sich nicht einmal zu dem Entschlsse aufzuraffen, feinem Schwieger-shne, dem ungemein befhigten Theodor Laskaris, freien Spielraum zu gewhren fr die geplante Verteidigung, welche bei der kriege-rischen Begabung desselben und bei dem Vertrauen des Heeres allen Erfolg versprach. Das Volk der Hauptstadt hatte sich anfnglich in lrmenden Kundgebungen gefallen. Bei der Wildheit der Massen brach ihre Wut gar bald in Thaten rohester Gewalt hervor. In der Stadt wurden die Huser der Fremden gestrmt, geplndert, zerstrt. Die Auslnder selbst wurden in ihrer Freiheit verkmmert, an ihrem Leben geschdigt. Am meisten litten die Venetianer von dem Ha

7. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 217

1896 - Leipzig : Dürr
217 sich in altersgrauem quadergefgten Mauerwerk in die Nordostecke der Stadtumwallung hochragend einschiebt. Der 17. Juli es war ein Donnerstag wird zum Tage des allgemeinen Sturmes auserkoren. Die Franzosen sollen von der Nordseite her den Anlauf wagen, woselbst Mauerbrecher und Wurf-Maschinen die Stadtumwallung bis zur Bresche erschttert haben. Die Venetianer gedenken von den Schiffen aus die Mauer zu er-steigen. Dandolo, dessen Rache je nher der Erfllung um so ruhe-loser, um so erfinderischer wird, hat an den Schiffsmasten hinaus schlanke Gerste emporbauen lassen, welche weitreichende Fallbrcken tragen, auf da die Krieger unmittelbar von den Fahrzeugen aus die Zinnen der feindlichen Mauer erreichen knnen. Er hat alles aufgeboten, den Mut der Seinigen bis zur Tollkhnheit zu ent-flammen. Glnzende Belohnungen sind allen zugesagt, die sich hervor-thun im Streite. Ihn selbst duldet es im Augenblick der Entscheidung nicht in der uuthtigeu Ruhe des Lagers. Mit ritterlicher Rstung angethan steht der halberblindete Greis inmitten der Seinigen, das Banner der Vaterstadt, die Fahne des heil. Markus in der Hand; sein Rat soll helfen und sein Besehl leiten; sein Zuruf soll er-muntern und seine Gegenwart begeistern. In stolzer Linie steuert die venetianische Flotte dem feindlichen Ufer zu. Von den Schiffen aus schleudern die zahlreichen Wurf-mafchiuen Felsblcke hinber, das Mauerwerk zu erschttern; nnge-zhlte Pfeile schwirren hinber, die Mauerzinnen von Verteidigern zu entblen. Von den hohen Mauern her entsenden die Griechen mit ihren Wurfgeschossen Wunden und Tod in die Reihen der An-greiser; mit verderblicher Sicherheit handhaben sie das griechische Feuer, welches durch das Geheimnivolle wie durch das Entsetzliche seiner Wirkung gleich furchtbar erscheint, und bringen manchem Schiffe jhe Vernichtung. Viele der Angreifer strzen zerschmettert in die See; viele sinken todeswund auf das Deck. Doch die Ge-nossen zhlen die Opfer nicht; mit gellendem Kriegsruf bertnen sie der Getroffenen Schmerzensgeschrei. Die Schiffe nhern sich stetig dem Ufer und sichern sich den Ankerplatz; ihre Fallbrcken erreichen die Mauerkrone, und die Krieger strzen hinber in wetteifernder Hast und fassen in blutigem Ringen festen Fu auf der Mauer. Eine betrchtliche Mauerstrecke wird behauptet; von 25 Trmen be-reits weht siegverkndend das Banner des geflgelten Lwen. Mit gesteigertem Mute erkmpfen sich die Venetianer von der Mauer aus den Eintritt in die Stadt; ein entsetzliches Ringen entspinnt sich; unaufhaltsam indes dringen sie vor in dem Gewirre der Gassen. Der Tag scheint gewonnen: da kommt jhe Wendung.

8. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 226

1896 - Leipzig : Dürr
226 sichtlich der berfahrtskosten gedeckt sind, zur Verteilung noch 500000 Mark Silber klnischen Gewichtes (nach dem Geldwerte unserer Zeit etwa 70 Millionen Mark). Diese Beute, welche dem siebenfachen Jahreseinkommen des Knigs von England zur dama-ligen Zeit gleichkam, schien den Siegern auch mit der Hlfte ihres Heeres nicht zu teuer erkauft. Ehedem hatte man den Kreuzfahrern Konstantinopel geschildert, wie es wetteifere mit Rom an Wrde, mit Jerusalem an Heilig-tmern, mit Babylon an Pracht und Glanz; jetzt lag es da aus-geraubt und zur Hlfte zerstrt durch Feuer und Schwert, kaum noch ein Schatten ehemaliger Herrlichkeit. Als dann die Kaiserwahl vorgenommen wurde, vereinigten sich die Stimmen der Whler, da Dandolo ablehnte, auf Balduin von Flandern. Ein Reich sollte er regieren, von welchem er zunchst nur die Hauptstadt sein nannte, ein Reich zerfahren im Innern, bedroht von auen. Die geringfgigen Machtmittel, welche sich dem neuen Herrscher zu Gebote stellten, muten sich bei der wachsenden Eifersucht der einzelnen Fhrer zersplittern und in sich selbst ver-zehren. Die Unterthanenschaft und der neue Herrenstand waren und blieben einander fremd in Sprache und Sitte, in Glauben und Volks-tum, im ganzen Denken und Fhlen. Es fehlte der neuen Herr-schast an Einsicht, Wille und Kraft, auf den Trmmern des Reiches einen Dauer versprechenden Staat aufzubauen. Dandolo erfreute sich nicht lange seines Triumphes. Er war in Konstantinopel zurckgeblieben, um die Ordnung der heillos ver-wirrten Zustnde anzubahnen, um die weitreichenden Ansprche seiner Vaterstadt zu wahren. In dem Palaste, woselbst er Wohnung ge-nommen, starb er am 1. Juni 1205. Viii. us der Jett der Reformation. a. Ein Deutsches Bauernparlament. Das Wort Bauernkrieg" ruft bei dem Hrer zumeist die Vorstellung von Rechtsverletzung und Emprung hervor; es lt vor seinem Blicke auftauchen Bilder der Plnderung und Zerstrung;

9. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 76

1896 - Leipzig : Dürr
76 nehmlich um den Wirkungen des groben Geschtzes mit Erfolg zu begegnen. Diese Werke sind spter von Urban Viii. (16231644) entsprechend den Fortschritten der Geschtzkunde und der Belagerungs-kunst weiter ausgedehnt worden. Etwa hundert Jahre vor Urban Viii. war dann die Engels-mals gewissermaen in den Mittelpunkt gerckt worden in dem Streite zwischen Papst und Kaiser. Ein Heer Kaiser Karls V. (15191556) war unter dem Herzog Karl von Bourbon gegen Rom herangerckt, um Vergeltung an dem Papst Clemens Vii. (15231534) zu den, welcher, bisher dem Kaiser befreundet, nach der Schlacht bei Pavia 24. Februar 1525 sich den Feinden des Kaisers angeschlossen hatte. In der Morgendmmerung des 6. Mai 1527 liefen die kaiserlichen Scharen zum Sturm an auf Rom; ehe es Abend ge-worden, war die ganze Stadt mit Ausnahme der Engelsburg in ihren Hnden. Clemens Vii. war durch das Eindringen der Feinde berrascht worden, als er sich anschickte, in der Peterskirche Messe zu lesen. Vor seinen Augen wurden seine Leibwchter niederge-hauen; mit genauer Not rettete er sich durch den-bedeckten Gang in die Engelsburg; hier kam er an wie ein Augenzeuge berichtet mit Schwei bedeckt, wie wenn er mit Wasser bergossen worden". Von der Engelsburg aus konnte er Zeuge sein, welch wste Greuel die zuchtlosen Kriegsscharen der die unglckliche Stadt brachten. Fnfzehn Tage war in der Stadt keine Ordnung, kein Gesetz, keine Gerechtigkeit, keine Religion", so verlautet es bei einem Zeitgenossen. Die Engelsburg wurde belagert. Am 5. Juni ent-schlo sich Papst Clemens zu einem Vertrage, nach welchem er gegen Sicherung seines Leben sich zur Zahlung von 400 000 Dukaten verpflichtete: 100 000 sollten sogleich gezahlt werden; 50000 nach 20 Tagen; 250000 in 2 Monaten. Bis zur Aufbringung der ersten und zweiten Rate sollte der Papst in Haft bleiben. Kaiser-liches Kriegsvolk besetzte die Engelsburg. Die einrckenden deutschen Landsknechte fanden den Papst wie einer ihrer Feldhauptleute, Sebastian Schrtlin berichtet hat mit zwlf Cardinlen in einem engen Saal (die Grabkammer Hadrians?), es war groer Jammer unter ihnen und sie weinten sehr". Wir aber, setzt Sebastian Schrtlin mit bezeichnender Krze hinzu, wurden alle reich". Die Bedeutung dieses lakonischen Zusatzes wird klar, wenn wir erfahren, da die Beute, welche die kaiserlichen Kriegsknechte aus Rom fortschleppten, nach der niedrigsten Schtzung einen Wert von 30 Millionen Dukaten gehabt hat. Aus den Landsknechten wurden 200 der schnsten ausgewhlt, beim Papste Dienste zu thuu, d. h. denselben in der Engelsburg als

10. Geschichtliche Bilder und Vorträge - S. 208

1896 - Leipzig : Dürr
208 erneute Kreuzfahrt zu erwrmen. Im Kreise der franzsischen Kreuz-fahrer, welche den Grafen Bonifaz von Montferrat, einen persnlich hoch hervorragenden Fürsten Italiens zum Leiter und Fhrer des Kreuzzuges erkoren, hatte man sich, gesttzt auf die Erfahrungen frherer Zge, mit dem Plane befreundet, zur See nach dem heiligen Lande zu fahren. Franzsische Edelleute waren in Venedig er-schienen, um Unterhandlungen anzuknpfen hinsichtlich der berfhrung des Kreuzheeres nach Asien. Zwischen dem Dogen von Venedig, Heinrich Dandolo (11921205), und den franzsischen Abgesandten war ein Vertragsentwurf vereinbart worden, nach welchem sich die Republik bereit erklrte, gegen vorherige Entrichtung von 85 000 Mark Silber klnischen Gewichts (d. i. nach dem heutigen Mnzfue etwa 3 400000 Mark, nach dem heutigen Geldwerte ungefhr 10 Million Mark) dem Kreuzheere in der Strke von 4500 Rittern, 9000 Knappen, 20000 Fugngern Schiffe zur berfahrt zu stellen und den Unterhalt des gesamten Heeres auf neun Monate zu bernehmen. Sollte der Vertrag rechtskrftig werden, so bedurfte es der Zu-stimmung des groen Rates wie auch der Billigung der Volks-Versammlung. Wiewohl nmlich das venetianische Gemeinwesen namentlich seit der groen Umgestaltung des Jahres 1172 in immer bestimmteren Zgen der ausgesprochensten Geschlechterherrschast hnlich wurde, so blieb doch neben dem Rate der 480, welcher sich aus den vornehmen Familien bildete, auch der Volksversammlung ein gewisser Anteil bei bedeutsamen Entscheidungen gewahrt, weniger nach dem Wortlaut der Verfassung als infolge scheuvoller Beobachtung des Herkommens. Bei dem groen Rate erzielte Dandolo leicht die Beipflichtung. Schwieriger lie sich das Volk gewinnen fr ein Unternehmen, welches dem eignen Lebensinteresse fremd erschien. Wollte Dandolo die besonderen Ziele, in welchen seine Bestrebungen gipfelten, sich erreichbar erhalten, so muten dieselben zunchst noch sein Geheimnis bleiben. Durch Veranstaltungen rein uerlicher Art gedachte er das Volk zu bestimmen. Er entbot dasselbe in die Markuskirche zur Versammlung. Die Wrde des Ortes sollte auf die Stimmung einwirken und den Sinn empfnglicher machen fr die schwebende Vereinbarung. Die franzsischen Gesandten erschienen selbst als Bittflehende vor dem Volke. Ehe die entscheidende Frage gestellt wurde, trat Gottfried von Villehardouin als Sprecher der Franzosen vor und hob in einfachen markigen Worten Zweck und Notwendigkeit des Vertrages hervor, seine Bedeutung fr die hchsten Pflichten eines christlichen Volkes, seinen Wert fr Venedigs wachsen-den Ruhm. Die hchsten und mchtigsten Edelleute Frankreichs so schlo er haben uns zu euch gesandt; sie rufen durch uns
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